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GEO
Die Welt mit anderen Augen sehen
Gruner + Jahr AG & Co KG, Druck- und Verlagshaus,
Am Baumwall 11, 20459 Hamburg
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Klima

Die Klima-Ingenieure

Die Temperaturen auf der Erde steigen. Alle Bemühungen, den weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, sind bislang gescheitert. Wissenschaftler erkunden nun, ob sich der Wärmekollaps des Planeten mit technischen Eingriffen ins Klima abwenden ließe. Eine größenwahnsinnige Idee? Oder unverzichtbare Notfall-Strategie?

von Klaus Bachmann

Soll, wer eine Fliege verschluckt hat, als Gegenmittel gleich noch eine Spinne hinterherschicken? Müssen wir, weil wir nach wie vor ungebremst Treibhausgase in die Atmosphäre pusten, den Planeten nun mit riskanten technischen Methoden kühlen? Brauchen wir, da Plan A – die Verminderung der Emissionen – zu scheitern droht, einen Plan B, ein „Geo-Engineering“? Oder, wie manche es nennen, ein „Klima-Engineering“: eine ingenieursmäßige Manipulation des irdischen Klimasystems?

Irrwitzig, verwerflich, größenwahnsinnig – mit solchen Worten reagieren die meisten Menschen, wenn sie von Ideen wie diesen das erste Mal hören: Flüssiges Schwefeldioxid wird durch Schläuche, die von riesigen Ballons bis in 30 Kilometer Höhe gezogen werden, in die Lufthülle gepumpt, wo der Stoff sich verteilt und die Erde beschattet. Oder: Millionen kleiner Spiegel werden im Weltall einen Sonnenschirm für den schwitzenden Planeten aufspannen. Oder: Eisensalze, massenweise ins Meer gekippt, werden das Meeresplankton blühen lassen, damit es der Luft den Schadstoff Kohlendioxid entzieht.

Aber so abwegig diese Vorhaben erscheinen mögen, so wenig werden wir umhinkommen, uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Denn das Schmuddelthema, das Geo-Engineering lange war, ist es nicht mehr. In den USA und Großbritannien, in jüngster Zeit auch in Deutschland, beschäftigen sich immer mehr Wissenschaftler mit den umstrittenen Ideen. Gescheiterte Klimagipfel, deutliche Erderwärmung und die Erkenntnis, dass die Temperaturen selbst dann für lange Zeit weiter steigen werden, wenn wir den CO2-Ausstoß sofort stoppen würden – all dies lässt die Sehnsucht nach einer Radikalkur wachsen.