Gebhard Friebel

Der Flug

mit dem roten

Drachen

Thriller

Universal Frame

All rights reserved • Copyright © 2015

Titelgestaltung Werner Hense

Titelfoto: Sanya City, © ansonseeno - Fotolia

Universal Frame Verlag GmbH, Zofingen

ISBN 9783905960617


Die historischen und aktuellen Hintergründe sind real und

wahrheitsgetreu beschrieben

Teil 3

Am frühen Nachmittag erreichte die Fregatte Subic Bay. Der dortige Stützpunkt war lange Jahre eine ausgedehnte amerikanische Navy-und Airforce-Basis gewesen. Nachdem die Amerikaner auf Wunsch der philippinischen Regierung diese Basis bis auf eine kleine Rumpfmannschaft verlassen hatten, waren die gigantischen Anlagen gespenstisch leer.

Frank Liu hatte bei einer Lufttransportfirma einen privaten Hubschrauber gechartert, der ihn nach seiner Ankunft in Manila hierher geflogen hatte. Obwohl mit der Firma vereinbart war, dass der Hubschrauber auf seine Rückkehr nach Subic Bay warten solle, war der Pilot ohne Angaben von Gründen nach Manila zurückgeflogen.

So orderte Frank einen anderen und größeren Hubschrauber, der sie alle am nächsten Morgen abholen solle.

Er fragte den Kapitän der Fregatte, ob alle noch ein paar Stunden an Bord der Fregatte bleiben dürften. Er müsse sich zunächst zum Immigration Office begeben.

Dort erhielt er die Auskunft, dass ohne gültiges Visum niemand an Land gehen dürfe.

Aufgebracht fragte er den diensthabenden Officer: „Wie sollen wir Visa bekommen, wenn wir keine gültigen Reisepässe haben? Diese Leute sind politische Flüchtlinge.“

„Von politischen Flüchtlingen haben wir hier bisher noch nichts gehört“, war die lapidare Antwort. „Aber ich werde bei meiner vorgesetzten Dienststelle in Manila anrufen. Warten sie bitte ein paar Minuten draußen vor der Tür.“

Nach zehn Minuten erschien der Officer wieder und sagte: „Tut mir leid, aber dort geht keiner mehr ans Telefon. Es liegt ein langes, freies Wochenende vor uns, und manche unserer schwer arbeitenden Leute machen früher Schluss.“

„Schön und gut, und was sollen wir jetzt ihrer Meinung machen, Officer?“

„Die Sache ist ganz klar. Diese Leute wollen ohne Visum hier ins Land. Das ist unmöglich!“

Frank dachte kurz nach. „Wie sähe es aus, wenn wir, ääh, etwas spenden für, ääh, für die Familien von verstorbenen Polizisten?“

„Nun ja, dann sähe die Sache anders aus,“ antwortete der Officer. ‘Um wie viele Leute handelt es sich?“

„Um neun Leute außer mir. Ich selbst habe einen gültigen Pass und ein Visum, das ich vorgestern bei meiner Einreise über Manila erhalten habe.“

„Neun Leute sind viele Leute. An welchen Betrag denken sie dabei? Mr. Liu“

„Wäre eine Spende von neunhundert Dollar angemessen?“

„Und sie verlassen morgen hundertprozentig Subic Bay in Richtung Manila?“

„Der Hubschrauber ist schon bestellt. In Manila werden diese Leute von ihren Botschaften übernommen.“

„Hmm, wir haben viele arme Polizistenwitwen in unserem Land. Jeden Tag werden auf den südlichen Inseln von muslimischen Terroristen Anschläge verübt; auf Mindanao ist es besonders schlimm.“

„Also wie viel? knurrte Frank ärgerlich.

„Für jede Person dreihundert Dollar; ich denke, das wäre angemessen. Sie müssen wissen, wir sind ein sehr armes Land.“

„OK, haben hier noch Banken auf?“

„Nein, aber es gibt überall ATM’s. Wissen sie was: Ich schicke einen unserer Beamten mit ihnen, nicht, dass sie sich verlaufen oder überfallen werden! Ich bereite ihnen inzwischen vorläufige Visa vor. Wo wollen sie denn dann übernachten?“

„In irgendeinem Hotel hier.“

„Dann kann ich ihnen das White Rock Water Park Hotel empfehlen. Ihre Leute dürfen das Hotel nicht mehr verlassen, bis sie nach Manila fliegen. Sie haben nur provisorische Papiere. Aber in diesem Hotel ist ein vorzügliches Restaurant. Es gehört meinem Schwager. Es ist sehr sicher und eines der besten Hotels hier; ich werde aber trotzdem ein paar Polizisten davor positionieren. Wir werden sie mit einem Polizeibus zum Hotel fahren, und auch morgen zu ihrem Hubschrauber. Alles kostenlos! Für unsere Gäste tun wir nur das beste – ihr Wohlergehen liegt uns am Herzen.“

Frank Liu setzte ein schiefes Grinsen auf, nickte mit dem Kopf und sagte: „Danke für ihre Fürsorge, Officer. Nun würde ich gerne zum Geldautomaten. Meine Freunde warten sicher schon.“

*****

Nach einer herzlichen Verabschiedung von Kapitän und erstem Offizier der Fregatte gingen sie von Bord. Sie wurden direkt am Quai von einem Polizeibus erwartet und ins Hotel gebracht.

Frank Liu hatte telefonisch bei einer privaten Sicherheitsfirma sechs schwer bewaffnete Bodyguards bestellt, die sie in der Hotelrezeption erwarteten. Er wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Chinesen waren allgegenwärtig, und an sensiblen Orten wie Subic Bay waren sicherlich unerkannte ‚Schläfer’ vorhanden und einsetzbar.

Drei der philippinischen Aufpasser würden in der kommenden Nacht vor der Eingangstür der Zwei-Zimmersuite von Dr. Feng postiert sein, während die drei anderen sich auf dem weitläufigen Balkon der Suite einrichten würden.

Danach rief er den ‚Handelsattaché’ der amerikanischen Botschaft in Manila an.

„Hier Maxwell,” meldete sich eine munter klingende Stimme. „Mit wem spreche ich?“

„Frank Liu, Defsmac. Kann es sein, dass wir in Langley zusammengearbeitet haben. Vor etwa fünfzehn Jahren unter der Leitung von General Walters. Ihr Name ist in meinem Hinterkopf gespeichert; an ihr Aussehen kann ich mich allerdings nicht mehr erinnern?“

„Liu, Liu, der Name sagt mit etwas. Damals bei Paul, bei Paul Walters. Ja, ihr Name taucht im Dossier über diese chinesische Wissenschaftlerin auf. Wir sollen bei der ‚Überführung der Dame in die USA behilflich sein. Sie sind also schon mit ihr hier im Land. Wann können wir mit ihnen rechnen?“

„Etwa zwei bis drei Tage brauchen wir noch. Der Hubschrauber ist schon bestellt.“

„Frank, ist das sicher?“

„Absolut, Manni. Sie sorgen für eine sichere Unterkunft in Manila bis zum Abflug in die USA, korrekt?“

„Sie wird unter falschem Namen im Gästehaus unserer Botschaft in Manila untergebracht, bis ihre Reisedokumente erstellt sind. Auf dieser Prozedur besteht das philippinische Außenministerium. Leider haben wir nicht mehr wie früher im und nach dem Vietnamkrieg extraterritoriale Stützpunkte der Streitkräfte in diesem Land. Die Zeiten haben sich geändert.“

„Sie ist also absolut sicher bei euch, Manni“

„Frank, das Gästehaus liegt innerhalb des gesicherten Botschaftsareals. Sowohl philippinische Polizei als auch amerikanische Marines bewachen den Komplex rund um die Uhr.“

Maxwell beschloss seine Ausführung mit den Worten: „Frank, rufen sie mich an, sobald sie wissen, wann ihr Hubschrauber in Manila landen wird. Ich werde dann persönlich mit einer unserer gepanzerten Limousinen mit Begleitschutz für die Überführung ins Gästehaus sorgen. Okay, Frank.“

„Okay, Manni.”

Nach diesem Telefongespräch verließ Frank Liu das Hotel. Er kaufte für die Chinesin eine neue Sim-Karte. So konnte sie selbst mit ihrer Mutter telefonieren.

Die Mutter der Wissenschaftlerin war überglücklich, dass ihre Tochter aus China entkommen und in einem westlichen Land war. Das Wiedersehen lag greifbar nahe.

Danach rief sie ihren ‚Charly’, Professor Charles Wang an. Sie telefonierten ausgiebig und schmiedeten die ersten gemeinsamen Pläne. Charly kündigte an, er werde mit der nächsten Maschine nach Manila kommen, er halte das Warten nicht mehr aus.

*****

In Beijing und Wenchang war die Hölle los. Telefone liefen heiß.

Hektik brach im chinesischen Riesenreich, an allen für die Sicherheit zuständigen Stellen, aus. Alle Grenzstationen zu Lande, zu Wasser und an sämtlichen nationalen und internationalen Flughäfen wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt.

Generalmajor Si und Generaloberst Chen, die beiden Abteilungsleiter des Chinesischen Geheimdienstes, wurden vom Vorsitzenden des 2. Generalstabs der Volksbefreiungsarmee in dessen Büro zitiert. Er war von Oberst Ma Guo, Sicherheitschef in Wenchang, vom spurlosen Verschwinden der Spitzenwissenschaftlerin Dr. Ma Guo Feng informiert worden.

Der Blockwart27 der Wohnsiedlung in Shenyang, wo Dr. Mas Mutter unter Beobachtung gelebt hatte, wurde eingehend verhört und auf unbestimmte Zeit ins zuständige Polizeigefängnis gebracht.

Als sich bei Überprüfung der Personalakte der Mutter keine Enkelin mit Namen Misa Lo ermitteln ließ, wurde auf die Überprüfung der Krankenhäuser in Gouangzhou verzichtet.

Beide, Tochter wie Mutter, waren spurlos verschwunden.

Wie sie das bewerkstelligt hatten, blieb ein Rätsel. In Wenchang war zeitgleich mit Dr. Ma auch Dr. Si Miao verschwunden. Rätsel über Rätsel! Die Situation wurde noch unüberschaubarer, als vom Marineoberkommando Sanya gemeldet worden war, das Hovercraft eines australischen Staatsbürgers sei zusammen mit einer siebenköpfigen Ausländergruppe, die wegen Spionageverdachts verhaftet gewesen war, und unter Überwachung gestanden hatte, spurlos verschwunden. Der Kapitän einer chinesischen Fregatte, die offenbar das Hovercraft über dem Meer südlich der Insel Hainan gesichtete hätte und hätte abschießen können, schwieg ebenfalls wie die Leiter des Marinekommandos Sanya aus Angst vor disziplinarischen Folgen.

Sie vergatterten alle Untergebenen, die von diesem Zwischenfall Kenntnis erlangt hatten, zu absolutem Stillschweigen. Der Kapitän und die Leiter des Marinekommandos hätten offenbar die Flucht verhindern können. Doch da sie nicht auf eigene Faust handeln wollten, hatten sie wie üblich auf Befehle gewartet. Schließlich war es zum Eingreifen zu spät… Man war sich offenbar bewusst, dass Eigeninitiative entweder Beförderung und Orden oder Degradierung und Repressionen nach sich ziehen würde.

Als Befehlsempfänger war man immer auf der sichereren Seite.

*****

Der Vorsitzende des zweiten Generalstabs konnte sich nicht beruhigen. Er kochte nach wie vor vor Wut. Er schrie die vor ihm strammstehenden hohen Offiziere, Generalmajor Si und Generaloberst Chen an: „Bringt mir diese Wissenschaftlerin zurück. Wenn sie den Russen oder Amerikanern in die Hände gefallen ist, dann Gnade euch Gott. Ihr beide wart da unten; ihr hättet merken müssen, dass dort etwas nicht stimmt. Wofür werdet ihr eigentlich bezahlt; wofür habt ihr eure Privilegien erhalten? Bringt sie zurück, lebendig oder tot. Sonst sehe ich schwarz für euch, rabenschwarz!“

Beide nickten schuldbewusst, zogen ihre Köpfe ein. Generalmajor Si sagte: „Verlassen sie sich auf uns, Herr General.“

Sie salutierten und verließen den Raum.

„Wir müssen uns etwas einfallen lassen,“ sagte Chen, als sie auf dem Gang nebeneinander hergingen. „Komm’ mit in mein Büro!“

Dort sagte Chen leise: „Ich denke, sie haben China schon verlassen, diese verfluchte Ma Guo Feng und ihre Mutter. Jetzt kämen sie nicht mehr raus, man würde sie schnappen.“

„Ich denke genau so,“ stimmte ihm Si bei. „Aber auch wenn sie im Ausland sind, müssen wir sie aufspüren können. Wir haben weltweit das Agentennetz größte Netz. Und vergiss nicht das noch viel größere Netz an nebenamtlichen Mitarbeitern und Schläfern. Dann sind da die chinesischen Geschäftsleute und die Triaden. Die haben Kontakt zu jedem chinesischen Restaurant auf der ganzen Welt. Alle müssen eingeschaltet werden. Ich bin sicher, wir bekommen sie.“

*****

Der Lubjanka Komplex in Moskau ist ein trauriges Relikt der Stalin Ära. Hinter geschlossenen Mauern residiert heute als Nachfolger des KGB jetzt dessen Folgeorganisation FSB.

Im riesigen Archiv im weitverzweigten Kellerbereich sind unzählige Akten, die Hinweise auf Verbrechen und grausame Aktivitäten enthalten gesammelt. Zutritt zum streng bewachten Archivmaterial wird nur sehr selten ausgewählten Personen gewährt.

Bei Michail Sirinoff im Keller des Lubjanka Gebäudes klopfte es an der Tür.

Er räkelte sich hinter seinem Schreibtisch hoch und rief laut: „Bist du es, Wladimir, dann komm rein.”

Die Tür öffnete sich, und Wladimir Polow betrat den Raum. Auf zwei großen Tischen lagen hohe Stapel Akten, die zum Teil sehr verstaubt waren.

„Schön, dass du kommst, Wladi, ich will mit dir reden.“

Beide waren zu KGB-Zeiten Offiziere im operativen Einsatz gewesen, in der Ersten Hauptverwaltung, die sich mit Auslandsaufklärung befasste. Aber mit dem Zerfall der Sowjetunion hatte man im Rahmen von Umstrukturierungen und Einsparungen beide Offiziere zu Schreibtischhengsten gemacht. Der FSB war für beide eine Karikatur des mächtigen KGB geworden. Sirinoff wurde zum Leiter des Zentralarchivs ‚ernannt’; Polow wurde zum Unterabteilungsleiter für Personalwesen ‚befördert’.

Beide haderten mit ihrem Schicksal und kamen sich nutzlos und überflüssig vor. Polow musste sich mit irgendwelchen Rentenbeschwerden herumschlagen, während Sirinoff von seinen drei Untergebenen Akten umschichten ließ. Sie kannten sich seit ihrem Besuch der Offiziersakademie in Omsk und waren absolut nicht mit dem Weg einverstanden, den die Führung zu Gorbatschows Zeiten eingeschlagen hatte. Als Freunde hatten sie oft nachgedacht, wie sie ihr Schicksal zum besseren wenden konnten. Der einzige Weg, der beiden halbwegs verlockend erschien, war ein privates Sicherheitsunternehmen zu gründen.

Doch von solchen tummelten sich schon viel zu viele in den russischen Großstädten, und etliche waren halbkriminelle oder kriminelle Betriebe; und beide wollten sich nicht soweit herablassen. Außerdem waren sie Patrioten, die sich auch gegen höhere Bezahlung, so erstrebenswert sie war, nicht vorstellen konnten, für irgendwelche Gangsterbosse zu arbeiten. Ihre wahre Heimat war das große Russland, das schmählich verraten und aufgeteilt worden war.

*****

Vor knapp einer Woche,“ begann Sirinoff, „Habe ich einen interessanten Anruf erhalten. Erinnerst du dich noch an Oleg Propow?“

„Nur schwach, was war mit ihm?“

„Nun, er wollte alles über unsere U-Boot Techniker in China wissen, exakt auf der südlichen Insel Hainan. Vor allem interessierte ihn, welche Transportmittel sie dorthin benutzen, und wie sie ihr Material für Instandhaltung und Reparaturen transportieren. Sein Hauptaugenmerk galt der Frage, ob die Chinesen unsere Flugzeuge kontrollieren. Der Hintergrund war folgender: Er wollte wissen, ob es möglich sei, für Chinesen unbemerkt eine Person außer Landes zu bringen. Er wollte den Amerikanern damit einen Dienst erweisen, dieser Schwachkopf. Gut – es gibt wahrscheinlich nicht viele Russen, die die Chinesen mögen, und er ist ein gebranntes Kind...“

„Ja, ich erinnere mich, am Ussuri ist sein Sohn umgekommen.“

„Ja, das war wohl schlimm für ihn, aber er wollte den Amerikanern damit helfen. Kannst du dir so was vorstellen? Er wollte versuchen für die Amerikaner, unsere ehemaligen Erzfeinde, eine chinesische Wissenschaftlerin aus China herausbringen und sie den Amis übergeben. Aus irgendwelchen Gründen kam es nicht dazu, aber jetzt halte dich fest: Einer meiner alten Freunde hat mir gestern erzählt, dass in Beijing die Hölle los ist. Es handelt sich anscheinend um dieselbe Wissenschaftlerin, sie ist jetzt spurlos verschwunden. Sie war eine der hochkarätigsten Chinesinnen auf dem Spezialgebiet Raketenantriebstechnik. Nun lese ich viel hier unten. Ich habe ja verdammt viel Zeit! Unter anderem lese ich regelmäßig ‚Jane’s Defense Weekly’. Und da habe ich folgenden Artikel gefunden. du kannst ja auch gut Englisch. Lies mal.“

Damit zog Sirinoff aus seiner obersten Schreibtischschublade eine zwei Monate alte Ausgabe hervor. Er schlug sie bei einem Lesezeichen auf und schob sie über den Schreibtisch seinem Freund zu. Der nahm sie interessiert entgegen und fing an zu lesen...

*****

Polow brauchte fünf lange Minuten, den Artikel zu überfliegen. Er legte die englische Zeitschrift auf den überladenen Schreibtisch seines Freundes zurück und sah ihn fragend an.

„Und?“

Sirinoff sah hoch. „Wladi, lass mich kurz zusammenfassen: Also die Chinesen und die Esa können bald Raketen mit 14 Tonnen Nutzlast in eine ferne Umlaufbahn schießen, und in eine nahe Umlaufbahn Raketen mit 25 Tonnen. Und sowohl Amerikaner, als auch wir sind dazu nicht in der Lage.“

Polow ergänzte: „Diese Chinesin ist offenbar ein Genie auf dem Gebiet, sie ist der Kopf, das Gehirn hinter allem. Sie ist verschwunden. Ich habe gerüchteweise gehört, sie hat einen Freund in den USA und wolle überlaufen. Ich denke, sie ist auf dem Weg in die USA.“

„So ist es, Wladi. Und jetzt mein Gedanke: Wenn die Amerikaner es schaffen würden, diese Chinesin – Dr. Ma Guo Feng – in ihre Hände zu bekommen, wären sie in der Lage, die Führung auf den Weltmärkten für Raketen aller Art zu übernehmen. Das ist ein vielfacher Milliarden-Markt. Und ihre Techniker sind Weltklasse. Leider explodieren ihre großen Raketen regelmäßig, wenn die zweite Stufe gezündet wird. Das Problem ist der richtige Treibstoffmix und irgendwelche Zusätze. Damit wäre das Problem gelöst. Diese Chinesin hat als einzige auf der Welt die richtige Zusammensetzung gefunden. Wenn die Amerikaner sie haben, hängen sie alle anderen ab, und auch wir sind nur Zaungäste.“

Ein verstohlenes Lächeln erschien auf Wladimir Polows breitem Gesicht. „Ich vermute, ich weiß, worauf du hinauswillst. Du bist zu viel allein in diesem verlassenen Keller. Du hast wohl viel Zeit zum Grübeln!“

„Oh ja, Wladi, ich habe viel gegrübelt in letzter Zeit. Hör zu: Wenn wir diese Chinesin greifen könnten, brauchten unsere Verhörspezialisten nur eine Woche, und sie wissen alles, was sie weiß. Und wir beide, du und ich, wären die Helden der Nation. Ein Leninorden für jeden von uns wäre sicher. Man würde uns mit Privilegien überschütten, und nach ganz oben befördern.“

„Und danach die Chinesin eliminieren?“

„Das ist heute nicht mehr nötig. Unsere Chemiker und Mediziner sind sehr gut; nach einer kurzen Behandlung ist ihre Erinnerung völlig ausgelöscht. Sie weiß dann nicht mal mehr, wie sie heißt. Darauf setzen wir sie in Südamerika oder sonst wo – vielleicht in der Mongolei, in Burma oder Vietnam, in der Nähe einer Stadt aus, wo sie gefunden wird. Schon früher haben wir so etwas manchmal durchexerziert.“

Wladimir Polow sah seinen Freund nachdenklich an. „Das klingt interessant, das klingt verlockend. Nur, wie kommen wir an sie ran?“

„Wenn sie schon in den USA ist, haben wir keine Chance mehr, das ist klar. Wenn sie dagegen noch unterwegs ist, könnten wir sie schnappen. Sie wird erst seit gestern offiziell vermisst. Über Nord-, West-oder Ost China wird sie wohl kaum versuchen, zu entkommen. Sie war in Wenchang beschäftigt, das ist der südlichste Punkt Chinas. Ich nehme an, dass sie den Weg über Taiwan, die Philippinen, Brunei, Malaysia, oder Vietnam nimmt.“

„Michail: Wahrscheinlich scheidet Taiwan aus, weil die zu viel Schiss vor China haben, Brunei ebenfalls, weil die auch keinen Krach mit China riskieren wollen. Die wollen in Ruhe ihren Wohlstand genießen. Vietnam ist auch unwahrscheinlich, die haben erst 1979 eine Straflektion von China erleben müssen. Seitdem sind sie übervorsichtig. Ich vermute, es bleiben nur Malaysia und die Philippinen. Wir haben doch immer noch gute Kontakte. Lass uns doch mal in diesen Ländern sondieren, ob dort etwas vor sich geht. In den Staaten dürfte sie noch nicht sein, weil diese beiden Länder auf ihrer Souveränität beharren. Da muss zuerst verhandelt werden, und in keinem der beiden Länder gibt es offizielle amerikanische Stützpunkte, von denen aus diese Dame einfach ausgeflogen werden kann. Nein, ihr wird wahrscheinlich zuerst ein amerikanischer Diplomatenpass ausgestellt werden müssen, der vom jeweiligen Außenministerium bestätigt werden muss. Oder so was Ähnliches. Oder sie reist mit einem falschen Pass aus, aber dann braucht sie ein Einreisevisum des jeweiligen Landes, und wird dabei fotografiert. Oder sie bekommt einen gefälschten Pass – aber du weißt, wie kompliziert das heute in der Zeit der biometrischen Daten ist. Und in einer Kiste mit Diplomatenpost wird man sie auch nicht mehr ‚exportieren’, wie wir das früher ab und zu gemacht haben. Die Zeiten sind vorbei, außerdem ist sie zu wertvoll für einen solchen Transport, denn ab und zu kam die ‚Fracht’ dann tot an.“

„All das klingt verlockend und interessant. Wie in früheren Zeiten.“

„Also, lass uns doch einfach mal unsere alten Kontakte in diesen beiden Ländern reaktivieren. Allerdings muss das unter der Hand laufen.“

Polow stimmte zu: „Ja, warum nicht. Die dauernden Quengeleien wegen zu spät ausgezahlter und zu niedriger Renten gehen mir so was gegen den Strich. Lass es uns versuchen – betrachten wir es als Spiel, bei dem wir nur gewinnen können. Also, ich übernehme die Philippinen, da war ich oft. Und du machst Malaysia, da kennst du dich besser aus.”

*****

Im White Rock Water Park Hotel hoch über dem Hafen von Subic Bay betraten Frank Liu, Dr. Ma, Gus und Si den Frühstücksraum. Nach dem Frühstück – es war gegen neun Uhr – ließ Frank Liu den Rezeptzionisten herbeirufen.

„Können sie den Rest unserer Leute wecken. Wenn sie mit nach Manila wollen, sollten sie sich beeilen.“

Zehn Minuten später kamen sie an den großen Frühstückstisch und schlangen ein kurzes Frühstück hinunter. Frank Liu bedachte sie mit strafenden Blicken: „Der Helikopter ist für zehn Uhr avisiert. Ich habe euch darauf hingewiesen. Unser Bus wird in einer Viertelstunde kommen. Gestern Abend ist es ziemlich spät geworden bei euch. Noch sind wir nicht in Manila. Wenn wir dort sind, könnt ihr feiern, so lange ihr wollt. Habt ihr alles gepackt?“

Udo erwiderte: „Wenn sie diese Tour mitgemacht hätten, hätten sie auch gefeiert. Viel zu packen gibt es bei uns nicht. Wir können los, sobald der Bus da ist.“

Christoph verteilte großzügig Aspirin; nach etlichen Tassen Kaffee waren die Lebensgeister zurückgekehrt. Der angekündigte Bus fuhr sie zu einem der zahlreichen Flugfelder, welche die Amerikaner hinterlassen hatten. Dort wartete mit laufenden Rotoren eine H-2 „Workhorse“ eine ‚fliegende Banane’, wie sie die Amerikaner im Vietnamkrieg genannt hatten. Die spartanische Inneneinrichtung störte nicht besonders, da sie schon nach dreißig Minuten den Großraum Manila unter sich sahen.

Frank Liu versuchte vergebens, aus dem Hubschrauber heraus den ‚Handelsattaché’ Maxwell anzurufen. Es erwies sich als unmöglich. Erst nach der Landung bekam er ihn in die Leitung.

„Hallo Frank, ich warte seit Stunden auf ihr Lebenszeichen. Wo sind sie?“

„Wir sind vor wenigen Minuten gelandet. Während des Fluges war kein Telefonat möglich, Manni.“

„Gut, wir machen uns sofort auf den Weg. Warten sie aus Sicherheitsgründen im Hubschrauber, bis wir ankommen. In ungefähr einer Stunde werden wir bei ihnen sein – dann bringen wir sie zur Botschaft. Bis gleich!“

Aus einer Stunde wurden zwei Stunden.

Dann erschien ein Konvoi, der eines Präsidenten würdig gewesen wäre. Den Anfang machte ein schwarzer Toyota Landcruiser mit schwarzen Scheiben. Es folgte eine überlange Stretch Limousine. Den Abschluss bildete ein schwarzer Humvee mit ebenfalls getönten Scheiben.

Die Wagen umrundeten zweimal den Helikopter und rollten aus.

Aus dem vorderen und hinteren Fahrzeug sprangen je zwei durchtrainiert scheinende, breitschultrige Männer mit Sonnenbrille, welche aufmerksam die Umgebung musterten. Die rechten Hände waren unter der linken Schulter verborgen. Die Fahrertür der Limousine öffnete sich, und ein, mit den vier Aufpassern fast identischer Mann mit Schirmmütze, stieg aus. Er riss eine der hinteren Türen der riesigen Limousine auf.

Ihr entstieg ein etwa vierzigjähriger Mann.

Er musterte den Hubschrauber, und begrüßte jede der aussteigenden Personen mit Handschlag. Frank Liu stellte ihn als Handelsattaché der amerikanischen Botschaft vor.

„Er kommt im Dienstwagen des Botschafters. Von nun an sorgt er für ihre Sicherheit.“

Der Amerikaner ging auf die chinesische Wissenschaftlerin zu.

„Frau Dr. Ma, Herzlich willkommen in Amerika“.

Er grinste sie an. „Diese Limousine ist der Dienstwagen des Botschafters. Wenn sie eingestiegen sind, befinden sie sich quasi auf amerikanischem Boden. Wir bringen sie jetzt zur Botschaft.“

Er schaute befremdet auf den Rest der Gruppe.

Frank Liu erklärte: „Manni, diese Leute stehen ebenfalls unter unserem Schutz. Sie haben für die NSA gearbeitet, und Frau Dr. Ma aus China herausgebracht. Sie kommen mit uns.“

Manni Maxwell nickte. „O.K.“, sagte er „Alle einsteigen, bitte.“

Die Fahrt ging rasend schnell durch ein bewachtes Eingangstor des Flughafens, das von zwei bewaffneten, salutierenden Philippinos in Uniform geöffnet und danach direkt wieder geschlossen wurde.

*****

In rasender Fahrt ging es weiter, soweit die Straßenverhältnisse es zuließen, durch Manila. Ab und zu stockte der Verkehr, weil noch nicht alle Strassen von den Überresten des letzten Taifuns geräumt waren. Es dauerte mehr als eine Stunde, bis der Konvoi die amerikanische Botschaft erreicht hatte.

Der ausufernde Komplex war festungsartig ausgebaut und geschützt. Es gab alle zehn Meter Überwachungskameras und Bewegungsmelder. Mehrere Betonsperren mussten umfahren werden, bis die mit hohen Mauern umgebenen Gebäude in Sicht kamen. Überall fiel der Blick auf Stacheldraht, und schwer bewaffnete Soldaten!

„Hier sieht es aus, wie bei der Botschaft in Beirut,“ meinte Udo zu Christoph.

Der gegenüber sitzende Frank Liu meinte lapidar: „Sie befürchten wie überall Anschläge von militanten Muslims. Früher gab es solche Attacken nur im Süden auf Mindanao, aber inzwischen operieren sie auch hier.“

Das Eingangstor wurde von amerikanischen Soldaten bewacht, die es öffneten, strammstanden und grüßten.

Es ging weiter vor das Hauptgebäude mit einer weiten Terrasse, auf dessen oberster Treppe stand ein älterer, weißhaariger Herr, begleitet von zwei amerikanischen, strammstehenden Soldaten. Als der Konvoi zum Stehen gekommen war, ging er auf die als erste ausgestiegene Si zu. In seiner rechten Hand hielt er einen großen Strauß gelber Rosen. „Herzlich willkommen in Manila, Dr. Ma. Ich bin hier der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika, Dr. Winthers.“

Sie nickte, aber bevor er ihr den Strauß übergeben konnte, zeigte sie auf die hinter ihr ausgestiegene andere Chinesin, die wartend dastand. „Das ist Dr. Ma, ich bin ihre Begleiterin“

Der Botschafter lächelte und ging auf Dr. Ma zu. „Sie sind also Frau Dr. Ma Guo Feng. Willkommen auf amerikanischem Boden. Sie werden sehnlichst erwartet, und nicht nur von mir. Für morgen Vormittag hat sich ein Professor Dr. Charles Wang angekündigt. Er hat mich ausdrücklich gebeten, ihnen diesen Strauß Rosen zu übergeben.“

Die Wissenschaftlerin strahlte. „Hallo, Herr Botschafter, es freut mich sehr, sie kennen zu lernen. Die Umstände sind zwar etwas, sagen wir es ruhig, etwas seltsam, aber trotzdem: Vielen Dank für diesen Empfang.“

„Fühlen sie sich bitte hier wie zu Hause, ich meine, wie in den Staaten. Wenn sie irgendwelche Fragen oder Beschwerden haben, mein Stellvertreter, der erste Attaché, Dr. Watson, steht ihnen jederzeit zur Verfügung. Mr. Maxwell wird sie nun zu ihrer Unterkunft begleiten, damit sie sich frisch machen können.“

Dann sah er fragend auf die restliche Gruppe hinab. Frank Liu trat zum Botschafter und redete leise auf ihn ein. Der Botschafter nickte, und Frank Liu kam zurück. „Also, der Botschafter gewährt ihnen amerikanische Gastfreundschaft für zwei Tage, bis ihre Botschaften sie übernommen haben. Er heißt sie ebenfalls persönlich herzlich willkommen. Im Gästehaus werden sofort Zimmer für sie vorbereitet.“

*****

Sie zogen ins Gästehaus der amerikanischen Botschaft ein. Ein Angestellter zeigte ihnen freundlich die Kantine, den Fernsehraum und das angebaute Restaurant. Er erklärte, dass für Gäste der Botschaft alles kostenlos sei.

Auf Vorschlag von Frank Liu trafen sie sich dort eine halbe Stunde später.

Die Deutschen, Jerry und Gus stärkten sich zuerst mit riesigen T-Bone Steaks mit Chips und Beans, dazu testeten sie die verschiedenen angebotenen Biersorten.

Alle Probleme waren überwunden und lagen weit hinter ihnen. Die Spannung der letzten Tage fiel ab.

Beim Bier beratschlagten sie über die nahe Zukunft.

Maxwell bot an, die zuständigen Botschaften umgehend zu informieren.

Gerhard schlug vor, eines der großen Einkaufscenter zu besuchen.

„Wir müssen uns neu einkleiden. Wir konnten aus China kaum etwas mitnehmen, und was wir bei uns haben, ist für einen Wechsel überfällig.“

Frank Liu empfand für diesen Wunsch Verständnis, wandte sich jedoch an die chinesische Wissenschaftlerin: „Frau Dr. Ma, ich kann in ihrem Fall nicht zustimmen. Sie sind für chinesische Dienste ein Objekt höchsten Interesses. Wenn sie einverstanden sind, wird die Freundin von Gus Witwell, Susan, für sie alles Notwendige besorgen. Einmal sind sie hochgradig gefährdet, ausserdem plant ein NSA Mitarbeiter, der gestern hier eingeflogen ist, nachher ein informelles Vorgespräch mit ihnen zu führen.“

Dr. Ma sah ihn ärgerlich an. „Wie sie wissen, wird Dr. Charles Wang hier erwartet. Bevor ich ‚informelle Gespräche’ führe, gedenke ich, seine Ankunft abzuwarten. Außerdem bestehe ich darauf, mich vor Dr. Wangs Ankunft neu einzukleiden. Mögen sie das verstehen oder nicht, ich bestehe darauf! Es ist mein letztes Wort.

Frank Liu starrte sie verärgert an. Dann wanderte sein Blick zu Manni Maxwell, der aufmerksam zugehört hatte. Beide verließen den Raum.

Vor der Tür sah Liu den ‚Attaché’ verärgert an. „Du hast es selbst gehört. Was sollen wir tun. Wir können sie unmöglich alleine...“

Maxwell beschwichtigte ihn. „Wer redet von alleine. Bedenke, kein Chinese weiß, dass Dr. Ma hier ist. Wenn wir ihr zwei Marines als Personenschutz mitgeben und außerdem selbst mit ihr kommen! In den wenigen Stunden wird nichts passieren. Ich denke, wir können es wagen. Außerdem kann ich die Dame verstehen!“

„Nein, ich spiele nicht mit. Wenn du dieser Meinung bist, ziehe es durch, aber auf deine Verantwortung.“

„Frank, bisher lief es gut. Und bedenke: Sie kommt gerade aus dem größten Gefängnis dieser Erde. Sollen wir sie hier, wo sie denkt, sie ist in Freiheit, wieder wie eine Gefangene behandeln?“

Mit hochrotem Kopf ließ Frank seinen Freund stehen…

*****

Michail Sirinoff hatte drei Stunden lang mit ehemaligen KGB-Mitarbeitern in Malaysia telefoniert. Seine immer gleiche Frage war: „Hast du etwas von einer Chinesin, einer Wissenschaftlerin um die vierzig Jahre alt, gehört, die vor ganz kurzer Zeit aufgetaucht ist, und die von Amerikanern abgeschirmt wird. Sie hält sich wahrscheinlich in Kuala Lumpur in der amerikanischen Botschaft oder in einem ‚sicheren’ Haus der Amerikaner oder des Malaysischen Geheimdienstes auf. Für einen Hinweis, der uns zu ihr führt, erhältst du 10'000 US Dollar.“

Die offiziellen FSB Leute konnte und wollte er nicht einschalten. Aber er hatte noch viele Kontakte aus früheren, besseren Zeiten.

Plötzlich schrillte sein Telefon. „Michail, hier Wladimir, ich komme mal kurz vorbei, vielleicht habe ich was gefunden. Mach schon mal eine Flasche Wasser auf.“

Als Wladimir Polow das Büro von Michail Sirinoff betrat, stand die erwartete Flasche mit Uroschaj-Wodka zusammen mit zwei Gläsern auf dem Schreibtisch. Wladimir setzte sich. An seiner Mimik war abzulesen: Er wusste etwas. Sirinoff öffnete die Flasche und goss die beiden Gläser randvoll.

„Wo hast du denn dieses edle Getränk her?“

„Ein paar Beziehungen habe ich schon noch.“

Dieser Wodka war berühmt, und, wenn überhaupt, nur für mindestens zweihundert Dollar zu haben.

Als beide Gläser geleert waren, begann Polow: „Ich habe viel telefoniert.“ Er schaute die Flasche an, und Sirinoff füllte sofort wieder die Gläser.

*****

Also,“ wiederholte Polow lächelnd, „ich habe viel telefoniert. Und vielleicht bin ich fündig geworden. Du erinnerst dich an Subic Bay. Da waren früher viele Amerikaner stationiert. Navy und Air Force. Deswegen hatten wir dort sehr viele einheimische hmm, ‚Mitarbeiter’. Und dort geht etwas vor. Gestern sind zwei Chinesinnen aufgetaucht, zusammen mit sieben Bodyguards. Ein achter hat sie in Empfang genommen. Es sind später noch sechs zusätzliche Bodyguards aufgetaucht. Vier oder fünf der ersten Beschützer sind keine amerikanischen Bodyguards, Unser Mitarbeiter tippt auf Franzosen. Er konnte ihre Sprache nicht verstehen. Also wahrscheinlich DST oder Legion Etrangère. Die Franzosen arbeiten zwar selten mit den Amerikanern zusammen, aber das zeigt, wie wichtig sie die Sache nehmen. Heute Morgen sind alle, bis auf die örtlichen Bodyguards, nach Manila abgeflogen. Sie sind jetzt alle in der amerikanischen Botschaft. Ich habe einen Mitarbeiter dort angewiesen, gegenüber der Botschaft Posten zu stationieren. Er wird mich informieren, sobald sich dort was tut.“

„Haben wir ein Foto von der Dame?“

„Der Job hier im Keller ist zwar beschissen, aber manchmal nützlich. Im Archiv wird alles gesammelt“

Sirinoff öffnete die oberste Schublade seines Schreibtisches und zog eine 30 mal 40 Zentimeter große schwarzweiß Fotografie heraus.

Er reichte sie an seinen Kollegen. „Die Aufnahme ist zwar schon ungefähr drei Jahre alt, aber man müsste sie noch erkennen.“

Polow nahm das Bild entgegen; studierte es ausgiebig.

„Interessant! Hübsch, sehr hübsch. Zu hübsch für eine Wissenschaftlerin. Kannst du mir eine Kopie machen? Oder noch besser: Hast du einen Scanner hier unten?“

„Ja.“

Sirinoff scannte das Bild und schickte es an den Ex-KGB Mitarbeiter, Manolo Ramos, in Subic Bay als Attachment. Kurz danach rief Polow diesen an und forderte ihn auf, die eben erhaltene Mail zu öffnen. „Ist eine der beiden Frauen diese Person, Manuel?“

„Ich rufe in fünf Minuten zurück.“

*****

Schon nach drei Minuten kam die Antwort: „Tatsächlich, sie ist eine von den beiden. Aber sie wird völlig abgeschirmt.“

„Das ist klar, damit war zu rechnen. Trotzdem, fahren sie sofort nach Manila, das sind nur hundert Kilometer. Melden sie sich von dort. Dann erhalten sie neue Anweisungen und einen Vorschuss!“ Ihm war zwar noch nicht klar, woher er das Geld nehmen sollte. Aber er hatte doch noch etliche alte Freunde in der Hauptverwaltung. Und wenn dieser ‚Vorgang’ gelingen sollte, wäre das die Sensation überhaupt.

Sirinoff schaute Polow nachdenklich an. „Wenn wir sie haben, was machen wir dann mit ihr. Ich denke an die Details?“

„Das habe ich mir genau überlegt. Wir werden, weil sie ja immer in Begleitung ist, wenn wir irgendwie an sie rankommen, auch einige Begleiter entführen lassen müssen. Von uns darf nie die Rede sein. Auf den Philippinen gibt es zahlreiche muslimische Terrorgruppen, die inzwischen auch in Manila operieren. Unsere Mitarbeiter dort sollen auch einige ihrer Bodyguards entführen. Die werden dann alle zusammen nach Mindanao oder Basilan gebracht. Dort werden alle, zusammen mit der Frau, den Abu Sayyaf-Rebellen übergeben. Die sollen ruhig hohe Lösegeldforderungen stellen. Die Verhandlungen mit denen dauern üblicherweise wochenlang. Erinnerst du dich noch an diese deutsche Familie Weller oder so? So ähnlich muss es ablaufen. Die Rebellen sollen die Geiseln getrennt gefangen halten.

Inzwischen haben wir genug Zeit, die Frau mit einem russischen Frachter herzubringen und auszuquetschen. Danach wird sie so ‚behandelt’, dass sie jede Erinnerung verliert. Dann wird sie zurückgebracht, und zusammen mit den übrigen Geiseln nach Zahlung des Lösegeldes freigelassen. Die ist später für die Amerikaner und die Chinesen ohne Wert, weil sie nichts mehr weiß. Aber wir wissen alles. Ein guter Plan, oder?“

Sirinoff schaute seinen Kollegen an und nickte zustimmend: „Man merkt, du hast dein Handwerk noch nicht verlernt. Perfekt ausgedacht. Die Entführer sollen, wenn sie an die Frau herankommen, ruhig noch eine kleine Bombe hochgehen lassen. Das ist die Originalhandschrift dieser Gruppen. Zu Beginn müssen wir hier in Moskau alles geheim halten. Aber wenn unsere Leute sie ausgequetscht haben und sie zurück bei den Rebellen ist, können wir ihre Aussagen dem General Propow übergeben. Was meinst du, welchen Freudentanz der aufführen wird. Und erst die Wissenschaftler in Baikonur.“

Dann gab er genaue Anweisungen an Manolo Ramos.

*****

Gegen siebzehn Uhr wollte man sich zum Einkaufen treffen. Außer Gerhard und Udo erschienen Dr. Ma, Maxwell und Frank Liu, der die Chinesin nicht aus den Augen ließ. Alle anderen hatten sich entschlossen, den Einkaufsbummel zu verschieben und stattdessen im Restaurant der Botschaft ausgiebig, die wiedergewonnene Freiheit zu feiern.

Zwei Marines in ziviler Kleidung erwarteten die fünf am Ausgang des Botschaftsgeländes. Sie fuhren in einem neutralen Wagen der Botschaft in die City.

Zielstrebig steuerte Frank Liu die SM Mall of Asia an.

Unterwegs erläuterte er, dies sei das drittgrößte Einkaufscenter der Welt.

Es war in der Tat ein beeindruckender Komplex mit Hunderten verschiedenster Shops, Kinderspielplätzen und diversen Restaurants. Frank Liu meinte, aus Sicherheitsgründen sei es besser, zusammen zu bleiben. Er befahl den beiden amerikanischen Soldaten, in fünf Metern Abstand zu folgen.

Plötzlich erlosch die Beleuchtung in dem riesigen Einkaufszentrum.

Ein Raunen aus tausenden von Kehlen war zu hören.

Die Musik, welche die Kunden zu mehr Einkäufen animieren sollte, erstarb abrupt. Vereinzelt waren spitze Schreie zu hören. Weinende Kinder schrien in ihrer Furcht nach verlorenen Eltern. Auf den Hauptgängen strebten mehr und mehr Leute orientierungslos in völliger Dunkelheit zu den breiten Rolltreppen.

Hier kam es zu ersten Staus. Leute, welche die hohen Stufen herabsteigen wollten, stürzten oder wurden von hinten umgerannt. Über gefallene Kunden stolperten immer mehr nachdrängelnde Menschen. Vereinzelt blitzten Taschenlampen auf. Es knackte aus unsichtbaren Lautsprechern. Eine automatische Durchsage forderte die Kunden auf, Ruhe zu bewahren und nach Inbetriebnahme der Notbeleuchtung sich geordnet und langsam über die Treppen an den Stirnseiten der Verkaufsräume ins Erdgeschoss und von da ins Freie zu begeben. Die Durchsage brach ab. Vereinzelt flackerten Lichter der Notbeleuchtung auf. Auf den Böden markierten kurzzeitig grüne Pfeile die Fluchtwege ins Freie.

Das Raunen schwoll an. Es wurde übertönt von einer Explosion aus der Richtung, wo sich eben noch die Marines befunden hatten. Eine Handgranate war zwischen ihren Beinen explodiert.

Schreckliche Schreie zerrissen das gleichmäßig auf-und anschwellende Gemurmel, das sich mehr und mehr in Gekreisch verwandelte.

In ihrer Panik drängten mehr und mehr Leute zu den abwärtsführenden Treppen. Einkaufstheken stürzten um, Vitrinen fielen auf Menschen, die sich am Boden wälzten. Es gab kein Halten mehr.

Panik ergriff die orientierungslos dahin hastenden Menschenmassen.

Frank Liu schrie mit sich überschlagender Stimme „Dr. Ma, ich bin hier! Wo sind sie?“

Gerhard entdeckte die Chinesin nicht weit entfernt von sich am Boden sitzend. Er bückte sich, griff ihr unter einen Arm und zog sie hoch. Er drängte sie in Richtung seines Neffen Udo, der zwei Meter neben ihm erschien. Udo drängte heran. Beide bildeten einen Kreis um die Wissenschaftlerin, und versuchten, sie gegen die von allen Seiten schiebenden Menschenmassen abzuschirmen.

Die Notbeleuchtung flackerte schneller, riss plötzlich die riesige Etage in gleißendes Licht und erlosch endgültig.

Es war stockdunkel. Die Panik unter den Tausenden Kunden steigerte sich ins Unermessliche. In auswegloser Todesangst stürmten immer mehr Menschen ohne Sinn hin und her, in der Hoffnung, unverletzt zu entkommen.

Gerhard spürte einen harten Gegenstand zwischen den Schulterblättern. Er drehte sich um. Er wurde geblendet von einer Stirnlampe, die ein hinter ihm Stehender am Kopf trug. Er sah einen auf sich gerichteten Revolver. Fünf weitere Leuchten waren zu erkennen, und auch Udo, Frank Liu und Dr. Ma wurden durch auf sie gerichteten Revolver in Schach gehalten.

Ein etwa vierzig Jahre alter schwarzhaariger Mann tauchte hinter den Bewaffneten auf. Er hielt eine Maschinenpistole in den Händen, die er über dem Kopf hin und her schwenkte.

Er schrie: „Folgt uns, oder ihr werdet erschossen.“

Er ging den schmalen Gang zwischen Einkaufstheken hindurch voran zu einer schmalen, grünen Tür, an der in weißen Buchstaben zu lesen war: FIRE EXIT • KEEP CLEAR.

Er öffnete sie mit einem Schlüssel und hielt sie auf. Hinter der Tür warteten zwei weitere Bewaffnete. Sie sahen ihnen entgegen und beleuchteten mit Taschenlampen den Boden, dabei hießen sie sie, auf einer engen Treppe nach unten zu gehen. Hinter dem Anführer fiel die Tür krachend ins Schloss.

Er folgte als letzter. Sie gingen nacheinander, bewacht von den Bewaffneten, ein weiteres schmales, leeres Treppenhaus hinab.

Auf dem letzten Treppenabsatz erklang ein Kommando von hinten.

„Stopp.“

Alle blieben stehen. Der Anführer schrie: „Ihr seid Geiseln der Abu Sayyaf Bewegung. Wir schießen beim ersten Anzeichen von Gegenwehr. Versucht nicht, zu fliehen. Euch wird nichts passieren, wenn ihr unseren Anweisungen folgt und eure Regierungen Lösegeld für euch zahlen. Verhaltet euch vernünftig. Wir gehen jetzt zusammen in die Tiefgarage. Also los: Folgt diesem Mann.“

Er zeigte auf einen der Entführer, der in der linken Hand eine Gasleuchte an einem langen Metallbügel trug. In der Rechten hielt er lässig eine kleine Uzi Maschinenpistole mit überlangem Magazin., über die er eine Einkaufstüte zog. Er gab eine Salve in die Decke ab und forderte sie auf, ihm die Treppe hinunter zu folgen.

Vier Etagen tiefer lagen hinter schweren, offenstehenden Metalltüren die Tiefgaragen.

Ein langer Van mit laufendem Motor, schwarz getönten Scheiben und eingeschalteter Warnblinkanlage wartete auf dem breiten Fahrstreifen zwischen beidseitig abgestellten Wagen. Die Bewaffneten dirigierten unmissverständlich ihre Opfer zu einer geöffneten Seitentür des Fahrzeugs. Bevor sie einstiegen, wurde allen Handschellen angelegt und Schlafbinden über die Köpfe gezogen.

Mit einem lauten Knall fiel die Tür ins Schloss; der Motor heulte auf; der Van setzte sich in Bewegung.

Vor dem Verlassen der Tiefgarage warf einer der Entführer mehrere Handgranaten aus dem Seitenfenster. Sie kullerten mit einem scheppernden Geräusch über den Boden. Unmittelbar, nachdem der Van die letzte Kurve vor der Ausfahrt genommen hatte, erklangen gedämpft ihre Detonationen.

Das Heulen von Feuerwehrsirenen und der Lärm vieler Trillerpfeifen drangen in den Innenraum des Van.

Der Wagen fuhr im Schritttempo weiter.

Gerhard versuchte die Außengeräusche zu deuten.

Jetzt verlassen wir die Tiefgarage. Geriffelter Belag, Fahrweg führt steil aufwärts, typisch für eine Ausfahrt! Stopp an einer Schranke!

Der Motor heulte auf. Von vorne ein Aufprall. Der Motor drehte schneller. Seitliches Kratzen.

Die geschlossene Schranke war durchbrochen worden!

Bremsen. Gas. Vielstimmiges Hupen. Hexenkessel!

Abruptes Beschleunigen.

Jetzt hat der Fahrer sich in den laufenden Verkehr eingefädelt.

Gespannte Ruhe machte sich im Wagen breit. Die Insassen lauschten nach draußen.

Nach etwa zwei Stunden Stopp-and Go-Fahrt wurde der Wagen langsamer. Verschwommene englische und unverständliche Stimmen waren zu hören. Fremd klingende Musik.

Dann ging es langsam rumpelnd weiter.

Es riecht nach See. Wir sind in der Nähe vom Meer.

Zwei Schiffssirenen, leise, entfernt. Eine nah. Wir sind im Hafen.

Der Wagen stoppte, fuhr gleich darauf im Schritt-Tempo weiter. Nach etlichen Bodenwellen wieder Halt.

Sanftes Schaukeln.

Wir sind an Bord eines großen Schiffes, einer Autofähre! Die Gefesselten unterhielten sich leise, teilten ihre Einschätzungen unsichtbaren Ansprechpartnern mit.

Udos Stimme forderte laut: „Ich brauche eine Toilette.“

Ein Unbekannter antwortete: ‘no Toilet! Shut up!“

An Flucht ist nicht zu denken. Jetzt nicht. Noch nicht

Einem der Entführer ging die Unterhaltung zu weit. Mit Paketband wurden die Münder verklebt.

Es gab nichts zu essen. Keine Toilette!

Nach vielen Stunden endete die Fahrt. Wieder Rumpeln wie vorhin. An einem unbekannten Ort legte die Fähre an.

Wieder ein Hafen! Wo sind wir?

Eine heisere Stimme krächzte in gebrochenem Englisch: „Bald gibt es etwas zu Essen und zu Trinken. Auch Toiletten. Stay cool.“

Na hoffentlich! Meine Hose ist sowieso schon nass!

Der Bus fuhr von der Fähre hinunter und ungefähr eine Stunde lang über holprige Wege.

Kein Gegenverkehr, Keine Mopeds waren zu hören. Stattdessen Vögel, Affen, Wasserbüffel und andere Tiere.

Ein Entführer entfernte Augenbinden und die Klebestreifen von den Mündern. Sie sahen sich neugierig an. Dr. Ma, Frank Liu, Udo, Gerhard. Vollzählig! Wie zu Beginn der Fahrt.

Der Weg führte langsam aufwärts durch hügeliges Buschgelände, bis der Minibus vor einem mittelgroßen, eingeschossigen Steingebäude mit Wellblechdach zum Stehen kam. Auf ein Kommando des Beifahrers hin stiegen sie aus und sahen sich um. Sie waren mitten im Busch. Auf einer unbekannten Insel!

Nun wurden sie getrennt in winzige Räume gebracht. Die Fenster waren vergittert. Die Handschellen wurden mit Ketten, die an Wänden fixiert waren und herabbaumelten, befestigt.

Der Duft von gebratenem Fleisch war zu riechen.

Ein Wächter verteilte Eimer auf die Zellen und murmelte: „for Toilet.“

Später brachte der Wächter jedem eine Flasche Wasser und gekochten Reis mit etwas Sauce.

Gerhard verglich sofort die Zelle mit denen in der chinesischen Kaserne und Im Polizeigefängnis von Sanya.

In Sanya hat es Matratzen gegeben! Immerhin!

*****

Kaum war Frank Liu alleine, tastet er seinen Hinterkopf ab. Er fand die kleine Erhöhung unter seinen Haaren. Die Erhebung von zwei Millimetern wäre jederzeit als Beule durchgegangen. Die Platine war zehn mal zehn Millimeter groß. In der Mitte befand sich ein versenkter Mikroschalter.

Frank drückte ihn, und setzte sich beruhigt auf den Boden.

Der Chip enthielt einen passiven Langwellensender, der jederzeit, wenn er von einem bestimmten Satelliten aus dem Weltraum angefunkt wurde, das Signal zurückschickte. Allen Defsmac Mitarbeitern in riskantem Auslandseinsatz waren vor einem Jahr solche Passivsender implantiert worden.

Nun musste er noch ins Freie kommen, obwohl, wenn die Satellitenbahn günstig war, die Feldstärke manchmal für eine Ortung in einem Haus ausreichte

Er wollte trotzdem versuchen, ins Freie zu gelangen. Mit seinen Handschellen schlug er an die Wand und schrie. Zwei Minuten später öffnete sich die Tür; ein bewaffneter Bewacher schaute herein.

Frank Liu sprach ihn zuerst auf Englisch an, dann mit seinem dürftigen spanisch. Der Mann verstand nichts.

Frank versuchte, ihm durch Handzeichen klarzumachen, dass er gerne ein wenig nach draußen gehen würde. Als Gegenleistung bot er ihm seine Armbanduhr an. Neugierig begutachtete der Entführer die Uhr, die ihm offensichtlich gut gefiel. Er nahm die Uhr von Franks Handgelenk und legte sie an. Zufrieden nickend ging er zur Tür, nahm Frank am Arm und führte ihn in einen Innenhof. Dann schritt er mit ihm, ihn am Arm haltend, ungefähr zwanzig Minuten im Kreis herum. Der Bewacher beäugte ihn misstrauisch.

Zufrieden sah Frank Liu zum Himmel.

Ob das gereicht hatte?

*****

Einige Stunden später kam einer der Entführer mit langen Ketten herbei, die mit Vorhängeschlössern an den Fenstergittern und deren anderen Enden an den Handschellen befestigt wurden. Der Bewegungsspielraum erweiterte sich hierdurch um drei bis vier Meter. Am frühen Abend wurden die Geiseln mit einer aktuellen Tageszeitung fotografiert.

Die Fotos gingen per E-Mail an die beiden größten Tageszeitungen, das Manila Bulletin und den Manila Standard. Beigefügt war ein Bekennerschreiben, in dem sich die Befreiungsbewegung Abu Sayyaf zu Anschlag und Geiselnahme bekannte.

Es wurde darauf hingewiesen, dass die beiden amerikanischen Leibwächter als Vergeltung für den kürzlich getöteten Freiheitskämpfer und Helden Mark Bolkerin Gumbahale41 hingerichtet worden waren.

Gleichzeitig wurde die Regierung aufgefordert, eine Million Dollar für jede Geisel zu zahlen.

*****

Das Telefon von Wladimir Polow klingelte. „Hier Manolo Ramos. Wir haben sie, wir sind in Basilan. Wenn ihr wollt, könnt ihr eure Chinesin abholen.“

„Hat alles gut geklappt?“

„Sicherlich, sie war beim Einkaufen. Wir haben für Dunkelheit gesorgt. Alles lief reibungslos. Zwei Amerikaner sind dabei draufgegangen.“

Propow überflog eine Karte der Philippinen.