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ÜBER DIE AUTOREN
Gerhard Polt, geboren am 7. Mai 1942, verbrachte eine lückenlose Kindheit. Diese hat er nicht abgeschlossen, und nach längeren Jahren urbanen Lebens in diversen Städten kam es zu mehreren Begegnungen mit Menschen des öffentlichen Lebens. Dies ermöglichte ihm, das Berufsziel des Bootsverleihers aufzugeben und den Berufsweg des Erzählers einzuschlagen. Seine weiteren Lebensschritte sind von anhaltender Zuversicht geprägt.
Frederick Baker, 1965 in Salzburg geboren, studierte Archäologie. 1992 arbeitete er erstmals mit Gerhard Polt zusammen. Er realisierte mit ihm die beiden Bühnenfilme Obatzt is’ und Offener Vollzug. Seit 1993 arbeitet Baker als Autor und Regisseur für BBC, ORF u. a. 2010 erlangte er die Doktorwürde mit einer Promotion zum Thema “Film, Archäologie, und Vergangenheitsbewältigung” in Cambridge. Einige Erkenntnisse daraus ließ er auch in Und Äktschn! einfließen.
ÜBER DAS BUCH
Der leidenschaftliche Amateurfilmer Hans A. Pospiech hält sich nur über Wasser, indem er Weltkriegs-Memorabilien aus dem Nachlass seines Vaters verscherbelt. Als die örtliche Sparbank einen Filmpreis auslobt, wittert der letzte Kinosaurier seine Chance auf Ruhm, Ehre und die pekuniäre Sanierung. Optimal ausgerüstet mit wenig Zweifeln macht er sich ans Werk. Hans A. Pospiech schreckt vor keinem Thema zurück: Er möchte das Privatleben von Adolf Hitler verfilmen. In seiner Garage im trostlosen Ort Neufurth an der bayerisch-österreichischen Grenze setzt er das Vorhaben beharrlich um, mit Hilfe von Schauspielern, die nicht einmal Autodidakten sind. Dabei steht stets die Begeisterung des Schaffens im Mittelpunkt – nicht das Resultat.
Cast
(In der Reihenfolge ihres Auftretens)
HANS A. POSPIECH Gerhard Polt
FRAU BAATSCH Brigitte Kren
FALTERMEIER Michael Ostrowski
NAGY Nikolaus Paryla
ALFONS POSPIECH Maximilian Brückner
JEAN-PIERRE BIEGLER Viktor Giacobbo
GRETE NEURIEDL Gisela Schneeberger
GAST FILMCLUB Julia Zimth
BLUTER FREUNDIN 1 Araba Walton
BLUTER FREUNDIN 2 Andrea Sachs
SECURITY Michael Pink
SANDLER Johann »Zazl« Raunig
BRUNNHUBER Olaf Krätke
SUK Prashant Prabhakar
GOURMET GAST Kay Ramczyk
FRAU VON GOURMET GAST Mirya Kalmuth
WIRTSHAUS GAST 1 Steffi Theißing
WIRTSHAUS GAST 2 Martin Polt
GÜNTHER FLEISCHBAUER Robert Meyer
FRAU DR. GAIL Maria Peschek
WÜRSTLVERKÄUFER Uli Schneider
SPEZI Manfred Stecher
GERDA FLETZ Esther Kuhn
FRAU SCHÄFER Mareike Sedl
FRAU LUPO Ernie Mangold
IRGENDJEMAND VON DER FIRMA GWANDL Thomas Stipsits
MUSIKSCHÜLER KEVIN Paul Mayrhofer
MUSIKSCHÜLERIN JESSICA Flora Mayrhofer
HERR HEGEDÜSCH Johannes Reiter
FRAU PFLANZELT Roswitha Soukup
MUCKI Siegrun Wagner
FRÄULEIN KANTWEBER Theresa Bendel
PIESLER Werner Steinmassl
BORMANN Robert Palfrader
POLIZIST 1 Karl Well
POLIZIST 2 Michael Well
POLIZIST 3 Martin Polt
Hauptcrew
REGISSEUR Frederick Baker
DREHBUCH Gerhard Polt, Frederick Baker
PRODUZENTEN Christain Becker, Frederick Baker
CO-PRODUZENTEN Antonio Exacoustos, Franz Kraus, Josef Reidinger
AUSFÜHRENDE PRODUZENTEN Benedikt Böllhoff, Max Frauenknecht
REDAKTION Cornelia Ackers, Heinrich Mis
DRAMATURGIE Sandra Fasolt
KAMERA Wolfgang Thaler
TONMEISTER Roman Schwartz
SZENENBILD Tilman Lasch
KOSTÜMBILD Mo Vorwerck
MASKENBILDNER Nadine Scherer, Christine Krebs
SCHNITT Alarich Lenz
SOUNDDESIGN Martin Loecker
TONMISCHUNG Jürgen Roth
MUSIK Christoph Well
SONGS Die Toten Hosen
Neufurth
NÄHE FLUGHAFEN
Ein Flugzeug fliegt tief über Neufurth, Funkkontakt aus dem Cockpit ist zu hören. Hans Pospiech, ein Endsechziger, bekleidet mit Cordhose, einer dicken Winterjacke und einer Wollmütze, fährt im Morgengrauen mit einem alten Fahrrad, an dem er einen Anhänger mit der Aufschrift »Pospiech Productions« nachzieht, durch seinen Heimatort, eine mittlere bayerische Kleinstadt an der österreichischen Grenze.
In der Garage
Pospiech baut in seiner Garage eine Videokamera auf, setzt sich davor und filmt sich mittels Fernauslöser.
POSPIECH Also, es gibt immer mehr Leute, die einfach nur so vor sich hin fliegen. Denen ist doch kein Flieger zu schade, bloß dass die wegfliegen. Denen würde ich amal ins Stammbuch schreiben: Bleibts doch dahoam! Schauts euch lieber an Film an! Des is was. Daheim bleiben, a Flaschl Wein! An Film anschaun im Freundes-, Familienbereich! Vielleicht an Film von der Pospiech-Production! Da fliegt die Phantasie. (lacht) Mir sitzen im Cockpit! … Was wollen S’ denn in Afrika, da sehn S’ a Krokodil und holn sich dabei as Dengue-Fieber. Daheim holt man sich kein Dengue-Fieber, weil der Film keinen Virus hat. Also, nicht den. (lacht) Sie verstehn schon, gell?
Pospiech beendet die Aufnahme.
Sparbank
BÜRO FALTERMEIER
Frau Baatsch läuft in den Räumen der Sparbank zum Büro von Faltermeier.
FRAU ANON Auf Wiederschaun, Frau Baatsch.
FRAU BAATSCH Pfiat di!
In Faltermeiers Büro
FALTERMEIER Auf Wiederschaun!
HERR BUTU Wiedersehn.
FRAU BAATSCH Auf Wiederschaun, Herr Butu.
(zu Faltermeier) Da ist Ihr Kaffee.
FALTERMEIER Danke, Frau Baatsch. Sie können gern gehen.
FRAU BAATSCH (lacht) Ja, danke. Trinken S’ ned zu viel Kaffee!
Frau Baatsch geht ab. Faltermeier checkt auf seinem Computerbildschirm den Finanzstatus seiner Kunden Fleischbauer, Nagy, Neuriedl und Pospiech. Alle vier bewegen sich im roten Bereich, haben den Kreditrahmen überschritten. Pospiech wird sogar als Risikokunde gekennzeichnet. Faltermeier googelt Pospiech, schaut sich seine Homepage an.
Pospiechs Videoblog
POSPIECH Ich darf mich vorstellen: Mein Name ist Pospiech, Hans Pospiech von der Pospiech-Filmproduktion. Wenn ich mich vorstelle, das heißt … ich möchte sagen, … ich bin noch vor Stalingrad geboren, habe eine lückenlose Kindheit hinter mich gebracht, anschließend Lehre, Droge … ah … bei einem Drogisten … und wurde Pharmazeut, … ah, Handelsvertreter. Ich wurde dann … habe eine Ehe eingegangen, bin eine Ehe eingegangen, bin noch verheiratet und habe aber schon sehr bald die Welt des Films entdeckt, der ich bis heute absolut treu geblieben bin. Und wir von der …
Faltermeier stoppt das Video.
Vor Pospiechs Garage
Vor einem kleinbürgerlichen Einfamilienhaus mit Doppelgarage und großer Einfahrt schleicht der Immobilienmakler Nagy in langem, grauem Mantel herum und fotografiert das Haus. Als er ein Geräusch hört, lässt er die Kamera schnell in einer Tasche verschwinden und steigt in sein Auto. Pospiech nähert sich dem Einfamilienhaus und sieht Nagy gerade noch wegfahren. Er stellt sein Fahrrad vor der Garage ab und schaut zum ersten Stock des Hauses hoch, wo sich ein Vorhang bewegt, als habe jemand zugeschaut.
Pospiechs Neffe Alfons fährt mit lauter Musik (Die Toten Hosen) in einem gelben BMW 1800 Touring rasant vor, steigt aus, um Pospiech zwei Leberkässemmeln in Alufolie zu übergeben.
ALFONS An Guat’n.
Alfons fährt mit heißen Reifen wieder weg.
In der Garage
Im Innern der Garage steht ein großer Schreibtisch, auf dem sich neben einem Computer Filmrollen und -materialien stapeln. In den Regalen an den Wänden lagert weiteres Filmzubehör. In einer Zimmerecke gibt es ein kleines Waschbecken und einen improvisierten Küchenbereich. Pospiech legt Jacke und Mütze ab. Am Computerbildschirm sieht man Herrn Biegler, der auf einen Videochat wartet.
POSPIECH Herr Biegler!
BIEGLER Ja, super!
POSPIECH Ja, Herr Biegler! Ich mach uns noch schnell an Tee, gell?
BIEGLER Super!
POSPIECH Ja.
Pospiech setzt auf einer GasflammeTeewasser auf und holt aus seinen Archivregalen eine Kamera, die er Biegler zeigt.
POSPIECH Jetza passen S’ auf. Sehn Sie des?
BIEGLER Nein, nein, ich seh es nicht.
POSPIECH Moment, da ham S’ es, Herr Biegler. (justiert die PC-Kamera) Das ist die Kamera, mit der mein Vater alles gedreht hat, das is quasi das Letzte, was ich von meinem Vater noch habe. Der Mensch stirbt, aber der Film bleibt.
BIEGLER Sehr wahr, Herr Kollege.
POSPIECH Ja … ja.
BIEGLER Was ist ihm denn passiert? War’s die Stalinorgel?
POSPIECH Stalinorgel, ja! Warten S’ amal. Sehn Sie’s, ich zeig’s Ihnen hier. Sehn Sie die Kratzer?
BIEGLER Die Stalinorgel.
POSPIECH Ja. Nä? (deutet auf die Kratzer der Kamera)
BIEGLER Ganz deutlich.
Pospiech spielt ein Kriegs-Video ab und filmt es für Biegler ab. Man sieht und hört Explosionen.
POSPIECH (begeistert) Charkow! Des is Charkow! Mein Vater war da unheimlich nah dran! Verstehn Sie?
BIEGLER Ja.
POSPIECH Jetzat.
BIEGLER Was? Ist das jetzt schon Stalingrad?
POSPIECH Nein! Wo wär denn jetzt da a Schnee? Da ist ja gar kein Schnee. Sehn Sie an Schnee?
Wieder Explosionen.
BIEGLER Ja, genau!
POSPIECH Jetzt muss ich noch amal hier … kleinen Moment – Jetzt! Jawoll!
BIEGLER Jaa! Da ist jede Explosion ihr Geld wert!
POSPIECH Baku!
BIEGLER Baku!
POSPIECH Ja, Baku! Ja!
BIEGLER Wegen dem Öl!
POSPIECH Ja! Wegen dem Öl! Genau!
BIEGLER Kann ich vielleicht nochmal Charkow sehen?
POSPIECH Gerne. Warten S’ amal. Moment! (spult das Band zurück) Des is ja schon der Rückzug! (spult das Band weiter zurück) Moment, jetzat ham mirs, glaub ich. Jetzat!
BIEGLER Super! War das die Achtacht?
POSPIECH (begeistert) Ja! Das ist die Achtacht! Das IST die Achtacht! DAS ist die Achtacht!
BIEGLER Wie haben Sie sich’s denn mit der Bezahlung vorgestellt?
POSPIECH Pro Explosion, pro Bumperer fuchzig Euro.
BIEGLER Super!
POSPIECH Super!, sag i aa. (lacht)
Im Filmclub Focus
Die Sitzreihen im Filmclub sind spärlich mit Besuchern gefüllt. Alfons steht auf einem Stuhl und hantiert am Filmprojektor an der Decke herum, Pospiech neben ihm.
ALFONS Das geht ned!
POSPIECH Da!
ALFONS Ja, des woaß i scho!
Grete Neuriedl im eleganten Kostüm kommt herein.
POSPIECH Ah, Frau Grete!
NEURIEDL Herr Pospiech, grüß Gott! Ja!
POSPIECH Nett, dass Sie kemma sind, so eine Ehre. Jeder weiß doch, wie schwer’s bei Ihnen ist, sich aus Ihrer Domäne rauszulösen.
NEURIEDL Na ja, ich muss natürlich bald wieder weg, gell. Aber der Herr Suk ist so freundlich und hält derweil die Stellung.
ALFONS Grüß dich!
NEURIEDL Alfons, servus!
Neuriedl und Alfons schütteln sich die Hände.