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Die großen

Katastrophen

Acht historische Reportagen
über Ereignisse, die die Welt erschüttert haben

Herausgeber:

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Moment, in dem die bekannte Ordnung zerbirst, jäh, brutal und leidvoll. Wenn glühender Gesteinshagel eine Stadt begräbt, wenn ein voll besetztes Flugzeug vom Himmel fällt, wenn eine gigantische Welle hunderttausendfachen Tod bringt. Oder das schleichende Unglück: die Hungersnot, die apokalyptische Seuche, gegen die kein Mittel zu helfen scheint. Seit frühester Zeit wird die Menschheit mit Katastrophen konfrontiert, die unberechenbar und oft kaum begreiflich über sie kommen.

Einst hielten die Menschen Vulkanausbrüche, Fluten und Epidemien für Strafen oder Mahnungen Gottes. Später sahen sie in solchen Desastern Spielarten der Natur, die es wissenschaftlich zu untersuchen galt, um ihnen nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Und dann gab und gibt es jene Katastrophen, die zum Teil oder ganz menschengemacht sind. Die aus Überheblichkeit entstehen, sich aus politischen Konstellationen ergeben, die verbrecherischen Taten folgen oder dem Unterschätzen technischer Risiken.

Gemeinsam haben diese Katastrophen das verstörend Zerstörerische. Und doch: Neben unermesslichem Leid bergen sie mitunter auch Positives. Der Ausbruch des Vulkans Krakatau 1883 etwa lässt das Bewusstsein einer schicksalhaft zusammenhängenden Weltgemeinschaft entstehen; nach dem Untergang der Titanic 1912 und dem Tsunami 2004 werden neue Sicherheits- und Warnsysteme entwickelt.

So ist die Geschichte der großen Katastrophen nicht nur eine Geschichte dramatischer, existenzieller Krisen, sondern auch eine des Lernens und Bewältigens. Und sie erzählt viel über die Zeiten, in denen jene – im echten Wortsinne – außergewöhnlichen Ereignisse passiert sind.

Für diese exklusive eBook-Ausgabe haben wir acht der beeindruckendsten und bewegendsten Texte über historische Katastrophen aus den Magazinen der GEO-Familie ausgewählt und neu zusammengestellt. Die Artikel sind in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten in unterschiedlichen Ausgaben von GEO, GEOkompakt und dem Geschichtsheft GEOEPOCHE erschienen und hier ungekürzt zu lesen. Faktisch fundiert und zugleich packend geschrieben, erzeugen sie, auch ohne Bilder, ein plastisches Erlebnis von Geschichte.

Die Autoren rekonstruieren die Geschehnisse minutiös im Stile von Reportagen, betten sie in den historischen Kontext, beleuchten ihre Vorgeschichte und ihre Folgen, porträtieren Akteure – Helden, Opfer, Täter.

Gerade in der neuen Zusammenstellung, in der Abfolge und im Vergleich der großen Dramen, wird eine besondere Sicht auf den Lauf der Geschichte möglich: Es ist ein Bild des Unglücks, selbstverständlich, aber auch eines stets erneuerter Hoffnung.

Michael Schaper

Chefredakteur GEOEPOCHE

Inhalt

1.
Die Zerstörung Pompejis, 79. n. Chr.

Das Erbe aus der Asche

Von Wolf Schneider

2.
Die Pest in Köln, 1349

Der rasende Tod

Von Cay Rademacher

3.
Der Ausbruch des Krakatau, 1883

Der Tag, an dem die Welt im Meer versank

Von Wolf Schneider

4.
Der Untergang der „Titanic“, 1912

Die erste und letzte Reise

Von Wolf Schneider

5.
Hungersnot in China, 1958

Der Wahn des Tyrannen

Von Gesa Gottschalk

6.
Abschuss eines Jumbojets, 1987

KAL-Flug 007

Von Cay Rademacher

7.
Angriff auf das World Trade Center, 2001

An einem Dienstag im September

Von Cay Rademacher

8.
Tsunami in Ostasien, 2004

Der Weg der Welle

Von Cay Rademacher

Der Untergang Pompejis, 79. n. Chr.

Das Erbe aus der Asche

Seit Tagen zittert die Erde. Fresken sind zerborsten, Gräben eingefallen. Kein Grund zur Aufregung – am Fuße des Vesuvs sind die Menschen Erdstöße gewohnt. So schlimm wie das Beben vor 17 Jahren wird es schon nicht werden. Denken sie. Es ist der 24. August im Jahre 79. Tags darauf ist Pompeji unter dampfender Asche verschwunden – als Muster einer Römerstadt für alle Zeiten

Von Wolf Schneider

Bücher lügen, und Steine lügen manchmal auch. Graffiti und Asche können ihnen deshalb überlegen sein.

Dass Memoiren die Wahrheit eher schönen als beschreiben, ist bekannt. Urkunden spiegeln die Staatsinteressen, Romane meist nur das Lebensgefühl einer lesefreudigen Oberschicht; und die Autoren der vier Evangelien haben Jesus nie gesehen. Graffiti aber sind unverfälschte Überlieferung und Volkes Stimme. Wo der Zahn der Zeit sie nicht zernagt und kein Hausmeister sie abgewaschen hat, erzählen sie uns, wie die Menschen lebten und dachten.

Und das in Pompeji noch nach fast 2000 Jahren! Da lesen wir Spottverse, Wahlaufrufe und Verwünschungen, Selbstanpreisungen, Liebeserklärungen, Sexual-Protzereien, Glückwünsche und eine Art Kleinanzeigen, in denen für Waren oder für Liebesdienste geworben wurde. Und vermutlich noch während die Stadt unterging im Hagel glühender Bimssteine aus dem Schlot des Vesuvs, hat einer die Wörter „Sodoma Gomora“ auf eine Hauswand gekritzelt – nach 1. Mose 19,24: „Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra und kehrte die Städte um.“

Auch Steine erzählen meistens nicht genug. Bauwerke sind mutwillig demoliert worden wie der Tempel in Jerusalem, Ruinen von Grabräubern ausgeplündert oder als Steinbruch genutzt wie in Rom das Kolosseum, Kathedralen wohlmeinend überformt wie der Kölner Dom, in dem sich eine Absicht von 1248 erst 1880 mehr oder weniger verwirklicht hat.

Am lieblichen Golf von Neapel aber, neun Kilometer vom Krater des Vesuvs entfernt, haben Steine und Asche eine fast intakte antike Handelsstadt begraben und damit konserviert: die Dächer zwar eingeschlagen von den Gesteinsmassen, die Mauern indessen weithin unversehrt und mit ihnen die Gemälde, Mosaiken, Reliefs und Inschriften, die sie bedeckten; auch Backöfen mit Broten darin, Teller mit Bohnen und Zwiebeln, Wachstafeln mit der Buchführung eines Geldverleihers.

Am verblüffendsten und anrührendsten ist, dass wir die Menschen, die zu fliehen versuchten oder sterbend in den Winkeln ihrer Häuser kauerten, noch heute betrachten können mit ihren verzweifelten Gesten: Denn Asche hat sie eingebacken. Sie erstarrte und bewahrte die Form der eingeschlossenen Leichen, als sie verwesten. Mit Gips ausgegossen, zeigen uns die Hohlräume nun bis ins Detail, wie da einst gerannt, gekämpft und gestorben worden ist: Frauen mit Kindern auf dem Arm; neun Menschen, die sich aneinander klammern; ein Mann auf der Flucht mit einem Sack auf der Schulter; zwei Knaben Hand in Hand, niedergeworfen von der Asche oder vom Orkan, der nach den Eruptionen vom Vesuv herüberfauchte.

Kurz: Das Unheil von 79 n. Chr. hat uns ein Freilichtmuseum der Antike hinterlassen, das uns der sonst kaum erfüllbaren Forderung Leopold von Rankes nahe bringt: zu zeigen, „wie es eigentlich gewesen“. Und dies nicht bei einem mongolischen Zeltlager oder einem Dorf in Germaniens Wäldern, sondern bei einer reichen Stadt im Herzen des Römischen Reichs, das von Gibraltar bis Jerusalem und vom Nil bis nach Britannien reichte – in einer Siedlung also, die an Wohlstand und Komfort fast allem auf Erden, was nicht den Vorzug hatte, eine Stadt des Imperium Romanum zu sein, unendlich überlegen war.

Unter römischer Herrschaft stand die alte italische Stadt mit ihren vielen griechischen Zuwanderern seit 89 v. Chr. Sie lag auf einem sanft geneigten Lava-Plateau 30 bis 40 Meter über dem Meer. Im Jahr der Katastrophe bedeckte das ummauerte Stadtgebiet 0,65 Quadratkilometer (größte Ausdehnung: ein Kilometer). Die Mauer umschloss sechs Tempel, drei Thermen, drei Freilichttheater und zwei palaestrae, Sportplätze; der größere so groß wie zwei Fußballfelder. In der Stadt lebten 10.000 bis 20.000 Menschen; in den bis heute ausgegrabenen zwei Dritteln des Stadtgebiets wurden 2000 Leichen gefunden.

Gewiss, ein paar Lücken hat auch dieses Museum. Viele Überlebende haben, als die Asche nach ein paar Wochen erkaltet war, Löcher zu den Häusern gegraben, um Wertsachen zu bergen, vielleicht auch um zu plündern. Dazu kommen ein paar Deutungsprobleme: Nicht immer scheint klar zu sein, welche Räume welchen Zwecken dienten – denn woran ließe sich erkennen, ob ein Haus mit vielen kleinen Zimmern ein Hotel oder ein Bordell gewesen ist?

Kein Wunder also, dass die Schätzungen über die Anzahl der Lustbetriebe im alten Pompeji von eins bis 40 reichen. Für die Forschung interessant ist diese Zahl durchaus: Zusammen mit den erotischen Wandgemälden, den Zoten an den Häuserwänden und dem ungeheuren Phallus, der aus vielen Statuen und Öllampen ragt, liegt ja hier eine anschauliche Ergänzung der schriftlichen Quellen über das römische Liebesleben vor.

Beherrscht wurde die Sexualmoral von einer ebenso klaren wie brutalen Regel: Männer durften alles, Ehefrauen hatten alles zu erdulden. Jedem Geschlechtskitzel ging der Mann selbstverständlich nach – egal, ob mit klugen Frauen, billigen Huren, gehorsamen Sklavinnen oder schönen Knaben (die waren am teuersten); zum Zweck der Fortpflanzung sogar mit der Ehefrau.

Entscheidend für den Rang und das Lebensgefühl des Mannes war allein: Er hatte sexuell aktiv – und er hatte immer der aktive Teil zu sein, an seine Lust zu denken und nie an die der Frau oder des Knaben; auch nicht beim Gruppensex, wie er ebenfalls in pompejanischen Fresken festgehalten ist.

Und vor allem hatte der Mann zu prahlen mit seiner sexuellen Aktivität, nichts daran sollte geheim bleiben: Dutzende von Graffiti besagen, dass der Festus oder der Venustus hier die oder den beschlafen habe (futui – so vulgär wie möglich).

Einen Schreiber wandelt dabei das schlechte Gewissen an: „Hier hab’ ich’s mit meiner Frau von hinten getrieben – aber es war schändlich, das hier hinzuschreiben.“ Manche Graffiti streifen das Poetische: „Ich liebe einen jungen Mann – sporne das Maultier an, bringe mich nach Pompeji, wo meine süße Liebe ist!“ Oder: „Liebende wünschen sich ein Leben im Honig wie die Bienen.“ Andere mochten es ironisch: „Ein Mädchen mit weißer Haut hat mich gelehrt, die Dunkelhäutigen zu hassen. Wenn es mir gelingt, werde ich sie hassen – wenn nicht, werde ich sie lieben.“ Und ein Witzbold hat in den Putz gekritzelt: „O Mauer, dass du nicht zusammengebrochen bist unter der Last der Inschriften!“

Die Ehe war eine bloße Zweckgemeinschaft, um Nachkommen zu zeugen und den Familienbesitz zusammenzuhalten. Wenn es gut ging, entstand eine gewisse Zuneigung zwischen den Ehegatten. Wollte der Mann seine Frau loswerden, so durfte er sie verstoßen und die Kinder behalten – dies die rechtsgültige Scheidung. Dass die Leidenschaft eines Mannes je seiner Frau gegolten hätte, ist von keinem römischen Dichter überliefert und auch von keinem pompejanischen Gekrakel.

Die Lust, die Liebe des Mannes richtete sich, wenn nicht auf schöne Knaben, so entweder auf ungebundene Frauen – Witwen, Geschiedene, wagemutige Einzelgängerinnen und die Damen aus der Halbwelt des Theaters – oder auf Ehefrauen, sofern sie nur einem anderen gehörten. Seine Sklavinnen waren ihm ohnehin zu Diensten.

Eine Stadt der Reichen?

Die kühnste Frau, die die Asche des Vesuvs uns bewahrt hat, lag, behängt mit Juwelen, in den Armen eines Gladiators in dessen Zelle. Die Gladiatoren – meist Sklaven, zum Zweikampf auf Tod und Leben ausgebildet und der Volksbelustigung im Zirkus dienend – rühmten sich auf den Graffiti in ihrer Kaserne ihrer Heldentaten und ihrer Liebesabenteuer; die Inschriften an den Wänden priesen sie für ihre Tapferkeit und wiederum für ihre Leistungen in der Liebe.

Wer es, wie in Pompeji ein Publius Ostorius, auf 51 Siege gebracht hatte, der war populär wie nur je in Spanien ein Stierkämpfer, und als Publius Ostorius zum ersten Mal zu Boden ging, da machte das Publikum von seiner Macht Gebrauch, ihn zu begnadigen – sonst gab ja der Sieger dem Unterlegenen den Todesstoß.

In jenen Augusttagen des Jahres 79 kamen in der Gladiatorenkaserne direkt neben dem Theater 63 Menschen um – zwei gefesselt, vermutlich wegen eines Verstoßes gegen die eiserne Disziplin, und auch die anderen starken Männer nicht imstande, dem Giftgas zu entfliehen.

Der Auswurf des Vesuvs beendete das Leben einer Stadt, die, entgegen einer verbreiteten Legende, nicht bloß eine Kolonie der Reichen war, sondern einfach ein wohlhabendes Handelszentrum wie viele andere im Römischen Imperium. Ausgezeichnet lediglich durch seine idyllische Lage zwischen dem Meer und den Gärten und Feldern Kampaniens unter den üppig bewachsenen Hängen des Vesuvs, an denen die Sommerresidenzen reicher Pompejaner in die Höhe wuchsen. Der Vulkan war schließlich nie explodiert in historischer Zeit.

Allerdings, da hatte es 17 Jahre zuvor – 62 n. Chr. – das schlimme Erdbeben gegeben, das halb Pompeji zum Einsturz brachte. Unverdrossen, wie 1755 die Bewohner des zerstörten Lissabon und 1995 die von Kobe, machten sich die Pompejaner an den Wiederaufbau. Manches Fenster mauerten sie dabei zu, manche Wand verstärkten sie mit einem Pfeiler, um das Haus stabiler zu machen – gegen Erdbeben. Vor der glühenden Asche und der Schwefelsäure aber, die der Vulkan dann ausspie, schützten nicht einmal die Kellergewölbe in den Palästen der Reichen.

Unbestritten ist, dass der Wiederaufbau anno 79 n. Chr. noch nicht beendet war. Verschiedener Meinung sind die Archäologen in einem anderen Punkt: Waren unter dem Eindruck des Erdbebens viele Einwohner, zumal die Reichen, von Pompeji weggezogen, so dass sich die Stadt schon vor der finalen Katastrophe im Niedergang befunden hätte? Bis 1999 herrschte diese Meinung vor.

Dann aber wurde, einen halben Kilometer außerhalb von Pompeji, bei der Verbreiterung der Autobahn von Neapel nach Salerno ein großes, schönes Haus ausgegraben, allem Anschein nach ein Luxushotel für durchreisende Geschäftsleute und Müßiggänger, 1000 Quadratmeter groß und gerade erst vollendet, als die Lava kam – also ein Indiz dafür, dass Pompeji noch oder wieder in voller Blüte stand.

Luxus über Luxus

In den fünf gleich großen Speisezimmern des Hotels grüßen griechische Götter und Musen von den Wänden, an jedem Speisediwan befand sind ein Wasserhahn zum Reinigen der Hände, in einem Handkoffer aus Weidengeflecht fanden sich 125 Täfelchen mit den Schiffslisten eines Außenhandelskaufmanns, und in den Bädern lagen fünf Skelette – schmucklos, vielleicht Sklaven oder Handwerker, die dem Hotel den letzten Schliff geben sollten.

Die frühere Vermutung, die Reichen hätten den Ausbruch des Vesuvs gar nicht erlebt, könnte nur insofern stimmen, als viele im August, wie jedes Jahr, vor der stehenden Hitze in der engen Stadt aufs Land geflohen waren, wo die meisten ja eine Villa besaßen. Auch dort freilich kamen viele grässlich um, wie jener Diomedes, von dem noch die Rede sein wird.

Die reichen Pompejaner, die Grundbesitzer und die Großkaufleute, die Steuerpächter und die Geldverleiher – sie lebten in Dimensionen, wie sie sich heute allenfalls Multimillionäre leisten, und mit einem Aufwand an Dekoration, den an den Wänden heute kein Milliardär mehr treibt. Indessen auch mit mindestens drei Schwächen, von uns aus gesehen.

Die Pompejaner müssen, zum Ersten, viel gefroren haben. Fünf Grad über null sind am Golf von Neapel im Februar nicht selten, und zum Heizen gab es nur Becken oder Kessel aus Bronze oder Eisen, mit glühender Holzkohle aus der Küche gefüllt. Die berühmte römische Fußbodenheizung mit Heißluft war allein in den luxuriösen Badehäusern, den Thermen, die Regel; nur etwa 20 der reichsten Bürger besaßen sie auch in eigenen Baderäumen, während die meisten sich in einer Kammer wuschen, in die zuvor ein Sklave ein Kohlebecken getragen hatte.

Riesige Stadtpaläste

Die Pompejaner mussten sich, zum Zweiten, mit einer Hygiene arrangieren, wie wir sie nur in Not und Armut kennen: Die Latrine war eine Kammer direkt neben der Küche, darin eine Bank aus Holz oder Stein mit einem oder zwei Löchern, durch die die Exkremente in einen Abwasserkanal plumpsten. Immerhin, die Entsorgung war organisiert, auf einem Standard, der sich in Deutschland erst im 19. Jahrhundert allgemein durchsetzte.

Die Pompejaner mussten, zum Dritten, mit wenig Licht auskommen. Ihre Häuser waren ja nach orientalischem Muster um einen Lichthof herum errichtet, das atrium, und nach außen völlig oder beinahe fensterlos. Zum Atrium öffneten sich alle Wohn- und Schlafräume. Es war meist nur 80 bis 100 Quadratmeter groß, außen herum noch dazu überdacht, sodass man bloß über der halben Fläche den Himmel sah.

Und das hieß: Im Sommer viel Schatten und im Winter Düsternis. Immerhin kannte Pompeji schon den schönen Luxus gläserner Fenster – eine Errungenschaft, die in Deutschland sogar die Wohlhabenden erst mehr als 1000 Jahre später erreichte; zuvor gab es nur Luken, die entweder einen festen Einsatz aus Tierhaut oder geölter Leinwand hatten oder mit einem hölzernen Schieber geöffnet werden konnten. Am Abend dann Öllampen für Arm und Reich – Funzeln für unser Gefühl, aber darunter hat offensichtlich niemand gelitten.

Mehr Licht als aus dem engen Atrium drang aus dem Peristyl, das die Reichen zusätzlich anlegten: einem rechteckigen Binnengarten, bis zu 1000 Quadratmeter groß, auf drei oder vier Seiten von einem Säulengang begrenzt, an dem die Repräsentationsräume lagen – ein Miniaturpark mit Blumenschalen, Wasserbecken, Efeu, Lorbeer, Oleander, auch mit Platanen und Zypressen, manchmal mit einem kleinen Tempelchen, einer künstlichen Grotte, einem Weinspalier. Im Peristyl der Muße zu pflegen in der wärmeren Jahreshälfte, zu lesen, zu schlafen, zu plaudern, zu schlemmen: Das war der Inbegriff antiker Wohnkultur, und in der engen Hauptstadt Rom gab es so große grüne Innenhöfe selten.

Den Säulengarten eingerechnet, bedeckten die Stadtpaläste bis zu 3000 Quadratmeter. Unter ihren 50, 60 Räumen zu ebener Erde befanden sich auch Vorratskammern, ein Stall für die Lastesel, ein Schuppen für die Handwagen oder Eselskarren, auf denen Obst und Gemüse, Öl und Wein von den Landgütern herangeschafft wurden und manchmal die Kammern für die Sklaven.

Brot aus Großbäckereien

Die blinden Außenmauern hätten tote Gassen ergeben, wäre da nicht die Sitte entstanden, sie mit einem Vorbau für Ladengeschäfte und Werkstätten zu versehen, ohne Verbindung zum Herrenhaus. Meist lag eine Kammer dahinter und eine andere darüber. Für die Straße blieben so maximal zehn Meter, hier und da nur vier Meter übrig, noch dazu von zwei hohen Gehsteigen auf eine Karrenbreite eingeengt. Mit Blöcken aus grauem Basalt waren die Gassen gepflastert und oft gewiss von fröhlichem Geschiebe erfüllt – und zuletzt von panischem, als es Feuer regnete.

In vielen dieser Läden verkaufte ein freigelassener Sklave die landwirtschaftlichen Produkte seines Herrn – freigelassen meist als Ansporn und Belohnung, weil er sich als tüchtig und ergeben erwiesen hatte. Ehemalige Sklaven brachten es zu Aufsehern, sogar zu Buchhaltern und Vermögensverwaltern. Sie besaßen ja zwei Eigenschaften, die ebenso nützlich waren wie in der Oberschicht verpönt: Erwerbssinn und Fleiß. Manche schafften es sogar, reich zu werden, und das trugen sie gern in der für Römer typischen Weise zur Schau: indem sie sich selber Sklaven kauften.

Deutlich erhoben sich viele Freigelassene über das frei geborene Volk: Fischer, Kleinbauern, Tagelöhner, fliegende Händler. Über diesen standen die Handwerker: Schuster, Schneider, Töpfer, Korbflechter, Goldschmiede, Perückenmacher. Deren Häuser waren immer noch 100 bis 300 Quadratmeter groß und umstanden ein Atrium.

Das Brot kam überwiegend aus Großbäckereien – fabrikähnlichen Betrieben, wie auch die Ziegeleien es waren und die Tuchmanufakturen, in denen Frauen spannen und webten. Gefragt waren im übrigen Maurer, Steinmetze, Zimmerleute und Glasschmelzer, Dekorateure, Maler und Mosaizisten. Maler vor allem – Kunstmaler, nicht Anstreicher. Ihre Namen kennen wir nicht; ihre erstaunlichen Werke aber hat der Vesuv nur zum Teil vernichtet.

In den Wohn-, Schlaf-, Speise- und Gesellschaftsräumen der Stadtpalais regierte ja das Gegenteil des heute Üblichen: spärliche Möblierung und eine verschwenderische Bemalung der Wände. Es gab keine Sessel, keine Zierschränke und Kommoden; in den Schlafräumen nur Liegen und Truhen, zum Speisen und Wohnen nur Liegen und kleine Tische – die Tische meist rund, mit einer Marmorplatte auf drei Bronzebeinen, deren Füße als Löwentatzen ausgebildet waren.

Aber die Wände! Drei Schichten – oder noch mehr – aus Kalk, Sand und Marmorstaub wurden auf den Stein aufgetragen, mit Eisenkellen, Glaszylindern und Poliersteinen geglättet und mit einem Tuch blank gerieben. Kein Quadratmeter blieb unbemalt.

Grundfarbe war das satte, braunstichige Pompejanisch-Rot, gemischt aus Ocker und Eisenoxid – als Basis und Umrahmung der Bilder griechischer Götter und Helden, des Kampfes um Troja, der Irrfahrten des Odysseus, der Bilder mit Bacchus, dem Gott des Weines; mit idyllischen Landschaften, abgemalten Bühnendekorationen, vorgetäuschten Säulen, Giebeln, Glocken, Kandelabern; mit Tauben, Schmetterlingen, Lotosblüten und Girlanden und in den Schlafzimmern mit deftigen erotischen Szenen – eine Schwelgerei der Farbe und der Form, ein Horror vor nichtgeschmückter Mauer, eine Wollust des Dekorierens höher als später im Vatikan und dem Aufwand, den wir heute für unsere Wände treiben, um ein Vielfaches überlegen.

So zu wohnen und nicht zu arbeiten – das war der Lebensstil der Reichen. Auf ihren Landgütern machten Sklaven die Arbeit, und was sie ernteten, genügte der Familie des Herrn für ein sorgloses Leben; zu sparen war ja nicht üblich.

Ein gewaltiger Knall

Zu den Reichen zählten auch die Handelsherren. Sie verschifften Wein, Ziegel und eine Spezialität, die überall am Mittelmeer als Delikatesse galt: garum – eine Paste aus gesalzenem, gekochtem und vergorenem Fisch. Sie importierten Baumwolle und Marmor aus Ägypten, Datteln aus Palästina, Erze aus den Alpenregionen und Gänse aus Germanien; und die letzten Schiffe landeten noch, als über dem Vesuv schon die Feuersäule stand.

Ein paar Erdstöße hat es ja gegeben vor dem 24. August, aber über dem Vesuv nicht ein Wölkchen und schon gar nicht jener himmelfüllende, wallende Blumenkohl von Qualm, mit dem sich viele Vulkanausbrüche ankündigen. Im Krater des Vesuvs hält ein versteinerter Lavabrocken aus vorhistorischer Zeit den Schlot ins Innere der Erde verschlossen.

Es geschieht gegen zehn Uhr, dass die Unschuld dieses Hochsommertags von einem gewaltigen Knall zerrissen wird: Im glühendflüssigen Magma aus der Tiefe hat sich ein Überdruck aufgebaut, der den Lavapfropfen hinaussprengt und ihn, zusammen mit Magma und Gestein vom Kraterrand, himmelwärts schleudert fast mit Schallgeschwindigkeit.

Was davon aufs Umland niedersinkt, ist zunächst nur ein Schleier von weißer Asche, der Pompeji nicht erreicht. Dort aber regnet es bald darauf Steinchen vom Himmel, lapilli genannt. Drei bis fünf Zentimeter hoch bedecken sie Höfe, Straßen und Plätze – ein verwirrender Vorgang, ein böses Knattern auf den Dächern, aber noch nichts, um in Panik zu geraten.

Die große Angst bricht erst aus, als es Bimsstein zu hageln beginnt: Lavabrocken, die im Flug blasig-schaumig erstarrt und dadurch leichter als Wasser sind, aber faustgroß oder noch größer, heiß oder glühend. Wer auf der Straße ist, rennt nach Hause oder unters nächste Dach. Dort sieht und hört er fassungslos, wie der Bimsstein sich daran macht, Pompeji zuzuschütten: Einen Meter, zwei Meter schichten sich die Lavabrocken innerhalb weniger Stunden hoch, unter ihrer Last stürzen Dächer ein und erschlagen die Bewohner, andere finden ihre Fenster eingedrückt, ihre Türen blockiert. Auf sieben Kinder in einer steinernen Loggia krachen die Trümmer der oberen Etage.

Die meisten Pompejaner raffen Schmuck und Geld zusammen, viele packen Lebensmittel ein, greifen sich ihre Kinder und suchen nach einem Weg, auf die Bimssteinschicht zu klettern und dem Verderben zu entfliehen – fallend und rempelnd in den Gassen auf dem Weg zum nächsten Stadttor, weg vom Vesuv oder kopflos noch näher heran an ihn, obwohl die Feuer aus ihm lodern und die Donner grollen, während die Erde immer wieder bebt.

Viele der Fliehenden haben sich zum Schutz gegen die prasselnden Steine ein Kissen mit einem Tuch auf den Kopf gebunden. So wird es jedenfalls später aus Misenum westlich des Vesuvs, 30 Kilometer von Pompeji entfernt, berichtet. Plinius der Jüngere, 17 Jahre alt und als Erwachsener ein bekannter Schriftsteller, hat es von dort mitgeteilt; und was die Distanz zu Pompeji seinem Protokoll an Bedeutung raubt, fügt sie ihm dadurch hinzu, dass Plinius aus Misenum berichten kann, aus Pompeji aber keiner mehr. Gegen 13 Uhr sieht er über dem Vesuv „eine Wolke von ungewöhnlicher Größe und Gestalt“ – „eine wunderbare Erscheinung“, wie er schreibt.

Aus ihr trommelt heißer Bimsstein auf die Fliehenden, erstickende Dämpfe steigen auf, und kein Hohlraum in der Asche legt Zeugnis davon ab, wie unten in der Stadt gebarmt, geschluchzt, geschrien, gezetert wird.

Manche ersticken, andere verbrennen oder werden von Lavabrocken erschlagen, wieder andere legen sich erschöpft zum Sterben, wenn sie gestolpert sind, von einer Bö umgeblasen, von den Geschossen des Vesuvs verwundet. „Viele glaubten, es gebe keine Götter mehr und über die Welt sei die letzte, die ewige Nacht hereingebrochen.“ Sie glauben es sogar in Misenum – wo die Leute sich zwar die Asche aus den Kleidern schütteln müssen, aber noch ihren Enkeln davon erzählen können.

Gegen Abend dieses ersten Tages endlich endet der Bimssteinregen. Zweieinhalb Meter dick hat er Pompeji zugedeckt, die meisten Dächer zertrümmert; die Mauern ragen aus einer graugrünen Mondlandschaft. Die meisten Bewohner jedoch sind noch am Leben, teils in ihren Häusern, teils schon obdachlos auf der Flucht; und da der Vesuv ein paar Stunden lang schweigt, wiegen sie sich in der Hoffnung, sie hätten zwar den unerhörten Schaden hinzunehmen und dazu den unbegreiflichen, den übermannshohen Müll – den Untergang ihrer Welt aber hätten sie lebend überstanden. „Vom Vesuv leuchten weite Flammenflächen in der Dunkelheit“, berichtet Plinius aus Misenum.

Nach Bimsstein die Asche

Erst in der Nacht zum 25. August kommt die vollends tödliche Fracht: Der Vesuv beginnt, zusammen mit der Lava giftige Gase auszuspucken, Schwefel- und Chlorgase vor allem. Der Wind treibt sie über Land. Gegen acht Uhr, als es anderswo längst Tag ist, „dort aber Nacht, dichter und schwärzer als alle Nächte bisher“, schreibt Plinius, „zerrissen durch jähe Feuergarben, die kreuz und quer hervorschossen“ – an diesem Morgen des Grauens also erreicht die Giftgaswolke Pompeji. Sie dringt durch alle Ritzen und lässt in den Häusern, auf den Gassen, auf den Feldern die meisten derer sterben, die den ersten Schreckenstag überlebt haben.

Wie jene kniende Frau, die ein Stück Stoff vor den Mund gepresst hat, offensichtlich in dem Versuch, sich vor dem Gas zu schützen. Sie ist eine von 13 Toten, die in der Nähe des südöstlichen Stadttors, der Porta Nocera, beim Fluchtversuch sterben und in Asche erstarren – drei Kinder unter ihnen und ein liegender Greis, der sich in einem letzten Aufbäumen auf die Ellenbogen stützt.

20 kommen im Landhaus des reichen Diomedes vor den Toren der Stadt um: Der Hausherr hat sich mit seiner Frau, seinen drei Kindern und 15 Sklaven in den Weinkeller geflüchtet, ein Souterrain mit gläsernen Luken zum Garten. Brot, Obst und andere Vorräte haben sie mit hinuntergenommen, Frau und Kinder tragen Goldschmuck, der Mann hat ein Säckchen mit zehn Goldstücken und 88 Silbermünzen bei sich. Für die Zeit des Bimssteinhagels ist der Raum eine rettende Zuflucht, eine Art Luftschutzkeller.

Zugleich erzählen uns die Skelette, dass den Sklaven im Sterben eine ähnliche Chance auf Rettung zuwuchs wie den Herren. Überhaupt erwarben sich unterworfene und verschleppte Gallier, Germanen, Griechen, Numidier oder ihre in die Sklaverei hineingeborenen Kinder oft das Vertrauen ihres Herrn und waren stolz, gerade ihm zu dienen. Dass die Sklaverei auch in der mildesten Form grundlegende Menschenrechte verletzen könnte, war der Antike ein fremder Gedanke. Niemand focht die Definition des Aristoteles an, dass es Freie und Unfreie von Natur aus gebe, dass Sklaven zu Recht einem anderen gehörten und dessen Befehle willenlos auszuführen hätten.

Nun sitzen die 15 Sklaven des Diomedes mit im Keller und zittern wie alle in ratloser Angst – ja es könnte in Todesgefahr zu jener Überbrückung des Grabens gekommen sein, wie Kleist sie im „Erdbeben von Chili“ schildert, wo Fürsten und Bettler sich helfen, „als ob das allgemeine Unglück alles, was ihm entronnen war, zu einer Familie gemacht hätte“; oder wie Tolstoi sie in jener Erzählung beschreibt, in der „Herr und Knecht“ sich im Schneesturm gemeinsam zum Sterben betten und einander umarmen.

Tödliche Dämpfe

Doch am Morgen des zweiten Schreckenstages wird die relative Genugtuung, in dem wohl ausstaffierten Kellergewölbe aus einem Albtraum erwacht zu sein, zerstört durch die Wolke von Gas und glühender Asche. Der Hausherr und einer der Sklaven wollen die Lage sondieren, sie eilen die Treppe hinauf zur Haustür. Auf der Schwelle ersticken sie, Asche begräbt sie. Die Tochter im Keller stirbt mit dem Kopf in der Tunika, dem letzten Unterschlupf vor den tödlichen Dämpfen, und alle anderen sterben auch.

Es sind drei Ströme aus Aschenglut, die der Tragödie im Lauf des zweiten Tages ihr grausiges Ende setzen. In den Vulkankegel hat die Gewalt der Eruptionen Spalten gerissen, das Gestein zerbricht und schafft dem glutflüssigen Auswurf Platz. Über die Hänge des Vesuvs fließt er hinab, von Flammen umzüngelt und mit neuem Gift beladen.

Schon der erste Strom quillt über die Stadtmauer von Pompeji und ergießt sich zwischen die Häuserwände, die aus dem Bimsstein ragen. Der zweite ist stärker, er führt auch entwurzelte Bäume und die Trümmer unterwegs zerstörter Häuser mit, reißt in Pompeji Mauern ein und deckt den Bimsstein zu. Vermutlich ist es dieser zweite Strom, der die letzten noch Überlebenden verbrennt – solche, die in der Stadt ausgeharrt haben, weil sie die Flucht für das größere Übel hielten, und solche, die vom Bimsstein eingekerkert worden sind.

In einer Kammer mit verrammelter Tür und abgedichteten Fenstern liegen die Leichen zweier Männer und eines Kindes, im Stall neben einer Backstube die Skelette von sechs Eseln. Die waren dazu da, im Kreis herum den Göpel zu ziehen, den Drehbalken, mit dem das Korn gemahlen wurde.

Im Atrium eines Hauses hat ein angeketteter Hund versucht, auf den Bimsstein zu klettern; nach verzweifeltem Kampf ist er verschüttet worden, auf dem Rücken liegend. Im „Haus der Vestalinnen“ sind Mensch und Hund in einer Kammer eingeschlossen, und die Skelette zeigen, dass der Hund begonnen hatte, die Leiche seines Herrn zu fressen.

Keiner jedenfalls hat die dritte Welle überlebt: eine glühende Lawine, die mit mehr als 70 Kilometer pro Stunde durch die Geisterstadt gedonnert sein muss, gemessen an den Metern, um die sie Mauern versetzt, und den zwei Skeletten, die zerschmettert in einer Gasse liegen.

Schließlich fällt noch ein Aschenregen auf Pompeji nieder, weiß wie Schnee. 30 Zentimeter dick lagert er sich ab – das Leichentuch auf der vitalen, der fröhlichen Stadt. Und dann stürmt es wieder und bläst die Asche durch die letzten Ritzen, und weitere Erdstöße schütteln die Ruinen, und die Asche backt zusammen und hilft die Formen schaffen, aus denen heute die gipsernen Leichen starren.

Der Vesuv rumort und spuckt noch einen dritten Tag lang. Erst am vierten, dem 27. August des Jahres 79, zeigt sich die Sonne wieder und beleuchtet ein gestorbenes Land.

Schon bald aber sind in ihm die Wühlmäuse zugange. Wo immer auf den Feldern rund um Pompeji die Asche nur noch lauwarm ist und wo ein Arm, ein Fuß aus ihr ragen, werden Leichen geborgen oder ausgeraubt, denn ein Säckchen mit Geld und Schmuck hat fast jeder freie Mann vor der Flucht an sich genommen.

Dort, wo einst Pompeji pulsierte, zeigen Mauern immer noch den Ort der Häuser an, sofern sie höher als vier Meter und nicht von den Ascheströmen umgerissen worden sind – und so kann mancher, der früh genug und weit genug geflohen oder zufällig nicht in Pompeji gewesen war, sein Haus wiederfinden und sich dort durch Asche und Bimsstein graben, auf der Suche nach Wertsachen oder den Leichen seiner Angehörigen; und mancher wird dabei verschüttet.

Kaiser Titus schickt eine Kommission, die nach Kultgegenständen und wertvollen Statuen fahndet und ein paar auch findet. Dann entscheidet sie, dass Pompeji begraben bleiben soll. Nun erst ist die Stadt verschwunden – und bleibt es mehr als anderthalb Jahrtausende lang.

Der nächste Ausbruch

Auf der Asche bildet sich allmählich eine Humusschicht, Bauern nehmen den neuen Boden in Besitz, und da sie beim Hacken und Pflügen immer wieder auf Mauerreste stoßen, ahnen sie etwas von einer verschollenen Stadt unter ihren Füßen und nennen das Land so – la cività.

Als 1631 der Vesuv wieder Feuer speit, so schlimm wie im Jahre 79 n. Chr. und noch mehr Menschen umkommen, taucht in Neapel die Frage auf, ob die Cività vielleicht jenes Pompeji sei, von dessen Untergang Plinius und andere berichtet haben. 1689 durchstoßen Brunnenbohrer zum ersten Mal die Gesteinsschichten, finden die Inschrift „Pompeis“ und entfachen unter den Gelehrten einen Streit, ob es sich wirklich um die verruchte Stadt oder nicht vielmehr um eine Villa des Pompeius handelt, des unterlegenen Caesar-Gegners.

Für Karl III., den in Neapel residierenden König von Neapel und Sizilien, reichen die Gerüchte, um 1748 einen spanischen Ingenieur mit einer systematischen Schatzsuche in der Lava-Landschaft zu beauftragen. Dabei stoßen die Suchtrupps in eines der drei Theater von Pompeji vor und fördern Statuen, Gemälde, Gold und Schmuck zutage; die stellt der König aus und lässt sie von seinen Gästen bewundern.

1758 besucht der preußische Bibliothekar Johann Joachim Winckelmann, der berühmteste lebende Kenner der antiken Kunst, die Grabungsstätte, und da er mehrere Schriften über die Funde publiziert und der Kardinal Alessandro Albani ihn überdies bald darauf zum Aufseher seiner berühmten Altertümer-Sammlung in Rom macht, findet sein Urteil in ganz Europa Widerhall: Ja, dies ist Pompeji, und so lohnt es sich und so gehört es sich, die Schatzsuche in eine wissenschaftliche Grabung zu verwandeln.

Doch mit der sollte es noch gute Weile haben. Im März 1787 findet der weimaranische Geheime Rat Dr. von Goethe Pompeji in einem „wüsten Zustand“ vor und ist über die Enge und Kleinheit der Stadt verwundert. „Schmale Straßen, kleine Häuser ohne Fenster … Die Zimmer, Gänge und Galerien aber aufs heiterste gemalt … Den wunderlichen, halb unangenehmen Eindruck dieser mumisierten Stadt“ habe er sich erst in einer Laube am Meer wieder aus dem Gemüt gewaschen.

Zwei Tage später allerdings notiert Goethe über denselben Besuch: „Ein herrlicher Platz, des schönen Gedankens wert“ – und dazu stellt er die kühne These: „Es ist viel Unheil in der Welt geschehen, aber wenig, das den Nachkommen so viel Freude gemacht hätte …“

Unter französischer Herrschaft (1798–1815) blüht Neapel auf. Joseph Bonaparte, Napoleons ältester Bruder, stellt für die Ausgrabung von Pompeji zeitweilig mehr als 100 Arbeiter zur Verfügung. Erst 1860 aber, als Italien unter Viktor Emanuel II. geeint ist, ergreift mit dem neuen Grabungsleiter Giuseppe Fiorelli die Wissenschaft von der Stadtmumie Besitz und zusammen mit ihr endlich auch ein Quantum Arbeitsökonomie.

Ein zweiter Untergang?

Fiorelli legt ein Raster auf die Ruinen und nummeriert alle Gebäude durch. An die Stelle der höfischen Protokolle über die Besuche hoher Herren setzt er ein Grabungsbuch. Zugleich beendet er den mehr als 100 Jahre lang geübten Unfug, den Schutt aus einem leer geräumten Haus einfach in die nächste Straße, die nächste Ruine zu schaufeln: Er sorgt für den Abtransport und verbindet zum ersten Mal die freigelegten Häuser miteinander. Und 1863 hat er seine Königsidee: die von Leichen gebildeten Hohlräume in der Asche mit Gips auszugießen und uns so die Menschen von einst zu zeigen in ihrem Todeskampf.

Heute drängen sich an die zwei Millionen Besucher pro Jahr durch die alten Gassen. Die Touristen hinterlassen Müll in allen Winkeln, und viele suchen nach einem noch nicht entwendeten Souvenir, am liebsten einem Stückchen Mauer mit einem Graffito darauf. Der Konservierung des Freilichtmuseums wäre, schmerzlich zu sagen, mit der Aussperrung aller Neugierigen am besten gedient.

Aber was wäre das dann für ein Museum? Und sind nicht die Eintrittsgelder bitter nötig, damit das Ruinenfeld wenigstens leidlich instand gehalten werden kann? Für weitere Grabungen fehlen ohnehin die Mittel. Die Aufseher, in fünf Gewerkschaften organisiert, halten sich für unterbezahlt und streiken oft.

Natürlich: Schon mit der Ausgrabung hatte unvermeidlich der Verfall begonnen. Die Mauern, des stützenden Vulkangesteins beraubt, der Verwitterung preisgegeben und inzwischen oft von den Wurzeln junger Bäume unterhöhlt, bröckeln, viele sind vom Einsturz bedroht.

Und das heißt: Falls wir auch unseren Nachkommen jene Freude machen wollen, die Goethe allen gönnte – dann sollten wir jenes Drittel der Stadt, das noch im Griff des Vulkanauswurfs liegt, am besten einfach so liegen lassen, für ein Jahrtausend zum Beispiel oder mehr. Image

Die Pest in Köln, 1349

Der rasende Tod

Nachdem ein Handelsschiff, vom Schwarzen Meer kommend, die Erreger nach Europa eingeschleppt hat, frisst sich eine tödliche Krankheit durch den Kontinent, der Abermillionen von Menschen erliegen. 1349 hören die Bürger Kölns von jener unheimlichen Seuche, die ganze Städte entvölkert. Dann bemerkt einer der Kölner, dass ein Flohbiss schmerzhafter ist als sonst

Von Cay Rademacher

Messina, Sizilien, Anno Domini 1347. Es ist Anfang Oktober, als am Horizont eine genuesische Galeere erkennbar wird. Sie wird schon erwartet. Denn seit einem Jahr belagern die Tataren die Stadt Caffa am Schwarzen Meer, einen der wichtigsten dortigen Handelsposten der mächtigen Stadtrepublik Genua. Und man will endlich wissen, wie es um Caffa steht.

Doch als das Schiff sich nähert, fällt aufmerksamen Beobachtern Seltsames auf: Es scheint nicht richtig gesegelt und gerudert zu werden, schleppt sich vielmehr in den Hafen wie ein halbes Wrack.

Nachdem die Galeere endlich festgemacht hat, bietet sich ein Bild des Grauens: Auf und unter Deck, zwischen den Ruderbänken, liegen Tote und Sterbende, viele entstellt von eitrigen Beulen und schwärzlichen Hautflecken. Es stinkt nach Fäulnis und Tod. Die wenigen Matrosen, die sich, von der unbekannten Krankheit gezeichnet, noch unter Schmerzen auf den Beinen halten können, berichten, dass eine schreckliche Seuche im Tatarenheer ausgebrochen sei. Als letzten grimmigen Akt sollen die Belagerer einige ihrer Toten in die Festung Caffa geschleudert haben.

Staunend hören die Bürger Messinas diesen Bericht, mit Abscheu und Schrecken blicken sie auf die Galeere. Doch ohne besondere Vorkehrungen werden die Überlebenden ins örtliche Spital gebracht und die Toten beerdigt. Amtsleute nehmen die Berichte der Matrosen zu Protokoll und inspizieren das Schiff.

Zwei, drei Tage später stirbt der erste Einwohner Messinas, gezeichnet von Beulen, von Fieber und faulig stinkenden Körperausscheidungen. Dann noch einer und noch einer … Der Tod springt von Gasse zu Gasse. Innerhalb weniger Tage bricht das öffentliche Leben zusammen, überall herrschen Hilflosigkeit und Verzweiflung. Es ist schlimmer als im Krieg. Manche fliehen aus der Stadt, doch der Tod folgt ihnen. Ohne es zu ahnen, haben die Bürger Messinas der schrecklichsten aller Seuchen Einlass in ihre Stadt und damit ins christliche Abendland gewährt: der Pest.

Köln am Rhein, Anno Domini 1348. Die Stadt gilt als Abbild des Himmlischen Jerusalem. Wie die verheißene, so weist die volkreichste deutsche Stadt zwölf große, turmbewehrte Tore in ihrem mächtigen Mauerring auf. So viele Straßen führen zwar nicht aus ihr hinaus, aber Kölns Bürger sind so reich, dass sie sich selbst den Luxus überflüssiger Tore leisten können.

Eine Vielzahl von Kirchtürmen ragt über schindelgedeckte Dächer. Von Weitem schon erkennt ein Reisender, der sich von Süden her nähert, die größte Baustelle des Abendlandes: einen himmelstürmenden Domchor mit prächtigen Glasfenstern sowie den Stumpf eines mächtigen Turmes, der einmal mit einem zweiten, später gebauten zu den höchsten der Christenheit gehören wird.

Es ist Sommer. Reiter wirbeln auf der längs des Rheins durch wohlbestellte Felder führenden, ungepflasterten Straße Staub auf. Sie kommen aus Straßburg, 375 Kilometer südlich. Die Räte beider Städte, die reichen Handelsherren und die gelehrten Doctores aus den Dom- und Klosterschulen kennen sich, tauschen Nachrichten aus, arrangieren Bündnisse und Geschäftskontrakte. Doch diesmal bringen die Reiter schlechte Nachrichten mit, Gerüchte von einem Verbrechen, wie es die Welt noch nicht erlebt hat.

Die Straße führt durch das Severinstor, das einer kleinen Zwingburg gleicht, in die Stadt. Innerhalb der Mauern sind nur die wichtigsten Straßen so breit, dass zwei Fuhrwerke einander passieren können; die meisten anderen sind jedoch verwinkelt, eng und dunkel. Die Häuser zu beiden Seiten haben zwei bis vier Stockwerke und sind aus Stein oder Fachwerk errichtet, mit Giebelluken, aus denen die Bäume von Seilwinden ragen. Unten sind die Lagerräume, die Weinschenken oder Läden, darüber wohnen die Menschen.

Die Straßen sind ungepflastert, eine Kanalisation existiert praktisch nicht. Schmutz und Unrat liegen überall, dazwischen streunen Hunde und grunzende Schweine. Ratten huschen umher. Es stinkt nach Verfaultem, Kot und den Laugen der Gerber und Färber.

Die Reiter passieren die Kirchen St. Georg, St. Maria im Kapitol, St. Alban und biegen dann rechts ab. Die engen Gassen vor ihnen, die dicht gedrängt stehenden Häuser unterscheiden sich kaum von anderen Stadtteilen. Doch hier sind sie durch kleine Mauern gesichert und nur durch Pforten zu erreichen. Sie begrenzen das Judenviertel. In dessen Mitte steht das „Bürgerhaus“, in dem sich Rat und Bürgermeister versammeln.

Den 15 Ratsherren gefällt der Bericht der Straßburger überhaupt nicht. Als wenn es nicht schon genug böse Gerüchte gäbe!

Dabei könnte alles zum Besten stehen in Köln. Siebeneinhalb Kilometer ist die Mauer lang und beschützt über 50.000 Einwohner. Nur die reichsten italienischen Städte – Florenz, Venedig und Genua – sowie Paris sind in Europa größer als „Coelne“ oder „kolne“, wie die Bürger es nennen. Gut 30 durch den Handel mit Frankreich, England und den deutschen Landen reich gewordene Familien beherrschen die Stadt. Sie bilden die „Richerzeche“, die alljährlich zwei Bürgermeister bestimmt. Sie stellen auch die 22 Schöffen am Hochgericht, das die meisten Kriminalfälle behandelt. Und sie dominieren den Rat.

Doch Unheil hat sich über die Welt gelegt. Seit 1309 residiert der Papst nicht mehr in Rom, sondern in Avignon – was die Christenheit zutiefst verunsichert. Zusätzlich untergraben Skandale, Vetternwirtschaft und weltliche Händel das Ansehen der Kirche. England und Frankreich haben sich in einen Krieg verbissen, der ein Jahrhundert dauern wird; Söldnerheere verwüsten das Nachbarland. Karl IV. muss mit Gegenkönigen um die Macht im Römischdeutschen Reich ringen.

Seit einigen Jahrzehnten sind die Winter besonders kalt, viele Sommer nass und kurz – mit schlimmen Folgen für die Ernte. Und das schwere Erdbeben vom 25. Januar 1348 im Friaul wird nicht nur vom einfachen Volk als böses Omen angesehen.

Doch nichts scheint so schlimm zu sein wie „Magna mortalitas“, das Große Sterben.

Vor zwei, drei Jahren sind in Europa erste Gerüchte von einem giftigen Regen irgendwo in Indien oder China umgelaufen, von Skorpionen, die vom Himmel gestürzt seien, von schädlichen Dämpfen, von tausendfachem Tod. Auf Zypern, in Konstantinopel, im gesamten Morgenland seien ihm die Menschen zum Opfer gefallen. Seit Ankunft der genuesischen Galeere in Messina sind die Nachrichten keine vagen Gerüchte mehr, sondern von schrecklicher Präzision.

Im Februar 1348 verheert der Tod an den „drosen“ – an den „Drüsen“ – Venedig, Florenz und Genua. Einlaufende Schiffe aus der Levante beschießt man mit Brandfackeln, um sie vom Anlegen abzuhalten. Geisterschiffe mit toten Besatzungen stranden an Italiens Küsten. Auch aus Pisa, Siena und Rom wird die Seuche gemeldet.

Vom Hafen Marseille aus erobert die Pest Südfrankreich – auch Avignon, wo sich der Papst auf Anraten seines Leibarztes in seinem Palast verbirgt und wo trotz drückender Hitze mit aromatischen Kräutern versetzte Kohlefeuer lodern, die die Luft reinigen sollen.

Barcelona und Valencia fallen noch im Frühjahr an den unsichtbaren Feind. Von Mai an wütet die Seuche in Paris, einen Monat später ist sie auf die Britischen Inseln übergesprungen. Im Frühjahr erreicht sie Kärnten und die Steiermark.

Jetzt, im Sommer, kommen neue, beunruhigende Nachrichten: Mühldorf am Inn ist die erste deutsche Stadt nördlich der Alpen, in der die Krankheit ausbricht; kurz darauf ist sie in München. Schleichend kriecht die Seuche auf Köln zu. Längst ist der Handel beeinträchtigt, mit manchen Ländern gar zusammengebrochen. Schon erreichen die ersten Flüchtlinge vor dem Schwarzen Tod die Stadt.

Und jetzt stehen dort die Reiter aus Straßburg – und behaupten, die Ursache des Übels zu kennen: Es seien die Juden. Hat man nicht schon 1321 in Aquitanien einen Aussätzigen gefasst, der gestand, im Auftrag der Juden Brunnen vergiftet zu haben? Kennt man nicht den Inhalt der Leinensäckchen, die sie ins Wasser werfen: Menschenblut, Urin, entweihte, zerstoßene Hostien und allerlei Zauberkräuter? Die Juden, so erzählen die Männer aus Straßburg, hätten das „Große Sterben“ in Europa ausgelöst.

Es ist nicht überliefert, was die Ratsherren antworten, doch sie bleiben skeptisch. Sterben nicht die Juden ebenso an der Pest wie die Christen? Und als nüchterne Kaufleute fragen sie sich: Was hätten wir von einer Judenverfolgung?

Sie können vom Ratssaal direkt in das Viertel „inter iudaeos“ – „zwischen die Juden“ – hineinblicken: 86 eng beieinanderstehende Häuser, eine Synagoge, ein Spital, eine Schule, ein Backhaus. Rund 800 Menschen leben hier. Sie sind ebenso wie ihre christlichen Nachbarn „samenburger“ – waffenfähige Bürger, denen im Kriegsfall jeweils ein Abschnitt der Stadtmauer zur Verteidigung anvertraut ist.

Ihren Lebensunterhalt verdienen sie als Schneider, Bäcker, Hausierer, Ärzte, Gelehrte – allerdings ausgeschlossen von den mächtigen Gilden, die nur Christen aufnehmen. So arbeiten sie hauptsächlich für ihre Glaubensgenossen. Doch manche sind auch als Geldverleiher reich geworden. „Dem Juden ein Pfand geben“ muss, wer einen Kredit aufnehmen will: große und kleine Herren, Herzöge und Ritter, Bischöfe, Prälaten und Priester, Händler und Handwerker.

Christen ist der Geldverleih gegen Zinsen untersagt – obwohl es seit einigen Jahren auch in Köln lombardische Bankiers gibt, die sich um dieses Verbot nicht scheren. Zivile und kirchliche Würdenträger nutzen das von den Juden geliehene Geld meist für ihre Bauwut, ihren Prunk, für Kriegszüge. Unter ihnen sind viele, die ihre Gläubiger gern loswürden.

Doch für die reichen Kölner Familien, die Overstolzens, die Gir, Scherfgin, Hardevust oder Lyskirchen, sind die von Juden vergebenen Kredite Betriebskapital ihres Fernhandels – belastet zwar mit beträchtlichen Zinsen, aber dennoch profitabel.

Und dann ist da das „Judenregal“: 800 Mark Steuern (nach heutiger Kaufkraft ungefähr 160.000 Mark) zahlen die Juden alljährlich an die Stadt, die erste Hälfte am 21. Juni, die zweite zu Weihnachten. Hinzu kommen Schutzgelder und Sondersteuern, die man ihnen auferlegen kann, wann immer es nötig ist, etwa in Kriegszeiten.

Die Ratsherren haben wahrscheinlich kaum mehr Achtung vor ihren jüdischen Mitbürgern als die ärmeren Kölner, wissen wenig von der blühenden Gelehrsamkeit in der Gemeinde, von den Rabbinern und Schriften ihrer jüdischen Mitbürger – aber sie können rechnen. Niemand möchte diese sprudelnde Geldquelle austrocknen.

Die Reiter aus Straßburg finden wenig Gehör beim Rat. Doch sie bleiben noch ein paar Tage, nehmen sich irgendwo eine Herberge, besuchen eines der mehr als 100 Schankhäuser, gehen in die Badestube, auf den Markt und erzählen überall vom „grossen sterfden an den drosen“ – und von den Juden, die sich heimlich an Brunnen zu schaffen machten …

Goebel Schalant ist ein einfacher Handwerker