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Über den Bundesverband Deutscher Stiftungen

Als unabhängiger Dachverband vertritt der Bundesverband Deutscher Stiftungen die Interessen der Stiftungen in Deutschland. Der größte Stiftungsverband in Europa hat über 3.800 Mitglieder; über Stiftungsverwaltungen sind ihm mehr als 7.000 Stiftungen mitgliedschaftlich verbunden. Damit repräsentiert der Dachverband mit Sitz in Berlin rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermögens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro.

Über die NEXIA Deutschland GmbH

NEXIA Deutschland ist ein 1968 gegründeter Zusammenschluss unabhängiger Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften und ist eines der drei größten in Deutschland tätigen Netzwerke. NEXIA bietet Beratung auf höchstem Niveau in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuern, Rechnungswesen sowie Betriebswirtschaft. In diesen Beratungsfeldern unterstützen die NEXIA-Partner praxis- und lösungsorientiert ihre Mandaten. Dabei denken und handeln sie wie mittelständische Unternehmer. NEXIA entwickelt maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmen, für (gemeinnützige) Organisationen und berät auch Privatpersonen. Feste Ansprechpartner gewährleisten eine zuverlässige Durchführung der Beratungsprojekte. Daneben ist die Betreuung und Beratung von Non-Profit-Organisationen – insbesondere Stiftungen – eine der Spezialkompetenzen von NEXIA. Dazu wurde eigens ein NEXIA KOMPETENZ-ZENTRUM NPO aufgebaut, das als Premiumpartner des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen gemeinsam Impulse für das Stiftungswesen geben möchte.

StiftungsStudie

Kommunale Stiftungen
in Deutschland

Bestandsaufnahme, Chancen und
Herausforderungen

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IMPRESSUM

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

V.i.S.d.P.:

Herausgeber:

© Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V.

Gefördert von: NEXIA DEUTSCHLAND GMBH, www.nexia.de

Projektleitung und Autorin: Nina Leseberg

Weitere Autoren: Arne Scheffler, Dr. Verena Staats, Sabine Sütterlin

Wissenschaftliche Begleitung: Prof. Dr. Berit Sandberg

Redaktion: Dr. Antje Bischoff, Ralf Gigerich, Nina Leseberg, Arne Scheffler, Frank Schmidtke, Dr. Verena Staats, Benita von Behr

Gestaltung: Matthias Fischer, www.formatplus.net

Druck: PrintingHouse, USE gGmbH, Berlin

ISBN: 978-3-941368-48-4

INHALT

Vorwort

Die wichtigsten Erkenntnisse dieser Studie

1. Einleitung

1.1 Begriffsbestimmung

1.2 Methodik und Aufbau der Studie

2. Kommunale Stiftungen – eine Landschaftsbeschreibung

2.1 Historie und Trends

2.2 Regionale Verteilung

2.3 Aufgaben und Förderpraxis kommunaler Stiftungen

2.3.1 Stiftungszwecke

2.3.2 Verwirklichung der Stiftungszwecke

2.4 Vermögen

2.5 Die Stifter – meist Privatpersonen

3. Die Kommune als Stiftungsverwalter

3.1 Steuerung und Kontrolle

3.1.1 Vorstand und Beirat

3.1.2 Aufsicht und Kontrolle

3.2 Stiftungsverwaltung

3.2.1 Verwaltungstypen

3.2.2 Anzahl und Rechtsformen der verwalteten kommunalen Stiftungen

3.2.3 Verwaltete Stiftungsvermögen

3.2.4 Verwaltungskosten

3.3 Aufgaben kommunaler Stiftungsverwaltungen

3.3.1 Aufgabenteilung

3.3.2 Konservative Vermögensverwaltung

3.3.3 Transparenz und Rechnungslegung

3.3.4 Öffentlichkeitsarbeit und Stifterberatung

3.3.5 Kooperation mit anderen Organisationen

4. Schlussfolgerungen

Anhang

Literatur

Anhang A Rechtliche Rahmenbedingungen kommunaler Stiftungen im Überblick

Anhang B Empfehlungen für die Verwaltung kommunaler Stiftungen des Arbeitskreises Kommunales im Bundesverband Deutscher Stiftungen

Anhang C Fragebogen

ABBILDUNGEN

Abbildung 1 Errichtungen kommunaler rechtsfähiger Stiftungen bürgerlichen Rechts und ihr Anteil an allen Errichtungen rechtsfähiger Stiftungen bürgerlichen Rechts, vom 12. Jahrhundert bis 2012

Abbildung 2 Entwicklung des Bestands kommunaler rechtsfähiger Stiftungen bürgerlichen Rechts, von 1990 bis 2012

Abbildung 3 Anzahl kommunaler rechtsfähiger Stiftungen bürgerlichen Rechts je 100.000 Einwohner (und Gesamtzahl) nach Bundesländern

Abbildung 4 Anzahl kommunaler rechtsfähiger Stiftungen bürgerlichen Rechts je 100.000 Einwohner und deren Anteil an allen rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts, nach Bundesländern

Abbildung 5 Anzahl kommunaler rechtsfähiger Stiftungen bürgerlichen Rechts in 402 Kreisen

Abbildung 6 Aufgabenbereiche kommunaler Stiftungen

Abbildung 7 Gewichtete Verteilung der Stiftungszwecke kommunaler rechtsfähiger Stiftungen bürgerlichen Rechts im Vergleich zu allen rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts

Abbildung 8 Stiftungskapital kommunaler rechtsfähiger Stiftungen bürgerlichen Rechts im Vergleich zu allen anderen rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts, inkl. Zustiftungen

Abbildung 9 Gesamtausgaben kommunaler rechtsfähiger Stiftungen bürgerlichen Rechts im Vergleich zu allen anderen rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts

Abbildung 10 Stifter kommunaler rechtsfähiger Stiftungen bürgerlichen Rechts

Abbildung 11 Besetzung der Beschlussgremien der verwalteten kommunalen Stiftungen

Abbildung 12 Besetzung der beratenden Gremien der verwalteten kommunalen Stiftungen

Abbildung 13 Besetzung der Kontrollgremien der verwalteten kommunalen Stiftungen

Abbildung 14 Kommunale Stiftungsverwaltung

Abbildung 15 Einbindung kommunaler Stiftungsverwaltungen in die kommunalen Verwaltungsstrukturen

Abbildung 16 Anzahl verwalteter Stiftungen pro Stiftungsverwaltung

Abbildung 17 Höhe des Kapitals der verwalteten Stiftungen pro Stiftungsverwaltung (Ende 2011)

Abbildung 18 Übernahme der Verwaltungskosten, inkl. Personal- und Sachkosten

Abbildung 19 Aufgabenbereiche, in denen die kommunalen Stiftungsverwaltungen mit anderen Ämtern und Einrichtungen der Kommune zusammenarbeiten

Abbildung 20 Aufgabenbereiche, in denen die kommunalen Stiftungsverwaltungen zur Zusammenarbeit mit anderen Ämtern und Einrichtungen der Kommune angehalten sind

Abbildung 21 Aufgabenbereiche, in denen kommunale Stiftungsverwaltungen mit privaten Dienstleistern zusammenarbeiten

Abbildung 22 Vermögensanlageformen kommunaler Stiftungsverwaltungen

Abbildung 23 Rechnungswesen kommunaler Stiftungsverwaltungen

Abbildung 24 Bedeutung der Stifterwerbung für die kommunalen Stiftungsverwaltungen

Abbildung 25 Bedeutung von Stifterberatung für die kommunalen Stiftungsverwaltungen

Abbildung 26 Kooperationspartner kommunaler Stiftungsverwaltungen

Abbildung 27 Ziele der Kooperation kommunaler Stiftungsverwaltungen

VORWORT

Die Stadt oder die Gemeinde ist ein wesentlicher Bezugsrahmen für das tägliche Leben ihrer Bürger. Was in ihrer eigenen Kommune geschieht, das betrifft und bewegt sie – auch zum Engagement. Dafür spricht die Vielzahl an Vereinen, Bürgerinitiativen und Stiftungen mit lokalem Bezug. Eine Variante des bürgerschaftlichen Engagements findet in der Öffentlichkeit jedoch selten Beachtung: die der kommunalen Stiftungen. Sie sind ganz überwiegend privat errichtet, werden jedoch von der Kommune verwaltet und können sehr häufig auf eine lange Tradition zurückblicken. Indes sind sich die Kommunen der Potenziale ihrer Stiftungen und insbesondere der Förderung des kommunalen Stiftungswesens oft nicht bewusst, obwohl kommunale Stiftungen in vielen Gemeinden wirken und dort zur Lebens- und Standortqualität beitragen und obwohl in einigen Kommunen vorbildliche Verwaltungsmodelle existieren.

Ein statistisch belastbarer Überblick über das kommunale Stiftungswesen in Deutschland fehlte bislang. Daten zu grundlegenden Fragen, etwa wie viele kommunale Stiftungen es gibt, über welche Vermögen sie verfügen oder welche Zwecke sie verfolgen, waren, von groben Schätzungen abgesehen, bis zum jetzigen Zeitpunkt an keiner Stelle öffentlich und gebündelt verfügbar. Auch fehlte ein Überblick über Entscheidungsstrukturen, Verwaltungsmodelle und -praktiken. Um an dieser Stelle Abhilfe zu schaffen und um die kommunalen Stiftungen bekannter zu machen, initiierte der Arbeitskreis Kommunales im Bundesverband Deutscher Stiftungen zusammen mit der Geschäftsleitung des Bundesverbandes die vorliegende Studie.

Unser Dank gilt daher dem langjährigen Leiter des Arbeitskreises, Senator E.h. Lothar A. Böhler, zugleich Leiter der Stiftungsverwaltung Freiburg, und Katharina Knäusl, aktuelle Leiterin des Arbeitskreises und Leiterin der Stiftungsverwaltung München. Ermöglicht hat die Studie NEXIA DEUTSCHLAND, deren Geschäftsführer Volkmar Heun wir auch für sein persönliches Engagement herzlich danken. Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts übernahm Prof. Dr. Berit Sandberg von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Kompetenzzentrums Stiftungsforschung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, der wir ebenfalls herzlich danken. Zu Dank verpflichtet sind wir auch allen Vertretern kommunaler Stiftungsverwaltungen, die wir im Vorfeld zu ihrer Arbeit befragen durften. Neben Herrn Böhler und Frau Knäusl sind hier zu nennen: Peter Gerdon von der Stiftung Waisenhaus in Frankfurt am Main, Dr. A. Heinrike Heil von der Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe, Katja Jeremias von der Stadt Bernau bei Berlin, Klaas-Peter Krabbenhöft von der Stiftungsverwaltung Lübeck sowie Petra Woldt und Paul Claahsen von der Geschäftsstelle der Kommunalen Stiftungen in Münster.

Wir sind optimistisch, dass diese Studie dazu beiträgt, das kommunale Stiftungswesen in Deutschland bekannter zu machen, und die Kommunen dazu animiert, ungenutzte Potenziale in diesem Bereich besser zu erschließen. Ein Kongress am 26. September 2013 in Freiburg im Breisgau wird weitere Impulse setzen und ausgehend von den vorgelegten Daten konkrete Empfehlungen für die Verwaltung kommunaler Stiftungen diskutieren sowie weitere Schritte planen.

Wir wünschen Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre!

Prof. Dr. Wilhelm Krull

Prof. Dr. Hans Fleisch

Vorstandsvorsitzender

Generalsekretär

Bundesverband

Bundesverband

Deutscher Stiftungen

Deutscher Stiftungen

Auf einen Blick »

DIE WICHTIGSTEN ERKENNTNISSE DIESER STUDIE

image In Deutschland gibt es derzeit 1.257 kommunale rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, das sind etwa 6,5 Prozent aller rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts in Deutschland. Dem Bundesverband Deutscher Stiftungen sind darüber hinaus 781 Treuhandstiftungen in kommunaler Verwaltung und 237 kommunale rechtsfähige Stiftungen öffentlichen Rechts bekannt. (Stand: 15.06.2013)

image Die Anzahl kommunaler rechtsfähiger Stiftungen bürgerlichen Rechts hat sich in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt, am starken Wachstum des deutschen Stiftungswesens sind kommunale Stiftungen jedoch unterproportional beteiligt.

image Mit Abstand die meisten kommunalen Stiftungen gibt es in Bayern. In Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern ist die kommunale Stiftungsdichte sehr gering.

image Kommunale Stiftungen verfolgen besonders häufig soziale Zwecke, daneben sind Kunst und Kultur sowie Bildung und Erziehung wichtige Aufgabenbereiche.

image Das Stiftungskapital kommunaler Stiftungen stammt zum Großteil von Privatpersonen. Fast 80 Prozent der kommunalen Stiftungen haben ein Vermögen von unter einer Million Euro. Wenige der kommunalen Stiftungsverwaltungen (etwa 2,5 Prozent) halten mit einem Stiftungskapital von insgesamt über 100 Millionen Euro den größeren Teil des Gesamtvermögens kommunaler Stiftungen.

image Im Beschlussgremium der kommunalen Stiftungen sitzt stets ein Vertreter der Kommune. Bei der Steuerung und Kontrolle gibt es insgesamt wenig Verbesserungsbedarf: Die Governance entspricht in der Regel den Bedarfen einer Stiftung und bewährten Standards im sonstigen Stiftungswesen.

image Kommunale Stiftungen werden zu 80 Prozent direkt von der Kommune verwaltet, also von Fachämtern oder Dezernaten, von eigens eingerichteten Abteilungen für Stiftungsverwaltung und etwas seltener unmittelbar vom (Ober-)Bürgermeister bzw. Gemeindedirektor.

image Die Hälfte der Befragten verwaltet nur eine Stiftung oder agiert als eigenständige kommunale Stiftung. Nur knapp 8 Prozent sind für mehr als zehn Stiftungen verantwortlich.

image Damit die Eigenständigkeit der Stiftungen gewahrt werden kann, sollte den Stiftungsverwaltungen von Seiten der Kommune ein gewisser Handlungsspielraum gewährt werden. Für eine verantwortungsvolle Stiftungsverwaltung sollte die Kommune zudem in informierte und qualifizierte Gremien sowie kompetentes Personal investieren.

image Stiftungsseitig wird relativ wenig auf die vorhandenen Kompetenzen innerhalb der Kommune zurückgegriffen. Die Zusammenarbeit mit den kommunalen Fachstellen und anderen Stiftungsverwaltungen könnte vielerorts ausgebaut werden.

image Kommunale Stiftungsverwaltungen kooperieren vergleichsweise selten mit anderen Organisationen. Sie sollten sich stärker mit anderen vernetzen und mehr externes Know-how in die Stiftungsarbeit einbinden.

image Die Vermögensverwaltung ist derzeit die drängendste Herausforderung für viele kommunale Stiftungsverwaltungen.

image In Sachen Transparenz gegenüber der allgemeinen Öffentlichkeit gibt es Verbesserungsbedarf: Nur knapp ein Drittel der kommunalen Stiftungsverwaltungen veröffentlicht einen Jahresbericht.

image Lediglich 14 Prozent der kommunalen Stiftungsverwaltungen bieten eine Stifterberatung an. Es lohnt sich für eine Kommune zu prüfen, ob die kommunale Stiftungsverwaltung strategisch ausgebaut werden sollte, um das Stiftungswesen in der Kommune zu stärken.

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1. EINLEITUNG

Stiftungen spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung unseres Gemeinwesens. Mit der Errichtung einer Stiftung legen Stifter den individuellen Schwerpunkt der künftigen Stiftungsarbeit fest und hinterlassen damit langfristig Spuren im öffentlichen Raum. Denn die Basis des Stiftungswirkens sind die Erträge eines Vermögens, das in der Regel dauerhaft zur Verfügung steht. Durch die von Staat und Wirtschaft unabhängige Akzentsetzung des Stifters sind Stiftungen in der Lage, über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg Themenfelder zu bereichern und zu bewegen, Innovationen in Gang zu setzen und auch Experimente zu ermöglichen.