Mordsg'schicht

Die Autorin

Julia Wallner – Foto © Sabine Klimpt
Julia Wallner ist das Pseudonym einer in Wien lebenden Autorin. Seit dem Ende ihres Wirtschaftsstudiums arbeitet sie in einer Bank. Nachdem sie im Jahr 2014 zufällig über ein Stammbaumprogramm stolperte, begann sie mit der Erforschung ihrer Vorfahren - ein Hobby, das mittlerweile zur Passion geworden ist. Seit 2017 ist sie auch Autorin des Genealogieblogs "Julies Schatzkiste", in dem neben praktischen Ahnenforschungstipps auch ihre Ahnen vorgestellt werden. Julia Wallner ist verheiratet und Mutter zweier Kinder.

Das Buch

Schlafende Hunde soll man nicht wecken

Juliana Kallberger ist froh, in das gemütliche Dörfchen Zwirnbach gezogen zu sein. Hier, in der Heimat ihres Mannes, kann sie in Ruhe ihrem Lieblingshobby nachgehen: Der Ahnenforschung. Doch als sie einen Eintrag in ihrem Familienstammbuch ergänzen will, stolpert sie über einen Skandal. 1902 wurde ein  Urahne ihres Mannes erhängt in Zwirnbach aufgefunden, kurz nachdem auch seine Frau gestorben ist. War das ein Selbstmord? Juliana kommt der Eintrag ungewöhnlich vor und sie beginnt zu recherchieren, was damals vorgefallen sein könnte. Doch schlafende Hunde soll man nicht wecken und die Stimmung im Dorf kippt, als Juliana beginnt herumzuschnüffeln. Dann wird auch sie selbst bedroht …

Julia Wallner

Mordsg'schicht

Ein Fall für Ahnenforscherin Juliana Kallberger

Midnight by Ullstein
midnight.ullstein.de

Originalausgabe bei Midnight
Midnight ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH,
Berlin Mai 2018 (1)
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München
Titelabbildung: © FinePic®
Autorinnenfoto: © Sabine Klimpt

ISBN 978-3-95819-158-7

Hinweis zu Urheberrechten
Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.
In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

Auf einigen Lesegeräten erzeugt das Öffnen dieses E-Books in der aktuellen Formatversion EPUB3 einen Warnhinweis, der auf ein nicht unterstütztes Dateiformat hinweist und vor Darstellungs- und Systemfehlern warnt. Das Öffnen dieses E-Books stellt demgegenüber auf sämtlichen Lesegeräten keine Gefahr dar und ist unbedenklich. Bitte ignorieren Sie etwaige Warnhinweise und wenden sich bei Fragen vertrauensvoll an unseren Verlag! Wir wünschen viel Lesevergnügen.

Widmung

Für meine Familie



Liebe Leserin, lieber Leser,


danke für den Kauf dieses Buches!

Ich möchte euch herzlich dazu einladen, parallel zum Lesen dieses Krimis auch die Website
www.zwirnbach.wordpress.com
zu erkunden. Dort finden sich zusätzliche Informationen zum Buch wie beispielsweise Stammbäume und interessante Links zum Thema Ahnenforschung.


Liebe Grüße
Julia Wallner

Kapitel 1

Hallo, mein Name ist Juliana Kallberger.

Seit meiner Hochzeit vor drei Jahren beschäftige ich mich mit der Erforschung meiner Vorfahren und es ist kein Ende in Sicht. Ahnenforschung fasziniert mich, weil es eine Verknüpfung der Weltgeschichte mit der eigenen darstellt und man mehr über seine Wurzeln erfährt. Andererseits ist auch ein gewisser detektivischer Spürsinn gefragt, wenn man scheinbar in Sackgassen feststeckt oder Handschriften einfach unentzifferbar erscheinen. Dann muss man andere (Um-)Wege finden, um doch noch die gewünschten Infos zu bekommen. Und ein bisserl Glück darf auch nicht fehlen!

Diesen Genealogie-Blog betreibe ich seit 2016. Ich hoffe, mit dem Blog in anderen den »Ahnenforschungsvirus« zu entfachen oder einfach Tipps für die Forschung geben zu können.

Außerdem stelle ich euch meine eigenen Ahnen und deren Lebensgeschichten vor. Es gibt immer Vorfahren, die noch entdeckt werden wollen.

Vielleicht finden sich ja Verwandte, die ich noch nicht kenne!

Zufrieden las Juliana den Text. Sie hatte im Vorjahr begonnen, einen Genealogieblog im Internet zu verfassen und es war an der Zeit gewesen, die »Über mich«-Seite dieses Blogs zu überarbeiten.

Unter der Beschreibung war ihr Foto, das sie extra von einer professionellen Fotografin hatte machen lassen. Die war ihr Geld wert gewesen, denn es war ein Bild von ihr entstanden, das sogar Julianas selbstkritischen Anforderungen standhielt. Die roten Haare waren nicht zu auffällig und ihre Sommersprossen waren kaum zu sehen.

Die Leserzahlen des Blogs waren im Laufe des letzten Jahres kontinuierlich angestiegen, sodass sie mittlerweile über zweihundert Follower hatte. Diese Follower setzten sich, soweit Juliana das erkennen konnte, aus einer bunten Mischung aus ihren Freunden, anderen Forschern, die sie auf Stammtisch- und sonstigen Veranstaltungen kennengelernt hatte, anderen Bloggern, denen sie ebenfalls folgte, Bewohnern ihres Heimatdorfs Zwirnbach und der Umgebung, entfernten Verwandten, mit denen sie wiederum Verwandte teilte, und generell an der Ahnenforschung interessierten Personen zusammen.

Juliana war sich also bewusst, dass sie mit ihrem Blog einen beachtlichen Kreis an Lesern erreichte. Dementsprechend hoch war ihr Qualitätsanspruch an ihre Artikel und es dauerte durchaus mehrere Stunden oder sogar Tage, bis sie einen neuen Text in eine Form gebracht hatte, mit der sie zufrieden war.

Seit sie und ihr Mann Georg vor einem halben Jahr die Entscheidung getroffen hatten, gemeinsam den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen und eine Unternehmensberatung zu gründen, war es schwieriger geworden, Zeit für die eigene Familienforschung und natürlich auch für das Schreiben von Blogposts zu finden. Montagvormittags war jedoch für ihr liebstes Hobby reserviert. Dann zog sie sich meist nach dem Frühstück mit einer großen Tasse Früchtetee (heiß oder kalt – je nach Jahreszeit) und einer kleinen Tafel Schokolade in ihr Arbeitszimmer zurück und tauchte in die Vergangenheit ein.

»Na, schreibst du schon wieder eine Geschichte fürs Internet?« Ihr Mann Georg kam lachend durch die Tür. Er war bei einem potentiellen Kunden in Wolkersdorf im Weinviertel gewesen und offensichtlich war es gut gelaufen. Während sie bisher hauptsächlich ihre Kontakte in Wien genutzt hatten, versuchten sie jetzt immer mehr Klienten aus Niederösterreich zu gewinnen, um nicht so oft in die »große Stadt« fahren zu müssen.

»Falls du mit ›Geschichten‹ meine hochwissenschaftlichen Ahnenforschungsartikel meinst – dann ja. Ich versuche doch, jede Woche einen neuen Artikel zu schreiben. Der heutige wird übrigens gar keine Geschichte über meine Familie, sondern über deine. Ich wollte diesmal etwas über deine Vorfahren erzählen, wenn es dir recht ist.«

»Ja, das kannst du gerne, aber besonders spannend wird das nicht werden. Glaubst du, dass deine Leser über Generationen von Bauern im kleinen Dorf Zwirnbach lesen wollen?«

»Aber ja! Es gibt hinter jeder Person eine Geschichte, man muss sie nur finden! Also stör mich jetzt nicht, ich muss recherchieren!« Mit einem Lächeln drehte sie sich wieder zu ihrem Computer und öffnete ihr Stammbaumprogramm.

Mittlerweile hatte sie schon 3.247 Personen erfasst. Begonnen hatte sie mit ihren direkten Vorfahren sowie denen ihres Mannes. Durch die Erfassung von Geschwistern und deren Nachfahren war die Zahl der Personen in ihrem Stammbaum rasch angestiegen.

Am Beginn ihrer Forschung war das Erfassen von Geburts-, Hochzeits- und Sterbedaten im Mittelpunkt gestanden, die man über Kirchenbücher – sogenannte Matriken – herausfinden konnte. In letzter Zeit konzentrierte sie sich allerdings darauf, mehr Hintergrundinformation über ihre Vorfahren zu finden, um herauszufinden, wie ihr Leben verlaufen war. Dazu bot heutzutage das Internet unzählige Möglichkeiten: Digitalisierte Herrschaftsakten beinhalteten zum Beispiel Grundbücher oder Kaufverträge, aber auch Eheverträge und Verlassenschaftsunterlagen (sogenannte Inventurprotokolle) vor 1850. Diese Angaben boten unschätzbare Informationen über die Lebensumstände der Familien zur damaligen Zeit.

»So, ihr Kallbergers, wer von euch hätte gerne einen Artikel im Internet?«, sagte sie leise zu sich, als sie durch die Vorfahren ihres Mannes stöberte. Für einen Blogpost brauchte es immer einen Aufhänger, irgendetwas Besonderes, nicht Alltägliches, das Leser interessieren könnte und den Post von anderen abhob. Manchmal machte es auch die Verknüpfung der persönlichen Geschichte mit einer bestimmten Forschungsquelle aus. Der Anspruch an die Posts war es jedenfalls, immer etwas aus der persönlichen Forschererfahrung mit allgemeinem genealogischen oder geschichtlichen Wissen zu verknüpfen.


Es dauerte nicht lange und Juliana hatte ihren Startpunkt. Karl Kallberger (ein Großonkel zweiten Grades von Georg) und seine Frau Theresia verloren drei ihrer sieben Kinder im Säuglingsalter. Die Todesursache war in allen drei Fällen die »Fraisen«. Über Fraisen hatte sie ohnehin schon länger einen Artikel geplant, das konnte man gut verbinden. Diese Krankheit war eine der häufigsten Todesursachen bei Kleinkindern im 19. Jahrhundert. Aufgrund von Vitamin-D-Mangel der schwangeren Frauen starben viele neugeborene Kinder noch im Säuglingsalter.

Nach einigem Stöbern im Internet und in alten Lexika, die sie zu Hause angesammelt hatte, war der allgemeine Teil zum neuesten Blogbeitrag fertig.

Jetzt wollte sie noch das persönliche Schicksal miteinbauen. Juliana hatte zwar schon alle relevanten Daten in ihrem Stammbaum, doch sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, beim Erstellen eines Blogposts noch einmal alle Details gründlich zu prüfen. Es war schon oft genug passiert, dass ihr beim zweiten Ansehen einer Eintragung in ein Kirchenbuch Details aufgefallen waren, die ihr zuvor entgangen waren, durch die sich dann eine neue Spur in der Forschung aufgetan hatte.

Also öffnete sie die Homepage von Matricula Online, einer wichtigen Datenbank mit digitalisierten Kirchenbüchern, und schon hatte sie das gewünschte Sterbebuch der Pfarre Zwirnbach gefunden. Sie überprüfte noch einmal ihre Erkenntnisse: In dem Eintrag zu Maria Theresia Kallberger stand, dass die Tochter von Karl und Theresia Kallberger im Alter von einem halben Jahr am 23.2.1902 an Fraißen gestorben war. Keine Überraschungen, keine übersehenen Details.

Juliana streifte mit dem Blick über die Seite des Sterbebuches. Sie wollte schauen, ob es auf der Seite im Kirchenbuch vielleicht noch weitere Personen gab, die im Stammbaum noch fehlten oder zur Familie gehören könnten.

Der nächste Eintrag nach dem zu Maria Theresia Kallberger machte sie stutzig:

»Joseph Mayerhofer, Bauer aus Zwirnbach, starb am 27.2.1902 im Alter von 56 Jahren. Tod durch Ersticken, wurde erhängt aufgefunden.« Hatte Joseph Mayerhofer etwa Selbstmord begangen? Der Verdacht wurde zusätzlich durch die Anmerkung geschürt: »Wegen Unzurechnungsfähigkeit eingesegnet«.

Julianas Interesse war geweckt. Sie nahm sich vor, ihren Mann, den eingeborenen Zwirnbacher, zu fragen, ob er mehr darüber wusste.

Nachdem sie die Personendaten der drei verstorbenen Säuglinge der Familie Kallberger ergänzt hatte, veröffentlichte sie den Artikel auf ihrem Blog und verlinkte ihn in sozialen Netzwerken.

Kapitel 2

Der Kunde, bei dem Juliana den Nachmittag verbracht hatte, war der Besitzer einer kleinen Bäckerei in Wien Floridsdorf, der mehrere Filialen eröffnen wollte, und daher einen Businessplan für einen Bankkredit benötigte. Sie hatten sich schon mehrere Male getroffen. Der Termin hatte sich etwas in die Länge gezogen, da der Bäckermeister noch keine konkreten Pläne und Vorstellung über das zukünftige Geschäft gemacht und seine Angaben für den Plan schon mehrmals geändert hatte. Als Juliana sich nach mehreren Stunden verabschiedete, war sie allerdings guter Hoffnung, dass sie das Projekt bald abschließen konnte.

Auf dem Rückweg aus Floridsdorf kaufte sie noch schnell fürs Abendessen ein und machte zu Hause eine Saure Wurst – ihr Lieblingsessen im Sommer. Als sie die Portionen für Georg und sich selbst in ihrer geräumigen Wohnküche vorbereitete, ließ sie den Blick durch die großen Terrassenfenster schweifen. Obwohl noch einiges an Arbeit auf sie wartete, bevor man die Wildnis tatsächlich als Garten bezeichnen konnte, überkam sie ein Glücksgefühl. Sie konnte noch immer nicht ganz glauben, dass sie mit Georg tatsächlich ihren Traum vom renovierten Bauernhaus auf dem Land wahr gemacht hatte. Wien und das geschäftige Treiben der Stadt vermisste sie kein bisschen, auch wenn ihre Wiener Freunde das nicht verstanden. Ob es die Emotionen über ihren Umzug oder die Zwiebeln waren – sie hatte jedenfalls Tränen in den Augen, als sie die Teller mit dem Essen zum Terrassentisch brachte.

Natürlich kam auch just in diesem Moment Georg durch die Gartentür. »Du musst nicht mehr weinen, ich bin doch schon zu Hause!«

»Haha, du Witzbold! Komm, setz dich gleich her, ich hab Saure Wurst gemacht.«

»Hmm, das klingt lecker, danke«, sagte Georg, als er sich auf die neue Rattancouch fallen ließ. Vom Zwitschern der Vögel begleitet, ließen sich die beiden einige Minuten wortlos ihr Essen schmecken. Das laute Motorengeräusch der Traktoren, die auf der Straße vom Feld nach Haus fuhren, nahm Juliana schon gar nicht mehr wahr.

Die seltsame Eintragung in den Matriken hatte Juliana längst vergessen, bis Georg sie nach dem Essen nach ihrem neuesten Post fragte. »Ein interessanter Artikel, den du da geschrieben hast. Ich wusste nicht, wie viele Heilungsmethoden es für Fraisen gab! Haben die Leute früher wirklich Auerhahnzunge zu Amuletten verarbeitet, um die armen Kinder zu heilen? G’schmackig!«

»Ja, das hat mich auch überrascht! Deswegen schreibe ich solche Posts so gerne, man lernt immer was Neues! Und die blutigste Methode habe ich lieber gar nicht erst erwähnt, um meine Leser nicht zu erschrecken«, meinte Juliana.

»Fledermausblut bei Vollmond trinken?« Georg lachte.

»Nein, aber knapp daneben: Ein Huhn zerteilen und auf den Körper des Säuglings legen, solange es noch warm ist!«

»Brr! Bin ich froh, dass die Medizin Fortschritte gemacht hat.«

»Übrigens, sagt dir der Name Joseph Mayerhofer etwas?«, kam Juliana auf das Thema zu sprechen, »mir ist da so eine komische Eintragung im Sterbebuch untergekommen.« »Mayerhofer? Na ja, es gibt Mayerhofers in Zwirnbach. Den Gustl kennst du sicher, das ist der nette ältere Herr, der uns immer grüßt beim Vorbeifahren. In dem Haus mit der grünen Fassade.«

»Ah ja, stimmt, deswegen kam mir der Name so bekannt vor. Aber ich meine einen Joseph Mayerhofer, der im Jahr 1902 vermutlich Selbstmord begangen hat. Er wurde erhängt aufgefunden. Das müsste doch einen Skandal ausgelöst haben in dem kleinen Nest hier, oder?«

»Hmm«, überlegte Georg, »nein, das sagt mir eigentlich nichts. Aber du kannst ja mal meine Eltern fragen. Mama weiß immer alles, kennst sie ja.«

»Ja, das werde ich machen. Und ich werd im Internet danach suchen, vielleicht steht was in der Zeitung von damals. Das könnte spannend werden!«

Damit war das Thema vorerst auch beendet. Später gossen Georg und Juliana noch die wenigen Blumen, die sie bisher gesetzt hatten und die deutlich unter der Hitze der letzten Tage gelitten hatten. Der Duft von Sommerflieder stieg Juliana in die Nase, und ein paar Bienen summten fleißig um den blühenden Lavendel herum.

Das Bauernhaus, das Georg von seinen Großeltern geerbt hatte, lag am Ende der Ortschaft Zwirnbach, und durch die Lage am »Berg« war doch immer ein kleines Lüfterl zu spüren. Das Renovieren hatte länger als erwartet gedauert, und der Umbau war tatsächlich erst letztes Jahr wirklich fertig geworden. Dafür war es das Haus ihrer Träume. Der Charme des alten Bauernhauses war geblieben, und es war trotzdem ein modernes, helles Wohnhaus geworden mit einem ausgebauten Dachboden zum Schlafen, einer hellen Wohnküche und ihrem großzügigen Arbeitszimmer im Erdgeschoss. Das Arbeitszimmer hatten sie eingeplant, da sie schon bei der Planung vor fünf Jahren mit einer selbstständigen Unternehmensberatungsfirma geliebäugelt hatten.

Durch verschiedene berufliche Hindernisse und die verzögerte Fertigstellung des Hauses hatten sie den Schritt allerdings erst heuer gewagt. Und bisher bereuten es beide nicht. Es hatte schon Vorteile, sein eigener Chef zu sein. Die Tätigkeit war interessant und bis jetzt hatten sich auch die vermutlich vorprogrammierten kleinen Streitigkeiten eines Ehepaares, das auch zusammen arbeitete, in Grenzen gehalten. Sie hatten eine überschaubare Anzahl an Kunden und waren nach einem halben Jahr immerhin in der Lage, ihre Kosten zu decken.

Juliana machte die Arbeit als Unternehmensberaterin Spaß, tatsächlich jedoch hoffte sie darauf, eines Tages mit ihrem liebsten Hobby, der Genealogie, Geld verdienen zu können. Das Forschen und Stöbern in der Vergangenheit übte eine unglaubliche Faszination auf sie aus – und diese beschränkte sich nicht nur auf die eigene Familiengeschichte.

Als Georg sich am späteren Abend mit einem Krimi ins Bett zurückzog, setzte sich Juliana an ihren Computer und stöberte online in alten Zeitungen im Portal ANNO – Austrian Newspapers Online – der Österreichischen Nationalbibliothek, um Details über den Tod Joseph Mayerhofers zu erfahren. Und tatsächlich wurde sie fündig, als sie die Suchworte »Mayerhofer« und »Zwirnbach« eingab. In der Wiener Zeitung vom Mittwoch, den 5.3.1902, stand Folgendes zu lesen:

Drama in der kleinen niederösterreichischen Ortschaft Zwirnbach

Am Donnerstag, den 27.02., wurde Joseph Mayerhofer im Alter von 56 Jahren tot in seinem Bauernhaus in Zwirnbach von seinem Nachbarn Hans Kainz aufgefunden. Der ältere Herr, der von Ortsbewohnern als stets freundlich und nett beschrieben wurde, musste erst vor sechs Tagen den Tod seiner geliebten Ehefrau miterleben und wirkte in der vergangenen Woche niedergeschlagen. Joseph Mayerhofer hat einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem er erklärte, ohne seine Frau nicht weiterleben zu wollen. Das verstorbene Ehepaar hinterläßt sechs erwachsene Kinder.

Das passte mit den Eintragungen im Sterbebuch zusammen. Der Tod der Frau war ebenfalls im Sterbebuch vermerkt, wie sich Juliana jetzt erinnerte.

Sie rief die Seite im Sterbebuch der Pfarre Zwirnbach nochmals auf. Als Todesursache von Anna Maria Mayerhofer war »Magen-Darm-Erkrankung und Entkräftung« vermerkt. Es schien ein plötzlicher Tod gewesen zu sein, da sie vom Pfarrer nicht mehr mit den heiligen Sakramenten versehen werden konnte.

Das könnte schon einen Schock beim Ehemann ausgelöst haben, dachte Juliana. Der arme Mann.

Inzwischen war es spät geworden und die Buchstaben verschwammen schon vor ihren Augen. Sie beendete daher schweren Herzens ihre Nachforschungen und ging ins Bett.

Kapitel 3

Am nächsten Tag begann Juliana mit der Erstellung des Businessplans für den Bäckermeister. Es war schon fast Mittag, als sie alles zu ihrer Zufriedenheit fertiggestellt hatte. Sie schickte die Datei per E-Mail zur Durchsicht an ihren Kunden.

Da sie schon am Computer saß, beschloss sie, die Statistiken ihres Blogs zur prüfen. 547 Ansichten am gestrigen Tag. Nicht schlecht! Drei Leser hatten auch Kommentare zum ihrem aktuellsten Post hinterlassen:

»Danke für die Zusammenfassung. Ich habe das Wort Fraißen schon öfter gelesen, wusste aber nicht, was genau dahintersteckt! Marie«

»Hallo Juliana. Interessant, wie die Leute früher an Magie geglaubt haben! lg, Hans«

»Wie furchtbar, dass so viele Kinder sterben mussten, bevor der Grund dafür herausgefunden wurde! lg, Siegrid«

Ein Magenknurren verriet ihr schließlich, dass es Zeit zum Essen war. Georg war unterwegs bei Kunden, daher hatte sie zwei Möglichkeiten: Entweder machte sie sich selbst irgendetwas Ungesundes aus der Tiefkühltruhe warm oder sie stattete ihren Schwiegereltern einen Besuch ab. Da gab es meistens etwas Feines zu Mittag, und wenn sie Glück hatte, war es genug für eine uneingeladene Besucherin. Das Haus von Rudi und Franziska Kallberger, Georgs Eltern, lag nur wenige Meter entfernt, der Marsch war also nicht lange.


Sie liebte es, die »Hauptstraße« von Zwirnbach entlangzuschlendern. Man traf dabei oft Nachbarn, mit denen man Neuigkeiten austauschen oder auch nur über das Wetter plaudern konnte. Heute allerdings wagte sich niemand in die Mittagshitze, also kam sie kurz nach 12 Uhr bei ihren Schwiegereltern an.

Ihre Schwiegereltern hatten nach ihrer Hochzeit beschlossen, ein neues Haus zu bauen, um in Zwirnbach bleiben zu können. In diesem Haus war auch ihr Mann Georg aufgewachsen, woran immer noch die Schaukel und Rutsche im Garten erinnerten.

»Juliana, was für eine Überraschung!«, wurde sie von Franziska, die alle »Franzi« riefen, freudig empfangen. »Hast du Hunger? Ich hab noch ein paar Schnitzerl übrig, die wollte ich euch sowieso vorbeibringen.«

Jawohl!, dachte Juliana, Jackpot! Sie liebte Franzis Schnitzerl. Da hatte sie den richtigen Riecher gehabt. »Du kannst Gedanken lesen, ich habe Riesenhunger!«, antwortete sie ihrer Schwiegermutter und beide gingen ins Esszimmer, wo noch die Schnitzerl und der Erdäpflsalat am Tisch standen. Rudi, ihr Schwiegervater, verzehrte genüsslich die letzten Bissen seiner Portion.

»Na, hast du oben bei euch im Haus die Schnitzerl gerochen?«, begrüßte er sie. »Hast Glück, dass ich dir welche übrig gelassen hab, die schmecken wieder mal hervorragend!«

»Da freut sich nicht nur Juliana, sondern auch dein Cholesterinwert!«, wurde er gleich von seiner Frau ermahnt.

»Wenn du nicht so gut kochen würdest, Franzi, hätt ich auch kein Problem mit meinem Cholesterin!«, sagte er schelmisch.

»Ja, ja, immer sind die anderen schuld!«, entgegnete Franzi lachend, die sich aber insgeheim über das Lob ihrer Kochkünste zu freuen schien.

Franzi war klein und schmal, die mittlerweile grauen Haare färbte sie sich hellbraun. Die blauen Augen waren voll regem Interesse für alles, was rund um sie geschah. Ihre guten Kochkünste hatten sich nie auf ihre Hüfte geschlagen, dafür aber umso mehr auf den Bauch ihres Ehemannes, der nicht zu übersehen war. Die beiden waren seit fast fünfzig Jahren verheiratet und lebten ebenso lang gemeinsam in Zwirnbach. Franzi war eigentlich keine Zwirnbacherin. Ihren zukünftigen Mann hatte sie am Kirtag in Wolkersdorf kennengelernt. Sie hatte damals ausgeholfen und die Brathenderln serviert. Weder den Henderln noch der Franzi hatte Rudolf widerstehen können und wenig später waren die beiden verlobt. Obwohl sie keine eingeborene Ortsbewohnerin war, lebte Franzi schon lange genug im Ort, um die Geschichten und Verwandtschaften der Ortsbewohner zu kennen. Juliana versuchte ihr Glück: »Sag mal, Franzi, ich hab einen komischen Eintrag im Sterbebuch von Zwirnbach bei meinen Recherchen für einen Artikel gefunden. Sagt dir der Name Joseph Mayerhofer etwas?«

»Ach, du und deine Recherchen! Du bist eine richtige Kirchenbuchratte!«, meinte Franzi schmunzelnd. »Lass mich nachdenken. Mayerhofer – warte, das war doch der Mord in Zwirnbach, der nie aufgeklärt wurde, oder?«

»Mord? Also im Kirchenbuch steht eigentlich, dass der arme Mann erhängt aufgefunden wurde. Ich hätte da auf Selbstmord geschlossen.« Juliana war erstaunt.

»Ja, ja so irgendwie war das. Zuerst dachten alle, dass der Herr Mayerhofer sich erhängt hat, aus Kummer über den Tod seiner Frau. Aber dann hat die Polizei angeblich doch wegen Mordes ermittelt. Ich weiß nicht mehr, wer mir das erzählt hat. Muss schon lange her sein, aber vielleicht fällt es mir noch ein.«

»Das wird ja immer interessanter. Ich muss unbedingt versuchen, mehr herauszufinden!« Julianas Spürsinn war geweckt.

»Rudis Großvater ist irgendwie sogar verwandt gewesen mit dem Joseph Mayerhofer. Großcousins oder so, glaub ich«, ergänzte Franzi.

»Wirklich? Ich glaub nicht, dass ich das in meinem Stammbaum schon erfasst habe. Da muss ich wohl auch noch meine Daten prüfen. Ich wusste ja, warum ich dich fragen wollte. Du bist der Quell des Wissens, Franzi, danke!«

»Ja, ja schon gut. Ich find es ja auch spannend. Wenn ich mit dem Computer nicht so auf Kriegsfuß stehen würde, würde ich wahrscheinlich Tag und Nacht nur in digitalen Kirchenbüchern schmökern. Magst du noch eine Nachspeise oder musst du gleich wieder weg? Es gibt Schokotorte.«

»Hmm, ist eine schwierige Entscheidung, aber ich glaube, deine Schokotorte gewinnt!«

Eine Stunde und zwei Schokotortenstücke später machte sich Juliana auf den Weg nach Hause. Dort notierte sie sich gleich die neuen Informationen, die sie prüfen wollte:

Sie begann mit ihren Nachforschungen da, wo sie gestern Abend von der Müdigkeit übermannt gestoppt hatte: bei den alten Zeitungen.

In guter Gewohnheit mit einem Glas Eistee ausgerüstet, startete sie ihren Computer und ging wieder zur Homepage von ANNO. Sie gab wieder die Suchworte »Mayerhofer« und »Zwirnbach« ein. Neben dem Artikel, den sie gestern schon gelesen hatte, fand sie im März 1902 noch zwei kürzere Notizen zum Tod von Joseph Mayerhofer, die allerdings keine wirklich neuen Informationen enthielten.

Etwa einen Monat nach dem Todeszeitpunkt fand sie, was sie gesucht hatte:

Wiener Zeitung vom Dienstag, den 8. April 1902:

Zwirnbach: Selbstmord oder Mord?

Wie heute von der Polizeibehörde bestätigt wurde, gibt es nach der Vernehmung von Familienmitgliedern Hinweise, daß es sich beim Tod des Zwirnbacher Einwohners Joseph Mayerhofer nicht um Selbstmord, sondern um kaltblütigen Mord handeln könnte. Täter für die grausame Tat konnte noch keiner ermittelt werden. Die Einwohner von Zwirnbach sind entsetzt, möglicherweise einen Mörder in ihrer Mitte zu haben.

Es könnte also tatsächlich Mord gewesen sein. Leider geizte der Zeitungsartikel mit Informationen. Wo war Joseph Mayerhofer genau gestorben? Warum könnte es Mord gewesen sein und kein Selbstmord? Wer waren die möglichen Verdächtigen? Konnte der Mord letztendlich aufgeklärt werden?

Weitere Zeitungsartikel konnte sie bei der Suche nicht finden. Als routinierte Ahnenforscherin wusste Juliana allerdings, dass man bei scheinbaren Sackgassen nicht sofort aufgeben durfte. Namen wurden unterschiedlich geschrieben, die Texterkennung bei der Digitalisierung konnte ebenfalls Lücken enthalten. Also variierte sie die Schreibweise und tippte »Maierhofer« und »Zwirnbach« in das Suchfeld ein. Darauf erschien ein Artikel aus dem neuen Wiener Tagblatt vom Mittwoch, den 9. April 1902, der wesentlich mehr Informationen enthielt, welche sie zusammen mit ihren anderen Erkenntnissen sofort in einen Post für ihren Blog verarbeitete. Sie hatte beschlossen, ihre Leser an ihren Nachforschungen teilhaben zu lassen.

Mord in Zwirnbach?

Genealogie ist oft ein Detektivspiel, man muss kreativ sein und Spuren folgen, um seine Ahnen zu finden.

In diesem Blogbeitrag wird aber noch mehr detektivischer Spürsinn erforderlich sein als sonst. Als ich die Vorfahren meines Mannes erforscht habe, bin ich im Sterbebuch über einen ungewöhnlichen Eintrag gestolpert:
Joseph Mayerhofer, ein Bauer aus Zwirnbach, starb am Donnerstag, den 27.2.1902. Als Todesursache war angeführt: »Tod durch Ersticken, wurde erhängt aufgefunden.«

Nach dem Lesen habe ich sofort einen Selbstmord vermutet und konnte dies auch in der Wiener Zeitung vom 5.3.1902 nachlesen. Nachdem die Frau von Joseph Mayerhofer nur wenige Tage zuvor unerwartet verstorben war, war ein klares Motiv für die Verzweiflungstat vorhanden.

Einen Monat später ist jedoch ein weiterer Zeitungsartikel erschienen, der besagt, dass die Polizei inzwischen von einem Mord ausgehen würde.

Hier fängt unsere Detektivgeschichte an, denn ein Täter wurde – soweit ich es feststellen konnte – nie gefunden. Daher habe ich vor, in meinen kommenden Blogposts den Fall mithilfe der verfügbaren genealogischen Quellen aufzurollen. Ich hoffe, es wird für euch genauso interessant wie für mich!

Hier die mir bisher bekannten Fakten aus dem Neuen Wiener Tagblatt:

  • Joseph Mayerhofer wohnte im niederösterreichischen Weinviertel, in Zwirnbach Nr. 7.
  • Am 27.2.1902 wurde er von seinem Nachbarn Hans Kainz erhängt im Pferdestall aufgefunden. Unter ihm lag ein umgekippter Sessel.
  • Es wurde ein Abschiedsbrief gefunden, in dem steht, dass Joseph Mayerhofer nach dem unerwarteten Tod seiner Frau nicht mehr weiterleben wollte.
  • Anna Maria Mayerhofer war am 21.2.1902 verstorben.
  • Laut Informationen der Polizei, die damals in der Zeitung zitiert wurde, deuteten jedoch folgende Tatsachen darauf hin, dass nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist:
  • Der Sessel unter dem Toten war zu klein, als dass er darauf gestanden haben könnte, um die Verzweiflungstat auszuführen.
  • Joseph Mayerhofer hatte eine kleine blutige Wunde am Hinterkopf, deren Ursprung nicht geklärt werden konnte. Die Wunde war allerdings nicht die Todesursache.
  • Der Abschiedsbrief war nicht unterzeichnet.
  • Der Verstorbene hatte einen Brief am Küchentisch liegen, aus dem hervorging, dass er einen Termin bei einem Notar in Wolkersdorf vereinbaren wollte, der Grund dafür ist unbekannt.

Das sind die bisherigen Fakten. Ein Detektiv in einem Krimi würde wohl als Erstes die Fragen stellen: Wer könnte die Tat verübt haben und was ist das Motiv?

Juliana las den Blogpost nochmals durch und klickte auf »veröffentlichen«. Sie war schon sehr gespannt, wie sich diese Serie entwickeln würde.


Als Georg am Abend nach Hause kam, erzählte sie ihm bei einem Glas Wein auf der Terrasse von den Dingen, die sie erfahren hatte.

»Du bist also unter die Detektive gegangen? Miss Juliana Marple?«

»Du weißt doch, dass ich Krimis immer schon verschlungen habe! Und diese Geschichte verbindet eigentlich zwei meiner liebsten Hobbys: Ahnenforschung und Krimis lesen – geht gar nicht besser, oder?«

»Ja, ja, pass nur auf, dass du nicht am Schluss allein dem Mörder gegenüberstehst und die Polizei dich retten muss – das ist doch meistens das Ende in einem Krimi, oder?«

»Das stimmt, aber in diesem Fall muss der Mörder längst verstorben sein. Und ich bezweifle, dass ich überhaupt etwas entdecken kann nach all den Jahren. Aber es gibt eine gute Serie an Artikeln für meinen Blog. Noch dazu, wo du doch mit den Mayerhofers verwandt bist!«
»Ich bin mit ihnen verwandt? Das wusste ich nicht! Wie denn?«

»So genau weiß ich das noch nicht, aber es muss irgendwie über eine Kallberger-Tochter gehen, die einen Mayerhofer geheiratet hat, vermutlich nicht in Zwirnbach, sonst hätte ich die Hochzeit schon in meinem Stammbaum. Ich werde das noch genau feststellen.«

»Na, da bin ich gespannt. Nicht dass du dann herausfindest, dass ich einen Mörder in meiner Familie habe! Das würde mir nicht gefallen! Wie wirst du denn jetzt weiter vorgehen mit der Detektivarbeit?«
»Also, wie ich aus meinen Krimis weiß, ist der Mörder meist in der näheren Umgebung des Ermordeten zu finden, also in der Familie oder im engen Freundeskreis. Daher werde ich einmal die Kinder des Ehepaares Mayerhofer suchen und deren Lebensumstände erforschen. Ich werde sicher auch versuchen, mit den Nachkommen zu reden. Mit dem Gustl werde ich anfangen. Vielleicht wurden Informationen mündlich in der Familie weitergegeben, die damals niemand der Polizei verraten hat.«

»Ja, das könnte sein. Ich werde deinen Blog jedenfalls in nächster Zeit noch aufmerksamer lesen als sonst! Viel Glück, Miss Marple!«

Damit war das Thema ausgiebig behandelt und Georg erzählte Juliana von seinen Plänen für einen Obstgarten im hinteren Teil des Grundstücks, während sich der Himmel langsam orange färbte, bis die Sonne schließlich hinter den Bäumen verschwunden war und beide erschöpft zu Bett gingen.