image

Über den Bundesverband Deutscher Stiftungen

Als unabhängiger Dachverband vertritt der Bundesverband Deutscher Stiftungen die Interessen der Stiftungen in Deutschland. Der größte Stiftungsverband in Europa hat mehr als 3.900 Mitglieder; über Stiftungsverwaltungen sind ihm mehr als 7.000 Stiftungen mitgliedschaftlich verbunden. Damit repräsentiert der Dachverband rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermögens in Höhe von rund 100 Milliarden Euro.

Der Bundesverband Deutscher Stiftungen ist das Kompetenzzentrum der Stiftungen. Unter seinem Dach leistet das Kompetenzzentrum Stiftungsforschung einen wichtigen Beitrag zur praxisnahen Dokumentation und Erforschung des Stiftungswesens in Deutschland.

StiftungsStudie

Freiwilliges Engagement
in Stiftungen

image

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

V.i.S.d.P.:

Herausgeber:

© Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V.

Gefördert von:

Autorinnen: Antje Bischoff, Sandra Hagedorn, Roxane Roscher

Lektorat: Andrea Lassalle, Nina Leseberg, Anke Pätsch

Gestaltung: Jörg Scholz, Köln (www.traktorimnetz.de)

Druck: PrintingHouse, USE gGmbH, Berlin

Dieses Produkt wurde klimaneutral gedruckt. Die durch die Herstellung verursachten Treibhausgasemissionen wurden kompensiert durch Investitionen in ein Klimaprojekt nach Gold Standard. Das verwendete Papier für den Innenteil ist RecyStar Polar, hergestellt aus 100 % wiederaufbereiteten Fasern – FSC-zertifiziert.

ISBN (gedruckte Ausgabe): 978-3-941368-69-9

image

Inhalt

Abstract

1. Einleitung

Erkenntnisinteresse der Studie

Zum Begriff „Freiwilliges Engagement“

2. Ergebnisse der Stiftungsbefragungen

1. Gründe für die Zusammenarbeit

2. Freiwillige gewinnen

3. Mit Freiwilligen zusammenarbeiten

4. Anerkennung

3. Potenziale für die Stiftungsarbeit

Empfehlungen für Stiftungen

4. Anhang

Angaben zur Datenerhebung und -auswertung

Anmerkungen und Quellen

Für ihren Beitrag zur vorliegenden Studie „Freiwilliges Engagement in Stiftungen“ geht ein besonderer Dank an die Teilnehmenden des StiftungsPanels sowie an die Stiftungsvertreterinnen und -vertreter, die mit ihrem Expertenwissen zur Qualität dieser Studie beigetragen haben. Für ihre Autorinnenenbeiträge sei auch Ines Brüggemann, Iris Gietzelt und Stefanie Lachmann ganz herzlich gedankt. Einen herzlichen Dank außerdem an die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Schlussendlich geht ein herzlicher Dank an die Förderer des StiftungsPanels: die Joachim Herz Stiftung, die Software AG-Stiftung sowie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Abstract

Auf Grundlage einer Online-Befragung sowie Interviews mit Stiftungsexpertinnen und -experten untersucht die vorliegende Studie freiwilliges Engagement in deutschen Stiftungen. Die überwiegende Mehrzahl der deutschen Stiftungen arbeitet mit Freiwilligen zusammen. Aber was sind die Beweggründe dafür? Welche Bedeutung hat die Anerkennung von Freiwilligen und welcher Formen der Anerkennung bedienen sich Stiftungen? Ein weiterer Fokus dieser Untersuchung liegt auf der praktischen Ebene: Wie finden Stiftungen und Freiwillige zusammen und wie ist die anschließende Zusammenarbeit strukturiert?

Weshalb arbeiten Stiftungen mit Freiwilligen zusammen?

Die Zusammenarbeit mit Freiwilligen gründet meist auf einer bewussten Entscheidung. Die befragten Stiftungen betonen: Selbst wenn Stiftungen die finanziellen Ressourcen für hauptamtliches Personal hätten, sähen sie freiwillig Engagierte als Bereicherung an und würden nicht auf diese verzichten wollen. Diese Bereicherung sei in vielfältigen Bereichen festzustellen. Die Wirkung der Stiftungsarbeit werde erhöht und zusätzliches Wissen eingebunden.

Auch seitens der Bevölkerung gebe es in einigen Bereichen den starken Wunsch, sich zu engagieren. Die befragten Stiftungen unterstreichen, diesem gerne nachzukommen.

Wie finden Stiftungen und Engagierte zusammen?

Obwohl die Suche nach Freiwilligen von Stiftungen als zeitintensiv beschrieben wird, gibt rund die Hälfte der befragten Stiftungen an, nur wenig Schwierigkeiten zu haben, Engagierte für die Stiftungs- oder die Gremienarbeit zu gewinnen.

Die Suche findet dabei vorwiegend durch direkte Ansprache oder Mundpropaganda statt. Die eigene Homepage sowie Soziale Medien werden hingegen selten genutzt.

Problematisch schätzen Stiftungsvertreterinnen und -vertreter veränderte Zeitressourcen von Freiwilligen ein. So gebe es viele Menschen, die sich engagieren möchten, jedoch keine Zeit hätten, sich dauerhaft zu binden. Eine Chance für Stiftungen können hier Kurzzeitengagements bieten: Konkrete Aufgaben oder Projekte für Engagierte, die in einem klar umrissenen Zeitfenster erledigt werden können.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Freiwilligen strukturiert und welche Herausforderungen ergeben sich?

Für die Koordination der Freiwilligen gibt es nur selten eine eigene Personalstelle. Häufig übernehmen die Gremien oder Mitarbeitende diese Aufgabe neben ihrer Haupttätigkeit.

Insgesamt findet die Zusammenarbeit nur selten formalisiert statt: Kaum eine Stiftung orientiert sich beim Erstgespräch an einer Checkliste oder einem Leitfaden. Diejenigen, die solche Instrumente verwenden, sind häufig Bürgerstiftungen. Schriftliche Aufgabenvereinbarungen mit den Freiwilligen werden nur selten getroffen. Lediglich ein Drittel der befragten Stiftungen gibt an, Verabschiedungsrituale zu haben. Bürgerstiftungen sind auch hier Vorreiter: Die Hälfte von ihnen bestätigt, solche Rituale zu haben.

Herausforderungen bei der Zusammenarbeit mit Freiwilligen gibt es vor allem in der Kommunikation. Klare Aufgabenverteilungen und Absprachen können helfen, Probleme zu minimieren. Ferner sollte vor dem Einsatz von Freiwilligen gewährleistet sein, dass alle Mitarbeitenden dahinterstehen, die Engagierten in die Stiftungsarbeit zu integrieren, und dies nicht lediglich dem Wunsch der Leitung entspricht.

Wie steht es um die Wertschätzung der Freiwilligen?

Anerkennungsformen in Stiftungen sind vielfältig und reichen von Aufwandsentschädigungen, Versicherungen, Weiterbildungsmöglichkeiten, Ehrungen bis zu gemeinsamen regelmäßigen Aktivitäten und natürlich dem Nachweis der Tätigkeit. Vor allem Aufwandsentschädigungen und gemeinsame Aktivitäten werden von allen befragten Stiftungen oft genannt. Versicherungen, Fortbildungsmöglichkeiten und Ehrungen sind hingegen besonders häufige Nennungen von Bürgerstiftungen. Für den Großteil der befragten Stiftungen steht jedoch fest: Die alltägliche Wertschätzung der konkreten Arbeit der Freiwilligen und das „Dankeschön dazwischen“ sind oftmals wichtiger als diese formale institutionalisierte Anerkennung.

1

Einleitung

Aktuell arbeiten 64 Prozent1 der rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts ausschließlich mit freiwillig Engagierten zusammen. Zählt man Stiftungen hinzu, die haupt- und ehrenamtliches Personal haben, sind es sogar 86 Prozent.2 Angesichts dieser Zahlen verwundert es kaum, dass drei Viertel der deutschen Stiftungen3 angeben, die Existenz ihrer Organisation werde durch Engagierte gesichert.4

Ungefähr ein Drittel der deutschen Bevölkerung ist ehrenamtlich engagiert.5 Wenngleich nur 1,9 Prozent dieser Engagierten in Stiftungen tätig sind,6 sind Stiftungen – bezogen auf Organisationen des Dritten Sektors – „die zweitwichtigste Rechtsform, in der sich ehrenamtliches Engagement bündelt“.7 Mehr Engagements werden lediglich in Vereinen geleistet.8

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Veröffentlichungen zum freiwilligen Engagement im Allgemeinen, bisher liegen jedoch nur wenige Studien vor, die das freiwillige Engagement im Stiftungsbereich in den Blick nehmen. In organisationsbezogenen Untersuchungen zum Engagement wird häufig nur teilweise zwischen verschiedenen Non-Profit-Organisationen (Vereine, Verbände, Stiftungen, gGmbHs, Genossenschaften) unterschieden.

Erkenntnisinteresse der Studie

Freiwillige sind für viele Stiftungen von großer Bedeutung. Jedoch sagen die genannten Zahlen nichts darüber aus, weshalb Stiftungen mit Freiwilligen zusammenarbeiten. Geht es um reine Kosteneffizienz? Liegt es daran, dass es viele kleine Stiftungen9 gibt, die sich hauptamtliches Personal nicht leisten können? Oder gibt es auch Stiftungen, die sich ganz bewusst für die Zusammenarbeit mit Freiwilligen entscheiden?

Da solche „Warum“-Fragen mit standardisierten Fragebögen schlecht zu erfassen sind, sah das Design der vorliegenden Studie neben einer Onlinebefragung die Durchführung von Experteninterviews vor. Mit diesen sollte überprüft werden, ob es verschiedene Strategien und Beweggründe für die Zusammenarbeit mit Freiwilligen gibt.