Über das Buch

Marseille ist ein Mythos, Inbegriff von Weltoffenheit und mediterraner Lebensart. Umso drastischer wirken die realen sozialen Gegensätze, die hier aufeinanderprallen. Philippe Pujol beschreibt seine Heimatstadt und ihre Akteure – die minderjährigen Straßendealer, die Haschisch mit Altöl strecken, die Mutter eines Kleinkriminellen, der mit Anfang 20 von einem feindlichen Clan erschossen wird, oder die Lokalpolitiker und Immobilienhaie, die eine unheilige Allianz bilden und Marseille als ihre Beute betrachten. Wie in einem Brennglas zeigt sich hier, was auch anderswo in Frankreich, ja europaweit zunehmend für politischen und sozialen Sprengstoff sorgt: Korruption und Klientelismus, ganze gesellschaftliche Bereiche, die in Armut, Kriminalität und Perspektivlosigkeit versinken und so zum Nährboden politischer Radikalisierung werden.

Philippe Pujol

Die Erschaffung des Monsters

Elend und Macht in Marseille

Aus dem Französischen von
Oliver Ilan Schulz und Till Bardoux

Hanser Berlin

Für Souad, Célia, Zohra,
Medhi und Samechedine

Inhalt

1 Schwarze Hände

2 Geistige Verwirrung

3 Kader

4 Wegwerfgangster

5 Das Gerücht

6 Die zementierte Misere

7 Verlorene Liebesmüh

8 Einträgliches Elend

9 Gott Bürgermeister

10 Die üblichen Verdächtigen

11 Die Betonierer

12 Unkraut

13 Affront National

14 Frankenstein

Dank

1
Schwarze Hände

Der Alte hat die Tür hinter mir zugemacht. Ich bin eingesperrt, gefangen wie ein Vogel im Käfig. Wir hatten vereinbart, dass er mir diesen Keller zeigt, in dem Dope gestreckt, gewogen und abgepackt wird. Er sollte bei mir bleiben, während ich ein paar Fotos schieße. Danach wollte er mich mit zu sich nach Hause nehmen und mir bei einem Mokka noch mehr über das alles erzählen. Es riecht tatsächlich nach Shit hier, aber auch nach Schweiß – schwer zu sagen, welcher Geruch penetranter ist. Der Alte zögert nicht lange. »Wo Menschen sind, stinkt es nach Scheiße«, grummelt er und ist schneller weg, als es sein Hinkebein vermuten ließe. Hier im Viertel traut man dem Alten nicht über den Weg, weil er alle mit Informationen versorgt – die Verpeilten und die Dealer, die Mieter ebenso wie die Vermieter, auch die Bullen –, solange nur etwas für ihn herausspringt, ob Naturalien oder ein Gefallen. »Schreiben Sie einen gesalzenen Artikel über die Dealer im B, dann wird die Stadtverwaltung dieses verfluchte Gebäude schon irgendwann abreißen, und keiner wird ihm eine Träne nachweinen.« Das ist der Deal zwischen uns. Journalist zu sein heißt auch, sich ein bisschen manipulieren zu lassen, man muss sich dessen nur bewusst sein und darf nicht die Kontrolle verlieren.

Aber wider Erwarten sind die Dealer vom B gerade selbst in ihrem Keller. Als wir hereinkommen, strecken, wiegen und verpacken sie. Es sind drei kleine Strauchdiebe, die hochschrecken wie Babys bei einer schlagenden Tür, weil sie glauben, sie hätten es mit Bullen samt Schlagstock, chemischer Keule und Handschellen zu tun. Sie wollen schon aufspringen und abhauen, durch das Loch da hinten, das wahrscheinlich mal ein Fenster war. »O Mann, sogar hier steckst du deine Journalistennase rein?« In der Stimme des Jungen, der so dick ist wie ein Kebab fettig, schwingt Erleichterung mit, denn er weiß, die Flucht wäre für ihn nicht einfach gewesen. Ja, sogar hier stecke ich meine Journalistennase rein, in dieses staubige Loch. Ich will mir ganz genau ansehen, was den Alltag dieser Kids ausmacht, über die alle Leute Mutmaßungen anstellen, ohne wirklich etwas über ihre Lebenswelt zu wissen.

Sobald wir uns wiedererkannt haben, lässt die Spannung nach, und unser aller Puls geht runter. Ich setze mich auf einen aufgeschlitzten Bürostuhl zwischen dem Dicken und Tadjidine, den ich am besten kenne. Wegen seiner näselnden Stimme, bei der man sich oft das Lachen verkneifen muss, nennen ihn alle »Ente«. Selbst seine Mutter, die ihn mir vor ein paar Monaten vorgestellt hat, nennt ihn so. »Du wirst schon sehen, er ist ein guter Junge«, sagte sie mir in ihrem kreolischen Singsang, »er will Spaß haben, immer nur Spaß haben, nichts weiter.« Sie hatte ihn am Ohr erwischt und zu mir herübergezogen. Der Bengel betrachtete mich argwöhnisch, bis ich ihm von meiner korsischen Herkunft erzählte, einfach so, um auch einen auf entwurzelt zu machen und damit er endlich aufhörte, den starken Mann zu markieren. Seitdem benutzt er meinen korsischen Spitznamen, »Baracca«, bei dem das a am Ende nicht ausgesprochen wird. »Wie Obama?«, fragte er mich beim ersten Mal. »Nein, wie das Haus, baraque«, antwortete ich. Wie das Haus meiner Familie da oben in der Alta Rocca. »Es bedeutet auch ›stark‹«, fügte ich hinzu, um das Bild zu vervollständigen. Im sich selbst überlassenen Gehirn eines orientierungslosen Jugendlichen war ein Korse aus den Bergen eine Bekanntschaft, auf die man stolz sein konnte! Ein echter Bandit, bloß nicht so gefährlich.

Eifrig erklärt er mir seine Tätigkeit. Er freut sich, dass er mir etwas zeigen kann, und genießt dieses erhebende Gefühl, der Wissende zu sein. »›Kugel‹ häckselt mit diesem Mixer 150 Gramm Dope klein, dann gibt er ein bisschen Altöl dazu, vermischt das Ganze und schüttet es in eine Tupperdose, die er in heißes Wasser stellt. Danach setzt er sich auf zwei Bretter und presst diesen Brei zu einer 200-Gramm-Platte, die ›Kaïser‹ in 20-Euro-Pieces schneidet. So machen wir ein bisschen mehr Kohle.« Kugel nickt, während er weiter Chips mampft. Kaïser zieht wie ein Todgeweihter an einem dunkel verfärbten Joint, den er die ganze Zeit zwischen den Lippen behält, damit er die Hände frei hat. Denn die braucht er, um das Dope zu strecken oder um mit dopegeschwärzten Fingern auf seinem Handy Subway Surfers zu spielen. »Danach sieht das Dope aus wie eine Olive, richtig gutes, öliges Dope, das auf die Finger abfärbt und sich kneten lässt wie ein Popel«, meint Tadjidine und deutet mit Daumen und Zeigefinger die Bewegung an. Alle drei sind »Schwarze Hände«, Minijobber im Drogenhandel.

Das Dope bekommen sie von den Dealern aus dem H-Gebäude gleich in der Nähe. Das sind nicht so die Typen, die man am Ohr zieht. Und sie lassen diese kleinen Scheißer nur deshalb einen noch beschisseneren Shit als ihren eigenen verticken, weil sie neue Märkte erobern, sich noch ein bisschen weiter ausbreiten wollen. Überall lauert die Konkurrenz, schlimme Zeiten sind das, da kann es nicht schaden, wenn diese kleinen Idioten ein paar Discount-Konsumenten etwas Dope andrehen.

Der Stoff wird den Kids nur überlassen, sie verkaufen ihn zuerst und bezahlen hinterher, ein bisschen Kleingeld dürfen sie behalten. Wenn sie nicht genug Kohle machen, sind sie etwas schuldig. In Naturalien, oder sie müssen es abarbeiten: ewig lang unbezahlt Schmiere stehen, als Drogenkurier herhalten, wenn es am gefährlichsten ist, oder aber als Informant einem konkurrierenden Dealer eine Nachricht überbringen, wie ein Soldat im Mittelalter mit weißer Fahne.

So weit sind Ente, Kugel und Kaïser noch nicht. Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Denn fürs Big Business eignen sie sich kein bisschen. Diese Typen sind Nichtsnutze, zur Langeweile verdammt: langsames Denken in Spatzenhirnen, die Schultern hochgezogen, als müssten sie das imaginäre Gewicht der sie umgebenden Leere tragen, den Kopf voller Dope, ein echt mieses Dope, das wirkt, als würde man mit aller Macht seine Fäuste gegen die Schläfen pressen, nur dass die Arme dieser Kids weiter untätig herunterhängen oder ihre Hände eben mit einem dicken Joint zwischen den Fingern auf ihren Knien liegen. Noch dazu rauchen sie ihr eigenes Dope. Sie kommen nicht einmal auf die Idee, sich vor ihrem Altölgepansche einen Joint zu drehen. In der drückenden Hitze werden die Schweißflecken unter Kugels Armen immer größer. Ich gehe nach oben, um Entes Mutter zu besuchen.

Die Neuankömmlinge unter den Einwanderern empfangen einen immer mit offenen Armen. Sie sind noch nicht verbittert von den bevorstehenden Zurücksetzungen und voller Hoffnung auf ein besseres Leben als die Not, der sie entflohen sind. Denn niemand verlässt grundlos seine Heimat: Es sind Hunger oder Gewalt, die einen vertreiben. Wie vor zwei Jahren ihre Schwester Miyandi bittet mich Bahuwa herein. Die beiden Schwestern führen mich durch die Wohnung, als ginge es darum, mir zu zeigen, dass sie hier rausmüssen, und zwar schnell. In jedem Zimmer schlafen mindestens vier Personen. In diesen siebzig Quadratmetern sind bestimmt fünfzehn Leute zusammengepfercht. Hier hat man also weniger Platz als im Gefängnis … »Wir zahlen 672 Euro Miete und 70 Euro Nebenkosten.« Wenn es ums Wohnen geht, wird ganz pragmatisch gedacht. »Wir schlafen in Schichten. Die einen gehen arbeiten, die anderen ruhen sich aus«, erzählt Miyandi, noch bevor ihr die Frage gestellt wird. Und weil es keine Jobs gibt, ruhen sich immer mehr aus, quälen sich durch die langen und unsinnigen Tage, schlagen die Zeit tot und träumen von einem anderen Leben. Auf dem Herd steht ein großer Topf, der den ganzen Tag und einen Teil der Nacht immer wieder aufgewärmt wird, damit alle, die kommen oder gehen, etwas zu essen kriegen. Die Männer schauen nicht einmal auf, um zu sehen, mit wem die Frauen sprechen. Mein Akzent sagt ihnen genug. »Unsere Männer hier sprechen mit Weißen nur über Arbeit oder Religion«, flüstert Bahuwa. Und ich sehe nicht aus wie ein Arbeitgeber oder ein Imam. Obwohl Nachmittag ist, stellen mir Miyandi und Bahuwa ein maélé na rougaï hin. Eigentlich ist es zu spät oder zu früh für dieses Reisgericht mit Tomaten und Zwiebeln. Aber die Gastfreundschaft abzulehnen wäre eine Beleidigung. Die beiden Schwestern möchten sich nicht dazusetzen, nicht allein mit einem Mann. Es ist mir unangenehm, dass sie stehen bleiben, fast schon hinter mir.

Ihre Jugend haben sie in einem Slum auf Mayotte verbracht. Nach ihrem dritten Kind wollte Miyandi eine bessere Zukunft für ihre Familie. Als Französin eines Übersee-Departements entschied sie sich Ende 2013 für das französische Festland – sie landete in Marseille, in Kalliste, der ärmsten Siedlung der Stadt, im Gebäude H, dem heruntergekommensten, in der erbärmlichen Wohnung eines der örtlichen Miethaie. Und sie war zufrieden. Inzwischen ist sie um einige Illusionen ärmer und hat ihr Gebäude immer mehr verwahrlosen lassen, »damit es endlich abgerissen wird und wir woanders unterkommen«. Sie geht oft zu ihrer Schwester im Gebäude B. Als ich Bahuwa befrage, nennt sie mir dieselben Gründe wie ihre Schwester bei ihrer Ankunft auf dem französischen Festland. Sie hat hier die »westliche Modernität« kennengelernt und träumte außerdem von einem sozialen Aufstieg durch eine bessere Wohnung. Wie die anderen Mieter benutzte sie die Toiletten anfangs als Müllschlucker: »Ich hatte noch nie welche gesehen.« Sie lacht verschämt. Auch ihre Nachbarn halten die Örtlichkeiten schon seit Jahren nicht mehr instand, »sie sind froh, dass sie bald wegkommen, und wollen die Sache beschleunigen«. Und das geht am besten, wenn sie etwas beschädigen. Das hat man ihnen eingeredet: Wenn ihr Ghetto erst mal richtig kaputt und richtig gefährlich ist, würde man schon einen anderen Wohnort für sie finden.

Bahuwas kleine Tochter will mir etwas »ganz Süßes« zeigen. Das achtjährige Mädchen hüpft bis zu der eingeschlagenen Wohnungstür gegenüber der ihrer Familie. »Sie sind immer da drin«, flüstert sie mit der Stimme von Disneys Aschenputtel. »Putt-putt-putt … Sch-sch-sch … Komm, komm her!« Mit ausgestreckter Hand und nach vorn gerecktem Kopf schleicht sie hinein, wie eine Katze auf der Jagd. Auf einmal stürzt sich mit einem fast menschlichen Kreischen, nur zwanzig Zentimeter von ihr entfernt, eine große Ratte in eines von offenbar mehreren Rohren. »Die ist doch voll niedlich, oder?«

Eine Ratte! Die Kleine versucht Ratten zu streicheln! Eine fette Ratte, mit gesträubtem Fell, einem langen Schwanz und bösem Blick … Wer mit Ratten aufwächst, macht sie zu Spielkameraden. Das ist bei weitem kein Einzelfall. Die gleiche Situation habe ich einmal in der Hochhaussiedlung Maison-Blanche gesehen, wo genauso wie in Kalliste Miethaie ihr Unwesen treiben. Ein Lokalpolitiker erzählte mir von einem solchen Fall aus der Siedlung La Renaude. Ich sehe in meinem Job zwar oftmals unschöne Szenen und Tatorte, aber dieses Mädchen und seine Ratten haben mich am tiefsten erschüttert.

Wir machen weiter mit unserem Rundgang. Ich habe noch nicht alles gesehen. In jedem Stockwerk stehen Wohnungen leer, deren Türen mit Rammböcken oder irgendwelchen anderen schweren Gegenständen eingedrückt wurden. Im ersten Stock wurde alles, was irgendwie nach Metall aussah, rausgerissen, von den Wänden, aus den Böden und aus der Küche. Für manche ist Eisenschrott Gold wert. In einer anderen Wohnung sieht es aus wie in einem ehemals besetzten Haus. Auf dem Boden liegt ein nicht zu Ende gebrachtes Kartenspiel, leere Konservendosen stapeln sich, die Klos quellen über vor Bauschutt, und das Pfeifen des Windes durch die geschlossenen Fensterläden verbreitet melancholische Stimmung, es klingt bedrohlich wie ein Fluch. Auf dem Boden der Wohnung gegenüber überall Scheiße. Keine Hundescheiße. Es sind die Toiletten der Besetzer.

Manche Etagen sind offiziell bewohnt, man kriegt dort entweder einen Minztee in einem stets blitzsauberen Wohnzimmer – oder man kriegt eine Tür ins Gesicht. »Vorsicht, manche Dealer aus dem H wohnen im B«, warnte mich Tadjidine später. Als ich mich die Treppen hochschraube, hält ein Lift auf meinem Stockwerk. Heraus kommt ein komischer Kerl: oben Schrank, in der Mitte Wampe, unten Streichholzbeine. »Kommst du mit ins Studio?«

In der achtzehnten und obersten Etage haben sich diese Typen ein Fitnessstudio eingerichtet. Mehr oder weniger legal abgestaubte Geräte, Klimmzugstangen, Hantelbänke und Gewichte, viele Gewichte. Der Kerl mit dem Oberkörper wie ein Schrank drückt in Rückenlage und lässt mich Eisen stemmen, um sich mit seinen Kumpels ein bisschen über mich lustig zu machen. Sie leben alle in der Siedlung, die meisten von ihnen arbeiten auf dem Bau, andere als Sicherheitskräfte, der Rest ist arbeitslos. Etwa zehn Typen, die so alt sind, dass sie Gewichte stemmen, um nicht abzuschlaffen, aber jung genug, um sie noch hochzukriegen. »Quatscht mich nicht voll heute! Ich hab Steroide genommen!«, meint ein hibbeliger Kerl. Er blinzelt nicht mal mehr, wenn er sich anstrengt. Den lassen alle in Ruhe.

Beim Blick aus dem Nordfenster fällt ein edles Landhaus im Kolonialstil auf, es steht genau zwischen den Gebäuden B und H. Angeblich sind dort Kunstwerke eingelagert. Unten sehe ich ganz klein die Dealer vom H bei der Arbeit. Sie kommen und gehen, zählen nach, ziehen wieder ab, hängen herum, rennen, warten, pfeifen, gestikulieren, türmen, kommen zurück, grüßen, schreien, beobachten, verstecken sich, zeigen sich wieder, essen, langweilen sich, werden müde, ziehen einen durch, verkaufen, zählen Geld, raffen sich auf, kontrollieren … Und dann fangen sie wieder von vorne an.

Aus dem Südfenster hat man den schönsten Blick auf Marseille. Diese Sicht auf den Hafen mit seinen Kränen, den Eisenbrücken, den großen Kreuzfahrtschiffen, den Kais und Becken, vor einem Himmel, der morgens rosenfarben, nachmittags blau und abends rot leuchtet. Den Blick auf die Bonne Mère1, die man wirklich von überall sieht, denn schließlich wacht sie ja über die Stadt. Den Blick über die so unterschiedlichen Siedlungen, die einen mit Dorfkern, andere nur aus Einfamilienhäusern bestehend. Und über die Gated Communitys, die von gepflegten Mauern umgeben sind. Hier in Kalliste – auf Griechisch »die Schönste« – befinden wir uns in der vorletzten Siedlung im Norden2 der Stadt, sie ist die ärmste Wohnanlage Frankreichs. Die reichen, sogar sehr reichen Viertel der Stadt sieht man von hier aus gar nicht. Sie liegen, gut geschützt vor dem Mistral, hinter einem Hügel weiter im Süden. Von hier oben wird einem klar, wie weit die Einwohner dieser Ghettos im Nordteil der Stadt von allem entfernt sind. Der Industriehafen hat sie vom Meer abgeschnitten, zu den Arbeitsplätzen im Stadtzentrum sind es anderthalb Stunden Busfahrt – wenn es nicht gerade wieder Störungen gibt. Also richtet man sich hier ein bescheidenes Leben ein. Manche rauchen Altöl in einem Keller, andere nehmen Steroide und stemmen Gewichte in einem illegalen Fitnessstudio in der obersten Etage eines Hochhauses.

*

Das Elend wuchert, wo es kann. Marseille hat also die ärmste Sozialbausiedlung Frankreichs. Aber es hat auch das ärmste Viertel Europas. Saint-Mauront. Das befindet sich im 3. Arrondissement, ganz nah am Stadtkern. Ich bin gleich nebenan aufgewachsen und habe hier das Collège3 besucht. Der Gaillard-Block ist der baufälligste des Viertels. Hier treffen miesepetrige und paranoide Alkies, desillusionierte Philosophen und illegal eingereiste Arbeiter aufeinander, die dieses früher von Industriearbeitern bewohnte Mietshaus besetzen. Die Hochhaussiedlungen und ihre Wohnblöcke sind also nicht die einzigen Inseln des Elends.

Moussa lebt schon dreißig Jahre hier. Er ist allein und pflegt als ewiger Single einige Ticks. Die Kakerlaken und die Stille sind seine einzige Gesellschaft. Und nun muss er auf einmal Hilfe annehmen, die er aufgezwungen bekommt. In diesem Jahr (2016) soll er umgesiedelt werden, so lautet das Versprechen, und so steht es auch auf den Bautafeln in seiner Straße. Ihm ist es aber völlig egal, dass er im ärmsten Teil des ärmsten Viertels Frankreichs wohnt. Da wäre er vielleicht sogar stolz drauf: Wenigstens hier spielte er in der ersten Liga. In seiner Wohnung ist nur ein Fenster vermauert. Durch das andere beobachtet er seinen Nachbarn Youssef, wie dieser und ein Straßenkehrer – jeden Montag derselbe – sich gegenseitig beschimpfen.

»Sie müssen die Straße bis zum Ende reinigen!« Der andere winkt nur verächtlich ab. »Für die Reinigung bezahle ich Steuern!« Darauf der städtische Angestellte herablassend: »Du bist nicht mein Boss … ist doch eh niemand hier …« Youssef brüllt aus Leibeskräften: »Ich bin hier!« Die Kehrmaschine zuckelt los, um woanders weiterzukehren, ein im Vorüberfahren gezeigter Stinkefinger treibt Youssefs Wut auf die Spitze, doch sein Nachbar betrachtet ihn immer noch ungerührt. Seit Moussa keine Zähne mehr hat, sieht er böse aus. Seine Nase reicht fast bis zum Kinn, und wenn er lächelt, ändert sich sein Gesichtsausdruck nicht. Eigentlich ist Moussa alterslos.

Dieses Mikroviertel Gaillard gibt einen seltsamen Dorfkern ab, eine Art Potpourri von allem, was Marseille einmal gewesen ist. Eines Tages Anfang der 1960er Jahre, zur Zeit der Entkolonialisierung, zogen die Arbeiter aus diesen Häusern aus. Sie waren von einer Entlassungswelle betroffen und strömten nun in die neuen Städte in der Peripherie von Marseille, wo ein junger, aufstrebender Industriezweig entstand – die Ölraffinerien. Ihre leerstehenden Wohnungen füllten sich mit den Algerienfranzosen, den sogenannten pieds-noirs, und zwar den ärmsten von ihnen: Sie reproduzierten hier das verwestlichte Algerien, das sie gerade verloren hatten. Im Waschhaus oben an der Straße schwatzten die Frauen. Es ist immer noch da und erstaunlich gut erhalten. Die Männer palaverten unten auf dem kleinen Platz. Er sieht heute aus, als hätte ein Sturm eine Kulisse der Fernsehserie Plus belle la vie4 verwüstet. Daneben verrostet die Metalllaube der Bar, in der sich früher das ganze Viertel traf. Um diese Vergangenheit schert sich niemand mehr.

Heute ist nicht mehr viel von ihr zu sehen: ein vom Zahn der Zeit angenagtes Mosaik. Bänke, gezeichnet von Regen, Wind, unzähligen Hintern und von den Feuern derer, die dort herumlungerten. Ein Sandhaufen für Kinderspiele und die Geschäfte der Hunde. Die Vorderfront einer Drogerie, die verblasst wie zufallende Augen.

Youssef und Moussa haben die alten Algerienfranzosen einen nach dem anderen wegsterben sehen. Deren Kinder haben sich anderswo ein eigenes Leben aufgebaut. »Ich bin vielleicht arm, aber blöd bin ich nicht«, ruft Youssef. »Nach den pieds-noirs kamen Leute, denen es noch schlechter ging, und bei denen danach war es noch einmal schlimmer …« Niemand bemüht sich darum, die Gebäude instand zu halten – selbst die Besitzer haben manchmal vergessen, dass es sie noch gibt. Da in der Gaudin-Ära5 die Sanierungen im 2. Arrondissement zunahmen, wurden die Bedürftigsten dort herausgedrängt. Sie tragen nun zur Verarmung des 3. Arrondissements bei. Die Rue de la République6 wirft ihre Schatten auf dieses Viertel, ähnlich der dreckigen Wäsche, die in den Abgasen der Rue Félix-Pyat ganz in der Nähe zum Trocknen aufgehängt ist. Die Gebäude sind inzwischen so heruntergekommen, dass nun irreguläre Einwanderer dort hausen.

Drei von ihnen warten an einer Mauer, als sollten sie erschossen werden. Einer kommt aus Tunesien, die anderen beiden sind Algerier. Sie arbeiten auf dem Großmarkt im nahe gelegenen Viertel Les Arnavaux. Sie ziehen los, sobald ihnen ein vierter Mann einen Beutel voller Schaumstoffstücke gebracht hat, »für die Schultern, wenn wir die Kisten tragen«.

Durch eine Tür in Yves-Klein-Blau gelangt man in eine Art Höhle. Marwane, ein sympathischer Mann mit Vollbart, führt uns herum. Er hinkt. Im dritten Stock sind die Fenster mit Leichtbausteinen abgedichtet und lassen weder Licht noch Kälte herein. Ein Keller unterm Dach. Auf den am Boden verstreuten Matratzen liegt immer jemand. »Wenn niemand hier schläft, kommen die Ratten.« In den unteren Etagen befinden sich Aufenthaltsräume – sie sind irgendwie eingerichtet, aber dreckig. Weil mit Palettenholz auf dem Fußboden Feuer gemacht wurde, um zu heizen oder zu kochen, ging schließlich ein Schaumstoffblock in Flammen auf, der bis dahin als Sofa diente: Der schwarze Rauch drang durch die rahmenlosen Fensteröffnungen nach draußen und setzte sich an der Fassade fest, an der zahllose Kabel herunterhängen. Die Rußspuren wurden mit einer weißen Farbrolle übertüncht, die vier Quadratmeter Sauberkeit wirken wie ein unfreiwilliges Kunstwerk.

Im ersten Stock gibt es noch mehr Schlafräume mit irgendwo geklauten elektrischen Heizlüftern, die an Verlängerungskabel angeschlossen sind. Im Erdgeschoss herrscht bis auf eingerissene Zwischenwände und Bauschutt Tabula rasa. An der Rückseite, zur Rue Gaillard hin, befindet sich eine versteckte Tür – eigentlich nur ein mit Hammerschlägen vergrößertes Fenster –, die sich über einem kleinen Graben voller altem und neuem Abfall öffnet. Ein verborgenes Paradies für Ratten und diese Soziologen, die als Müllarchäologen aus den Abfällen der Bewohner Rückschlüsse auf deren Geschichte ziehen. Weil Marwane diesen tückischen Sprung über den Graben machen muss, verlässt er nur selten das Haus. Und wenn er draußen ist, kommt er spät wieder zurück und bleibt noch ein wenig vor dem Loch stehen, unterhält sich mit den Gläubigen der Moschee gegenüber, die abends noch ihr fünftes, das Ischa-Gebet verrichtet haben.

»Wir sind noch sieben Mieter im Haus«, erzählt Youssef, als er wieder vorbeikommt. Die Satellitenschüsseln bezeugen es. »Sechs Häuser sind abgerissen worden. Manche Mieter sind in die Résidence Gaillard gleich da hinten umgesiedelt worden – ich kann mir die nicht leisten.« Heute zahlt er 265 Euro für 25 Quadratmeter in einer Bruchbude, was wäre denn der Mehrwert für ihn, wenn er morgen in etwas Neues zieht? »Ein Klo!«, antwortet er, ohne mit der Wimper zu zucken.

Sein Nachbar sieht das genauso. Eine erschwingliche Bruchbude ist immer noch besser als nichts. Dass man sich auf einmal bemüht, ihn aus seiner Situation herauszuholen, ist Moussa suspekt. Es verstört ihn sogar: Er will nicht darüber reden und verkrümelt sich in seine vermauerte Wohnung. Lange hat Moussa davon geträumt, richtig Knete zu haben. Jetzt will er nur noch Couscous, ohne alles. »Was anderes isst er nicht«, sagt Youssef todernst. Eines Abends sei Moussa »ausgerastet« wegen der Musik der benachbarten Hausbesetzer. »Keine Ahnung, wie er das angestellt hat, er war betrunken, sein Fenster war kaputt und hatte kein Geländer, jedenfalls ist er aus dem zweiten Stock gefallen und hat es überlebt, keine Ahnung, wie.« Unter anderem waren beide Arme gebrochen, »nach zwei Monaten im Krankenhaus war er wieder da, musste sich was zu essen machen«. Couscous ist schnell zubereitet.

*

Seit ein paar Jahren geht in den ärmsten Teilen der Stadt der Glaube an eine bessere Zukunft immer mehr verloren. Man wird zu dem, was man dort zwangsläufig werden muss, und schiebt es auf den bösen Blick, ohne sich dagegen zu wehren. Ich finde es wirklich traurig, wie viele Leute in diesen Vierteln resignieren, jeden Tag ein bisschen verzweifelter sind und den Weg des geringsten Widerstands gehen. Ich sehe ganz genau, dass es ihnen inzwischen egal ist, ob die Dinge besser laufen. Sie improvisieren, verhalten sich wie Napfschnecken – sie machen auf, wenn es läuft, saugen sich aber fest, wenn sie auf dem Trockenen sitzen. Und die Viertel von Marseille sitzen nunmehr auf dem Trockenen. Gehen Sie mal morgens im 14. Arrondissement spazieren. Immer mehr Mütter ziehen sich nicht mal mehr um, wenn sie ihre Kinder zur Schule bringen. Im »Pyjama-Hidschāb«! Mit Negligé und Schleier zerren sie ihre Knirpse an der Schnellstraße entlang und bringen sie mehr oder weniger aus Gewohnheit zur Schule, damit sie ihre Ruhe haben. Aus Gewohnheit und nicht, weil sie damit eine Hoffnung verbinden. Ihre Hoffnung ist dahin. Vor der Schule finden sie ein wenig Trost in dem Klatsch, den man sich erzählt, der gleiche wie an allen Schulen der Welt – Geschwätz, das beruhigt, denn woanders ist es bestimmt noch schlimmer. Außerdem bietet der Klatsch Halt, viel mehr Halt jedenfalls als alles Verständnis füreinander oder die Solidarität, die immer nur beschworen wird. Gerüchte und üble Nachrede definieren die Grenzen der Moral. Da hat einer ein zu großes Auto für einen Arbeitslosen: Sofort wird seine Anständigkeit bezweifelt. Ein anderer kommt dank Vitamin B mit kleinen Jobs über die Runden: Bestimmt spioniert er für einen Lokalpolitiker und bekommt dafür wie ein Affe seinen Zucker.

Gehen Sie morgens mal zum Baumarkt Plateforme du bâtiment am Boulevard Capitaine-Gèze. In einer Abgaswolke steht da eine lange Reihe von Schwarzen, alle warten auf einen Tagelöhnerjob. Manche besitzen dringend gesuchte Fähigkeiten, aber fast keiner hat ein französisches Visum. Irreguläre Einwanderer – hier werden sie in Ruhe gelassen. Ein Reservoir unglaublich billiger Arbeitskräfte: Sie leben von den Brosamen der Kleinunternehmer, die wiederum Subunternehmer von größeren sind, auf die sich ihrerseits die Baulöwen stützen – und die waschen ihre Hände in Unschuld. Nun, solange der Beton fließt!

Morgens komme ich oft an dem Baumarkt vorbei. Die Kerle dort wirken unglaublich traurig. Nicht, weil sie für diese Aasgeier arbeiten müssen, sondern weil sie nicht zum Zug gekommen sind. In ihren Augen ist Bedauern zu sehen, sie bereuen es, dass sie nicht früher aufgestanden sind, sich nicht auf den Bürgersteig gegenüber gestellt haben, nicht schon früher auf diesen Kleintransporter zugegangen sind. Sie bedauern, dass sie zu klein aussehen, zu schwach, zu verschlagen, zu dick, zu schwarz, zu illegal, zu einsam. Manchmal gibt es Schlägereien, dann wieder helfen kleine Gruppen einander, wenn sich die Fähigkeiten ergänzen, aber auch hier gilt: Nichts ist umsonst, entweder du gibst was oder du arbeitest es ab.

Was bedeutet schon Solidarität? Nichts geht über den Eigennutz. Es kann höchstens sein, dass sich die verschiedenen Interessen eine Zeitlang überschneiden – die Solidarität des Herdentriebs.

*

Die Ausbeutung des Elends durch das Elend ist zwar moralisch verwerflich, aber sie findet tatsächlich statt, auch wenn wir uns daran stören. Jeder ist sich selbst der Nächste. Das habe ich festgestellt, als ich eines Tages eine Polizeistreife begleitete.

Um sich während der kältesten Wintertage im Februar vor dem Wind zu schützen, mieteten drei irreguläre Migranten von einem Mann ein schrottreifes Auto, das in einer dunklen Ecke der Rue d’Amiens geparkt war, mitten im Viertel Saint-Lazare und damit gleich um die Ecke von Saint-Mauront. Und um ihre Kosten zu decken, ja vielleicht sogar um etwas Geld zu verdienen, handelten die drei aus dem Maghreb stammenden Obdachlosen mit einer rumänischen Familie den Verkauf der Schrottkiste aus. Der Vater, die Mutter und der bald zehnjährige Sohn hielten es nicht mehr aus, jede Nacht unter einer Brücke zu schlafen.

Eine Polizeikontrolle legte eine Kette des Elends offen, deren letztes Glied in Marseille derzeit die Rumänen sind. Ein jüngst Eingebürgerter in weiterhin prekärer Lage, drei abgebrannte irreguläre Einwanderer und, noch weiter unten, Leute aus Rumänien, dem ärmsten Land der Europäischen Union. Eine Tragödie, die immer mehr zur Gewohnheit wird und bei der die Polizisten stets in der ersten Reihe sitzen.

An diesem 10. Februar patrouilliert eine Streife in der Rue d’Amiens. Durch die gesprungene Windschutzscheibe eines kaputten Opel Astra sehen die Polizisten zwei Typen, die abwechselnd aus einer Flasche trinken, während ein dritter am Fenster mit einem Mann spricht, dessen Kind sich dahinter an seine Mutter schmiegt. Kontrolle.

»Wir sind ganz brav, wir trinken hier im Auto, draußen ist’s arschkalt«, verteidigt sich der Passagier des Opel. Er hat nichts Verbotenes dabei: Zigaretten, ein Feuerzeug, Schlüssel. Eine zu zwei Dritteln geleerte Whiskyflasche thront immer noch auf dem Armaturenbrett. Im Auto stinkt es nach feuchten und ranzigen Klamotten, nach Staub und kaltem Tabakrauch, aber nicht nach Dope. Über die halbe Rückbank liegen etliche belanglose Gegenstände verstreut. Während die drei Männer durchsucht werden, hat man die rumänische Familie auf den gegenüberliegenden Gehsteig gedrängt. Unruhig beobachten sie die Szene, so als ob man ihnen ein gutes Geschäft wegschnappen würde. Das Kind macht die zu enge Daunenjacke zu, die Mutter zündet sich noch eine Kippe an, und der Vater hat sein »Monaco«-Käppi so tief ins Gesicht gezogen, dass man nur seinen Schnurrbart sieht. Er tritt an den vordersten Rand des Gehsteigs.

Die drei Wageninsassen haben keine Ausweispapiere, versprechen aber, sie später vorzuzeigen. »Und wem gehört das Auto?«, fragt ein Polizist. Ichem ist der Gesprächigste und antwortet sofort: »Meiner Freundin«, und bei der seien natürlich auch die Papiere. Daraufhin rückt ein Mannschaftswagen der Polizei an, und die drei werden aufs Revier gebracht, um die Sache aufzuklären. Bevor Ichem einsteigt, wechselt er auf Arabisch ein paar Worte mit einem anderen Typen. Der ist besser gekleidet, trägt ein Käppi von Olympique Marseille und hat die Hände in den Taschen eines langen Adidas-Mantels vergraben. Er wendet sich an den Polizisten: »Stimmt was nicht mit dem Auto?« Auf eine Frage antwortet ein Bulle immer mit einer Gegenfrage: »Gehört das Auto Ihnen?« Wie aus der Pistole geschossen: »Yep … Also, meiner Freundin.« Der Polizist hat gerade mit seiner Befragung begonnen, da tippt der rumänische Familienvater einem anderen Beamten auf die Schulter, als der zu seinem Wagen zurückgeht. »Die verkaufen Auto … Möglich?«

Nach einem kurzen Austausch mit Händen und Füßen kommt die Sache ans Licht. Die drei Passagiere sollten ihm für etwas mehr als 100 Euro die Wagenpapiere liefern. Damit wären die Rumänen die glücklichen Besitzer der Schrottkarre geworden, um darin zu schlafen anstatt an der allzu frischen Luft. Ganz selbstverständlich bietet der Vater das Geld dem Beamten an, um den Handel abzuschließen. »Das Auto wird abgeschleppt«, sagt der Polizist, der nicht mal verwundert ist. Der Mann klettert in den Wagen und wiederholt dabei das Wort »möglich«, bevor er mit der Whiskyflasche in der Hand wieder aussteigt. »Möglich.« Der Bulle lässt ihn gewähren und sieht ihm nach, wie er eilig die Rue d’Amiens hochläuft, aus der Flasche trinkend und den Sohn im Schlepptau. Die Mutter, wieder eine Kippe im Mund, trottet ihnen langsam hinterher. Mit einer Hand zieht sie eine leere Sackkarre.

Auf dem Revier ist Ichem inzwischen zum Automechaniker mutiert und behauptet, er repariere die vier Autos seiner Frau. Samir sagt, er sei Tunesier, Mohammed sagt gar nichts und lässt den Kopf hängen. Aus dem Funkgerät knistert der Anfang der Geschichte: Der Mann mit dem großen Adidas-Mantel und dem OM-Käppi ist seit kurzem französischer Staatsbürger, lebt von Gelegenheitsjobs, diversen kleinen Geschäften und der Vermietung des Autowracks an diese drei Illegalen. Allerdings ist es unmöglich, die Geschäfte zwischen den vier Männern nachzuweisen. Es waren etwa 50 Euro pro Woche, sagen sie. Mohammed hat jedoch ganz andere Sorgen. Bevor man ihn der Grenzpolizei übergibt, nutzt er einen unbeobachteten Moment und springt über den hohen Zaun des Reviers Félix-Pyat, verletzt sich dabei an der Hand und an der Ferse, läuft dennoch weiter, wird aber gefasst. Als er in Handschellen ins Abschiebelager von Le Canet gebracht wird, sehnt er sich bestimmt nach der Ruhe in dem Opel Astra in der Rue d’Amiens im Viertel Saint-Lazare, Marseille.

*

Da man für die Leute in den Hochhaussiedlungen keine Lösungen hat, schickt man ihnen eben die Polizei vorbei. Immerhin stört das die Dealer in ihrer Routine. Was habe ich in den letzten zehn Jahren an Polizeiaktionen gesehen! Sie suchen nach den Schwarzen Händen, den Typen, die in den Handel mit Dope eingestiegen sind, weil sie irgendwie rauswollen.

Wenn die Polizeibehörden es beschließen, werden die Journalisten informiert und können die Einsätze aus nächster Nähe beobachten. An diesem Vormittag kommt Sofiane gegen 11.30 Uhr von der Schule. Bevor er sein Zuhause betritt, das Gebäude B2 der Siedlung Félix-Pyat, ist er schon vier Mal gefilzt worden – Taschen und Ranzen: erst von den CRS7, dann von den Polizisten im Viertel und schließlich von den Beamten einer BAC8, unter den wachsamen Blicken eines Zollpolizisten. Sofiane regt sich nicht einmal darüber auf. Er muss jeden Tag Polizeikontrollen über sich ergehen lassen. »Für diese Woche hab ich mein Pensum erfüllt«, sagt er grinsend.

Die Einsatzkräfte der CRS, gut hundert Mann, haben das Viertel besetzt. Sie riegeln die Zugänge ab und sichern den Eingangsbereich einzelner Gebäude, während die Polizisten der staatlichen Sicherheitsbehörden mit Hilfe einiger Zöllner die Blöcke A und B durchkämmen. Unter dem spöttischen Blick von Karim, einem Sozialarbeiter, werden sämtliche Autos durchsucht, vom Handschuhfach bis zum Kofferraum. »Die Leute hier brauchen Arbeit, keine Bullen«, sagt er ruhig. Seine Bemerkungen finden keine Beachtung, und es hagelt Strafzettel.

Eine komorische Mama steht gleich neben einem gepanzerten CRS-Mann – er sieht aus wie »ein Ninja-Turtle«, meint ein lachendes Kind – und unterhält sich mit einer anderen Mutter, die sich von ihrem Balkon im zweiten Stock herunterbeugt. Es geht um die Betreuung der Kleinen und um Einkaufslisten. An der Polizeiaktion scheinen sich nicht viele Leute zu stören. Irgendwann gehören die Polizisten in diesen Siedlungen einfach zum Straßenbild – kein schönes übrigens, denn die Gebäude sind von außen genauso heruntergekommen wie von innen. Im Gebäude B2 sind die Briefkästen herausgerissen worden. Auf den Gängen kommt man vor lauter Uniformierten nur schwer aneinander vorbei. Im ersten Stock erfassen Beamte die Gegenstände, die im Schacht einer Trockensteigleitung zurückgelassen wurden. »Quadräder«, staunt der größte von ihnen. In der zweiten Etage, in einem völlig verdreckten Zimmer, steht gegenüber einem kaputten kleinen Fenster der schmutzige Sessel eines Spähers. Weil die Bullen kamen, ist er abgehauen. Sonst sitzt er zehn Stunden am Tag hier, kassiert um die 50 Euro und gibt fast alles wieder fürs Kiffen aus.

Plötzlich Lärm! Die Bullen rennen raus, stürzen die Treppen hoch bis in den neunten Stock, wo sich der mutmaßliche Späher gerade in eine Wohnung geflüchtet hat. Die Mutter macht auf, der Jugendliche hat sich in der Küche versteckt. Ein bisschen Dope, ein paar Tütchen Gras, und schon bekommt er Handschellen verpasst. »Ist ihr Sohn polizeibekannt?«, fragt ein Beamter. »Keine Ahnung, er geht zur Schule.« Doch ganz offensichtlich kommt er selten weiter als bis zum zweiten Stock und zu seinem Wachposten.

Auf jeder Etage schnüffelt ein Drogenhund an den Türen. Er kratzt an einer im vierten Stock. »Aufmachen, Polizei!« Nach zehn Minuten, als einer der unteren Dienstgrade beim Staatsanwalt wegen eines Durchsuchungsbefehls anfragt, öffnet eine junge Frau die Tür einen Spaltbreit. »Ich hab geschlafen.« Aber das Bett ist gemacht, aus dem Fernseher blubbern die Geschichten von BFM9, und die, die davorsitzen, beschweren sich noch nicht mal über diese Bulleninvasion. Der ganze Haushalt wird auf den Kopf gestellt: nichts. »Entweder hat sie alles runtergespült, bevor sie uns aufgemacht hat, oder das Dope war hier nur zwischengelagert und ist längst wieder weg«, erklärt ein gelangweilter Polizist.

Draußen warten die Kinder, die aus der Schule zurückkommen, darauf, dass sie sich endlich zu Hause aufwärmen können. So lange beschäftigen sie sich eingehend mit der Ausrüstung der Polizei. In diesen Vierteln können schon Zehnjährige verschiedene Flashball-Modelle auseinanderhalten. Sie fachsimpeln über den Abnutzungsgrad der Tonfas, der Schlagstöcke der Polizei, und kennen die Marken der Polizeipistolen. Und bei dem Wort »BAC« denken sie definitiv nicht an das bac, das französische Abitur, sondern an die Spezialeinheiten der Polizei.

2
Geistige Verwirrung

Kevin wird bald 14 und ist ein BAC+7, das macht ihn ziemlich stolz. Was normalerweise bedeutet, dass jemand nach dem französischen Abitur, dem baccalauréat – kurz bac –, sieben Jahre studiert und die entsprechenden Abschlüsse hat, heißt bei Leuten wie Kevin: sieben vorläufige Festnahmen mit nachfolgendem Polizeigewahrsam durch eine der BAC-Spezialeinheiten. Was ihn in der Siedlung zu einem »geachteten Kerl« gemacht hat. Gerade fädelt er seine Schuhbänder wieder ein und produziert sich dabei vor dem Évêché, dem ehemaligen bischöflichen Palais, nun Sitz und Spitzname der Polizeidirektion von Marseille. »Die Bullen nehmen uns die Gürtel und Bänder unserer Klamotten ab, damit wir sie nicht erwürgen.« Kevin heißt natürlich nicht Kevin, aber er hat sich diesen Namen des »perfekten Weißen« ausgesucht, der keinen »Stress« kennt. Das findet er lustig.

Diesmal wurde er festgenommen, weil »ich einem Kumpel dabei zugesehen habe, wie er einer Alten ihre Tasche entrissen hat«. Der besagte Kumpel – »er ist jetzt ein BAC+5« – wird der Staatsanwaltschaft in Marseille übergeben. »Ich hab nichts gemacht, ich bin nur mit meinem Kumpel abgehauen, drum haben mich die Bullen laufenlassen.« Eigentlich ist Handtaschendiebstahl seine Masche, »fünf Festnahmen deswegen!«, sagt Kevin stolz, während er seine dreckigen Sneakers anzieht. Was sagen seine Eltern dazu? »Meinen Vater hab ich nie kennengelernt, meine Mutter schimpft mich ständig aus.« Und wenn sie nicht ihn ausschimpft, dann einen seiner drei Brüder oder eine seiner zwei Schwestern. »Aber meistens schimpft sie auf meinen Vater, der sie sitzengelassen hat in dieser Scheiße«, erklärt der Jugendliche, als er zum Bus geht. »Meine Mutter macht mir keine Angst, und die Bullen gehen mir am Arsch vorbei.« Und die Justiz? »Das sind doch nur Bullen in Robe.« Kevin kennt nichts anderes als Provokation und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Sein Zuhause ist die Hochhaussiedlung. »Schule bringt doch nichts, für uns gibt es nur Drecksarbeit, wenn überhaupt!« Seine Zukunftsvision: »Heut Abend geh ich zu einem Freund, da spielen wir Playstation und rauchen Joints.« Seinen gesellschaftlichen Werdegang empfindet er als klar vorgezeichnet: Entweder passt er sich an und wird »Sicherheitskraft oder Maurer«, oder er gibt sich der Illusion eines zwanglosen Lebens hin, in dem man sich einfach nimmt, was einem nicht gehört. »Ich werde mächtig sein, jemand, den man fürchtet und respektiert«, auch wenn man dafür mal ins Gefängnis muss: »Das gehört zum Beruf.« Sein Bus kommt, und er steigt ein, ohne ein Ticket zu lösen. Die Not ist viel mehr als nur ein alltäglicher Mangel – sie prägt eine Lebensweise. Das Gesetz zu missachten wird bei ihr zum Prinzip.

Vor einem Hochhaus in der Siedlung Les Cèdres, im 14. Arrondissement von Marseille, spricht eine Gruppe Jugendliche über die Steinwürfe auf Polizisten, wegen denen die Woche zuvor fünf von ihnen ins Gefängnis gewandert sind. »Die Bullen kontrollieren uns dauernd, für nichts und wieder nichts, weil wir aus Les Cèdres kommen«, schimpft eine Bohnenstange mit Louis-Vuitton-Käppi. »Das Gefängnis soll uns Angst machen, uns unter Druck setzen«, legt ein anderer in geblümten Shorts nach. »Aber solange sie uns auf die Eier gehen, wollen wir hier keine Bullen sehen.« Feuerwehrleute und Briefträger sind auch nicht willkommen, sie kriegen ebenfalls Steine ab. »Hier sind wir zu Hause.« Einer kommt von einem »vermasselten« Bewerbungsgespräch, ein anderer geht »der Form halber« zur Schule, ein Dritter arbeitet »schwarz bei einem Karosseriebauer«. Über das demokratische Ideal der Chancengleichheit kann diese Armee von Kevins sich nur kaputtlachen, denn ihr Alltag und ihre Urteile, ihre Werte und Normen werden nur von einem Faktor bestimmt: Stress.

Alles, was diese Kids machen, ist vom Gesetz »der Siedlung, der Straße« bestimmt, nichts anderes zählt. Aufsässigkeit und Autoritätsverweigerung treibt sie an, unbewusst und auch aus einer Gruppendynamik heraus. Alles bringt sie dazu, die Gesetze des französischen Staates in Frage zu stellen. Und die Antwort darauf lautet seit zehn Jahren, die Sicherheitsgesetze immer weiter zu verschärfen. Eine kollektive Verteidigungsreaktion auf einen nicht zu fassenden, nicht zu identifizierenden sozialen Gegner.

Diese Verschärfung der Gesetze gegen Straftäter ist wirkungslos und liefert den Betroffenen letztlich nur einen Grund mehr, sich abzugrenzen. Die härtesten Gesetze sorgen allenfalls für eine Auslese der gewieftesten Gangster. Die restlichen Bewohner klagen dagegen über die Stigmatisierung. »Wir sind nicht alle Verbrecher hier in Les Cèdres«, sagt der mit den geblümten Shorts. »Die meisten von uns sind gute Kerle, nur abends hängen wir eben auch mit Kumpels ab, die Ganoven geworden sind. Sie erzählen uns von ihren Erlebnissen, den Verfolgungsjagden mit den Bullen, den Verhören, dem Gefängnis …« Das ist ja noch besser als im Fernsehen. Ein Blonder, der bis jetzt geschwiegen hat, unterbricht ihn: »Den Toughsten ist es scheißegal, ob sie ins Gefängnis kommen.« Mit wissender Miene fügt er hinzu: »Das Gefängnis ist wie eine Ausbildung im Schnelldurchlauf, wenn man es im Verbrechen zu etwas bringen will.«

Wir sprechen stundenlang. Von den epischen Konkurrenzkämpfen zwischen Bandenchefs in den Vierteln, »das werden die Bullen und Richter niemals verhindern können«, bis zu den Steinwürfen auf die Polizisten vor kurzem, die »überhaupt nicht geplant«, sondern eher »spontan« waren und bei denen alle mitgemacht haben, ohne einen Gedanken an eine mögliche Strafe zu verschwenden. Bis zum Einbruch der Dunkelheit zieht die Gruppe dem Schatten des Hochhauses hinterher. Sie reden über Gott und die Welt – ihre Welt. Dabei ist auch Farid, er ist einer dieser Toughen, von denen der Blonde gesprochen hat. Er heißt nicht wirklich Farid, aber den Namen hat er sich für diese Gelegenheit ausgesucht. Ein realistischer Name. Farid ist 25 und versichert, er drehe »keine krummen Dinger mehr«. Er ist sogar mit seiner Freundin zusammengezogen, arbeitet ab »frühmorgens« in einer Eisenwarenhandlung, er zahlt Steuern, geht »gelegentlich« wählen und überlegt, »ein Kind zu machen«. Farid ist gesellschaftsfähig geworden. Und das nach Jahren des »BAC+«! Er weiß selbst nicht mehr, wie oft er eingefahren ist, und lacht darüber. »Ich bin wahrscheinlich bei BAC+100. Als ich jung war, schon so mit elf, landete ich dreimal die Woche in Polizeigewahrsam.« Hier ein angezündeter Mülleimer, da Steinwürfe von einer Brücke auf fahrende Autos oder Erpressung von Schulkameraden. Und eine Schlägerei nach der anderen … »Ich war ein Rowdy, die ganze Zeit schrie ich rum, teilte aus, wollte der Stärkste sein. Ich war der Anführer einer kleinen Bande Rotznasen, die mir überallhin nachliefen. Wir machten alles, was uns gerade in den Sinn kam.« Wie oft hätte er sterben können, als er in den gefährlichen Kanälen schwamm, die die Stadt durchqueren, als er die Trafohäuschen der Elektrizitätswerke erforschte oder als er auf Dächer kletterte, »um jemand etwas draufzuschmeißen«. Seine Mutter war schnell überfordert: »Sie konnte nicht verhindern, dass ich Schaden anrichtete.« Der Vater nicht greifbar. Die Schule schwänzte er bald nur noch. »Man kann sagen, dass ich nicht sehr umgänglich war.« Ein scharfsinniger Befund.

Bei Polizei und Justiz war Farid ein alter Bekannter. Den Richtern zeigte er sich stets »mit einem provokanten Lächeln nach dem Motto ›Ihr könnt mich alle mal‹«. Die Würde eines Gerichtshofs mit seinen Regeln und Symbolen schreckt 95 Prozent der Ersttäter ab, so dass sie nicht rückfällig werden und keine schweren Strafen erhalten, erklärte mir einmal Christine Bartolomei, die von 2000 bis 2010 Vorsitzende des Jugendgerichts von Marseille war. Farid gehörte zu den 5 Prozent der Unbelehrbaren. Die gemeinnützige Arbeit: »Die habe ich nicht gemacht.« Die Erziehungsheime: »Ich bin abgehauen.« Das Gefängnis: »Da habe ich meinen vierzehnten Geburtstag gefeiert.« Am Ende gab es nichts, was dieses Kind zur Vernunft bringen konnte, »das mit allen auf Kriegsfuß stand«. Bis ihn eines Tages ein Richter in ein besonders strenges Heim für schwer erziehbare Jugendliche schickte. Er kam mit fünfzehn dort an und mit achtzehn wieder heraus – »völlig verändert«. »Die Entscheidungen der Gerichte waren mir scheißegal, denn ich erkannte sie nicht an. Aber die Strafen der Erzieher, die mich in meinem Alltag begleiteten, haben mich getroffen und allmählich zum Nachdenken gebracht.« Sein Gesetz – das des Stärkeren – machte nach und nach Platz für die Regeln eines Lebens in Gemeinschaft. »Ich hatte immer nur allen getrotzt – den Leuten, der Polizei, den Gerichten –, dann habe ich gelernt, was Respekt heißt.«

*

Kugel war der pummelige Junge, dem ich manchmal in Kalliste begegnet bin, auch wenn er eigentlich woanders herkam. Er hatte die Angewohnheit, immer mit vollem Mund zu reden. Nicht nur, weil er ununterbrochen vor sich hin mampfte – nein, er schob sich jedes Mal etwas in den Mund, wenn er etwas zu sagen hatte. Es wirkte ein bisschen so, als würde er seine Wortmaschine durchladen. Und als ihn die Polizei mit 7.62-Kugeln durchsiebt fand, war ein bisschen Chipsbrei aus seinem Mund geflossen. Wohl so etwas wie sein Letzter Wille. Er wollte zulegen, eine große Nummer mit dicker Brieftasche werden, der Boss seiner Siedlung. Diese Kids planen ihre Verbrecherkarriere wie Fußballer – als Egotrip, ohne einen Gedanken an ihre Mannschaft.

In den Eingangshallen der Hochhäuser von Marseille gibt es viele Gesprächsthemen, aber die Königsdisziplin in den Siedlungen sind die Geschichten über die heimische Ganovenwelt. Zwischen urbaner Legende und Alltagsrealität angesiedelt, werden die unbedeutendste Lokalnachricht, der kleinste Raubüberfall, der jüngste Vergeltungsakt, der Kalender der anzutretenden und verbüßten Haftstrafen fein säuberlich abgeglichen und so minutiös analysiert, dass es den bestinformierten Bullen zur Ehre gereichen würde. Der Mythos heizt den Ehrgeiz an. Und der Ehrgeiz ist die treibende Kraft jeglicher Straftat. Für alle, die nicht an Bildungsabschlüsse glauben und keinen Sinn für eine Karriere im öffentlichen Leben oder für reguläre Geschäfte haben, ist das Verbrechen der einzige Weg, sich zu emanzipieren. Sicherlich eröffnen ein Studium, politische Netzwerke und Kreativität die Möglichkeit, seine Kräfte für ein besseres Leben einzusetzen. Aber wer dazu keinen Zugang hat, glaubt eben, er könne über dunkle Kanäle den Aufstieg schaffen, ohne dabei zu bemerken, dass sie in den Abgrund führen.

Farid Berrahma ist das beste Beispiel. Er war das Bindeglied zwischen den Umtrieben der French-Connection10