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Per Son

Arbeit (k)ein Recht?

Eine Gebrauchsanleitung für Einsteiger, Umsteiger und Aussteiger





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Vorwort

 

Dass durch Vollbeschäftigung die meisten Probleme gelöst würden, darüber sind sich im Prinzip alle einig: Die Politiker, die Unternehmer, die Arbeitnehmer, ihre Gewerkschaften, die Wirtschafts- und Sozialforscher, die Kirchen, die Verbände, die Medien und der sogenannte „Kleine Mann auf der Straße“.

 Wenn man aber bedenkt, dass arabeit althochdeutsch „Mühe“, „Plage“ und mittelhochdeutsch arebeit „Mühsal“, „Not“ bedeutete, kann man fast verstehen, dass sich niemand um Arbeit echt be-müht.

 Man hat heute den Eindruck, dass die meisten Erwerbstätigen einen Job haben wollen in dem man bei minimaler Leistung maximale Einkommen erzielen kann. Viele Mühen will man dabei nicht auf sich nehmen. Ganz nach dem Motto: Ich mache alles sehr gern, es darf nur nicht in Arbeit ausarten.

 Dabei bleibt bewusstes, zielgerichtetes Handeln des Menschen zum Zweck der Existenz-Sicherung wie der Befriedigung von Einzelbedürfnissen ohne Bedeutung. Kaum jemand sieht Arbeit als ein wesentliches Moment seiner Daseinserfüllung an. Man arbeitet um zu leben; man lebt nicht um zu arbeiten.

 Auf der Arbeitgeberseite wurde die unbestritten langanhaltende Rezession „genutzt“ um die Arbeitnehmer unter Druck zu setzen. Es wurden wesentlich mehr Arbeitsplätze abgebaut als unbedingt notwendig, und sogar manchmal gegen alle volkswirtschaftliche Vernunft.

 Jeder weiß, dass z.b. Mitarbeiter von Automobil-Herstellern früher potentielle Kunden „ihrer“ Automarken und damit ihrer Arbeitgeber waren.

 Für die Beschäftigten werden die Aufgaben fast unerfüllbar. Die Arbeitsqualität leidet darunter und die Fehlerquote steigt.

 Man wird erinnert an die Geschichte vom Müller und seinem Esel: Der Müller hatte einen gesunden und kräftigen Esel der ihm treu diente. Er trug ihm willig seine zwei Doppelzentner Mehl zu den Bäckern und bekam täglich seinen Hafer zu fressen. Da dachte der Müller, wenn ich ihm jetzt drei Doppelzentner auflade und Heu zu fressen gebe, dann verdiene ich 50% mehr. Und weil das anfangs gut funktionierte ludt er ihm danach vier Doppelzentner auf und gab dem Esel nichts mehr zu fressen. Kurz darauf brach der Esel auf seinem letzten Gang unter seiner Last zusammen und war tot. Ja, meint darauf der Müller, dieses undankbare Tier, endlich hatte ich es so weit, dass es vier Doppelzentner tragen konnte ohne zu fressen und jetzt stirbt es völlig unerwartet.

 Heute werden von der Industrie, Banken und Dienstleistungsunternehmen Service, Beratung, Erprobung etc. weitgehend auf die Kunden verlagert, und das nicht nur aus Mangel an Personal.

 Unter dem entstandenen und gewollten Druck baut man immer mehr tarifliche und außertarifliche Rechte der Arbeitnehmer ab. (z.B. Zeitarbeits-Verträge, Kündigungsschutz, Gratifikationen.)

 Auch wenn man berücksichtigt, dass viele gewerkschaftliche „Errungenschaften“ überzogen oder nicht mehr zeitgemäß sind, ohne Gewerkschaften gäbe es kaum Rechte für Arbeitnehmer. Leider sind aber, neben dem Mittelstand, heute die Gewerkschaften mit die bedeutensten Arbeitgeber. Wieso ist so etwas erlaubt? Wo liegen da die Interesse                       Arbeit macht ja Spaß, aber nicht jeder kann Spaß vertragen!

 Es ist natürlich ideal, wenn man eine Arbeit macht, die man auch als Hobby betreibt oder betreiben würde. z.B. mit Malen, Bildhauen, Musik, Schauspiel, Filmen, und wenn der Beruf die Berufung ist.

 Das kann man allerdings nicht oder kaum erwarten, wenn man als Saisonarbeiter z.b. bei Ernten in Ernte-maschinen, als Hafenarbeiter, Fabrikarbeiter, in Kohlengruben, an Hochöfen, auf Baustellen etc. sein Brot erwerben muss. Hier wird zwar das Geld im wahrsten Sinne des Wortes verdient, aber man bekommt es selber nicht. Die Verdienste und Gewinne fließen in andere Taschen. Genau so, wie auch das Pferd, das den Hafer verdient, ihn selbst nicht bekommt.

Fünf Kriterien bestimmen das persönliche Leben:

Das Umfeld, in das man hineingeboren wurde.

Die Schulausbildung.

Die Auswahl des Partners.

Die Wahl des Wohnortes.

Die Berufswahl.

In der heutigen Zeit kann man, außer der eigenen Geburt alles verändern.                                              Aber, nicht derjenige ist der Beste, der am geschicktesten die Karre aus dem Dreck zieht, sondern jemand der verhindert, dass die Karre erst überhaupt im Dreck landet!

 

 

Recht auf Arbeit?

 

Das Recht auf Arbeit ist nur ein politisches Schlagwort. Es stammt von dem französischen Sozialphilosophen Charles Fourier (1808). Das Grundgesetz gewährt kein Recht auf Arbeit, da dies ein weitgehendes Recht des Staates auf planerische Wirtschaftslenkung und Arbeitsplatzverfügung voraussetzen würde.

 Was ist das für ein Staat, der kein Recht auf Arbeit gewährt, aber seine Bürger zur Arbeit und zu Dienstleistungen verpflichten kann? Der Staat verlangt von den Arbeitslosen Eigenaktivität und Flexibilität bei der Arbeitssuche. Die Zumutbarkeitsregelungen werden verschärft. Leistungen werden gekürzt und das Arbeitslosengeld wird ent- dynamisiert. Heute nennt man es Hartz IV!

 Angeblich soll durch den erhöhten Druck auf Arbeitslose die Arbeitslosigkeit insgesamt reduziert werden. Durch eine Senkung der Lohnkosten, eine Deregulierung, Ausweitung von Leiharbeit, Minijobs und damals den so genannten „Ich-AG´s„ (Scheinselbständigkeit?) sollten mehr Arbeitsplätze entstehen. Aber Arbeitsplätze entstehen weitgehend nur in den Betrieben etc., wenn die Auslastung und der Bedarf es erfordern.

 Die lang andauernde passive Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik, eine prozyklische Fiskalpolitik haben die Entstehung von Arbeitsplätzen nicht gefördert. Der Strukturwandel, der Produktivitätsfortschritt und die Globalisierung von Geld- und Warenströmen wurde nicht ausreichend beachtet und berücksichtigt. Die unzureichende inländische Nachfrage, d.h. der schwächelnde private und öffentliche Konsum sowie die mangelnde autonome Investition sind das Haupthindernis für mehr Wachstum und somit mehr Beschäftigung.

 Vorruhestandsmaßnahmen hatten zu einer großen Anzahl von „Arbeitslosen“ geführt, die faktisch gar nicht mehr auf Erwerbsarbeit orientiert bzw. orientierbar waren. In dem einen Kontext wurde das als solidarischer Rückzug vom Erwerbsleben zugunsten der Jüngeren bezeichnet, in anderen Kontexten war von „faulen“, „geringqualifizierten“ oder „niedrigproduktiven“ Arbeitslosen die Rede.

 Die klare Trennung von Vorruhestand und echter Langzeitarbeitslosigkeit ist unbedingt erforderlich um die Größenordnung und Struktur der Arbeitslosigkeit realistisch einzu-schätzen. Aber das schafft auch keine Arbeitsplätze! Für die so genannten „Vorruheständler“ wurden nur wenige junge Mitarbeiter eingestellt, und für die „gering-qualifizierten“ Arbeitslosen stehen nicht genügend Arbeitsplätze zur Verfügung.

 An diesen Beispielen kann man m.E. erkennen, dass die Arbeitslosen nur eine geringe Schuld daran haben, dass für sie keine Arbeitsplätze vorhanden und sie dadurch arbeitslos sind. Doch alle Punkte sind sehr wichtig und man sollte sie mit weiteren später noch ausführlicher betrachten.

 Der Staat selbst kann nur in verhältnismäßig geringem Umfang Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Die Politik kann praktisch keine Arbeit geben (sie ist kein Arbeitgeber), muss aber unbedingt die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen schaffen.

 Weil es ein Recht auf Arbeit nicht gibt kann man es auch nicht finden = wahrnehmen, und auch nicht erhalten = wahrnehmen! - Gibt es eine moralische Verpflichtung zur Arbeit?

 

Arbeitspflicht

 

Wenn es kein Recht auf Arbeit gibt, gibt es dann auch keine Pflicht zur Arbeit? Die im Strafvollzugsgesetz vorgesehene Arbeitspflicht hat keinen Sanktionscharakter. Sie soll der Vorbereitung des Gefangenen auf eine Erwerbs-tätigkeit in der Freiheit dienen. Diese Arbeitspflicht ist mit Disziplinarmaßnahmen durchsetzbar und wird im gewissen Umfang entlohnt.

 Im Verteidigungsfall kann gemäß der Notstandsverfassung die Berufsfreiheit eingeschränkt werden.In Deutschland bestand die allgemeine Wehrpflicht für männliche Staatsbürger, die im Frieden vom vollendeten 18. bis zum 45. Lebensjahr reicht, im Verteidigungsfall sowie bei Offizieren und Unteroffizieren bis zum 60. Lebensjahr. Sie wurde durch den Wehrdienst, den Dienst im Bundesgrenzschutz oder in einem Zivilschutzverband erfüllt und umfasste verschiedene Nebenpflichten (u.a. Meldepflicht). Heute gibt es ausschließlich den freiwilligen Beitritt zur Bundeswehr für Männer und Frauen.

 Die Dienstverpflichtung ist die Verpflichtung bestimmter Personenkreise zur Leistung von Diensten im Verteidigungs- und Spannungsfall. Im Verteidigungsfall können Wehrpflichtige, die weder Wehr- noch Ersatzdienst geleistet haben, für die Zwecke der Verteidigung und des Bevölkerungsschutzes in Arbeitsverhältnisse eingewiesen und Frauen bis zum 55. Lebensjahr zu waffenlosen Dienstleistungen herangezogen werden. Aber das muss wohl noch neu geregelt werden?

 Zwangsarbeit ist im Allgemeinen jede Art von Arbeit oder Dienstleistung, die von einer Person unter Androhung irgendeiner Strafe verlangt wird und für die sie sich nicht freiwillig zur Verfügung gestellt hat; im engeren Sinn ein selbständiger Typ der schweren Freiheitsstrafe. In Deutschland setzt Artikel 12 Absatz 2 und 3 GG der Zwangsarbeit grundrechtliche Grenzen; Danach sind Arbeitszwang, bei dem es um die zwangsweise Heranziehung zu einer bestimmten Arbeit oder zu einzelnen Dienstverpflichtungen geht, und Zwangsarbeit, bei der es um den Zwang zur Arbeit überhaupt geht, ohne dass dieser inhaltlich oder zeitlich begrenzt ist, zu unterscheiden. Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig und muss sich dabei im Rahmen der Menschenwürde und der Verhältnismäßigkeit halten.

 Arbeitslose sind verpflichtet sich der Arbeitsvermittlung zur Verfügung zu stellen, um eine zumutbare Beschäftigung auszuüben. Weigert sich der Arbeitslose eine zumutbare Arbeit anzunehmen, an einer notwendigen Maßnahme zur beruflichen Fortbildung oder Umschulung teilzunehmen, kann das Hartz-IV-geld versagt werden. Das gilt auch, wenn der Anspruch auf Arbeitslosengeld ausgeschöpft ist. Im Zusammenhang mit dem „Umbau des Sozialstaates“ kommt es zu Einschnitten bei der Sozialhilfe. Die Möglichkeit Hartz-IV-Empfänger zu Gemeinschafts-arbeiten oder zur Arbeitsaufnahme zu verpflichten wurde ausgedehnt.

 Bei so vielen Pflichten für Arbeitslose und solchen Rechten und Möglichkeiten für Staat, Länder und Kommunen erübrigt sich die Frage nach der moralischen Verpflichtung zur Arbeit. - Die Haupt-Arbeitspflicht besteht in der Notwendigkeit den Lebensunterhalt für sich und seine Angehörigen zu verdienen. - Wer allerdings von Hause aus finanziell unabhängig ist, Geld und Vermögen geerbt oder gewonnen hat, kann „ohne Zwang“ auf Arbeit verzichten. Aber auch die Verwaltung von Geld und Vermögen verursacht Arbeit.

 Die Mitarbeit im sozialen Bereich, in Ehrenämtern etc. ist für „Wohlhabende“, für Rentner u.a. eine humanitäre und fürsorgliche Betätigung, ohne die in manchen Bereichen nichts ginge. Das ist m.e. die moralische Verpflichtung zur Arbeit. Alle arbeitsfähigen Arbeitslose, Vorruheständler, Sozialhilfeempfänger etc. müssten zu Arbeiten im sozialen Bereich, bei Städten und Gemeinden, in der Altenpflege und im Gesundheitswesen verpflichtet werden. Und das nicht nur, damit sie ihr Geld verdienen, sondern auch zu ihrer eigenen Selbstbestätigung.

 Dadurch wäre natürlich auch ein Anspruch auf Beschäftigung und somit ein Recht auf Arbeit gegeben.

 

Was hat sich verändert? Die 1950er Jahre im Vergleich zum Millennium

 

Der Zweite Weltkrieg endete am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen militärischen Kapitulation des Deutschen Reiches. Die alleinige Regierungsgewalt in Deutschland übernahmen am 5. Juni 1945 die Oberbefehlshaber der vier Siegermächte. Sie wurde für die jeweilige Besatzungszone allein und gemeinsam für Deutschland als Ganzes ausgeübt.

 Am 23. Mai 1949 verkündete Konrad Adenauer, der Präsident des Parlamentarischen Rats das Grundgesetz. Es war zuvor durch zehn von elf Landtagen gebilligt worden. Obwohl Bayern das Grundgesetz ablehnte, erkannte es aber seine Wirkung an. - Das Grundgesetz tritt am 24. Mai 1949 in Kraft.

 Am 22. März 1950 appelliert die Bundesregierung an alle Deutschen sowie an die vier Besatzungsmächte und an die Weltöffentlichkeit, die deutsche Einheit durch freie gesamtdeutsche Wahlen zu einer verfassungsgebenden Nationalversammlung wiederherzustellen. - Aber die Sowjetunion ging auf die Vorschläge zur Wiedervereinigung nicht ein. Erst nach friedlichen Demonstrationen Hunderttausender gegen die SED-Herrschaft im Herbst 1989 beschließt die Volkskammer am 23. August 1990 den Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland zum 3. Oktober 1990.

 Die schweren Schläge und Zerstörungen, die Deutschland im Zweiten Weltkrieg versetzt wurden, haben eine nur schlecht zu behebende Lücke in die wirtschaftliche Entwicklung gerissen. Aber der Wiederaufbau zeigt, dass neben dem ungebrochenen Lebenswillen der Bevölkerung, neben dem Arbeitseifer und der Initiative von Arbeitern und Unternehmen ein wirtschaftliches und finanzielles Potential stand, das nicht leicht zu brechen war. Es ist in seinem Zusammenstehen und in seiner Zusammenarbeit in diesen Jahren aus dem damaligen Chaos stark und umfassend hervorgegangen.

 Am 8.2.1950 lag die Arbeitslosenzahl bei 2 Millionen, die Einwohnerzahl betrug 44637347 in der Bundesrepublik. Die Bundesregierung beschließt ein Arbeitsbeschaffungsprogramm, das vorwiegend dem Wohnungsbau zugute kommt. Das Gesetz über den sozialen Wohnungsbau wird am 28. März 1950 verabschiedet.

 Der Bundeshaushaltsplan 1950/1951 schloss mit 12 212 564 200 DM im ordentlichen Haushalt ab. Eine Haushaltslücke von 200 000 000 DM wurde durch Einsparungen gedeckt.

 Die Einkommensteuertabelle Steuerklasse I begann mit über 1200 – 2400 DM = 45 DM zu entrichtender Steuer und endet über 250 000 DM = 186 215 DM zu entrichtender Steuer.

 Durch die Hilfe des Marshallplanes, den wirtschaftlichen Zusammenschluss der westlichen Besatzungszonen und durch die Währungsreform im Juni 1948 wurden die entscheidenden Schritte auf dem Weg zum wirtschaftlichen Wiederaufstieg Westdeutschlands eingeleitet.

 Mit Wirkung vom 21. Juni 1948 galt die Deutsche-Mark-Währung in den drei Westzonen Deutschlands. Am selben Tag wurden 40 DM des auf insgesamt 60 DM festgelegten Kopfgeldes gegen 60 Reichsmark ausgezahlt. Die restlichen 20 DM erhielt man zwei Monate danach. Ab sofort konnten wieder mit dem neuen Geld in gut gefüllten Geschäften lange vermisste Waren gekauft werden, die vorher gehortet worden waren.

 In der Radikalität des Geldschnittes lag die große Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Erst am 27. Juni 1948 wurde das Umstellungsgesetz bekannt gegeben. - Ein Guthaben von 1000 Reichmark schmolz auf 65 DM zusammen.

 Mit der Währungsreform wurde der Weg frei, die erforderlichen Wirtschaftsreformen einzuleiten. Die Preise und die meisten Bewirtschaftungsvorschriften wurden aufgegeben. Eine stark regulierte und vom Schwarzmarkt dominierte Wirtschaft verwandelte sich in eine freie Markt-Wirtschaft. - Damit sind die Grundlagen für den wirtschaftlichen Aufstieg Deutschland nach dem Krieg gelegt worden. - Die politisch unabhängige Bundesbank betrieb eine konsequente Stabilitätspolitik.

 Durch eine restriktive Fiskalpolitik der Bundesregierung in den 1950er und 1960er Jahren, den Unternehmen, die hohe Produktivitätsfortschritte erzielten, und den Tarifparteien, die moderate Lohnabschlüsse erreichten, wurde die Stabilitätspolitik unterstützt. Es wurde ein langfristiges Vertrauen in die Wertstabilität der Deutschen Mark erzielt und damit ihr Aufstieg zu einer internationalen Währung.

 Der enorme Nachholbedarf, die Aufbruchstimmung und die persönliche Motivation sorgten für einen nie gekannten Wirtschaftsaufschwung. Wenn man bei niedrigstem Lebensstandard, praktisch bei 0 anfängt, ist der kleinste Fortschritt eine Steigerung und Verbesserung. Jeder konnte am Wachstum teilhaben. Die Situation und die Voraus-setzungen haben sich bis heute total verändert.

 Der gravierendste Einschnitt in die wirtschaftliche Entwicklung wurde durch die am 3.10.1990 vollzogene Wieder-vereinigung verursacht. Zwei Staaten, die über 40 Jahre, bei unterschiedlichen Systemen wirtschaftlich und politisch getrennt waren wurden zusammengeführt. - Am 1.7.1990 wurde die DDR aus dem planwirtschaftlichen System herausgeführt und in das System der sozialen Marktwirtschaft eingebunden durch die Schaffung der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion.

 In Ostdeutschland entstanden schwerwiegende Probleme, vor allem eine stark ansteigende Arbeitslosigkeit infolge der Umstellung oder Liquidation von Betrieben in Landwirtschaft und Industrie. Fast jeder Bürger in Ostdeutschland muss sein Leben neu organisieren.

 In Westdeutschland wird klar, dass die Wiedervereinigung eine gigantische ökonomische Aufgabe ist, und dass es kein einfaches „weiter so“ geben kann. Es macht sich ein Gefühl der Verunsicherung oder gar der Bedrohung breit.

 Die Länder der ehemaligen DDR können ihre Ausgaben nur zu einem Viertel aus eigenen Einnahmen decken. Bald wurde klar, dass der Umfang der Transferleistungen von West nach Ost wesentlich größer sein mussten als ursprünglich angenommen. Die Mittel dafür konnten nicht, wie von der Bundesregierung vorher angekündigt, ohne zusätzliche Belastung der Bundesbürger im Westen aufgebracht werden. - Das hatte sich auch nach über zwanzig Jahren nicht wesentlich verändert. Heute gelingt über den Länderausgleich eine weitgehende Annäherung der Bilanzen.

 Am 1.1.1999 wurde der EURO zunächst in 11 Ländern der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion als Buchgeld im bargeldlosen Zahlungsverkehr eingeführt. Ab 1.1.2002 ist der EURO als gesetzliches Zahlungsmittel und alleinige Währung vorhanden. Er ersetzt in Deutschland die Deutsche Mark, hatte aber noch nicht direkt deren Platz im Bewusstsein der Menschen eingenommen.

 Durch einige überhöhte Preisumstellungen wurde er sogar manchmal als TEURO bezeichnet. Das trifft aber allgemein nicht zu. Doch die Verunsicherung und das Gewöhnungsbedürfnis führten zum einem übervorsichtigen Umgang mit dem EURO. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind gravierend. Handel, Gastronomie, Hotels sowie Wirtschaftsunternehmen aller Art mussten Umsatzrückgänge verkraften.

 Ein Witz dazu sagte: Die Preise haben sich ja nicht verändert, nur die Währung! Und wenn die Leute sagen, alles ist teurer geworden, dann stimmt das nicht. Die Aktien waren noch nie so billig wie jetzt!

 Die meisten Menschen in Deutschland haben einen gewissen Wohlstand erreicht, dabei aber z.T. auch weit über ihre Verhältnisse gelebt. Das hemmungslose Schuldenmachen von Einzelpersonen, Familien, Städten und Gemeinden, Bundesländern und dem Bund hat in die totale Überschuldung geführt. - Allein die Zinsleistungen überstiegen die Höhe früherer Haushaltsetats. Mit einer Schulden-Tilgung ist kaum mehr zu rechnen.

 

Geld

 

an sich hat absolut keinen Wert. Der Wert des Geldes ergibt sich erst bei der Anwendung. Wenn man mit viel Geld oder dem heutigen so genannten Plastik-Geld, der Kreditkarte z.B. auf dem Meer, auf einer unbewohnten Insel, in Wüsten, Urwäldern oder sonstigen unzivilisierten Gegenden unterwegs ist, stellt man bald fest, dass man Geld weder essen noch trinken kann. Und da, wo das Bargeld oder die Kreditkarte nicht akzeptiert wird, steht man, bei allem Reichtum, arm da.

 Natürlich braucht man Geld zum Leben. Es garantiert Auskommen, Freiheit und Unabhängigkeit. Geld ermöglicht Bewegungsfreiheit, Reisen und Konsum. Und auch in Deutschland dreht sich fast alles ums Geld.

 In der D-Mark hatten die Deutschen eine solide Währung. Seit Einführung des Euro geht die Angst um, dass das neue Geld seinen Wert nicht behalten wird. - Um 1900 machten sich die Deutschen noch keine Sorgen um den Wert ihres Geldes. Die damals gültige Mark war sicher, denn sie ist durch Goldvorräte gedeckt. Wer es so wollte, konnte also zur Bank gehen und dort sein Münz- oder Papiergeld jederzeit gegen eine garantierte Goldmenge eintauschen. Doch das Gefühl der Sicherheit endet mit einer Katastrophe. Am 30.6.1914 stellt die Reichsbank die Einlösung ihrer Banknoten in Gold ein. Damit war die Goldwährung praktisch abgeschafft.

 Ein Krieg kostet Unmengen von Geld. Steuern allein reichen dafür nicht aus. Das Reich muss sich verschulden, im Ausland und beim eigenen Volk. Aber der Krieg dauert und wird immer teurer. 1918 ist der Krieg für Deutschland verloren. Nun muss Deutschland enorme Reparationen und seine Auslandsschulden tilgen. Der Staat lässt jetzt erst recht die Notenpressen immer schneller rotieren. Die katastrophale Folge ist Inflation. Das mühsam ersparte Geld ist plötzlich nichts mehr wert. Auf dem Höhepunkt der Inflation nicht einmal mehr das Papier, auf dem es gedruckt ist.

 Helfen kann nur noch eine Währungsreform. Ab November 1923 ersetzt die Rentenmark die Papiermark der Reichsbank. Ein Jahr danach wird die Reichsmark eingeführt. Das Vertrauen der Menschen in das neue Geld ist auf Anhieb so groß, dass die Reform erfolgreich ist. Schnell geht es wieder bergauf.

 Ende der 20er Jahre sind die USA die führende Industrienation. Fast alle Amerikaner wollen an dem neuen Wohlstand teilhaben. Um an der boomenden Börse spekulieren zu können, wagen selbst kleine Leute ein hohes Risiko und finanzieren ihre Aktienkäufe per Kredit. - Der Traum vom großen Geld endet aber in einem Crash. Im Oktober 1929 löst der Börsensturz an dem berühmten „Schwarzen Freitag“ die Welt-Wirtschaftskrise aus.

 Durch massive Fehlspekulationen werden mehrere Banken in Deutschland im Juli 1931 zahlungsunfähig. Ein Run auf die Banken setzt ein. - Der drohende Zusammenbruch des Finanzsystems kann nur durch die kurzfristige Schließung aller Banken abgewendet werden. Das bis dahin ungetrübte Vertrauen in die Sicherheit der Banken ist plötzlich dahin. - Kurz darauf ist die Krise überwunden. Die Banken und Sparkassen versuchen umgehend, verlorenes Vertrauen durch Werbung wieder herzustellen.

 Vor und im zweiten Weltkrieg wird Sparen zur Pflicht. Doch das Ende des Kriegs bedeutet auch das Ende des Vertrauens in die Reichsmark. Jetzt wird wieder getauscht, auf dem Schwarzmarkt. Von dem, was man verdient kann man nicht leben, also ist man gezwungen, Gegenstände und Werte zu veräußern.

 Um ihre Besatzungszonen nicht im Chaos versinken zu lassen, beschließen die Westlichen Alliierten, unter der Planungshoheit der USA, die Währungsreform. Die Erwartungen der Deutschen sind groß, und am 21.Juni 1948 ist es so weit. Die Erfolgsgeschichte der D-Mark beginnt. Doch damit schlägt der Westen, einen vom Osten getrennten, eigenen Weg ein.

 Die Russen sind überrascht und führen innerhalb weniger Tage, ohne umfangreiche Vorbereitung, eine eigene Reform durch. Man klebt einfach eine Art Briefmarke auf die alten Banknoten. Im Volksmund werden sie deshalb Tapeten-Mark genannt. Und auch im Osten scheint es mit dem neuen Geld endlich bergauf zu gehen. Aber bald schon merken die DDR-Bürger, dass die Ostmark in den Lohntüten nicht viel wert ist, denn der Mangel diktiert die Möglichkeiten.

 Anders ist es im Westen. Die D-Mark wird zu einer der erfolgreichsten Währungen weltweit. Sie steht für Sicherheit, Wohlstand und scheinbar unbegrenztes Wachstum. In Zeiten der Vollbeschäftigung sind die Lohntüten prall gefüllt, und niemand denkt an Arbeitslosigkeit oder Armut. Jetzt wird wieder gespart, vor allem für das eigene Heim.

 Die Banken profitieren von dem Wirtschaftswunder und bauen schnell den bargeldlosen Zahlungsverkehr aus. Man gibt gern Kredite. Und für die Erfüllung von Wünschen, für Autos und Reisen sind die Menschen auch bereit Schulden zu machen.

 In der DDR spielt die D-Mark die Rolle einer Zweitwährung, für die fast alles zu haben war. Das Westgeld war damals schon ein Begriff der Freiheit. Als Ende der 1980er Jahre die DDR zusammenbricht, wird die heißersehnte D-Mark für viele Ostdeutsche zum Symbol für eine neue, bessere Zukunft. Am 1.Juli 1990 wird Ostdeutschland über Nacht zum D-Mark-Land.

 Reichtum und Armut sind heute die alles bestimmenden Maßstäbe in Deutschland. Wer kein Geld hat wird zum Außenseiter, während die Schönen und die Reichen im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen. Mittlerweile hat die Verschuldung von Personen, Familien, Kommunen, Ländern und Staat ein solches Ausmaß angenommen, dass mit einer Tilgung, vor allem der Staatsschulden, nicht mehr zu rechnen ist.

 Aber eine neue Währungsreform ist im Alleingang in Deutschland nicht mehr möglich! - Im Euro-Land kann es nur eine gemeinsame Währungsreform aller Mitgliedsstaaten geben, die den Euro eingeführt haben. Daran wagt aber niemand zu denken. Und solange ist der Euro eine sichere Währung. -  So habe auch ich bis vor einigen Jahren gedacht. Wenn man jedoch die hilflosen Versuche bei der Beseitigung der Schuldenkrise Griechenlands beobachtet, kann man nicht verstehen, warum man nicht einmal die Euro-Währungsreform in allen Ländern der Währungsunion in Betracht zieht. Der Mut zur Ehrlichkeit gegenüber den uns nachfolgenden Generationen ist scheinbar nirgendwo vor- handen. Mit dem ständigen Hinausschieben der Probleme wird man niemals zu Lösungen des Europaweiten, und sogar Weltweiten Währungsproblems gelangen. Nur ein Währungsschnitt, also eine Währungsreform kann wieder eine Grundlage für die zukünftige Währungs- und Wirtschaftslage bilden. Das wären wir, das sind wir unseren Kindern und Enkelkindern gegenüber schuldig. Alles andere führt zu nichts; Es bleibt das ständige Währungs-Chaos. Wir leben heute von der Hand in den Mund. Bei den Schuldenbergen der einzelnen Staaten ist an eine Tilgung nicht mehr zu denken. Nicht ohne Vorbedacht hat man ja inzwischen das Zinsneveau unter Null gebracht. Die Staaten etc. werden entlastet und die Sparer belastet. Wie gesagt, es fehlt der Mut zur Ehrlichkeit!

Unsere nachfolgenden Generationen haben es verdient, dass ihr sauer verdientes Geld seinen Wert hat und behält. Sie benötigen die Stabilität, auf der man dauerhaft sein Leben planen und aufbauen kann!

 

Selbstverständlich muss man jedoch auch zukünftig Kredite aufnehmen, aber im Jahr 2015 kann man beinahre alles vergessen, was man bisher über Kredite wusste. Weil ja die Zinsen auf einem Jahrhundert-Tief stehen, gelten jetzt ganz neue Regeln.

  1. Immobilien-Kredit: Immobilien können derzeit unglaublich günstig finanziert werden. Die Darlehensdicounter im Internet bieten 100000 geliehene Euro bereits für deutlich unter einem Prozent Zinsen an (z.B.: ING-DiBa, Dr. Klein, Comdirekt). Zu diesen Konditionen lassen sich 80% des Gebäudewertes finanzieren - damit sind diese Darlehen wie geschaffen für alle, die bereits einen Teil ihrer Immobilie abbezahlt haben. Aber selbst die Spar- kasse um die Ecke verlangt nur noch 1,9%. Damit sind die alten Regeln für Baufinanzierungen vorerst auf- gehoben. - Die alte Regel: Immobiliendarlehen sollte man mit einer einprozentigen Anfangstilgung abschließen. Das ist momentan purer Unfug, denn damit wäre ein Darlehen erst nach 75 Jahren abbezahlt. - Die neue Regel: Wer sein Haus oder die Eigentumswohnung nach 20 Jahren schuldenfrei haben will, muss mit dem Geldinstitut eine Anfangstilgung von 4,5% vereinbaren. Wie die Rechnung dann aussieht: 100000 Euro Dar- lehen kosten monatlich 441 Euro Rate. - Die alte Regel: Mit 40% Eigengeld ist die Finanzierung am günstigsten. Die neue Regel: Derzeit lässt sich eine Immobilie ohne Eigengeld so günstig finanzieren wie vor zehn Jahren mit dem Eigengeld. - Die alte Regel: man sollte erst Kapital ansparen und dann ein Darlehen aufnehmen. - Die neue Regel: Wer kaufen oder bauen will, sollte das lieber gleich tun. Denn die Immobilienpreise steigen. Wie lange die Zinsen so niedrig bleiben, kann aber niemand vorhersagen. Das heißt: Wer wartet, verliert Geld. - Die alte Regel: Eine Finanzierung mit variablen Zinsen ist zu riskant, weil die Zinsen plötzlich in die Höhe schießen könnten. - Die neue Regel: Zinsen steigen nie plötzlich. Deshalb kann man ruhig einen Teil seines Darlehens variabel finanzieren. Der wesentliche Vorteil dabei: Variable Darlehen kann man jederzeit komplett ablösen, ohne dafür eine Vorfällig- keitsentschädigung zu zahlen. Für den anderen Teil des Darlehens sollte man die Zinsen möglichst lange fest- legen. - Die alte Regel: Vor Ablauf der vereinbarten Zinsbindung lässt sich die Bank nicht auf eine Zinssenkung ein. - Die neue Regel: Inzwischen kommen die Banken ihren Kunden entgegen, indem das Darlehen intern umgeschuldet wird. Meistens braucht man dazu nur einen neuen Grundbuchauszug. - Die alte Regel: Nach Ablauf der Zinsbindung (in der Regel 10 bis 15 Jahre) bleibe ich am besten bei meiner Bank, um die restliche Kreditsumme zu finanzieren. - Die neue Regel: Das stimmt nicht mehr. Experten von finanztip.de sagen: Neukunden bekommen meist bessere Zinskonditionen als Bestandskunden. Auf jeden Fall sollte man die Zinsen im Internet vergleichen (z.B. check24.de), um eine günstige Entscheidung zu treffen.
  2. Auto-Kredit: Die alte Regel: Günstiger als mit einem Null-Prozent-Darlehen vom Händler lässt sich ein Neuwagen nicht finanzieren. Das stimmt jetzt nicht mehr. - Die neue Regel: Im Internet kann man Neuwagen mit Rabat- ten bis zu 30% kaufen. Und selbst wenn man den über die Bank mit 2,5% Zinsen finanziert, wir das Auto am Ende günstiger als der offizielle Preis. Ein Beispiel: Ein Opel Astra 1.6CDTI (110 PS) kostet offiziell 17827 Euro. Der Händler finanziert den Wagen mit null Prozent. Die bessere Alternative: Kauf des Autos im Internet (z.B. intercar24.de), da kostet er nur 15431,42 Euro. Selbst mit Zinsen kommt man dann auf 16432,80 Euro. Das sind 1400 Euro weniger als der Preis ab Werk.
  3. Raten-Kredit: Die alte Regel: Je länger die Laufzeit, desto höher der Zinssatz. Die Regel galt bei den meisten Banken noch im vergangenen Jahr: Eine nur 12 Monate längere Laufzeit konnte schon ein Prozent mehr Zinsen ausmachen. - Die neue Regel: Bis zu einer Laufzeit von 60 Monaten ändert sich der Zinssatz bei den meisten Instituten nicht mehr. Zudem sind Kredite sensationell günstig: 5000 geliehene Euro gibt es bereits ab 2,75% Jahreszins (eff.). Das bedeutet: Bei 60 Monaten Laufzeit entstehen Kosten von rund 350 Euro. Noch Anfang 2014 lag der durchschnittliche Zinssatz bei Ratenkrediten übrigens bei 6,1%. Teure Banken verlangten sogar bis zu 10%. Ein alter Kredit kostet also fast das Vierfache eine neu abgeschlossenen. Dashalb macht die Umschul- dung Sinn. - Die alte Regel: Die eigene Bank tauscht den teuren Kredit nicht gegen einen günstigen. - Die neue Regel: Sie wird es tun, bevor sie einen guten Kunden verliert. Denn inzwischen kann jeder im Internet die Zinsen vergleichen. Beste Plattform: www.vergleich.de, www.check24.de und www.verivox.de. Übrigens darf die Bank für das Ablösen eines alten Kredits höchstens 1% der noch offenen Summe verlangen; bei z.B. 5000 Euro also maximal 50 Euro. Sollte sich ihre Bank querstellen, verweisen sie auf den §502 des Bürgerlichen Gesetzbuches.
  4. Händler-Kredit: Die alte Regel: Wer eine Ware wegen eines schweren Mangels zurückgab und sein Geld zurück verlangte, konnte bislang auch vom Kreditvertrag mit dem Händler zurücktreten. - Die neue Regel: Das geht jetzt nicht mehr, wenn der Einkauf mit einem Null-Prozent-Darlehen finanziert wurde. So entschieden vom Bundesgerichtshof (BGH: XI ZR 168/13). Die Folge daraus ist alles andere als positiv für Verbraucher: Tritt der Kunde vom Kaufvertrag zurück, weil das Produkt mangelhaft ist und der Händler keinen Ersatz liefern kann, bleibt das Darlehen trotzdem bestehen und muss voll abbezahlt werden. Erst wenn der Händler den Kaufpreis erstattet (und das kann bei einem Rechtsstreit lange dauern), hat der Kunde sein Geld zurück. - Die alte Regel: Null-Prozent-Kredit gab es bisher nur bei großen Handelsketten, wie z.B. Mediamarkt & Co. Aber eben nur für bestimmten Produkte. - Die neue Regel: Null-Prozent-Finanzierungen gibt es jetzt z.B. für Rasenmäher, Heim- werker-Bedarf und Haushaltsgeräte: Im Internet z.B. www.nullprozentshop.de.
  5. Dispo- und Rahmen-Kredit: Die alte Regel: Um kurzfristigen Geldbedarf zu decken, war der Dispositionskredit am günstigsten. Anders formuliert: Man hat kurzerhand sein Konto überzogen. Doch diese Regel sollte man voll- ständig vergessen. Die neue Regel: In jedem Fall günstiger ist nämlich ein so genannter Rahmenkredit (auch Abrufkredit genannt). Während ein Dispokredit derzeit zwischen rund 8% und 12% Zinsen kostet, liegt der Rahmenkredit etwa beim halben Zinssatz. Ein Rahmenkredit lohnt sich, wenn man dauerhaft eine günstige Alternative zum Dispokredit haben will oder einen einmaligen Kredit für weniger als 12 Monate benötigt. Wer allerdings länger als ein Jahr Geld braucht, ist mit einem Ratenkredit besser beraten, sagen Experten von finanztip.de. Den bundesweit günstigsten Rahmenkredit bietet derzeit die Onlinebank von VW mit 3,99% Jahreszins. Kunden erhalten dort einen Kreditrahmen in Höhe von 8000 Euro, den sie natürlich nicht vollständig nutzen müssen. Ein Rechenbeispiel: Überzieht man ein Konto einmalig um 1500 Euro und zahlt diese nach 12 Monaten zurück, käme man bei einem angenommenen Dispozins von 9% auf fast 135 Euro. Mit dem Angebot der VW-Bank wären es nur knapp 60 Euro. Als dauerhafte Alternative zum Dispo ist der VW-Kredit allerdings keine Empfehlung. Denn ab dem 13. Monat erhöht sich der Zins von 3,99% auf 7,31%. Fachleute empfehlen dann den Rahmenkredit der ING-Diba mit einem Zinssatz von 6,43%.