I. Q. nennt man Isaiah Quintabe in den schwarzen Hoods von Los Angeles. Weil er ein Genie ist und weil er als eine Art Nachbarschaftsdetektiv ohne Lizenz den »kleinen Leuten« zu ihrem Recht verhilft. Oder, wenn das schwierig ist, immerhin zu Gerechtigkeit, Genugtuung und Entschädigung. Zusammen mit seinem sidekick, dem schlagfertigen Gangsta Dodson, wird er wider Willen von dem Top-Rapper Murda One angeheuert, um Mordanschläge auf dessen Leben aufzuklären. Das führt ins finstere Herz des Rap-Business, wo sich jede Menge wunderliche und tödliche Gestalten tummeln: Gangsta Rapper, Bitches, Anwälte, Auftragskiller, Drogenbosse, Big-Business-Leute und Medienvolk.

Bald haben es I. Q. und Dodson mit verfeindeten Gangs, schießwütigen Narcos und gierigen Musikproduzenten zu tun. Gut, dass I. Q. ein Weltmeister der Deduktion ist, und gut auch, dass er notfalls genauso viel kriminelle Energien hat wie seine Widersacher. Oder noch mehr …

Joe Ide, aufgewachsen in South Central, L. A., mit japanisch-amerikanischen Wurzeln. War Lehrer, Manager und arbeitete für eine NGO. Drehbuchautor. I. Q. ist sein erster Roman. Joe Ide lebt mit seiner Familie in Santa Monica

JOE IDE.

iQ

Thriller

Aus dem amerikanischen Englisch von
Conny Lösch

Herausgegeben von
Thomas Wörtche

Suhrkamp

Die Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel

IQ

bei Mulholland Books.

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2016

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des suhrkamp taschenbuch 4728

Deutsche Erstausgabe

© der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag Berlin 2016

© 2016 by Joe Ide

Suhrkamp Taschenbuch Verlag

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Umschlagabbildungen: Getty Images / Roberto Westbrook

Umschlaggestaltung: Werbeagentur ZERO, München

eISBN 978-3-518-74844-2

www.suhrkamp.de

In the event of my demise

When my heart can beat no more

I hope I die for a principle

Or a belief that I had lived for

I will die before my time

Because I feel the shadow’s depth

So much I wanted to accomplish

Before I reached my death

I have come to grips with the possibility

And wiped the last tear from my eyes

I loved all who were positive

In the event of my demise

Tupac Shakur

PROLOG

Boyd parkte seinen Truck gegenüber der Schule und wartete auf das Läuten der Glocke. Draußen herrschten über dreißig Grad, das Armaturenbrett war feuerheiß, seine Anglerkappe vom Schweiß verfärbt. Die Brühe lief ihm übers Gesicht und in die Augen, seine von der Sonne gerötete Haut brannte. Um sich Erleichterung zu verschaffen, fächelte er sich mit dem Halsausschnitt seines T-Shirts Luft zu und erntete eine dermaßen übelriechende Wolke Achselschweiß, dass er lachen musste.

Boyd hatte stundenlang in der Badewanne gesessen, halb untergetaucht im grauen, lauwarmen Wasser gelegen und sich verschiedene Varianten ausgemalt, wie er’s machen wollte. Herrgottnochmal, das ist echt DÄMLICH, lass dir was anderes einfallen, Boyd, komm schon, KOMM, Herrgottnochmal, sei doch nicht so BESCHEUERT.

Als er sich einen Schneidezahn ausschlug, hätte er die Sache beinahe abgeblasen. Es passierte in der Küche beim Mixen des Chloroforms. Wenn man kein Arzt oder Laborangestellter ist, kann man es schlecht kaufen, aber im Netz hatte er eine Anleitung zur Herstellung gefunden; Aceton und Swimmingpool-Chemikalien. Alles zusammenzukippen war kein Problem, aber die Dämpfe stiegen ihm in die Nase und er wurde ohnmächtig, ging zu Boden und schlug sich am Spülbecken einen Zahn aus.

Später, als ihm nicht mehr schwindlig war, aß er einen Ben & Jerry’s Chunky Monkey, um sein blutiges Zahnfleisch zu kühlen, und fragte sich, was er machen würde, wenn das Mädchen keine Angst hatte, ihn auslachte oder alles bloß für einen Scherz hielt. Er überlegte zum Zahnarzt zu gehen, aber sein Bedürfnis war wie ein riesiger Bandwurm, der sich in seinem Bauch räkelte, frustriert, hungrig und blind. Die zweite Halbliterpackung Eis hatte er auch schon fast verdrückt, als ihn allmählich Wut packte. Na und? Dann fehlte ihm eben ein Zahn. Eigenartig sah er sowieso schon aus. Sein Mund war eine Wellenlinie in seinem großen runden Gesicht, die anderen Zähne waren schartig und fleckig vom Kaffee, seine schwarzen Knopfaugen standen weit auseinander. Und ansonsten hatte sein Körper die Form eines Eis.

Als er elf Jahre alt war, hatte ihn ein wildes Mädchen namens Yolanda »Humpty-Kack-Dumpty« genannt und gemeinsam mit ihren Freundinnen aus der Soccer-Mannschaft so lange mit Stollenschuhen getreten, bis seine Beine mit grünen und lila Flecken übersät waren. Yolanda hatte ihn gewarnt, er solle bloß nicht nochmal Hallooo Yolanda sagen, er hatte es aber trotzdem getan. Das war sowas wie sein Markenzeichen und er sagte es immer wieder, obwohl er wusste, dass er die Leute damit nervte. Hallooo Ernesto. Hallooo Laquisha. Hallooo Mr. Bleakerman.

Und er nervte sie bis heute. Am Vereinsabend stand er an der Linie, starrte die Pins an, versuchte sich darauf zu besinnen, was sie waren, während das ganze Team Boyd stöhnte und Nick meinte, er solle sich beeilen, blödes Arschloch. Als er dann endlich die Kugel warf, hielt er sie so lange fest, dass sie in die Luft flog, von der Bahn sprang und in die Rinne plumpste. Dann schrie er FUUUUCK und stampfte mit geballten Fäusten zurück an seinen Platz, nuschelte dabei Komm schon, Boyd, KOMM, als müsste er sich einfach bloß am Riemen reißen. Nick fragte, wo hast du eigentlich hingezielt, du taube Nuss, in den beschissenen Himmel? Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite.

Die Glocke ertönte. Boyd trommelte aufs Lenkrad und sah die Kinder aus dem Gebäude strömen, mit Rucksäcken bepackt tippten sie Nachrichten in ihre Handys, piesackten sich gegenseitig, kreischten wie die Affen. Akeem! Hier drüben, Alter! Oh mein Gott, Waaaahnsinn! Schick ne SMS, okay? Nicht vergessen! Erst fand er die Energie aufregend, die sie verbreiteten, aber dann machte sie ihn wütend und traurig. Keines der Mädchen passte. Sie waren zu alt, zu dick oder wirkten zu erwachsen. Komm schon, KOMM, es muss doch IRGENDEINE geben. Und dann sah er sie. Hübsch und schlank, die Haare zu einem langen Zopf geflochten, der ihr bis zur Taille reichte, ihr Lachen erinnerte an das Windspiel auf der Veranda seiner Großmutter. Die Jungs boxten sich gegenseitig, um sich wichtigzumachen und aufzuspielen.

Jemand rief das Mädchen. »Carmella! Carmella! Wir fahren jetzt, okay?«

Ihr Name war Carmella.

Boyd kehrte in sein trostloses Apartment zurück und badete. Er ließ sich im Wasser treiben wie ein Toter und stellte sich die Panik in ihren Augen vor, wenn sie im Dunkeln aufwachte, mit Klebeband auf dem Mund, und seinen heißen Atem spürte, der durch seine Zahnlücke pfiff, und sie seine schwarzen Knopfaugen sah, glänzend und gemein.

Hallooo Carmella.

1

Juli 2013

OHNE LIZENZ IM UNTERGRUND

Isaiahs Haus sah aus wie alle anderen in der Straße, nur dass der Rasen gleichmäßig gemäht war, die Fassade frisch gestrichen und der Eingang irgendwie ungewöhnlich. Die Sicherheitstür bestand aus demselben stabilen Gitter, hinter dem auf der Wache von Long Beach Cracksüchtige und Bankräuber hockten. Die eigentliche Haustür war mit hauchdünnem Walnussfurnier verkleidet, unter dem sich ein Kern aus mehrfach gehärtetem Stahl verbarg, sie hing in einem ebensolchen Rahmen und war mit einem absolut einbruchs-, schuss- und bohrsicheren Verriegelungsschloss versehen. Um dieses gewaltsam zu öffnen, würde man schweres elektrisches Werkzeug auffahren müssen und selbst dann ließe sich kaum vorhersagen, ob es was brachte. Zusätzlich, so hieß es, sei das Haus mit Sprengladungen gesichert.

In der Auffahrt parkte Isaiahs makelloser, acht Jahre alter Audi S4. Ein kleiner dunkelgrauer Wagen mit großem Achtzylindermotor und Sportgetriebe; die Kinder aus der Nachbarschaft riefen ihm hinterher, er solle endlich mal Felgen aufziehen.

Isaiah saß im Wohnzimmer vor seinem MacBook, las E-Mails und trank seinen zweiten Espresso, als die Alarmanlage seines Autos losging. Er schnappte sich seinen ausziehbaren Schlagstock vom Couchtisch, ging zur Haustür und zog sie auf. Deronda lehnte mit ihrem Weltklassehintern auf der Haube, begrub eine Scheinwerferlampe und einen Teil des Kühlers darunter. Sie war kein direkt dickes Mädchen, aber in ihrer Jungsshorts und dem zwei Nummern zu kleinen, pinken Schlauchoberteil, verflucht kurz davor. Sie tat, als würde sie schmollen, seufzte und seufzte immer wieder, begutachtete stirnrunzelnd den Glitzer auf ihren eisblauen Fingernägeln. Mit einem elektronischen Zwitschern schaltete Isaiah den Alarm aus, schirmte die Augen mit der Hand vor der prallen Nachmittagssonne ab.

»Nein, ich hab deine Nummer nicht vergessen«, sagte er, »und ich wollte dich auch nicht anrufen.«

»Überhaupt nie?«, fragte Deronda.

»Du suchst einen Daddy für dein Baby und du weißt, dass ich das nicht bin.«

»Du hast überhaupt keine Ahnung, ob ich was suche, und selbst wenn, dann bestimmt nicht dich«, sagte sie. »Willst du mich nicht reinbitten? Ich bin den ganzen Weg von meiner Mama zu Fuß gegangen.«

»Lüg nicht«, sagte er. »Wo auch immer du herkommst, gelaufen bist du nicht.«

»Woher willst du das wissen?«

»Deine Mama wohnt auf der anderen Seite von Magnolia. Willst du mir erzählen, du bist mit deinen kaputten Krallenzehen sieben Meilen auf Flipflops durch die Mittagshitze gelaufen? Teesha hat dich abgesetzt.«

»Du hältst dich für so oberschlau. Kann mich doch auch sonst jemand abgesetzt haben.«

»Deine Mama arbeitet, Nona arbeitet, Ira hat ein Gipsbein und DeShawn seinen Führerschein im Suff verloren. Hab seinen Wagen neulich auf dem Abschlepphof gesehen. Der weiße Nissan mit der eingedrückten Schnauze. Außer Teesha bleibt niemand übrig.«

»Nur weil Ira ein Gipsbein hat, heißt das noch lange nicht, dass er nicht fahren kann.«

Isaiah lehnte sich an den Türrahmen. »Hast du nicht behauptet, du bist gelaufen.«

»Bin ich auch«, sagte Deronda, »aber halt nur so’n Stück und dann ist jemand anders gekommen und ich …«. Deronda rutschte von der Haube und stampfte mit dem Fuß auf. »Scheiße, Isaiah!«, sagte sie. »Wieso musst du dich immer mit allen anlegen? Ich bin hier, weil ich nett sein wollte. Was spielt’s überhaupt für eine Rolle, wie ich hergekommen bin?«

Es spielte gar keine Rolle, aber er konnte nicht anders, als sehen, was er sah: Das, was anders war oder nicht ganz richtig oder deplatziert oder an der richtigen Stelle, aber zur falschen Zeit oder so, dass es nicht zu dem passte, was behauptet wurde.

»Und?«, fragte Deronda. »Lässt du mich jetzt hier draußen stehen, so dass ich einen Sonnenstich kriege oder darf ich reinkommen und schenkst du mir einen Cocktail ein? Man weiß nie, könnte ja ganz schön werden.«

Deronda schaute auf ihren Fuß, drehte ihn zur Seite, als würde was unter der Sohle hängen, fragte sich wahrscheinlich, wo Isaiah hinguckte. Auf ihre in der kalifornischen Sonne glänzenden schwarzen Schokoschenkel oder ihre dunklen Titten, die alles daransetzten, über den Rand des Schlauchoberteils hinweg zu entwischen. Isaiah schaute verlegen woandershin, weil er für sie beide entscheiden musste, wie’s weiterging. Sein Typ war sie nicht, wobei er eigentlich gar keinen hatte. Meist bestimmte Neugier sein Sexleben. Manchmal fanden Mädchen den unauffälligen kleinen Bruder, der so klug war, dass er einem schon unheimlich werden konnte, irgendwie faszinierend. Aber das war schon lange nicht mehr vorgekommen. Er öffnete die Gittertür.

»Na gut, komm rein«, sagte er.

Isaiah saß in seinem Lehnsessel und ging seine E-Mails noch mal durch. Er hoffte, etwas übersehen zu haben, denn er brauchte einen ordentlich zahlenden Klienten, aber nichts davon ging auch nur annähernd in diese Richtung.

Hola Señor Quintabe

Ich bin Freund von Benito. Er sagt, Ihnen kann vertrauen. Mann auf Arbeit erpresst mich. Wenn ich nicht geben Geld, er sagt INS, ich nix Green Card. Mein Sohn nicht kann gehen Schule. Können helfen?

Lieber Mr. Quintabe,

wenn ich spätnachts im Bett liege und schlafe, kommt ein Mann herein und streichelt meine Geschlechtsteile. Das weiß ich genau, denn morgens ist mein Nachthemd zerknittert und da unten fühlt es sich komisch an. Bitte sagen Sie’s niemandem, die anderen machen sich schon über mich lustig. Können Sie am Sonntag nach der Kirche vorbeikommen?

Isaiah hatte keine Website, kein Facebook-Profil und keinen Twitter-Account, aber wer ihn brauchte, fand ihn trotzdem. Hauptsächlich konzentrierte er sich auf Fälle aus der Gegend, bei denen die Polizei nicht eingreifen wollte oder konnte. Er hatte mehr Aufträge, als er bewältigen konnte und viele seiner Klienten bezahlten mit einer Süßkartoffelpastete, kostenloser Gartenarbeit oder einem brandneuen Radialreifen – wenn überhaupt. Ein einziger Auftraggeber, der den normalen Tagessatz bezahlen konnte, würde schon genügen, um für Flaco aufzukommen und selbst davon zu leben.

»Mist«, sagte Deronda, als sie das Fiji-Wasser und den Cranberry-Saft im Kühlschrank sah. »Hast du nichts zu trinken?«

»Nur was da drin ist«, erklärte Isaiah vom Wohnzimmer aus.

Zu essen gab es auch nichts. Deronda hätte was zaubern können, wäre ihr ein Rezept eingefallen, für das man Naturjoghurt, ein paar Pflaumen, eine Tüte Studentenfutter ohne M&Ms, Margarine, Brot mit Vogelfutter außen dran und Eier aus Freilandhaltung (was auch immer das sein sollte) braucht. Auf der Arbeitsfläche thronte eine komplizierte Maschine. Sie war aus Edelstahl und so groß wie eine Mikrowelle mit Griffen, Knöpfen und zwei Düsen über einem Rost wie an einem Getränkeautomaten. Auf dem Rost standen ein winziges Tässchen und ein Kännchen aus Metall.

»Ist das deine Kaffeemaschine?«

»Espresso.«

»Du brauchst eine größere Tasse.«

Isaiah las weiter E-Mails und versuchte nicht an Deronda zu denken, die so reif und saftig war wie die Pflaumen im Kühlschrank. Schweren Herzens hielt er den Reißverschluss seiner Dieseljeans geschlossen. Keine leichte Entscheidung. Eines Abends war er nach Hause gekommen und sie hatte auf dem Sofa gesessen, Pop Idol geglotzt und die letzten knusprig goldbraun gebackenen Chicken Nuggets gegessen, während ihr dreijähriger Sohn die Wohnung zerlegte. Als er ihr sagte, sie solle sich wieder anziehen, war sie weniger sauer als erstaunt.

»Du weißt ja nicht, was du verpasst«, sagte Deronda, »ich hab abgefahrenen Scheiß drauf.«

Lieber Mr. Quintabe,

meine Tochter ist seit zwei Wochen nicht mehr zu Hause gewesen. Ich glaube, sie ist mit einem Mann auf und davon, der Olen Waters heißt und zu alt für sie ist. Sie muss weg von ihm, sonst ist es zu spät. Holen Sie sie bitte zurück? Ich kann nicht viel zahlen.

Lieber Mr. Quintabe,

vor zwei Monaten wurde mein wunderbarer Sohn Jerome in seinem eigenen Bett erschossen. Die Polizei sagt, die Beweise reichen nicht für eine Festnahme, dabei wissen alle, dass seine Frau Claudia abgedrückt hat. Ich möchte Sie engagieren, Mr. Quintabe. Führen Sie die Schlampe der Gerechtigkeit zu.

Im Wohnzimmer war es kühl und dunkel, schmale Streifen Sonnenlicht drangen durch die vergitterten Fenster, es war so sauber, dass nicht einmal Staubpartikel in der Luft wirbelten. Isaiah schaute nicht auf, als Deronda barfuß aus der offenen Küche über den geschliffenen Zementboden zu ihm herüber tapste. Es war anders, als er es sich ursprünglich vorgestellt hatte, aber es gefiel ihm. Amorphe Formen aus grün und grau wie Satellitenaufnahmen vom Regenwald. Deronda ließ sich auf das Sofa ihm gegenüber fallen und legte die Füße auf den Couchtisch. Auf dessen Glasplatte lagen Autoschlüssel, ein Handy und der ausziehbare Schlagstock.

Dann entdeckte sie eine schwarze Kiste unter dem Tisch. »Was ist das?«, fragte sie, als vermutete sie eine Sprengfalle.

»Die Bassbox. Nimm die Füße vom Tisch.«

»Kann ich fernsehen?«

»Siehst du einen Fernseher?«

»Hast du keine PlayStation?«

»Nein, ich hab keine PlayStation.«

»Du brauchst mehr Möbel.«

Abgesehen von dem weinroten Ledersofa und dem Sessel, gab es einen Couchtisch aus Chrom mit Glasplatte, einen Polsterhocker aus Rattan, ein Beistelltischchen aus Kirschholz und eine auf antik getrimmte Leselampe mit langem Hals. Das war’s, es sei denn, man wollte das bodentiefe Bücherregal mitrechnen, das eine gesamte Wand einnahm. Dort befand sich eine riesige Sammlung an LPs und CDs, die akkurat wie ein Strichcode nebeneinanderstanden, außerdem eine hochraffinierte Anlage; Coltranes Saxophon brüllte aus den Lautsprechern, zornig und heiser.

»Kann ich was anderes auflegen?«, fragte Deronda und zuckte zusammen, als würde sie dem Mülllaster lauschen.

»Nein.«

Isaiah hielt den Kopf gesenkt und las eine weitere E-Mail. Deronda wollte ihn etwas fragen. Er hatte es gleich gespürt, als er sie hereingelassen und sie ihn angesehen hatte, als bräuchte sie nicht nur einen Vater für ihr Kind. Da es keinen Sex gab, war ihre Einleitung futsch und jetzt konnte er hören, wie sie von einer Arschbacke auf die andere rutschte und versuchte, den richtigen Moment abzupassen. Vielleicht würde sie es aufgeben, wenn er sie nur lange genug ignorierte.

»Darf ich dich was fragen?«, fragte sie.

»Nein.«

»Könntest du mich vielleicht, naja, du weißt schon, verkuppeln?«

»Verkuppeln? Mit wem?«

»Blasé. Bist doch voll dicke mit dem und so.« Sie wartete einen Augenblick, dann sagte sie: »IQ«.

In der Scene war ein Artikel erschienen mit der Überschrift:

IQ

Isaiah Quintabe: Ohne Lizenz im Untergrund

Darin wurde über eine Reihe von Fällen berichtet, die er hier im Viertel übernommen hatte, aber der, der ihn in die Klatschpresse brachte, war eigentlich ganz einfach zu lösen gewesen. Der R&B-Sänger Blasé war darin verwickelt. Auf einer Party war ihm seine Kamera mitsamt einem Video gestohlen worden, auf dem zu sehen war, wie er es sich über ein Bügelbrett gebeugt von seinem Keyboarder und Mitbewohner besorgen ließ. Würden die Aufnahmen an die Öffentlichkeit gelangen, wäre das mehr als nur ein Skandal. Blasé hatte sich als heterosexuelles Sexsymbol vermarktet. Auf dem Cover seines letzten Albums, Can I Witness To Your Thickness, war er im Tanga und mit Priesterkragen neben einem Chor aus drei Frauen mit abgefahrenen blonden Perücken und knappen Chorgewändern zu sehen. Ihre Hinterteile wölbten sich so prall, als steckten Babys drin. Daraufhin hatte Blasé eine Nachricht folgenden Inhalts bekommen: Bald kriegst du meine Forderungen. Erfülle sie, sonst werden deine Verfehlungen offenbart und deine Karriere ist vorbei.

»Die Sprache«, sagte Isaiah. »Deine Verfehlungen werden offenbart. Das ist biblisch. Waren gläubige Menschen unter deinen Gästen?«

»Um Gottes willen«, antwortete Blasé. Er holte tief Luft. »Nur meine Mutter.«

Blasés Mutter war eine bibeltreue Baptistin aus einer Kleinstadt in Georgia.

Als Isaiah sie zur Rede stellte, erzählte sie ihm, sie habe den Rosengarten mit Blasés Kamera filmen wollen und sei dabei zufällig auf die Überraschung ihres Lebens gestoßen. Nachdem sie sich ausgeruht und einen Baldrianwurzeltee getrunken hatte, hatte sie beschlossen, ihren Sohn zu erpressen und seinem Leben in Sünde und Frevel ein Ende zu bereiten.

»Ich bin nun mal so, Mutter«, sagte Blasé. »Aber wenn ich das selbst nicht akzeptieren kann, gibt’s auch keinen Grund, weshalb du das akzeptieren musst.«

Blasé war Isaiah dankbar, dass er ihn an diesen Punkt gebracht hatte, wobei Isaiah nicht ganz klar war, was er eigentlich dazu beigetragen hatte, außer die Erpresserbotschaft zu lesen. Blasé hatte sein öffentliches Coming-out in der Show von Shonda Simons. Seine Plattenverkäufe gingen zurück, aber die Leute, die seine Alben trotzdem kauften, bestellten auch das Sexvideo für 39.95 Dollar im Netz, wobei er die Hälfte des Erlöses der Kirche seiner Mutter spendete.

»Blasé muss mir bei meiner Karriere helfen«, sagte Deronda. »Kann ja sein, dass er schwul ist, aber er ist berühmt und ich brauch einen, der mir auf die Sprünge hilft, damit die Oberchefs meinen Style persönlich checken. Dann komm ich ganz groß raus.«

Isaiah spürte, dass Deronda ihn in der Erwartung ansah, dass er sagte: »Das ist nur eine Frage der Zeit«, »Du darfst nicht aufgeben« oder sonst so einen Blödsinn, stattdessen aber starrte er unverwandt auf den Bildschirm seines MacBook. Deronda schmollte, dieses Mal wirklich. »Ich hätte schon längst hier abhauen sollen, bei so viel Starqualität wie ich sie hab«, sagte sie. »Ich bin ein Senkrechtstarter, verstehst du, was ich meine? Zum Star geboren, das bin ich. Eigentlich sollte ich ständig im Scheinwerferlicht stehen.«

»Wozu willst du denn im Scheinwerferlicht stehen?«, fragte Isaiah.

»Wie? Wieso? Der Hintern von dieser Kardashian passt locker in meinen rein und da fragst du mich wieso? Weißt du nicht, dass die im letzten Jahr dreißig Millionen verdient hat?«

Isaiah kannte viele Mädchen, die dieser Ansicht waren. Irgendwie glaubten sie, ein dicker Hintern sei ähnlich viel wert wie Immobilien oder ein Collegeabschluss, auf jeden Fall hielten sie ihn für etwas, das man in seine Bewerbung schreiben sollte.

Alejandro kam aus der Küche gewackelt, pickte auf dem Boden herum und machte dabei leise pock-pock-pock, schenkte Deronda einen wachsamen Blick. Ängstlich hob Deronda die Füße vom Boden. »Lässt du den einfach so rumlaufen?!«, fragte sie.

»Wenn du ihn in Ruhe lässt, lässt er dich auch in Ruhe«, sagte Isaiah.

Isaiah hatte Alejandro zusammen mit einem Rezept für Arroz con pollo von Mrs. Marquez bekommen. Er hasste es, Hühnerkacke wegwischen zu müssen, aber auf dem Boden blieben keine Flecken zurück und er hatte ein schlechtes Gewissen, den Vogel den ganzen Tag über in die Garage zu sperren. Neulich morgens hatte er vergessen, die Schlafzimmertür zu schließen, Alejandro hatte es sich auf der Kleiderstange gemütlich gemacht und seine ganzen Klamotten vollgekackt.

»Komm schon, Isaiah, hilf mir«, sagte Deronda. »Ich brauch bloß eine kleine Starthilfe.«

»Ich gebe keine Starthilfen.«

»Da irrst du dich, Isaiah.«

»Ich irre mich ständig«, sagte Isaiah, klappte den Laptop zu, schnappte sich die Autoschlüssel, den Schlagstock und die Harvard-Cap und stand auf.

»Gehen wir wohin?«, fragte Deronda.

»Mh-hm. Ich fahr dich nach Hause.«

Boyd parkte mit seinem Truck an derselben Stelle wie gestern. Er war nervös, aber bereit. Alles was er brauchte, befand sich in der echsengrünen Bowlingtasche auf dem Sitz neben ihm. Klebeband, Gummihandschuhe und ein Ausbeinmesser so scharf, dass man eine matschige Tomate damit in hauchdünne Scheiben hätte schneiden können.

Boyd arbeitete bei F&S Marine, einem Händler für in China hergestelltes Schiffszubehör. Das Betongebäude lag in einem trostlosen Industriegebiet neben einem Lagerhof für Propangas auf der einen und einer namenlosen Lagerhalle auf der anderen Seite und war von einem Zaun mit Stacheldrahtspiralen obendrauf umgeben.

Der LA River floss vorbei, die breite grüne Wasserscheide, die den East Long Beach teilte und in den Long Beach Harbor mündete.

Nick Bangkowski, Boyds Chef bei F&S hatte abstehende Haare und trug Hawaii-Hemden, die über seinem umfangreichen Bauch spannten. Vor fünf Jahren hatten ihn die San Diego Chargers in der zweiten Runde verpflichtet. Die Trainingsphase war unglaublich und er sollte als Linebacker aufgestellt werden, aber dann zog er sich eine Woche vor dem ersten Vorsaisonspiel beim Aussteigen aus dem Mannschaftsbus einen Kreuzbandriss zu.

»Ich hatte es schon geschafft«, pflegte Nick nach seinem ersten Sixpack zu sagen. »Ich hatte es verflucht noch mal geschafft. Ich hatte meinen eigenen Spind und ein Trikot mit meinem Namen drauf. Ich war in der Mannschaft. Ich war schon in der verfluchten Mannschaft.«

Nick gab Boyd die ganze Scheißarbeit. Verstopfte Toiletten auspumpen, die Kette vom Gabelstapler schmieren, Bierdosen und benutzte Präser vom Parkplatz sammeln und Tausende von Notschaltern, Sechskantschrauben, Kolbenbolzen und Kurbelwellen inventarisieren. Boyd maulte, wurde aber nie sauer, nicht mal als Nick ihn aus dem Bowling-Team warf. »Du musst gehen, Boyd«, sagte Nick. »Ron ist aus dem Urlaub zurück und er schafft im Schnitt, wie viel? Hundertfünfundsiebzig? An einem guten Abend kommst du mit viel Glück auf hundert.«

»Was ist mit Maxine?«, fragte Boyd. »Die spielt schlechter als ich.«

»Was den Punktestand betrifft, dafür hat sie aber dicke Titten. Ist gut für den Sportsgeist.«

»Aber ich will auch bowlen.«

Nick klopfte Boyd auf die Schulter, wie er es nie zuvor getan hatte. »Ich weiß, aber es steht ein Turnier an und du willst doch nicht, dass wir verlieren, oder? Wie sieht’s aus Boyd? Für das Team? Alle werden dich lieben, was sagst du?«

Am Abend des Turniers blieb Nick etwas länger im Büro und trank ein paar Budweiser, bevor er sich auf den Weg zur Bowlingbahn machte. Als er auf dem Parkplatz in seinen Altima steigen wollte, schlich sich Boyd wie eine Katze aus einem Zeichentrickfilm auf Zehenspitzen von hinten an und zog ihm einen sechseinhalb Pfund schweren Bootsanker in einem Jutesack über den Kopf.

»Wie sieht’s aus Nick, für’s Team?«, fragte Boyd und schlug immer und immer wieder zu.

Bei F&S dachten alle, es müsse eine Verwechslung oder ein zorniger Ehemann dahinter stecken. Nick war dafür bekannt, dass er mit den bowlenden Hausfrauen vögelte. Niemand verdächtigte Boyd. Er war zwar seltsam und ein bisschen zurückgeblieben, aber er würde niemandem etwas zuleide tun. Maxine besuchte Nick im Krankenhaus. Sie sagte, er habe ausgesehen wie eine Tüte Hackfleisch und nicht mehr gewusst, wer sie war. Boyd unterschrieb die Karte mit den Genesungswünschen.

Die Glocke läutete. Boyd zuckte vor Schreck zusammen, reckte den Hals auf der Suche nach dem Mädchen. Wo bist du, Carmella? Wo bist du? Sei bloß da, sei bloß da. Komm schon, Carmella, SEI DA.

Carmella war mit ein paar Freundinnen unterwegs. Sie trug einen kurzen Jeansrock mit einem weißen T-Shirt, die Haare zu einem langen Zopf gebunden. Boyd hatte Angst, sie könne ihre Frisur verändert haben. Sie ließ sich Zeit, schickte eine SMS, las sie lachend vor, zeigte sie lachend ihren Freundinnen und schickte immer noch lachend eine weitere ab.

»Beeil dich, beeil dich!«, schrie Boyd. »Was machst du denn? Geh endlich nach Hause. Herrgottnochmal, GEH HEIM.« Carmella löste sich schließlich aus der Gruppe, winkte den anderen und ging zur Straße. »Okay«, sagte Boyd, »los geht’s.«

Isaiah wohnte in Hurston, einem kleinen Viertel am westlichen Rand von East Long Beach, zwei Minuten vom LA River und zweieinhalb vom 710 Freeway entfernt. Er nahm die Strecke über die Anaheim und fuhr durch die Gegend, über die Snoop auf The Chronic berichtet hatte, wobei seine Reime auch schon das Bemerkenswerteste daran waren. Eine Einkaufsmeile nach der nächsten, Getränkeläden, Autowerkstätten, Schönheitssalons, billige Zahnärzte und verdreckte leer stehende Geschäfte.

»Jetzt aber echt«, sagte Deronda. »Ich muss mein soziales Standing verbessern. Mein kulturelles Umfeld wechseln. Mir eine neue Anschrift zulegen.«

Mit achtzehn war Deronda in einem BMG-Restaurant in Culver City zur Miss Big Meaty Burger gekürt worden. Ein Fernsehreporter von Channel 5 war dabei gewesen und Deronda kam sieben Sekunden lang ins Frühstücksfernsehen. Ihr Name und ihr Foto waren im Long Beach Herald erschienen, woraufhin alle möglichen Menschen auf sie zu kamen und das Plastikdiadem und die rotgoldene Big-Meaty-Burger-Schärpe sehen wollten.

Sie wurde im Radio interviewt. Der DJ fragte sie, ob sie was Besonderes machte, um ihren Allerwertesten so knackig zu halten, ob die Natur sie großzügig beschenkt habe oder harte Arbeit drin steckte und wann ihr das letzte Mal einer den Kuchen mit Zuckerguss überzogen hatte. Die Krönung des Ganzen war dann eine Fotosession, die BMG für ihre Werbung verwendete. Zu sehen war darauf ein riesiger Fleischsaft triefender Triple-Burger. Deronda schaute einladend und grinsend über die Schulter, ihre Backen, die in der Mitte von einem neonpinken Bikinistring geteilt wurden, glänzten wie poliertes Mahagoni. Die Bildunterschrift lautete:

BIG MEATY

Der Saftigste in LA

Du weißt, dass du ihn willst

Damals dachte Deronda, dies sei ihr Sprungbrett. Das Foto musste jemandem auffallen, der ihre charismatische Ausstrahlung und ihr Potential erkannte, aber niemand rief an. Es gab keine weiteren Interviews oder Zeitungsartikel und nach ein paar Monaten zierte ein anderes Mädchen die BMG-Werbung. Deronda gab die Hoffnung nicht auf. Etwas musste passieren, das konnte gar nicht anders sein. Berühmt werden war ihr Traum, ihr Ziel und deshalb war’s auch irgendwie in Ordnung, ja sogar vernünftig, einfach weiterzumachen wie bisher. Sie ließ sich die Haare und die Nägel verschönern, feierte mit Nona, guckte Jersey Shore, Housewives of Atlanta, Bad Girls, Keeping Up with the Kardashians, Housewives of Orange County und die Bachelorette. Um über die Runden zu kommen, strippte sie im Kandy Kane, trug nichts außer ihrer Schärpe und dem Diadem. Derondas Vater, seit zwanzig Jahren Kontrolleur bei Metro Transit, drängte darauf, dass sie sich eine neue Richtung suchte und aufhörte, ihr Leben zu vergeuden, aber Deronda wartete nur noch sturer und entschlossener darauf, dass es plötzlich vom Himmel blitzte und sie groß herauskam.

»Willst du nicht auch mal raus hier?«, fragte Deronda.

»Weiß nicht«, sagte Isaiah. »Kann sein.«

»Kann sein? Scheiße, das ist irre. Ich meine, wenn ich ein Profil hätte wie du, wär ich längste ne Marke.«

Isaiah bog von der Anaheim ab.

»Hier geht’s nicht zu mir nach Hause«, sagte Deronda.

»Ich muss noch bei Beaumont vorbei«, erklärte Isaiah. Beaumont hatte einen kleinen Laden, der Six to Ten Thirty hieß. Dort bekam man alles von kaltem Bier bis Burritos aus der Mikrowelle, Piñatas und Scarface-Poster.

»Weißt du, man sagt doch, nichts bleibt gleich, außer dass sich alles verändert?«, meinte Deronda. »Aber wann denn? Ich seh nicht, dass sich was verändert.«

»Manchmal verändert sich was und trotzdem bleibt alles beim Alten«, erwiderte Isaiah.

Sie erreichten The Capri, einen Sozialwohnungsblock. Laut Ministerium für Wohnungsbau und Städteplanung durfte man hier nur einziehen, wenn man über kein größeres Vermögen verfügte (auf dem Konto, in Form von Aktien oder Immobilienanleihen), als der Hälfte des Durchschnittseinkommens dieses Bezirks entsprach, also zirka vierzigtausend Dollar jährlich. Die Warteliste war lang.

Ein paar von den East Side Sureno Locos 13 lungerten auf der Rasenfläche am Eingang herum, ein mit Bedacht gewählter Platz. Hinter der niedrigen Mauer aus Betonziegeln konnten sie in Deckung gehen und zwischen den Bananenpalmen ihre Pistolen verstecken. Viele Homies saßen wegen Waffenbesitzes im Knast. Die meisten Locos waren noch Teenager, aber knallharte Killer, und heute waren sie in voller Montur erschienen. Weite Shorts, übergroße weiße T-Shirts oder Football-Trikots und irgendwo was Rotes, ein Armband, eine Cap, ein aus der Tasche hängendes Tuch. Rot war die Farbe der Locos.

»Sieh dir das an«, sagte Deronda, zeigte mit dem Kinn auf einen Loco, der pissgelbes Bier aus einer Flasche trank. »Wie soll aus dem was anderes werden als ein verfluchter Verbrecher, wenn er sich ›Locos 4 Life‹ auf die Stirn tätowiert?«

Die Locos wussten, wer Isaiah war, machten aber schon aus Prinzip Zeichen und redeten Blödsinn. Einer mit einem Haarnetz auf dem kahlen Kopf nickte total übertrieben. »Das ist hier nicht mehr dein Pflaster, Nigga. Schieb deinen verfluchten Arsch weiter.« Isaiah sah ihn weder ängstlich noch respektlos an. Er war mit einigen echten Original Gangsters aufgewachsen, aber den jüngeren hier war wirklich alles egal. Warst du kein Loco, warst du Opfer.

Isaiahs Handy brummte. Er sah auf die Nummer und zögerte. Es gab Menschen, die waren wie Oldies im Radio, sie beschworen alte Zeiten herauf. Der Klang von Dodsons Stimme und sein Sprechrhythmus ließen Erinnerungen hochkochen, von denen Isaiah geglaubt hatte, sie seien längst auf dem Grunde seines Herzens kohlschwarz verbrutzelt. Zum letzten Mal hatten sie auf Moziques Beerdigung miteinander gesprochen, aber es dauerte immer einige Tage, bis Isaiah den Gestank nach Verbranntem wieder loswurde.

»Wer ist das?«, fragte Deronda. »Ein Mädchen, oder?«

Isaiah überlegte, den Anruf direkt auf die Mailbox umzuleiten, aber wenn Dodson was wollte, würde er immer wieder anrufen und vielleicht sogar bei ihm zu Hause auftauchen. Er stellte auf Lautsprecher. »Hey«, sagte er.

»Was geht, Isaiah?«, fragte Dodson. »Schon wieder verdammt lange her. Hab dich nicht mehr gesehen, seit wir Mozique unter die Erde gebracht haben. Was für ein todtrauriger Tag, was? So ein schlimmer Nigga wie der, ich hab immer gedacht, der stirbt durch ein Schwert, aber dann? Er gewinnt den Trifecta in Santa Anita, fährt zu Raphael, um Gras zu kaufen und wird von einem Amtrakzug erwischt. Da sieht man mal wieder, dass Glück viel wichtiger ist als Geld. Mit ein bisschen Glück kommt das Geld von ganz alleine.«

Deronda verdrehte die Augen und sagte: »Oh nein, ist das Dodson?«

»Ja, hier ist Juanell Dodson und deiner Schlampenstimme nach bist du’s, Deronda.«

»Wie kommt’s, dass du nicht sitzt?«

»Warum sollte ich? Meine kriminellen Aktivitäten gehören der Vergangenheit an. Ich bin ein ehrlicher Geschäftsmann, was dich aber gar nicht tangiert. Würdest du dich auf deine eigene traurige Situation besinnen, bekämst du auch was anderes hin als Arschwackeln im Kandy Kane.«

»Vertickst du immer noch gefälschte Gucci-Taschen aus dem Kofferraum?«

»Nein, ich verschenke sie, so wie du deine gefälschte Pussy.«

Isaiah war nicht in Stimmung, sich ein über zehnminütiges Geplänkel anzuhören und sagte: »Was gibt’s, Dodson?«

»Ein Fall für dich, das gibt’s«, sagte Dodson. »Eine Gelegenheit, jemandem in Not zu helfen und möglicherweise ein Leben zu retten.«

»Ach ja?«, fragte Isaiah und bereute seinen Tonfall noch im selben Moment, in dem ihm die Worte über die Lippen kamen. Ein bisschen zu herablassend, aber nur ein bisschen. Er spürte, wie Dodson auf Abstand ging, ihn am liebsten als hochnäsigen Motherfucker mit monströs aufgeblasenem Superhirn beschimpft hätte.

»Mein Klient will mit dir sprechen«, sagte Dodson. »Er hat Geld, anders als die meisten deiner Leute. Hab gehört, Vatrice Coleman hat dich mit billigen Heidelbeermuffins aus dem Supermarkt bezahlt.«

»Hab keine Zeit, noch einen Fall anzunehmen«, sagte Isaiah.

»Lass uns treffen und quatschen.«

»Ich hab gesagt, keine Zeit.«

»Und ich hab dich nicht nach deiner Zeit gefragt. Ich bitte dich um fünf fucking scheiß Minuten, um mich anzuhören.«

»Muss Schluss machen.«

»Mit wem? Wieso?«

»Mit dir«, erwiderte Deronda. »Er schickt dich in die Wüste, Blödmann.«

»Bis später«, sagte Isaiah. Als er das Gespräch beendete, hörte er Dodson gerade noch sagen: »Fick dich, Isaiah.«

Im rot markierten Bereich gegenüber der Schule parkte ein weißer Pickup. Officer Martinez hielt mit seinem Streifenwagen direkt dahinter, fragte sich, ob der Mann das Schild »Parken innerhalb der roten Markierung verboten« nicht gesehen hatte. Er hoffte, er würde nur telefonieren und war nicht high, betrunken oder am Wichsen. In zwanzig Minuten hatte er Schichtende und keine Lust, noch eine Stunde lang rumzustehen, Personalien aufzunehmen und auf einen Abschleppwagen zu warten. Heute war sein einunddreißigster Geburtstag. Die Kinder waren bei seiner Mutter und zu Hause wartete Gracielle schon in einem durchsichtigen Negligé, kaum größer als eine Butterbrottüte, und einem medium gebratenen Ribeye-Steak mit Kartoffelpüree auf ihn.

Martinez war bester Laune, bis er den Fahrer sah. Der Kerl schwitzte wie ein Schwein, war offensichtlich nervös und starrte auf die Schule wie ein Verdurstender auf ein Fass Limonade. Überhaupt nicht verdächtig, dachte Martinez. Um Gottes willen, ist das sein Körpergeruch?

»Hallooo Officer«, sagte der Mann.

»Was machen Sie hier, Sir?«, fragte Martinez. Der Mann rührte seine Riesen-Charlie-Brown-Rübe nicht, sondern starrte weiter geradeaus, als befände sich die Antwort dort drüben in den Azaleen. »Sir, ich habe Sie gefragt, was Sie hier machen«, fragte Martinez.

»Ich mache überhaupt nichts«, sagte er. »Ich sitze hier. Ich verstoße gegen keine Gesetze.« Frische Schweißperlen traten auf das Gesicht des Mannes, wie in einer Zeitrafferaufnahme vom Morgentau.

»Besuchen Ihre Kinder diese Schule?«, fragte Martinez.

»Oh nein, ich hab gar keine Kinder, um Gottes willen«, sagte der Mann, als wäre der Kelch nur knapp an ihm vorübergegangen.

Martinez beugte sich herunter und schaute durchs Fenster, sein Blick sprang durch das Innere des Trucks, verharrte kurz auf der Bowlingtasche, kehrte dann zu dem Mann zurück. »Führerschein, Versicherung und Zulassung, bitte«, sagte er. Der Mann kramte alles hervor und gab es ihm. »Steht ein Haftbefehl aus?«, fragte Martinez.

»Was habe ich denn gemacht, Officer? Ich hab doch nichts verbrochen.«

»Stehen Haftbefehle gegen Sie aus?«

»Nein, keine Haftbefehle.«

»Legen Sie den Autoschlüssel auf das Armaturenbrett und bleiben Sie im Wagen.«

»Ich hab nichts gemacht. Verdammt, ich hab bloß hier gesessen.«

Martinez ging mit Boyds Führerschein zum Streifenwagen zurück. Wenn er wegen diesem Arschloch nicht rechtzeitig Feierabend machen konnte, würde er sich schon was einfallen lassen, was er ihm in die Schuhe schob.

Boyd packte das Lenkrad mit beiden Händen, schüttelte es wie ein wütender Schimpanse im Käfig und brüllte: »FUUUUCK!!« Bislang war’s so gut gelaufen, nicht wie sonst, wenn er’s spontan gemacht hatte.

Als er das erste Mal ein Mädchen überfiel, lebte Boyd noch in Portland. Er saß auf dem Steg im Jachthafen von Hayden Island und angelte, da sah er ein winziges Ding in einem gepunkteten Badeanzug und mit limettengrüner Sonnenbrille auf die Damentoilette verschwinden. Sie schrie und hörte nicht mal auf, als er sie schlug. Das zweite Mal an Halloween. Boyd wollte freundlich aussehen und trug eine Häschenmaske mit großen Ohren. Das Mädchen, das er sich ausgesucht hatte, war in ein langes schwarzes Gewand gehüllt, wie ein Richter, und hatte einen Zauberstab dabei. Boyd schnappte sie sich von der Straße weg und zerrte sie ins Gebüsch. Sie wehrte sich wie ein Tiger, biss ihn zweimal und auch sie musste er schlagen. Das dritte Mal folgte er einem Mädchen von der Schule nach Hause und schob sich dann mit ihr zur Haustür hinein. Er jagte sie ins Schlafzimmer hinauf und weckte ihren Bruder, der nachts als Sicherheitsmann bei Wild Bill’s Hotel and Casino arbeitete. Der drehte Boyd die Hände auf den Rücken, zwang ihn in die Knie, so dass das Mädchen an ihn herankam und ihm immer und immer wieder den Pokal, den es bei einem Rechtschreibwettbewerb gewonnen hatte, in die Fresse schlagen konnte. Auf dem Weg ins Gefängniskrankenhaus dachte Boyd, beim nächsten Mal sollte er sich wohl besser einen Plan zurechtlegen.

Er bekam einundvierzig Monate wegen versuchter Vergewaltigung im Snake River Gefängnis und einen Eintrag ins Register der Sexualstraftäter. Bevor er den Staat verließ, hätte er eigentlich seinen Bewährungshelfer um Erlaubnis fragen und sich später in Kalifornien auch anmelden müssen, aber er hatte weder das eine noch das andere gemacht. Nur jetzt würde sein Name im Computer auftauchen, der Bulle würde in die Bowlingtasche schauen und das war’s dann. Game over. Sie würden ihn mit den Schwarzen und den Mexikanern einsperren und dann konnte er nur noch hoffen, dass keiner erfuhr, weswegen er saß. Irgendwie war’s okay, jemanden zu ermorden, aber normale Typen wie er wurden verprügelt oder vergewaltigt, meistens beides gleichzeitig. Aber das würde er nicht zulassen. Nicht noch einmal.

Im Außenspiegel sah Boyd den Polizisten neben dem Streifenwagen in sein Funkgerät sprechen. An seinem Gesichtsausdruck konnte man erkennen, dass er nichts Gutes hörte. Boyd versuchte den Oberkörper möglichst nicht zu bewegen, als er rübergriff und den Reißverschluss der Bowlingtasche gerade weit genug aufzog, um die Hand hineinzustecken und die Faust um den warmen schlanken Griff des Ausbeinmessers zu schließen.

Beaumont kam mit Margaret Cho unter dem Arm hinten aus dem Lagerraum.

Die koreanische Komikerin trug einen roten Minirock und schwarze Netzstrümpfe, stemmte die Hände trotzig in die Seiten und verzog die Lippen, als hätte sie gerade einem, der ihr blöd gekommen war, als sie noch unbekannt und übergewichtig war, hinterhergeschrien, dass er sich ficken möge. Vorne im Laden angekommen, sah Beaumont Isaiah an der Zeitschriftenauslage die LA Times lesen. Er stand so still, dass er an die Reiher erinnerte, die in den Gezeitentümpeln warteten, bis eine Mahlzeit vorbeischwamm. Ein nach Schlampe aussehendes Mädchen mit einem Hintern so groß wie zwei Schinken in einem Osterkorb beugte sich über die Gefriertruhe.

»Kann ich eine Limo, Isaiah?«, fragte Deronda.

»Du kannst, was du willst«, sagte Isaiah.

Beaumont hatte Margaret einen Arm auf die Schulter gelegt, als sei sie seine Adoptivtochter. »Hier ist sie«, sagte er. »Hab sie selbst zusammengesteckt.«

»Wer soll das sein?«, fragte Deronda.

»Wusste gar nicht, dass du auf Asiatinnen stehst«, bemerkte Beaumont in der Hoffnung, Isaiah würde ihm verraten, was er mit ihr wollte, aber das tat er nicht.

Deronda und Margaret musterten einander skeptisch. »Ich weiß, wer das ist«, sagte Deronda. »Das ist die Kellnerin aus dem Mandarin Palace.«

Isaiah hatte den Aufsteller auf Ebay gefunden, der Verkäufer hatte behauptet, er könne von allem und jedem so einen herstellen. Menschen, Tiere, Pflanzen, Landschaften, Körperteile. Margaret Cho war kein Problem. Sie kostete achtzehn Dollar plus vier fünfzig für die Dose Dr. Pepper, die Gummischlangen und die Erdnussbutterkäsecracker, die Deronda außerdem noch auf den Tresen packte.

Isaiah fischte ein Bündel Geld aus der Tasche und zählte ein paar Scheine ab. Er hätte den Aufsteller auch selbst bestellen können, aber wenn UPS ihn einfach bei ihm vor der Tür abgeladen hätte, wäre er geklaut worden. Isaiah kannte Leute, die nichts anders machten, als UPS-Pakete vor Haustüren zu klauen.

»Vielen Dank für deine Mühe«, sagte Isaiah.

»Kein Problem«, erwiderte Beaumont, »hab ich gerne gemacht.«

Isaiah war in Beaumonts Gegenwart befangen. Er kannte ihn noch aus der Zeit, als Isaiah als Wunderkind galt und sein Bruder Marcus starb, Krieg im Viertel herrschte und Isaiah sich Stück für Stück sein Leben neu aufbauen musste, bis er einer war, den alle, abgesehen von den Gangstern, bewunderten. Beaumont zählte zu seinen Fans, aber Isaiah gefiel nicht, dass er über seine Vergangenheit und ein paar Dinge Bescheid wusste, für die er sich schämte.

»Siehst gut aus, Isaiah«, sagte Beaumont. »Freut mich, dich zu sehen.«

»Danke, Beaumont. Bis später.«

Isaiah nahm Margaret und ging zur Tür. Beaumont ließ nicht locker. »Was macht man denn mit so einem Ding?«, fragte er.

»Ist ein Geschenk«, erwiderte Isaiah.

Boyd war auf dem Weg zurück nach Hause, als er sie in der Kimball auf dem Gehweg sah. Sie war ein bisschen älter, als ihm lieb war, aber noch dünner als Carmella und die Haare reichten ihr bis über den halben Rücken. Kein Mensch war auf der Straße, die Hitze trieb alle in die Häuser. Vor der Schule hatte Boyd schon gedacht, er sei geliefert, aber der Polizist hatte über Funk die Meldung bekommen, dass es irgendwo in Cambodia Town eine Schießerei gegeben hatte und ein Officer angeschossen worden war. Boyd war angepisst, weil er die Finger von Carmella lassen musste. Wenn ihr etwas zugestoßen wäre, hätte der Polizist sofort gewusst, wer’s gewesen war.

Das dünne Mädchen laberte jetzt irgendwas ins Handy. Boyd zog den Reißverschluss der Bowlingtasche auf, bis zum Anschlag, so weit wie’s ging, wie ein klaffendes Maul.

Isaiah kam aus dem Laden und wollte zu seinem am Straßenrand parkenden Audi. Er blieb kurz stehen, um ein Mädchen vorbeizulassen. Wahrscheinlich war sie auf der Mittelschule, ein Stecken in Röhrenjeans, Daunenweste und Ugg-Boots, trotz der Hitze. Seine besten Kleider musste man tragen, bis sie hin waren. Sie redete in ihr pinkes Handy, lachte und sagte: »Ich mein, im Ernst jetzt, echt. Ramon steht nicht mal auf die.«

Das Mädchen lächelte Margaret an, ohne ihr Gespräch zu unterbrechen, und setzte seinen Weg fort. Als Isaiah den Audi wieder mit einem Zwitscherton entriegelte, kroch ein Pickup im Schritttempo an ihnen vorbei. Ein weißer Silverado, zehn Jahre alt, blaue Streifen an der Seite, allmählich blätterten sie ab, eine große Delle hinten in der Seitenwand. Der Motor stotterte. Das Einspritzventil, dachte Isaiah. Der Mann am Steuer trug eine Kappe mit Logo. Ihm fehlte ein Schneidezahn und sein Gesicht glänzte sonnenverbrannt. Irgendwas starrte er an. Isaiah hätte wissen müssen, was los war. Wieso fuhr der Mann so langsam und wenn er nicht Isaiah oder Deronda angaffte, wen dann? Aber in diesem Moment wurde ihm das alles nicht klar. Er war abgelenkt, dachte daran, wie dringend er einen ordentlich bezahlten Auftrag brauchte, und bugsierte dabei Margaret auf den Rücksitz, während gleichzeitig Deronda auf ihn einredete, wissen wollte, ob er was mit der Kellnerin aus dem Mandarin Palace hatte und ob Hund auf Chinesisch wirklich mushu hieß.

Als Isaiah sich wieder aufrichtete und Deronda einstieg, wehte ihm ein Hauch von etwas in die Nase, das ihn erstarren ließ. Er hatte gelesen, dass Chloroform nicht riecht, aber das tut es doch. Ein bisschen süßlich, wie Aceton auch. Das Geräusch eines bei Vollgas sprotzelnden Motors veranlasste ihn, den Blick nach rechts zu wenden. Der Pickup raste davon, bog so scharf um die Kurve, dass ein Hinterreifen über den Bordstein holperte, an der Stoßstange hinten war etwas Rundes und Reflektierendes. Das Mädchen war weg, nur ihr pinkes Handy lag noch auf dem Gehweg.

»Oh nein«, sagte Isaiah.

Dreißig Sekunden später raste der Audi um dieselbe Ecke, die Michelinreifen quietschten und qualmten, das Heck schlingerte, Isaiah bekam ihn wieder unter Kontrolle und holte alles raus, dreihundertvierzig PS, die wie ein Schwarm Killerwespen drauflossummten, Deronda auf ihren Sitz nagelten, während ihre eisblauen Fingernägel den Türgriff umklammerten und sich ins Armaturenbrett bohrten. »Verdammt, was soll das, Isaiah?!«

Boyd fuhr auf Autopilot, konnte kaum glauben, dass er’s durchgezogen hatte. Das Adrenalin rauschte in seinen Venen, die Zahnlücke pfiff wie ein atemloses Vögelchen, sein Herz hämmerte so laut, dass er nicht mal merkte, wie sein Truck kurz aufsetzte, als er durch ein großes Schlagloch fuhr. Das Mädchen lag hinter ihm ausgestreckt auf dem Sitz, war bewusstlos. Sabber lief aufs Polster. Das Chloroform hatte es wirklich in sich. Sie hatte zu viel damit zu tun gehabt, in ihr Telefon zu quatschen, um zu merken, dass er sich von hinten