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Nr. 49

 

Der Drachensee

 

von Peter Terrid

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Seit dem Tag der Wintersonnenwende, dem Tag der entscheidenden Schlacht, die auf dem Hochmoor von Dhuannin zwischen den Streitern der Lichtwelt und den Kräften des Dunkels ausgetragen wurde, sind Monde vergangen. Mit der Unterstützung Drudins, des obersten Dämonenpriesters, der die Kräfte der Finsternis mobilisierte, haben die eroberungssüchtigen Caer über die Kämpfer der Lichtwelt triumphiert und die große Schlacht für sich entschieden.

Damit halten Tod und Verderben ihren Einzug auch in solchen Ländern, die bisher vom Krieg verschont geblieben sind. Massen von Menschen, unter ihnen die demoralisierten Besiegten der Schlacht, streben in heilloser Flucht nach Süden, die Herzen von Trauer und Hass erfüllt.

Auch Mythor zieht südwärts, wobei der junge Held der Lichtwelt mit seinen jeweiligen Weggefährten oft aufgehalten und in eine ganze Reihe von lebensgefährlichen Abenteuern verwickelt wird. Dennoch verliert Mythor Logghard, die Ewige Stadt, die der siebte Fixpunkt des Lichtboten ist und daher das Ziel seiner Reise, nicht aus den Augen.

Gegenwärtig streben Mythor und seine drei Gefährten den Ruinen von Erham zu.

Ein Fluch liegt über diesem Gebiet – außerdem befindet sich dort DER DRACHENSEE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Der Sohn des Kometen am Drachensee.

Sadagar, No-Ango und Hrobon – Mythors Gefährten.

Oburus, Krude und Coerl O'Marn – Die Todesreiter greifen an.

Tjubal – Anführer der Drachentöter.

Flüsterhand – Ein Großer Stummer.

1.

 

Hörst du?

Harter Hufschlag im Nebel. Das leise Schnauben der Pferde. Waffen klirren.

Sie sind es. Kennst du sie, die Abgesandten des Grauens? Bist du es, den sie jagen?

Wehe dir!

Sie reden nicht viel, sie handeln vielmehr. Seit geraumer Zeit sind sie unterwegs. Müdigkeit kennen sie so wenig wie Erbarmen. Sie haben ein Ziel, sie werden es erreichen.

Drudin hat sie losgeschickt. Sie sind die Vollstrecker seines Willens, der keine Gnade kennt. Sie reiten bei Tag und Nacht, nichts und niemand kann ihnen entgehen.

Versuche nicht, dich vor ihnen zu verstecken. Sie werden dich finden. Ihr Weg ist die Straße des Bösen. Wo sie rasten, hält der Tod Einzug.

Wie in Sarphand, wo sie sich unter die wilden Fänger mischten, wo sie Mythor tatsächlich zu ihrem Gefangenen machen konnten. Wäre der Stumme Große Vierfaust nicht gewesen – nichts sonst hätte Mythor retten können.

Sie suchen immer noch. Niemand kreuze ihren Weg. Wer du auch bist, birg dich bang und zeige dich nicht.

Du könntest enden wie der Stumme Große Daumenlos. Mythor hat seine verschrumpelte Leiche gefunden. Sein Tod geht zu Lasten dieser drei.

Sie reiten schweigend. Fröhliches Plaudern kennen sie nicht. Nur ab und zu sagt einer etwas.

Es sind drei: Herzog Krude von Elvinon, Coerl O'Marn und Oburus, drei Männer, drei Kämpfer, drei Boten Drudins, die den Tod überall hin tragen, in welche Richtung Drudin sie auch sendet.

Noch immer suchen sie Mythor.

Ihre Pferde durchtraben einen Bach voll eisig kalten Wassers, aber sie halten nicht inne. Weiter geht der Ritt, immer weiter nach Süden.

Sie wissen, dass Mythor von einem Deddeth beherrscht wurde, der im Hochmoor von Dhuannin entstanden ist. Sie wissen aber auch, dass Mythor wieder frei ist – freies Wild für die schweigsamen Reiter Drudins.

Sie jammern und beklagen sich nicht, dass sie immerzu unterwegs sind, kaum Pausen kennen. Sie sind willfährige Gefolgsleute Drudins, sein Wille ist ihr Wille. Sie jammern auch nicht über verpasste Gelegenheiten, nicht darüber, dass sie keinerlei Einfluss auf Luxon mehr haben.

Ihre Gedanken sind starr wie ihre gläsernen Gesichter. Sie suchen Mythor. Sie wollen ihn finden und töten – nicht mehr, nicht weniger.

Hörst du sie? Sie sind in deiner Nähe!

Wo sie auftauchen, sind Tod und Angst mit ihnen. Sie wissen, dass sie ihren Auftrag erfüllen werden, denn Drudin ist ihr Auftraggeber, und hinter Drudin wiederum stehen Mächte, die sich dem Zugriff kleiner Menschen entziehen. Die Todesreiter wissen sich mit der ganzen Macht der Finsternis im Bunde. Sie wissen, dass Cherzoon schon in Richtung Süden unterwegs ist, zusammen mit Drudin und einigen Tausendschaften Eiskrieger. Das Böse ist unterwegs, der Schattenzone entgegen.

Lauf, wenn du kannst. Lass sie nicht in deine Nähe.

Sie sind nach Süden unterwegs. Nebel liegt über dem Land und verhüllt, was besser niemand sieht. Es ist, als berge sich das Land vor dem Anblick der Todesreiter.

Sie haben keine Empfindung für das Land ringsum. Sie reiten durch den Nebel, den Ruinen von Erham entgegen. Dort wollen sie Mythor fangen und töten.

Rühre dich nicht. Stelle dich tot. Höre auf den harten Schlag der Hufe und warte viele bange Augenblicke lang, bis der Schall nicht mehr wie Trommelschlag in deinem Schädel dröhnt, bis sie sich von dir entfernen. Kannst du sie noch hören? Dann bleib liegen, Unbekannter. Rühre dich nicht. In dem Augenblick, in dem sie dich erkennen, bist du dem Tod verfallen. Also schweige und lass sie an dir vorüber ziehen. Und sind sie vorbei, dann laufe, so schnell du kannst, so weit du es vermagst. Dein ferneres Leben kann glücklich sein.

Lauf. Du bist Drudins Todesreitern begegnet und nicht darüber gestorben. Ist das nicht genug?

Anderen ist es nicht so gut ergangen. Sie sind nun tot, du aber lebst und kannst laufen. Tu es also.

Drudins Reiter werden ihren Weg fortsetzen. Sie haben dich nicht bemerkt. Sie reiten nach Erham.

Sie kennen keine Furcht, schon gar nicht vor dem Tod. Sie haben es auch nicht nötig, sich zu fürchten. Sie wissen etwas, das ihnen Freude einflößen könnte, wären sie zur Freude noch fähig.

Sie werden nicht allein sein in den Ruinen von Erham.

Sie wissen, weil Cherzoon es sie hat wissen lassen, dass dort in den Ruinen von Erham Freunde und Gefährten auf sie warten.

Wehe dem Unglücklichen, der jetzt seinen Weg nach Erham nimmt und den Reitern Drudins begegnet ...!

 

*

 

»Langsam könnte etwas passieren«, murmelte Sadagar. Er spielte mit einem der Wurfmesser aus dem Gürtel. »Diese Reise wird langweilig.«

Mythor lächelte verhalten.

Der Yarl bewegte sich mit gleichbleibender Geschwindigkeit vorwärts, auf seinem Rücken trug er eine kleine Gruppe Männer – Mythor, Sadagar, No-Ango und Hrobon, dazu zwei Odam-Krieger, der Rest der Mannschaft, die Odam zur Verfügung gestellt hatte.

»Ist nicht genug geschehen?«, fragte Mythor halblaut.

Sadagar machte eine wegwerfende Geste.

»Nicht für mich«, sagte er leichthin. Wieder lächelte Mythor.

In der Tat war dieser Abschnitt der Reise langweilig – und nervenzehrend zugleich. Es geschah nichts, aber es konnte jederzeit etwas geschehen. Die überaus schweigsamen Krieger Odams hatten Mythor in knappen Stichworten verraten, was sich abgespielt hatte – alten Legenden und Mären zufolge.

Erham, das Ziel des Yarls und seiner Besatzung, war einst eine blühende Stadt gewesen, reich und berühmt, erfüllt von brodelndem Leben. Dann aber waren ihre Bewohner dem Götzendienst verfallen. Dutzende verschiedener Götzen, Dämonen und Zauberer waren in Mode gekommen; die Vielfalt der Kulte war bald zu einem Wirrwarr geworden. Und dann, eines schrecklichen Tages, hatte ein Fluch die Stadt getroffen. Aufgetan hatte sich die Erde, und Erham war verschlungen worden von den Fluten, mitsamt seinen verfluchten Bewohnern. Bis auf diesen Tag stand ein See in der Senke; nur die Ruinen der großen Häuser und die Standbilder der verfluchten Götzen ragten noch hervor aus den schweigenden Wassern, die die Frevler verschlungen hatten.

Und seither waren das Land und der See eingehüllt in Nebel, in weiße undurchdringliche Schwaden, die dicht über dem Land lagen, als wollten sie den Vorwitzigen warnen, nicht einzudringen.

Mythor deutete nach vorn.

Dort wurde der Nebel immer dichter. Die ersten lichten Schleier umwirbelten schon den Yarl, aber weiter voraus wurden sie zu einer dichten weißen Wand. Der Yarl bewegte sich darauf zu. Dort lag Erham, dort lag das Ziel, das Mythor erreichen wollte.

»Es wird mehr als genug zu tun geben«, sagte Mythor. »Mehr als uns lieb sein wird.«

Unwillkürlich sah Mythor auf das Krummschwert an seinem Gürtel. Es war keine schlechte Waffe, aber fürwahr kein Vergleich mit Altons herrlicher Schärfe. Und sobald er an Alton dachte, dachte Mythor an Luxon, und beinahe von selbst wanderte sein Blick weiter zu Hrobon, der Luxons Gegner, dem göttlichen Shallad Hadamur, diente. Eine wahrhaft seltsame Besatzung hatte der Yarl auf seinem breiten Rücken.

»Was ist das?«

Mythor wandte sich Sadagar zu.

»Ich habe etwas gehört«, sagte der Steinmann mit den weißblonden, lichten Haaren. »Und es hörte sich nicht gut an. Ich prophezeie Übles.«

Mythor spitzte die Ohren.

Sadagar schien sich nicht geirrt zu haben. Irgendetwas weit voraus gab Laut. Es hörte sich wie Krächzen an, wie das Schreien großer Vögel. Und Mythor hatte das ungute Gefühl, als werde sich ausnahmsweise eine der Prophezeiungen Sadagars bestätigen. Das Prophezeien war von jeher eine der Stärken Sadagars gewesen, nur hatte er leider sehr oft mit einer Wirklichkeit zu tun gehabt, die sich seinen Voraussagen nicht fügen wollte. Dieses Mal schien er richtig zu liegen. Das Krächzen wiederholte sich, und es klang nicht verheißungsvoll.

»Was mögen das für Bestien sein?«, fragte Sadagar.

Mythor erinnerte sich unwillkürlich der Vrod-Krähen, die ihm bei Xanadas Lichtburg zugesetzt hatten; die Mächte der Finsternis hatten sie ausgesandt. Mythor wusste auch, dass ihm bei den Ruinen von Erham Gefahr von den Mächten der Dunkelheit drohte.

»Wir werden es sehr bald wissen«, sagte Mythor halblaut. Er hielt die Hand am Schwertgriff.

Dann schälten sich aus der Wand schwarze Punkte heraus, hoch am Himmel, soweit in dem einheitlichen Grauweiß überhaupt zwischen Boden, Nebel und Himmel unterschieden werden konnte.

»Vögel«, sagte Sadagar verächtlich.

Es war ein ganzer Schwarm. Sie blieben weit entfernt, blieben mit mattem Flügelschlag in der Luft. Sie schienen hervorragende Segler zu sein. Die Größe ließ sich nicht abschätzen, dafür fehlte der Vergleichsmaßstab.

»Zwei Dutzend«, schätzte Sadagar, »vielleicht ein paar mehr.«

Mythor kniff die Augen zusammen. Die Angelegenheit gefiel ihm nicht. Die Vögel hatten sich zu einem Schwarm gesammelt und flogen jetzt in einem dichten Pulk auf den Yarl zu. Wieder ertönte das Krächzen.

Es war recht leise, und Mythor begriff sehr bald, was das zu bedeuten hatte – die Vögel mussten sehr weit entfernt sein, wenn ihr Ruf so leise klang, und das wiederum konnte nur eines bedeuten – in der Nähe mussten sie beeindruckend groß sein.

»Greift zu den Waffen!«, rief Mythor. »Wir werden angegriffen!«

»Hä?«, machte Sadagar. Hrobon wölbte die Brauen. Offenbar bewertete er Mythors Vorsicht als Feigheit, für ihn ein neuerlicher Beweis, dass Mythor nicht der Sohn des Kometen sein konnte.

Die Krieger Odams griffen nach ihren Speeren und den weittragenden Bögen.

»O Nadomir!«, stieß Sadagar hervor.

Sie waren herangekommen, und jetzt war jedem auf dem Rücken des Yarls klar, dass ein heißer Kampf bevorstand.

Es waren keine Vögel, die sich da näherten. Es waren riesige Flugtiere mit gewaltigen Schwingen, furchtbaren Krallen und mörderischen Mäulern. Sie erinnerten an Echsen, vor allem wegen der langgestreckten Schädel, die am Hinterhaupt zu einem knöchernen Dorn ausliefen.

Die Schwingenweite schätzte Mythor auf bis zu fünf Mannslängen, und das hieß, dass ein guter Kämpfer mehr als genug zu tun haben würde, sich gegen einen solchen Angreifer zu verteidigen.

»Drachen!«, ächzte Sadagar.

»Es sieht so aus«, gab Mythor zurück.

Zwei Pfeile sausten den Drachen entgegen. Die Odams-Krieger verstanden ihr blutiges Handwerk, beide Geschosse saßen im Ziel. Aber was half es, wenn aus dem Schwarm zwei der Drachen verletzt ausfielen, der Rest war mehr als genug, den Yarl-Reitern den Garaus zu machen.

Einmal mehr wünschte sich Mythor seine Ausrüstung griffbereit. Damit wäre der Kampf aussichtsreicher gewesen.

Das Flattern der riesigen dünnhäutigen Schwingen wurde so laut, dass sich die Männer mit Rufen verständigen mussten.

Mythor hatte nach einem Speer gegriffen und schleuderte ihn mit aller Kraft den Drachen entgegen. Sein Wurf traf ins Ziel, ein Gegner weniger hieß das Ergebnis.

Dann aber waren die Drachen unmittelbar über dem Yarl, der Kampf entbrannte mit voller Härte.

Bereits nach wenigen Augenblicken zeigte sich die wichtigste Schwachstelle in der Verteidigung gegen die Drachen – der Yarl zeigte sich nervös, als die Drachen mit ihren langen Kiefern nach ihm schnappten. Die gleichmäßigen Bewegungen des Tieres wurden unregelmäßiger, der Yarl ruckte und zuckte, und die Reiter auf seinem Rücken mussten sich nun auch noch anstrengen, nicht den Halt zu verlieren.

Mythor schwang das erbeutete Krummschwert. Seine Hiebe trafen ihr Ziel, aber sie zeigten wenig Wirkung. Die Haut der Drachen war federnd, zudem erwiesen sich die Angreifer als höchst gewandte Segler, die mitten im Flug die atemberaubendsten Ausweichbewegungen machen konnten.

So hatten Mythor und seine Freunde einen überaus schweren Stand. Am wirksamsten erwiesen sich Pfeile und Speere, aber die waren nach sehr kurzer Zeit nicht mehr einsetzbar – keiner der Männer fand noch den Raum, zum Wurf auszuholen oder die Zeit, mit dem Bogen zu zielen.

Die Luft war erfüllt vom Gekrächze der Drachen, von den heiseren Kehllauten, die sie beim Angriff ausstießen, vom Klatschen der großen Schwingen. Ab und zu stieß einer der Kämpfer einen heiseren Schrei der Wut aus, sonst war nur Waffengeklirr zu hören und das schwere Atmen der um ihr Leben Kämpfenden.

»Vorsicht!«, schrie Mythor. Er spürte unter sich den Yarl erneut zucken.

Das Tier wusste offenbar nicht, was es machen sollte. Es versuchte zunächst, sich in seiner Panzerung zu bergen, ohne Rücksicht darauf, dass bei diesem hastigen Manöver die Kämpfer auf seinem Rücken durcheinanderpurzeln mussten. Zum Glück waren die Drachen – ihre Zahl hatte sich auf mehr als fünfzig erhöht und stieg weiter an – von dem plötzlichen Manöver des Yarls ebenso überrascht wie die Männer. Sie versäumten es, den Kämpfern in diesem Augenblick höchster Überraschung zuzusetzen, und als die Drachen ihren nächsten Angriff vortrugen, standen Mythor und seine Freunde wieder kampfbereit.

Mythor warf einen raschen Blick in die Runde. Einer von Odams Kriegern fehlte, und Mythor entsann sich dunkel, einen gellenden Schrei gehört zu haben.

Dann streckte der Yarl wieder alle Gliedmaßen aus. Wieder ruckte das Tier, aber diesmal blieben die Männer auf den Beinen.

Die Drachen waren keineswegs nur an den Männern auf dem Rücken des Wandertiers interessiert; sie schnappten mit ihren gefährlichen Kiefern nach allem, was sich regte. Auch der Yarl wurde erbarmungslos angegriffen, und diese Angriffe wurden zusehends wirksamer.

Der Yarl setzte sich in hastige Bewegung. Er versuchte, vor den gnadenlosen Peinigern wegzulaufen, sich in Sicherheit zu bringen, aber gegen die pfeilschnellen Segler hatte er keine Chance. Sie schlugen ihre Kiefer in die Gliedmaßen des Yarls. War der Yarl erst zum Stehen gebracht, waren die Reiter auf seinem Rücken ebenfalls verloren.

Mythor spürte, wie der Yarl sich verzweifelt zur Wehr zu setzen versuchte, ohne auch nur den geringsten Erfolg zu erzielen.

Wenig später gellten Schreie über die nebelverhangene Szene.

Der Yarl hatte einen mäßig hohen Hügel erreicht, und er schaffte es sogar noch, dort hinaufzusteigen. Oben angekommen, verließen ihn aber die Kräfte, allzu sehr hatten ihm die gierigen Drachen zugesetzt.

Das Tier kippte zur Seite.

Der Kampf war im gleichen Augenblick natürlich beendet, denn auf dem umkippenden Yarl konnte sich selbst mit aller Kraft und Geschicklichkeit niemand halten. Laut schreiend stürzten die Männer vom Rücken des sich bäumenden Yarls herab.

Mythor kam mit den Beinen zuerst auf, mehr Zufall als Kunstfertigkeit. Er warf sich nach vorn, rollte ab und war ein paar Augenblicke später wieder auf den Beinen.

Höchste Gefahr drohte. Sie kam nicht von den Drachen, sie kam von dem Yarl, der auf der Höhe des Hügels schwankte und sich zu überschlagen drohte. Dabei würde er genau auf Mythor herabstürzen.

Mythor machte weite Sätze, mit denen er sich in Sicherheit zu bringen hoffte. Er hörte die Rufe der anderen Männer, denen er jetzt nicht helfen konnte; der weitaus größere Teil war auf der anderen Seite des Yarls herabgestürzt.

Es krachte und polterte, als der Yarl knapp einen Schritt von Mythors Beinen entfernt auf dem Boden aufschlug und dort liegenblieb.

Das Schicksal des Tieres war besiegelt – auf dem Rücken liegend musste es zur leichten Beute für die gefräßigen Drachen werden.

Aber unter dem Schutz seines Panzers konnten die Männer Sicherheit finden – vorausgesetzt, der Yarl bewegte sich nicht mehr allzu stark.

Es war eine Wette mit dem Tod – entweder packten die Drachen zu mit ihren zahngespickten Kiefern, oder die Schutzsuchenden wurden von dem sterbenden Yarl im Todeskampf erdrückt.

Mythor zögerte nicht lange. Er suchte unter dem Rückenpanzer des Yarls Schutz. Neben ihm tauchte plötzlich Hrobon auf, im Gesicht ein Ausdruck ungeheurer Verachtung.

»Sohn des Kometen, wie?«

Mythor achtete nicht auf den beißenden Hohn.