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Foto Vorderseite: Pedra dos Cadrís, Schlupfstein in Muxia am Ende des Muschelwegs am Meer bei der Wallfahrtskirche Santuario de Nosa Señora da Barca; Galicien, Spanien; Foto Franz Armbruster.

Der Jacobsweg ein Kriegspfad?

Jacob der Maurentöter und der Sternenwegmythos zum Ende der Welt

Der Jacobsweg als Pilgerweg zum angeblichen Grab des Apostels Jacob nach Santiago de Compostela im galicischen Teil Spaniens, erfährt in der heutigen Zeit einen immer größeren Zulauf und zählt neben den Pilgerreisen nach Jerusalem und nach Rom zu den bekanntesten Wallfahrten, insbesondere der katholischen Christen.

Die erste Erwähnung des Jacobwegs stammt aus dem Jahr 1047, wobei seit 1970 die Pilgerschaft auf dem Jacobsweg einen großen Aufschwung erlebt. Papst Johannes Paul II. besuchte 1982 Santiago de Compostela im Rahmen einer großen Europa-Feier und rief damals den Kontinent auf, seine Wurzeln wieder zu beleben. Der Europarat erklärte daraufhin 1987 den Jacobsweg zum ersten europäischen Kulturweg.

Als Jacobsweg wird an erster Stelle der Hauptweg in Nordspanien, der Camino Francés bezeichnet, der in den Pyrenäen mit zwei Routen beginnt, entweder beim Somport-Pass, oder, vom französischen Saint-Jean-Pied-de-Port herkommend, im spanischen Roncesvalles.

Steinerne und silberne Madonna von Roncesvalles, Camino Francés, Spanien

In Roncesvalles brachten die Basken, als damals noch nicht zum Christentum bekehrte „Heiden“, am 15. August 778 der Nachhut von Karl dem „Großen“ eine vernichtende Niederlage bei und der Anführer des Kriegszugs Roland starb, was bis heute im Rolandslied verewigt ist.

Karl der „Große“ und der 1000-jährige Krieg der europäischen Christen gegen Andersdenkende:

Karl der „Große“ gilt als eine Persönlichkeit, die das kollektive europäische Geschichtsbewusstsein prägt. Sowohl Deutsche als auch Franzosen führen die Anfänge ihrer Nationalgeschichte auf Karl den „Großen“ zurück. Die Stadt Aachen stiftete 1949 in Anerkennung seiner Verdienste den internationalen Karlspreis, der jährlich vergeben wird. Karl der „Große“ wurde 747 oder 748 geboren und starb 814 in Aachen. Ab 771, nach dem Tode seines Vaters und seines Bruders, wurde er zum Alleinherrscher. Wikipedia schreibt dazu: „Zu jener Zeit fielen die früh christianisierten Franken in „barbarische“ – d.h. althergebrachte – Gebräuche zurück und vernachlässigten die erworbene Bildung und Religion. Die Sachsen beharrten auf ihrem Heidentum. Im Süden stritt die römisch-katholische Kirche mit den Langobarden um Einfluss, Besitz und Macht auf der Apenninen-Halbinsel, auf der iberischen Halbinsel drangen die Sarazenen weiter nach Norden vor, im Osten fielen Awaren ein – kurz: Europa war in Aufruhr, und der Bestand des Frankenreichs schien bedroht. Karl war offenbar von Anfang an zu einer Neuordnung der Verhältnisse in Westeuropa entschlossen und scheute sich nicht, an den unterschiedlichsten Fronten gleichzeitig zu kämpfen“. Im Sommer 772 begannen die bis 804 andauernden Sachsenkriege, die eine mit beträchtlicher Grausamkeit durchgesetzte Unterwerfung und Christianisierung zum Ziel hatte. 782 ließ Karl der „Große“ hierzu 4500 Sachsen bei Sachsenhain abschlachten, die sich gegen die Zerstörung des nahegelegenen Tempelhains wehrten. Genauso ging Karl der Große in Aquitanien und in der Gascogne vor, dem Landstrich, der vor der Besetzung durch die Westgoten, die römische Provinz Gallia Aquitania mit der wichtigsten Stadt Eliumberrum, dem heutigen Auch war, und damit Teil des einstigen Baskenlands. Karls Kriegszug gegen die Mauren in Spanien endete durch die Basken in Roncesvalles. In der Historia Karoli Magni Et Rotholandi, auch bekannt als Pseudo-Turpin, ist eine Verbindung zwischen dem heiligen Jacob und Karl dem „Großen“ festgehalten. Dort wird beschrieben, wie Jacob Karl dem „Großen“ im Traum den Sternenweg zeigt und ihm prophezeit, dass er einen Feldzug nach Galicien unternehmen werde:

„Du hast am Himmel die Sternenstraße gesehen und das bedeutet,

dass du an der Spitze eines mächtigen Heeres

nach Galicien ziehen wirst,

und, dass gleich dir

alle Völker dorthin pilgern werden,

bis zum Ende der Zeiten.

Ich werde an deiner Seite stehen

und als Belohnung für all deine Mühen

von Gott das Paradies für dich erwirken.

Dein Name wird im Gedächtnis der Völker

nicht ausgelöscht werden,

so lange die Welt besteht.

Quelle: Historia Karoli Magni Et Rotholandi unter Wikipedia, Stichwort Sternenweg

Im Jahre 800 wird Karl der „Große“ vom römischen Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt, wodurch im Westen Europas das Kaisertum erneuert wird. Und 1165 wird Karl der „Große“ von Papst Paschalis III. schließlich heilig gesprochen. Tatsächlich steht Karl der „Große“ wie viele andere patriarchale Herrscher für die blutige Verbindung von, in dem Fall, christlicher Theologie und Politik, galt unter seiner Regentschaft doch die Vorgabe der Todesstrafe bei Verweigerung der christlichen Taufe. Weite Teile Europas waren nämlich zu der Zeit noch „heidnischen“ Glaubens, wie Friesland, Sachsen, Hessen, Thüringen, Britannien, Irland, Skandinavien. Auch die Basken zählen, genauso wie die Galicier, zu den am spätesten christianisierten Völkern Europas. Dass die „Bekehrung“ der Heiden mit äußerster Grausamkeit durchgesetzt wurde, hat Karlheinz Deschner in seinen neun Bänden über die Kriminalgeschichte des Christentums beeindruckend recherchiert. Dieses brutale Bild der Christianisierung durch die katholische Kirche richtete sich aber nicht nur gegen die „Heiden“, sondern auch gegen das arianische Christentum der Westgoten, die nach den Römern die iberische Halbinsel erobert hatten, gegen die Moslems, die Juden, schließlich die Templer, die Protestanten, gegen ZigeunerInnen und gegen die sogenannten Hexen. Im Mittelpunkt der patriarchalmonotheistisch-theologischen Kriege standen zwischen 1095 und dem 13. Jahrhundert auch mehrere Kreuzzüge ins Heilige Land nach Jerusalem. In der Zeit der Inquisition, die in Spanien unter der Regentschaft von Isabella I. von Kastillien und Ferdinand II. von Aragón im europäischen Vergleich besonders grausam war, fand der Krieg der Christen ihren Höhepunkt. Grundlage für die Inquisition war die am 1. November 1478 von Papst Sixtus IV. erlassene Bulle Exigit sincerae devotionis. Erst am 15. Juli 1834 wurde die Spanische Inquisition nach 356 Jahren Bestehen unter Isabella II. abgeschafft. Mehr als 1000 Jahre Religionskrieg hatten Europa zu einem weitgehend christlichen Kontinent gemacht. Einer der Auslöser für diesen 1000-jährigen Religionskrieg war im Jahre 711 die Invasion von Arabern und Berbern, den sogenannten Mauren, über die Meerenge von Gibraltar nach Europa gewesen, die von einem der rivalisierenden westgotischen Provinzfürsten zur Hilfe gerufen worden waren. In der Schlacht am Rio Guadalete töteten die Mauren den westgotischen König Roderich, eroberten bis 719 die gesamte iberische Halbinsel und drangen schließlich nach Frankreich vor, bis sie von Karl Martell 732 in der Schlacht von Tours und Poitiers gestoppt wurden. Das Jahr 718 wird traditionell als Beginn der Reconquista angesehen, die offiziell als christliche Rückeroberung der iberischen Halbinsel von den Moslems tradiert wird. 844 soll die Schlacht von Clavijo stattgefunden haben, in welcher der Apostel Jacob sich, der Überlieferung nach, 33 Jahre nach dem Fund seines angeblichen Grabes in Santiago de Compostela als heroischer Maurentöter gezeigt haben soll. 1616 werden die letzten Mauren von der Iberischen Halbinsel vertrieben. Heute sehen wir im Süden Spaniens, in Andalusien, in den Städten Córdoba, Granada und Sevilla, aber auch in vielen anderen architektonischen mozarabischen Bauten, welche die Touristen- und Pilgerströme, auch am Camino Francéspage_12"/>Camino Francés, besonders anziehen, dass die Mauren, aber auch die Juden in Europa besonders schöne Kulturschätze hinterlassen haben. Im Reiseführer des Gaia-Verlags über Andalusien ist zu der Jahreszahl 1609 zu lesen:

„Auf Betreiben der Kirche werden die rund 300 000 verbliebenen Morisken von der Halbinsel vertrieben. Spanien verliert damit seine besten Handwerker und Ackerbauern und kann in der Folge seine eigene Bevölkerung nicht mehr ernähren“. (2000, S. 27).

Und der Marco Polo Reiseführer über Andalusien zitiert Andalusiens größten Poeten Garcia Lorca:

„Sevilla ist das Wunder, Granada für die Träume, aber Córdoba zum friedlichen Sterben“, und ergänzt ein paar Zeilen weiter: „Anno 711 landeten maurische Soldaten bei Gibraltar auf europäischem Festland. 756 begründete der nach Spanien geflüchtete Kalif Abdar-Ráhman I. das Emirat von Córdoba. Bis zu ihrer Eroberung durch die Christen (1236) erlebte die Stadt ihre schönste Blüte: Jüdische Gelehrte begründeten zusammen mit maurischen Professoren den Ruhm der Universität und ihrer Bibliothek (damals 400 000 Bände). Als im Abendland die Pest die Städte verwüstete, baute man in Córdoba bereits Kanalisation, pflasterte die Straßen (300 Jahre früher als in Paris!) und beleuchtete die großen Plätze (700 Jahre früher als in London!). Christen, Juden und Mauren lebten einträchtig miteinander, forschten und bauten gemeinsam auf. Die „Zierde der Welt“ – Córdoba – verlor ihren Glanz, als die christlichen Könige kamen“. (1994, S. 51/52).

Kommen wir nach diesem geschichtlichen Abriss zurück zur Route des Camino Francés. In Pamplona treffen die beiden Pyrenäenrouten des Jacobwegs aufeinander und der Camino Francés führt dann über Estella, Torres del Rio, Logroño, Najera, Santo Domingo de la Calzada, Burgos, León, Astorga und Ponferrada nach Santiago de Compostela. Viele der Pilger ziehen allerdings auf dieser Route noch weiter bis Finisterre oder Muxia, ans Ende der Welt.

Der Camino Francés in Spanien

Finisterre und Muxia liegen direkt am Meer und Finisterre zählt zu den westlichsten Orten des europäischen Kontinents. Die Zeitung „DIE WELT“ schreibt dazu treffend:

„Schon vor Tausenden von Jahren lokalisierten die Menschen hier das Ende der Welt, an dem die Seelen der Verstorbenen ihren Weg zu den Sternen antraten“. Weiter unten ist zu lesen: „Den Steinen und dem Meer werden übernatürliche Kräfte zugeschrieben. Der Toten- und der Ahnenkult spielt eine große Rolle. Auch viele junge Menschen glauben an Seelenwanderung, an übernatürliche Heilkräfte und an „Meigas“ die Hexen“. (DIE WELT, 14.10.2010).

Der Name Compostela wird von Campus Stellae für Sternenfeld abgeleitet. Dieser Name tradiert den uralten Glauben, der auf die seit dem Paläolithikum (Altsteinzeit) bekannte Religion von Gott der MUTTER zurückgeht, dass die Sterne, insbesondere der Milchstraße den Weg der Seelen darstellen. Ihr Licht war der Kompass, der den Weg zum Paradies zeigte, das man früher am Ende der Erde vermutete. Dieses Wissen ist inzwischen nicht nur in Fachbüchern zu finden, sondern es steht auch in Wikipedia und ist damit sehr einfach für die Allgemeinheit zugänglich. Dass dies nicht christlich ist, geschweige denn biblisch, ist ebenfalls sofort offensichtlich und müsste daher auch der Deutschen St. Jacobs-Gesellschaft e.V. bekannt sein, die ihrer, seit 1988 erscheinenden Zeitschrift bezeichnenderweise den Namen Sternenweg gegeben hat. (Wikipedia, Stichwort Sternenweg).

Tatsächlich waren die Sterne, wie die Sonne und Frau Mond in der Religion der Kosmischen Mutter integriert. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die ägyptische Göttin Nut, die das Firmament symbolisiert und als Mutter der Gestirne angesehen wird. Wie Gerhard Bott herausgestellt hat, gehört die ägyptische Göttin Nut als „Große Göttin“, ebenso wie Mut, Neith. Nekbeth, Wadjet, Hathor und Isis zum Verständnis der paläolithischen selbstentstandenen Urmutter (Bott, Gerhard; 2009, S. 398), und die überlieferte Kosmogenie der Nut weist sie als Kosmische Mutter des Universums aus. In Wikipedia steht über die Göttin Nut geschrieben:

„Nut erfüllte eine wichtige Funktion in der ägyptischen Kosmogonie. Sie stellte den Himmel dar, ihr Lachen war der Donner und ihre Tränen der Regen. Der Körper der Nut symbolisierte das Himmelsgewölbe, er trennte die Erde von der sie umgebenden Urflut. Nach mythologischer Vorstellung spannte sich Nuts Körper schützend über die Erde, ihre Gliedmaßen, die den Boden berühren sollten, symbolisierten die vier Himmelsrichtungen. Zugleich galt sie als die Mutter der Gestirne. Man glaubte, dass die Sonne abends in ihrem Mund verschwinde, um des Nachts durch ihren Körper zu reisen und morgens in ihrem Schoß im Osten wieder zu erscheinen. Im ewigen Kreislauf durchwanderten des Tages ebenfalls die Sterne ihren Körper… Nut kam ebenfalls eine wichtige Rolle im ägyptischen Totenkult zu. Sie stand in engem Zusammenhang mit dem Glauben an die Auferstehung der Verstorbenen, die nach ihrem Tod als Sterne an ihrem Körper prangten.… Einige Ägyptologen vertreten die Ansicht, dass die Göttin Nut, das Band der Milchstraße symbolisiert habe“. (Wikipedia, Stichwort Nut).

Die ägyptische Göttin Nut/Hathor gebärt und verschluckt täglich die Sonne

Compostela hat aber gerade in dieser Verbindung noch eine weitere Bedeutung. Denn der Platz des heutigen Jacobkults ist ein früherer Friedhof, ein Platz für die Toten. In dem Wortteil „compost“ ist aber nicht nur der Tod enthalten, sondern gemeint ist die Wandlung des Todes in neues Leben. Der Wortteil compost hat sich in vielen Sprachen erhalten und auch im Deutschen sprechen wir noch von Kompost und kompostieren, wenn wir den Prozess der Umsetzung organischer Substanz in schwarze fruchtbare Humuserde beschreiben wollen. Campus Stellae steht also eigentlich für einen Ort der Tod-in-Lebenwandlung. Und diese Tod-in-Lebenwandlung wurde und wird immer im mütterlichen Kontext verstanden, denn bis heute ist die Erde Mutterboden oder Mutter Erde. Diese magische mütterliche Wandlung ist die Urmatrix von Religion und so finden wir hinter der Fassade des katholischen Heiligen Jacob in der Kathedrale in Santiago de Compostela die Kosmische Mutter: Gott die MUTTER. (Armbruster, Kirsten; 2013).

Mindestens neun Marienfiguren stehen in der Kathedrale auf verschiedenen Seitenaltären, unter ihnen die Schwarze Madonna von Le Puys-en-Velaye und die Schwarze Madonna von Rocamadour. Daneben finden wir auch die Bethe Catharina mit ihrem achtspeichigen Jahreszeitenrad, die Maria Salomé aus der Göttinnen-Trinität der Landschafts-Bauchmutter in der Camargue, und natürlich fehlt auch nicht die religionssoziologisch im Paläolithikum anzusiedelnde Höhlen-Madonna aus Lourdes, die natürlich auf die baskische Göttin Mari zurückgeht. Tatsächlich geht ein wesentlicher Teil des katholischen Marienkults auf die baskische Göttin Mari zurück, die bereits in den Höhlen des Paläolithikums verehrt wurde. Und der katholische Annakult gibt den, ebenfalls seit dem Paläolithikum weit verbreiteten matrilinearen Wasser-Ahninnenkult wieder, denn der Glaube, dass die Frauen im Wasser ohne Zutun eines Mannes schwanger werden, weil im Wasser die AhnInnenseelen darauf warten wiedergeboren zu werden, dieser Glaube wird bis in die jetzige Zeit in Galicien praktiziert. Einen bis heute überlieferten Wasser-AhnInnenort finden wir nämlich an der Westküste Nordspaniens, am bestbesuchten Strand Galiciens dem Praia A Lanzada in der Meeresbucht, wo der Sarg des Apostels Jacob angeblich den Fluss Ulla in Richtung Santiago de Compostela hinauftrieb (mehr dazu im Kapitel „Der Ursprung von Wallfahrten“).

Schon an dieser Stelle können wir unter dem Blutvergießen um das europäische Vaterland das viel ältere und friedliche Mutterland als weitaus wichtigeres europäisches Kulturgut erkennen.

Dass es sich bei Gott der MUTTER nicht um die patriarchal-verkeuschte und zur Magd des HERRN degradierte katholische Gottesmutter handelt, wurde bereits ausführlich in dem Buch „Gott die MUTTER – Eine Streitschrift wider den patriarchalen Monotheismus“ (2013) dargestellt. Und tatsächlich begegnen wir in Compostela nicht dieser patriarchal besetzten Mutter, sondern wir begegnen der Kosmischen Mutter des Universums, der Magischen Tod-in-Lebenwandlerin, die den Menschen seit Urzeiten vertraut ist.

Die Schwarzen Madonnen von Le Puys-en-Velaye und Rocamadour vom französischen Teil des Jacobwegs, die für den heiligen Aspekt der Tod-in-Lebenwandlung, in der seit dem Paläolithikum bekannten Religion von Gott der MUTTER stehen, hier in der Kathedrale in Santiago de Compostela, Galicien, Spanien

Die Heilige Catharina aus der Bethentrinität Barbara, Margarete und Catharina (C+M+B). (siehe hierzu auch Armbruster, Kirsten 2013, S. 31 und 47/48), sowie unten die Höhlen-Maria von Lourdes, Kathedrale Santiago de Compostela, Galicien, Spanien

Gott die MUTTER auf der Mondsichelbarke und in ihrem Sternenaspekt als Kosmische Mutter des Universums aus der Kathedrale in Santiago de Compostela, Galicien, Spanien

Neben dem Hauptweg des Camino Francés gibt es eine Reihe von weiteren Jacobswegrouten. An der nordspanischen Küste, direkt am Meer, treffen wir auf die Jacobswegroute, Camino „primitivo“, als älteste Variante oder auch auf die heute sehr beliebte Route Camino de la Costa, die über Bilbao, Castro Urdiales, Santander und Orviedo oder auch durch die Berge bis nach Santiago de Compostela führt. Von Lissabon in Portugal, aber auch von Sevilla in Andalusien, von Madrid und von Barcelona über das Heiligtum der Schwarzen Madonna von Montserrat, gibt es Wege, die ebenfalls als Zubringerwege zum Hauptpilgerweg gelten.

In Frankreich werden vier Hauptwege als Jacobswege angeführt:

die Via Turonensis aus Paris,

die Via Lemovicensis aus Vézelay,

die Via Podiensis von Le Puy-en-Velay

die Via Tolosana aus Arles in der Camargue.

Aber auch hier gibt es noch zahlreiche Nebenwege zum Beispiel über Rocamadour oder über Lourdes. Natürlich gehen auch von Rom in Italien, aber auch von Österreich und der Schweiz Jacobswegnetze aus, und selbst Großbritannien verzeichnet Jacobspilgerwegrouten. In Deutschland begann die Ausweisung von Wegen erst 1992, aber inzwischen ist auch hier das ganze Land von einem Jacobswegenetz durchzogen. Hierbei kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass in Allianz zwischen katholischer Kirche, Tourismusvereinen und Politik, ganz Europa Jacobsland geworden ist.

Karte der europäischen Wallfahrtsrouten am Jacobsweg

Wer ist nun dieser Jacob? Lesen wir hierzu die Zusammenfassung von Thomas Schröder aus dem Reiseführer des Michael Müller Verlags über Nordspanien aus dem Jahr 2011:

Wie Jacob nach Campus Stellae kam:

„Nach Legenden, die allerdings erst ab dem 7. Jhd. nachweisbar sind, soll der heilige Apostel (Span. Santiago) in Spanien gewesen sein, um die heidnische Halbinsel zu christianisieren: ein Versuch, der, so er tatsächlich stattgefunden hat, weitgehend fehlschlug, worauf Jacob nach Jerusalem zurückkehrte. Dort wurde er, soviel ist wiederum gesichert, auf Befehl von Herodes Agrippa enthauptet“. Danach gibt es zwei Versionen dieser Geschichte. Die eine besagt, dass der Steinsarg von Jacob alleine durch das Mittelmeer Richtung Compostela trieb, die andere besagt, dass der Sarg in einem unbemannten Schiff, das von Engeln gesteuert wurde, binnen weniger Tage die galicische Küste erreichte, den Rio Ulla aufwärts fuhr „bis in die Nähe von Iria Flavia, der Hauptstadt des damals römischen Galiciens, wo die Gebeine Jacobs beigesetzt wurden. In der zweiten Hälfte des 8. Jhds., fast ganz Spanien war von den Mauren besetzt, begann man sich am asturischen Königshof der Legende zu erinnern. Reliquien konnten der Reconquista, der christlichen Rückeroberung, sicher förderlich sein, doch wo war das Grab? Ein wundersamer Stern, der, begleitet von himmlischen Chören, dem Einsiedler Pelayo erschien, half schließlich zwischen 810 und 820 dem Wunsch auf die Sprünge. Man grub auf dem von Pelayo bezeichneten Sternenfeld (auf Lateinisch Campus Stellae, die am weitesten verbreitete Erklärung für den Namen Compostela) und fand tatsächlich einen Marmorsarkophag“ (S. 505/506). „Bald erwies sich der Heilige als durchaus zuverlässig, erschien schon 844 bei der Schlacht von Clavijo in Gestalt eines Ritters und wütete als solcher so fürchterlich unter den gegnerischen Mauren, dass die dankbaren Spanier ihren Schutzheiligen fortan mit dem ehrenvollen Beinamen des „Maurentöters“ (matamoros) schmückten“ (S. 29).