Hans Jürgen Krysmanski

DIE LETZTE REISE DES KARL MARX

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eBook Edition

Inhalt

Vorwort

Prolog

Kapitel I
Von London ans Mittelmeer

Kapitel II
Algier

Kapitel III
Monte Carlo und der Kasinokapitalismus

Kapitel IV
Rückkehr nach London und Tod

Epilog

Anmerkungen

Literatur

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ISBN 978-3-86489-562-3

© Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2014

Foto Karl Marx: ullstein bild

Satz: Publikations Atelier, Dreieich

Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck

Printed in Germany

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Karl Marx, Algier, 28. April, 1882 Aufnahme von E. Dutertre

Vorwort

Die letzten Monate im Leben von Karl Marx geben, so die Meinung fast aller Marx-Forscher und -Biographen, wenig her für das Verständnis seines Werks.

Dabei müssen von Marx in dieser kurzen Zeit Erfahrungen verarbeitet werden, die zum Teil völlig neu für ihn sind: Er verlässt zum ersten Mal Europa, muss die neuen Impressionen ohne große Bibliothek und intellektuelle Infrastruktur reflektieren, erfährt Kolonialismus real, verändert sein Aussehen (seine Ikonizität) radikal, taucht ein in die Kasinobourgeoisie Monte Carlos, erlebt das individuelle »wie viel Zeit bleibt mir noch?«, trinkt Milch mit Branntwein und verschlingt Groschenromane en gros.

Dieses Buch, das als Ideensammlung für einen Spielfilm begann, spielt mit den Elementen später Horizonterweiterung und bleibt zugleich – kleine Freiheiten ausgenommen – auf dem Boden der historischen Tatsachen. Nur Vera Stirner und das HISTOLABIUM (eine Sammlung geheimnisvoller Notizen) sind vollkommen fiktional. Und gerade deshalb vielleicht am dichtesten an der Realität.

Hamburg/Münster, im April 2014

Prolog

Algier, Kasbah, 28. April 1882. Ein basarähnlicher, tiefgestaffelter Laden, an dessen Außentür ein Schild verkündet: E. Dutertre, Barbier. Im hinteren Teil des Ladens schließt sich ein weiterer Raum an, erhellt durch ein Oberlicht. Über diesem Zugang steht: E. Dutertre, Photographe. Hier sitzt Karl Marx vor einem dunklen Vorhang, im Begriff, sich fotografieren zu lassen. Der Fotograf verschwindet unter dem schwarzen Tuch hinter seiner Studiokamera.

Marx: »Machen Sie ein möglichst gelassenes Fotogramm, Meister. Brustbild, Gesicht, je fais bonne mine à mauvais jeu!«

Er blickt ruhig und freundlich.

Dutertre – auf seiner Mattscheibe erscheint, auf dem Kopf stehend, Marxens letztes Bild –: »Halten Sie still! Alors! Wie viele Kopien, Monsieur?«

»Zehn Kopien, ich habe drei Töchter und einige Freunde.«

Abrupt erhebt sich Marx und setzt sich im vorderen Teil des Ladens in einen der Barbierstühle. Am Abend des gleichen Tages schreibt er an Engels: »Apropos; vor der Sonne habe ich den Prophetenbart und die Kopfperücke weggeräumt, aber (da meine Töchter dies besser haben) mich photographieren lassen vor dem Haaropfer auf Altar eines algierschen Barbiers.«1

Karl Marx ist an diesem späten Apriltag 1882 äußerlich ein Anderer geworden.