Gebhard Friebel

Ein weisser Koffer

Gefangen in Thailand

Thriller













Universal Frame

 

All rights reserved • Copyright © 2014

2. Auflage

Titelgestaltung Werner Hense

Titelfoto: © Charlie Milsom - Fotolia.com

Universal Frame Verlag GmbH, Zofingen

ISBN 9783905960570

 

Teile des Geschehens haben sich tatsächlich ereignet. Das erste Kapitel „Wie alles begann“ enthält authentische Vorgänge. Von da an, wo der Autor die Grenze nach Kambodscha überschritt, kam die Phantasie ins Spiel… Aber vieles könnte doch der Realität entsprechen.

Die historischen und aktuellen Hintergründe, wie auch die geografischen Angaben, sind real und wahrheitsgetreu beschrieben.

 

Sanya, Hainan

V. R. China

10 August, 08

 

Wie alles begann

Meine Freundin Ma Guo Feng ist nun endgültig fort – mit ihren Eltern zurück nach Shenyiang.

Letzte Woche hatten wir an vier Tagen hintereinander zum ersten Mal seit Eröffnung der Studenten- und Musikkneipe “Sky Garden“ grüne Zahlen geschrieben.

12. August 08

Richard Peng, der Hauptmieter des Hauses, ist heute wieder gekommen und meinte, dass er die Kneipe alleine weiterführen wolle.

13. August 08

Heute lag unter der Eingangstür zur Kneipe die fristlose Kündigung des Mietvertrages… Der Besitzer beabsichtige, die Kneipe selbst weiterzuführen.

So sind halt Chinesen. Wenn sie merken, dass ein Betrieb gut läuft, können sie nicht mehr gut schlafen. Sie grübeln darüber nach, wie sie davon besser profitieren können.

Als Vermieter wollen sie mit allen Tricks die Miete erhöhen, den Mieter herausgraulen, und den Betrieb selbst übernehmen. Sie denken, sie könnten alles genauso weiterführen oder besser machen. Auf jeden Fall wollen sie mehr: Money, money, money!

14. August 08

Ich denke lange nach, sehe aber keine Chance, die Kneipe gegen seinen Willen mit Hilfe von Polizei, Anwalt oder Gericht wieder zu öffnen.

Ich habe verloren! Mein investiertes Geld und auch meine Arbeitszeit.

 

***

 

September 08

Ich verdiene inzwischen mein Geld mit Übersetzungen, fühle mich aber nicht wohl dabei, weil ich laufend, sobald irgend ein Kontakt mit Chinesen zustande kommt, sei es in einem Geschäft, einem Restaurant, mit meinem Vermieter oder mit Behörden -– kurz überall, mit Betrugsversuchen oder unerwarteten ‚Black Money’ Zahlungen konfrontiert werde. Meine Freundin ist halt nicht mehr da, die mich vor vielen derartigen Versuchen beschützt hat

Ich ziehe mich immer mehr in meine Wohnung zurück.

Oktober 08

Ich merke, dass ich allmählich krank werde.

Es fängt mit einem Ausschlag an der linken Hand an.

Er wächst, breitet sich auf meinem linken Arm aus und wird zunehmend unangenehmer.

Zuerst gehe ich zu zwei Apotheken, die mir Salben verkaufen.

Kein Erfolg. Nach zwei Wochen zu einer Ärztin – neue Salbe und Tabletten. Kein Erfolg. Dann ins grosse Krankenhaus: Blutuntersuchung: nix feststellbar – wieder Salbe und Tinktur.

Diagnose: Allergie… Ich hatte noch nie im Leben eine Allergie!

Dann beginnt der Ausschlag an der linken Hand. Allmählich werde ich unwirsch.

Zudem bekomme ich Durchfall. Seit zwei Monaten. Auch von Speisen in Restaurants, wo ich Monate vorher regelmässig verkehrte und nie Durchfall bekommen hatte. Muss alle zwei Stunden aufs Klo. Auch Mc. Donalds und Kentucky Fried Chicken Restaurants nutzen nichts

Dann die Schlafstörungen: Maximal drei Stunden Schlaf hintereinander, auch wenn ich mich mit Schnaps zusaufe.

Mitte Oktober beschliesse ich, Urlaub zu machen, um in einem anderen Land Abstand zu gewinnen und meine Situation zu überdenken.

Da ich schon öfter in Thailand war, werde ich dorthin fahren.

 

***

Gestern bin ich in Thailand gelandet.

Nach zwei Tagen in Bangkok fühle ich mich pudelwohl und fahre schnurstracks nach Ko Chang.

Der Ausschlag ist verschwunden; ich habe keinen Durchfall mehr, und kann langsam wieder besser schlafen. Ich denke, all die nervenden Krankheitssymptome hatten psychosomatischen Ursprung.

Hier will ich etwas Neues beginnen – irgendetwas in Richtung Tourismus.

Nach den Flughafenbesetzungen in Bangkok und Phuket bricht der Tourismus zusammen. Obwohl High Season ist, schrumpfen die Besucherzahlen auf 20 bis 30%. Die Entwicklung für das nächste Jahr wird allgemein negativ beurteilt.

Was tun?

Ich warte, warte und grübele.

Mitte Dezember 08 weiss ich, was ich tun werde: Ein anderes Land muss es sein.

Zur Auswahl stehen Kambodscha, Laos und Vietnam.

Da man immer öfter hört, in Kambodscha soll es heftig aufwärts gehen, entschliesse ich mich über Weihnachten für Kambodscha.

Am 3. Januar werde ich meine Koffer packen, und zuerst einmal für drei Wochen nach Kompong Som, dem früheren Sihanoukville, fahren – zusammen mit Charly, einem Österreicher.

Der verschwindet aber vor dem geplanten Abreisetermin sang- und klanglos. So werde ich halt alleine fahren.

 

Herr Prem in Not

„Wo ist der Tee,” schrie Herr Prem.

Er hatte soeben die Küche betreten und sah sich suchend um. Kein Reis, kein Gemüse und kein Tee da!

Er rief lauter: „du weisst, dass ich morgens immer Kopfweh habe. Verfluchtes Weibsstück!“

Keine Antwort.

Sollte ich wieder die Nachbarin nach Tee fragen?

Er blickte zufällig aus dem kleinen Küchenfenster und bemerkte eine Bewegung.

Er sah genauer hin: tatsächlich, da, auf seinem kleinen, innenliegenden Balkon: das war Lee. Er sass auf dem hölzernen Balkongeländer. Wenn er den erwischen würde – heute Morgen. Das wäre ein Freudentag! Wenn er nah genug herankäme!

Er würde ihn töten – wenn er nur nahe genug herankäme. Wenn!

Mit einem Schlag war er hellwach.

Er erstarrte: jetzt nur keine Bewegung.

Seine Augen suchten die gegenüberliegenden Balkone ab.

Keine Bewegung, keine Menschenseele zu sehen.

Niemand wird mich beobachten.

Sein kleiner, innenliegender Balkon war von den Nachbarhäusern rechts und links nicht einsehbar.

Vorsichtig und langsam ging er in die Knie. Im Zeitlupentempo. Ganz sachte langte er nach dem schweren eisernen Schürhaken, der rechts neben dem Holzkohleherd an der Wand stand. Mit eiserner Kraft umspannte er, zum Töten bereit, den gedrechselten Mahagonigriff.

Dann straffte er sich in höchster Anspannung.

Ein Schlag nur; aber der muss sitzen.

Die Tür zum Balkon stand wie immer offen. Da musste er hindurch, nach aussen.

Lee schaute vor sich hin – bewegungslos. Vielleicht war er eingedöst.

Herr Prem machte einen kleinen Schritt zur Seite. Lee reagierte nicht. Noch einen Schritt nach rechts. Keine Reaktion. Jetzt musste er nach vorn, durch die Tür. Ein Schritt nach vorn. Nur kein Geräusch jetzt, so kurz vor dem Ziel.

Noch einen Schritt nach vorn. Und jetzt noch ein beherzter Satz.

Er hob die rechte Hand mit dem Schürhaken über seinen Kopf. Er ging etwas in die Knie. Dann kam der Satz nach vorn. Jetzt war er noch einen halben Meter von Lee entfernt, und der hatte nichts bemerkt. Er hob die Rechte höher und liess die Hand mit dem Haken niedersausen. Als der Haken nur noch vierzig Zentimeter von Lee’s Kopf entfernt war, machte dieser einen Satz zur Seite nach vorn, auf das nächste Balkongeländer.

Der Haken krachte auf das Geländer, das Holz der Brüstung zersplitterte.

Lee hatte es wieder einmal geschafft. Herr Prem war stinksauer.

Der Tag fängt ja gut an. Wie hätte ich mich gefreut.

Lee war der fetteste Kater in der Nachbarschaft. Und er war auch nicht so alt, wie die anderen Katzen. Obwohl es nun schon ein Jahr her war, dass er eine Katze erschlagen hatte.

Als ob sie sich verabredet hätten, diese Katzen, ihm aus dem Weg zu gehen. Das hätte eine feine Suppe gegeben. Wenn man eine Katze nur lange genug kocht, kann man sie auch gut essen. Verflucht!

 

Woher Tee?

Herr Prem überlegte: Wie käme er jetzt wenigstens zu Tee?

Aber die Nachbarin hat mir erst gestern die Türe vor der Nase zugeschlagen, als ich Tee von ihr wollte.

Die Eingangstür knarrte. Seine Frau Li kam nach Hause.

„Wieder kein Tee da, und zu Essen auch nichts,“ bellte er sie an. „Warum habe ich dich bloss geheiratet?“

Frau Li stemmte die Arme in die Hüften.

„Du Nichtsnutz, du hast seit Wochen keinen Riel mehr abgeliefert,“ keifte sie, „Und wovon soll ich dann Tee und Reis kaufen. Wenn du arbeiten würdest, wie dein Onkel Wu, hätten wir immer genug. Und vor acht Jahren hast du mir versprochen, dass du ein Auto kaufen würdest. Sonst hätte ich dich nie geheiratet. Jetzt verbringst du deine Abende mit Schnaps und Weibern, und ich kann betteln gehen, damit ich nicht verhungere! Das Keifen wurde schrill, die Stimme überschlug sich zur Anklage:

„Die Götter sollen dich bestrafen, weil du dich nicht um deine Frau kümmerst. Ich werde älter und älter. Was soll denn später aus mir werden?

In ihr Keifen mischte sich Selbstmitleid, das in einen fordernden Ton überging.

„Fahr’ doch wieder Taxi mit dem Auto deines Onkels, dann gibt es auch wieder jeden Morgen Tee und Reis.”

Herr Prem zog den Kopf ein. Er hatte ihr nie erzählt, dass er vor drei Monaten den Toyota seines Onkels Wu gegen einen Laternenmast gefahren hatte. Der Kotflügel hatte zwei grosse Dellen davongetragen.

Seinem Onkel hatte er erzählt, einer von Onkel Wu’s Büffeln sei gegen das Auto gelaufen.

Sein Onkel hatte seinem Neffen nicht geglaubt und richtigerweise vermutet, dass das schwarze Schaf der Familie nach einem Trinkgelage beim Majong-Spielen angeheitert einen Unfall verursacht hatte.

Danach hatte Onkel Wu ihn zwei Mal, als er sich das Auto wieder zum Taxifahren ausleihen wollte, als Trunkenbold beschimpft und aus dem Haus gejagt. Er solle gefälligst 200‘000 Riels für den Schaden bezahlen – vorher brauchte er sich nicht mehr blicken lassen.

Als Herr Prem erwidert hatte, er solle ihm das Auto leihen, damit er wieder Taxi fahren könne, um seine Schulden zu bezahlen, hatte der Onkel geschrieen: „Die Götter haben ganz richtig gehandelt, als sie dich mit deiner hässlichen Frau bestraft haben! Nicht mal einen Sohn hat sie dir geboren“

Onkel Wu wusste, dass dieser Vorwurf seinen Neffen besonders hart treffen würde, aber für eine neue Frau fehlte Herrn Prem das notwendige Geld.

 

Auf der Suche

Missmutig verliess er das Haus und schlenderte in Richtung Markt.

Dort wohnte sein Bruder Bu, der immer wieder gesagt hatte:

„Mach es doch so wie ich.“

Bu hatte im Kampot zwei Freunde, die im Busch ein kleines Haschischfeld angelegt hatten. Vier mal im Jahr holte Bu die Erträge des Feldes ab und schmuggelte die Ware im doppelten Boden eines Hahnenkorbes nach Thailand. Dort bekam er jedes Mal dafür 5‘000 bis 6‘000 Baht und war so zum wohlhabenden Mann geworden; er konnte sich sogar zwei Frauen leisten.

Bu hatte ihm auch davon erzählt, dass mit dem Schmuggel von Heroin zehnmal soviel Geld zu erzielen sei. Aber alle, mit denen Herr Prem sich darüber unterhalten hatte, hatten ihn darauf hingewiesen, dass die Grenzpolizei bei Heroin, anders als bei Haschisch, kein Auge zudrückte.

Und drei weitere Freunde von Bu sassen schon seit 4 Jahren wegen Heroinschmuggels in Trat im Gefängnis.

Aber wie sollte man das Pulver gefahrlos nach Thailand bringen? Darüber hatte er schon oft nachgedacht.

Man könnte es an einen mit Gas gefüllten Luftballon befestigen und jenseits der Grenze den Luftballon abschiessen.

Aber wenn gerade eine Grenzpatrouille in der Nähe war und die Schüsse hörte?

Oder beim Loy Kratong Fest konnte man das Pulver in einem schwimmenden Blumengebinde verstecken. Bei gutem Südwind wäre es in zwei Stunden in Thailand. Dort könnte man es mit einem Fischerboot aus dem Wasser fischen.

Aber wenn es vor Erreichen des Zielpunktes unterginge? Oder der Wind einschliefe?

Die Eigentümer des Pulvers würden ihn wegen des Verlustes auf jeden Fall bestrafen. Und das konnte schlimmer als Gefängnis sein.

In Gedanken versunken setzte Herr Prem ohne festes Ziel seinen Weg fort.

Ich habe immer noch nichts gegessen Ich könnte ja mal bei meiner Cousine Dang vorbeischauen. Die hatte immer ein gutes Herz und freute sich auch oft über meinen Besuch. Ausserdem war sie sehr höflich und lud mich fast immer zum Tee ein…

 

***

Cousine Dang war tatsächlich da und bat ihn in ihr kleines Haus. Beim Tee fragte sie ihn, wie es ihm so ginge.

Er erzählte ihr nach kurzem Nachdenken von seinem chronischen Geldmangel und von dem Transportproblem mit dem Pulver.

Frau Dang hatte früher in der ‚Hallo Bar’ gearbeitet und ab und zu Ausländer nach Thailand begleitet. Daher wusste sie, dass Ausländer an der Grenze nie ihr Gepäck öffnen mussten.

Dies erzählte sie Herrn Prem, der das zunächst nicht glauben wollte.

Doch dann liess er sich überzeugen und war schnell von dieser Möglichkeit begeistert.

„Ich habe einen Plan“, erzählte er nach längerem Überlegen. „Man könne viel Geld verdienen, wenn es gelänge, ein Päckchen mit dem Pulver im Gepäck eines Fremden, der am folgenden Tag über die Grenze nach Thailand will, zu verstecken. Jenseits der Grenze müsse man ihm dann nur noch den Koffer stehlen, und das Pulver in Trat oder Chantaburi verkaufen. In beiden Städten hatte er einige Freunde, die illegal in Thailand arbeiteten und immer knapp bei Kasse waren.

Die kannten Leute, die für den Markt in Bangkok alles erreichbare Heroin aufkauften.

Für ein Pfund bekommt man 40‘000 Baht: das wusste jeder.

„Und was springt für mich dabei heraus?“, fragte Frau Dang.

„Bestimmt 5‘000 Baht“

Frau Dang bekam leuchtende Augen, und rechnete schnell im Kopf durch: Wenn man das zehn mal im Jahr schaffte, hatte sie 50‘000 Baht zusammen, und konnte sich ein kleines Häuschen kaufen. Für ihre alten Tage…

Und sie wäre bei ihren Freunden angesehen und von ihren Freundinnen beneidet.

Aber wie konnte man an einen Ausländer herankommen?

Frau Dang hatte schon lange nicht mehr in der Bar gearbeitet – sie war einfach zu alt. Aber sie könnte ja mal ihre Freundin, Frau Wu fragen.

Die arbeitete immer noch in der ‚Hello-Bar’.

„Ich werde Frau Wu fragen“, versprach sie Herrn Prem.

 

Frau Wu‘s Werdegang

Am Nachmittag ging sie bei ihrer Freundin Wu vorbei, die sie zum Tee einlud.

Frau Wu hatte es zu einem gewissen Wohlstand gebracht – sie besass zwölf Hühner und ein Schwein, und es wurde gemunkelt, dass sie sogar ein Sparbuch mit 30‘000 Bath besass.

Obwohl Frau Wu schon 52 Jahre alt war, sah sie viel jünger aus.

Sie arbeitete tatsächlich immer noch in der „Hello-Bar“.

Trotz ihres Alters schaffte sie es immer wieder mal, angeheiterte ‚Farangs’ zu betören und ihnen in deren Hotels ihre Dienste zu verkaufen

Sie hatte auch noch viele Zähne. Es waren zwar mehr künstliche als echte. Tatsächlich hatte sie nur noch fünf eigene; aber da die Barbesucher meistens viel Alkohol getrunken hatten, machte denen der Farbunterschied zwischen alten und neuen Zähnen nichts aus, oder sie bemerkten ihn gar nicht.

Mehrmals sogar hatten die Kunden, als ihr mal wieder einer oder zwei der neuen, künstlichen Zähne zufällig aus dem Mund gefallen waren, sie aufgefordert, alle künstlichen Zähne aus dem Mund zu nehmen. Das war in einer Minute geschehen, da sie die einfach zwischen die anderen Zähne gesteckt hatte. Beim Wiedereinsetzen der Zähne musste sie dann allerdings sehr genau aufpassen, dass sie die richtige Reihenfolge einhielt und nicht versehentlich einen Backenzahn mit einem Schneidezahn verwechselte.

Als sie einmal nur noch ihre fünf alten Zähne im Mund zeigte, hatte ein Ausländer gegrinst und gemeint, jetzt könne sie seinem Jadestengel ja nicht mehr gefährlich werden.

Aber sie wollten dann auch meistens nur an ihren ,Golden Gully‘ heran…

„Ja, ja, ab und zu habe ich mit Ausländern zu tun, und die meisten sind auf dem Weg nach Thailand, wo die Damen viel teurer sind. Deshalb kehren sie vorher noch oft in unserer Bar ein,“ sagte sie.

Und: „Wenn man das Pulver in deren Koffer unterbringen kann, kommt es sicher über die Grenze.“

Mit diesem Wissen verabschiedete sich Frau Dang bei ihrer Freundin Wu und begab sich direkt zu Herrn Prem, der irgendwo doch noch Whisky aufgetrieben hatte und es sich damit vor seinem Fernsehgerät gemütlich machte.

 

Ein hartes Leben

Herr Prem hatte mal wieder über sein Schicksal nachgedacht, und war etwas angeheitert. Herr Prem war oft angeheitert, weil die Welt nun mal sehr schlecht zu ihm war. Und deswegen trank er oft Whisky, den er gar nicht mochte, wie er seinen Freunden immer wieder versicherte.

Aber sobald es ihm irgendwie gelang, etwas Geld aufzutreiben, war er auch schon bald beschwipst. Manchmal auch stark angeheitert. Genau genommen trank er, sobald er eine Flasche Whisky im Geschäft des Ladenbesitzers Long aufgetrieben hatte, diese auch umgehend und zügig aus. Denn man konnte nie wissen, ob nicht gerade einer der drei Brüder Fu aus dem Nachbarhaus ihm einen Besuch abstatten würde.

 

***

An sich waren die Brüder Fu seine guten Freunde, aber seltsamerweise kam immer gerade dann, wenn er eine Flasche erstanden hatte, und sie zu Hause öffnete, mindestens einer der Dreien rein zufällig vorbei, um ihm einen Besuch abzustatten.

Sie schienen einen sechsten Sinn zu haben, oder auch Ahnungen, wie die weisen, alten Frauen auf dem Markt.

Jedenfalls bekam er immer Besuch, sobald er eine Flasche zu Hause öffnete.

Das verbitterte ihn manchmal, denn wenn er keinen Whisky hatte, und im Gegenzug den Brüdern einen Besuch abstattete, um zu erkunden, ob dort etwas zu trinken sei, fand er sie normalerweise auch vor dem Fernseher sitzend. Nur war die Flasche vor ihnen dann entweder fast oder gänzlich leer.

Herr Prem selbst versteckte manchmal, wenn er eine volle Flasche hatte, diese im Raum nebenan, nachdem er sich sein Glas halbvoll geschenkt hatte. Und auf den Tisch vor sich hatte er als Vorsichtsmassnahme eine leere Flasche gestellt. Nur hatte das den Nachteil, dass er bei zunehmender Anheiterung schon mehrmals die versteckte Flasche selbst nicht mehr gefunden hatte.

So kam es, dass er seinen Whisky nur im Zustand höchster Anspannung geniessen konnte, nicht so entspannt wie im Gasthaus ‚Unter dem Mangobaum’, wo man gelassen ein Getränk nach dem anderen bestellen konnte.

Aber da der Wirt – obwohl auch dieser ein persönlicher Freund – bei ihm immer auf vorheriger Bezahlung bestand, konnte er dessen Dienste nur ganz selten in Anspruch nehmen, und bei ihm einkehren.

Was Herr Prem nicht wusste, war: Die drei schlauen Nachbarbrüder hatten mit Herrn Long, dem Ladenbesitzer des einzigen Ladens im der Nähe, einen geheimen Vertrag geschlossen: Sobald Herr Prem bei ihm Whisky gekauft hatte, rief Long bei den Brüdern zu Hause, gegen eine kleine Gebühr, an und teilte ihnen mit, dass Herr Prem wieder Whisky gekauft hatte. Sogar die Flaschengrösse teilte dieser üble Spion den Brüdern mit, wovon dann abhing, ob nur einer, (bei einer kleinen Flasche) oder alle drei, (bei einer grosse Flasche) sich bei Herrn Prem einstellten.

Ja, ja, das Schicksal meinte es schon oft sehr schlecht mit Herrn Prem.

Da klopfte es, und vor der Tür stand Frau Dang mit interessanten Neuigkeiten.

Dann redeten beide viele Stunden lang.

 

In Kampot

Am nächsten Morgen stand Herr Prem früh auf und fuhr mit dem Bus nach Kampot.

Nach einigem Herumfragen fand er auch das Feld seiner Freunde bei Kampot im Busch, wo seine beiden Freunde im Schatten lagen und vor sich hin dösten.

Die Beiden arbeiteten nur selten, und waren doch wohlhabend.

Denn zwei oder drei Mal pro Woche schickten sie ihre Schwester Lo zum Markt

Am Verkaufsstand von deren Freundin So Au fand diese immer etwas Platz, um ihre eigene Ware zu verkaufen. Das waren Rebhühner, von denen ihre Brüder jede Woche fünfzig, manchmal auch sechzig oder siebzig, erlegten.

Den Kunden, die fragten, warum die Rebhühner keine Köpfe mehr wie die anderen Tiere auf dem Markt hatten, erzählte sie, dass ihre Brüder so unglaublich gute Schützen seien, dass sie die Vögel immer durch den Kopf schiessen würden.

Das stimmte nicht ganz. Die pfiffigen Brüder hatten irgendwann entdeckt, dass die Rebhühner, die regelmässig ihr Haschischfeld auf Nahrungssuche heimsuchten, schon nach kurzer Zeit torkelten und kaum mehr recht fliegen konnten.

Die Vögel frassen mit Vorliebe die Blüten der Haschischpflanzen, und wenn sie eine oder zwei Blüten verspeist hatten, waren sie bald flugunfähig, und mit einem Stock leicht zu erschlagen.

Diese Rebhühner waren nicht wie die anderen auf dem Markt mit Bleikugeln gespickt, was den Genuss stark einschränkte und pro Tier nur 10‘000 Riel brachte. Für diese Tiere ohne Bleieinlage liess sich deswegen locker ein Preis von 15‘000 Riel erzielen.

Ausserdem ging das Gerücht, dass die Rebhühner der Frau Lo eine heilende Wirkung hatten. Denn nach dem Genuss dieser Vögel wurde man wundersamerweise glücklich und fröhlich. Die Tiere hatten ja vorher im Cannabisfeld die Blüten der Pflanzen gefuttert, und die fröhlich machenden Stoffe der Droge befanden sich nun im Fleisch der Tiere.

 

***

“Hallo, Freunde, rief Herr Prem, und wurde von den beiden Brüdern etwas säuerlich begrüsst, da bekannt war, dass er immer knapp bei Kasse war und gerne schnorrte.

Aber Herr Prem kam gleich zur Sache

„Ich habe von den Leuten gehört, die hier in der Nähe eine kleine Küche haben, wo Heroin gekocht wird. Könnt ihr mich zu ihnen führen?“

Sie stritten zunächst ab, davon zu wissen. Aber als er ihnen als Belohnung einen seiner Kampfhähne versprach, sagten sie zu, ihn dorthin zu bringen, obwohl das sehr gefährlich sei.

Es würde Herrn Prem schwer fallen, einen seiner Kampfhähne zu opfern, aber dann fiel ihm ein, dass er ihnen den Hahn mit Namen ‚Goldener Drache’ geben könnte. Goldener Drache war beim letzten Kampf arg zerzaust worden, und hinkte immer noch. Das war schon schlimm, aber noch schlimmer war, dass er seitdem Angst vor anderen Hähnen hatte und damit als Kampfhahn nicht mehr einsetzbar und somit unverkäuflich war. Man könnte jetzt höchstens noch eine Suppe aus ihm kochen.

Herr Prem versprach hoch und heilig, dass er beim nächsten Besuch seinen besten Kampfhahn mitbringen würde.

So machten sich die drei denn auf den Weg.

 

Frischer Wind in Trat

Herr Tong ist Polizist in Trat, und zwar schon seit acht Jahren.

An sich ist er zufrieden mit seinem Beruf, vor allem, weil er ein hohes Ansehen als Polizist geniesst. Nur sein Gehalt reichte fast nie bis zum Ende eines Monats.

Er ist verheiratet und hat einen sechsjährigen Sohn, auf den er sehr stolz ist. Die Geldsorgen sind geringer geworden, seit das neue Prämiensystem eingeführt wurde.

Um die Effizienz der Polizei zu steigern, hatte sich der Provinzgouverneur etwas Neues einfallen lassen. Seit zwei Jahren gab es für die Ergreifung jedes Verbrechers, der gesucht wurde, jeweils 1‘000 Baht.

Das war ein voller Erfolg. Allerdings profitierten vom neuen System nur die jungen, eifrigen Polizisten.

Das ärgerte den Herrn Tong und seine engen Freunde Rung und Bam sehr; denn Verbrecher zu fangen, war anstrengend. Die Drei waren seit vielen Jahren befreundet, und trafen sich oft nach der Arbeit zu einem gemeinsamen Umtrunk.

Nachdem schliesslich aus dem Polizei-Hauptquartier in Trat letztes Jahr drei Gefangene aus ihren Zellen abgehauen, und nicht wieder gefasst worden waren, hatte der Gouverneur wegen des Erfolgs des Prämiensystems in der Provinz Trat angeordnet, dass auch für die Ergreifung von geflohenen Gefangenen 1‘000 Baht pro Mann zu zahlen seien.

Nun schlug die Stunde für das Freundestrio.

Herr Tong hatte zwar noch keinen gesuchten Verbrecher gefangen, aber er, und seine Kollegen und Freunde Rung und Bam, waren erfinderisch.

Denn nun ist die Anzahl geflohener Gefangener, die wieder gefasst wurden, dank der unermüdlichen Arbeit der Herren Tong, Rung und Bam, stark angestiegen. Das kam so:

Herr Tong oder einer seiner diensthabenden Kollegen vergass ab und zu einfach, eine Zellentür abzuschliessen. Kurz darauf entwichen dann regelmässig einer oder mehrere Gefangene.

Über die Treppe nach unten, die in den Wachraum mündete, wollte keiner der Gefangenen abhauen, da hier immer drei oder vier Polizisten sassen.

Blieb das Fenster vom Flur, in den die Zellentüren mündeten. Durch dieses Fenster, das auf der Seite des Gebäudes angebracht war, konnte man, wenn man etwas sportlich war, schnell das Gebäude verlassen, und in den angrenzenden Gassen verschwinden.

Und wenn es ums Ausbüchsen geht, werden Gefangene schnell und unerwarteterweise sehr sportlich…

Was die Gefangenen nicht wussten, war:

Auf der Rückseite des Gebäudes, wo ein verwilderter Garten ist, legte sich einer der Polizisten des Trios in Zivilkleidung auf die Lauer.

Er beobachtete aus seinem Versteck die Seitenfront des Gebäudes, wo sich das Gangfenster des Zellentraktes, durch das die Gefangenen bei ihrer Flucht kommen mussten, befand.

Flüchteten nun Gefangene, begann eine heimlich Verfolgung durch einer der Beobachter. Sobald im Polizeigebäude Alarm geschlagen wurde, fragte einer der alarmierten Polizisten des Trios über Handy den heimlichen Verfolger, wo sich der oder die Geflüchteten befanden.

Dorthin begaben sich dann einer oder zwei der übrigen Kollegen, die sich bereithielten, um als Teil der eilends zusammengestellten Suchmannschaft den oder die Flüchtlinge zu verhaften.

Wenn die Erfolgsprämie zugeteilt wurde, teilte man sie brüderlich, und der erfolgreichste Polizist wurde öffentlich belobigt.

Als innerhalb eines Monats 14 Gefangene geflohen waren, davon einer dreimal hintereinander, hatte der Polizeichef beim Gouverneur neue Türschlösser beantragt.

Aber da das Ersuchen des Gouverneurs nach Bezahlung der neuen Schlösser in Bangkok genehmigt werden musste, und der zuständige Sachbearbeiter im Materialbeschaffungssamt in Bangkok ein Schwager von Herrn Tong war, verwunderte es nicht, dass gegen eine kleine Gefälligkeit der Antrag verschwand, zumal jeden Monat Hunderte von Anträgen aus allen Provinzen hier bearbeitet werden mussten.

Da der Gouverneur ein begeisterter Golfspieler war, der wenig Zeit hatte, sich um solche Kleinigkeiten, wie verschlampte Anträge zu kümmern, tat sich nichts mit neuen Schlössern.

 

Der Grenzübergang

Gerhard Frings war also wieder auf dem Weg zurück nach Thailand.

Drei Wochen lang hatte er sich der Gegend um Kompong Som umgeschaut, ob er sich hier niederlassen könne. Er war noch unentschlossen, und wollte sich alles jenseits der Grenze in Thailand noch etwas durch den Kopf gehen lassen.

Für die Fahrt zur Grenze bei Koh Kong waren vier Stunden vorgesehen. Dann gab es eine Verzögerung, und aus den geplanten vier Stunden waren neun Stunden geworden.

Der Bus hatte nach einer Stunde eine Reifenpanne. Bis der Ersatzreifen eintraf, waren vier Stunden vergangen. Das Reifenwechseln dauerte nochmals eine Stunde, weil der Wagenheber abgebrochen war. Mit Hilfe von langen Bambusstangen und den vereinten Kräften von acht Mitreisenden, die halfen, den Bus hochzuwuchten, fand der Reifenwechsel doch noch am Nachmittag statt.

Allerdings konnten die Reisenden dann immer noch nicht weiter, da nun der Anlasser nicht mehr drehte, weil die Batterie leer war.

Alle, die schon eingestiegen waren, mussten wieder aussteigen, und den schweren Reisebus anschieben.

So war es bereits Abend, als der Grenzort endlich glücklich erreicht wurde.

Mit für diese Gegenden ganz unüblicher Pünktlichkeit war der dortige Grenzübergang um 20 Uhr geschlossen worden, als der Reisebus dort ankam.

Also: wieder zurück in den Ort, dort übernachten und dann am nächsten Morgen über die Grenze!

 

***

Direkt an der Bushaltestelle des Ortes stand das Hotel/Gasthaus „Dogout Hotel“. Für 2‘000 Baht wollte man Gerhard dort ein Zimmer andrehen.

Das alte Spiel: wenn es dunkel wird, gehen die ‚Walk in’ Preise hoch.

Gerhard nahm ein Mopedtaxi und liess sich 600 Meter weiter ins ‚Neptune Hotel’ fahren.

Hier war er schon auf der Herfahrt abgestiegen, und der Rezeptzionist erkannte ihn wieder. Beim Ausschecken hatte Gerhard ihm damals ein kleines Trinkgeld gegeben. Das war nicht vergessen; so war der Preis heute wie damals 300 Baht.

Nach Einchecken, einer ausgiebigen Dusche, und schnellem Kleiderwechsel meldete sich der Hunger.

Schnell packte er seinen kleinen Handkoffer, da er am nächsten Morgen möglichst früh über die Grenze wollte.

Die frischen Klamotten von heute Abend würden morgen für den Rest der Reise ausreichen!

Im zum Hotel zugehörigen Gasthaus erhielt er eine reichliche, warme Mahlzeit.

Nun war es neun Uhr – zum Schlafengehen zu früh –zumal er während des Wartens auf den Ersatzreifen im Schatten des Busses zwei Stunden geschlafen hatte.

Er schlenderte die breite, staubige, nur spärlich erleuchtete Hauptstrasse entlang. Bei Dunkelheit machte dieser Ort einen noch weit trostloseren Eindruck als bei Tage, obwohl man die zahlreichen windschiefen Holzhäuschen kaum sah. Dazwischen waren ab und zu Neubauten zu sehen, aber auch die machten schon nach wenigen Jahren einen heruntergekommenen Eindruck.

Es war eine arme Gegend, arm wie viele in vielen Teilen von Kambodscha.

 

Die Hello-Bar

Da sah er in der Ferne bunte Lichter blinken, und wie von ungefähr stand er nach kurzem Weg vor einem Schild mit der Aufschrift: ‚Hello-Bar’.

Er beschloss, dort auf der Suche nach einem oder zwei Bierchen und etwas Geselligkeit kurz einzukehren. Es lag immerhin ein anstrengender Tag hinter ihm.

Im hinteren Teil der gastlichen Stätte spielten drei Gäste mit mehreren Damen fremdartige Brettspiele. Ab und zu erklang herzhaftes Quietschen aus Damenmunde, das von sonorem Gelächter begleitet wurde.

„Sind ja gut drauf, die Jungs“ dachte er sich und bestellte umgehend ein Singha-Bier.

Der kühle Gerstensaft mundete vorzüglich nach der Hitze des Tages, allerdings war das Fläschlein schon nach wenigen Minuten leer, worauf ihm die Barfrau ohne Kommentar ein zweites kredenzte. Allmählich fühlte er sich wohler, und beim dritten Biere gesellte sich eine Dame zu mir, die sich mit freundlichem Lächeln als Frau Wu aus Tonle Sap vorstellte.

Im trüben Lichte sah sie recht passabel aus. Auf Nachfrage gab er ihr einen Drink aus, worauf sie darauf bestand, dem Deutschen die Zukunft aus der Hand zu lesen. Sie prophezeite ihm eine rosige Zukunft mit viel Geld, Glück und vielen Söhnen, was ihn überaus fröhlich stimmte.

Nach einigen weiteren Bieren und Cocktails für sie kam die schüchterne Frage: „Darling, Do You Like Me?“

Er antwortete: „ Yes, schon, I Like You ziemlich.“

Darauf sie: „I want care for you! I can make you good massage, for only 200 Baht.”

Durch das lange Sitzen und das Durchgerüttelt-Werden während der Busfahrt auf den schlechten Strassen fühlte er sich tatsächlich etwas verspannt.

Massage kann da nichts schaden!

Inzwischen war Mitternacht vorbei, und Gerhard war der einzige verbliebene Gast.

Nach Bezahlen der Rechnung nahm die freundliche Frau Wu einen kleinen Rucksack auf ihre Schulter und beide verliessen, ein gar fröhlich’ Liedlein auf den Lippen, die gastliche Stätte.

Im ‚Neptune Hotel’ begann die Dame unverzüglich mit ihrer Massagearbeit, die Gerhard herzhaft genoss. Aber schon nach wenigen Minuten nickte er kurz ein.

Als er wieder erwachte und die Augen öffnete, war die nette Dame splitternackt, aber immer noch guter Dinge und beim Massieren.

Als sie dann noch mehrere Komplimente ob seines athletischen Körperbaues losliess und ihm sanft ins Ohr zwitscherte: „OOOH Darling, I love you SOOO much,“ war er hin und weg.

Und weil sie so ehrlich war, gestattete Gerhard ihr, zu ihm unter sein Decklein zu schlüpfen.

Nun, kurze Zeit später fiel er nach erbaulichen Momenten der Zuneigung in einen gar erquicklichen Schlaf, aus dem er am nächsten Morgen putzmunter erwachte.

Neben ihm lag eine ältlich Dame, fast ohne Zähnen, die sich als Frau Wu von gestern Abend vorstellte. Er konnte sich zwar nur schemenhaft an den gestrigen Abend erinnern, aber der Name Frau Wu kam ihm doch irgendwie bekannt vor. „So hiess doch die Dame von gestern Abend, aber die hatte ein gar lieblich’ Aussehen und auch alle Zähne. „Aber, sei’s drum“, dachte er bei sich. „Spass muss sein, sprach Wallenstein, und…“

Beim Ankleiden bat ihn die Dame noch um eine kleine Unterstützung für ihre 105-jährige Grossmutter, die ihre Brille und ihre Zähne verloren habe. „Die ist aber alt“ meinte er darauf.

„Ja eben“ antwortete Frau Wu, nun auf Deutsch.

„Nun,“ dachte er sich, „Zahnverlust scheint bei ihrer Familie wohl öfter vorzukommen,wohl erblich, und dann auch noch die Brille…“. Er machte aber gute Miene zum bösen Spiel, zumal ihm nach der Prophezeiung von gestern Nacht, an die er sich inzwischen wieder erinnerte, eine blendende Zukunft mit viel Geld beschieden war.

Da gibt man doch gern ein wenig ab!

Nach einer herzlichen Verabschiedung und besten Wünschen für die Oma und die Zukunft, nahm er seinen kleinen Koffer, hob den Travel-Bag über die Schulter, und trollte sich auf der Suche nach einem starken Kaffee davon.

 

Herr Om in Aktion

Herr Aee gehört zu den Privilegierten in Thailand. Er arbeitete am Grenzübergang zwischen Thailand und Kambodscha in der Nähe des Grenzortes Haad Lek. Er war Officer der Border Control und somit für Einreise-Visa zuständig.

Sein Grossvater, der wollte, dass sein Lieblingsenkel Aee einen angesehenen und gutbezahlten Beruf ergreife, hatte vor sieben Jahren das notwendige Geld aufgebracht, damit seinem Sohn der Einstieg bei der Immigration Police ermöglicht wurde. Ab und zu dachte Herr Aee, so wie gerade hier und heute, mit Dankbarkeit an seinen weitsichtigen Grossvater zurück.

„Der war schon klug und weise, der alte Herr Sawan, und er hat immer an die Familie gedacht“, sinnierte er vor sich hin, und streckte seine Beine von sich.

„Dann mal los mit der Arbeit!“

Da wurde er durch Lärm hinter der Schalterscheibe abgelenkt.

Draussen wurde ein langer Ausländer, offenbar ein Deutscher, ausfällig.

Er schrie Herrn Om, Herrn Aee’s Kollegen am Nachbarschalter, an, weil der ihm das erwartete 30-Tage Visum für die Einreise nach Thailand verweigert hatte.

15 Tage seien ihm nicht genug. Darauf hatte Herr Om ihm zu erklären versucht, dass sich die Bestimmungen geändert hatten: „New Law, new rules“ sagte Kollege Om mehrmals bestimmt. Er wolle sofort den ‚Scheff schwätzen’; aber das konnte beim besten Willen kein Thailänder verstehen.

„Don’t worry“, murmelte Herr Om wiederholt – sein Englisch war nicht das Beste. Allmählich wurde Herr Om unwirsch, zumal drei andere Touristen jetzt hinter dem herum krakeelenden Deutschen ebenfalls auf ihre Abfertigung warteten.

Er legte die Hand auf die Lippen.

Als der Ausländer dieses Zeichen nicht verstand und sich immer noch nicht beruhigen wollte, legte Herr Om ganz ruhig ein paar Handschellen auf den Schaltertisch.

Der Ausländer stutzte; sein Herumgeschreie endete abrupt – nun hatte er offensichtlich den Wink verstanden. Er wurde leiser und freundlich – er hatte eingesehen, dass er so nicht weiterkam und wohl beschlossen, sich in sein Schicksal zu fügen. Als letzten Versuch und für alle Fälle legte er einen Tausend-Baht Schein in seinen Pass. Herr Om wie jeder andere im Office kannte dieses Spiel. Oft legten ihm Ausländer einen oder auch zwei Tausend- Baht Scheine in den Reisepass. Dann drückten die Herren am Schalter schon mal beide Augen zu, und waren gerne behilflich beim Ausfüllen der Papiere.

Aber diesmal grinste Herr Om nur freundlich. Er entnahm blitzschnell die Banknote und gab dem Fremden trotzdem nur ein Zwei-Wochen Visum.

Der Fremde stutzte. Er ahnte, dass er seine Chance auf eine ‚Vorzugsbehandlung’ verspielt hatte: allein durch sein Herumschreien.

Gegen Mittag hatte Herr Aee insgesamt 6‘000 Baht auf diese Art eingenommen, und sein Kollege Om war bei 5‘000 Baht angekommen.

Bis zum Abend würden beide heute jeweils so bis auf 12‘000 Baht kommen.

„Ein guter Tag heute, meinte sein Kollege Om etwas später; bald könne er sich den neuen Hi Lux Pick-Up kaufen.

Wenn ich damit in meinem Heimatdorf aufkreuzen werde…

 

Herr Aee‘s Sorgen

Herr Aee hatte dagegen andere Sorgen. Er wusste, er musste das angesammelte und zu Hause versteckte Geld schleunigst wieder ausgeben. Wenn seine neugierige Frau den kleinen Schatz entdecken würde, (und das war nur eine Frage der Zeit), würde sie sicher wieder sinnlose Einkäufe tätigen. Sie war sehr schlau, und wenn es darum ging, verstecktes Geld zu finden, entwickelte sie unwahrscheinliche, sogar hellseherische Fähigkeiten.

Zur Ablenkung und zu Täuschungszwecken legte Herr Aee schon mal zwei oder drei Fünfhunderter an leicht zu entdeckende Plätze, wie zum Beispiel unter die Matratze oder unter seine gebügelten Hemden, weil er dachte, dass sich seine Frau damit dann zufrieden geben würde: aber sie ahnte offenbar, dass es noch weitaus grössere Geldbeträge zu entdecken gab.

Davon kaufte sie so sinnlose Sachen wie neue Schuhe und Parfum, ausserdem faselte sie in letzter Zeit immer wieder von einem neuen Küchenherd, einer neuen Waschmaschine und einem neuen Fernseher. Und das, obwohl ein grosser Küchenherd, eine Waschmaschine und ein Fernseher im Haus vorhanden waren, und funktionierten. Gut, es waren nicht mehr die neuesten Modelle, etwa zwanzig Jahre waren sie alt.

Herr Aee hatte ihr schon zweimal gesagt, als sie diesmal wieder zur Sprache brachte, dass sie einfach mehr im Haushalt arbeiten solle, so wie früher. Wenn sie wieder mehr von Hand machen würde, hätte sie gar nicht mehr so viel Zeit zum Fernsehen. Vor allem brauchte sie keinen neuen, grösseren Fernseher.

Ausserdem: seine kluge, fleissige Mutter habe überhaupt nie einen Fernseher gehabt und von Hand gewaschen. Als seine Frau dann geantwortet hatte, dass es damals noch gar kein Fernsehen gegeben habe, hatte Herr Aee entnervt die Wohnung verlassen.

Darauf war er zwei Tage lang zum Zechen gegangen.

Nein, Nein, manchmal sind Frauen nicht zu verstehen!

Auf jeden Fall werde ich mich für morgen mal wieder krank melden und einen schönen Tag im ‚Golden Jade Tee und Relax House’ verbringen, wo Gerüchten zufolge letzte Woche zwei Damen aus Afrika angekommen waren. Er verachtete zwar Neger wie die meisten Thailänder, aber schwarze Damen aus Afrika sollten etwas ganz Besonderes und Exklusives sein.

So kann ich meine Weltoffenheit zum Ausdruck bringen. Denn welcher meiner Kollegen kann schon von Erfahrungen mit schwarzen Damen berichten…

 

Herr Sanong

Der Boss von Herrn Aee, der Immigration Supervisor Herr Sanong, würde wie gewohnt seine Krankmeldung sofort gutheissen, das wusste er. Der Dienst hier war ja auch sehr anstrengend, und Herr Sanong war seit einigen Monaten ein sehr verständiger und beliebter Vorgesetzter, seitdem seine Mitarbeiter ihm bei der Lösung eines schwerwiegenden Problems geholfen hatten:

Herr Sanong hatte einen Spitznamen, den er, wenn er ihn zufällig mal hörte, mit einem Schmunzeln zur Kenntnis nahm.

„Herr Sanong, der Mächtige“ wurde er genannt.

Dieser Zusatz bezog sich allerdings weniger auf seine Dienststellung, sondern vor allem auf sein Äusseres, das durchaus als „Mächtig“ zu bezeichnen war.

Er brachte 168 kg auf die Waage. Morgens, nach seiner Morgentoilette. Im Laufe des Tages kam er dann schon mal je nach Tageszeit auf 173 bis 176 Kilogramm, nach seinen ausgedehnten Mahlzeiten, für die er sich jeweils eine Stunde Zeit liess. Seine Verwandten wunderten sich manchmal über seine Leibesfülle, denn Herr Sanong versicherte hoch und heilig, wenn mal wieder die Sprache auf seine ‚Körperstärke’ kam, dass er nur drei Mal am Tage speise. Das stimmte tatsächlich, allerdings kam er schon bei seiner Frühmahlzeit am Morgen auf mindestens drei Gänge.

Eines Tages dann war es passiert: Er hatte sich erschöpft von seinem Mittagsspaziergang in seinen Stuhl fallen lassen. Es war einer der Stühle aus verchromtem Stahlrohr mit stabilen seitlichen Armstützen, die überall im Office herumstanden. Er ruhte sich kurz aus, und wollte wieder aufstehen, um sich zur Toilette zu begeben.

 

***

Was war das? Seine seitlich hervorquellenden Oberschenkel hatten sich derart unter den seitlichen Armlehnen verklemmt, dass er jedes Mal, wenn er aufzustehen versuchte, den Stuhl mit in die Luft hob.

So musste er zwei seiner Mitarbeiter bitten, den Stuhl festzuhalten, während er versuchte, sich aus dem Stuhl heraus zu winden.

Als dies nicht gelang, wurde er unwirsch, stellte sich aufrecht hin, und forderte die Mitarbeiter auf, den klemmenden Stuhl von seinem Hintern wegzuziehen. Dies gelang nach vier Versuchen, allerdings riss seine Hose seitlich ein. Dieses Beinkleid war noch keine zwei Monate alt.

Dies erboste Herrn Sanong zusätzlich, da es nicht leicht war, überhaupt Kleidungsstücke für ihn zu besorgen. Wenn seine Frau sich auf die Suche nach solchen machte, dauerte es immer mindestens einen halben Tag. Dafür, dass solch eine Suche lange dauerte, hatte Herr Sanong Verständnis, aber dass seine Frau von diesen Einkäufen immer mit mehreren Taschen mit eigenen, modernsten Bekleidungsstücken zurückkam, verdarb ihm regelmässig die Laune.

Jetzt war wieder eine Hose fällig, und damit ein weiterer, teurer Shoppingtag für seine Geldbörse!

Aus dem Stuhl befreit, gab Herr Sanong die Anweisung, sofort von einem der Stahlrohrstühle die beiden Armstützen abzusägen, damit sich ein solches Missgeschick nicht mehr wiederholen möge.

Gesagt getan, nun war es auch kein Problem mehr für ihn, ohne fremde Hilfe aufzustehen. Nur hätte der Stuhl nun zum bequemen Sitzen die doppelte Breite haben müssen. So liess er einen doppelt breiten Stuhl anfertigen. Als er sich genussvoll in diesen Stuhl gleiten liess, gab es einen knirschenden Ton und der Stuhl brach genau in der Mitte auseinander.

Herr Sanong landete mit einem schmerzhaften Aufschrei auf dem Fussboden.

Er hatte sich offensichtlich das Steissbein verstaucht, und stöhnend nach seinen Mitarbeitern gerufen. Zu dritt wollten sie ihm wieder auf die Beine helfen, und als sie ihren Chef schon beinahe in senkrechte Position gebracht hatten, stöhnte er wegen des schmerzenden Steissbeins sehr laut auf, worauf der Mitarbeiter, der ihn von vorne nach oben ziehen sollte, erschrak, und den mächtigen Oberkörper losliess. Für die beiden Männer, die ihn seitlich angehoben hatten, wurde das Gesamtgewicht, das jeder nun zu stemmen hatte, zu gross, und mit einem Fluch liessen die Beiden ebenfalls los.

So landete Herr Sanong wieder mit einem lauten Plumps auf dem Fussboden. Sein Schmerzensschrei hallte durch das Office, und man einigte sich erschrocken darauf, den Ambulanzwagen des nahegelegenen Hospitals herbei zu rufen.

Nach wenigen Minuten erschienen zwei weissgekleidete Sanitäter mit einer Tragebahre im Büro. Diese stellten sie neben ihn ab. Nachdem man mit vereinten Kräften den jammernden Herrn Sanong auf diese Bahre gerollt hatte, und er mit dem Bauch nach unten darauf angeschnallt lag, da sein Hintern inzwischen furchtbar schmerzte, verstärkten zwei seiner kräftigsten Mitarbeiten das Sanitäterteam, um die Bahre hoch zu wuchten.

Es packten zwei zusätzliche, kräftige Hände an, und hoben die schwere Last hoch. Ab ging es nach draussen zum Krankenwagen.

Dann geschah die Katastrophe:

Genau auf halbem Wege zwischen wartendem Krankenwagen und Ausgangstür brach die Bahre unter der Überlast in der Mitte durch und der Ärmste landete wieder auf dem Boden.

Herr Sanong schrie wie am Spiess, und war auch auf der Bauchseite mit blauen Flecken übersäht. Mit Hilfe aller seiner Mitarbeiter gelang es schliesslich, Herrn Sanong wieder auf die Beine zu stellen, und ihn mit Müh’ und Not doch noch ins Hospital zu bringen. Er war darauf sieben Wochen im Hospital geblieben.

 

Fliegender Wechsel bei der Border Control

Als ihn seine beiden besten Freunde dort besuchten, kündigte Herr Sanong an, er werde nun rücksichtslos abnehmen. Als er wieder im Büro erschien, verkündete er, er habe mindestens sechs Kilo abgenommen. Dies wurde von einigen seiner Mitarbeiter bezweifelt, da das genaue Gewicht ja gar nicht zu ermitteln war, da Personenwaagen nur eine Skala haben, die bis 150 Kilogramm reicht.

Als dies Herr Sanong feststellte, teilte er seinem zweifelnden Mitarbeitern mit, er sei, als er wieder gehfähig war, zum Grossmarkt gegangen. Dort gebe es bekanntlich Waagen, mit denen die Bauern ihre angelieferte Reisernte wögen.

Man könne damit bis zu zehn Sack Reis gleichzeitig wiegen, und sie hätten einen Messbereich von Null bis fünfhundert Kilo. Dort schaue er seit seiner Genesung alle drei Tage vorbei und überprüfe seine Gewichtsabnahme.

Das leuchtete allen Mitarbeitern ein und sie bewunderten den Einfallsreichtum und die Weisheit ihres Chefs.

Während der krankheitsbedingten Abwesenheit ihres Vorgesetzten, welche die Mitarbeiter sichtlich genossen, hatten sie eine Sammlung veranstaltet und von dem Geld bei einem Schreiner eine grosse, stabile Holzbank bestellt, die mit einer kostbar geschnitzten Rückenlehne und besonders stabilen Seitenteilen versehen war. Als die Bank geliefert war, hatten sich die acht Mitarbeiter gleichzeitig auf die Bank gestellt und begonnen, synchron in den Knien zu wippen. Die Bank hielt dieser Belastung stand.

Nach diesem Härtetest wurde sie für voll einsatzfähig befunden und bezahlt.

‚Da wird sich der Chef sicher freuen, wenn er wieder kommt!’, war die einhellige Meinung

Und so war es dann auch.

Als er das Büro betrat, traten ihm vor Rührung fast die Tränen in die Augen. Er bedankte sich bewegt bei jedem einzelnen Mitarbeiter persönlich und gelobte, er werde für sie der beste Chef aller Zeiten sein. Von nun an erfüllte er jeden Wunsch seiner Mitarbeiter, wenn es denn in seiner Macht stand.

 

***

Herr Aee hatte also beschlossen, krank zu werden. Er wusste:

Herr Sanong würde wegen einer Aushilfskraft für Herrn Aee im Polizei-Hauptquartier in Trat anrufen und den Polizeikollegen Herrn Tong zur Grenzarbeit abordnen. Herr Tong sprach als einziger dort ein wenig Englisch. Er würde gewiss auch gerne kommen, denn er war ein alter Freund.

Wie gewöhnlich würde er von den zusätzlichen „Tageseinnahmen“ am Passschalter am Abend unaufgefordert die Hälfte an Herrn Sanong abgeben.

Beide würden damit zufrieden sein.

Als Herr Aee seinen Chef von seinem schlechten Gesundheitszustand berichtet hatte, hatte der ihn mitleidvoll angesehen, und gemeint, er solle sich richtig auskurieren lassen. Er könne sich bis zur vollständigen Genesung ruhig ein paar Tage länger Zeit lassen, worauf Herr Aee ihm dankte und meinte, so schlimm sei es auch wieder nicht, und er sei sicher in zwei, drei Tagen wieder gesund.

So wünschte der Chef Herrn Aee gute Besserung, und griff nach dem Telefonhörer, um Herrn Tong anzufordern.

Morgen würde wieder ein schöner, ertragreicher Tag für die Herren Sanong und Tong werden…

 

Morgens an der Grenze

Gegen neun Uhr früh machte Gerhard sich auf den Weg zur Grenze. Die Abfertigungsgebäude für Personen und Wagen bestanden auf kambodschanischer Seite aus einer Ansammlung von windschiefen Baracken und eingeschossigen Steinhäuschen.

Als er vor dem Abfertigungsschalter stand, durchzuckte ihn ein Schreck: „Wo ist mein Brustbeutel mit meinem Pass?“

Er hing nicht wie üblich um seinem Hals. Mit wackeligen Knien ging er zurück zu einer der ersten Baracken, in der sich ein ‚Restaurant’ befand und bestellte sich einen Kaffee. Er setzte sich auf eine der klapprigen Bänke und versuchte, in Gedanken die letzten Stunden zu rekonstruieren.

Gestern Abend hatte ich ihn noch vor dem Duschen um den Hals baumeln, ihn ausgezogen und dann? Kleiderwechsel, was noch?

Er kann nur im Koffer sein!

Mit zittrigen Händen öffnete er die beiden Schnappriegel und fing an zu kramen. Hurra! Da! Neben dem Kulturbeutel lag er.

Er befühlte ihn – alles klar!

Er schaute vorsichtshalber noch hinein – alles da! Pass, Kreditkarten und die zwei fünfzig Dollar-Scheine.

UUUH!

Das hätte mir gerade noch gefehlt!

Er dachte zwei Monate zurück, als ihm der Pass und sämtliche übrigen Papier in Trat geklaut worden waren.

Die Wiederbeschaffung hatte 6 Wochen gedauert und es hatte über zehntausend Baht gekostet, bis er einen neuen Pass in Händen hielt.

UUUH, Juchhei!

Er ordnete etwas den Kofferinhalt.

Nanu, was ist das denn für eine Tüte? Weiss, mit einem Aufdruck von Seven Eleven. Solche Supermärkte gab es doch gar nicht in Kambodscha! Der Beutel ist nicht von mir.

Er hob ihn hoch und schaute hinein: Zucker oder etwas ähnliches!

Ich hatte noch nie Zucker im Koffer gehabt. Kaffee trinke ich immer schwarz!

Was soll das auch?

Er roch daran: kein Geruch,

Dann steckte er den angefeuchteten Zeigefinger hinein und leckte ein wenig die Fingerspitze ab: sehr bitter!

Was konnte das nur sein?

Wie kommt die Tüte überhaupt in meinen Koffer?