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Wenn die Psyche streikt

THOMAS IHDE-SCHOLL

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Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt

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Dank

Autor und Verlag danken Niklas Baer, Leiter Fachstelle für Psychiatrische Rehabilitation, Psychiatrie Baselland, für seinen wertvollen Input zum Thema «Wegweisende Initiativen» (Seite 128) sowie Gitta Limacher, dipl. Wirtschaftsjuristin FH und Sozialversicherungsfachfrau mit eidg. FA, vom Beobachter-Beratungszentrum für die sorgfältige fachliche Durchsicht der sozialversicherungs- und arbeitsrechtlich relevanten Textpassagen.

Beobachter-Edition

© 2015 Axel Springer Schweiz AG

Alle Rechte vorbehalten

www.beobachter.ch

Herausgeber: Schweizerische Stiftung Pro Mente Sana

Lektorat: Christine Klingler Lüthi, Wädenswil

Umschlaggestaltung: Cornelia Federer, Zürich

Umschlagfotos: Agentur fotolia

Grafisches Reihenkonzept: buchundgrafik.ch

Satz: Bruno Bolliger, Losone

e-Book: mbassador GmbH

ISBN 978-3-85569-908-7

eISBN 978-3-85569-945-2

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Inhalt

Vorwort

1 Arbeit und psychische Gesundheit

Ein Beispiel und 8 entmythisierte Mythen

Intercity Bern–Interlaken Ost, 17:04 Uhr

Ein Beispiel, das Mut macht

Stolpersteine

Mythen und Fakten

Selbststigmatisierung

Förderung der psychischen Gesundheit: Vorteil Arbeitgeber

Guter Grund Nr. 1: Kosten

Guter Grund Nr. 2: Erfolg und Innovation

Guter Grund Nr. 3: Loyalität

Guter Grund Nr. 4: Egoismus

Guter Grund Nr. 5: Das Richtige tun

Sie sind nicht allein! So sichern Sie sich Unterstützung

Prävention

Arbeitsplatzerhalt

Stufenweiser Wiedereinstieg nach kürzerer Krankschreibung

Wiedereinstieg nach längerer Krankschreibung

Stellensuche nach Krankschreibung

Wiedereinstieg aus Rente

2 Anforderungen und psychosoziale Schutzfaktoren

Arbeitswelt heute

Transparenz, Optimierung

Flexibilität, Komplexität

Vielfalt, Dichte

Optionen, Freiheit

Faktoren, die die psychische Gesundheit beeinflussen

Eine Arbeit zu haben, ist zunächst einmal gut

Kanada macht es vor

Zugang zu psychiatrisch-psychologischer Hilfe

Betriebskultur

Klare Führung, klare Erwartungen

Höflichkeit und Respekt

Persönliche Passung

Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten

Wertschätzung und Lob

Mitsprache und Partizipation

Arbeitsmenge

Engagement

Lebensbereich-Balance

Schutz im psychischen Bereich

Schutz gegen (körperliche) Berufsunfälle

Das grosse Thema Stress

Wunderwerk Stresssystem

Ziel: stressfreies Leben. Wirklich?

Schweizerinnen und Schweizer im Stress

Die Macht der Gedanken

Den Stresspegel wieder ins Lot bringen

Bewährte Entspannungsverfahren

Die mentale Flexibilität trainieren

Was hilft sonst noch?

Taschenapotheke Stress

3 Der Gesundungsweg

Psychisch krank: Was genau heisst das?

Fliessende Übergänge zwischen Gesundheit und Krankheit

Ursache: unklar

Kann die Arbeit krank machen?

Manager sind keine besonders gefährdete Spezies

Diagnosen sind für den Arbeitskontext unwichtig

Wieder gesund werden

Der Anfang – aus Sicht des Arbeitgebers

Als Arbeitgeber oder Vorgesetzte ein Gespräch führen

Der Anfang – aus Sicht des Mitarbeiters

Die Haltung der Vorgesetzten testen

Gemeinsam weiter

Das Thema ist auf dem Tisch

Nächste Schritte für Betroffene

Knackpunkt Arbeitsfähigkeit

Nächste Schritte für Arbeitgebende

Knackpunkt Krankschreibung

Unterstützende Massnahmen am Arbeitsplatz

So hilft das Arbeitsinspektorat

So hilft die Krankentaggeldversicherung

So hilft die IV

Früherfassung

Frühintervention

Berufliche Eingliederungsmassnahmen

Integrationsmassnahmen

Case Management

Umschulungsmassnahme

Taggelder der IV

Das Berentungssystem

Mangelhafte Unterstützung für Jugendliche und junge Erwachsene

Taschenapotheke Krankentaggeld- und Invalidenversicherung

Unterstützung in der Schule

Behandlungsangebote

Die Hausärztin

Kurse, Coaching und Ratgeber

Psychologe, Psychiaterin

Institutionen: Praxis / Ambulatorium, Tagesklinik, Klinik

Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebenden, Arbeitnehmer und Psychiatrie

Medikamente

4 Burn-out

Die Diagnose, die keine ist

Burn-out aus der Sicht einer betroffenen Mitarbeiterin

… und aus der Sicht der Arbeitgeberin

Was steckt dahinter?

Sich vor einem Burn-out schützen

Tipps für Betroffene

Fachpsychiatrische oder -psychologische Behandlung

Tipps für Arbeitgebende und Führungspersonen

Und wie ging das geschilderte Beispiel aus?

Taschenapotheke Burn-out

5 Depression

Die grosse innere Leere

Depression aus der Sicht einer betroffenen Mitarbeiterin

… und noch ein Beispiel

Depression aus der Sicht der Vorgesetzten

Was steckt dahinter?

Depression behandeln

Unterstützung am Arbeitsplatz

Erste Schritte für Betroffene

Erste Schritte für Arbeitgebende und Führungspersonen

Tipps für Betroffene und Arbeitgebende, wenn jemand bereits an einer Depression erkrankt ist

Und wie gingen die geschilderten Beispiele aus?

Taschenapotheke Depression

6 Sucht

Konsum, mehr Konsum, Sucht

Suchtprobleme aus der Sicht eines betroffenen Mitarbeiters

… und aus der Sicht des Vorgesetzten

Und noch ein Beispiel

Was steckt dahinter?

Alkoholsucht hat viele Gesichter

Die Wirkung von Cannabis

Unterstützung am Arbeitsplatz

Tipps für Betroffene

Tipps für Arbeitgebende und Führungspersonen

Und wie gingen die geschilderten Beispiele aus?

Taschenapotheke Sucht

7 Ängste

Verborgenes Leiden

Angst aus der Sicht einer betroffenen Mitarbeiterin

… und aus der Sicht des Vorgesetzten

Was steckt dahinter?

Angststörungen behandeln

Wie zeigen sich Angststörungen am Arbeitsplatz?

Unterstützung am Arbeitsplatz

Tipps für Betroffene

Tipps für Arbeitgebende und Führungspersonen

Und wie ging das geschilderte Beispiel aus?

Taschenapotheke Angst

8 AD(H)S

Konzentrationsmangel meets Hyperfokussierung

AD(H)S aus der Sicht eines betroffenen Mitarbeiters

… und noch ein Beispiel

AD(H)S aus der Sicht der Vorgesetzten

Was steckt dahinter?

Unterstützung am Arbeitsplatz

Tipps für Betroffene

Tipps für Arbeitgebende und Führungspersonen

Und wie gingen die geschilderten Beispiele aus?

Taschenapotheke AD(H)S

9 Narzissmus

Die ewige Suche nach Anerkennung

Narzissmus aus der Sicht des vorgesetzten CEO

… und aus der Sicht eines unterstellten Mitarbeiters

… und aus der Sicht des Betroffenen

Was steckt dahinter?

Wie zeigt sich Narzissmus am Arbeitsplatz?

Unterstützung am Arbeitsplatz

Tipps für Vorgesetzte von Narzissten

Tipps für Mitarbeitende mit narzisstischen Chefinnen und Chefs

Taschenapotheke Narzissmus

image Anhang

Adressen und Links

Stichwortverzeichnis

Vorwort

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz ist aktuell ein Thema, das bewegt, es ist aber auch ein Thema, das in Bewegung ist. Als ich vor drei Jahren mit ersten Vorarbeiten zum vorliegenden Ratgeber begann, musste ich Informationen und Material noch aktiv suchen. Statistiken gab es zu vielen gesundheitlichen Fragen am Arbeitsplatz, aber nur selten zu den psychischen Aspekten – sie waren wie nicht vorhanden. Heute stehen wir zum Glück an einem anderen Punkt.

Diese Entwicklung zeigt sich auch schön an den folgenden Stimmen von Exponentinnen und Exponenten, die mit dem Thema vertraut sind:

Thomas Mattig, Direktor Gesundheitsförderung Schweiz, nimmt eine sehr erfreuliche Veränderung wahr. Nach seiner Aussage stehen bei der Stützung der psychischen Gesundheit im Sinne der Prävention heute bei vielen Arbeitgebenden die Türen offen. Oft sind es gerade bei kleineren Betrieben eher strukturelle Probleme, die im Weg stehen. Dass das Thema aber inhaltlich abgelehnt oder als irrelevant betrachtet wird, erlebt Thomas Mattig heute nur noch selten. Dies sei auch sehr im Sinne der Bevölkerung; diese möchte ja, dass allgemein vermehrt in die Krankheitsprävention investiert werde. Laut Thomas Mattig sind wir aber natürlich immer noch in einer Pionierphase. Umgesetzt werden in den Betrieben meist angepasste Einzelmassnahmen, das Ziel ist aber klar eine systematisierte Umsetzung der psychischen Gesundheitsförderung in allen Betrieben.

Pascal Richoz, Leiter Arbeitsbedingungen beim SECO, sieht bei den Arbeitgebern ebenfalls eine zunehmende Offenheit, ortet aber auch einen Aufholbedarf an Wissen rund um psychische Erkrankungen. Er erhofft sich davon eine bessere Integration von Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Pascal Richoz erlebt den Arbeitsmarkt als gewissen Gruppen nur begrenzt offenstehend; davon betroffen sind gerade auch Menschen mit psychischen Belastungen. Beim SECO selbst bzw. bei den Arbeits-inspektoraten läuft eine mehrjährige Schwerpunkt-Aktion zum Thema. Dies sei ja durchaus im Sinne des Arbeitsgesetzes, das Arbeitgeber explizit verpflichte, die physische und psychische Gesundheit der Arbeitnehmenden zu schützen.

Sibylle Schröder, Geschäftsführerin der Arsana GmbH, die psychisch erkrankte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer begleitet, arbeitet eng mit den Betroffenen, mit Arbeitgebenden und Versicherern zusammen. Sie spürt in diesem direkten Kontakt die Not aller Betroffenen. Auch in Betrieben mit viel Offenheit beobachtet sie, dass es im konkreten Fall für den Betroffenen und den Arbeitgeber schwierig ist, das Gespräch zu finden und ins Handeln zu kommen. Sibylle Schröder versteht generell aber auch das Dilemma der Arbeitgebenden. Genesung bei psychischer Belastung ist die Regel, aber sie erfolgt langsam. Es braucht also Zeit und Raum, damit jemand seine Leistung wieder aufbauen und steigern kann. Und genau daran fehle es heute. Schliesslich fallen ihr die grossen kantonalen Unterschiede bei den Angeboten und der Nutzung der Unterstützungs-instrumente auf.

Auch Stefan Ritler, Vizedirektor des Bundesamts für Sozialversicherungen und Leiter der Invalidenversicherung, erlebt Arbeitgeber als sensibilisierter, aber der konkrete Schritt, sich Hilfe zu holen, sei immer noch schwierig. Die Instrumente der Invalidenversicherung in der Früherfassung, der Frühintervention und der Arbeitsintegration könnten noch vermehrt und vor allem früher genutzt werden. Ein grosses Anliegen sind Stefan Ritler junge Erwachsene und Auszubildende. Bei ihnen hat ein krankheitsbedingter Verlust des Ausbildungsplatzes oft nachhaltige negative Folgen. Für Ausbildnerinnen und Ausbildner seien solche Situationen sehr anspruchsvoll, es brauche eine gute Mischung aus Fördern und Fordern, und es gelte die 4-M-Regel für Ausbildnerinnen, Ausbildner und Vorgesetzte: Menschen muss man mögen. Aus seiner Sicht ist es die Qualität der Beziehung zwischen Führungsperson, Team und Betroffenem, die ausschlaggebend dafür ist, wie mit dem Thema umgegangen wird, um Menschen im Arbeitsprozess zu halten.

Entstanden ist dieses Buch in enger Zusammenarbeit mit Christine Klingler Lüthi. Als Lektorin hat sie das Geschriebene immer wieder aus den Blickwinkeln von Arbeitnehmenden, Teammitgliedern und Führungspersonen betrachtet und mit viel Sensibilität durchleuchtet. Falls die Pro Mente Sana Ehrentitel verleihen würde für Personen, die sich für Menschen mit psychischen Belastungen einsetzen, dann würde ihr und Urs Gysling, dem Verlagsleiter, dieser Ehrentitel gebühren.

Sehr bedanken möchte ich mich bei Edith Kurzen, die einen grossen Teil des Buchs transkribiert hat. Dies hat es mir erneut ermöglicht, das Buch auf Spaziergängen und Fahrten durch die schwedische Landschaft zu diktieren und es nicht in einem muffigen Büro mit Kunstlicht am PC schreiben zu müssen.

Bern, im Oktober 2015

Dr. med. Thomas Ihde-Scholl
Chefarzt Psychiatrie Spitäler fmi AG Präsident der Stiftung Pro Mente Sana

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Arbeit und psychische Gesundheit

Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Wir leben heute in einem sehr mentalen Zeitalter: Die meisten von uns arbeiten nicht mit Werkzeug und Körperkraft, sondern vor allem mit Kopf und Geist. Das macht die Psyche zu unserer neuen Achillesferse.

Ein Beispiel und 8 entmythisierte Mythen

Psychische Krankheiten sind nach wie vor tabuisiert – in der Arbeitswelt erst recht. Uns fehlt noch das Vokabular, um das Thema so offen anzusprechen wie den Beinbruch oder den Blinddarm. Und doch ist es wichtig, dass wir darüber reden.

Es gibt verschiedene Arten, die Stimmung in einem Land zu erfassen. In der Schweiz ist eine Zugreise ideal, wenn man etwas zur Arbeitssituation erfahren möchte. Wählt man eine Verbindung während der typischen Pendlerzeiten, drehen sich die Gespräche vor allem um dieses Thema.

Intercity Bern–Interlaken Ost, 17:04 Uhr

Hier ein paar typische Stimmen: «Mein Terminkalender ist schon so voll. Nun kommt doch meine Chefin und übergibt mir noch dieses neue Projekt. Wie soll ich dies alles wieder meistern?» Oder: «Die Frankenkrise macht mir Sorgen. Zudem, wenn ich die Firmen in Kalifornien oder Ostasien anschaue, die sind halt schon innovativ, die bewegen etwas. Und unsere Firma? Wir schlafen doch einfach.»

Ein häufiges Thema sind die Vorgesetzten: «Neulich habe ich wieder von einem meiner Teamkollegen gehört, dass er nächste Woche in eine andere Abteilung versetzt wird, wegen einem Engpass. Informiert worden bin ich natürlich nicht. Dabei muss ich ihn ja ersetzen. Das ist typisch.»

Die angesprochenen Vorgesetzten reisen ebenfalls im Zug, tendenziell eher in der ersten Klasse. Trotzdem, so anders tönt es bei ihnen gar nicht: «Heute wieder diese Sitzung. Drei Stunden lang wurde über nichts Relevantes diskutiert. Dabei habe ich Hunderte von Pendenzen, die ich abarbeiten sollte …». Oder: «Diese E-Mails treiben mich in den Wahnsinn. Ich habe ständig das Gefühl, einem rollenden Zug hinterherzurennen … Kaum habe ich ein Dutzend beantwortet, quillt das Postfach schon wieder über.»

Über die psychische Gesundheit direkt wird wenig gesprochen. Und wenn, dann meist über die der anderen: «Der Müller aus der Kommunikationsabteilung sei nun krankgeschrieben. Ein Burn-out … Von wegen, immer wenn ich den besucht habe, ist er am Pult gesessen und hat nichts gemacht …» Selbst ist man am ehesten noch «gestresst», weil man ja «so viel zu tun hat»; fragt der andere nach, hat man aber «alles im Griff, das geht schon». Auch gemobbt werden vor allem andere, und natürlich nicht in der eigenen Abteilung.

Es hört sich anders an, als es ist

Insgesamt gewinnt man den Eindruck, dass Schweizerinnen und Schweizer eine hohe Arbeitsbelastung haben, gestresst sind, unter Zukunftsängsten leiden bezüglich der Entwicklung ihrer Firma, sich wenig wertgeschätzt fühlen von ihren Vorgesetzten, eher schlechte Vorgesetzte haben und sich mit dem Thema psychische Gesundheit wenig befassen – und wenn, dann eher mit einer defensiven, abwertenden Haltung.

Zum Glück täuscht dieses Bild und ist unter anderem Ausdruck unserer Kommunikationskultur – Engländer klagen übers Wetter, wir über die Arbeit.

Die Datenlage spricht aber eine andere Sprache: In Europa gehören Schweizer und Schweizerinnen zu den zufriedensten Erwerbstätigen – gut möglich, dass dies sogar weltweit gilt. Die Arbeitsbelastung hierzulande ist zwar im internationalen Vergleich tatsächlich überdurchschnittlich hoch. Misst man die Vereinbarkeit von Arbeit, Freizeit und Familienleben, belegen wir im internationalen Vergleich «nur» die mittleren Ränge. Bei vielen anderen Faktoren, die wichtig sind für die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz, schneiden wir in der Schweiz jedoch relativ gut ab (mehr dazu lesen Sie im Kapitel «Anforderungen und psychosoziale Schutzfaktoren», Seite 41).

image INFO In den meisten Schweizer Betrieben gibt es mittlerweile Gesundheitsförderung in irgendeiner Form. Im Vergleich zu anderen Ländern sind wir im Bereich proaktive Massnahmen zur Förderung oder zum Erhalt der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz aber Nachzügler. Kanada etwa gehört zu den Vorreitern. Deshalb werden einige Punkte im ersten Teil dieses Buches von einem kanadischen Modell stammen, übertragen auf Schweizer Verhältnisse.

Ein Beispiel, das Mut macht

Verlassen wir den Intercity. Besuchen wir einen Handwerksbetrieb und tauchen wir direkt in die Arbeitswelt ein!

Hört man sich in Betrieben um, wird weniger das Thema psychische Gesundheitsförderung angeschnitten; der Schuh drückt an einer anderen Stelle: Wie gehe ich als Arbeitgeber mit Mitarbeitenden um, die wegen einer psychischen Belastung weniger leistungsfähig sind? Die wiederholt kurz ausfallen oder gar länger? Welche Unterstützungsmassnahmen gibt es, und von wem? Wirklich von der IV?

Arbeitskollegen sind ebenfalls oft ratlos und mit der Zeit irritiert und wütend, da der Leistungsausfall in der Regel durch sie abgedeckt werden muss. Am grössten ist die Belastung allerdings bei den Betroffenen selbst. Sie sind oft verunsichert, versuchen, «so zu tun, wie wenn nichts wäre», verwenden einen Grossteil ihrer Energie für das Kaschieren der Defizite.

Wenn sich die Belastung nicht mehr verstecken lässt, ist es meist schon recht spät. Es dauert lange, bis psychische Belastungen als solche erkannt und eingeordnet werden; bei allen Beteiligten, insbesondere auch bei den direkt Betroffenen.

Beginnen wir mit einem Fallbeispiel und zeigen wir exemplarisch auf, wie sich eine solche Geschichte abspielt und wie Hilfe aussehen könnte.

Besprechungsraum der Firma Keller, 07:05 Uhr

Marcel, der Chef, beginnt den Morgenrapport mit etwas Verspätung. Er kommt aus dem Empfangsbüro, hat einen Stapel Aufträge bei sich. Eigentlich ahnen alle, was nun kommt – schon wieder fehlt er, der Heinz. Alle blicken zu Boden, sie haben ja bereits ein volles Programm. Auch der Chef weiss nicht recht, was er sagen soll. Auch er blickt zu Boden, als er mitteilt, dass sich Heinz wieder krankgemeldet habe. Einer im Kreis flucht leise, meint, ob da nicht endlich einer was machen könne. Marcel versteht den Vorwurf, der sich ja an ihn richtet, aber was genau soll er tun? Er spürt den Druck, der auf ihm lastet. Und er sieht eigentlich nur zwei Möglichkeiten: entweder so weiterfahren und hoffen, dass sich das Problem irgendwie von selbst löst. Oder dem Heinz kündigen? Da wird der Druck auf seiner Brust noch stärker.

Aus der Sicht des Vorgesetzten

Als Marcel dann am Pult sitzt – die Monteure sind mittlerweile losgezogen –, erinnert er sich zurück. Vor zwei Jahren hat er ihn eingestellt, den Heinz. Er wirkte freundlich und beflissen im Vorstellungsgespräch, hatte eine junge Familie, brauchte die Stelle. Als Chef ist es Marcel wichtig, seine Mitarbeiter als Menschen zu sehen, er fühlt sich verantwortlich für sie. Zudem brauchte er damals dringend jemanden, und der Markt war ausgetrocknet. Dass Heinz im Lebenslauf häufige Stellenwechsel aufwies, war ihm zwar aufgefallen. Sein Bauchgefühl sagte ihm aber, dass das schon gut kommen werde und der Heinz ins Team passe. Die ersten neun Monate ging es auch tatsächlich prima. Heinz war beliebt, bei den Kunden und den Kollegen. Seine Arbeit war tadellos. Dann, im Winter, wirkte Heinz häufig in sich gekehrt, sprach wenig. Er machte noch einen Spruch, dass er als Unterländer wohl Mühe mit dem Winter in den Bergen habe. Und dann fehlte er plötzlich zehn Tage. Seine Frau sprach aufs Band, er sei krank – das war irgendwie seltsam. Marcels Gefühl sagte ihm, dass da etwas nicht stimmte. Dann war er aber wieder da, der Heinz. Irgendwie bleich sah er aus, hatte abgenommen. Das Arztzeugnis vergass er immer wieder. Dafür war er noch freundlicher, fast zu freundlich. Und dann kamen diese Fehltage. Es war immer das gleiche Muster: Meist sprach die Ehefrau aufs Band, dass Heinz krank sei. Diese Anrufe kamen immer eine Viertelstunde vor Arbeitsbeginn. Am nächsten Tag stand er dann jeweils wieder da. Die Spannung im Team war aber spürbar. Man war zwar nett zu Heinz, gab ihm aber auch zu spüren, dass er seine Kollegen im Stich liess. Gesprochen hat Marcel schon mit Heinz, ihm gesagt, dass es so nicht weitergehen könne. Sie seien wie eine Fussballmannschaft, da müsse jeder mitziehen, mit zehn Mann verliere man das Spiel. Warum er immer fehle, fragte Marcel nicht. Er war ja kein Pfarrer. So etwas war nicht seine Art, so etwas fragte eher noch die Susanne am Empfang; aber irgendetwas schien auch sie zu hemmen.

Aus der Sicht eines Kollegen

Auch Paul, einer der Monteure, denkt auf der Fahrt zum Kunden über die Situation nach. Er ist so was von wütend. Schon wieder … Heute wird es einmal mehr spät werden, er muss ja drei zusätzliche Reparaturen übernehmen – für den Heinz. So häufig kann man doch nicht Rückenprobleme, Magen-Darm-Grippe, Zahn- oder Kopfschmerzen haben! Dabei, faul wirkt Heinz eigentlich nicht. Aber Paul stört, dass der Kollege dann immer so superfreundlich ist, wenn er wieder arbeitet, ihnen anerbietet, Aufträge zu kompensieren. Es ist einfach «merkwürdig», ein besseres Wort fällt ihm nicht ein.

Aus der Sicht des Betroffenen

Heinz sitzt auf der Toilette – er hat wieder Durchfall. Seine Frau hat ihn gerade angeschrien, sie mache das nicht mehr mit. Sie hat wieder anrufen müssen für ihn. Aber ihm geht es einfach schlecht. Ja, schon lange. Die Nerven, sie melden sich einfach von Zeit zu Zeit. Hat er eine neue Stelle, geht es eine Weile gut, dann kommt es, dieses innere Zittern, das Rastlose im Kopf. Im April hat der Hausarzt ihn in die psychiatrische Klinik eingewiesen – das war die endgültige Schmach, er in der Klinik. Er hätte wohl nicht sagen sollen, dass er beim Autofahren auf der Passstrecke manchmal darüber nachdenke, einfach geradeaus zu fahren. Alles einfach zu beenden.

Eine Woche hat er es in der Klinik ausgehalten. So schlecht ist es dort gar nicht gewesen, und das Zittern war dort weg. Der junge norddeutsche Arzt war sehr gut, irgendwie hat der ihn verstanden. Als er aber dann von einer längeren Therapie sprach wegen seiner Depression und ein Gespräch mit dem Chef vorschlug, hat Heinz nur noch Panik gehabt. Wie jetzt, längere Therapie? Und mit dem Chef sprechen? Er musste doch zurück an die Arbeit. Er ist dann am Wochenende nach dem Urlaub einfach nicht mehr in die Klinik zurückgekehrt. Seine Frau hat ihn auch da angeschrien, dass er endlich etwas tun müsse. Das wusste er ja. Aber was? Zum Hausarzt geht er nicht mehr, damit der ihn nicht wieder einweist. Irgendwie sieht auch Heinz nur zwei Möglichkeiten: weiterarbeiten mit aller Kraft oder eben dann das Geradeausfahren auf der Passstrasse.

Der Stein kommt ins Rollen

Dann kam etwas in Bewegung. Marcel besuchte einen Anlass der jungen Wirtschaftskammer, das Thema war Burn-out. Das Referat brachte ihn zum Nachdenken, zuerst über sich selbst, dann über Heinz. An der Diskussion beim Essen erstaunte ihn am meisten, wie vordringlich das Thema auch bei seinen Kollegen war. Und es war überall das Gleiche: Einerseits merkten sie als junge Unternehmer alle, dass die Anforderungen und damit ihr Stresspegel heute generell hoch sind; andererseits hatten einige seiner Kollegen Mitarbeitende wie Heinz, schwierige Mitarbeitende, bei denen einfach etwas nicht stimmte.

Am nächsten Morgen sandte Marcel dem Referenten eine Mail und beschrieb ihm die Situation. Der Fachmann riet ihm zu einem Gespräch mit Heinz und dazu, eventuell Kontakt aufzunehmen mit dem regionalen psychiatrischen Dienst, mit dem Hausarzt im Dorf oder mit der IV, um unverbindliche Empfehlungen zu erhalten. Keiner der Vorschläge gefiel ihm. Die Psychiatrie wollte er nicht anrufen, und ein Fall für die IV war Heinz ja wohl nicht. Und der Hausarzt? Der war ja nicht für ihn als Arbeitgeber zuständig und stand doch unter Schweigepflicht.

Marcel besprach sich, wie häufig bei solchen Themen, mit Susanne vom Empfang. Sie hatte immer gute Ideen und brachte ihm am Nachmittag einen Ausdruck von Compasso, einer Website unter dem Patronat des Arbeitgeberverbands zum Thema Arbeitsplatzerhalt (www.compasso.ch). Einerseits waren da tatsächlich Unterstützungsmassnahmen der IV beschrieben, andererseits fand er vor allem die Beispiele anderer Firmen spannend. Das machte Mut und nahm ihm etwas die Angst. Marcel rief Heinz an.

Der Anruf

Das Gespräch war schwierig, für beide. So hörte es sich an:

MARCEL: Heinz, ich wollte mich bei dir melden, du hast dich ja heute wieder krankgemeldet. Wie geht es dir?

HEINZ: Salut, Chef. Das tut mir so leid. Ich weiss, dass ich zu oft krank bin. Aber ich hatte letzte Nacht so stark Durchfall. Morgen komme ich garantiert wieder. Ich kann auch am Samstag kommen. Es tut mir wirklich sehr leid.

MARCEL: Das weiss ich schon. Aber ich habe jetzt mal nachgezählt. Das war dein 15. Fehltag in den beiden letzten Monaten. Und immer nur einen oder zwei Tage. Ich verstehe das nicht. So kann es nicht weitergehen, heute war der Paul richtig wütend, dass er schon wieder deine Kunden übernehmen musste.

HEINZ: Ich weiss, Chef, morgen bin ich aber wirklich wieder da.

MARCEL: Ich glaube, wir brauchen da einfach Hilfe. Ich bin ja auch vor allem ein Monteur und kenne mich bei solchen Sachen nicht aus. Und ich möchte dich behalten.

HEINZ: Aber ich komme morgen wirklich …

MARCEL (UNTERBRICHT HEINZ): Ich weiss, aber darum geht es nicht. Ich brauche Unterstützung. Ich habe mich da etwas schlau gemacht. Erschrick jetzt nicht: Die IV bietet eine Beratung an. Ich habe zuerst auch gedacht, du seist doch kein Fall für IV. Aber hier geht es darum, dass wir am Arbeitsplatz Unterstützung erhalten und dass du wieder stabiler wirst, so wie letztes Jahr.

Heinz war schliesslich damit einverstanden, dass sein Chef mit der IV Kontakt aufnahm. Eine Mitarbeiterin der Hotline erklärte Marcel das Prozedere für die Früherfassung und eine mögliche Frühintervention (siehe Seite 140). So erfuhr er, dass sowohl er als Arbeitgeber wie auch der behandelnde Arzt die Meldung zur Früherfassung bei der IV machen könne. Nun fragte Marcel Heinz auch erstmals, ob er eigentlich bei einem Arzt in Behandlung sei. Damit war Heinz klar, dass er nun auch wieder zum Hausarzt gehen musste.

Zum Glück begleitete ihn seine Ehefrau zum Gespräch, er hätte sonst wohl kein Wort rausgebracht. Der Hausarzt konnte ihn schliesslich motivieren, einen Psychiater aufzusuchen. Der junge norddeutsche Arzt, den er aus der Klinik kannte, arbeitete nun im regionalen psychiatrischen Ambulatorium; zu ihm zu gehen, konnte Heinz sich vorstellen, wobei seine Frau viel Überzeugungsarbeit leisten musste und ihn zum Ersttermin wiederum begleitete.

Der Termin bei der IV

Das Erstgespräch mit der Sachbearbeiterin der IV fand auf der regionalen IV-Stelle statt, zunächst ohne Arbeitgeber. Heinz war erstaunt. Sie war nämlich nicht erstaunt; ihr schien sein Verhalten mit den kurzfristigen Krankmeldungen normal, dies sei bei psychischen Erkrankungen häufig, auch die verzweifelte Flucht in das «Gesundseinwollen».

Das Zweitgespräch fand dann zusammen mit Marcel und dem Psychiater statt. Der Psychiater sprach von einer 50 %-igen Arbeitsunfähigkeit für ein paar Monate, um Heinz genesen zu lassen. Da schluckte Marcel leer, finanziell war der Betrieb nämlich unter Druck, und er verfügte nicht über eine Krankentaggeldversicherung.

Am Schluss gingen jedoch sowohl Heinz als auch sein Chef Marcel erleichtert und zuversichtlich aus der Sitzung. Endlich gab es mehr als zwei Möglichkeiten.

Heinz arbeitet weiter

Heinz arbeitete nun in den folgenden Monaten mit einem 50 %-Pensum. Er begann jeweils erst um 10 Uhr, fuhr eine kürzere Tour mit Kleinreparaturen und verbrachte zwei Halbtage im Magazin. Der Chef holte für zwei Monate einen Temporärangestellten ins Haus, der Heinz’ Routinearbeit übernahm, was das Team sehr entlastete.

Heinz selber hatte Mühe mit dem Zurückstecken. Er wollte allen zeigen, dass man sich auf ihn verlassen konnte, war häufig angespannt und unter Strom. So leistete er an einem halben Tag oft ein volles Pensum, arbeitete häufig auch länger als vereinbart. Weil er damit seinen Gesundungsprozess gefährdete, stellte ihm die IV einen Coach (siehe Seite 36) zur Seite. Dieser war darauf spezialisiert, Menschen mit einer psychischen Belastung im Arbeitsbereich zu begleiten. Er traf sich einmal pro Woche mit Heinz und half ihm, sich nicht so unter Druck zu setzen. Der Coach telefonierte auch einmal pro Woche mit Marcel, um von ihm zu hören, wie es ging. Dies gab Marcel die Möglichkeit, Fragen zu stellen, und die Sicherheit, dass er wieder auf Heinz würde zählen können. Sie vereinbarten gemeinsam, dass Heinz sich jeweils beim Chef abmeldete, wenn er nach Hause ging, und dass Marcel mit ihm jeweils am Morgen kurz die Aufgaben besprach und eingrenzte. Diese kurzen Gespräche halfen Heinz sehr, darauf zu vertrauen, dass der Chef ihn trotz seiner Beeinträchtigung schätzte und ihm nicht kündigen würde.

Zurück ins Team

Mit den Arbeitskollegen war es weiterhin schwierig. Sie mussten zwar seine Arbeit nicht mehr übernehmen, aber er hatte nun einen Sonderstatus im Team. Der Chef hatte ihnen das Ganze mit der neuen Arbeitssituation zwar kurz erklärt, aber irgendwie wusste niemand so recht, wie man sich verhalten sollte, was man sagen sollte oder konnte. Die Kollegen waren immer fast froh, wenn Heinz nicht mit in der Pause war.

Heinz litt unter dieser Ausgrenzung. Er hatte zwar beim psychiatrischen Dienst den Kurs «In Würde zu sich stehen» besucht und dort gelernt, wie er mit anderen über seine Depression sprechen konnte, aber auch, wo es ratsam war, dies nicht zu tun. Er wusste, dass er es mit den Arbeitskollegen ansprechen konnte und auch sollte, aber das brauchte viel Mut. Eines Morgens wagte er es. Viel sagte er gar nicht: «Jungs, es tut mir leid. Ihr habt immer wieder für mich einspringen müssen, weil ich krank war. Seit ich 24 bin, habe ich diese Scheisskrankheit – Depressionen. Schon viermal habe ich deswegen die Stelle verloren. Ich habe mich immer so geschämt, dass ich keine Hilfe angenommen und mit niemandem darüber gesprochen habe. Fast wäre es nun zum fünften Mal passiert. Zum Glück nur fast. Nun habe ich Unterstützung, und mir geht es besser – diesmal tue ich auch nicht nur so. Mir ist das so peinlich, drum sagt ihr jetzt am besten nichts.»

Es herrschte dann eine für alle schwierige Stille, zum Glück war die Pause bald einmal um. Paul klopfte ihm wohlwollend auf die Schulter und sagte nur: «Schon okay.» Mehr brauchte es auch nicht, das Eis war gebrochen. Heinz war wieder Teil des Teams, und die Pausen waren wieder wie früher.

Und so ging es weiter mit Heinz

In der Folge steigerte Heinz monatlich sein Pensum, bis er nach drei Monaten wieder die alten Aufgaben übernommen hatte. Er entschied sich aber nach sechs Monaten, sein Pensum auf 90 % zu reduzieren. Vier Jahre später zeigten sich erneut Anzeichen einer Depression. Er war plötzlich wieder sehr müde und litt unter nervösen Magen-Darm-Beschwerden. Diesmal reagierte er viel früher, suchte Hilfe beim Hausarzt und auch beim Psychiater. Während dieser depressiven Episode musste er sein Pensum nur während zweier Wochen auf 50 % reduzieren.

Stolpersteine

Das Beispiel von Heinz illustriert schön die Hilfeleistungen, aber es zeigt auch, wie schwierig es für alle Beteiligten ist, überhaupt an den Punkt zu gelangen, an dem man Hilfe sucht und diese auch annimmt. Es gibt offenbar einige mehr oder weniger versteckte Stolpersteine auf diesem Weg. Mangelndes Wissen, Vorurteile und Stigmatisierung sind die wichtigsten.

«Eine schwierige Person»

Zeigt jemand Anzeichen einer psychischen Belastung am Arbeitsplatz, wird dies in der Regel nicht erkannt, weder vom Arbeitgeber noch vom Betroffenen selbst. Niklas Baer und das BSV (Bundesamt für Sozialversicherung) haben dies untersucht1. Spricht man mit Führungspersonen, reden diese häufig von «schwierigen Mitarbeitern». Wenn man sich diese «schwierigen» Mitarbeiter dann näher ansieht, sind es zu einem grossen Teil Menschen, die eine hohe psychische Belastung zeigen bzw. bereits psychisch erkrankt sind. Das Problem wird zwar identifiziert, aber in eine falsche Kategorie eingeordnet: Man sieht statt einer psychischen Erkrankung einen Leistungseinbruch oder Schwierigkeiten in der Beziehung zu Vorgesetzten, Mitarbeitern oder Kunden. Es folgen unzählige Mitarbeitergespräche und Versuche, dem Betroffenen zu helfen. So entsteht nicht selten ein Teufelskreis: Je häufiger der Betroffene hört, dass er die Leistungsziele nicht erreicht oder von Kollegen als schwierig erlebt wird, desto mehr fühlt er sich unter Druck, was das Ganze verschlimmert. Hilfe von aussen wird meist erst sehr, sehr spät beigezogen – und meist nicht von den richtigen Fachpersonen.

Es ist also ein Wissen nötig über psychische Belastungen, damit diese erkannt und richtig eingeordnet werden können. Den meisten von uns ist klar, dass man bei akuten Bauchschmerzen an eine Blinddarmentzündung denken sollte. Auch die Symptome einer Lungenentzündung können die meisten Schweizerinnen und Schweizer beschreiben. Über die ersten Anzeichen einer Depression hingegen wissen nur wenige Bescheid – obwohl Depression zu den bekanntesten psychischen Erkrankungen zählt. Zwangsstörungen, eine generalisierte Angststörung, eine Bulimie … Da ist das Wissen in unserer Gesellschaft erst recht begrenzt. Die Studie einer europaweiten Initiative zur Depressionsaufklärung im Jahre 2012 hat gezeigt, dass Schweizerinnen und Schweizer auch über Suizidalität und Suizid kaum Bescheid wissen. Dabei handelt es sich um die gravierendste Komplikation von psychischer Belastung – sozusagen um den Herzinfarkt der Psyche.

Mythen und Fakten

Neben dem fehlenden Wissen sind Stigmatisierung oder auch Diskriminierung wichtige Hindernisse. Beides basiert in der Regel auf Ängsten und Vorurteilen Menschen mit einer psychischen Belastung gegenüber. Und diese halten sich leider sehr hartnäckig.

Hier ein paar typische Mythen oder Vorurteile, ergänzt mit den Fakten, die sie zurechtrücken.

Mythos Nr. 1: «Psychische Erkrankungen sind nicht wirklich behandelbar. Sie haben eine schlechte Prognose. Einmal krank, immer krank.»

Die Fakten: Die Prognosen und die Behandelbarkeit bei psychischen Erkrankungen sind unterschiedlich. Es gibt Erkrankungen, die einmalig auftreten und sehr gut behandelbar sind. Andere Erkrankungen zeigen einen episodischen Verlauf, wobei zwischen zwei Krankheitsepisoden 5 bis 7 Jahre liegen können. Und es gibt chronische Erkrankungen: Hier ist zu unterscheiden zwischen solchen, bei denen Betroffene immer wieder teilweise oder vollumfänglich arbeitsfähig sind, und solchen mit einem Schweregrad, der die Arbeitsfähigkeit dauerhaft stark beeinträchtigt. Das ist nicht anders als bei körperlichen Erkrankungen: Nach einer Lungenentzündung ist man in der Regel nach 2 bis 3 Wochen wieder vollumfänglich arbeitsfähig. Diabetes gilt nicht als heilbar, die meisten Menschen mit Diabetes sind aber berufstätig. Bei Lungenkrebs wiederum die wenigsten.

Mythos Nr. 2: «Psychisch krank, das kann mir nicht passieren. Ich habe mein Leben im Griff.»

Die Fakten: Jede zweite Person in der Schweiz wird im Laufe ihres Lebens psychisch erkranken. Frauen sind etwas häufiger betroffen, bei Kindern sind es allerdings eher die Knaben. Die Geschlechtsunterschiede scheinen sich aber langsam zu verlieren.

Jede vierte Person wird in einem Ausmass erkranken, das sich auf die Arbeitsfähigkeit auswirkt. Auf den ersten Blick mag dies erschrecken. Wie bereits erwähnt, ist unsere Welt aber sehr viel mentaler geworden. Unser Gehirn, unsere Psyche hat die Dominanz über den ganzen Körper erhalten. Es ist dasjenige Organ, das heute den grössten Teil der Arbeit leistet und das sich am schnellsten weiterentwickelt. Hier konnte die Evolution nicht mithalten, sie ist noch im Gange. Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass psychische Krankheiten heute so bedeutsam sind und dass sie einen so grossen Einfluss auf unsere Arbeitsfähigkeit haben.

Zum Vergleich: Wie hoch ist der Anteil der Menschen, die in ihrem Leben körperlich erkranken und für eine Weile arbeitsunfähig sind? 100 % – es betrifft jede und jeden. Das jedoch erleben wir nicht als erschreckend.

Kein Mensch hat leider die Kontrolle darüber, ob er psychisch erkrankt oder gesund bleibt. Und es ist genau dieser Umstand, der Angst macht: Es ist niemand dagegen gefeiht. Auf der anderen Seite lassen sich gewisse Faktoren beeinflussen – genau wie bei einer Lungenentzündung. Um sich vor einer Lungenentzündung zu schützen, kann man sein Immunsystem stärken oder es zum Beispiel durch Zigaretten auch schwächen. Bei der Psyche verhält es sich gleich. Unser Einfluss ist allerdings begrenzt. Der häufigste Satz von Menschen, die an einer psychischen Krankheit leiden: «Ich hätte nie gedacht, dass mir dies passiert.»

Mythos Nr. 3: «Psychische Erkrankungen gab es früher nicht. Da waren die Menschen noch nicht so verweichlicht.»

Die Fakten: Psychische Erkrankungen hat es immer gegeben. Bei schweren psychischen Erkrankungen wie der Schizophrenie, der bipolaren (auch manisch-depressiv genannten) Störung oder der schwergradigen Depression sind die Erkrankungsraten stabil und weltweit nicht sehr unterschiedlich. An Schizophrenie erkrankte Menschen gibt es im Regenwald am Amazonas, im Toggenburg oder in Lausanne und Tokyo.

Die leicht- bis mittelgradigen psychischen Erkrankungen haben zwar zugenommen. Die Steigerung ist allerdings nicht enorm; es ist vor allem die Auswirkung auf die Arbeitsfähigkeit, die sich verändert hat. Sie hat in der Tat stark zugelegt.

Psychische Erkrankung hat nichts mit Schwäche, Verweichlichung oder mangelnder Willensstärke zu tun. Betroffene versuchen in der Regel verzweifelt und mit überdurchschnittlichem Willen, ihre Leistung aufrechtzuerhalten. Das zentrale Merkmal psychischer Erkrankungen ist jedoch, dass sich der Wille nicht mehr in Leistung umsetzen lässt. Bei einem Muskelfaserriss nützt es auch nichts, wenn Sie das Bein trotzdem normal bewegen wollen. Der Muskel gehorcht Ihrem Willen nicht. Da können Sie sich noch so zusammenreissen …

Mythos Nr. 4: «Eine Rückkehr an den Arbeitsplatz ist mit einer psychischen Erkrankung nicht möglich.»

Die Fakten: Die Schweiz hat international gesehen eine der höchsten Raten von Menschen, die mit einer psychischen Beeinträchtigung im Arbeitsprozess stehen. Dies hat nicht unbedingt mit gesellschaftlichem Fortschritt zu tun, sondern mit unserer guten Wirtschaftslage. Es ist aber auch eine Realität, dass die meisten Menschen mit leicht- bis mittelgradigen Erkrankungen arbeitsfähig bleiben oder es nach einer Unterbrechung wieder werden. Der Prozess ist kein schneller, die Genesung geht stufenweise voran.

Leider scheiden immer noch zu viele Menschen unnötigerweise aus dem Arbeitsprozess aus. Ist man erst einmal drei oder auch sechs Monate krankgeschrieben, ist der Schritt zurück an den alten Arbeitsplatz plötzlich fast unvorstellbar. Es braucht daher mehr Unterstützung und zu einem früheren Zeitpunkt, damit es gar nicht zur vollständigen Krankschreibung kommt. Betroffenen, Hausärzten und Arbeitgebern ist die Möglichkeit einer Entlastung durch eine Teilkrankschreibung oft gar nicht bekannt. Zusätzlich braucht es Absicherungssysteme, damit nicht nur die Wahl zwischen voller Arbeitsfähigkeit und Sozialhilfe bleibt, denn dann sinkt die Chance, dass jemand wieder gesund und vollumfänglich arbeitsfähig wird. Je vielfältiger die Absicherungssysteme, desto grösser die Chance, dass sie passen und dass jemand im Arbeitsprozess verbleiben kann. Taggeldversicherungen und die IV sind hier wichtig, aber auch innerbetriebliche Unterstützungsmöglichkeiten, zum Beispiel ein separater Stellenpool für Mitarbeitende in einem Genesungsprozess.

Mythos Nr. 5: «Der Müller kommt zurück. Dem können wir aber kaum mehr Verantwortung übertragen. Der ist doch nicht mehr belastbar.»

Die Fakten: Menschen mit einer psychischen Erkrankung genesen meist wieder und können auch wieder Verantwortung übernehmen. Wie bereits erwähnt, verläuft der Prozess etwas langsamer als bei vielen körperlichen Erkrankungen. Je früher die Intervention, umso besser die Prognose und umso schneller die Genesung.

Wenn Sie einen Betrieb führen oder eine Vorgesetztenfunktion ausüben, haben Sie viele Mitarbeitende, die in ihrem Leben bereits einmal psychisch erkrankt sind. Sie wissen es nur nicht. Es sind Mitarbeitende, die ganz normal ihre Arbeit erledigen und Verantwortung tragen. Solche Mitarbeitende haben Sie in Ihrer Geschäftsleitung und in Ihrem Verwaltungsrat. Und auch im Reinigungsteam. In der Schweiz ist das Reinigungsteam allerdings häufiger betroffen als der Verwaltungsrat. Und das Reinigungsteam sucht weniger oft und später Hilfe als der Verwaltungsrat.

Mythos Nr. 6: «Ein Besuch beim Psychiater, Psychopharmaka oder eine psychiatrische Klinik – das schadet doch mehr, als es hilft.»

Die Fakten: Ein Besuch bei einer Spezialistin für psychische Gesundheit ist für die meisten Menschen ungewohnt, macht Angst. Hier geht es um sehr Intimes, um Dinge, die wir mit Schwäche verbinden und die wir gerne verheimlichen würden. Oft suchen betroffene Menschen daher relativ spät Hilfe bei Fachpersonen. Dabei sind die meisten psychischen Erkrankungen vor allem in der Anfangsphase sehr gut behandelbar. Das ist bei den körperlichen Erkrankungen wie zum Beipiel Rückenproblemen genau gleich.

Psychopharmaka sind ebenfalls angstbesetzt. Den meisten von uns ist unwohl bei der Vorstellung, eine Tablette zu schlucken, die in unserem Gehirn wirkt und das Potenzial hat, zu beeinflussen, wie wir denken, wie wir fühlen. Zu den Befürchtungen trägt auch die Vorstellung bei, dass die Medikamente direkt wirken, dass die Tablette selbst zum Beispiel Gefühle auslöst. Doch diese Annahme ist falsch: Die meisten Medikamente unterstützen das Gehirn, damit es wieder seine normalen Funktionen aufnehmen, wieder seine normalen Gedanken und Gefühle produzieren kann. Der Einsatz von Medikamenten muss sachgemäss gehandhabt werden, dann können sie sehr heilsam sein.

«Psychiatrische Klinik» ist der Inbegriff der Stigmatisierung. Früher sprach man von Anstalten; sie waren oft nicht dem Gesundheitswesen angegliedert, sondern dem Justizwesen. Noch heute spricht die Geografie Bände: In fast jedem Schweizer Kanton ist die psychiatrische Klinik im äussersten Kantonszipfel zu finden. Ein wegweisender Ansatz ist heute, dass regionale Spitäler neben einer orthopädischen und medizinischen eben auch eine psychiatrische Abteilung führen.

Mythos Nr. 7: «Das ist doch kein Fall für die IV.»

Die Fakten: Bis vor einigen Jahren war die Invalidenversicherung nur für Berentungen zuständig, und in unseren Köpfen scheint dies immer noch so zu sein: Die IV kommt zum Zuge, wenn wir sehr schwer erkrankt sind und im Bereich Arbeit alles chancenlos ist. Sie ist unser letztes Sicherungsnetz. Das hat sich zum Glück geändert, wie das Beispiel von Heinz schön illustriert. Heute gilt der Grundsatz «Eingliederung vor Rente». Daher lautet die Frage eher umgekehrt: Ist jemand länger psychisch belastet und ist die Arbeitsleistung beeinträchtigt, warum sollte das dann kein Fall für die IV (oder die Taggeldversicherung) sein?

Zum Vorurteil der IV gegenüber hat in den letzten Jahren vor allem der folgende Begriff beigetragen:

Mythos Nr. 8: «Scheininvalide!»

Die Fakten: Ein Lieblingswort gewisser Medien und Politiker. Es scheint nach dieser Vorstellung Menschen zu geben, die nicht arbeiten wollen, die vorgeben, psychisch erkrankt zu sein, eigentlich aber vollumfänglich arbeitsfähig wären.

Natürlich gibt es Menschen, die eine Krankheit vortäuschen und die sozialen Systeme ausnutzen – genauso wie es solche gibt, die Steuern hinterziehen oder einen Diebstahl begehen. Sie haben in der Regel eine asoziale Persönlichkeitsstruktur; soziale Normen und Regeln gelten für andere, aber nicht für sie. Der Grossteil dieser Menschen gibt aber vor, körperlich krank zu sein. Die Stigmatisierung und die Diskriminierung, die mit einer psychischen Erkrankung einhergehen, scheuen sogar sie. Denn tatsächlich möchten die meisten Menschen mit einer psychischen Erkrankung alles sein, nur eins nicht: psychisch krank und arbeitsunfähig.

Selbststigmatisierung

Wer psychisch erkrankt, wird aufgrund der oben geschilderten Vorurteile ein Stück weit zu einem Bürger zweiter Klasse abgestempelt. Und wer möchte das schon? Sobald sich uns also die Frage stellt: «Könnte es sein, dass ich psychisch belastet bin?», wehrt sich etwas in uns – und zwar massivst. Diese Vorurteile haben nämlich nicht nur andere, sondern heimlich auch wir selbst. Man nennt dies Selbststigmatisierung. Wir sagen uns hundertmal häufiger als alle anderen, dass wir doch gar nichts haben, dass wir uns einfach mehr zusammenreissen sollten. Und dass das Aufsuchen psychiatrischer Hilfe ein klares Zeichen von Schwäche ist. Man muss es doch alleine schaffen …

Solange aber nicht über psychische Belastung am Arbeitsplatz gesprochen werden darf, sind auch keine geeigneten Hilfsmassnahmen möglich. Dann wird es dabei bleiben, dass ich plötzlich zweimal pro Woche fehle und angebe, ich hätte Kopfschmerzen. Meine Teamkollegen merken natürlich, dass das irgendwie nicht stimmt. Und trotzdem müssen sie an den beiden Tagen für mich einspringen. Sie beginnen sich zurückzuziehen. Ich fühle mich ausgegrenzt, vielleicht sogar gemobbt. Der Chef spricht mit mir, meint, so könne es nicht weitergehen. Dass ich bereits morgens um drei Uhr wach im Bett liege, habe ich nicht erzählen können. Dass ich kaum noch esse, auch nicht. Seit dem Gespräch geht es mir noch schlechter. Meine Fehltage haben sich seither verdoppelt, ich habe Angst, die Stelle zu verlieren. Beim nächsten Gespräch soll sogar jemand aus der Personalabteilung mit dabei sein …

Wenn ich hingegen mit meinem Vorgesetzten besprechen kann, dass ich eine Depression habe, kann ich vielleicht meine Arbeitszeiten umverteilen, für ein paar Wochen das Pensum mit einer Krankschreibung um 30 % reduzieren, ein schwieriges, komplexes Projekt delegieren oder um zwei Monate verschieben – und so auch wieder gesund werden.

Förderung der psychischen Gesundheit: Vorteil Arbeitgeber

Das Arbeitsgesetz verpflichtet Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber explizit, die physische und psychische Gesundheit ihrer Angestellten zu schützen. Das geschieht nicht zur zum Vorteil Letzterer, sondern davon profitieren auch die Arbeitgebenden. Denn wo Mitarbeitende sich wohlfühlen, sind Ausfälle und Fluktuation geringer. Und das ist kostenrelevant.

Lohnt es sich, dem Thema psychische Gesundheit am Arbeitsplatz Beachtung zu schenken? Diese Frage wird sich wohl mancher stellen. Tatsache ist: Das Thema ist schwierig, garantiert ist der Erfolg nicht – auch beim besten Zusammenspiel aller Akteure ist ein längerfristiger Ausfall der Mitarbeiterin, des Mitarbeiters möglich. Dies ist allerdings auch beim jungen Rayonchef der Fall, der einen Sportunfall mit doppeltem Kreuzbandriss hatte und nach einer Infektion erneut operiert werden muss. Fragen Sie sich hier auch, ob es sich lohnt, zu investieren?

Es gibt tatsächlich ein paar gute Gründe, die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden ernst zu nehmen.

Guter Grund Nr. 1: Kosten

Der Produktivitätsausfall wegen psychischer Belastung beträgt für Betriebe durchschnittlich zwischen 3 und 8 %. 3 bis 8 % – das ist viel. Und das sind nur die direkten Kosten; die Kosten für die Folgen der höheren Stressbelastung bei den anderen Mitarbeitenden sind nicht miteingerechnet. Diese Ausgaben sind einfach zu reduzieren. Wenn Sie sich die 13 Schutzfaktoren (ab Seite 46) anschauen, die das Risiko einer psychischen Belastung am Arbeitsplatz senken, werden Sie feststellen: Es ist keine Hexerei und auch nicht sehr aufwendig.

Guter Grund Nr. 2: Erfolg und Innovation

Betriebe, die die 13 Schutzfaktoren (siehe Seite 46) umsetzten und denen die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden wichtig war, hatten nicht nur psychisch gesündere Mitarbeitende. Sie waren auch insgesamt erfolgreicher. Ihre Mitarbeitenden waren loyaler, motivierter und innovativer, die Teams durchschlagskräftig. In den nordamerikanischen Studien traf dies auf Giganten wie Google und Jetblue zu, aber auch auf kleine Firmen mit vier Angestellten. Über diese Firmen darf man geteilter Meinung sein, was ihre Produkte angeht. Was die Beispiele aber eindeutig illustrieren: Gesundheitsförderung und Erfolg schliessen sich nicht nur nicht aus, sondern sie begünstigen sich im Gegenteil eher. Thomas Mattig von der Gesundheitsförderung Schweiz spricht in diesem Kontext von der healthy economy, also einer Wirtschaft, die nicht nur «gesund» im rein wirtschaftlichen Sinn ist, sondern auch «gesund» im Sinne, dass sie sich auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeitenden ausrichtet.

Guter Grund Nr. 3: Loyalität