Über David Diop

David Diop wurde 1966 in Paris geboren und ist im Senegal aufgewachsen. Er unterrichtet heute französischsprachige afrikanische Literatur an der Universität Pau. »Nachts ist unser Blut schwarz« ist sein zweiter Roman, der in Frankreich als literarische Sensation gefeiert und in kürzester Zeit zum Presse- und Publikumsliebling wurde. David Diop erhielt dafür unter anderem den Prix Goncourt des lycéens 2018.

Andreas Jandl, geboren 1975, studierte Theaterwissenschaften, Anglistik und Romanistik in Berlin, London und Montréal. Er ist Übersetzer aus dem Französischen und Englischen, u. a. von J. A. Baker, Nicolas Dickner, Mike Kenney, Marie-Renée Lavoie, Robert Macfarlane, Maaza Mengiste, Gaétan Soucy und Elisa Shua Dusapin.

Informationen zum Buch

»Wie ein Tornado nimmt uns dieser kraftvolle, hypnotische Text mit. Atemberaubend!« L'Humanité

Alfa Ndiaye kämpft im Ersten Weltkrieg an der Seite der Franzosen gegen die Deutschen – ein »Schokosoldat« wie die Kameraden ihn nennen. Als Alfas geliebter Kindheitsfreund in seinen Armen verblutet, wird er von Wut und Rache gepackt. Wie ein Wahnsinniger zieht er mit seiner Machete über das Schlachtfeld und kehrt jeden Abend mit einem Gewehr des Feindes samt abgetrennter Hand zurück. Erst bewundern ihn die anderen, dann fürchten sie den Wilden und wenden sich ab. David Diop hinterfragt die Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten und verlagert das Grauen des Krieges ins tiefste Innere. Die Stimme von Alfa Ndiaye betört und verstört. Ein archaischer Roman von unvergleichlicher literarischer Kraft.

»David Diop ruft uns mit archaischer Wucht die Vergessenen eines grausamen Krieges ins Gedächtnis. Ein großes Buch, das lange nachwirkt.« Julia Schoc

ABONNIEREN SIE DEN
NEWSLETTER
DER AUFBAU VERLAGE

Einmal im Monat informieren wir Sie über

Folgen Sie uns auf Facebook, um stets aktuelle Informationen über uns und unsere Autoren zu erhalten:

https://www.facebook.com/aufbau.verlag

Registrieren Sie sich jetzt unter:

http://www.aufbau-verlag.de/newsletter

Unter allen Neu-Anmeldungen verlosen wir

jeden Monat ein Novitäten-Buchpaket!

David Diop

Nachts ist unser Blut schwarz

Roman

Aus dem Französischen von Andreas Jandl

Inhaltsübersicht

Über David Diop

Informationen zum Buch

Newsletter

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kurze historische Anmerkung

Fußnoten

Impressum

Meiner ersten Leserin, meiner Frau,

mit dem schlauen Schimmer in den Augen;

drei schwarze Pünktchen lächeln in deiner Iris.

Meinen Kindern, den Fingern einer Hand.

Meinen Eltern, Überbringern vielfarbigen Lebens.

»Wir umarmen uns mit unseren Namen.«

Montaigne, »Über die Freundschaft«,

Essays, Band 1

»Wer denkt, verrät.«

Pascal Quignard,

Mourir de penser

»Ich bin zwei Stimmen zugleich.

Die eine entfernt sich, die andere naht.«

Cheikh Hamidou Kane,

Der Zwiespalt des Samba Diallo

1

Ich weiß, ich habe verstanden, ich hätte es nicht tun sollen. Ich, Alfa Ndiaye, Sohn des sehr alten Mannes, habe verstanden, ich hätte es nicht tun sollen. Bei der Wahrheit Gottes, jetzt weiß ich es. Meine Gedanken gehören nur mir, ich kann denken, was ich will. Ich werde aber nichts sagen. Alle die, denen ich meine geheimen Gedanken hätte sagen können, meine Waffenbrüder, werden schon zurückgekehrt sein, so entstellt, verkrüppelt, aufgeschlitzt, dass Gott sich schämen wird, sie ins Paradies eintreten zu sehen oder der Teufel sich freuen, sie in der Hölle zu empfangen. Sie alle werden nicht gewusst haben, wer ich wirklich bin. Die Überlebenden werden es nicht wissen, mein alter Vater nicht, und meine Mutter, falls sie noch unter uns ist, würde es nicht ahnen. Keine Scham wird meinen Tod zusätzlich belasten. Sie haben keine Vorstellung davon, was ich gedacht, was ich getan habe, wozu der Krieg mich gebracht hat. Bei der Wahrheit Gottes, die Ehre der Familie ist gerettet, zumindest die Ehre des Anscheins.

Ich weiß, ich habe verstanden, ich hätte es nicht tun sollen. In der Welt vorher hätte ich es nicht gewagt, doch in der Welt heute habe ich mir, bei der Wahrheit Gottes, das Undenkbare erlaubt. Keine Stimme in meinem Kopf, die es mir verboten hat: Die Stimmen der Ahnen, die meiner Eltern, sie blieben stumm, als ich daran dachte, zu tun, was ich schließlich tat. Jetzt weiß ich es, das schwöre ich, ich habe verstanden, als ich dachte, ich dürfe alles denken. Das kam ohne Vorwarnung, schlug ein in meinen Kopf wie ein großer Kriegshagel aus dem metallenen Himmel, am Tag, als Mademba Diop starb.

Ach, Mademba Diop, mein Seelenbruder, er brauchte zum Sterben zu lange. So, so schwierig war es, es hörte nicht auf, von der Morgenröte bis zum Abend, das Gedärm hing ihm heraus, das Innere war außen, wie bei einem zerlegten Opferschaf. Mademba war noch nicht tot, doch sein Inneres schon draußen. Während die anderen in die klaffenden Wunden der Erde flohen, die wir Gräben nennen, blieb ich liegen, oben bei Mademba, drückte mich an ihn, meine Rechte in seiner Linken, schaute in den metallzerfurchten kalten blauen Himmel. Dreimal bat er mich, sein Leiden zu beenden, dreimal verwehrte ich ihm diesen Dienst. Das war vorher, bevor ich mir erlaubte, alles zu denken. Wäre ich schon gewesen, der ich heute bin, hätte ich ihn sofort getötet, als er das erste Mal darum bat, den Kopf zu mir gewandt und seine Linke in meiner Rechten.

Bei der Wahrheit Gottes, wäre ich schon gewesen, der ich heute bin, hätte ich ihm die Kehle durchgeschnitten wie einem Opferschaf, aus Freundschaft. Aber ich dachte an meinen alten Vater, an meine Mutter, an die innere Stimme, die mir befiehlt, und konnte den Stacheldrahtstrang seiner Leiden nicht durchtrennen. Ich war nicht menschlich mit Mademba, meinem Seelenbruder, meinem Kindheitsfreund. Ich hielt mich an meine Pflicht. Ich sagte ihm nur die falschen Dinge, was die Gesetze der Menschlichkeit mir vorgaben und die Stimme der Pflicht, und war nicht menschlich.

Bei der Wahrheit Gottes, ich ließ Mademba schreien wie ein kleines Kind, auch als er zum dritten Mal flehte, sein Leiden zu beenden, wobei er sich vollmachte und mit der Rechten die Erde abtastete, um sein verstreutes Gedärm einzusammeln, das schleimig glänzte wie Wassernattern. Er sagte: »Bei Gottes Gnade und bei der unseres Großen Marabou, Alfa, wenn du mein Bruder bist, wenn du wirklich der bist, für den ich dich halte, schneide mir die Kehle durch wie einem Opferschaf, lass nicht den Tod mit seinem Maul meinen Körper zerreißen! Erspare mir diesen Schmutz. Alfa Ndiaye … Alfa … töte mich … ich flehe dich an!«

Doch gerade weil er von unserem Großen Marabou sprach, gerade weil ich die Gesetze der Menschlichkeit einhalten wollte, die Gesetze unserer Ahnen, war ich nicht menschlich und ließ Mademba, meinen Seelenbruder, meinen Kindheitsfreund, mit Tränen in den Augen sterben, mit zitternden Händen, die versuchten, im Schlamm des Schlachtfelds seine Eingeweide zusammenzusuchen und zurück in den aufgeschlitzten Bauch zu tun.

Ach, Mademba Diop! Erst als du gestorben warst, fing ich wirklich an zu denken. Erst nach deinem Tod, als die Nacht aufzog, wusste ich, verstand ich, dass ich auf die Stimme der Pflicht nicht hätte hören sollen, diese befehlende Stimme, die für uns entscheidet. Doch es war zu spät.

Als du tot warst, die Hände endlich ruhig, endlich still, im letzten Atemzug endlich vom schmutzigen Leid erlöst, da dachte ich nur, dass ich nicht hätte warten dürfen. Ich verstand einen Atemzug zu spät, dass ich dir die Kehle hätte durchschneiden sollen, gleich als du zum ersten Mal darum gebeten hast, als deine Augen noch trocken waren und ich deine linke Hand hielt. Ich hätte dich nicht leiden lassen dürfen wie einen alten einsamen Löwen, den die Hyänen lebendig zerreißen, sein Inneres nach außen kehren. Aus den falschen Gründen ließ ich dich weiterflehen, wegen vorgegebener Gedanken, die hinter ihrer Maske nicht gut und ehrlich sind.

Ach, Mademba! Wie sehr ich bereute, dich nicht am Morgen der Schlacht getötet zu haben, als du mich noch freundlich gebeten hast, freundschaftlich, mit einem Lächeln in der Stimme! Hätte ich dir zu diesem Zeitpunkt die Kehle durchgeschnitten, wäre das mein letzter guter Scherz im Leben für dich gewesen – und ich hätte auf ewig dein Freund bleiben können. Statt aber zu tun, worum du mich gebeten hast, ließ ich dich schimpfen über mich, ließ dich heulen, sabbern, brüllen, dich vollmachen wie ein verrückt gewordenes Kind. Im Namen irgendwelcher Gesetze der Menschlichkeit überließ ich dich deinem elenden Ende. Vielleicht um meine Seele zu retten, vielleicht um so zu bleiben, wie die, die mich erzogen haben, es wollten, dass ich vor Gott und vor den Menschen bin. Aber vor dir, Mademba, da konnte ich kein Mensch sein. Ich ließ dich mich verfluchen, dich, meinen Freund, meinen Seelenbruder, ließ dich schreien und über Gott lästern, weil ich noch nicht selbst denken konnte.

Aber sobald du unter Röcheln gestorben warst, inmitten deiner frei liegenden Därme, mein Freund, mein Seelenbruder, sobald du tot warst, wusste ich, verstand ich, dass ich dich nicht hätte im Stich lassen dürfen.

Ich wartete kurz ab, flach auf dem Boden neben deinen Überresten, und beobachtete im abendlichen Himmel, im tiefblauen Blau, die Schweife der letzten Leuchtkugeln. Und sobald sich Stille über das blutnasse Schlachtfeld gelegt hatte, fing ich an zu denken. Du warst nur noch ein toter Haufen Fleisch.

Ich würde das tun, was du wegen deiner zitternden Hände den ganzen Tag über nicht hattest tun können. Ehrfürchtig sammelte ich deine noch warmen Gedärme zusammen und legte sie zurück in deinen Bauch wie in ein heiliges Gefäß. Im Halbdunkel meinte ich dich lächeln zu sehen und beschloss, dich mit zurückzunehmen zu uns. In der Kälte der Nacht zog ich Uniformoberteil und Hemd aus. Dann schob ich mein Hemd unter deinen Körper und band die Ärmel über deinem Bauch zusammen – mit einem sehr, sehr festen Doppelknoten, den dein schwarzes Blut bald einfärbte. Mit beiden Armen packte ich dich und brachte dich zurück in den Graben. Ich trug dich auf dem Arm wie ein Kind, mein Seelenbruder, mein Freund, und ich lief und lief weiter durch den Schlamm, durch die Trichter der Granaten, voll mit schmutzig blutigem Wasser, und verschreckte die Ratten, die hervorgekommen waren, um das Menschenfleisch zu fressen. Wie ich dich so im Arm trug, fing ich selbst an zu denken und dich um Verzeihung zu bitten. Ich wusste, ich hatte zu spät verstanden, was ich hätte tun sollen, als du mich mit trockenen Augen darum gebeten hast, wie man einen Kindheitsfreund um einen Gefallen bittet, um eine Schuldigkeit, ganz schlicht, sanft. Verzeih.

2

Mit Mademba auf dem Arm, der schwer war wie ein eingeschlafenes Kind, lief ich lange durch die Trichterlandschaft. Vom Licht des Vollmonds übergossen, aber von den Feinden ignoriert, erreichte ich die klaffende Öffnung unseres Grabens. Aus der Entfernung sah der Graben aus wie die leicht geöffneten Lippen eines riesigen weiblichen Geschlechts. Eine weibliche Öffnung, offen für den Krieg, für die Granaten und für uns, die Soldaten. Das war die erste schändliche Sache, die ich mir zu denken erlaubte. Vor Madembas Tod hätte ich nicht gewagt, mir so etwas auszumalen, zu denken, dass der Graben aussieht wie ein übergroßes weibliches Geschlecht, das uns beide in sich aufnimmt, Mademba und mich. Das Innere der Erde war nach außen gekehrt, das Innere meines Geistes war nach außen gekehrt, und ich wusste, ich hatte verstanden, dass ich alles denken konnte, was ich wollte, vorausgesetzt, die anderen wussten nichts davon. Also sperrte ich meine Gedanken, nachdem ich sie mir sehr genau besehen hatte, wieder ins Innere meines Kopfs. Seltsame Sachen.

Im Bauch der Erde empfingen sie mich wie einen Helden. Ich war durch die Vollmondnacht gegangen, mit Mademba auf dem Arm, ohne zu merken, dass ein langer Strang Eingeweide um seine Taille aus dem verknoteten Hemd herausgerutscht war. Als sie sahen, welch menschliches Desaster ich da umklammert hielt, sagten sie mir, ich sei mutig und stark. Sie sagten, dass sie so etwas nicht gekonnt hätten. Dass sie Mademba Diop wahrscheinlich den Ratten überlassen hätten, dass sie es nicht gewagt hätten, sein Gedärm ehrfürchtig zurück ins heilige Gefäß seines Körpers zu tun. Sie sagten, sie hätten ihn nicht eine so weite Strecke getragen, in einer so leuchtend hellen Vollmondnacht, direkt vor den Augen der Feinde. Sie sagten, dafür verdiente ich eine Medaille, ich würde ein Kriegskreuz bekommen, meine Familie würde stolz auf mich sein, und auch Mademba, der vom Himmel zu mir heruntersah, würde stolz auf mich sein. Sogar unser General Mangin würde stolz auf mich sein. Ich dachte, dass die Medaille mir ziemlich egal ist, dass es aber niemand erführe. Außerdem erführe niemand, dass Mademba mich dreimal angefleht hatte, sein Leiden zu beenden, ich sein Flehen aber dreimal unerhört ließ und in meinem Gehorsam gegenüber der Stimme der Pflicht unmenschlich gewesen war. Doch nun hatte ich mich von ihr befreit, musste nie wieder auf sie hören; musste nie mehr den Stimmen gehorchen, die befehlen, nicht menschlich zu sein, wenn man es sein müsste.

3

Im Graben lebte ich wie die anderen, ich trank, ich aß wie die anderen. Manchmal sang ich wie die anderen. Ich singe schief und alle lachen, wenn ich singe. Sie sagten: »Ihr Ndiayes könnt nicht singen!« Sie machten sich ein wenig lustig, aber sie respektierten mich. Sie wussten nicht, was ich über sie dachte. Ich hielt sie für einfältig, hielt sie für Dummköpfe, weil sie nicht nachdachten. Soldaten, egal ob weiß oder schwarz, sagen immer »jawohl«. Wenn der Befehl kommt, aus dem schützenden Graben zu klettern und ungeschützt den Feind anzugreifen, heißt es »jawohl«. Wenn man ihnen aufträgt, die Wilden zu geben, um den Feinden Angst einzujagen, heißt es »jawohl«. Der Hauptmann hat ihnen erklärt, die Feinde hätten Angst vor wilden Negern, vor Kannibalen, vor Zulus – da haben sie gelacht. Sie sind froh, dass der Feind von drüben Angst vor ihnen hat. Sie sind froh, ihre eigene Angst zu vergessen. Wenn sie also mit dem Gewehr in der Linken und ihrer Machete in der Rechten aus dem Graben stürmen, aus dem Bauch der Erde herausspringen, dann setzen sie Gesichter mit den Augen Wahnsinniger auf. Der Hauptmann hat ihnen gesagt, sie wären große Krieger, und schon wetteifern sie untereinander, wer der Wahnsinnigste von allen ist, und gehen freudig singend in den Tod. Kein Diop würde wollen, dass es von ihm heißt, er sei nicht so mutig wie ein Ndiaye, deshalb stürmt er sofort brüllend wie ein Wilder aus seinem Loch, wenn Hauptmann Armand es mit grellem Pfiff befiehlt. Eine ähnliche Rivalität besteht zwischen den Keïtas und den Soumarés. Genauso zwischen den Diallos und den Fayes, den Kanes und den Thiounes, den Dianés, den Kouroumas, den Bèyes, den Fakolis, den Salls, den Diengs, den Secks, den Kas, den Cissés, den Ndours, den Tourés, den Camaras, den Bas, den Falls, den Coulibalys, den Sonkhos, den Sys, den Cissokhos, den Dramés und den Traorés. Sie alle werden sterben, ohne zu denken, weil Hauptmann Armand ihnen sagt: »Ihr Schwarzafrikaner, ihr Schokosoldaten seid von Natur die Mutigsten der Mutigen. Das dankbare Frankreich bewundert euch. Die Zeitungen bringen nur noch eure Heldentaten!« Also stürmen sie flugs aus den Gräben und lassen sich, wie Tobsüchtige brüllend, umso freudiger abschlachten, mit dem regulären Gewehr in der Linken und der wilden Machete in der Rechten.

Aber ich, Alfa Ndiaye, habe die Worte des Hauptmanns verstanden. Niemand weiß, was ich denke, ich bin frei, zu denken, was ich will. Und ich denke, dass alle wollen, dass ich nicht denke. Hinter den Worten des Hauptmanns verbirgt sich das Undenkbare. Das Frankreich des Hauptmanns braucht uns als Wilde, wenn es ihm zupasskommt. Es braucht uns als Wilde, weil die Feinde Angst vor unserer Machete haben. Ich weiß das, ich habe verstanden, schwieriger ist es nicht. Das Frankreich des Hauptmanns braucht unsere Wildheit, und wir in unserem Gehorsam, ich und die anderen, wir geben die Wilden. Wir hacken ins feindliche Fleisch, verstümmeln, enthaupten und schlitzen auf. Der einzige Unterschied zwischen meinen Kameraden, den Toucouleurs und den Sérères, den Bambaras und den Malinkés, den Soussous, den Haoussas, den Mossis, den Markas, den Soninkés, den Senoufos, den Bobos und den anderen Wolofs, der einzige Unterschied zwischen denen und mir ist, dass ich durch Nachdenken zum Wilden geworden bin. Sie verstellen sich nur, wenn sie aus der Erde gesprungen kommen, und ich verstelle mich nur, wenn ich mit ihnen zusammen im schützenden Graben bin. Unter uns, mein Lachen und mein Gesang waren falsch, aber sie respektierten mich.

Sobald ich aus dem Graben stürmte, sobald der Graben mich unter Schreien gebar, konnten die Feinde sich auf etwas gefasst machen. Ich kehrte nie zurück, wenn zum Rückzug gepfiffen wurde. Ich kam erst spä