Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Organisation und Überlegungen vor der Reise

Reisezeit

Elternzeit einreichen

Kostenkalkulation

Flug buchen

Visa beantragen

Camper buchen

Reiseapotheke

Nützliche Tipps

Kommunikation in Westaustralien

Babyschale/Kindersitz in Australien

Gepäck: Tops und Flops

Spezielles fürs Baby

Checkliste Camperübernahme

Der erste (Lebensmittel-)Einkauf

Unsere Top 10 Plätze mit Baby und 2WD

Routenvorschläge

Stations/Farm Stay

Englisch rund ums Baby

Unsere Reise 2012

Bildergalerie

FAQ vor der Reise

Perth

Von Perth nach Broome

Broome

Von Broome nach Darwin

Darwin

Vorwort

Elternzeit ist Reisezeit! Auch wenn es uns bei all der Vorfreude auf das erste Baby nicht als allererstes in den Sinn gekommen ist – denn schon die normalen Vorbereitungen auf die Ankunft des Babys beanspruchen viel Aufmerksamkeit – so sollte dies irgendwann unser Motto werden. Schon während der Schwangerschaft haben wir diesem Gedanken ein wenig Zeit gewidmet und überlegt, ob wir ihn nicht einfach in die Tat umsetzen möchten. Es gibt wahrscheinlich keine Zeit im Leben als Familie, die sich besser zum Reisen eignen würde, als die Elternzeit. Wann sonst kann man noch einmal so viel Zeit ungestört miteinander verbringen? Schnell war uns dann klar, dass wir uns die Elternzeit teilen werden – jeder macht nacheinander ein Jahr und etwa in der Mitte haben wir zwei gemeinsame Monate. So konnten wir unseren Traum, Australien zum zweiten Mal zu bereisen, verwirklichen.

Wie so viele junge Menschen hatten wir uns mit Mitte 20 während der Semesterferien auf unsere erste große Auslandsreise begeben. Wir mieteten für 10 Wochen einen Campervan und fuhren von Brisbane über Cairns, Darwin, Alice Springs, Adelaide, Melbourne bis nach Sydney: Im Ganzen über 15.000 Kilometer! Die Eindrücke dieser Reise haben uns über Jahre begleitet und geprägt – aber auch die schönsten Erinnerungen verblassen leider irgendwann. Doch dann, im Sommer 2012, sieben Jahre nach unserer ersten Reise, war es endlich wieder so weit: Wir flogen nach Australien!

Mit diesem Buch wollen wir andere Eltern ermuntern, selbst solch eine Reise mit Baby in Angriff zu nehmen. Insbesondere wer selbst noch nicht viel gereist ist oder im familiären Umfeld gesagt bekommt, dass man so etwas „dem armen Kind doch nicht antun kann“, soll sich nicht entmutigen lassen. Wir sind der festen Überzeugung, dass es für eine Familie nichts Besseres gibt, als wenn Mama, Papa und Kind gemeinsam, fernab von Stress und moderner Technik, ein paar entspannte Monate zusammen verbringen können. Für dieses Abenteuer soll unser Buch Interesse wecken und die nötigen Informationen und Anregungen liefern, denn nicht immer hat ein Elternteil, wie in unserem Fall, monatelang Zeit und Muße, alle Informationen in mühevoller Recherchearbeit auf Homepages und in Internetforen zusammenzutragen.

Wenn man mit einem Baby zum ersten Mal auf Reisen geht, will man natürlich nichts falsch machen oder vergessen. In der klassischen Reiseliteratur findet man zum Thema Reisen mit Kind allerdings oft nur kurze, allgemein gehaltene Abschnitte – zum Thema Reisen mit Baby erhält man noch weniger und zum Teil auch falsche Informationen. Dabei interessiert man sich doch brennend dafür, welche Route mit Baby in welcher Zeit überhaupt machbar und sinnvoll ist. Welches Budget muss man einplanen? Braucht man ein Reisebett und wie muss man sich die Babybetten im Flugzeug vorstellen? Macht es Sinn, die eigene Babyschale mit nach Australien zu nehmen? Fragen wie diese versuchen wir in unserem Buch zu beantworten. Was wir in diesem Buch nicht bieten können und wollen, sind Informationen, die man in jedem normalen Australien-Reiseführer nachlesen kann: Geschichtliches, Hintergrundinfos zu Städten, Touranbieter, Übernachtungsmöglichkeiten, etc. Ein guter aktueller Australien-Reiseführer sollte daher auch bei dieser Reise nicht fehlen.

Nicht zuletzt wollen wir aber auch etwas unterhalten und haben daher unsere Blogeinträge der Reise im Buch untergebracht. Vielleicht kann das dem einen oder anderen eine Vorstellung davon geben, wie solch eine Reise in der Praxis aussehen kann. Wir wünschen den Lesern viel Spaß und freuen uns über Kommentare, Neuigkeiten und Anregungen auf unserem Blog www.abenteuerelternzeit.wordpress.com.

Michael und Martina Gutmann

Organisation und Überlegungen vor der Reise

Reisezeit

Es ist kein Geheimnis, dass man Westaustralien in den Monaten April/Mai bis Oktober/November bereisen sollte – während der Trockenzeit bzw. im australischen Winter. Sonst drohen sintflutartige Regenfälle, unerträgliche Hitze, gesperrte Nationalparks und unpassierbare Straßen. Wir haben zwar mit Australiern geredet, die auch in dieser extremen Jahreszeit (mit Familie) das Land bereisen, sie sind dann aber natürlich entsprechend ausgerüstet und können dank monatelanger Reisedauer flexibel auf das Wetter reagieren. Bei einer Reise mit Baby und Campervan würden wir ganz klar den australischen Winter bevorzugen. Die Tagestemperaturen sind dann meist mit 20-25 °C angenehm warm, im Norden können aber auch in der Trockenzeit die 30 °C überschritten werden. Die Nachttemperaturen schwanken dagegen stark und von 5 bis 25 °C ist alles möglich. Hier gilt es, sich für alle Temperaturen auszurüsten und insbesondere für das Kind warme Kleidung und zwei mitteldicke Schlafsäcke mitzunehmen, die gegebenenfalls übereinander angezogen werden können. Sollte man sich dennoch entscheiden, Westaustralien während der Regenzeit zu bereisen, sollte man auf alle Fälle ein Allradfahrzeug (4WD) mieten und mehr Zeit als Puffer einplanen.

Ein Aspekt, der leider in keinem unserer Reiseführer zur Sprache kam, sollte bei der Wahl der Reisezeit ebenfalls berücksichtigt werden: Das Reiseverhalten der „grey nomads“. Als graue Nomaden werden in Australien die Senioren bezeichnet, die, sobald es in den südlichen Staaten zu kalt wird, mit ihrem Wohnwagen in Scharen Richtung Norden ziehen, um dort für mehrere Monate zu überwintern. Die älteren Herrschaften waren bei unserer Reise zwar immer sehr nett, allerdings wünscht man sich als junge Familie schon, ab und zu Gleichgesinnte mit Kindern zu treffen – diese waren allerdings eher Mangelware und wenn, dann kamen sie meist aus dem europäischen Ausland. Das eigentliche Problem ist jedoch, dass sich die Massen an grey nomads oft für Monate auf den Campingplätzen einmieten, bzw. die kostenlosen Campingplätze schon ab den frühen Morgenstunden belegen, was die Auswahl und Verfügbarkeit der schönsten Plätze reduziert und die Preise anziehen lässt. Spätestens wenn dann noch die australischen Schulferien hinzukommen, kann man nicht mehr ganz spontan reisen, sodass man doch hin und wieder einen Platz vorbuchen sollte.

Wir haben unsere Erfahrungen mit den grey nomads in den Monaten Juni und Juli auf der Strecke Perth – Broome gemacht. Die Empfehlung, dass man entweder schon Ende April/Anfang Mai losfährt oder erst im August startet, liegt zwar nahe, jedoch hängt das Reiseverhalten der Australier primär vom Wetter im Süden ab – und der Einbruch der „großen Kälte“ kann in jedem Jahr natürlich etwas variieren. Insgesamt wird die Menge an grey nomads voraussichtlich in den kommenden Jahren eher größer als kleiner, da auch in Australien gerade die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen und Australien auch bei den Australiern selbst ein immer beliebteres Reiseziel wird. Bei der Wahl eines frühen Reisezeitpunkts gilt es außerdem zu bedenken, dass die Stinger-Saison (giftige Quallen) oft erst Anfang Juni endet. Wer schon im Mai ins Meer möchte, sollte an einen Neoprenanzug denken.

Elternzeit einreichen

Falls die Fernreise keine Spontanidee ist, sondern einem großen Masterplan folgt, kann man(n) nach Auswahl der Reisezeit nun die Elternzeit einreichen. Uns hat überrascht, wie viele Menschen keine oder falsche Vorstellungen von den Möglichkeiten haben, die man heutzutage mit der Elternzeit und dem Elterngeld hat. Daher möchten wir an dieser Stelle gerne noch einmal die wichtigsten Informationen zusammenstellen.

Elternzeit bezeichnet die Zeit, die man als Mutter oder Vater nach der Geburt eines Kindes in Anspruch nehmen darf und in der der eigene Arbeitsplatz gesichert bleibt. Elternzeit kann man bis zum dritten Geburtstag des Kindes nehmen (auch drei Jahre am Stück und beide Elternteile gleichzeitig). Nach Ablauf der Elternzeit muss der Arbeitgeber einen gleichwertigen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen.

Elterngeld bezeichnet die finanzielle Unterstützung, die der Staat (nicht der Arbeitgeber) den Eltern in Elternzeit gewährt. Beide Elternteile können zusammen maximal 14 Monate lang Elterngeld beziehen. Sehr häufig bezieht die Frau 12 Monate Elterngeld, während der Mann die restlichen zwei „Partnermonate“ in Anspruch nimmt. Allerdings sind auch andere Aufteilungen möglich und man darf die Monate auch gleichzeitig in Anspruch nehmen. Die Höhe des Elterngeldes richtet sich nach dem Verdienst vor der Geburt des Kindes, bzw. man erhält ein Minimum von 300 €. Für aktuelle Informationen sollte man noch einmal auf www.bmfsfj.de/Elterngeldrechner und www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/themen-lotse,did=76746.html schauen. Bei der Planung sollte auch bedacht werden, dass Elterngeld für Lebensmonate ausgezahlt wird und nicht für Kalendermonate.

Wenn man es sich folglich so einrichtet, dass die Elternzeit bei beiden Partnern überlappt, kann eine mehrmonatige Fernreise in Angriff genommen werden. Um Elterngeld zu beziehen, muss man nicht (wie manche fälschlicherweise denken) zu Hause bleiben, verreisen ist offiziell erlaubt – nur der Wohnsitz sollte nicht ins Ausland verlegt werden…

Generell gilt, dass der Arbeitgeber spätestens 7 Wochen vor Beginn der Elternzeit über diese informiert werden muss. Solch ein „Antrag“ könnte zum Beispiel folgenden Wortlaut haben:

„Hiermit beantrage ich zur Betreuung und Erziehung meines Kindes Sophia, geb. 02.01.2012, Elternzeit für den Zeitraum vom 02.01.2013 bis 01.03.2013. Ich bestätige, dass mein Kind mit mir in einem Haushalt lebt und von mir selbst betreut und erzogen wird. Bitte lassen Sie mir eine schriftliche Bestätigung zukommen.“

Beim Vater besteht ein gesetzlicher Kündigungsschutz, der 8 Wochen vor Beginn der Elternzeit in Kraft tritt. Wer also lieber auf Nummer sicher geht, dem bleibt genau eine Woche (zwischen der 8. und der 7. Woche), um den Antrag beim Arbeitgeber einzureichen. Wer den Antrag vorher schon einreicht, bei dem greift der Kündigungsschutz noch nicht.

Falls man eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) betreibt und plant, länger in Elternzeit zu gehen, macht es eventuell Sinn, die bAV auszusetzen. Bei vielen Anbietern ist es möglich, die bAV während der Elternzeit beitragsfrei ruhen zu lassen.

Bei seiner Krankenkasse sollte man sich noch erkundigen, ob man während der Elternzeit beitragsfrei weiterversichert ist und schlussendlich darf man natürlich nicht vergessen, das Elterngeld zu beantragen.

Kostenkalkulation

Um eine erste grobe Kostenübersicht zu erhalten, kann man mit folgenden Posten rechnen (Stand Juli 2012):

Kostenpunkt Überschlagsrechnung Anmerkungen
Flugkosten 1000-1300
EUR x Anzahl
Erwachsene
300-800 EUR
x Anzahl
Kinder
Kinder zahlen je nach Alter
Kinder zahlen je nach Alter
und Airline nur 10% des
Preises + Steuern und Gebühren
(ohne Sitzplatzanspruch).
Campermiete ab 70 AUD/
Reisetag
Ohne Zusatzversicherung
Hotelkosten ab 100 AUD/
Nacht
 
Übernachtungen auf Campingplätzen 20-50 AUD/
Nacht
Man kann problemlos einige
Nächte kostenlos frei campen,
oft geht dies jedoch nicht, da ausdrücklich verboten.
Benzin ca. 220 AUD/
1000km
Benzinpreise 1,50-2,00
AUD/Liter;
auf der Strecke Perth-Darwin kann man schnell mehr als 9000km zurücklegen.
Essen und
Trinken
ab 22 AUD
p.P. und Tag
inkl. gelegentlichem Essen gehen
Geführte Touren/ Ausflüge/ Eintrittsgelder ab 120 AUD/ Person (Halbtagesausflug) Geführte Touren sind relativ teuer; eine der teuersten Tagestouren ist die Walhaitour in Exmouth/Coral Bay (Mai-Juli) für ca. 390 AUD p.P.

 

Beispielrechnung
(2 Erwachsene, 1 Baby, 2 Monate Zeit, Strecke Perth-Darwin, kostenbewusst kalkuliert)
  EUR AUD
Flugkosten 2500 EUR  
Campermiete   3920 AUD (56 Tage Camper, 70 AUD/Tag)
Hotelkosten   700 AUD (4 Nächte Perth, 2 Nächte Darwin)
Übernachtungen auf Campingplätzen   1000 AUD (40 Nächte auf Campingplätzen)
Benzin   2000 AUD (bei ca. 9000 km)
Essen und Trinken   4000 AUD
Geführte Touren/ Ausflüge/ Eintrittsgelder   1000 AUD
     
Summe 2500 EUR 12620 AUD
  Gesamt:
2500 EUR + 12620 AUD
= 12207 EUR
(beim aktuellen Umrechnungskurs
von 1 EUR: 1,3 AUD)

Die in der Beispielrechnung genannten Kosten sind leicht gerundet und nach oben gibt es auf der Ausgabenseite keine Grenzen. Eine große Rolle spielt auch der aktuelle Umrechnungskurs – dieser hat in den letzten Jahren ziemlich geschwankt und man hat für einen Euro zwischen 1,2 und 2,0 AUD bekommen. Für den Fall, dass der australische Dollar kurz vor oder während der Reise nachgeben sollte, sollte auf alle Fälle noch 10-20% der geplanten Reisekosten als Puffer für den Notfall zurücklegt werden. Was man außerdem bedenken sollte, sind mögliche Ausgaben für Windschutzscheiben- oder Reifenschäden, sofern man keine Zusatzversicherung abgeschlossen hat, die diese Schäden deckt; meistens ist diese Versicherung für einen so langen Zeitraum allerdings teurer als der zu erwartende mögliche Schaden und daher weniger sinnvoll.

Was im Vergleich zu Deutschland recht teuer ist, ist das Essen (Lebensmittel zum Kochen, Essen gehen sowieso) und die Hotelunterkünfte. In Westaustralien gibt es keinen Aldi, sodass man bei Lebensmitteln auf die teureren Ketten Woolworth, Coles oder IGA angewiesen ist. Etwas sparen kann man, indem man selbst viel kocht, evtl. auch, indem man kürzer im Hotel bleibt und stattdessen den Camper länger mietet.

Für Kinder unter 2 Jahren fallen normalerweise weder Eintrittskosten noch Übernachtungskosten an. Die Tarife für Kinder über 2 Jahren sind sehr verschieden und reichen je nach Anbieter von kostenlos über Kinderpreis bis zu vollem Erwachsenenpreis.

Flug buchen

Ein frühzeitiges Buchen des Fluges empfiehlt sich, um sich einen der Familienplätze mit Babybett sichern zu können. Bei unserem Flug nach Perth war das etwa 6 Monate vor Reisebeginn möglich. Für den Rückflug von Darwin nach Singapur konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Platzreservierung vornehmen, da es sich um einen Code-Share-Flight mit Jetstar handelte. Wie sich im Nachhinein herausstellte, gab es sowieso keine Familienplätze in der Jetstar-Maschine.

Die Babybetten sind an der Zwischenwand vor der jeweils ersten Reihe eines Abteils angebracht und können bei Bedarf heruntergeklappt werden. Die erlaubte Gewichtsgrenze bei Quantas von etwa 11 Kilo sollte bei den meisten Kindern bis 1 Jahr kein Problem sein. Enger wird es da schon mit der Länge des Betts: Bei unserer Kleinen schauten die Füße unten ein wenig heraus. Auf den eigenen Fernseher muss Papi übrigens nicht verzichten, der lässt sich seitlich hochklappen.

Was die Wahl der Airline angeht, so ist man durch den Gabelflug momentan auf Qantas beschränkt, da nur diese Airline die beiden Städte von Deutschland aus mit einer annehmbaren Verbindung bedient. Von Verbindungen mit mehr als einmal Umsteigen würden wir mit Rücksicht auf das Baby und uns selbst abraten, da sie einfach zu anstrengend sind.

Visa beantragen

Die Visa für die ganze Familie kann man im Normalfall unkompliziert und kostenlos im Internet (unter www.eta.immi.gov.au/ dann Link zu „eVisitor“ folgen) beantragen, man braucht lediglich eine gültige E-Mailadresse, den Reisepass (den man auf der Reise verwenden wird – falls zum Zeitpunkt des Reiseantritts nicht mehr min. 6 Monate gültig, unbedingt rechtzeitig den neuen beantragen!) und die Flugdaten jedes Familienmitglieds. Man kann die Visa gewöhnlich auch kostenlos vom Reisebüro beantragen lassen. Wer die Visa selbst beantragt, kann diese normalerweise innerhalb weniger Stunden nach Beantragung in seinem E-Mail-Postfach finden.

Camper buchen

Zu Beginn unserer Campersuche haben wir mit einem auf Australienreisen spezialisierten Anbieter Kontakt aufgenommen und um Angebote für eine Fahrzeugmiete mit Baby gebeten. Wichtig war uns dabei, dass unser Kind in der Nähe der Fahrerkabine sitzen kann und dass wir nicht räumlich von ihm getrennt sind. Die angebotenen Fahrzeuge waren uns aber alle zu groß oder zu teuer. Parallel zu unserer Anfrage haben wir selbst im Netz recherchiert und sind dabei auf den 2+2 Pop Top Camper von KEA gestoßen. Dieser Camper schien perfekt für uns zu sein, doch leider hat KEA den Van Mitte 2011 aus der Flotte genommen und auch bei anderen Vermietern konnten wir ihn nicht finden. Da dann auch die zweite Rückmeldung vom Australienspezialisten nicht ganz unsere Anforderungen traf, haben wir auf eigene Faust bei Boomerang Campers (www.boomerangcampers.com) angefragt, bei denen wir schon 2005 unser Fahrzeug gemietet hatten. Nach einigen E-Mails waren die wichtigsten Fragen geklärt und ein preislich gutes Angebot für einen Toyota Hiace Campervan (Breitversion SLWB) auf dem Tisch (Video zum Campervan unter www.youtube.com/watch?v=WJOl8t-B78k). Bei unseren anfänglichen Wunschvorstellungen mussten wir allerdings Abstriche machen: Der Kindersitz wurde im Van recht weit hinten befestigt, und da wir den Kindersitz rückwärtsgerichtet montiert hatten und man von vorne nur den Kindersitz, nicht aber das Kind sah, saß während der Fahrt meistens einer von uns hinten und sorgte für gute Laune. Eine Unterhaltung von vorn nach hinten war dabei möglich, aber manchmal durch die Fahrtgeräusche etwas anstrengend. Insgesamt waren wir mit dieser Lösung alle ganz zufrieden.

Der Vermieter Boomerang wird von einem ausgewanderten Schweizer geleitet, sodass der Kontakt auf Deutsch möglich war. Dabei war der Austausch per E-Mail immer sehr flott, allerdings waren uns die Antworten manchmal zu knapp und man musste mehrfach nachfragen, um zufriedenstellende Antworten zu bekommen. Hier wäre zu empfehlen, dass man einfach mit der Zentrale in Perth telefoniert und Herrn Beisser verlangt. Dann kann man auf Deutsch die offenen Fragen sicher besser klären. Unser Campervan war dieses Mal ein ehemaliges Fahrzeug von Maui (Baujahr 2008) und hatte bereits über 200.000km auf dem Buckel. Er war noch gut in Schuss, allerdings hatten wir immer wieder kleinere Probleme mit der Elektronik und gegen Ende auch mit der zweiten Batterie, die dann ausgetauscht wurde. Das Preis-Leistungsverhältnis bei Boomerang stimmt soweit, wir würden uns nur noch wünschen, dass man noch mehr Wert auf Qualität und das schnelle Beheben selbst von kleinen Problemen legt.

Ein zweiter Anbieter mit schweizer Wurzeln, von dem wir bisher viel Gutes gehört haben, ist TCC (www.travelcar.com.au). Preislich liegt er wohl auf einem Niveau mit Boomerang, hatte aber andere Fahrzeuge und etwas bessere Optionen für Zusatzversicherungen. Die Fahrzeugflotte und Qualität scheint vom Hörensagen sehr gut zu sein und auch der Internetauftritt ist ansprechend.

Die großen Anbieter (Britz, Apollo, Maui, Kea) waren uns persönlich zu teuer. Man verspricht sich ja bei einem höheren Mietpreis eine höhere Fahrzeug- und Servicequalität. Die hohe Fahrzeugqualität leiten die Anbieter daraus ab, dass sie neue oder nur wenige Jahre alte Fahrzeuge vermieten und die Flotte ständig erneuern. Was die Servicequalität anbelangt, sind wir der Meinung, dass ein kleinerer Anbieter genauso gut bzw. aufgrund der persönlicheren Betreuung sogar besser sein kann. Auf unserer Reise haben wir mehrere Reisende getroffen, die bei den Großen monatelang im Voraus gebucht hatten und dann war am Abholtag das gebuchte Fahrzeug nicht verfügbar. Wie bei Autovermietungen so üblich, bekommt man dann gewöhnlich eine Wagenklasse größer ohne Aufpreis. Bei Campern ist dies aber nicht unbedingt im Sinne der Kunden, da mit den großen „Schiffen“ auch etwas Flexibilität und Abenteuergefühl verloren geht. Des Weiteren können leider auch die großen Anbieter nicht garantieren, dass bei einem Motorschaden in kurzer Zeit ein ähnliches Ersatzfahrzeug bereitgestellt wird. Entweder man wartet dann, bis das Auto repariert ist oder man muss sich mitten im Urlaub selbst um eine Alternative kümmern.

Hilfreiche Seiten, die die verschiedenen Vermieter auflisten: www.australien-wohnmobile.de/fahrzeuguebersicht.html, www.australien.tgs-unit.de/vor-der-reise/fahrzeug/campervermieter

Reiseapotheke