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Nr. 526

 

Stadt der Außenseiter

 

Drei Menschen auf der Flucht

 

von Falk-Ingo Klee

 

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Alles begann im Dezember des Jahres 3586, als Perry Rhodan mit seinen Gefährten die SOL verließ und zur BASIS übersiedelte, nachdem er den Solgeborenen das Generationenschiff offiziell übergeben hatte.

Seit dieser Zeit, da die SOL unter dem Kommando der Solgeborenen auf große Fahrt ging und mit unbekanntem Ziel in den Tiefen des Sternenmeeres verschwand, sind mehr als zweihundert Jahre vergangen, und niemand hat in der Zwischenzeit etwas vom Verbleib des Generationenschiffs gehört.

Im Jahr 3791 ist es jedoch soweit – und ein Mann kommt wieder in Kontakt mit dem verschollenen Schiff. Dieser Mann ist Atlan. Die Kosmokraten entlassen ihn, damit er sich um die SOL kümmert und sie einer neuen Bestimmung zuführt.

Nach einer langen und dramatischen Rettungsaktion, die Atlan, nur von wenigen Helfern unterstützt, erfolgreich abschloss, konnte das Schiff schließlich das Mausefalle-System verlassen und wieder frei seines Weges ziehen.

Gegenwärtig hat die SOL ihren Flug im Guel-System unterbrochen. Atlan, Bjo Breiskoll, der Katzer, und Wajsto Kolsch, der Magnide, sind von Bord gegangen und auf der Welt der Chailiden gelandet, um das Rätsel des Volkes der Meditierenden zu lösen.

Die drei von der SOL betreten die STADT DER AUSSENSEITER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide findet Freunde und schafft sich Gegner.

Wajsto Kolsch und Bjo Breiskoll – Atlans Fluchtgefährten.

Snowar – Ein Chailide, der zum Verbündeten wird.

Maton – Ein Syrganer wird zum Retter.

Crusok – Ein Meditierender, der die Gewalt predigt.

1.

 

Es ging auf den Abend zu, die Schatten draußen wurden länger. Wie immer um diese Zeit beendeten die Bewohner der Stadt Syrgan ihr Tagwerk. Es würde nicht mehr lange dauern, und die Siedlung lag in tiefem Schlaf.

Für drei Einwohner der Stadt verlief dieser Tag anders als sonst, an Schlaf war nicht zu denken. In dem schmucklosen, eingeschossigen Holzhaus abseits der Hauptstraße stand ein Ereignis besonderer Art bevor.

Zwielicht erfüllte die als Schlafgemach dienende Kammer. Zwei Chailiden umstanden eine roh zusammengefügte Bettstelle, die das markanteste Möbel in dem Raum bildete.

Auf dem einfachen Lager lag mit leicht angewinkelten Beinen eine Frau; sie war nackt, lediglich ein Laken bedeckte den wie jäh aufgebläht wirkenden Leib. Benta hatte die Augen geschlossen und stöhnte unterdrückt, der kupferfarbene Körper war schweißbedeckt.

Wie schon so oft in der letzten Stunde tauchte die alte Frau ein Tuch in einen mit Kräuterextrakten gefüllten Behälter, wrang das Stoffstück aus und legte es der Schwangeren als lindernde Kompresse auf die verschwitzte Stirn. Benta öffnete die Augen und schenkte ihrer Ziehmutter einen dankbaren Blick.

Plötzlich wurde ihr schmales Gesicht schmerzverzerrt, der sehnige Körper verkrampfte sich; Halt suchend krallten sich die sechsfingrigen Hände in die weiche Unterlage. Mit einem Sprung war Maton heran, legte die Hände auf die Schultern seiner Gefährtin und presste ihr die beiden Daumen in die Achselhöhlen. Der Druck auf die darunterliegenden Nervenknoten bewirkte, dass der Schmerz in seiner Intensität abebbte.

»Die ... Wehen«, brachte Benta mühsam hervor. »Du musst Cendran holen.«

»Ich werde mich sofort auf den Weg machen!«

Der fast zwei Meter große, muskulös wirkende Chailide fuhr seiner Partnerin liebevoll übers Gesicht und verließ dann rasch den Raum. Mit großen Schritten durchquerte er die übrigen Zimmer und trat hinaus auf die aus festgestampftem Lehm bestehende Straße. Sie wirkte wie ausgestorben.

Maton zögerte nicht länger. Getrieben von der Sorge um Benta und das Ungeborene schnellte er sich in weiten Sprüngen davon, wie es die Jäger taten, wenn sie ein Wild verfolgten.

Der Chailide war noch relativ jung – knapp zehn Chail-Jahre, was nicht ganz dreißig Terra-Jahre ausmachte; er schaffte es nahezu mühelos, die ganze Stadt in diesem Tempo zu durchqueren. Noch vor einem Dutzend Monden hatte er als Angehöriger eines Trupps Jugendlicher als Jäger und Sammler ganz andere Strapazen überwinden müssen.

Obwohl es bereits ziemlich dunkel war, bereitete es Maton keine Schwierigkeiten, das in einer Nebenstraße gelegene Haus des Heilers zu finden. Es war aus Natursteinen errichtet, und auch das einzige, über dessen Eingang bei Nacht eine Öllampe angezündet wurde.

Cendran war noch wach. Er hielt sich im ebenerdigen Behandlungszimmer auf, das ein Mittelding zwischen Alchimistenküche und Vorratslager war. Hier braute der Heiler seine Medizin, mixte Tees und Elixiere und stellte Pulver und Säfte her. Deckenhohe Holzregale bedeckten die Wände, angefüllt mit Kisten und Kästen, in denen er Blätter, Früchte, Wurzeln und was der Dinge mehr waren, aufbewahrte. Dazwischen standen Glaskolben, Gläser und Flaschen, auch einige merkwürdige Utensilien, deren Bedeutung dem uneingeweihten Betrachter fremd blieb.

Als Maton den Raum betrat, beugte Cendran sich gerade vor, so dass sein Gesicht von der rußenden Öllampe erhellt wurde. Er zerstampfte in einem Mörser irgendwelche Pflanzenteile und wirkte sehr konzentriert.

»Guten Abend, Cendran!«

Der Heiler war nicht im mindesten überrascht, zu dieser späten Stunde noch Besuch zu erhalten. Gelassen legte er den Stößel zur Seite und hielt die Lampe hoch, um zu sehen, wer da im Zimmer stand.

»Ah, du bist es, Maton. Was gibt es?«

»Nicht so laut, Cendran. Oder bist du allein?«

»Nein, meine Gehilfen befinden sich noch oben und zwei Kranke, doch sie werden schon schlafen«, beruhigte der Heiler. Er stellte das Licht auf den Tisch zurück.

Der junge Chailide trat neben den Älteren.

»Ich bitte dich, mit mir zu kommen«, sagte er so leise, als fürchtete er, belauscht zu werden. »Bei Benta haben die Wehen eingesetzt.«

Der breite Mund mit den kaum sichtbaren Lippen verzog sich zu einem Lächeln.

»Es ist euer erstes Kind, nicht wahr?«

Maton bejahte.

»Dann haben wir noch Zeit«, sagte der Heiler und nahm seine unterbrochene Tätigkeit wieder auf. »Bei Erstgebärenden kann sich die Geburt fast einen halben Tag hinziehen.«

Die Gelassenheit seines Gegenübers verschlug dem Jüngeren für einen Moment die Sprache.

»Ich weiß!«, stieß er dann nervös hervor. »Aber Benta ist allein. Ich meine, nicht ganz allein, Lofos, ihre Ziehmutter ist bei ihr, doch sie ist eine alte Frau, sie kann nicht viel tun. Benta hat Schmerzen, Cendran.« Bittend sah er den Heilkundigen an. »Komm mit mir, Cendran. Ich werde eine Woche lang nur für dich arbeiten und tun, was du verlangst. Ich bin sogar bereit, in die Sodos-Sümpfe zu gehen.«

Überrascht hielt der Heiler in seiner Arbeit inne.

»Du willst in die Sodos-Sümpfe gehen?«

»Ja, wenn du dafür mit mir kommst und Benta hilfst – jetzt gleich.« Maton fühlte, dass der andere wankelmütig wurde. »Es gibt in den Sodos-Sümpfen Pflanzen, die sonst nirgends wachsen. Ich bin sicher, dass du einige von ihnen gebrauchen kannst.«

»Das stimmt«, murmelte Cendran nachdenklich. »Nur dort wächst beispielsweise das Gelbe Kreuzkraut, dessen Extrakt das einzig wirksame Mittel gegen das tödliche Nervenfieber ist.« Mit seinen weit auseinander stehenden grauen Augen blickte der Heiler Maton an. »Aber die Sodos-Sümpfe sind gefährlich. Nur wenige, die dorthin aufgebrochen sind, kehrten auch zurück.«

Nun lächelte der nächtliche Besucher.

»Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen, Cendran. Als ich noch Jäger war, gehörte auch der Sumpf zu unserem Gebiet. Ich kenne seine Tücken.«

»Also gut, ich komme mit dir.«

Der Chailide nahm eine derb wirkende Ledertasche, packte ein paar Tiegel und Instrumente ein und löschte die Lampe.

»Wir können gehen!«

Geradezu erlöst wandte sich der nur mit einem knappen Lendenschurz bekleidete junge Mann zur Tür und eilte hinaus. Der Heiler hatte Mühe, ihm zu folgen. Maton wartete bereits auf der Straße, als Cendran auf der Schwelle seines Hauses erschien.

»Gib mir die Tasche, dann kommen wir schneller voran.«

Der Ältere tat ihm den Gefallen, doch als Maton ihn am Arm fasste und versuchte, ihn mit sich fortzuziehen, protestierte der Heilkundige.

»Ich verstehe deinen Eifer, doch solltest du bedenken, dass ich kein junger Mann mehr bin. Du musst dich wohl oder übel mir anpassen.«

Dem jungen Chailiden kam es wie eine Ewigkeit vor, bis sie das Haus endlich erreichten. Nun hielt es ihn nicht mehr. Er rannte in das Schlafgemach.

Lofos hatte inzwischen ein Licht angezündet. Im flackernden Schein der Flamme sah er die alte Frau neben dem Bett hocken.

»Ist es soweit?«

Lofos verneinte wortlos. Sie tupfte Benta den Schweiß ab und legte ihr eine neue Kompresse auf die hohe Stirn.

Maton trat neben das Lager und nahm die Hand seiner Gefährtin.

»Ich habe Cendran mitgebracht, Benta.« Er war aufgeregt wie selten in seinem Leben, bemühte sich jedoch, zuversichtlich zu wirken. »Nun wird alles gut.«

Die Frau blickte ihren Partner zärtlich an. Sie wollte etwas sagen, brachte aber nur ein Stöhnen hervor. Die in immer kürzeren Abständen folgenden Schmerzwellen kündigten die bevorstehende Austreibung an.

Der Heiler betrat den Raum und steuerte zielstrebig auf die Gebärende zu. Er untersuchte sie oberflächlich, ließ sich von Maton die Tasche reichen und entnahm ihr ein Fläschchen. Nachdem er umständlich den Verschluss geöffnet hatte, setzte er es Benta an die Lippen.

»In Kürze werden die Presswehen einsetzen. Trink davon, es wird den Schmerz erträglicher machen.«

Unterstützt von ihrem Partner, richtete die junge Frau sich ein wenig auf und trank einen Schluck. Ermattet sank sie auf das Lager zurück.

»Ich brauche heißes Wasser und saubere Tücher.«

»Ich hole es dir«, sagte Maton schnell, froh, nicht untätig herumstehen zu müssen.

Als er zurückkam, hatte sich – entgegen seiner Befürchtung – noch nichts getan. Ein nervenzermürbendes Warten begann.

 

*

 

Nichts dauert ewig. Glücklich und unendlich erleichtert zugleich betrachtete der stolze Vater das Neugeborene; es war ein gesundes Mädchen. Der Heiler hatte es bereits versorgt, abgenabelt und gewaschen. Mit geschlossenen Augen, die winzigen sechsfingrigen Händchen zu Fäusten geballt, lag das kupferfarbene Baby im Arm der Mutter. Sie wirkte erschöpft, aber nicht weniger glücklich als ihr Gefährte.

»Kommt, die beiden brauchen jetzt Ruhe.«

Cendran griff nach seiner Tasche und verließ leise das Zimmer, Lofos folgte ihm. Maton nahm das Öllämpchen auf und tappte auf Zehenspitzen zu dem Bett. Eine Weile betrachtete er die Schlafenden, dann schlich er zur Tür und zog sie behutsam hinter sich zu.

Der Heiler und die alte Frau hatten sich auf die überdachte Veranda gesetzt; der junge Chailide gesellte sich zu ihnen. Die Luft war angenehm lau, die Sterne am Himmel verstrahlten ein mildes Licht.

»Ich danke dir für deine Hilfe, Cendran. Gleich morgen werde ich zu den Sodos-Sümpfen aufbrechen.«

»Das wirst du nicht tun.« Der Heilkundige schüttelte missbilligend den Kopf. »Die Pflanzen können warten. In den nächsten Tagen wirst du bei Frau und Kind gebraucht.«

Maton schwieg eine Weile, man sah, wie es in ihm arbeitete. Schließlich hatte er sich zu einem Entschluss durchgerungen.

»Ich will dir ein Geheimnis anvertrauen, Cendran: Benta und ich sind übereingekommen, mit den Traditionen zu brechen. Wir werden das Kind nicht ins nächste Dorf zur Hütte des Uralten bringen. Wir werden die Kleine verstecken, bis sie laufen kann.« Ohne eine Entgegnung abzuwarten, fuhr er fort: »Du wirst dich vielleicht gewundert haben, dass Benta in den letzten Wochen nicht mehr aus dem Haus gegangen ist und wir sehr vorsichtig waren. Das hatte seinen Grund. Niemand sollte ihren Zustand erkennen. Du und Lofos, ihr wart die einzigen, die von der Schwangerschaft wussten.«

»Ich habe mir bereits so etwas gedacht«, meinte Cendran.

»Wirst du auch in Zukunft schweigen?«

»Von mir wird niemand etwas erfahren. Was ihr tut, ist einzig und allein eure Entscheidung.«

»Ich danke dir, Cendran.« Maton nickte erleichtert. »Du bist nicht nur ein guter Heiler, sondern auch ein Freund.«

»Man kann meinen Beruf nicht ausüben, ohne die Menschen zu lieben«, gab der Ältere philosophisch zurück. »Doch nun wird es Zeit für mich, zurückzukehren, damit ich wenigstens noch ein paar Stunden schlafen kann.«

Er öffnete seine Tasche und reichte dem jungen Chailiden einen Beutel und ein Fläschchen.

»Benta soll von dem Elixier jeden Morgen einen Löffel einnehmen; es dient der Stärkung und wird sie rasch wieder zu Kräften bringen. Aus dem Tee kannst du oder Lofos einen Sud kochen, mit dem sich deine Gefährtin täglich den Unterleib waschen soll.«

Cendran erhob sich. Maton stand ebenfalls auf und begleitete den Heiler hinaus. Draußen sah sich der Jüngere nach allen Seiten um. Nirgendwo brannte mehr ein Licht, Syrgan lag in tiefem Schlaf.

»Wenn es meine Zeit erlaubt, sehe ich morgen nach Einbruch der Dunkelheit noch einmal nach den beiden«, murmelte Cendran, dann verabschiedete er sich.

Der junge Vater sah dem davonschlurfenden Mann nach, bis ihn die Dunkelheit verschluckte, dann kehrte er rasch ins Haus zurück. Er sah noch einmal nach Mutter und Kind, dann legte er sich auch schlafen.

In den folgenden zwei Wochen ging er kaum aus dem Haus und kümmerte sich ausschließlich um seine Familie. Das Kleine gedieh prächtig, und Benta war soweit genesen, dass er darangehen konnte, sein Versprechen dem Heiler gegenüber einzulösen. Cendran hatte ihm die Pflanzen genau beschrieben, die er benötigte.

Proviant nahm er keinen mit, lediglich einen ledernen Beutel, den er auf dem Rücken trug, einen Speer und ein Messer. Es gab unterwegs genug jagdbares Wild und essbare Früchte; seinen Durst konnte er an zahlreichen vorhandenen Bächen und Quellen löschen.

Benta war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass ihr Gefährte ausgerechnet in die gefährlichen Sodos-Sümpfe wollte, doch Maton beruhigte sie und versprach, in spätestens drei Tagen zurück zu sein.

2.

 

Die Stadt Syrgan lag in nördlicher Richtung von Ungilara, mehr als eine Tagesreise entfernt. Die kleine Gruppe, bestehend aus Atlan, Bjo Breiskoll, Wajsto Kolsch und dem Chailiden Isun hatte die Nacht in einem Wäldchen verbracht und sich bereits kurz nach Sonnenaufgang wieder auf den Weg gemacht.

Sowohl der Magnide als auch der Katzer hatten kaum ein Auge zugemacht, beide wirkten unausgeschlafen und mürrisch. Für die Solaner war es schlimm gewesen, die Nacht unter freiem Himmel verbringen zu müssen. Zwar hatte ihnen Isun auf Atlans Bitte hin aus Zweigen und Laub eine einfache Hütte geflochten, um beiden das Gefühl zu geben, dass sie sich in einer Unterkunft befanden und Distanz zur Natur hatten, doch der psychologische Kunstgriff hatte nichts genützt. Die Laute der Wildnis waren zu fremd und ungewohnt gewesen. Sehnsüchtig hatten die beiden den Aufgang der Sonne erwartet.

Nun waren sie bereits drei Stunden unterwegs. Obwohl es früh war, brannte die Sonne schon ziemlich heiß vom wolkenlosen Himmel herunter.

Das hügelige Gelände war grasbedeckt und von kleinen Busch- und Baumgruppen durchsetzt, hie und da leuchteten die bunten Blütenkelche von Blumentuffs durch die saftig-grünen Halme. Schmetterlinge von tropischer Farbenpracht gaukelten über die Wiese, irgendwo in der Ferne hörte man den Gesang einiger Gefiederter.

Die Männer hatten für die Schönheiten um sie herum keine Augen. Schweigend stapften sie hinter ihrem Führer her, der einige Murlen am Zügel führte. Die pferdegroßen Tiere mit dem kurzen Fell und den beiden Hörnern sahen aus wie Riesenziegen; mit hängenden Köpfen trotteten sie hinter dem Chailiden durch das knöchelhohe Gras und knabberten während des Laufens daran. Obwohl die Männer von der SOL nur Bordkombinationen trugen, begannen sie zu schwitzen. Ein wenig neidisch blickten sie auf Isun, der nur einen Lendenschurz trug.

Ein kleiner Bach kam in Sicht, sein Wasser war kristallklar. Humpelnd lief Kolsch voraus, beugte sich nieder und trank das kühle Nass in gierigen Zügen, dann bespritzte er sein Gesicht und zog die Stiefel aus. Mit einem Seufzer der Erleichterung hielt er die nackten Füße ins Wasser.

Die anderen gingen ein Stück bachaufwärts und stillten ebenfalls ihren Durst. Bjo Breiskoll folgte dem Beispiel des Magniden. Der Arkonide lächelte wissend.

»Ich muss von Sinnen gewesen sein, dass ich mich auf so etwas eingelassen habe«, knurrte der Hüne übellaunig. »Anstatt einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen, wie es die Aufgabe eines Magniden ist, marschiere ich stumpfsinnig über den Boden eines Planeten. Ich gehe keinen Schritt weiter.«

»Mir schmerzen die Füße ebenfalls«, klagte der Katzer. »Ich bin es nicht gewöhnt, solche Strecken zurückzulegen.«

»Ihr könnt auf den Murlen reiten«, bot der Jäger an.

Wajsto Kolsch kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.

»Ist das dein Ernst?« Als der Chailide bejahte, deutete der Magnide auf die trinkenden Hornträger. »Du meinst, ich soll mich auf ein solches Tier setzen?«

»Ja, wir benutzen sie oft als Reittiere. Sie sind schnell und ausdauernd.«

»Für dich und deinesgleichen mag das angehen, doch du wirst nicht erleben, dass ich mich eines lebenden – äh – Transportgeräts bediene.«

»Wie weit ist es noch bis Syrgan?«, erkundigte sich Atlan.

Isun orientierte sich am Stand der Sonne.

»Wir werden in vier Stunden die Stadt erreichen.« Er warf einen Blick auf die barfüßigen Männer. »Wenn wir nicht zu oft rasten«, schränkte er dann ein.