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Uli Bach

Luise geht auf Männerfang





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Luise

 Luise war fast 30 Jahre alt und, lebte noch immer allein. Ihre Eltern besaßen ein kleines Häuschen in einer ländlichen Gegend. In diesem, richteten sie auch für Luise eine kleine Wohnung ein. Weit ab von zwei großen Städten, fristete Luise,  nun schon seit 29 Jahren, ihr Leben. Aber für junge Frauen, war dieses Leben nichts. Weit und breit rein gar nichts, um Männer kennenzulernen.

 

Es war ja nicht so, dass sie noch nie eine Beziehung hatte. Mit 16 Jahren, lernte sie einen Mann in Uniform kennen, mit dem sie lange im brieflichen Kontakt stand. Bis zu jenem Tag, als er ihr mittteilte, dass er sich mit seiner Frau versöhnt hatte.

Während ihrer Lehre zur Altenpflegerin, lernte sie einen Mann kennen, mit dem sie einige Monate zusammenlebte. Sie waren glücklich miteinander und doch stimmte etwas nicht. Das spürte Luise ganz genau. Sie wurmte, dass sie, bei bestimmten Liebesdingen, immer die Initiative ergreifen musste. Aber so standen sie immer füreinander ein. Für Luise, war dies eine lehrreiche Beziehung, welche sie, das Vertrauen in die Männerwelt verlieren ließ. Denn in den letzten Monaten passierten Dinge, welche sie nie wieder vergessen konnte. Er hatte inzwischen seine Lehre abgeschlossen und arbeitete, im Schichtdienst, in einem Altenpflegeheim. Am Anfang lief noch alles glatt. Doch dann, musste er plötzlich viele Nachtdienste schieben. An den Wochenenden sogar Doppelschichten. Dann kam der Tag, an dem er sich outete. Seine Eltern, verlangten von ihm eine Beziehung zu einer Frau... Er jedoch hatte immer nur Männer geliebt. Jetzt hatte er die Liebe seines Lebens kennengelernt. Luise musste sich bei dieser Nachricht setzen und vor ihren Augen, tanzten die Buchstaben S-C-H-W-U-L einen wahren Reigen. Als sie sich endlich wiedergefunden hatte, packte sie schweigsam ihre Sachen und räumte das Feld - für den Nächsten. Seiner großen Liebe.

 Seitdem lebte sie wieder bei ihren Eltern und mochte keinen Mann mehr an ihrer Seite sehen.

 

 Die Wochenenden verbrachte die Familie gemeinsam. Mutter, Vater und Tochter unterhielten sich, bei Kaffee und Kuchen und ließen die Woche Revue passieren. Allmählich entwickelte sich ein kleines Ritual. Der Vater las den Sportteil der Tageseitung und die Mutter den Anzeigenteil. Luise wollte es nicht. Die Mutter jedoch, las ihr immer und immer wieder, Annoncen aus der Tageszeitug vor. Weil sie sich so sehr um ihr kleines Mädchen sorgte. Immerhin war sie schon fast 30 Jahre und noch immer war kein Mann in Sicht. Luises Schüchternheit ignorierte sie dabei vollends.

 Als sie in diesem Alter war, da war Luise schon ganze 10 Jahre alt.

Immer wieder spornte sie Luise an, dann fand auch Luise ihren Spaß daran und begann, Annoncen zu lesen. Luise war wie die meisten jungen Menschen heutzutage. Chiffre Anzeigen, kamen für sie überhaupt nicht in Frage. Sie hatte es schon längst verlernt Briefe mit der Hand zu schreiben. Daher suchte sie gezielt nach Annoncen mit Handy-, Telefonnummern oder auch E-Mailadressen.

Schon bald entdeckte sie das Internet für sich. Was ihr noch viel mehr Möglichkeiten ermöglichte.

Und so stürzte sie sich, in das Abenteuer Männersuche.

 

Seitdem sie sich so sehr bemühte einen Mann zu finden, häuften sich die Abenteuer und es begann ihr immer mehr Spaß zu machen. 

Eine gute Zugverbindung, die zwei große Städte miteinander verband, ermöglichte Luise so einiges.

  In der Bahn, in der Stadt und in Einkaufscentren, häuften sich die Zufälle und, in Luise wuchs das Selbstvertrauen und ihre Schüchternheit wich immer mehr von ihr.

 

Sie öffnete sich immer mehr der Liebe.

Aber ob sie diese auch fand?

Auf Künstlers Spuren

 Eine Annonce fiel ihr sogleich ins Auge. Zumindest die Worte - Einfamilienhaus, Garten und campen.

Na gut, fürs campen zeigte sie noch nie großes Interesse.

Vielleicht lag es ja daran, dass sie es nie versuchte. Und doch juckte es ihr in den Fingern. Sie griff nach ihrem Handy und schrieb sogleich, eine kleine SMS, an den besagten Herrn. Sie schrieb, dass auch sie den Garten und die Natur liebte und das Leben in einem Einfamilienhaus kannte. Über das Campen verlor sie kein Wort. Es dauerte nicht lange und ihr Handy piepste. Upps! Voll erwischt! Eine Nachricht von der Ostsee - aus einem kleinen Zweimannzelt - erreichte sie. Er teilte Luise mit, dass er sie am Montag Abend gern anrufen wollte.

Montag? Montag ging in Ordnung! Aber erst zu um 21.30 Uhr. Denn Montag war Sporttag, dann traf sie sich immer mit den Frauen des Ortes, in der neu gegründeten Sportgruppe. Sonst war ja in diesem Ort nichts weiter los. Sogleich schrieb sie ihm zurück und teilte, dem ihr unbekannten Herrn, die Uhrzeit zu ihrem telefonischem Date mit. Noch zwei Tage, dann lernte sie den Mann endlich kennen und kam ihrem Glück ein wenig näher.

 

Am Montagabend, musste alles etwas schneller gehen als sonst. Zu Hause machte sie sich fertig - schnell was trinken, duschen und dann warten bis das Telefon klingelte.

Bei dem ersten Klingelton, zuckte sie zusammen, obwohl sie sich doch so darauf eingestellt hatte. Ein ungutes Gefühl beschlich sie.

Hatte sie jetzt plötzlich Angst vor diesem Schritt?

Aber die Neugierde ließ sie zum Hörer greifen und abheben. Eine dynamisch klingende, sich fast überschlagende Stimme breitete sich in ihrem Ohr aus. Ein Gunnar, befand sich am anderen Ende der Leitung. Luise stellte sich kurz vor, kam aber von da an, fast nicht mehr zu Wort.

Dieser Gunnar arbeitete als selbständiger Künstler. Alles andere, erklärte sich dann wie von selbst. Er war Zopfträger, trug ein Piercing und hatte schon viele Länder besucht. Er machte gleich ein Date mit Luise aus. Sie sollte doch zu ihm kommen, denn er wollte gern für sie, die Glocke der Liebe schwingen lassen.

Glocke der Liebe?

Luises Augen weiteten sich und vor ihnen, breitete sich ein unbeschreibliches Bild aus.

Sie lag nackt in Gunnars Garten. Dieser Gunnar, mit Zopf und Piercing, stand über ihr und ließ seine Glocke der Liebe schwingen.

Da wagte sich dieser Kerl doch glatt, sie Luise, aus ihren Gedanken zu reißen. Mit den Worten: "Diese habe ich in Thailand gesehen und nachgegossen."

Luise war jetzt ganz und gar sprachlos.

Macht nichts, denn Gunnar redete schon weiter. Er teilte Luise seine Faxnummer mit, um sie auch bildlich kennen zu lernen. Er wollte ihr dann auch ein Bild von sich schicken. Als Luise merkte, dass Gunnar ihr nichts mehr zu sagen hatte, fragte sie ihn schnell noch nach seinem Alter.

Die Antwort ließ sie in sich zusammensinken. Immer wieder sauste die 56 durch ihr Hirn. Ganze 27 Jahre älter, schoss es ihr durch den Kopf. Das musste sie, auf seine Antwort, gleich los werden. Mit weit aufgerissenen Augen brüllte sie in den Hörer: "Dann bist du ja ganze 27 Jahre älter als ich!"

Sogleich griff die Verteidigung an. "Ich sehe aber viel jünger. Bin sportlich. Auch immer gut drauf."

Alles solche Sachen, die einen Mann zu einem echten Gockel machten.

Luise wollte sich das nicht mehr länger anhören und machte Gunnar darauf aufmerksam, dass sie müde war. Immer wieder redete er auf sie ein und sie brachte kein "Nein" heraus. Sie legte einfach auf und ging, an ihren Schrank mit den Fotoalben. Es war kein brauchbares Bild zu finden.

War er nicht ein Künstler?

Konnte sie da nicht mit ihrer Kunst glänzen?

Kurzerhand wählte sie ein Selbstportrait, aus ihrer Malmappe aus. Leider sah es ihr so gar nicht ähnlich. Dieses wollte sie Gunnar morgen, wenn sie im Büro saß, durch das Fax jagen.

Aber erst einmal begab sie sich zu Bett. Vielleicht fiel ihr ja dort noch etwas besseres ein. Im Bett hatte sie immer die besten Ideen. Heute leider nicht.

 

So jagte sie, am frühen Morgen, im Büro, dieses Selbstportrait durch das Faxgerät. Alsbald, kam ein Bildnis von ihm bei ihr an. Ein Mann mit Nickelbrille, Zopf und einer schönen Frau vor sich, gekleidet in Westernklamotten.

"Eigentlich ganz schnuckelich", dachte Luise.

Aber für sie war das Thema schon längst abgehakt.

Kurzzeitig stellte sie sich vor, wie sie Hand in Hand mit diesem Mann, durch die Straßen einer großen Stadt ging. Er, der Alternative und sie, die graue Maus.