Nullpunkt

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Fußnoten

  1. Tunit = die Tunits, das Volk der Tunits; Tuniq = ein Angehöriger des Volkes der Tunits

Niemand hat je zufriedenstellend zu erklären vermocht, wie das Beresowka-Mammut und andere Tiere, die man in der Subarktis fand, einfrieren konnten, bevor sie von den Raubtieren und Aasfressern jener Zeit vertilgt wurden.

 

J. Holland, Alaska Science Forum

Dramatis Personae

Prolog

Usuguk schenkte alldem keine Aufmerksamkeit. Er spürte nichts außer dem rasenden Hämmern in seiner Brust und einer überwältigenden Angst.

Als er das Schneehaus betrat, blickte die kleine Gruppe von Frauen, die sich um das Moosfeuer drängten, zu ihm auf. In ihren Gesichtern stand Anspannung und Sorge.

«Moktok e inkarrtok», sagte er. «Es ist Zeit.»

Wortlos und mit zitternden Händen sammelten sie ihre wenigen Habseligkeiten ein. Sie legten Knochennadeln in Kästchen zurück und schoben Fellschaber und Flensmesser – Ulus – in ihre Parkas. Eine der Frauen, die auf Robbenfellstiefeln

Usuguk wartete, bis das Karibufell wieder über die Öffnung gefallen war und den Blick nach draußen versperrte: das einsame Wirrwarr von Iglus, die trostlose eisige Landschaft, die sich über den gefrorenen See in Richtung der untergehenden Sonne erstreckte. Einen Augenblick lang stand er nur da. Er versuchte, die Beklemmung zu vertreiben, die sich auf ihn herabgesenkt hatte wie ein schwerer Umhang.

Dann wandte er sich ab. Es gab viel zu tun – und er hatte nur wenig Zeit.

Der Schamane bewegte sich behutsam in den hinteren Teil des Schneehauses, wo er eine Decke von einem kleinen Haufen Felle zog. Darunter kam eine Schachtel aus poliertem schwarzem Holz zum Vorschein. Vorsichtig nahm er sie in die Hand und stellte sie vor das Feuer. Als Nächstes zog er einen zeremoniellen, mit ritueller Sorgfalt zusammengelegten Amauti zwischen den Fellen hervor. Er streifte den Kapuzenparka über den Kopf, legte ihn zur Seite und zog den Amauti unter leisem Klimpern der kunstvollen Perlenbehänge an, bevor er sich im Schneidersitz vor der Schachtel niederließ.

Er saß eine Minute lang da und streichelte das Holz mit seinen alten, im Kampf gegen eine feindselige Umwelt krumm gewordenen Fingern. Dann öffnete er das Kästchen, entnahm ihm einen der Gegenstände, drehte ihn in den Händen und spürte seine Macht, lauschte, ob er ihm etwas zu erzählen hatte, um ihn anschließend wieder zurückzulegen. Das tat

Und doch – diesmal schien es in einem beängstigenden Missverhältnis zu stehen zu dem geringfügigen Vergehen, das es hervorgerufen hatte …

Der Schamane atmete tief durch. Sie alle vertrauten darauf, dass er den Frieden wiederherstellen und die natürliche Ordnung der Dinge wieder ins Gleichgewicht rücken würde. Doch es war eine erdrückende Aufgabe. Das Volk war inzwischen so geschrumpft, dass nur eine Handvoll von den Seinen übrig gewesen war, um ihn in das geheime Wissen der Vorfahren einzuweihen. Und selbst sie waren jetzt gegangen, übergetreten in die Geisterwelt. Er war der Einzige, der noch übrig war vom geheimen Orden der Natur.

Er griff unter den Amauti und zog eine Handvoll getrockneter Kräuter und Pflanzenteile hervor, die sorgfältig mit Fasern von arktischem Springkraut zusammengebunden waren. Er nahm das Büschel in beide Hände, hob es hoch und legte es auf das Feuer. Wolken aus grauem Qualm stiegen auf und erfüllten das Schneehaus mit dem Geruch nach Wald. Langsam und ehrfürchtig nahm er die Gegenstände aus dem Kästchen und arrangierte sie vor dem Feuer in einem Halbkreis: die Stoßzahnspitze eines seltenen weißen Walrosses, das sein Urururgroßvater gejagt und getötet hatte. Einen Stein in der

Als letzten Gegenstand nahm er die winzige Figur eines Mannes hervor, erschaffen aus Rentierhaut, Elfenbein und Stoff. Er legte die Figur in die Mitte des Halbkreises. Dann, indem er seine Handflächen flach auf den Boden des Iglus presste und das Kinn auf die Brust sinken ließ, verneigte er sich tief vor den Symbolen.

«Mächtiger Kuuk’juag», inkantierte er. «Jäger der Gefrorenen Wüste, Beschützer des Volkes. Nimm deinen Zorn von uns. Gehe dahin im Mondlicht. Kehre zu den Wegen des Friedens zurück.»

Er setzte sich aufrecht hin. Dann streckte er die Hand nach dem ersten Gegenstand des Halbkreises aus, dem Walross-Stoßzahn, und drehte ihn im Uhrzeigersinn, bis er der kleinen Figur in der Mitte zugewandt war. Mit der Hand auf dem Stoßzahn sang er halb, halb betete er das Sühnegebet und flehte Kuuk’juag an, sich zu erbarmen und zu vergeben.

Die Verfehlung hatte sich am vorangegangenen Morgen ereignet. Während ihrer täglichen Arbeit hatte Nulathe unabsichtlich die Sehnen eines Karibus mit dem Fleisch einer Robbe in Berührung gebracht. Sie war müde gewesen und krank – nur so konnte man einen solchen Fehler erklären. Dennoch war die verbotene Tat begangen, das uralte Gesetz gebrochen. Die Seelen der toten Tiere, die in spirituellem Gegensatz zueinander standen, waren besudelt worden. Und Kuuk’juag der Jäger hatte ihren Zorn gespürt. Das erklärte, was Usuguks winzige Gruppe in der Nacht zuvor in der gefrorenen Ödnis gesehen hatte.

Die vollständige Zeremonie dauerte zwei Stunden. Endlich, nachdem sich der alte Mann ein letztes Mal vor der Figur verneigt hatte, sprach er einen Abschiedssegen, bevor er die Beine unter dem Körper hervorzog und sich unter Schmerzen aufrichtete. Wenn alles gutgegangen war, wenn er das Gebet richtig aufgesagt hatte, in der Weise seiner Vorfahren, würde der Makel von ihnen gehen, und der Jäger würde seine Wut bezähmen. Der Schamane umrundete das Feuer, zuerst im Uhrzeigersinn, dann entgegengesetzt. Dann kniete er vor dem Kästchen nieder und legte die Gegenstände, beginnend mit der kleinen Figur, einen nach dem anderen zurück.

Während er dies tat, vernahm er von draußen Lärm: Schreie, Schluchzen, Stimmen, die vor Verzweiflung und Schmerz laut klagten.

Rasch erhob er sich, und Angst umklammerte seine Brust. Er schlüpfte in seinen Parka, schlug das Karibufell zurück und trat hinaus ins Freie. Dort waren die Frauen, rauften sich die Haare und zeigten hinauf zum Himmel.

Er hob den Blick nach oben und stöhnte auf. Die Angst und die Beklemmung, die während des beruhigenden Rituals ein wenig abgeklungen waren, überwältigten ihn nun aufs Neue und mit verdoppelter Wucht. Sie waren zurück – und schlimmer als in der Nacht zuvor. Sehr viel schlimmer.

Die Zeremonie hatte nichts genutzt.

In diesem Augenblick erkannte Usuguk mit einer schauerlichen Gewissheit noch etwas: Dies war nicht das Resultat von etwas, das Nulathe oder eine der anderen Frauen angerichtet hatte. Es war nicht der bloße Zorn von Kuuk’juag oder

Nicht nur gewarnt gewesen – er hatte es gewusst. Usuguk hatte es gesehen …

Er starrte die Frauen an, die seinen Blick aus geweiteten Augen angstvoll erwiderten. «Packt zusammen, was ihr braucht», befahl er ihnen. «Morgen brechen wir nach Süden auf. Wir gehen zum Berg.»

1

Evan Marshall legte den Ziploc-Beutel zur Seite, erhob sich und massierte seinen Rücken. Die letzten neunzig Minuten hatte er mit dem Gesicht nur wenige Zentimeter über dem Boden verbracht und Proben des glazialen Sediments gesammelt. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen wieder an die Umgebung gewöhnt hatten. Die Stimme, die ihn angesprochen hatte, war die von Sully, und jetzt konnte Marshall ihn auch erkennen: eine breite, leicht korpulente Gestalt in einem fellbesetzten Parka, die mit verschränkten Armen dreißig Meter weiter oben in dem steilen Tal stand. Hinter ihm erhob sich die Endzunge des Fear-Gletschers, ein sattes, mysteriöses Blau, durchzogen von zahlreichen weißen Bruchlinien. Große Eisbrocken lagen verstreut entlang der Basis wie monströse Diamanten, zusammen mit messerscharfen Splittern alter Lava. Marshall öffnete den Mund, um Sully zu warnen: Der Gletscher war genauso gefährlich wie schön, es war wärmer geworden, und die Eisfront kalbte mit ungeheurer Geschwindigkeit. Gewaltige Brocken lösten sich und stürzten herab, um alles unter sich zu begraben. Doch dann überlegte er es sich anders. Gerard Sully war stolz auf seine Position als nomineller Leiter der Expedition und mochte es überhaupt nicht, wenn ihm jemand sagte, was er tun sollte und was nicht. Also schüttelte Marshall nur den Kopf. «Ich denke, ich verzichte, danke.»

«Wie Sie meinen.» Sully wandte sich an Wright Faraday, den Evolutionsbiologen der Gruppe, der ein wenig weiter den

Faraday blickte auf, und seine wässrigblauen Augen wirkten unheimlich vergrößert hinter der Schildpattbrille. Er trug eine Digitalkamera an einem breiten Trageriemen um den Hals. «Nein danke», sagte er stirnrunzelnd, als wäre der bloße Gedanke, mitten während der Arbeit eine Essenspause einzulegen, eine unerhörte Häresie.

«Verhungert meinetwegen, wenn ihr es so wollt. Verlangt bloß nicht von mir, irgendetwas wieder mit zurückzunehmen.»

«Nicht mal einen Eiszapfen?», fragte Marshall.

Sully lächelte dünn. Er war ungefähr so klein wie Napoleon und eine Kombination aus Egoismus und Unsicherheit, die Marshall als ganz besonders ärgerlich empfand. An der Universität, wo Sully nur einer von vielen arroganten Wissenschaftlern war, hatte Marshall ihn noch ertragen, doch hier draußen auf dem Eis – ohne jede Fluchtmöglichkeit – war er absolut lästig geworden. Vielleicht, sinnierte er, vielleicht war es ja doch eine Erleichterung, dass ihre Expedition nur noch wenige Wochen dauern sollte.

«Sie sehen müde aus», stellte Sully fest. «Waren Sie gestern Nacht wieder unterwegs?»

Marshall nickte.

«Passen Sie lieber auf. Sie könnten in eine Lavaröhre fallen und erfrieren.»

«Schon gut, Mutter. Ich werde vorsichtig sein, versprochen.»

«Oder Sie laufen einem Polarbären über den Weg oder sonst irgendwas.»

«Kein Problem – ich sehne mich geradezu nach geistreicher Konversation.»

Marshall gefiel die Richtung nicht, die ihre Unterhaltung nahm. «Hören Sie, wenn Sie Ang begegnen, sagen Sie ihm, ich habe ein paar Proben fertig für den Transport ins Labor.»

«Mache ich. Wahrscheinlich ist er ganz außer sich vor Aufregung.»

Marshall sah dem Klimaforscher hinterher, wie er vorsichtig den Hang hinunter in Richtung der Basis am Fuß des Hügels kletterte. Er nannte sie «ihre» Basis, doch in Wirklichkeit gehörte sie natürlich der Regierung der Vereinigten Staaten und hieß offiziell «Mount Fear Remote Sensing Installation». Sie war vor beinahe fünfzig Jahren in Betrieb genommen worden und bestand im Wesentlichen aus einem niedrigen, grauen, institutionell aussehenden Gebäude, auf dem es von Radarkuppeln und anderen Überbleibseln des Kalten Krieges nur so wimmelte. Hinter dem Camp lag eine eisige Landschaft aus Permafrost und Lavaablagerungen, die der Berg vor Ewigkeiten aus seinen Eingeweiden gespien hatte, von Gräben durchzogen und aufgebrochen, als hätte die Erde sich selbst in geologischer Agonie zerrissen. An vielen Stellen war die Oberfläche unter ausgedehnten Schneefeldern verborgen. Es gab keine Straßen, keine anderen Gebäude, keine Lebewesen. Die Umgebung war so feindselig, so abgelegen und so fremdartig wie der Mond.

Marshall streckte sich und ließ den Blick über die unwirkliche Landschaft schweifen. Selbst nach vier Wochen vor Ort fiel es ihm noch schwer, zu glauben, dass eine Gegend so karg und öde sein konnte. Andererseits hatte die ganze Expedition von Anfang an etwas Unwirkliches gehabt. Unwirklich die Tatsache, dass ein Medienriese wie Terra Prime ausgerechnet

Er wandte sich mit einem Seufzer ab. Seine Knie schmerzten vom stundenlangen Kauern über der Endmoräne, in der er seine Proben gesammelt hatte. Fingerspitzen und Nase waren halb erfroren. Und um das Fass voll zu machen, war der Schnee einem Schneeregen gewichen, ungemütlicher Nässe, die langsam durch drei Lagen Kleidung zu seinen intimsten Stellen drang. Doch Tageslicht war rar in dieser Jahreszeit, und das Forschungsfenster schloss sich rasch. Er war sich sehr deutlich bewusst, wie wenig Zeit ihm noch blieb. Daheim in Woburn, Massachusetts, würde es mehr als genug zu essen geben, und dort würde er auch mehr als genug Zeit haben zum Essen.

Als er sich umwandte, um die Probenbeutel aufzuheben, hörte er Faraday sagen: «Vor fünf Jahren, ach, was sage ich – vor zwei Jahren hätte ich so etwas nicht für möglich gehalten. Regen!»

«Das ist kein Regen, Wright. Es ist Schneeregen.»

«Meinetwegen, dann eben Schneeregen. In der Zone, meine Güte, obwohl der Winter vor der Tür steht? Unglaublich!»

Die «Zone» war ein ausgedehntes Gebiet im nordöstlichen Alaska, am Arktischen Ozean, eingekeilt zwischen dem Arctic

Ein plötzlicher, gewaltiger Knall wie ein Kanonenschlag ließ das Gletschertal mit der Wucht eines Erdbebens erzittern. Das Geräusch hallte über die Tundra unter ihnen und erschütterte die tiefe Stille. Es wurde wie ein Tennisball hin und her geworfen und dann immer leiser, bis es in der endlosen Ferne verhallte.

Über ihnen hatte der Gletscher erneut gekalbt. Tonnen von Eis und Schnee waren herabgestürzt auf den gefrorenen Haufen Geröll entlang der vorderen Gletscherkante. Marshall spürte, wie sein Herz einen erschrockenen Satz machte. Ganz gleich, wie oft er das Geräusch auch hörte, seine schiere Wucht war jedes Mal ein Schock.

Faraday zeigte darauf. «Sehen Sie? Das ist genau, was ich meine. Ein Talgletscher wie der Fear sollte in einer hübschen,

«Das ist Sullys Job, nicht Ihrer.»

«Ich habe die basale Schmelze gemessen, und sie sprengt jede Vorstellung.» Faraday schüttelte den Kopf. «Regen, eine beispiellose Gletscherschmelze … und das ist noch längst nicht alles. Beispielsweise die Nordlichter in den vergangenen Nächten. Haben Sie sie auch bemerkt?»

«Selbstverständlich. Eine einzige Farbe – es war spektakulär. Und ungewöhnlich.»

«Ungewöhnlich …», wiederholte Faraday nachdenklich.

Marshall sagte nichts. Seiner Erfahrung nach hatte jede wissenschaftliche Expedition, selbst eine so kleine wie die ihre, ihre ganz persönliche Kassandra. Wright Faraday mit seinem ungeheuren Lernvermögen, seinem pessimistischen Ausblick auf das Leben, seinen dunklen Theorien und seinen ungeheuerlichen Vorhersagen spielte die Rolle meisterhaft. Marshall warf einen verstohlenen Blick auf den Biologen. Obwohl er ihn von der Universität her flüchtig als einen Kollegen kannte, wurde er doch nicht schlau aus dem Mann.

Trotzdem, dachte Marshall, während er einen neuen Beutel füllte und verschloss und die Probennummer in einem Notizbuch vermerkte, trotzdem hatte Faraday nicht ganz unrecht. Und das war ein Grund, warum Marshall selbst mit beinahe panischem Fleiß Proben sammelte. Ein Gletscher bildete den perfekten Ort für seine Art von Forschung. Während seiner Entstehung, während er Schnee akkumulierte, fing der Gletscher zugleich organische Überreste ein: Pollen, Pflanzenfasern,

Nur dass am Rückzug dieses Gletschers nichts langsam oder graziös war. Er fiel praktisch auseinander, mit erschreckender Geschwindigkeit – und riss dabei seine Geheimnisse mit sich.

Wie auf ein Stichwort hin gab es eine weitere ohrenbetäubende Explosion an der Gletscherfront. Eine zitternde Kaskade aus Eis regnete ins Meer. Marshall wandte den Kopf in Richtung des Geräuschs und verspürte eine Mischung aus Verärgerung und Ungeduld. Diesmal war eine viel größere Sektion des Gletschers heruntergebrochen. Mit einem Seufzer beugte er sich hinunter zu seinen Proben und starrte dann wieder zum Gletscher. Zwischen den geborstenen Eisbrocken an seiner Basis konnte er sehen, dass durch das Kalben ein Teil der Bergflanke unter der Eisdecke freigelegt worden war.

Er blinzelte einen Moment. Dann rief er Faraday zu: «Sie haben doch den Feldstecher dabei, oder?»

«Hier bei mir.»

Der Biologe zog den Feldstecher aus der Tasche und hielt ihn mit schwerer behandschuhter Hand. Marshall nahm das Fernglas, hauchte die Okulare an, um sie aufzuwärmen, dann wischte er die Kondensation ab und hob den Feldstecher an die Augen, um den Gletscher genauer zu inspizieren.

«Was gibt es denn?», fragte Faraday. Die Aufregung ließ seine Stimme zittern. «Was sehen Sie?»

Marshall leckte sich über die Lippen, während er auf das starrte, was das herabstürzende Eis freigegeben hatte. «Eine Höhle», antwortete er. «Es ist eine Höhle.»

2

Die Höhle lag direkt vor ihnen. Die schwarze Öffnung des Eingangs hob sich deutlich ab vom klaren Blau des Gletschereises. Es kam Marshall so vor, als blickte er in den Lauf einer gigantischen Kanone. Sully starrte hinein und kaute geistesabwesend auf der Unterlippe.

«Ein beinahe perfekter Zylinder», bemerkte er.

«Ohne Zweifel ein Abzweigkanal», sagte Faraday. «Der gesamte Mount Fear ist durchlöchert von diesen Kanälen.»

«Die Basis vielleicht», verbesserte Marshall ihn. «Aber in dieser Höhe sind sie doch sehr ungewöhnlich.»

Unvermittelt brach eine weitere Sektion des blauen Eises etwa einen Kilometer weiter im Süden von der Gletscherwand ab und stürzte in hausgroßen Brocken auf die Trümmerwüste darunter. Eine Wolke aus Eissplittern stob auf. Chen zuckte heftig zusammen, und Faraday hielt sich die Ohren zu. Marshall schnitt eine Grimasse, als der Berg unter seinen Füßen erzitterte.

Es dauerte einige Minuten, bis das rollende Echo verklungen war. Als endlich wieder Stille herrschte, stieß Sully ein Grunzen aus. Er blickte von der Eiswand zum Höhleneingang zu Chen. «Haben Sie die Videokamera dabei?», fragte er.

«Dann schalten Sie sie ein.»

«Sie haben doch wohl nicht vor reinzugehen, oder etwa doch?», fragte Faraday.

Anstelle einer Antwort richtete sich Sully zu seinen vollen eins fünfundsechzig auf, zog den Wanst ein und richtete die Kapuze seines Parkas, um sich für die Kamera bereit zu machen.

«Das ist keine gute Idee», fuhr Faraday fort. «Sie wissen selbst, wie brüchig diese Lavaformationen sind.»

«Das ist noch nicht alles», fügte Marshall hinzu. «Haben Sie nicht bemerkt, was gerade passiert ist? Jeden Augenblick könnte weiteres Eis herunterbrechen und den Eingang zur Höhle verschütten.»

Sully starrte unentschlossen zum Höhleneingang. «Sie würden es bestimmt wollen.»

Mit «sie» war Terra Prime gemeint, der Kabelsender, der sich Wissenschaft und Natur verschrieben hatte und die Expedition finanzierte.

Sully rieb sich mit einer behandschuhten Hand das Kinn. «Evan, Wright, Sie können meinetwegen draußen bleiben. Ang wird mich mit der Kamera begleiten. Wenn irgendwas passiert, sollen die Jungs von der Armee uns im Helikopter rausholen.»

«Zum Teufel damit!», sagte Marshall, ohne zu überlegen, und grinste. «Wenn Sie vergrabene Schätze entdecken, will ich meinen Anteil daran.»

«Sie haben es selbst gesagt – es ist nicht ungefährlich.»

«Umso mehr Grund, dass Sie Hilfe brauchen», entgegnete Marshall.

Faraday blinzelte mit seinen wässrig blauen Augen und schwieg.

Sully wischte ein paar Schneeflocken von seinem Parka und räusperte sich. Er warf einen vorsichtigen Blick die steile Eisfront hinauf, dann postierte er sich vor der Kamera. «Wir stehen hier vor der Gletscherzunge», sagte er in gedämpftem, melodramatischem Tonfall. «Das zurückweichende Eis hat eine Höhle freigelegt, die sich in die Flanke des Berges schmiegt, und wir machen uns nun daran, sie zu erkunden.» Er legte eine dramatische Pause ein, dann signalisierte er Chen, die Aufzeichnung zu unterbrechen.

«Haben Sie gerade wirklich ‹schmiegt› gesagt?», fragte Marshall.

Sully ignorierte die Bemerkung. «Los, gehen wir.» Er zog eine große Taschenlampe aus seinem Parka. «Ang, halten Sie die Kamera auf mich gerichtet, während wir hineingehen.»

Er setzte sich in Bewegung, und der schlaksige Chen folgte ihm gehorsam auf dem Fuß. Einen Augenblick später zog Marshall seine eigene Taschenlampe hervor und schloss sich den beiden Männern an.

Sie bahnten sich langsam und vorsichtig einen Weg durch das Trümmerfeld aus Eis und Schnee. Manche Eisbrocken waren faustgroß, andere so gewaltig wie ein ganzes Haus. Im schwachen Tageslicht leuchteten sie so blassblau wie der Oktoberhimmel. Rinnsale aus Schmelzwasser plätscherten. Die drei Männer näherten sich der Eiswand und traten in den Schatten des Gletschers. Marshall blickte nervös zu der gewaltigen Mauer aus Eis hinauf, doch er sagte nichts.

«Okay.» Der Student senkte die Kamera.

Sully zögerte, dann sah er zu Marshall. «Faraday hat keine Witze gemacht. Dieser ganze Berg ist ein großer Haufen instabiler Lava. Halten Sie Ausschau nach Rissen. Sollte die Röhre instabil erscheinen, kehren wir augenblicklich um.»

Er wandte sich zu Chen um und bedeutete ihm, wieder mit Filmen anzufangen. «Wir gehen hinein», sagte er, an die Kamera gewandt, dann drehte er sich um und betrat die Höhle.

Die Decke war nicht sehr niedrig – mindestens drei Meter hoch –, und trotzdem duckte sich Marshall instinktiv, als er Chen ins Innere folgte. Die Höhle führte geradewegs ins Innere des Berges und fiel dabei sanft nach unten ab. Vorsichtig tasteten sie sich voran und leuchteten mit ihren Taschenlampen die Lavawände ab. Im Innern der Höhle war es noch kälter als draußen auf dem Eisfeld, und Marshall zog die Kapuzenschnur seines Parkas eng zusammen.

«Warten Sie», sagte er. Der Strahl seiner Taschenlampe war auf einen Haarriss in der Lava gefallen. Er ließ das Licht über seine gesamte Länge wandern, dann betastete er ihn vorsichtig mit der freien Hand.

«Sieht fest aus», sagte er.

«Dann gehen wir weiter», erwiderte Sully. «Vorsichtig.»

Schritt für Schritt drangen sie tiefer in die Höhle ein. Wenn sie sprachen, dann ganz leise, beinahe im Flüsterton.

«Der Boden unter dem Schnee hier ist von einer Eisschicht bedeckt», sagte Sully nach einer Weile. «Sie zieht sich über die gesamte Breite und ist bemerkenswert eben.»

«Und die Höhle führt immer tiefer in den Berg hinein», sagte Marshall. «Irgendwann einmal muss dieser Schlot mit Wasser gefüllt gewesen sein.»

«Und es muss mit bemerkenswerter Geschwindigkeit gefroren sein», sagte Sully. «Weil …» In diesem Moment rutschte der Klimatologe aus. Er stieß einen Schreckenslaut aus und fiel der Länge nach schwer auf das Eis.

Marshall zuckte zusammen. Das Herz rutschte ihm fast in die Hose, und er wartete darauf, dass die Decke ringsum einstürzte. Als nichts geschah und er sah, dass Sully unverletzt war, wich sein Erschrecken Verwirrung. «Das haben Sie doch gefilmt, Ang, oder?»

Der Aufbaustudent war totenblass geworden, aber jetzt grinste er. «Sicher, hab ich.»

Sully erhob sich mühselig, verzog das Gesicht und wischte sich mürrisch den Schnee von der Kleidung. «Das ist ein ernster Moment, Evan. Bitte vergessen Sie das nicht.»

Sie kamen noch langsamer voran als zuvor. Es war unheimlich still in der Höhle; das einzige Geräusch war das Knirschen ihrer Schritte auf der dünnen Schneeschicht. Die Lavawände rechts und links waren fast schwarz. Sully führte die Gruppe behutsam tiefer, wobei er den Schnee mit den Stiefeln zur Seite wischte und den Lichtkegel seiner Taschenlampe immer wieder über den vor ihnen liegenden Pfad schwenkte.

«Das ist gut», erwiderte Sully. «Weil die Eisschicht dicker wird und …»

In diesem Moment fiel er erneut, doch nicht aus Unbeholfenheit: Marshall erkannte augenblicklich, dass der Wissenschaftler diesmal vor schierer Überraschung zu Boden gegangen war. Hektisch wischte Sully den Schnee von der Eisschicht und leuchtete mit seiner Taschenlampe auf das Eis darunter. Chen ließ sich neben ihm auf die Knie nieder. Er schien die Kamera vergessen zu haben. Rasch trat Marshall zu den beiden und spähte ihnen über die Schulter auf das Eis vor ihnen.

Mit einem Frösteln, das nichts mit der Kälte in der Höhle zu tun hatte, sah Marshall, was Sully entdeckt hatte. Dort, im Eis unter ihren Füßen, starrten zwei faustgroße Augen – gelb mit schwarzen, ovalen Pupillen – feindselig zu ihnen hinauf.

3

Den Weg den Berg hinunter legten sie schweigend zurück. Die Entdeckung würde grundlegend verändern, was bis zu diesem Augenblick eine unauffällige, unglamouröse, ja monotone wissenschaftliche Expedition gewesen war. Was all dies bedeutete, vermochte keiner der Teilnehmer zu sagen. Doch von diesem Moment an war nichts mehr wie vorher.

Zur gleichen Zeit stellte sich jeder Einzelne insgeheim die Frage: Was zum Teufel ist das für ein Ding?

Sully brach das Schweigen. «Wir hätten einen Eiskern zum Testen mitnehmen sollen.»

«Der Fear ist ein Gletscher aus der letzten Kaltzeit, aus dem marinen Sauerstoff-Isotopenstadium zwei», erwiderte Marshall. «Diese Höhle muss also seit mindestens zwölftausend Jahren verschüttet sein. Vielleicht auch schon viel länger.»

Erneut senkte sich Schweigen über die Gruppe. Die Sonne hatte sich endlich ihren Weg durch die tiefhängenden Wolken gebrannt. Während sie dem Horizont entgegensank, ließ sie die Schneedecke in den leuchtendsten Farben glänzen.

Geistesabwesend nahm Marshall eine Schneebrille aus der Tasche und setzte sie auf. Er musste ständig an die unergründlichen toten Augen unter dem Eis denken.

«Wie spät ist es in New York?», fragte Sully nach einer Weile.

«Halb acht vorbei», antwortete Faraday.

«Dann sind wahrscheinlich längst alle zu Hause. Wir versuchen es gleich morgen früh. Ang, sorgen Sie bitte dafür, dass das Satellitentelefon noch vor dem Frühstück einsatzbereit ist?»

«Sicher. Aber ich werde Gonzalez um neue Batterien bitten müssen, weil …» Chen verstummte mitten im Satz. Marshall blickte auf und sah, was den Aufbaustudenten zum Schweigen gebracht hatte.

Die Basis lag mehrere Hundert Meter unterhalb. Das lange, niedrige Bauwerk wirkte rostig und abweisend im Licht der untergehenden Sonne. Sie waren dem Gletschertal in einem sanften Bogen gefolgt, und der Haupteingang der Basis war hinter dem Sicherheitszaun in Sicht gekommen. Die Computerspezialistin der Expedition, Penny Barbour, stand in Jeans

Vier Gestalten in schweren Parkas mit Hosen aus Polarbärenfell und Mukluks aus Tierhaut umringten die beiden. Eine der Gestalten hielt ein Gewehr, die anderen trugen Speere oder Bögen auf dem Rücken. Obwohl ihre Gesichter nicht zu sehen waren, war Marshall sicher, dass sie amerikanische Ureinwohner aus dem kleinen Lager weiter im Norden waren.

Marshall war nicht sicher, ob er Neugier oder Besorgnis empfinden sollte. Die Gruppe beschleunigte ihre Schritte. Schon seit einem Monat waren die Wissenschaftler vor Ort, ohne bisher Kontakt mit den Indianern gehabt zu haben. Tatsächlich wussten sie nur deswegen von ihrer Existenz, weil die Soldaten in der Basis sie einmal erwähnt hatten. Warum sollten sie ausgerechnet den heutigen Tag ausgewählt haben, um der Station einen Besuch abzustatten?

Als die Wissenschaftler den Zaun und das leerstehende Wachhaus passierten, wandte sich die Gruppe auf dem Vorplatz zu ihnen um. «Diese Bande hier hat vor nicht mal zwei Minuten angeklopft», sagte Barbour in ihrem breiten Nordlondoner Akzent. «Der Sergeant und ich sind rausgegangen, um sie zu begrüßen.» Ihr freundliches Gesicht wirkte ein wenig verkniffen und besorgt.

Sully sah Gonzalez an. «Hat es so etwas schon einmal gegeben?», fragte er.

Gonzalez war Mitte fünfzig und stämmig und strahlte den

«Das wird nicht nötig sein, Sergeant», sagte er, dann wandte er sich an Barbour: «Sie machen besser, dass Sie ins Warme kommen.» Er sah ihr hinterher, bis sie hinter der Tür verschwunden war, dann räusperte er sich und drehte sich zu den Gästen um. «Möchten Sie hereinkommen?», fragte er, indem er jedes Wort sehr langsam und deutlich aussprach und zur Tür deutete.

Die Ureinwohner antworteten nicht. Es waren drei Frauen und ein Mann, bemerkte Marshall, und der Mann war sehr viel älter als die Frauen. Sein Gesicht war von den vielen Jahren in Kälte und Sonne verschrumpelt, und die Haut sah ledrig aus. Seine Augen aber waren von einem klaren, tiefen Braun. Er trug große Ohrringe aus Tierknochen, wunderbar detailliert geschnitzte Stücke, und im Fell seines Kragens steckten Federn. Seine Wangenknochen waren tätowiert, also musste er ein Schamane sein. Gonzalez hatte ihnen erzählt, dass die Gruppe ein Leben in ungewöhnlicher Einfachheit führte. Marshall warf einen Blick auf die Speere und Tierhäute. So einfach hatte er es sich nicht vorgestellt.

Für einige Sekunden senkte sich ein unbehagliches Schweigen über die Gruppe. Nur das Brummen der Generatoren ganz in der Nähe war zu hören. Dann sprach Sully erneut: «Sie kommen aus der Siedlung im Norden, richtig? Das ist ein weiter Weg, und Sie sind sicherlich müde. Können wir irgendetwas für Sie tun? Möchten Sie etwas zu trinken oder zu essen?»

Keine Antwort. Sully wiederholte seine Worte, langsam

Als keine Antwort kam, wandte sich Sully mit einem Seufzer ab. «Wir kommen nicht weiter.»

«Diese Eingeborenen verstehen wahrscheinlich kein Wort von dem, was Sie sagen», meinte Gonzalez.

Sully nickte. «Und ich spreche kein Inuit.»

«Tunit», sagte der alte Mann.

Sully drehte sich hastig zu ihm um. «Wie bitte?»

«Nicht Inuit. Tunit.»

«Es tut mir sehr leid, aber ich habe noch nie von den Tunit gehört.» Sully klopfte sich leicht auf die Brust. «Mein Name ist Sully.» Er stellte Gonzalez und die Wissenschaftler ebenfalls mit Namen vor. «Die Frau von eben ist Penny Barbour.»

Der alte Mann berührte seine eigene Brust. «Usuguk.» Er sprach es U-suuuu-guhk aus. Die Frauen stellte er nicht vor.

«Erfreut, Sie kennenzulernen», sagte Sully. «Möchten Sie vielleicht hereinkommen?»

«Sie haben gefragt, ob Sie etwas tun können für uns», sagte Usuguk, und Marshall stellte überrascht fest, dass der Alte ohne den geringsten Akzent sprach.

«Ja», antwortete Sully genauso überrascht.

«Es gibt etwas, das Sie tun können. Etwas sehr Wichtiges. Sie können von hier fortgehen. Heute noch. Und kommen Sie nicht wieder.»

Diese Antwort machte Sully sprachlos.

«Aber warum?», fragte Marshall nach einigen Sekunden.

Der alte Schamane deutete auf den Mount Fear. «Das dort ist ein Ort des Bösen. Ihre Anwesenheit hier ist eine Gefahr für uns alle.»

«Ein Ort des Bösen?», fragte Sully, nachdem er sich von

Der alte Tuniq[*] sah ihn an. Die schräg einfallende Sonne hob die zahllosen Runzeln seines Gesichts scharf hervor. Es war eine Maske bitterer Angst.

«Was für ein Böses?», fragte Marshall.

Usuguk verzichtete darauf, deutlicher zu werden. «Sie sollten nicht hier sein», sagte er. «Sie sind Eindringlinge, die hier nichts zu suchen haben. Und Sie haben die Alten wütend gemacht. Sehr wütend sogar.»

«Welche Alten?», fragte Sully.

«Normalerweise sind sie …», Usuguk suchte nach dem richtigen Wort. «Normalerweise sind sie gutmütig.» Er beschrieb eine halbkreisförmige Bewegung mit der Hand, die Handfläche nach oben. «In den alten Tagen blieben die Männer hier, all die Männer mit den Uniformen und den Waffen, innerhalb der Metallwände, die sie errichteten. Selbst heute noch dringen die Soldaten niemals an den verbotenen Ort vor.»

«Ich weiß nichts von einem verbotenen Ort», brummte Gonzalez. «Aber ich bleib mit meinem Hintern hübsch hier in der Basis, wo es warm und freundlich ist.»

Usuguk schien ihn nicht zu hören. Er starrte unverwandt Sully an. «Ihr seid anders. Ihr habt Boden betreten, den kein lebender Mann betreten darf. Und jetzt sind die Alten wütend, wütender als jemals zuvor in der Erinnerung meines Volkes. Ihr Zorn malt den Himmel blutig rot. Der Himmel schreit vor Schmerz wie eine Frau in den Wehen.»

«Ich bin nicht sicher, was Sie damit meinen», entgegnete

Wenn diese Erklärung für Usuguk Sinn ergab, dann zeigte er es nicht. «Sobald wir sahen, wie zornig das Geistervolk ist, machten wir uns auf den Weg hierher. Seit jenem Augenblick sind wir unterwegs, ohne Pause und ohne Nahrung.»

«Ein Grund mehr, hineinzugehen», sagte Sully. «Wir geben euch zu essen und etwas Warmes zu trinken.»

«Warum ist der Berg verboten?», wollte Marshall wissen.

Der Schamane sah ihn an. «Verstehen Sie denn nicht? Sie alle haben meine Warnung gehört, und trotzdem weigern Sie sich, darauf zu hören? Der Berg ist ein Ort der Dunkelheit. Sie müssen von hier weggehen.»

«Wir können nicht von hier weg», sagte Sully. «Noch nicht. Aber in zwei oder drei Wochen … werden wir abgeholt. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass wir bis dahin …»

Doch der Schamane hatte sich bereits abgewandt. Er ging zu den drei Tunit-Frauen. «Anyok lubyar tussarnek», sagte er. Eine der Frauen begann laut zu weinen. Usuguk drehte sich ein letztes Mal um und sah die vier Wissenschaftler der Reihe nach an. Sein Gesicht war erfüllt von einer Mischung aus Sorge und Angst, die Marshall die Nackenhaare zu Berge stehen ließen. Dann zog er einen kleinen Beutel aus seinem