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Robert E. Manus

Glücklich ohne Gott

Robert E. Manus

Glücklich ohne Gott

Warum Bibel und Koran
uns die Antwort
schuldig bleiben

Tectum Verlag

Robert E. Manus

Glücklich ohne Gott

Warum Bibel und Koran uns die Antwort schuldig bleiben

 

© Tectum – ein Verlag in der Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2018

 

E-Pub 978-3-8288-6909-7

(Dieser Titel ist zugleich als gedrucktes Werk unter der ISBN 978-3-8288-4066-9 im Tectum Verlag erschienen.)

 

 

Umschlaggestaltung: Tectum Verlag, unter Verwendung des Bildes
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Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Angaben sind im
Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Inhalt

Vorwort

1 Gott – ein Hirngespinst?

1.1 Warum der Mensch glaubt

1.1.1 Angst, Unwissenheit und die daraus erwachsenden Mythen

1.1.2 Der Wunsch nach einem Leben nach dem Tod

1.1.3 … und die Vorstellungen der Philosophen undNaturwissenschaftler zum Leben nach dem Tod

1.1.4 Einfluss der Evolution, frühkindliche Indoktrination sowie weitere Einflussfaktoren

1.2 Wegbereiter zur Wahrheit – die „Augenöffner“

2 Die Religionen und ihre Bücher – Märchen aus dem Morgenland?

2.1 Altes Testament und Judentum

2.1.1 Historischer Abriss der Geschichte Israels

2.1.2 Entstehungsgeschichte des Alten Testaments

2.1.3 Vorbiblische Quellen

2.1.4 Die Bücher des Alten Testaments – Inhalt und Kritik Genesis 66 – Exodus 83 – Levitikus, Numeri, Deuteronomium 92 – Josua 97 – Richter 100 – Samuel 104 – Könige 109 – übrige Bücher 119ff.

2.1.5 Folgenschwere Auswirkungen des Alten Testaments – bis heute

2.2 Neues Testament und Christentum

2.2.1 Inhalt und Entstehungsgeschichte

2.2.2 Beziehungen zwischen Altem und Neuem Testament, Judentum und Christentum

2.2.3 Jesus

2.2.4 Markante Stellen des Neuen Testaments

2.2.5 Die Evangelien

2.2.6 Die Apostelgeschichte

2.2.7 Die Paulusbriefe

2.2.8 Die Offenbarung des Johannes

2.3 Koran und Islam

2.3.1 Einführung

2.3.2 Zur Quellenlage: Islamische Tradition versus historisch-kritische Forschung

2.3.3 Arabien vor dem Islam

2.3.4 Mohammed

2.3.5 Der Koran

2.3.6 Scharia und Dschihad

2.3.7 Geschichte und Spaltungen des Islam

2.3.8 Islam, Judentum und Christentum – Gemeinsamkeiten und Unterschiede

2.3.9 Der Islam heute

3 Die Wahrheit – Eine Annäherung333

3.1 Warum es (mit ziemlicher Sicherheit) keinen Gott gibt

3.1.1 Er hat sich Zeit gelassen … und geht unzählbare Umwege!

3.1.2 Er lässt alles zu („Theodizee-Problematik“)

3.1.3 Er offenbart sich nicht

3.1.4 Es hat sich bisher keiner der Verstorbenen gemeldet

3.1.5 Wir brauchen ihn nicht mehr zur Erklärung der Welt – Der Gott der Lücken

3.2 Glaube und Vernunft

3.3 Die Immunisierung des Glaubens

3.4 Respekt für Religionsgläubige – oder reicht Toleranz?

3.5 Religion und Demokratie

3.5.1 Die Wurzeln unseres Staatswesens und die Trennung von Staat und Kirche

3.5.2 Die geheimnisvolle Finanzierung der Kirchen in Deutschland

4 Leben ohne Gott – Glücklich ohne Gott

4.1 Das Verschwinden der Gottesgläubigkeit

4.2 Ethische Prinzipien – ohne Gottesbezug

4.3 Glücklich ohne Gott

4.3.1 Ist das Leben ohne Gott nicht mehr schön?

4.3.2 Ein erfülltes Leben ohne Gott

Anlage 1: Literaturhinweise

Anlage 2: Abkürzungen der biblischen Bücher

Anlage 3: Endnoten

 

 

 

 

 

 

 

 

Es gibt lange Abschiede.
Manche dauern ein Leben lang.

Uta Ranke-Heinemann,
dt. Theologin

Vorwort

Warum dieses Buch?

Es hat lange gedauert, von meinem Glauben loszukommen. Jahrzehnte. Es gab Rückfälle. Und zeitweilig nahm ich das „Thema“ nicht mehr ernst. Dies änderte sich durch Dawkins Kampfschrift Der Gotteswahn. Da wusste ich, es ist falsch, nur tolerant zu sein.

Den Ausschlag für das Buchprojekt gab allerdings erst eine Reise nach Äthiopien im Jahr 2012, genauer gesagt die Konfrontation mit dem tiefen (Aber-)Glauben meines äthiopischen Reiseführers. So galt und gilt ihm und wohl vielen anderen das von der hohen Decke einer Höhle (nahe der für ihre monolithischen Felsenkirchen bekannten Stadt Lalibela) tropfende Wasser, das in Behältern aufgefangen wird, als heilig. Nachweislich gebe es im Erdbereich über der Höhle kein Wasser – diese Wasserbildung sei ein Wunder, so unser Reiseleiter. Die Höhle wurde zum Wallfahrtsort, weil diesem Wasser zudem heilende Kräfte zugesprochen werden.

Auch glauben die äthiopischen Christen fest daran, dass sich in der nordäthiopischen Stadt Aksum die Bundeslade mit den zwei Steintafeln befindet, die Gott auf einem wolkenverhüllten Berggipfel Moses überreicht haben soll und auf denen – von Gott höchstpersönlich – die zehn Gebote eingemeißelt oder geschrieben sein sollen. Angeblich hatte ein äthiopischer König sie zu Zeiten Salomos aus dem Tempel in Jerusalem entwendet und nach Äthiopien gebracht. Der Einzige, der die Bundeslade je zu Gesicht bekommt und sie in der eigens dafür gebauten Kirche beschützt, ist ein mit dieser Aufgabe lebenslang betrauter Priester. Es gibt – natürlich – nicht einmal Fotoaufnahmen von all dem.

Ich las während dieser Äthiopienreise das Buch der Religionswissenschaftlerin Uta Ranke-Heinemann Nein und Amen aus dem Jahr 1992 – ein Kontrastprogramm zu der gelebten äthiopischen Frömmigkeit. Sie weist nach, dass das Neue Testament über weite Strecken schlicht erfunden ist, zwanghaft den „Prophezeiungen“ des Alten Testaments zu entsprechen sucht, auf Übersetzungsfehlern beruht etc. Mein erster Gedanke war: Warum macht sie keinen harten Schnitt und sagt sich los von diesem von ihr beschriebenen Lügen- und Legendengebäude? Schließlich, in einer späteren Auflage, tat sie dies und ergänzte den ursprünglichen Titel um den Zusatz „Mein Abschied vom traditionellen Christentum“. Daraus stammt auch das diesem Text vorangestellte Zitat. Bleibt zu erwähnen, dass Uta RankeHeinemann bereits 1987 ihren Lehrstuhl für katholische Theologie verloren hatte, weil sie an der Jungfrauengeburt Marias zweifelte.

Es drängt sich die Frage auf, warum wir in vielen Dingen so rational sind, den religiösen Bereich jedoch weitgehend ausklammern. Darüber rätselt man schon lange. Arthur Schopenhauer beispielsweise vermutete, die uns in kindlichem Alter eingebläute Religion wirke, als wäre sie uns eingebrannt worden und lasse uns – wenn wir uns nicht mit aller Kraft gegen sie auflehnen und von ihr abwenden – für das ganze Leben in einem diesbezüglich infantilen, unkritischen Zustand. Ein Beispiel dafür: Im März 2012 verunglückte in einem Schweizer Alpentunnel ein Bus mit vielen belgischen Schulkindern. Bei dem Aufprall gegen eine Tunnelmauer am Ende einer Nothaltebucht wurden 22 Kinder sowie sechs Erwachsene (Lehrer, Busfahrer) getötet. Die Nothaltebucht war unter sicherheitstechnischen Aspekten idiotisch gebaut, da sie an einer zur Fahrbahn rechtwinklig ausgerichteten Betonwand endete. Bei einer schrägen Ausrichtung der Betonwand wäre der Unfall glimpflicher verlaufen. Alles, was passieren kann, passiert auch. Als ob kein Gott eine schützende Hand über uns hielte. Und dann findet ein Gottesdienst statt und die Angehörigen beten zu ihrem Gott, der das zugelassen hat. Eigentlich müssten sie ihn verfluchen.

Nun passieren ständig schlimme Dinge: Naturkatastrophen, Seuchen, Krankheiten, Kriege, sonstige Verbrechen. Sie treffen alle Menschen. Da ist keine Schonung zu erkennen, keine Bevorzugung, weder nach Rasse noch nach Religionszugehörigkeit, und selbst der Papst (Johannes Paul II.) wurde durch ein Attentat schwer verletzt. Es scheint also, als würde kein Gott, kein Jesus uns lieben. Ist der Himmel leer? Ist alles Quatsch?

Bei der Frage nach Gott hält man bald inne. Zunächst haben wir ja unsere Vorstellungen von einem „persönlichen“, den Menschen zugewandten oder sie auch drangsalierenden Gott, wie er in den „Heiligen Büchern“ beschrieben ist. Religionswissenschaftler, Historiker und Archäologen machen jedoch große Zweifel am Wahrheitsgehalt von Altem und Neuem Testament geltend; die Gott (vor allem im Alten Testament) zugeschriebenen Eigenschaften und Verhaltensweisen – grausam, eifersüchtig, ungerecht, parteiisch – widerspiegelten die Vorstellungswelt der Verfasser. Bei einer Infragestellung oder Verneinung des „biblischen“ Gottes wäre die Frage nach Gott aber noch nicht beantwortet. Könnte es nicht sein, dass es einen anderen Gott gibt, sozusagen den wahren Gott? Einen, wie ihn sich vielleicht Deisten („Gott hat das Universum bzw. die Welt geschaffen, greift aber nicht mehr in das weitere Geschehen ein“) oder Pantheisten („Gott ist eine Kraft, die sich im Universum, in der Natur und anderem zeigt“) vorstellen? Die Gottesvorstellungen in Bibel und Koran, um nur von diesen zu sprechen, könnte man, wenn man wohlwollend ist, als allzu menschliche Interpretationen des eigentlichen Gottes ansehen. Aber sprechen nicht auch Argumente gegen diesen „abstrakteren“ Gott?

Kann man sich demnach, wenn Skepsis in der Gottesfrage ohnehin angebracht erscheint, nicht weitere Ausführungen zu Bibel und Koran ersparen? Ich glaube nein, werden die Auseinandersetzungen zur Frage, ob es einen Gott gibt, doch hauptsächlich auf der Grundlage dieser Bücher geführt. Ferner ist der kindliche Glaube der Menschen an Gott durch die Bilder und Geschichten der „Heiligen Bücher“ geprägt: die Erschaffung der Erde und des Menschen, die Arche Noah, das Lotterleben von Sodom und Gomorrha und deren Vernichtung, die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob, David und Goliath, Moses und die Zehn Gebote, mit Blick auf das Neue Testament die Geburt Jesu (Weihnachten), sein Kreuzestod und seine Auferstehung (Ostern), die Wunder Jesu, die Bergpredigt.

Diese uns als Kinder beeindruckenden Geschichten müssen in einem Buch, das sich mit der Frage nach Gott und dem Glauben an ihn auseinandersetzt, kritisch beleuchtet werden. Das hat zudem mit der auch heute noch gängigen Vermittlung der „biblischen Wahrheiten“ durch die Kirche zu tun. Uns Kindern, aber auch den Gläubigen im Allgemeinen wurde und wird immer noch vermittelt, dass die Bibel Gotteswort sei, von Gott inspiriert, den Bibelschreibern von Gott eingeflüstert; die Bibel sei wahr, fast wie ein Geschichtsbuch zu lesen; sie sei heilig, originär und originell, die Grundlage von Ethik und Moral, und alle Religionen, sofern sie sich nicht auf die Bibel stützen, seien falsch. Für Muslime gilt hinsichtlich des Korans und der Wertungen Ähnliches. Ausgehend hiervon habe ich meine Überlegungen in vier Fragenkreise bzw. Themenbereiche unterteilt:

1. Ist Gott ein Hirngespinst? – Warum der Mensch glaubt. Als Humus für den Gottesglauben erscheinen vor allem Angst und Unwissenheit der Menschen, Armut und Not sowie evolutionäre Einflüsse. Wann aber fing das alles an und wo? Und welchen Einfluss hat die frühkindliche Indoktrination?

2. Die Religionen und ihre Bücher – Märchen aus dem Morgenland? Im Fokus stehen vor allem zwei Aspekte: die nach dem Wahrheitsgehalt und die nach der „Heiligkeit“, der Ethik dieser Bücher. Zum Wahrheitsgehalt von Bibel und Koran ist zu fragen, ob sie Geschichten oder Geschichte enthalten. Und die Bibel hat doch recht titelte einst Werner Keller und landete damit in den 1950er-Jahren einen Weltbestseller. Stimmen also die in der Bibel geschilderten Ereignisse, die mich in meiner Kindheit in ihren Bann gezogen haben? Gab es die bekannten biblischen Gestalten? Sind die zeitlichen Angaben korrekt? Wann wurden diese Bücher verfasst? Mit Blick auf die „Heiligkeit“ dieser Bücher geht es darum, welche Lehren, welche Werte uns Bibel und Koran und die darauf aufbauenden Religionen vermitteln und ob sie uns als Wegbereiter und Kompass für ein friedvolles Miteinander und ein glückliches Leben dienen können.

3. Die Wahrheit – welche Argumente sprechen für, welche gegen die Existenz eines Gottes? Und welche Konsequenzen ergäben sich bei einer Verneinung seiner Existenz? Im Vordergrund stehen neben den Theodizee-Überlegungen insbesondere die „Gottesbeweise“ sowie die Erkenntnisse der Naturwissenschaften (Physik/Kosmologie, Evolutionsbiologie). Bleibt da noch Platz für einen über allem thronenden Mann mit weißem Bart? Aber auch die für uns als Staatsbürger und für unser Zusammenleben wichtigen Fragen sind zu stellen: Wie vertragen sich Glaube und Vernunft, wie Religion und Demokratie? Dies alles auch vor dem Hintergrund der katastrophalen Situation in vielen islamischen Ländern mit Kriegen, Unfreiheit, Armut, Zwang und Unterdrückung und dadurch ausgelösten Flüchtlingsbewegungen.

4. Kann man auch ohne Gottesglauben ein ethisches, sogar glückliches Leben führen? Ohne Gott keine Moral? Könnte man bei einem Blick in die Geschichte und auf die aktuellen Begebenheiten nicht eher zu dem Schluss kommen, es verhalte sich umgekehrt? Dass diejenigen, die sich auf Gott berufen, keine Moral haben? Auch dass ohne Gott ein glückliches Leben möglich sei, wird von religiösen Menschen, vor allem ihren Mandatsträgern, gerne bestritten. Milliarden Menschen, verteilt über alle Erdteile, die keinen religiösen Rucksack tragen, sehen das sicherlich anders, einschließlich der über 30 Millionen Menschen in Deutschland, die keiner Kirche mehr angehören und die wahrscheinlich zum großen Teil den kirchlichen Glaubensinhalten kritisch oder ablehnend gegenüberstehen. Nicht zu vergessen viele ganz außerordentliche Menschen, Künstler wie Matisse, van Gogh, Monet, Picasso, Komponisten wie Bizet, Ravel, Schostakowitsch, Schriftsteller wie Georg Büchner oder Marcel Proust, die ohne einen Gottesbezug ein vermutlich recht erfülltes Leben führten.

Noch einige Bemerkungen zu meiner Themenauswahl: Richtig gut kann man nur auf dem eigenen Acker pflügen. Das ist bei mir das Christentum. Da das Alte Testament (auch „hebräische Bibel“ genannt) Teil der christlichen Bibel wurde, ist die Beschäftigung hiermit – und damit auch mit dem Judentum – geboten. Und wir werden sehen: Der Einfluss des Alten auf das Neue Testament ist kaum zu überschätzen. Darüber hinaus erschien mir die Ausweitung auf den Islam vor allem aus zwei Gründen sinnvoll: Zum einen setzt er auf dem religiösen Fundament von Judentum und Christentum auf und bildet mit diesen die „abrahamitischen“ Religionen. Zum anderen wäre bei der Frage nach Gott und den aktuellen Auseinandersetzungen mit der Rolle der Religionen (wie auch nach dem Verhältnis zwischen den Religionen und Kulturen) eine Nichteinbeziehung des Islam unbefriedigend. Die Beschäftigung mit dem Islam ist auch der Tatsache geschuldet, dass in Europa zwischenzeitlich mehr als 50 Millionen Muslime leben, aufgrund der muslimischen Flüchtlinge aus außereuropäischen Ländern mit stark wachsender Tendenz.

Mein Buch hat sich während des Schreibens entwickelt. Ursprünglich als Abrechnung mit meiner eigenen katholischen Erziehung und als eine Hinterfragung der darin vermittelten religiösen Botschaften gedacht, kam doch dies und jenes dazu … Es wendet sich an Menschen, die einen kritischen Blick auf Religionen und ihre Götter werfen wollen. An jene, denen die Bibel – wie auch mir – als ein wahres, auch geschichtlich wahres, und „heiliges“ Buch vermittelt wurde. Die Wahrheit soll aufgezeigt werden, auch wenn dadurch vieles „entzaubert“ wird.

Die häufige Wiedergabe biblischer Textstellen und Koransuren verfolgt mehrere Zwecke.1 Der Leser soll sich selbst ein Bild davon machen können, welchen Geistes diese Bücher sind. Meine kritischen Anmerkungen dürften so zudem besser nachvollziehbar sein. Einige Zitate sind auch eine Referenz an die sprachliche Schönheit und Ausdruckskraft mancher Textpassagen, so etwa die ersten Verse der Genesis, das Buch Prediger oder einige Psalmen. Darunter finden sich „geflügelte Worte“, die wir heute noch verwenden. Die Koransuren im Wortlaut zu kennen, erleichtert die Diskussion über deren Inhalte und gibt einen Eindruck von der uns zunächst fremd erscheinenden Diktion.

1 Gott – Ein Hirngespinst?

1.1 Warum der Mensch glaubt

Wer einmal die Taufe eines Säuglings in Oberbayern erlebt hat, die herausgeputzten Eltern und Verwandten, mit Lederhosen, Gamshüten und Dirndl, der weiß: die Religionszugehörigkeit hat hier mit Brauchtum zu tun. Die Religion wird von Generation zu Generation einfach weitergegeben. Der Wahrheitsgehalt steht dabei weniger im Fokus – er interessiert einfach niemanden sonderlich.

So geschieht das ständig. Millionenfach. Warum wir heutigen Menschen glauben und was wir glauben, beruht, da ist man sich weitgehend einig, auf frühkindlicher Beeinflussung – auf Erziehung, Tradition und der Region, in der man aufgewachsen ist. Aber wo kommt die Religion, wo kommt der Glaube ursprünglich her?

Als Wurzeln der Gottesgläubigkeit – wie also alles einmal angefangen hat in archaischen Zeiten – verweist die Wissenschaft überwiegend auf die Angst der Menschen vor Gefahren, auch vor dem Tod, gepaart mit Unwissenheit. Darüber hinaus werden evolutionäre Einflüsse gesehen. Generell ist eine Erklärung zudem, dass Armut, (seelische) Not und Unterdrückung der Menschen, verbunden mit dem Wunsch nach einem besseren Leben, die Aufnahmebereitschaft für religiösen Glauben begünstigen.

Die großen Religionen sind, wir werden fast täglich daran erinnert, allesamt in archaischen, vorwissenschaftlichen Zeiten entstanden. Warum? Warum nicht heute? Die Antwort vermag eigentlich jeder Leser selbst zu geben. Religiös Überzeugte behaupten zwar gerne, die Tatsache, dass alle Völker in der Vergangenheit an höhere Wesen geglaubt hätten, sei ein Hinweis auf die Existenz eines göttlichen Wesens. Hier muss man schlicht feststellen: Unsere Urahnen hatten keine andere Möglichkeit, als sich die Welt und ihre vielen Phänomene – Blitz und Donner, die Himmelskörper, den Wechsel von Tag und Nacht und auch der Jahreszeiten, Erdbeben, Krankheiten und Tod – religiös zu deuten, mangelte es ihnen doch an natürlichen oder wissenschaftlichen Erklärungsmöglichkeiten.

Hinzu kommen Projektionen. Die Menschen projizierten ihr Innenleben – ihre Gedanken, Gefühle, Wünsche, Ängste – auf Objekte, andere Lebewesen, aber eben auch auf Götter und das Jenseits. So strafen die Götter in der Weise, wie es sich die Menschen selbst antun würden. Das Jenseits, das Paradies bei dem in der arabischen Wüste lebenden Mohammed ist geprägt von Bächen, Gärten, Blumen, Früchten, hübschen bereitwilligen Jungfrauen; selbst Wein und Schweinefleisch, auf Erden streng verboten, dürfen nun genossen werden. Es steht zu vermuten, dass diese Bilder mit den Lebensumständen, Wünschen und Hoffnungen der Gesellschaft, in denen der Prophet wirkte, zu tun haben.

1.1.1 Angst, Unwissenheit und die daraus erwachsenden Mythen

Furcht gebiert Götter.

Lukrez

Wovor fürchteten sich die Menschen in alten Zeiten? Sicherlich vor wilden Tieren – wir standen Jahrtausende lang nicht an der Spitze der Nahrungskette! Furcht auch vor Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Stürmen und Gewittern, Krankheiten, Dürre und Hungersnöten. Hinzu kamen, dies überlagernd, die Furcht vor dem Tod und die Ungewissheit, ob und wie es danach weitergeht, in einem Paradies oder gar in der Hölle. Dementsprechend finden sich bei allen Völkern vielfältige und ausgeprägte Todes- und Jenseitsmythen. Das Wissen um die eigene Sterblichkeit sowie das Sich-nicht-abfinden-Wollen mit dem Tod als Ende des (begrenzten) Lebens waren sicherlich eine wichtige Triebkraft zur Entstehung religiösen Glaubens.

Die Hoffnung auf das Paradies hat auch mich schon als Kind beschäftigt. Aber: Ist das Dasein dort eigentlich so erstrebenswert? Es wäre im himmlischen Paradies, wenn es denn so etwas überhaupt gäbe, wahrscheinlich ziemlich langweilig! Keiner weiß, warum und wozu er lebt. Und immer nur Halleluja singen, das hat schon den Alois bzw. den Engel Aloisius, den „Münchner im Himmel“ in der Satire von Ludwig Thoma, nicht zufriedengestellt: Niemand hat eine Aufgabe, und allen engelsgleichen Wesen dämmert es, dass dieses ewige Leben sinnlos ist. Eine entsetzliche Vorstellung – nicht nur für Esther Vilar, die darauf verwies, dass den meisten Menschen doch schon an einem verregneten Sonntagnachmittag langweilig sei.2 Voll wäre es zudem in Hölle und Paradies: Bereits jetzt haben vielleicht 110 Milliarden Menschen gelebt. Und es kommen aufgrund der stark wachsenden Erdbevölkerung noch Hunderte Milliarden Menschen dazu. Keine leichte Aufgabe für Petrus, den Überblick zu behalten! Jesus lehrte gar, dass nach der Auferstehung die Menschen nicht mehr heiraten und nicht mehr sterben werden, sie würden den (geschlechtslosen) Engeln gleich sein (Lk 20,35–36, Mk 12,25–27). Also auch das Vergnügen fällt weg! Da ist der islamische Himmel nun doch amüsanter. Doch Spaß beiseite: Der Wunsch ins Paradies zu kommen hat ziemlich fatale Auswirkungen auf unser irdisches Leben. Scheitert doch ein „Paradies auf Erden“ zum großen Teil auch an denen, die an ein Paradies im Himmel glauben und dem irdischen Leben wenig Bedeutung beimessen. Ihr fehlendes Engagement auf Erden verhindert oder erschwert zumindest die Möglichkeiten, die Erde friedlicher und schöner zu machen.

Zur Angst als Ursache für Gottesglauben und Religionen schrieb der Philosoph und Mathematiker Bertrand Russell in seinem berühmten, 1927 verfassten Aufsatz „Warum ich kein Christ bin“: „Die Religion stützt sich vor allem und hauptsächlich auf die Angst. Teils ist es die Angst vor dem Unbekannten und teils … der Wunsch zu fühlen, dass man eine Art großen Bruder hat, der einem in allen Schwierigkeiten und Kämpfen beisteht. Angst ist die Grundlage des Ganzen – Angst vor dem Geheimnisvollen, Angst vor Niederlagen, Angst vor dem Tod. Die Angst ist die Mutter der Grausamkeit, und es ist deshalb kein Wunder, dass Grausamkeit und Religion Hand in Hand gehen, weil beide der Angst entspringen.“ Fast alle Religionen haben Vorstellungen entwickelt, dass und wie es nach dem Tod weitergehen könnte, oder besser: „sollte“. Der Glaube an das Jenseits ist keine Erfindung der abrahamitischen Religionen. Sie haben hier schlicht ältere Vorstellungen (Sumerer, Ägypter etc.) übernommen und teilweise modifiziert. Da gibt’s im Grundsatz nichts allzu Originelles im Judentum, Christentum und Islam und in ihren „Heiligen Büchern“.

Für den Bewusstseinsforscher Thomas Metzinger kollidiert unsere Angst vor der eigenen Sterblichkeit mit unserem Selbsterhaltungstrieb. Ihm zufolge versuchen wir diese zu bewältigen, indem wir Sicherheit und Stabilität in einer Weltanschauung suchen, die wir als „Angstpuffer“ benutzen.3 Ein fester ideologischer Rahmen ermögliche uns dann auch auf emotionaler Ebene, unsere Selbstwertgefühle zu stabilisieren, zum Beispiel durch einen religiösen Glauben, die gemeinsame Verpflichtung auf bestimmte Werte, Rituale und eine auf mehr oder weniger strengen Regeln basierende und mit anderen Gläubigen geteilte Form der Lebensführung. Die empirische Forschung zeige: Je schlechter es uns gelinge, Informationen über die eigene Sterblichkeit zu verdrängen, desto stärker identifizierten wir uns mit dem von uns gewählten ideologischen System.

Metzinger verwendet dafür den Begriff des „adaptiven Wahnsystems“. „Wahn“ sei zunächst, rein psychiatrisch gesehen, eine offensichtlich falsche Überzeugung, die mit einem starken subjektiven Gewissheitserleben einhergeht und die durch vernünftige Argumente oder empirische Belege nicht korrigiert werden kann. Solche Glaubenssysteme könnten zwar für einzelne Menschen und in kurzen Zeiträumen das subjektive Leiden wirksam vermindern, sie spendeten Trost, ermöglichten intensive Gemeinschaftserfahrungen und das Erleben von Geborgenheit in einer unsicheren Welt, sie seien sozusagen metaphysische Placebos, die in der existenziellen Palliativmedizin eingesetzt würden. Für die Menschheit als Ganzes sei diese Strategie aber objektiv nicht nachhaltig, und die lokale, kurzfristige Stabilisierung des Selbstwertgefühls erzeuge auf globaler Ebene immer wieder unfassbares Leid. Die Religion sei historisch gesehen aus Bestattungsriten, aus Grabbeigaben und dem Ahnenkult, sprich aus systematischen Formen der Sterblichkeitsverleugnung entstanden, aus Strategien, die dazu dienen sollen, das Bewusstsein der eigenen Endlichkeit zu bewältigen.

Unwissenheit gilt als Schwester der Angst. Auch Stephen Hawking, der berühmte Astrophysiker, ist überzeugt, dass „Unkenntnis der Naturgesetze Menschen früherer Zeiten (veranlasste), Götter zu erfinden, die in jeden Aspekt des menschlichen Lebens hineinregierten … Da die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung in der Natur für sie nicht ersichtlich war, erschienen diese Götter als unergründlich und die Menschen ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.“4 Und natürlich mussten die Götter in der Fantasie der Menschen zunächst auch Himmel und Erde sowie Menschen, Tiere und Pflanzen schaffen. Da wurde eifrig spekuliert. Der Mensch ist neugierig.

Auf der Zeitleiste unserer menschlichen Geschichte ist die wissenschaftliche Forschung eine ganz neue Beschäftigung. Da stellt sich unwillkürlich die Frage, wie die griechischen Philosophen, die jüdischen Propheten und Bibelautoren, Jesus, die Evangelisten, Paulus, Augustinus oder Mohammed gedacht hätten, wenn sie über den heutigen vor allem naturwissenschaftlichen Kenntnisstand verfügt hätten. Wahrscheinlich würden sie sich wundern, dass wir ihre damaligen Ergüsse immer noch ernst nehmen und nachplappern, immer noch die alten Lieder singen.

Man kann es sich wie eine Sanduhr vorstellen: Der obere Behälter steht für „Unwissen, unmündiger Mensch, Glaube an Götter“, der untere Behälter für „Wissen/Wissenschaft, mündiger Mensch, Selbstverantwortung“. Die Menschen im Altertum hatten – nach unseren heutigen Maßstäben – nur sehr geringe naturwissenschaftliche Kenntnisse. Eine wichtige Voraussetzung für die Naturforschung war die Sesshaftigkeit der Menschen. Die gab es aber erst mit der Fähigkeit zum Getreideanbau, vermutlich zuerst in Mesopotamien, vielleicht auch parallel in Ägypten und im Gebiet der heutigen Türkei (evtl. 8.000–10.000 v. Chr.). Erste Entdeckungen betrafen einfache Gesetzmäßigkeiten in Naturvorgängen wie den Wechsel der Jahreszeiten oder die periodischen Bewegungen der Himmelskörper. Eine recht genaue Bestimmung der Sonnen- und Sternpositionen sowie der Mondphasen belegen viele der sogenannten Kalenderbauten (Kreisgrabenanlagen, Sonnentempel und Megalithanlagen). Wichtige Daten wie Neumonde, Tag-und-Nacht-Gleiche sowie die Winter- und Sommersonnenwende wurden erfasst und hatten in vielen Frühkulturen kultische Bedeutung. Seit etwa 700 v. Chr. führten die Babylonier systematisch genaue Beobachtungen der bekannten Planeten durch. Sie dachten sich die Erde als eine von Wasser umgebene Scheibe, die von einer Himmels-Halbkugel überwölbt ist. Die Ägypter stellten sich die Welt quaderförmig vor, deren flacher oder etwas gewölbter Himmel von vier Bergspitzen an den Ecken des Festlands gehalten wurde.

Im Bereich der Medizin wurden Krankheiten früher als das Wirken dämonischer Geister angesehen, die es durch Verabreichung von Arzneimitteln zu vertreiben galt, und auf behinderten Menschen lastete, so glaubte man, ein Gottesfluch. Früher? Im Zusammenhang vor allem mit der Aids-Krankheit sprachen religiöse Autoritäten und gläubige Menschen in zahlreichen Fällen von einer Strafe Gottes.5 Allerdings gab es um die Zeit 1600 v. Chr. schon die Beschreibung zahlreicher Krankheiten mit ihren Symptomen, Diagnose- und Therapiemöglichkeiten. Und wahrscheinlich waren es die Phönizier, die als Erste (im 2. Jahrtausend v. Chr.) eine Alphabetschrift mit etwa nur 30 Zeichen, basierend auf Lauten der Aussprache, entwickelten. Dadurch konnten auch Menschen niedrigerer Klassen das Lesen und Schreiben lernen. Außerdem wurde im 2. Jahrtausend v. Chr. die Eisenverarbeitung erfunden. Sie löste die aufwendigere Bronzeverarbeitung ab.

So richtig hat sich unser naturwissenschaftliches Wissen allerdings erst in den vergangenen 150 Jahren vermehrt – und es explodiert förmlich seit einigen Jahrzehnten aufgrund der Fortschritte in Physik, Chemie, Biologie, Medizin und schließlich der Computerisierung/Digitalisierung sowie der Fortschritte in der Astronomie/Raumfahrt. Schnell vergessen wir, dass erst Anfang der 1930er-Jahre die Urknalltheorie entwickelt wurde, dass man bis dahin glaubte, die Milchstraße sei die einzige Galaxie unseres Universums, und dass erst 1953 die Bedeutung der DNA erkannt wurde.

Werfen wir also den Alten nichts vor. Sie haben entsprechend ihrem Wissensstand in Göttern, Geistern, Teufeln und Dämonen die Ursache für die ihnen unerklärlichen Naturphänomene gesehen, die Antwort auf die Fragen danach, woher wir kommen, wie der Kosmos, unsere Sonne, die Erde, der Mond, die Berge, die Tiere und Pflanzen geschaffen wurden. Diese „Mythen“ unserer Vorfahren, insbesondere die aus Mesopotamien und der Levante, aus Persien und Ägypten, haben auch Eingang in die „Heiligen Schriften“ der abrahamitischen Religionen, zunächst in das Alte Testament, gefunden, seien es Schöpfungs- und Jenseitsmythen, Mythen über Götter, Engel, Teufel und Dämonen und anderes. Auf die vorbiblischen Quellen werde ich in einem späteren Kapitel noch näher eingehen.

Unsere heutigen Erkenntnisse zeigen, dass alle Schöpfungsgeschichten aus Unwissenheit geborene Fantasieprodukte sind. Das Universum, die Galaxien, unsere Sonne und Erde sowie das Leben, also die Pflanzen, die Tiere und wir selbst, entstanden in einem Milliarden Jahre dauernden Prozess. Die Menschen des Altertums, die damaligen Religionsgründer, verfügten noch nicht über dieses Wissen. Und den von ihnen erfundenen Göttern konnten sie auch nur ihren damaligen Wissensstand in den Mund legen. Keiner ihrer Götter, kein Jesus sagte damals: Die Erde kreist um die Sonne, die Erde ist eine Kugel und es gibt noch andere Erdteile, der Mensch ist in einem Millionen Jahre dauernden evolutionären Prozess entstanden, die biblische Schöpfungsgeschichte stimmt nicht. Der Gott der Bibel oder auch der Allah des Korans sagen immer nur das, was die Menschen, die diese Bücher geschrieben haben, wussten. Das war – nach unseren heutigen Maßstäben – nicht allzu viel. Deutlich wird dies etwa, wenn der Evolutionsbiologe Richard Dawkins in seinem Buch Der Zauber der Wirklichkeit den Mythen über die Entstehung der Welt, der Pflanzen und Tiere sowie der Menschen die tatsächlichen Prozesse gemäß unseren zwischenzeitlichen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen für all diese Dinge gegenüberstellt. Und man bemerkt rasch: Die Beschreibung der Realität und ihrer tatsächlichen Ursachen ist viel spannender und facettenreicher als der Griff in die Mottenkiste religiöser Mythen.6

1.1.2 Der Wunsch nach einem Leben nach dem Tod

Die Gräber sind die Geburtsstätten der Götter. Wenn der Tod nicht wäre, gäbe es keine Religion.

Ludwig Feuerbach

Die Angst vor dem Tod und die Furcht, dass nach dem Tod alles vorbei sei, beschäftigen die Menschen von alters her und sind Gegenstand fast aller Religionen.7 Hierzu gibt es im Wesentlichen drei Ansätze:

1. Das menschliche Leben wird als eine Art Bewährung oder Prüfung gesehen. Nach dem Tod wechselt der Mensch in einen anderen Seinszustand (Weiterleben in einem Totenreich, Jenseits, Himmel, Hölle etc.). Das entspricht vor allem der christlichen und islamischen Lehre (auch „Vollendung“ genannt).

2. Der Mensch besitzt einen geistigen Anteil (meist als „Seele“ bezeichnet), der immer wieder in neuen Körpern auf der Erde erscheint, ein Leben lebt und wieder stirbt. Das wird insbesondere von Hinduismus und Buddhismus vertreten (auch „Inkarnation“ genannt).

3. Mit dem Tod endet die Existenz eines Menschen. Der Mensch lebt nicht mehr als Subjekt weiter. Das ist für die Naturwissenschaft am wahrscheinlichsten.

In Deutschland erwartet nur noch gut ein Drittel der Bevölkerung (36 %), dass das Leben nach dem Tod irgendwie weitergeht. Selbst bei Katholiken sind es nur noch 49 Prozent und bei Protestanten gar nur 39 Prozent, die davon ausgehen – obwohl das Weiterleben nach dem Tod doch ein zentraler Glaubensinhalt der christlichen Kirchen ist.8 Ein Blick in die (vorbiblische) Geschichte zeigt folgende unterschiedliche Jenseitsvorstellungen und -mythen, die teilweise entsprechende Jenseitsvorstellungen in Judentum, Christentum und Islam beeinflusst haben:

Die Sumerer des alten Mesopotamien (3. Jahrtausend v. Chr.) glaubten an ein Totenreich, das sie als „Land ohne Wiederkehr“ auffassten, und ein Totengericht. Andererseits war bei ihnen, wie später bei den Babyloniern, auch die Vorstellung verbreitet, dass sich die Toten an ihren Grabstätten aufhalten. Daher brachten sie den Verstorbenen dort Speisen und Getränke dar. Im Gilgamesch-Epos (Tafel 12) kehrt der ins Totenreich hinabgestiegene Enkidu bzw. sein Totengeist in die Welt der Lebenden zurück und schildert die Schicksale der Toten, die von der Todesart, der Anzahl ihrer Kinder und der Fürsorge der überlebenden Angehörigen abhängen.

Nach den Vorstellungen im persischen Zoroastrismus (Hauptverbreitungszeit vermutlich vom 7.–4. Jahrhundert v. Chr.) gehen die Seelen nach dem Tod über die Činvat-Brücke. Hier wird Gericht gehalten: Für den rechtschaffenen Menschen ist die Brücke breit wie ein Pfad, für den anderen schmal wie eine Messerschneide. Die Guten gelangen ins Paradies, den „Ort der Lobgesänge“; die Seelen der Bösen kommen in die Hölle, den „schlechtesten Ort“. Außer der Vitalseele (uštāna), die mit dem Tod vernichtet wird, gibt es noch eine unabhängig vom Körper agierende Freiseele oder Verstandesseele (urvan). Nach dem Tod bleibt diese „Freiseele“ drei Nächte lang in der Nähe des Leichnams und begibt sich dann auf den Weg ins Jenseits. Neben den Vorstellungen vom jenseitigen Fortleben der Seele gab es den Glauben an eine Auferstehung als Wiederbelebung toter Körper, die als möglich galt, falls die Knochen der Verstorbenen vollzählig und intakt aufbewahrt wurden, sowie die Erwartung eines Weltgerichts.

Im Alten Ägypten unterschied man die Seelenarten Ka (Seele eines lebenden Menschen) und Ba (Verklärungsseele eines Verstorbenen, die erst nach dessen Tod entsteht). Ziel der Menschen war die ewige Fortdauer im „Reich des Osiris“, für die der Verstorbene die Einbalsamierung sowie Mumifizierung und die Zustimmung des Totengerichts benötigte. Voraussetzung, um ins Jenseits eintreten zu dürfen, war ein moralisch gutes Leben, was durch ein Totengericht festgestellt werden musste. Während der Körper im Grab verbleibt, verlassen der „Ka“ und der „Ba“ diesen. In den mythologischen Vorstellungen seit dem Neuen Reich entscheidet sich nach dem Wiegen des Herzens, ob die Seele des Verstorbenen die Reise antreten kann oder vernichtet wird.

Allgemein kann man sagen, dass im Judentum der Fokus auf das Leben im Diesseits gerichtet ist, das in jeder Weise bejaht wird. Man will/soll Kinder haben und in seinen Kindern weiterleben. In den jüdischen Schriften finden sich keine einheitlichen Aussagen zum Leben nach dem Tod. Man kann im Judentum hierzu vor allem drei Richtungen unterscheiden. Im alten Judentum ging man davon aus, dass der Ort der Toten die Scheol, die Unterwelt ist, in der die Gemeinschaft mit Gott erlischt. Demnach gibt es also kein Weiterleben im Jenseits. Der Tod des Menschen wird als Verlust seiner Gottesverbundenheit betrachtet. „Tote können den Herrn nicht mehr loben. Sie sind dort, wo man für immer schweigt“, so Psalm 115,17. Und in Prediger 3,19 heißt es: „Wie die Tiere sterben, so sterben die Menschen.“ Unter dem Einfluss von Jenseitsvorstellungen der Religionen und Kulturen der Nachbarländer (Zoroastrier, Hellenen etc.) setzte nach dem babylonischen Exil im Judentum zunehmend auch der Glaube an eine Auferstehung bei der Ankunft des Messias ein, zu dem sich vor allem konservative und orthodoxe Juden bekennen. Erst im Spätjudentum entwickelte sich die Vorstellung von der Unsterblichkeit der Seele und einem jenseitigen Leben bei Gott als Belohnung für ein gutes Leben im Diesseits. Ihr hängt vor allem das Reformjudentum an. Im Buch Daniel (wahrscheinlich im 2. Jh. v. Chr. verfasst) findet sich die Lehre von einem „ewigen Leben“ bei Gott: „Viele, die unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande“ (Dan 12,2). Zur Zeit Jesu gab es Anhänger aller drei genannten Vorstellungen. Die Sadduzäer bestritten Unsterblichkeit und Auferstehung, die Pharisäer glaubten dagegen an eine Auferstehung. Die Essener nahmen nach dem Bericht des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus eine unsterbliche Seele an, die im Körper wie in einem Gefängnis lebt und beim Tode befreit wird.

Nach christlicher Lehre gibt es ein „ewiges Leben“ (die „Auferstehung“) nach dem Tod. Im katholischen Glaubensbekenntnis ist sogar die Erwartung der „Auferstehung des Fleisches“ enthalten. Nicht nur die Seelen leben demnach fort, sondern auch der „Leib“ wird wieder lebendig. Wie es dann weitergeht, kann man im vom Vatikan erstellten Katechismus der Katholischen Kirche – Kompendium ganz genau erfahren.9 So heißt es unter Textziffer 205: „Durch den Tod wird die Seele vom Leib getrennt. Der Leib fällt der Verwesung anheim. Die Seele, die unsterblich ist, geht dem Gericht Gottes entgegen und wartet darauf, wieder mit dem Leib vereint zu werden, der bei der Wiederkunft des Herrn verwandelt auferstehen wird.“ Und unter Textziffer 207 wird zum ewigen Leben ausgeführt: „Das ewige Leben ist das Leben, das gleich nach dem Tod beginnt … Ein besonderes Gericht durch Christus, den Richter der Lebenden und der Toten, wird für jeden Menschen dem ewigen Leben vorangehen, und durch das Letzte Gericht wird es bestätigt werden …“ (Hervorhebungen R. M.). Man muss also zweimal ran! Das Letzte Gericht wird erst „am Ende der Welt stattfinden, dessen Tag und Stunde Gott allein kennt“ (Textziffer 215). Da das Ende unserer Erde nach ziemlich einhelliger Meinung der Naturwissenschaftler voraussichtlich in etwa fünf Milliarden Jahren droht, müssen wir uns also noch auf etwas Wartezeit einstellen. Zum Fegefeuer („Purgatorium“) heißt es in Textziffer 210, es sei für diejenigen, die „noch der Läuterung bedürfen, um in die himmlische Seligkeit eintreten zu können“. In Textziffer 211 werden Ratschläge erteilt, wie die noch Lebenden den Seelen der im Fegefeuer Leidenden helfen können. Neben Fürbitten können sie „auch Almosen, Ablässe und Bußwerke für sie darbringen“. Dabei wetterte schon Martin Luther gegen „Ablässe“, und die Ablehnung dieser Vorstellung war eine der Triebfedern der Reformation. Textziffer 212 gibt schließlich Auskünfte zur „Hölle“: „Sie besteht in der ewigen Verdammnis jener, die aus freiem Entschluss in Todsünde sterben … Christus fasst diese Wirklichkeit in die Worte: ‚Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!‘ (Mt 25,41) …“ Die Kirchen vermeiden heutzutage weitgehend Aussagen zu Hölle und Teufel, da dies ihren Schafen kaum noch vermittelbar ist.

Die Jenseitsvorstellungen des Islam ähneln im Grundsatz den christlichen Glaubensvorstellungen – wobei die Jenseitsorientierung, wie aus den im Kapitel 2.3 wiedergegebenen Suren ersichtlich, noch stärker ausgeprägt ist.

1.1.3 … und die Vorstellungen der Philosophen und Naturwissenschaftler zum Leben nach dem Tod

Es gibt nicht nur keine Seele, es gibt überhaupt kein substanzielles Selbst.

Thomas Metzinger, dt. Philosoph und Wissenschaftstheoretiker

Beginnen wir mit dem griechischen Philosophen Demokrit (460–371 v. Chr.). Er erklärt im Rahmen seiner materialistischen Weltdeutung die Seele als Zusammenballung von Seelenatomen, die in der Luft schweben; durch die Atmung werden sie ihr entnommen und wieder an sie zurückgegeben. Der Tod ist das Ende dieses Stoffwechsels, mit ihm zerstreuen sich die Seelenatome des Verstorbenen. Insofern gibt es nach Demokrit keine Unsterblichkeit der Seele.

Für Platon (428–348 v. Chr.), dessen Lehre später Paulus beeinflusst hat, ist die Seele hingegen immateriell und unsterblich; sie existiert unabhängig vom Körper und ist schon vor dessen Entstehung da (sogenannter Körper-Geist-Dualismus). Seele und Körper sind gemessen an ihrer Beschaffenheit und ihrem Schicksal völlig verschieden, ihr vorübergehendes Zusammentreten und Zusammenwirken ist nur für eine bestimmte Zeit bedeutsam, ihre Trennung erstrebenswert; der Körper ist das „Grab“ oder der „Kerker“ der Seele.10 Da allein die Seele eine Zukunft über den Tod hinaus hat, kommt es nur auf ihre Förderung und ihr Wohlergehen an. Wegen ihrer Gottähnlichkeit als unsterbliches Wesen steht es ihr zu, über den vergänglichen Körper zu herrschen. Ferner beschreibt Platon das Leben der Seele im Jenseits, das Seelengericht und die Seelenwanderung.

Aristoteles (384–322 v. Chr.) kritisiert wiederum die Seelenlehre Platons mit ihrer strikten Trennung von Körper und Geist. Er selbst hält die Seele für eine (emergente) Eigenschaft des lebenden Organismus, die untrennbar mit dem Schicksal des Körpers verbunden sei. Daraus folgert er, dass es keine unsterbliche Seele geben könne.11 Das hat schon Ähnlichkeit mit der heutigen Auffassung der Naturwissenschaft. Die Seelenlehre des Aristoteles, insbesondere dass die Seele nicht unabhängig vom Körper existieren könne und sie somit nicht unsterblich sei, wurde natürlich von den christlichen Theologen abgelehnt – ihr Hausphilosoph war und ist Platon.

Epikur (342–271 v. Chr.) fasste auf der Grundlage seines Atomismus die Seele als materiellen Bestandteil des physischen Organismus auf und hielt sie für einen Körper innerhalb des Körpers. Von der grobstofflichen Materie unterscheide sich die seelische durch ihre feinere Beschaffenheit. Wenn der Tod eintritt, löst sich nach der epikureischen Lehre die Seele auf, da ihre atomaren Bestandteile sich schnell zerstreuen. Der Zusammenhalt der Seelenmaterie ist nur durch ihre Anwesenheit im Körper möglich.

Immanuel Kant (1724–1804) hielt es für unmöglich, auf theoretischer Ebene die Existenz einer unsterblichen Seele zu beweisen oder zu widerlegen. Mit seiner Stellungnahme zur Seelenfrage wandte er sich sowohl gegen die auf dem Platonismus fußende Seelenlehre als auch gegen die Auffassung Descartes’, aus der Tatsache des Selbstbewusstseins lasse sich eine inhaltliche Selbsterkenntnis der Seele gewinnen. Kant zufolge handelt es sich bei den angeblichen Unsterblichkeitsbeweisen um Paralogismen (Fehlschlüsse). Das Subjekt könne sich in seiner Selbstwahrnehmung nicht als Ding an sich erfassen, sondern nur als Erscheinung, und wenn es über sich selbst nachdenke, sei der Gegenstand dieses Denkens ein reines Gedankending, das von den verschiedenen Varianten der traditionellen Seelenmetaphysik mit einem Ding an sich verwechselt werde.12

Zum aktuellen Stand der „Körper-Geist-Problematik“ sei die Konzepteinteilung des Philosophen und Wissenschaftstheoretikers Thomas Metzinger erwähnt. Er unterscheidet insbesondere drei Ansätze:13

Laut dem dualistischen Interaktionismus (Descartes, Karl Popper etc.) sind Geist und Materie verschiedene Substanzen, die aufeinander einwirken. Wenn es aber einen Ort der Interaktion zwischen Geist und Gehirn gibt, so die Kritiker dieses Ansatzes, dann muss dieser Ort auffindbar sein. Die Spekulationen von Descartes (er setzte auf die Zirbeldrüse als Interaktionsort) wurden widerlegt. Der Vorteil des interaktionistischen Dualismus wird darin gesehen, dass er sich mit der Alltagserfahrung der Menschen in Übereinstimmung befindet, da sie sich als geistige Wesen erfahren, die von der physikalischen Welt getrennt sind, aber mithilfe ihrer Sinneswahrnehmungen, ihrer Handlungen und ihrer Sprache mit ihr und den Mitmenschen kommunizieren können. Für Metzinger ist dieser Ansatz jedoch empirisch nicht plausibel.

Der Materialismus bzw. „materielle Monismus“14 lehnt die Existenz einer Seele ab, da alles „Seelische“ auf körperliche und neuronale Zustände reduzierbar sei. Seiner Grundannahme nach ist ein mentaler Zustand nichts anderes als ein (materieller) Gehirnzustand. Alles, was es in Wirklichkeit gebe, seien biologische Prozesse. Anhänger dieser Theorie gehen davon aus, dass der rasante Fortschritt in den Neurowissenschaften die Identität von mentalen Zuständen und Gehirnzuständen weiter untermauern wird.

Beim nichtreduktiven Materialismus15 handelt es sich um ein Konzept, das es ablehnt, psychische Phänomene allzu strikt auf physische Ursachen zu reduzieren, und entsprechend auf emergente Eigenschaften des Gesamtsystems verweist.16 Seine Vertreter gehen von zweierlei aus: Mentale Zustände sind keine immateriellen Entitäten (d. h., die materielle Basis bleibt bestehen) und mentale Zustände lassen sich nicht auf physische Zustände reduzieren.

Heute glaubt kaum noch ein in der aktuellen empirischen Bewusstseinsforschung beteiligter Neurowissenschaftler an ein Leben nach dem Tod. Kaum jemand geht davon aus, dass es nach dem körperlichen Tod noch Sinneswahrnehmungen, Erinnerung, Denken oder Aufmerksamkeit geben kann. Ein funktionierendes Gehirn gilt beim Menschen als eine notwendige Bedingung für das Entstehen von Bewusstsein. Geist und Körper könnten nicht unabhängig voneinander existieren.17

1.1.4 Einfluss der Evolution, frühkindliche Indoktrination sowie weitere Einflussfaktoren

Hat religiöser Glaube für den Menschen einen evolutionären Nutzen? Welche Rolle spielt die religiöse Indoktrination der Kinder? Sind Armut und Not Faktoren, die den Glauben begünstigen? Gibt es psychoanalytische Erkenntnisse zur Gottesgläubigkeit? Tatsächlich gibt es viele Theorien, und am Anfang des Kapitels habe ich bereits mögliche Einflussfaktoren benannt.

Sicherlich waren (und sind) Armut, Not sowie Unfreiheit und Ungerechtigkeit ein fruchtbarer Boden für die begierige Annahme von Verheißungen (und Vertröstungen) der „Propheten“ und Religionsführer auf ein schönes Jenseits, wo alles gut wird, kein Mangel herrscht und alles im Überfluss vorhanden ist. Wer sieht, in welchen Regionen der Welt heute religiöse Verheißungen auf besonders fruchtbaren Boden fallen, kann dem nur zustimmen. Karl Marx bezeichnete bekanntlich Religion als das Opium des Volkes, und es spricht einiges für diese Einschätzung. Also gilt es, geduldig die Armut und die Zurücksetzungen im „ersten Leben“, dem auf unserem Planeten, zu ertragen, denn erst danach geht es richtig los.

Ein bisschen zynisch wirkt es schon, wenn gerade den Armen die meiste Hoffnung auf einen guten Platz im Paradies gemacht, Armut sogar als beste Voraussetzung für das selige Leben im Jenseits gepriesen wird – umso mehr halten sie in ihrer Erdenzeit still. Auch ein wenig spekulative Schadenfreude wird ihnen gegönnt, denn schon bei Jesus kommen die Reichen kaum durch das Nadelöhr, das zum Himmel führt. Die Vertröstungen der Armen und Unterdrückten auf das Paradies – man könnte meinen, dies sei ein nicht unwesentlicher Grundzug aller Religionen. Tatsächlich gab es zur Zeit der Religionsgründungen ja überall viel Armut, Hunger, Ungerechtigkeit – der Verweis auf ein schönes Jenseits musste hier dankbare Aufnahme finden.

Gibt es psychoanalytische Begründungen für den Gottesglauben? Für Sigmund Freud ist die Entstehung von Religion ein psychologisches Phänomen: „Die Psychoanalyse hat uns den intimen Zusammenhang zwischen dem Vaterkomplex und der Gottesgläubigkeit kennen gelehrt, hat uns gezeigt, dass der persönliche Gott psychologisch nichts anderes ist als erhöhter Vater, und führt uns täglich vor Augen, wie jugendliche Personen den religiösen Glauben verlieren, sobald die Autorität des Vaters bei ihnen zusammenbricht. Im Elternkomplex erkennen wir so die Wurzel des religiösen Bedürfnisses; der allmächtige, gerechte Gott und die gütige Natur erscheinen uns als großartige Sublimierungen von Vater und Mutter, vielmehr als Erneuerungen und Wiederherstellungen der frühkindlichen Vorstellungen von beiden.“ Weil der Mensch so lange hilflos und von der Fürsorge der Eltern abhängig sei, präge sich bei ihm früh ein psychologisches Schutzbedürfnis aus, das sich wieder geltend mache, sobald der Erwachsene „seine wirkliche Verlassenheit und Schwäche gegen die großen Mächte des Lebens“ erkenne.18

Jegliche Form von Religion ist für Freud „reine Illusion, eine Erfüllung der ältesten, stärksten und dringendsten Wünsche der Menschheit“, „nicht Niederschläge der Erfahrung oder Endresultate des Denkens“; „das Geheimnis ihrer Stärke ist die Stärke dieser Wünsche“.19 Diese Wünsche verweisen, so Freud, zurück auf einen hilflosen, kindlichen Menschen, der sich nach Schutz vor den Gefahren des Lebens, nach Trost und Geborgenheit sehnt.

Auch der Einfluss der Evolution 20