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Der einsame Wanderer

1

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unklen, braunen Augen, die glasigen Bernsteinjuwelen gleichen, liegen kleine schwarze Pupillen zugrunde. Ähnlich wie der Mond als Scheibe im Zentrum einer totalen Sonnenfinsternis eine leuchtende Korona um sich erscheinen lässt, so lassen die Sehlöcher um sich einen Kranz aus pigmentverzierten Strahlen entstehen, deren wellige Bänder und Schlaufen sich bis zum äußeren Rand der Iris fortsetzen. Dahinter tut sich das weiße Firmament der Augen auf, in dem feine rote Äderchen wie weit verästelte Blitze stehen.

Jene Augen spiegeln in diesem Moment die lichtge Fassade der Welt, in welche sie blicken, und werfen wie Juwelen das entgegengebrachte Bild in einem mystischen Glanz zurück. Dem Träger dieser Augen sind sie kostbare Edelsteine aus Fleisch und Blut, welche in faltige Lider, ähnlich wie manch mineralische in bronzene Säume eines Solitärs, gesetzt worden sind. Er sieht den klaren, gleißend hellblauen Himmel, und keinen Vogel, der in ihm pfeift, durch ihn schwebt oder versucht, und dabei kläglich versagt, den Boden auf ewig zu verlassen. Er sieht, wie warme Luft schimmernd und in der inhaltslosen, strahlend weißen Wüste, Seen bildend, dem Himmel entgegen steigt; sie verhält sich so, wie sie es über jedem Hitzeherd tut. Denn aufgeheizt und angetrieben bleibt ihr nichts anderes übrig als dem Diktat der Natur Folge zu leisten. So lässt sie sich von deren Gesetzen in eine Strömung bringen, welche auf ihrem sturen Weg nach oben Zerrbilder, flackernde Schlieren in Form von Fäden und Wirbeln, in die Luft zeichnet. Es herrscht flimmernde Hitze, mutmaßlich ebenbürtig zu jener in einem Backofen. Aber anstelle des Brotlaibs, der sich in solch einer Umgebung befinden müsste, ist es sein eigener Leib, der sich zwischen den eifrig pumpenden Wärmequellen über und unter ihm aufhält. So sticht von oben die erbarmungslose Sonne mit ihren Flammen auf ihn ein, während die Wärmestrahlung der stark aufgeheizten Sandplatte ihn von unten her traktiert.

Was seine Augen nicht übersehen können, ist der schier endlos weite und leere Raum. Im Anblick des gen unendlich reichenden Fassungsvermögens der Hemisphäre ganz klein, erscheint ihm geradezu nichts wahrscheinlicher als darin, als einzelner Tropf im Meer, verloren zu gehen. Ihr für ihn weder zu greifendes noch zu begreifendes Volumen ist durch die strikt horizontale Ebene der Wüste gleichmäßig begrenzt. Ein Umstand, der es einem anderen vielleicht leichtmachen würde, über die konstant radial umlaufende Kante des eben ausgebreiteten Horizonts die so entstehende Kreisfläche zumindest annäherungsweise zu definieren. Mit welcher dieser Andere, zusammen mit der vertikalen Komponente jener gewölbten Kuppelhaube, den Inhalt unter dem Himmeldach bestimmen könnte. Dieser Jemand hätte so zumindest das Ausmaß des Raumes in nackten Zahlen begriffen. Was aber seiner Meinung nach nur eine hohle Erkenntnis ist. Denn diese macht den Inhalt des Raumes keinen Deut greifbarer. Daher begnügte sich der Träger dieses Blicks mit seinem schlichten Gemüt seit jeher damit, aus dieser Größe einen eindeutigen Beweis für die Existenz eines göttlichen Wesens abzuleiten. Nur auf diese Weise konnte er sich das Mysterium, ohne Ausflüchte, ohne Wenn und Aber erklären. Denn nur so, ohne marternde Fragen, die alles stets bezweifeln wollen, vermochte dieser alleine mit dem Glauben an die geistige Anwesenheit eines Gottes, körperlich in jene einzutauchen. Was ihm allmählich das erhebende Gefühl zuteilwerden ließ, ein Element dieser höchsten Instanz zu sein.

Die Augen blicken durch einen breiten Spalt eines hellen Tuchs, das den ganzen Kopf umgibt. Um die Augen herum sieht man die dunkle Haut, welche, mit vielen schwarzen Poren besetzt, den leidenschaftlichen Odem seiner verhassten Geliebten, der Sonne, in der klaren heißen Luft spürt. Der Rest des Körpers ist in kühlen und schattenspendenden, fein gewebten Stoff aus heller Ziegenwolle gehüllt. Der beigefarbene, abgegriffene und staubige Umhang, dessen Vorderseite zwei etwas hellere Bordüren mit ehemals wohl kräftigen, inzwischen aber nur noch ausgeblichenen, zart pastellfarbigen Mustern zieren, reicht seinem Träger bis auf den Boden. Der Umhang ist damit so lang, dass nur bei großen und ausfallenden Schritten die mit Sandalen geschützten Füße unter dem vom rauen Sand ausgefransten Saum aufblitzen.

Die nachdenklichen Augen blicken unverändert starr in die leere, ausgelebte oder noch ungeborene Welt. Denn über diesen Sachverhalt ist er sich unschlüssig. Er weiß nicht, ob er sich in dieser Einöde auf genuinem Mutterboden oder auf den sterblichen Überresten einer bereits verlebten Existenz befindet.

Die Wüste erstreckt sich über eine weite, scheinbar endlose leere Ebene. Den weit entfernten Horizont bildet eine feine Linie zwischen dem gleißenden Weiß des Bodens und dem klar erstrahlenden Hellblau des Himmels. Bis dahin, und darüber hinaus, besteht die Wüste aus feinem Sand, welcher durch das enorme Gewicht der Sonne – der brütenden Hitze – mit der Zeit zu versteinerten Platten gedrückt wurde. Die aufklaffenden Risse und Spalten zwischen den ausgedorrten Tafeln, die den Boden der Wüste pflastern, ähneln einem Netzwerk aus offenen, gähnend leeren, vielleicht auch jungfräulichen Adern; sind Gräben, welche die Schollen unüberwindbar getrennt voneinander halten. Vielleicht hoffen diese so seit Menschengedenken nebeneinander Vegetierenden, sicher aber schon viele Generationen lang Wartenden, geduldig auf das Wasser. Warten und warten. Sehnen sich mehr und mehr nach Regen. Einem, der sie wach küsst und zum Leben erweckt. Einem, der in prasselnden Schüben auf sie niedergeht, der über sie hinwegfegt und es endlich vermag, ihre staubige Oberfläche wie eine Kruste aufzubrechen. Einen, dessen Wasser tief in sie eindringt, sie aufwühlt und sie mit anderem zu hartem Stein gewordenem Staub neu vermählt.

Seine Augen, und die seiner Vorfahren, haben seit jeher weder lebende noch tote Pflanzen, und folglich auch niemals ein Tier in diesem weiten Tal gesehen. So kann er sich keinen lebloseren, traurig stilleren und von purer Nüchternheit erfüllteren Ort vorstellen als diesen hier. Ein Landstrich, den er zwar seine begehrenswerte, aber doch, im gleichen Atemzug, auch seine verwunschene Heimat nennt. Er hat ein wenig über andere, nahe und ganz weit entfernte Ländereien gehört, welche ganz anders sein sollen als jene die er sein Zuhause nennt. Von bunter Exotik erfüllte Lebewesen, die er sich, wenn weit gereiste Händler ihm von ihnen erzählen, nicht vorstellen kann, da er die Herrlichkeit des Farbenrepertoires in der Welt außerhalb, mit den ihm entgegengebrachten bloßen und blanken Worten, nicht ermessen und in seiner Sprache einfach nicht verstehen kann. Auch ist die aufgeregte Rede von anderen Völkern. Zum Teil von edlen und guten Geschöpfen, zumeist aber doch von schrecklichen Monstern und Bestien, die mit schonungsloser Brutalität Angst und Tod verbreiten. Trotzdem wollten ihm diese Geschichten schon immer sehr gefallen. Denn diese vermögen es, sein Herz in ruhigen Minuten, von denen er so einige hat, mit aufgeregter Sehnsucht zu füllen. Eine Sehnsucht, genauer ein Fernweh, das die potentielle Energie einer gesicherten Treibladung besitzt. Eine, die einmal gezündet, den starken Muskel in seiner Brust antreibt und sofort seinen Puls hochgehen lässt.

So wie jetzt. Denn er spürt diese ihm bekannte Energie schon wieder in seinen alten Beinen pulsieren. Spürt nervöse Schläge sich in diesen als Anspannung sammeln. Spürt, wie jene Unrast mit jeder neuen Eruption am liebsten aus ihnen herausbrechen würde. Und auch wenn dieses Gefühl heute und in diesem Moment nicht einmal halb so intensiv ist wie früher, glaubt er dennoch, dass er für jedweden Aufbruch bereitsteht.

Fürs Erste wird er sich aber wohl mit dem Fortsetzen der aktuellen Etappe begnügen müssen. Denn ein größeres Ziel will sich auch am heutigen Tag nicht anbieten, um von ihm bestiegen zu werden – etwas, was es auch noch nie getan hat.

2

Er wendet seinen von der fremden und schillernden Traumwelt geblendeten, in Fernweh getauchten Blick wieder ab. Denn bei der großen Leere vor ihm ist es ihm ein Leichtes, diese solange mit Bildern aus seinem Kopf zu füllen, bis ihm davon schwindelig wird. So dreht er sich, statt weiter nach vorne auf die Leinwand zu starren, wieder um und lässt die von ihr triefenden Farben ungesehen im Vergessensein verlaufen. Blickt er doch nun in die Wirklichkeit, wo er seine vertraute Kamelkarawane fast Ton in Ton mit der weißen Wüste übergehen sieht.

Während er sich mit bedächtigen Schritten nähert, erheben sich die Tiere, wie durch einen lautlosen Befehl zum morgendlichen Appell gerufen, nun träge von ihrer Untätigkeit. Väterlich streicht und klopft er ihnen über das Fell und spürt dabei, wie es durch den in ihm eingelagerten feinen Sand rau, und durch die hohen Temperaturen strohig geworden ist.

Sorgfältig kontrolliert er seine Ware und zurrt diese gemeinsam mit dem Proviant auf den jeweiligen Trageaufbauten an den stetig dünner werdenden Kamelen noch einmal etwas nach. Er streicht einem jeden von ihnen über den Hinterkopf bis hin zur Schnauze und weiter über ihre fleischig und ledrige gespaltene Oberlippe hinweg, die ideal und wie geschaffen für das Abweiden dorniger Akazien ist. Spricht ihnen mit Blicken und Gesten Mut zu, und entlockt ihnen so, mit dieser laut- und wortlosen Kommunikation, Blicke und Reaktionen, durch die er wertvolle Rückschlüsse auf ihre physische und mentale Verfassung gewinnen kann.

Danach öffnet er sein Kopftuch, welches sein ganzes Haupt bis auf einen Augenspalt bedeckt, indem er eine Fadenschlinge des Gesichtsschutzes vom seitlich angebrachten Knopf löst. Um seinen Durst zu löschen, reicht es ihm schon, seine Lippen mit ein paar wenigen Tropfen kostbarem Nass zu befeuchten. Gerade einmal so viel, dass diese im gleißenden Sonnenlicht kurz aufglänzen können, ehe er sie in sich verbirgt, und noch bevor die dünne Wasserschicht als Tribut von der gierigen Sonne wieder eingefordert werden kann. So kann man jetzt sein Gesicht sehen, das schmal und alt wirkt. Er trägt einen aus lichten Stoppeln bestehenden, schwarz und grau melierten Bart. Außerdem bestimmen viele kleine schwarze Male, die wie Sprenkel auf seiner braunen Haut verstreut liegen, seinen ungleichmäßigen Teint. Von der Sonne ausgezehrt, befinden sich in seinem Gesicht viele kleine Hautfalten, die weniger ausgeprägt oder gar nicht vorhanden wären, wenn er sich endlich dem verdienten Altersruhestand, dem Stillstand in satten, lebensnäheren und nährenden Gefilden beugen würde. Er ist vermögend an Tieren, deren Erlös – wenn er sich doch einmal durchringen könnte, sie zu verkaufen – ihm wohl einige Jahre zum Überleben genügen würde. Zudem kann er auf einen reichen Erfahrungsschatz blicken, dessen Wert ihm durchaus bewusst ist. Denn in der Wüste bedeutet dieser bares Leben. Aber in einer Stadt brächte ihm dieser Schatz noch nicht einmal etwas Klimpergeld in den Taschen ein. Nein, er darf nicht zum Stillstand kommen.

»Niemals«,

denkt er sich trotzig. Denn das wäre sein sicherer Tod. Er schmunzelt leicht, wenn auch nur kurz, da aufgrund des bitteren Nachgeschmacks, als er sich der Tragweite dieser einsamen Entscheidung bewusst wird, die Süße des anfänglich jugendlichen Revoltierens gegen die Bestimmung schnell vergessen ist. Er versteht, welche Konsequenz hinter diesem Vorhaben steht. Er ist dazu verdammt, sein ganzes Leben lang, in der Wüste seinem täglich andauernden, mühseligen Tagwerk nachzugehen. So lange er lebt, muss er in Bewegung bleiben und sich dabei mit einem stetig schwächer werdenden Körper abfinden. Ihm ist kein friedliches Einschlafen gegönnt. Sein Los wird es sein, von einem Schritt zum nächsten zusammenzubrechen.

Mit einer Hand streicht er über die Falten in seinem Gesicht, die ihn an all das erinnern. Beinahe so, als ob er bereuen würde, das zu sein, was er ist. Sie rufen ihm in diesem Moment aber auch die immer schlaffer werdenden, immer tiefer hängenden Reserven auf den Rücken und Rippen seiner Tiere ins Gedächtnis.

Zur Eile ermahnt, bringt er das dünne, an einer Seite hinunter baumelnde Tuch wieder so vor seinem Gesicht an, dass erneut lediglich seine starken, dunkelbraunen Augen in einem daumenbreiten Spalt zu sehen sind. Er macht sich auf, wieder an die Spitze seiner langgezogenen Karawane zurückzukehren, wo er das Ende des dünnen und so vertrauten Zugstricks in eine Hand nimmt. Jener ist an diesem Ende mit einem braunen, abgegriffenen, mit der Zeit speckig gewordenen Stück Leder umfasst, welches sich auf eine eigentümliche Art und Weise verdammt gut und einfach nur richtig anfühlt. Danach beginnt er von neuem diesen langen, scheinbar und auch wirklich endlosen Weg durch die Wüste zu beschreiten. Denn wenn er endlich an seinem fernen Ziel angekommen sein wird, muss er sich schon bald darauf wieder daranmachen aufzubrechen. Gefangen in einem ewigen Kreislauf zwischen Hin und Her. Das Einzige, woraus er einen gewissen Trost ziehen kann, ist der Umstand, dass sich die unendlich lang empfundene und sprichwörtliche Ewigkeit hier nur auf ein – nur auf sein Menschenleben bezieht, da sich doch sein Alter nicht als wiederkehrende Konstante in diesem Zyklus des immer gleichbleibenden Hin und Her verhält. Mit ironischer Schadenfreude weiß er, dass ihm sein Ausweg, auf dem er sich einmal aus dieser Ordnung stehlen wird, offen steht. Irgendwann, hoffentlich in hohem Alter, wird auf das Hin kein Her mehr folgen, wird er von seiner Reise nicht wiederkehren, da er sich dann zu seiner Letzten aufgemacht haben wird.

Er ist Führer und Besitzer der neun Kamele, die ihm bereitwillig, an der durchhängenden Leine angereiht folgen. Vor ihnen, noch viele Tagesreisen entfernt, liegt die Stadt Ine. Hinter ihnen verbleibt keine sichtbare Spur auf dem zu Stein verdichteten Sand. Sie hinterlassen keine Fährten auf ihrem Rückweg, dessen Ursprung weit hinter den Grenzen der für die Meisten bekannten Welt, im Zentrum der Wüste Sona, zu Füßen des bröckelnden Monolithen liegt. So, als ob sie ihn noch nie beschritten hätten. So, als ob sie allzu nichtig, ihre Schritte, ihre Historie nicht wichtig, der Tinte im Buch des Lebens – im Buch der unendlich fortwährenden Geschichte – nicht wertig genug und würdig wären. So, als ob sie nicht existieren würden, und dies auch noch nie getan hätten.

Das sich stetig fortbewegende Wesen in dieser Wüste, der Mann, der sich unbeirrbar an der Spitze seiner Karawane befindet, ist ein Händler, ein Wüstenreisender, ein Beduine. Kurzum, ein Mann, der mit den Entbehrungen der Wüste – Durst, Hunger und Einsamkeit – zurechtkommt und sie nach Jahren sogar akzeptiert hat. Was blieb ihm schon anderes übrig, als sich mit diesen Umständen zu arrangieren? Zu einem anderen Leben ließ ihm sein Herz keine Wahl.

Auf den Rücken seiner Kamele hat er auf sechsen einen, mit den zugeschnürten Enden, einer langen Wurst ähnelnden Schlauch, auf zweien gewöhnliche Leinensäcke und auf einem weiteren einen schweren und robusten Sack geladen. Von den Guerbas, diesen länglichen, noch mit Fell bedeckten Schläuchen aus Ziegenleder, die ihre Wasserreserven beinhalten, sind noch drei mit Wasser gefüllt und drei bereits von der Anreise geleert. Die zwei Leinensäcke sind mäßig mit Proviant befüllt, während der robuste Sack so voll mit Edelsteinen ist, dass ein Tier diesen für die Dauer eines Tages gerade noch tragen kann. Diese Juwelen stammen aus dem besagten Zentrum der Gegend, zu der sich das Leben noch nicht, oder nicht mehr vorwagt. Folglich ist dieses steinige Herz der Wüste Sona der zu Leib gewordene Tod.

3

Am heute spät gekommenen, und künftig auch immer später kommenden Abenden, lichtet er, wie jeden Tag, die Leinen seiner Wüstenschiffe. Lässt sie so in den letzten Minuten des Tages frei umher, nur ihrer eigenen Strömung folgend, treiben. Gibt ihnen nacheinander Wasser, das er ihnen einzeln in einer Schüssel aus Holz reicht, und Nahrung in Form von getrockneten Pflanzen, hartgewordenem Brot und etwas Dörrobst. Von allem aber nur ein wenig, sodass, nach dem Wissen seiner Ahnen, ihr Körper auf diese Weise getäuscht würde, dass dieser einerseits keine Möglichkeit bekommt Reserven aufzubauen, andererseits aber auch gar keinen Bedarf sieht, auf vorhandene zurückzugreifen, um diese zu verzehren. Denn diese etwa einem Viertel ihres Gesamtgewichts entsprechenden Vorräte – den Tieren eiserne Ersparnis – sind ihm teuer. Nach ihrer Verköstigung beginnt der aufgrund ihrer wiedererlangten Freiheit aufgekommene Bewegungsdrang der Tiere in gewohntem Tempo zu stagnieren. Schließlich siegt eben immer die Trägheit, worauf sie sich bald auf dem harten Boden zu Ruhe legen und er noch eine Runde durch ihre Reihen machen kann.

Seit jeher haben ihn diese Tiere fasziniert. Stolz darüber, dass er diese Wenigen sein Eigen nennen darf, blickt er, beinahe auf Augenhöhe zu ihnen herab. Er begutachtet sie mit seinem ganzen Wohlwollen und kann sie sogar mehr lieben als Menschen, denen nur ein Bruchteil ihrer Widerstandsfähigkeit und Belastbarkeit gegeben ist, welche aber grundlos ein Vielfaches an Ansprüchen stellen. Ein Mensch ohne Kamel würde hier schon lange alle Viere von sich strecken, während ein solches ohne einen Menschen selbst nach all den vergangenen Strapazen immer noch genügend Reserven für weitere Aufgaben haben würde. Auch ist ein Mensch wohl nicht in der Lage, so gut, ohne Vorbehalt, Urteil und erteilenden Rat zuzuhören.

Auch bereiten ihm die gelösten Leinen keine Sorgen. Denn weder muss er befürchten, dass ihm die Tiere weglaufen, noch muss er Angst davor haben, dass sie ihm hier gestohlen werden könnten. Niemand anderes, noch nicht einmal andere Beduinen, gelangen so tief in die Wüste wie er. Es gibt hier keine Menschen, noch sonst irgendetwas, vor dem er sich fürchten könnte, geschweige denn müsste. Er fühlt sich sicher und geborgen. Mit der Wüste und den Tieren gelingt ihm schlicht ein gutes Auskommen. Was ihm im Gegensatz dazu mit den Menschen so gar nicht gelingen will.

Erst jetzt begibt er sich zu dem abgehalfterten Tragegeschirr welches neben seinem ältesten Tier liegt. Auf diesem ist nicht nur eine kleine Proviantladung, sondern auch eine Vielzahl verschiedener persönlicher Utensilien verstaut. Mit wenigen Handgriffen schnallt er eine Decke los und setzt sich, an das Kamel gelehnt, auf dem Boden nieder. Es ist soweit. Für heute sind alle Arbeiten erledigt. Nun kann er seinem Körper endlich das geben, wonach dieser schon gierig ruft – Verpflegung. Diese besteht aus demselben schalen Wasser und den gleichen mit Fehlstellen behafteten Früchten, welche er auch seinen Tieren gegeben hat. Nur in der verhältnismäßigen Menge gönnt er sich, da er doch gar keine Reserven, seien es eiserne oder flüchtige, auf den Rippen trägt, etwas mehr. Danach folgt er dem Ruf der Erschöpfung – endlich auch seinen aufrechten Oberkörper auf dem Boden abzulegen. Dort angekommen – seine Arme hinter dem Kopf verschränkt – lässt er sich von der Trägheit, ebenso wie sie es auch bei seinen Tieren getan hat, ein Stück der Glückseligkeit schenken.

Sein Schlaf kommt schleichend auf Zehenspitzen daher. Sanft und leicht wird er von der Müdigkeit berauscht. Schon bald hat sie ihn vollends betäubt. Der Anker wird gehoben, auf dass sein Geist frei segelnd, nur der eigenen Strömung folgend, wie eine weiße, in der Luft schwebende Feder im Dunkel der Nacht, geradewegs in einen in ihm noch tief verborgen liegenden Traum gleiten kann.

4

In der Nacht erwacht er ruckartig. Schreckt förmlich auf, als ob er verschlafen hätte. Ihm ist, als habe eine flüsternde Stimme:

„Wach auf!“,

gesagt. Eine, deren Ursprung so nah an seinem Ohr gewesen ist, dass er sogar deren feuchten Hauch gespürt hat, während knochig kalte Finger nach seinem Genick gegriffen haben. Eine kalte Hand, welche ihm eine solch unheimliche Berührung war, dass ihm von da ab, wo er vermutet, diese gespürt zu haben, ein eiskalter Schauder über den Rücken läuft, den sein Körper erfolglos in ruckartigen Reflexen abzuschütteln versucht.

Seine Augen sind wach. Die Pupillen, torangelweit offen, stehen bereit, alle visuellen Eindrücke einzusaugen. Doch sooft er sich auch wendet, hier und dort suchend innehält, sieht er nur die leere, durch den Mond erleuchtete Wüste. Sieht, wie sich dessen Licht, zusammen mit der heraufgezogenen Kühle, wie ein Balsam auf die geschundene Ebene niederlegt. Die kochende, aufsteigende Luft des Tages, die die Wüste tagtäglich in einen wabernden Spiegel wandelt, hat sich verzogen. Der Himmel ist wolkenfrei und klar. Es stehen viele Sterne am sich stetig und träge bewegenden Firmament. Funkelnde Himmelskörper, welche es zusammen mit dem Mond vermögen, das Schwarz der Nacht zu erhellen und nur noch als Dunkelblau auf die Erde zu projizieren.

Er steht auf und dreht mit noch schlafschweren Füßen schlurfend eine Runde durch seine schlummernde Kamelherde, die ruhig schnaubend am Boden liegt. Hier und da streicht er manchen kurz über ihren in der Nacht stark abgekühlten Körper. Bewundert beiläufig die schlichtweg perfekte Anpassung der Tiere an die Wüste. Denn selbst das Reduzieren der Körpertemperatur ist Teil ihrer Überlebensstrategie. Er hört nicht damit auf, ihnen bedächtig durch die Haare zu fahren und sie zärtlich zu kraulen. Verhält sich so, als ob diese es gewesen wären, die schlecht geschlafen hätten. So wie er es sich gerade in diesem Moment wünscht, von einem vertrauten Freund in den Arm genommen und liebkost zu werden. Doch es ist, wie es ist und schon immer war. Er wird damit klarkommen. Das Trösten der Tiere hat mittlerweile die selbige Wirkung auf ihn ausgeübt. Nach dieser kurzen Runde kehrt er wieder unter seine auf dem Wüstenboden ausgebreiteten Decke zurück und schmiegt sich an ein liegendes Tier. So nah, dass er dessen Puls, in dem sich durch die Atmung bedächtig hebenden und senkenden riesigen Körper, so innig spürt, als wäre es beinahe sein eigener.

Er hat nicht damit gerechnet jemanden bei seinen Kamelen zu sehen, der ihn gerufen haben könnte. Denn niemand ist jemals tiefer in die Wüste eingedrungen als er es ist. Niemand sonst hat es bisher gewagt über diese Grenzregion hinaus die Sona zu betreten. Keine Vorfahren. Keine überheblichen Halbstarken. Und sollten es sich doch welche getraut haben, waren sie schlichtweg nicht erfolgreich. Sind beim Versuch, ihre Namen unsterblich zu machen, diese in Stein zu meißeln, gescheitert und schon lange vergessen. Hatten nicht das Privileg inne, welches er besitzt.

So kann es nur ein weiterer dieser schlechten Träume gewesen sein, wie jene, welche ihn auch schon die letzten Nächte, seit er die Rückreise angetreten hatte, besucht haben. Schon bald kann er sich aber auf den langsamen Herzschlag seines Bettnachbarn konzentrieren. Spürt ihn. Kann ihn fast hören. Fühlt, wie dieser ihn langsam mit seiner betäubenden Monotonie einnimmt. Merkt nichts, als dieser ihn mit sich hinfort nimmt.

Traumlos am nächsten Tag angelangt, beginnt dieser von Neuem – so wie jeder andere in seinem Leben der ständigen Wanderschaft. Kleine Unterschiede werden in der Erinnerung eins. Er steht auf, gibt erst seinen Tieren und dann sich selbst von dem Proviant, welcher wie am Abend zuvor aus hartem Brot, getrockneten Pflanzen und ein wenig Dörrobst besteht. So wie er ihnen auch einzeln und nacheinander wieder das Wasser aus der hölzernen Schüssel reicht. Die Leinen, wie auch ihr Gepäck sind mit seiner Routine schnell angelegt.

Aber trotz aller Automatismen dieses Morgenschemas nimmt er sich geduldig alle Zeit der Welt, ihnen aufs Neue – liebevoll und sie eingehend prüfend – über den Kopf, bis hin zur Schnauze zu streichen, während er ihnen dabei tief in die Augen blickt. Die Tiere scheuen sich nicht vor seinem starken Blick. Im Gegenteil, sie fühlen sich durch diesen sogar sicher, geborgen und in ihrem täglichen Tun, durch diesen gütigen Respekt der ihnen zuteilwird, bekräftigt. Sie vertrauen sich völlig seiner souveränen Leitung an. Hörig sind sie bereit, ihm überall hin zu folgen. Sei es in die Stadt hinter dem Ödland, oder in den Tod.

5

Hoch in den Lüften, im Azurblau des Himmels schwimmend, prüfen ihn gestrenge Augen. Sie beobachten ihn, wie er sich nach der liebevollen Zustandsbeurteilung seiner Tiere wieder an die Karawanenspitze begibt, und dort angekommen, sogleich auf ein Neues mit seinen langsamen Schritten damit beginnt, den zusammenhängenden Zug, in sich dehnend, wie den Stoff eines sich öffnenden Blasebalgs auseinanderfaltend, in Bewegung zu bringen.

6

Der Mann, der so pflichtbewusst und vertraut dieser seiner täglich mühevollen Arbeit nachgeht, heißt Ra’hab al Shari. Er hat alles von seinem Vater gelernt, und dieser wiederum alles von seinem. So vermehrte sich von Generation zu Generation, über Äonen hinweg, der Reichtum an Wissen und Gut der auf ihn als einzigen Nachfolger geschrumpften Sippschaft. Leider wird er jenes Wissen, welches über die Vorfahren hinweg seit Anbeginn in seiner Familie herangewachsen ist und nun seinen alleinigen Besitz darstellt, an niemanden weitergeben können. Er ist das einsame Schlussglied der sich weit in die Vergangenheit erstreckenden Ahnenkette. Die ständige Einsamkeit bei den immer tiefer in die lautlose Wüste reichenden Wanderungen hat ihn scheu gemacht. Niemand seiner Vorfahren hat sich, vielleicht aus Angst, vielleicht aus Respekt, vielleicht aber auch aus weiser Voraussicht und Ahnung, die ihm selbst so nicht gegeben war, jemals so tief in die Sona gewagt wie er, der sich ständig und immer wieder aufs Neue in sie begibt. Durch diese Wanderungen ist eine Kluft entstanden. Ein Graben zwischen ihm und der Zivilisation, der mit jeder Reise breiter und breiter wurde. Mit jeder Reise mehr verstärkte sich sein introvertiertes Wesen, und entfernte sich so immer weiter von anderen Menschen und ins besondere dem weiblichen Geschlecht, das ihm Liebe, Lust, Geborgenheit, und vielleicht Kinder hätte schenken können.

Schon in jungen Jahren, er war noch ein Kind, hörte er dem Ruf der Wüste aufmerksam zu. Dieser hatte schon damals eine mächtige Wirkung auf ihn. Einen Einfluss, welchem er sich bis heute noch nie widersetzen konnte, geschweige denn wollte. Stattdessen schaffte dieser es sogar, ihn zeitweise ganz und gar in seinen Bann zu ziehen. So wie beim ersten Mal, als er dem Ruf in Form einer spärlichen Fährte eines entflohenen Kamels Folge leistete. Er vertraute auf sein Bauchgefühl und brach, ohne ein Wort, aus den elterlichen Fittichen aus und begann damit das Tier zu suchen. Heute weiß er, dass diese törichte Kurzschlussaktion, ohne passende Ausrüstung, ohne Tier, nur mit einem Schlauch Wasser bestückt, ihn als Lehrgeld leicht das Leben hätte kosten können. Er hatte damals einfach nur Glück gehabt. Denn nach zwei Tagen fand er schließlich das halbverdurstete Tier und gemeinsam mit ihm auch wieder den Weg zurück. Er weiß noch, und erinnert sich immer wieder gerne daran, wie stolz er auf sich, und sein Vater auf ihn war, als er damals diese für sein Alter ungeheuerliche Tat mit Erfolg vollbrachte. Sein Tun verschaffte ihm als Lohn die Tracht Prügel seines Lebens, aber danach, als Zeichen der Anerkennung, auch sein erstes eigenes Tier ein. Die größte Belohnung war jedoch die Erlaubnis, in den engen Kreis der Beduinen, der Führer, eintreten zu dürfen. In diesen Runden wurde nicht nur über etwaige Handelsrouten, sondern auch gerne über den Reiz und die Gefahren der Wüste und deren Abenteuer in ihr gesprochen. Geschichten, die ihn seit jeher faszinierten und verzauberten. So sehr, dass sein größter Wunsch damals bereits in ihm heranzuwachsen begann. Selbst solche Taten zu vollbringen und von sich reden zu machen. Als erster Mensch diese tödliche Barriere im Süden nicht nur zu durchbrechen, sondern ganz und gar zu überwinden.

Dass diese Geschichten allesamt, wie sie von sich gegeben wurden, nur Märchen waren, die aus dem Garn schamloser Übertreibungen und komplexer Lügen gesponnen worden sind, konnte er damals noch nicht wissen. Hätte es sich wohl auch nicht eingestehen wollen, einem Klub alter Herren anzugehören, die sich mit diesen Geschichten einzig etwas Ablenkung von ihrem harten Leben verschaffen wollen, statt diese anstrengenden Abenteuer, von denen sie sehnsüchtig erzählen, wirklich zu erleben. Erst allmählich bildeten sich bei ihm erste Zweifel und schon bald darauf sogar Scham aus. Denn auch sein Vater gab gegenüber anderen Beduinen Berichte über Vorkommnisse auf ihren letzten Reisen zum Besten, die nur in seinem Kopf stattgefunden haben. Aber er hat ihm diese Peinlichkeit schon lange verziehen. Er hat es vorgezogen, statt über den Mann zu richten, der ihn allen Widrigkeiten zum Trotz großgezogen hat, diesem zu beweisen, dass sein Sohn zu wirklichen Abenteuern fähig war.

Den Bereich der alten Handelsrouten, welche sich ohne Ausnahme den breiten Gürtel der Randzone zur Sona teilen und im Schutz des spärlichen Schattens der Berge verlaufen, das Gebiet, welches seit jeher die Heimat seiner Vorfahren, wie auch für viele weitere Familien seines Volks darstellte, hat er längst verlassen.

»Wie lange ist das wohl schon wieder her?«,

fragt er sich konkret in Gedanken. Denn in einer Zeitrechnung zu denken und die Jahre zu zählen, hat er sich seit langem erfolgreich abgewöhnt. Aber als vor einer gefühlten Ewigkeit sein Vater starb, zählte er fünfzehn Jahre. Und wenige Jahre später, als schließlich seine Mutter ihrem Mann folgte und er beschloss aufzubrechen, waren es immerhin zwanzig. Seinen Falten zufolge dürfte er inzwischen ein gutes halbes Jahrhundert zählen.

Der Anlass dafür, sein Vorhaben aus den bestehenden Routen auszubrechen, fand sich schließlich schneller als angenommen. Denn der Zweck der vielen langen Reisen am nördlichen Ende der Wüste entlang, der florierende Transport von diversen Waren zwischen dem Reich der Hrǒhmer und dem Sonnenreich Ios, ist über Nacht beinahe gänzlich zum Erliegen gekommen. Und mit diesem ist ein ganzes Volk im Begriff, auf ewige Zeit still zu stehen, bis es wohl endgültig verloren gegangen und vergessen sein wird.

So ist er ins freiwillige Exil gewandert, ohne verbannt worden zu sein, ohne dass es erforderlich gewesen wäre, um einer etwaig bevorstehenden Strafe zu entgehen. Nein, er wurde zu nichts gezwungen, das ihn von außen her dazu bewegt hätte diesen Schritt endlich zu wagen und wirklich zu tun. Die Motivation, der Wunsch in die Ferne zu gehen, um dort zu verweilen, kam einzig und allein von ihm, oder genauer gesagt von dem Nachhall des Rufs in sich, dem er strikt Folge leisten wollte. Er musste sich dieser Herausforderung stellen.

Den Umstand, dass der eigentliche Grund für seinen Aufbruch Verzweiflung über die Monotonie in seinem Leben gewesen ist, und dass er den gefühlten Fesseln des Zwangs, irgendwie sein Auskommen bestreiten zu müssen, überdrüssig geworden ist, hat er inzwischen gekonnt verdrängt. Denn nur zu gerne sieht er sich, wie andere auch, in dem beschönigenden Bühnenlicht, welches einzig ihm, der Titelrolle seines Lebens, vorbehalten ist.

Aber wie dem auch sei. Diesen Ruf, der einen Wunsch in ihm weckte, hörte er pausenlos in sich klingen. Ein Wunsch, der eine ungeheuerliche Hoffnung beherbergte. Die Hoffnung, endlich Befriedigung zu erreichen, indem er irgendetwas in der Sona finden mag, was den weiten Weg auch rechtfertigt. Und sein Beten sollte schließlich erhört werden. Er fand dort einen gigantischen schwarzen Monolithen vor, der in seiner Beschaffenheit so eigenartig wie einmalig ist, dass jeder Versuch einer Beschreibung lediglich Hohn und Spott wäre.

Damals noch, als er ihn zum ersten Mal aus der Ferne erblickte – ein schwarzer Fleck, der den Horizont durchbrach – kam ihm als erstes der Gedanke, dass, als die Welt geschaffen wurde, ein Loch in ihr verblieben ist, damit diese zu einem späteren Zeitpunkt auch wieder abfließen kann. Erst als er so nah war, dass er in dieses Schwarz hineingreifen konnte – etwas, was er sich nach gefühlten Stunden endlich auch traute – stellte er zu seiner Verwunderung fest, dass es aus steinerner, eiseskalter Materie bestand. Er war außerdem nahe genug um zu sehen, dass von diesem Stein ein Flimmern ausging. Ein Wabern in der Luft, das ähnlich den tänzelnden Wellen über heißem Wüstenboden ist und das Licht ebenfalls dehnt, staucht, verzerrt. Eine Eigenschaft – ungesehen bei etwas stofflichen – die sein begründetes Interesse zur Gier werden ließ.

Die Kanten des Quaders sind im exakt rechten Winkel zueinander ausgerichtet. Er besitzt eine Oberfläche, die der von geschliffenem Marmor gleicht. Wenn auch nur im ersten Moment. Denn die Fassade des Monolithen ist in ihrer Güte an Rauheit ungleich höher im Vergleich zu schnödem Marmor zu bewerten. Seine Flächen sind absolut eben und glatt. Hätte Ra´ hab in seiner Kindheit und Jugend eine Bildung erfahren, welche über Tierhaltung und simple Kopfrechenübungen hinausgegangen wäre, so hätte er diesen Stein als Bildnis eines perfekten Quaders klassifizieren können. Denn mindestens eine unter vielen weiteren Eigenschaften, welche einen solchen unmöglich machen – etwa dass die rechten Winkel seiner Kanten sich alle in einer Ecke treffen – ist hier erfüllt. So erhebt sich der schwarze Quader über acht Meter in die Höhe, misst knapp zwei zur Seite hin und macht sich mit einer weiteren Kante anderthalb Meter in die Tiefe räumlich.

Von dem Wissen über die Existenz und der Position dieses einmaligen Steins alleine, hätte er aber noch nicht leben können. Er brauchte Proben, um den Wert dieses Gesteins auszuloten. Dabei kam ihm der Sachverhalt zu Gute, dass der Monolith stellenweise den Kampf gegen den unentwegt malmenden Zahn der Zeit bereits verloren und in seinem Sockelbereich Risse bekommen hat. Denn der Umstand, dass dieser im Begriff ist zu verfallen und er langsam zu faustgroßen Bruchstücken – zu unvermindert glimmenden Kohletrümmern – zerbröckelt, machte es ihm möglich, einige wenige Exemplare ohne Aufwand mitzunehmen. Dies hat ihm auch beim späteren Tagebau wesentlich sowie auch sprichwörtlich die Arbeit erleichtert, da er auf schweres und damit lästiges Werkzeug wie Pickel, Hammer und Meißel verzichten konnte. So brauchte er nie mehr zu tun als sich zu bücken und die Brocken in einen Sack zu packen.

Und eben diese Steine sind es, mit denen er seinen Lebensunterhalt finanzieren kann. Denn zurück in Ine, der einzigen Siedlung die sich südlich des sich bis an den großen Wall erstreckenden Sonnenreichs Ios befindet, erfahren diese bei den Händlern nach wie vor einen geradezu reißenden Absatz. Anfangs, nach seiner ersten Reise mit Kostproben der Juwelen im Gepäck, wollten sie sich noch nichts anmerken lassen. Doch die Neugier auf das unbekannte Material und ihre Gier nach Profit funkelten schließlich einfach zu stark durch die gelangweilte Mimik hervor, welche ihn eigentlich von der Wertlosigkeit der Steine überzeugen sollte. Sie hatten Interesse. So viel war sicher. Der Umstand, dass sich die Nachricht über das Auftauchen eines bislang unbekannten Materials wie ein Lauffeuer in Ine verbreitete, half ihm sehr. Wie Mist auf die Fliegen, übten die Steine einen unwiderstehlichen Sog auf die Händler aus. Mit feurigem Temperament legten diese immer höhere Gebote vor, während er entspannt abwarten konnte bis Ruhe einkehrte. Sie selbst haben den Kurs für diesen neuen Rohstoff von alleine in eine Sphäre getrieben, die weit oberhalb jenes Bereichs lag, den er angesetzt hätte.

Schließlich taten sich zwei von ihnen zusammen. Es waren Hrǒhmer, Vertreter des kleinen Volks nordöstlich, welche man hier zu Lande gelegentlich zu Gesicht bekommt, welche bereit waren, einen solchen Preis in Gold zu zahlen, dass es ihm weiterhin genügte lediglich Kostproben der Steine zu veräußern. Denn schon die wenigen Brocken dieser Fuhre reichten aus, um die Kosten zu decken und um darüber hinaus sogar noch etwas daran zu verdienen. Der Ausflug hatte sich gelohnt. Deshalb fand sich auch kein Grund, wieso er diese Reise nicht noch einmal antreten sollte. Also tat er es. Immer und immer wieder. Seit nun gewiss schon vielen Jahren.

Und so geschah es, dass der einsame Wüstenwanderer, ohne es zu wollen, ohne es zu ahnen, zum einsamen Eremiten, der er ist avancierte. Aber er blickt ohne Reue auf die Summe der einzelnen Schritte zurück, die ihn zu dem gemacht haben, was er heute darstellt. Er ist sich selbst der beste Freund geworden. Einer, der ihm stets zuhört und es als einziger vermag, ihm Trost zu spenden. Ja, er ist zwar alleine, doch fühlt er sich keinesfalls dergleichen. Es ist sogar so, dass das Gefühl der Einsamkeit ihn am härtesten in der Gegenwart von anderen Menschen trifft. Denn wenn er zum Beispiel nach einer langen, einsamen Reise wieder in eine Siedlung gelangt, wo er als Sonderling denunziert, selbst von früheren Bekannten und Freunden gemieden wird, wo diese es sogar nur für nötig halten ein flüchtiges Winken und ein höfliches, aber nicht zum Gespräch einladendes, Lächeln zu offerieren, während ihm die übrigen Bewohner nur eines kurzen abwertenden Blicks würdigen, ist er froh, wenn er diese alsbald wieder verlassen kann.

Aber so weit ist es noch nicht. So setzt er nach wie vor, immer und immer wieder, gemächlich, ohne Hast und Eile, Meile um Meile des Reisens Weile, einen Fuß vor den anderen. Blickt in die scheinbar grenzenlose Wüste vor sich, wo ständig aufs Neue sich flackernde Seen, Trugbilder von unendlichen Wasserreservaten bilden, verschieben und sich am Ende doch in Luft auflösen.

Er wirft einen kurzen und intuitiven Blick gen Himmel, wo er jetzt etwas sieht, was er hier zuvor noch nie gesehen hat. Einen über ihm, scheinbar schwerelos, scheinbar mühelos gleitenden Vogel mit gehobenen Schwingen. So, als ob dieser ihn für sein weiteres Vorhaben segnen wollte. Seine Füße halten inne und der Zug stoppt umgehend. Ra´ hab könnte nicht beschwören um welche Art es sich bei diesem Vogel handelt, denn dafür ist dieser einfach zu hoch in den Lüften. Aber auch wenn er diesen nicht zuordnen und auch dessen Größe nicht zweifelsfrei an einem bekannten Vergleichsobjekt am Himmel bestimmen kann, vermutet er trotzdem, dass der Vogel wohl etwa die Größe einer Krähe haben wird. Es wundert ihn sehr, dass es einen Vogel in diesen Teil der Wüste verschlägt, denn hier gibt es weder Gras noch Insekten oder Aas, von dem er hätte leben können. Denn in dieser Leere, in seiner Heimat, in der nichts von Dauer existiert, lebt und stirbt folglich auch niemand.

Der Blick von Ra´ hab wendet sich wieder von dem anmutig beschwingten Vogel über ihm ab und begibt sich stattdessen begleitend an die Seite seiner nun wieder beginnenden Schritte, welche das sture Streben Richtung vorwärts inne haben. Sein Ziel wird sich noch einige Tage lang, als wäre es schüchtern, hinter dem Horizont vor ihm verstecken. So wird er, Tag ein, Tag aus, weiter nichts anderes sehen als die sich vor ihm darbietende, leere und bare Ebene, als befände er sich auf einer fortwährend rotierenden, sich ständig wiederholenden Walze. Darum ist er dankbar für die kleine Ablenkung durch den Vogel.

Die dem Grat zwischen Himmel und Erde näherkommende Sonne ist wie jeden Tag das eindeutige Indiz dafür, Rast zu machen, die Tiere zu versorgen und sich anschließend selbst schlafen zu legen.

7

In der Nacht schreckt er abermals ruckartig hoch. Abermals war es ihm, als habe jemand seinen Namen gerufen. Abermals kann er nach gründlichem Durchsuchen seiner Herde niemanden finden.

So begibt er sich wieder zu seinem nach ihm verlangenden Schlafgemach unter dem nächtlichen Firmament: Einer auf dem harten Boden ausgebreiteten Decke und einem mit getrocknetem Kamelkot gefüllten Lederkissen darauf, welches seinen Ansprüchen an Sitz- und Schlafkomfort vollends gerecht wird. Neben seiner Decke hat er den durch seine Hand glatt geriebenen Stock aufrecht in einem Spalt zwischen zwei Platten des Bodens verkeilt. Auf diese Weise kann er an diesem durch die eingeschnittenen Kerben, in Verbindung mit der an den Gegenständen angebrachten Lederschnur, verschiedene Utensilien wie Kochtöpfe, Ledertaschen und Kalebassen – die ausgehöhlten und getrockneten Hüllen des Flaschenkürbisses – befestigen und aufbewahren. So kann er mit dieser behelfsmäßigen Konstruktion seinen Bedarf an Stauraum, der ohnehin nur ein Bruchteil so ausgeprägt ist wie von jemand Sesshaftem der trotz Schränken und Regalen noch immer glaubt, zu wenig Platz zu haben, völlig abdecken.

Seinen Kopf wieder auf dem Kissen abgelegt, macht er sich keine forschenden und zu begründen versuchende Gedanken über diese Stimme, welche die letzten Nächte in seinen Ohren erklang. Was ihn aber nicht davor bewahrt, etwas beunruhigt zu werden. Denn obwohl es ihm nicht fremd ist, dass er bei der Rückreise durch die Wüste schlecht schläft, war sein Schlaf doch noch nie so empfindlich, noch nie so dermaßen flach gewesen wie derzeit. Die natürliche Erwartung, aus diesem täglich neue Kraft schöpfen zu können, welkt zur Hoffnung, reduziert sich auf einen Schimmer von ihr. Doch selbst diese geringe Zuversicht, wird jeden Tag aufs Neue noch herb enttäuscht. Die körpereigenen Energiereserven vermögen das Beet der nächtlichen Erholung nur noch so dünn zu bestellen, dass man von dessen morgendlichem Ertrag die Kräfte nicht mehr in dem Maße auffüllen kann, wie man sie eigentlich bräuchte, um den folgenden Tag bestreiten zu können. Darum ist er gewarnt, nicht in die Falle des Teufelskreises der mangelnden Regeneration zu geraten.

Ra´ hab weiß es noch nicht. Aber bei seiner nicht willentlich und wissentlich letzten Reise in die Wüste, hat die Falle bereits ausgelöst und ist derweilen schon im Begriff zuzuschnappen.

Seine Beine tragen ihn am nächsten Morgen zuverlässig, obwohl er noch die Erschöpfung des vergangenen Tages in ihnen spürt. Nach Stunden, als er sich eine kleine Pause gönnt, späht er in den Himmel hinauf, um vielleicht noch den Vogel des vorherigen Tages ausfindig zu machen.

Lange nach ihm suchen muss er nicht. Er findet diesen, seine weiten Kreise um ihn herum ziehen. Ra´ hab sieht sich selbst als dessen linear bewegtes Zirkelstichzentrum auf der Geraden seines eigenen Wegs, welches unmittelbaren Einfluss auf die Flugbahn des Vogels auszuüben vermag. Denn dieser scheint immer im exakten Abstand zu ihm zu bleiben. Egal ob er geht oder steht. Der Vogel fliegt konstant weiter. Scheinbar um zu beobachten, zu warten. Zieht seine asymmetrischen Kreise, welche in ihrer Flugbahn – wären diese sichtbar – jeweils zusammengesetzt aus einem langen Halboval, wenn der Vogel der gleichen Richtung wie er folgt, und einer kürzeren Ellipse besteht, welche sich zeigt, wenn dieser seine restliche Umrundung vor, entgegen und hinter ihm komplett macht.

Der Vogel hat die Distanz zu ihm gegenüber dem Vortag deutlich verringert. Heute kann er schon mehr als nur die reine Silhouette des Tieres sehen, die sich vom grenzenlosen Äther abhebt. Dessen Gefieder kann er inzwischen als unscheinbar grau und glatt erkennen, während er aber den dazu gehörigen kurzen schwarzen Schnabel erst erahnen kann.

Die Pause ist vorbei. Er muss weiter. Schritt um Schritt. Stunde um Stunde.

Nach einer wiederholt schlechten Nacht, die direkt an den nächsten Tag anschließt, spürt er die immer größer werdende Erschöpfung wie ein nach Schwäche gierendes Raubtier in seinen Gliedern lauern und geduckt ausharren. Verhält sich solange noch dezent wartend, bis zu dem Moment, in dem es ihn beherrschend überwältigen kann. Und das Wissen darum, dass sein Sieg unausweichlich ist, lässt das Raubtier beinahe schon gnädig geduldig werden.

Beim heutigen Betrachten des Himmels stellt er fest, dass der Vogel von dessen Antlitz getilgt ist. Er sucht den ganzen, weiten Himmel ringsum nach ihm ab. Sucht nach einem schwachen Kontrast. Aber der Vogel bleibt entschwunden. Erst jetzt spürt Ra´ hab einen leichten Anflug von Einsamkeit. Eine Brise, einen Hauch von Unvollständigkeit. Ihm wird bewusst, dass er es erst in jenem Moment bemerkt hatte, etwas bekommen zu haben, als er es nicht mehr besaß. Das Interesse eines Weggefährten. Und obwohl er nie in die Lage kam, Gefühle in einem Liebesbrief beschreiben zu wollen, spürt er doch, dass er jemanden vermisst. Einen, der ihn aus freien Stücken heraus begleitet, einen Freund. Die unbegründete Annahme, der Vogel sei ihm freundlich gesonnen, tätigt er rein intuitiv aus romantischem Selbstmitleid heraus. Stellt seine Meinung, ohne je logisch darüber nachgedacht zu haben, nicht in Frage. Aber obwohl ihm der Vogel fehlt, beginnt er mit leisen Worten seinen Wunsch in die sanft wehende, heiße Brise zu sprechen:

„Flieg mein Vogel, mein lieber Phönix. Breite deine Schwingen aus und lass dich vom Wind in deine Lande retten.“

Mit sehnsüchtigen Augen blickt er seinen Worten im Windhauch nach und hofft, dass diese den Vogel erreichen können und ihm Hoffnung und sein Wohlwollen unter die Fittiche legen.

Ra´ hab nimmt die Zügel seiner Karawane wieder fest in die Hand und spricht leise zu sich selbst:

„Wir kommen dir nach. Bald.“

8

Im Traum dieser Nacht hört er erneut jene Stimme leise zu sich flüstern. Sie sagt ihm deutlich:

Ra´ hab! Herr der Wüste, pass auf!“,

und hält danach kurz inne. Als ob sie sich vergewissern möchte, dass sie von wirklich niemand anderem gehört wird. Als diese sich schließlich sicher fühlt, spricht sie noch einmal, und diesmal mit energischerem Nachdruck in ihrem Ton:

Ra´ hab! Pass auf!“

Mit einem Rest des vernommenen Worthauches in seinem pulsierenden Ohr schreckt er hoch und blickt angespannt in die mondhelle Nacht.

Nach wenigen Sekunden des Bewusstwerdens sieht er auf einem der Kamelrücken den Vogel sitzen, welchen er, oder der ihn die letzten Tage während der geleisteten Gesellschaft ihres Marsches so prüfend beobachtet hat. Der, von dem er glaubte, ihn am vorgestrigen Tage das letzte Mal am erleuchteten Himmelszelt ausgemacht zu haben. Ausgiebig blicken die beiden einander an.

Der Vogel sieht Ra´ hab, wie dieser ihn von seiner liegenden Warte aus, auf seine Ellenbogen gestützt und noch bis zur Hüfte mit einer Decke verhüllt, betrachtet. Vernimmt, wie ihn der Mensch leicht freudig schmunzelnd und zugleich gütig anblickt.

Ra´ hab betrachtet das geflügelte Tier eine ganze Weile. Es freut ihn sehr, dass ein Lebewesen zu ihm, in die Sona vorgedrungen ist. Bei seinen Betrachtungen des Federviehs stellt er fest, dass er einen Vogel wie diesen hier, noch nie gesehen hat. Nicht wegen seines anmutigen und makellosen Aussehens, sondern viel mehr wegen dessen ihm alleine gewidmeten Blicks. Denn dieser ist nicht nur vorwurfsvoll sondern in seinem bestimmten Anstarren so scharf, als wäre er alleine für den gesamten Weltenschmerz verantwortlich. Es ist der kalte, analytisch kombinierende Blick eines Schiedsherrn. So stark und erhaben wie der einer Raubkatze. Aber von einem Vogel war ihm dieses Starren noch gänzlich fremd.

Die zwei begutachten einander nun schon eine ganze Weile. Sind noch unentschlossen, ob sie sich ferner auch als gut erachten wollen. Weswegen die Intensität, mit der die beiden Augenpaare Blickkontakt halten, stetig zunimmt. Allmählich befinden sie sich in einer Art Ringkampf, in dessen Arena sie schleichend eingezogen sind. Für beide ist klar, dass der, welcher dem Blick des Kontrahenten zuerst ausweicht, verloren hat. Nach Punkten gewertet liegt das Federvieh bereits vorn. Doch zählen diese hier nichts. Denn beide Kontrahenten streben den zerschmetternden Untergang des anderen an.

Der anfänglich noch schmunzelnde Ausdruck in Ra´ habs Gesicht ist schon einer besorgten Mimik gewichen. Die unverändert starren Augen des Vogels, der ihm statisch wie ein Stein gegenübersteht, haben ihn bereits mürbe gemacht. Er beginnt so etwas wie Unbehagen oder sogar Angst in seinem Herzen zu spüren und kann damit die Worte aus seinem Traum auf Anhieb richtig deuten. Die Blicke, die seiner Seele ein ungeheures Gewicht in Form großer Schuldgefühle auflasten, vernimmt er in seinem Gemüt zuerst nur als etwas beklemmend. Eine Empfindung, welche aber zunehmend bedrückender wird. Die Blicke, welche inzwischen schmerzliche Ausmaße erreicht haben, spürt er ähnlich intensiv wie sich wohl zur Weißglut gebrachte Nadeln anfühlen, die sich zischend durch seine Augäpfel bahnend, einen Weg durchbohren. Schneiden, schlagen, reißen und drücken sich mit scharfem und zugleich stumpfem, peinlich brennendem Besteck eine Schneise durch seine Augen hindurch, direkt in seinen Kopf hinein, wo diese, dort angelangt, sich wie ein loderndes Strohfeuer unter seiner Schädeldecke verbreiten können. Seine gebärenden Tränendrüsen, die das entfachte Nervenfeuer in seinen Augen löschen wollen, schmerzen ebenfalls, denn deren flüssige Ausgeburt fühlt sich beinahe so zäh an, als wären sie aus dickem Blut.

Mit einem Ruck springt er auf, um den Vogel von hier zu verscheuchen. Denn schlagartig hat ihn der pure Hass angesprungen, der, als er ihn mitgerissen hat, den Schmerz sogleich explosionsartig in Wut wandelte. Er greift nach seinem Wanderstock, von dem laut scheppernd alle Gegenstände herabfallen und schleudert diesen nach dem Tier. Aber der Vogel war bereits weggeflogen, als ihm Ra´ hab