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Eugen Speyer

Das Ende der Freiheit

Historischer Roman

aus der Dithmarscher Bauernrepublik

Boyens Buchverlag

Der Roman, dessen Handlung frei erfunden ist, basiert historisch auf der bekannten wissenschaftlichen Literatur.
 
Mein besonderer Dank gilt meiner Tochter Marna für ihre Mitarbeit als Lektorin.

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1

Es war ein Wetter, wie Markus Swyn es hasste. Von See her zerrte eine steife Brise lästig an seinem ledernen Überwurf. Geballte schwarzgraue Wolken schnellten von Nordwest tief und lautlos über ihn hinweg. Unverhofft und wahllos entluden sie ihre Schauer, und sofort peitschten ihm heftige Böen den Regen stoßweise ins Gesicht. Obendrein war es für die spätsommerliche Jahreszeit viel zu kühl. Das alles ging Swyn auf die Nerven. Hinzu kam noch die unangenehme Begegnung, die ihm bevorstand. Es reichte ihm.

Doch er war sich auch im Klaren: Da musst du durch. Schließlich hatte er einen heiklen Auftrag. Im Namen der Regierung sollte er eine Meute schwer bewaffneter Männer im Hafen der Insel Büsum zur Vernunft bringen, sie von einem leichtfertigen Vorhaben abhalten. Sie waren nämlich drauf und dran, unbedacht den Frieden mit Dänemark zu gefährden. Doch genau das konnte sich sein Land auf keinen Fall erlauben, zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Schließlich befand sich Dithmarschen, die kleine, aber unabhängige Bauernrepublik an der Nordsee zwischen Hamburg und Dänemark, in einer äußerst ungünstigen Lage. Zum einen, dachte Swyn besorgt, lag es im Westen mit dem Rücken zum Meer. Zum anderen war es landeinwärts von den Herzogtümern seiner ehemaligen dänischen Feinde umgeben. Gleichsam lückenlos eingeschlossen. Eingekreist und obendrein diesen nicht gerade freundlich gesonnenen Nachbarn militärisch unterlegen.

Er hoffte, die hitzköpfigen Landsleute drüben auf Büsum noch rechtzeitig zu erreichen, bevor sie mit ihren Schiffen ablegten und die befürchtete große Dummheit begingen. Hundert brave, aber aufgehetzte und mit reichlich Geld bestochene Bauern und Knechte sollten es sein. So jedenfalls lauteten seine Informationen. Sie wollten hinüber nach Helgoland, um dort einen lang gesuchten Seeräuber dingfest zu machen. Das Abscheuliche für Swyn daran: Die Hintermänner dieser Aktion waren drei reiche Dithmarscher Bauern – und Regierungsmitglieder genau wie er. Die Vorstellung, dass die drei ihre eigenen Wege gingen und ihre ganz persönlichen Interessen über die des Landes stellten, machte ihn wütend. Denn sie handelten gegen den ausdrücklichen Willen der Regierung. Aber die drei Anstifter werden nicht mehr lange in Amt und Würden bleiben, verschaffte sich Swyn innerlich Luft. Dafür werde ich schon sorgen! Schließlich würde die eigenmächtige Menschenjagd auf den Seeräuber sein Land in eine schwierige, wenn nicht gar katastrophale Lage bringen. Davon war er überzeugt.

Der Pirat, ein Dithmarscher, war vor längerer Zeit zusammen mit seinen Kumpanen vor staatlichen Häschern auf die Rote Insel geflüchtet. Seitdem überfiel er regelmäßig von dort aus Handelsschiffe auf der Elbe. Vor allem die von Großhändlern aus Dithmarschen. Allmählich war er zur Plage vieler Bauern und Kaufleute geworden. Denn die bangten mehr und mehr um ihre Existenz. Schließlich wurde der Transport ihres Getreides und Schlachtviehs über See zu den Märkten der großen Hansestädte und der Niederlande zunehmend gestört. Dementsprechend stiegen die Verluste.

Wiben Peter hieß der Mann, den die Helgolandabenteurer aus seinem Versteck holen wollten. Tot oder lebendig sollte der einst angesehene Bauer aus Meldorf ins benachbarte Heide, den Hauptort Dithmarschens, gebracht werden. Nur gut, dachte Swyn, dass die Regierung gegen jede Art von Selbstjustiz, wie sie noch bis zur lutherischen Reformation vor dreißig Jahren teilweise üblich gewesen war, aufs Schärfste vorging. Allerdings nur in ihrer Mehrheit und nicht, wie er es sich gewünscht hätte, einmütig. Denn einige der 48 Regenten im Rat, die mit jeweils gleichem Stimmrecht das Kabinettskollegium der Republik bildeten, hatten sich sogar für die Treibjagd auf den Seeräuber ausgesprochen – und sei es sogar auf Helgoland.

Swyn hatte es anfangs nicht glauben wollen. Wie konnten in der Politik erfahrene Männer wie die um ihn herum im Rat die Gefahr nur so leichtfertig unterschätzen? Schließlich gehörte die Hochseeinsel nicht Dithmarschen, sondern war Teil des Herrschaftsbereichs von Herzog Adolf I., dem dänischen Gebieter über das Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf. Swyn war sich vollkommen sicher, dass Adolf diesem Wiben Peter den Aufenthalt auf Helgoland vor allem deshalb großzügig erlaubt hatte, weil er den Dithmarschern eine Falle stellen wollte. Er wusste zu genau, dass sie alles daransetzen würden, den Piraten dort aufzuspüren. Und genau darauf wartete der Fürst. Er hoffte geradezu, dass sie dieses Wagnis eingehen würden. Deshalb auch hatte sich Swyn über den Leichtsinn seiner Ratskollegen an den Kopf gefasst. Denn dann würden die Dithmarscher, ginge Adolfs Rechnung auf, dessen Hoheitsrecht über die rote Insel missachten. Und der Herzog könnte einen solchen Einfall in sein Land sofort als Kriegserklärung gegen sich und zwangsläufig auch gegen Dänemark ansehen. Sein Eroberungszug gegen Dithmarschen wäre dann bloß eine Frage der Zeit.

Leise schnalzte er mit der Zunge – und lächelte. Sein Pferd unter ihm nickte einmal leicht, als hätte es verstanden, doch keine Lust, mehr als nötig zu tun. Es trottete weiter auf dem Deich der Festlandküste dahin. Swyn verzichtete darauf, den schwarzen Hengst anzutreiben. Erneut gaben die Wolken zwischen zwei kurzen, heftigen Niederschlägen für einen Moment den Himmel frei. Nur wenige Atemzüge dauerte die Helligkeit, die das diesige Grau über dem Meer zur Rechten und der Marsch zur Linken streifte. Schon zeigten sich Wasser und Land in ihrer ganzen Herrlichkeit. Dieser einzige Augenblick genügte Swyn, in Gedanken sich wie erlöst vom scheußlichen Wetter in eine angenehmere Welt zu versetzen …

Im Geiste sah er sich schon sehr bald wieder über die ausgedehnten Koppeln und Äcker seines ansehnlichen Swyn-Hofes reiten. Sonnenstrahlen hüllten ihn in wohlige Wärme. Und mit seiner gierig schnuppernden Nase genoss er, wie berauscht, den Geruch von gereiftem Getreide und sprießender Kamille. Überall war unberührte Natur. Mit einem Mal fühlte er sich sogar als Teil dieses schmalen Küstenlandstrichs mit Namen Dithmarschen. Was auch immer um ihn herum wuchs, grünte und in gedeckten bis grellen Farben leuchtete, Swyn war wie hingerissen davon, dass dieses Fleckchen Erde nur für ihn allein diese üppige Fülle bodenständiger Schönheit zu entfalten schien. Ihm kam sein Dithmarschen wie eine besondere Gefälligkeit der Schöpfung vor: Direkt am Meer die herbe, faltenlose Weite der kargen, beinahe baumlosen Marschniederung. Dahinter landeinwärts gen Osten die sanft geschwungenen Hügel der Geest mit dichten, fast undurchdringlichen Wäldern und unbegehbaren, heimtückischen Mooren. Und, wie über alles hinweggestreut, pieksaubere Dörfer aus mächtigen Bauernhöfen mit wulstigen Reetdächern zwischen riesigen Kornfeldern und saftigen Viehweiden. Dankbar berührt, dachte Swyn: Hier hat Gott die Hand draufgehalten, damit sich nichts verändere …

Nur allmählich nahm er seinen Rapphengst unter sich wieder wahr. Duldsam bummelte der mit hängendem Kopf dahin. Die schleppenden Hufschläge auf der Deichkrone erinnerten Swyn an das dumpfe Trommeln von Spielleuten bei Begräbnissen. Die Fellhaare des Tieres klebten großflächig feucht am Körper. Seine Muskeln glänzten im Gegenlicht. Aber nur kurz. Ein schneller Schatten verdunkelte die schimmernden Formen der Sehnen und Muskeln. Erneut zog sich die Wolkendecke über beiden zu. Schon prasselte Regen auf Reiter und Pferd. Swyn sah vor sich die schweren Tropfen auf Schultern und Hals der harmlosen Kreatur lautlos aufplatzen und das hochspritzende Wasser an den Körperseiten herunterrinnen. Pilatus in seiner Wehrlosigkeit tat ihm unendlich leid. Sogar noch mehr als er sich selbst, obwohl er schon überall auf der Haut die Nässe spürte. Sie drang unentwegt durch seine Kleidung. Plötzlich war ihm nicht mehr danach zumute, das Land seiner Väter besonders anziehend zu finden. Wie abweisend es doch sein konnte, wenn es gehässig zu seinen Bewohnern war, dachte er. Dennoch, heimlich war Swyn schon stolz auf dieses Stück Erde. Reichten doch die Wurzeln seiner Sippe bis tief in die bewegte, Jahrhunderte alte Vergangenheit des Landes zurück.

Seine Gedanken liefen ihm wieder vor dem Sauwetter davon. Ja, es waren seine Vorfahren gewesen, die genau wie jene aller anderen Familien vor langer Zeit Dithmarschen urbar gemacht und dafür unsägliche Entbehrungen auf sich genommen hatten. Schritt für Schritt hatten sie der See fruchtbare Erde abgetrotzt, einen Koog nach dem anderen eingedeicht und schließlich Niederungen und Marschen für sich genutzt. Furchtlos hatten sie gegen alle Naturgewalten angekämpft und ihr Eigentum im Laufe der Zeit gegen die ewig gleichen feindlichen Nachbarn mit ihrem Leben verteidigt. Viele tausend brave Frauen und Männer hatten dabei sterben müssen.

Verdammte Dänen!, fuhr es Swyn durch den Kopf. Immer waren sie es gewesen, die Dithmarschen nicht in Frieden leben lassen konnten.

Es bedrückte ihn, dass ihm von der Regierung in Heide keine bewaffneten Männer an die Seite gestellt worden waren. Sie hätten seinem Auftreten vor den hundert hirnverbrannten Helgolandfahrern auf Büsum mehr Nachdruck verliehen. Vielleicht sogar mit Gewalt das Auslaufen der Schiffe aus dem Hafen verhindern können. Doch so war er nun auf sich allein und seine Überzeugungskraft angewiesen. Im Geiste suchte er bereits die richtigen Worte für die Ansprache, mit der er den Leuten ihre geplante Tollheit ausreden wollte. Doch eines hinderte seine Überlegung: Wie jedes Mal, wenn er an diesen Wiben Peter dachte, kam ihm auch diesmal ein anderer, nicht weniger beunruhigender Gedanke. Es war die Frau dieses Seeräubers und Landesverräters, die ihm nicht aus dem Kopf ging.

Sigbritt hieß sie. Drei Jahre schon lebte sie mit ihrem Kind auf seinem Hof in Lehe bei Lunden. Und zwar gemeinsam mit ihm und seiner Frau Heine unter einem Dach. Heine war es auch gewesen – Swyn spürte gleich wieder das Blut in seinen Schläfen pochen –, die Sigbritt gegen seinen ausdrücklichen Willen aufgenommen hatte. Wenn nun die alte Geschichte um Wiben Peter von neuem in der Bevölkerung hochkommen sollte, würde das bestimmt seinem Ansehen und seiner Glaubwürdigkeit als Regierungsmitglied schaden. Beträchtlich schaden sogar, befürchtete Swyn. Denn wie konnte er nur als einer der achtundvierzig hoch angesehenen Regenten, so würde man sich bestimmt überall im Land fragen, die Frau eines erklärten Landesfeindes in seinem Haus dulden? Er hatte schon alles versucht, Sigbritt vom Hof zu entfernen. Doch jedes Mal scheiterte sein Bemühen am heftigen Widerstand seiner Frau.

Seit langem schon fand Swyn diese Situation unerträglich und den häuslichen Frieden dadurch gefährdet. Dass nun obendrein eine Schar leichtfertiger Kerle Jagd auf diesen Peter machte, beunruhigte ihn noch mehr. Denn die öffentliche Aufmerksamkeit würde nun erst recht auf Sigbritt und damit auch auf ihn und seine Frau gelenkt werden. Die Klatschsucht der Leute würde ergiebige Nahrung erhalten. Er nahm sich vor, zu Hause ein für allemal reinen Tisch zu machen. Mochte Heine sich dem auch noch so leidenschaftlich widersetzen.

„He, Markus!“, schreckte ihn eine Männerstimme aus der angenehmen Vorstellung, Heine würde seinem Drängen endlich nachgeben.

„Ja, was ist?“ Ungehalten drehte sich Swyn zur Seite.

Er wollte seine Ruhe haben und ungestört Sigbritts Rausschmiss planen. Übelgelaunt spürte er überdies, dass die Haut seiner Oberschenkel inzwischen völlig nass war. Auch seinen Hosenboden fühlte er breitflächig am pitschig-klammen Sattel kleben. Aber der Anblick, den ihm sein Nebenmann nur drei Schritte entfernt im Sattel eines Braunen bot, verdrängte für einen Moment seine schlechte Stimmung. Sogar ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht. Amüsiert dachte er: Der hat es auch nicht leichter als ich. Es war sein Schwager. Harke Helmcke. Der Bruder seiner Frau – und sein bester Freund. Ebenso wie er hielt Helmcke den Kopf tapfer gegen den Wind gesenkt. Das Regenwasser triefte in dünnen Rinnsalen von seiner Lederhaube herunter vorn über das schmale Gesicht und hinten über den Nacken, dann auf den hochgeschlagenen Kragen seines Halbrockes und von dort aus die Hosenbeine hinab in die Reitstiefel.

Als sich beider Blicke trafen, lachte Helmcke hell auf. Den Anblick seines Schwagers fand er zu lustig. Hing doch Swyns voller, gelockter Backen- und Kinnbart in nassen Zotteln bis fast zur Brust herab. Fortwährend tropfte es aus den Haaren heraus. Ein Bild für die Götter, griente Helmcke. Es passte so ganz und gar nicht zu Markus’ großer, breitschultriger Gestalt, der aufrechten, stolzen Haltung seines Körpers und dem länglichen Gesicht mit den ständig wachen Augen. Helmcke vermochte nicht an sich zu halten: „Wahrhaftig“, spöttelte er fröhlich, „dein männliches Aussehen ist enorm gefährdet.“ Ihn selbst zierte nur ein kurzer Stutzbart auf der Oberlippe. Lächelnd wartete Helmcke auf eine schlagfertige Antwort seines Nebenmannes. Doch Swyn antwortete nur mit verächtlichem Blick und verdrießlichem Knurren.

Ungerührt überging Helmcke, weiterhin vergnügt, Swyns miese Laune: „Schau! Da drüben! Dort ist schon Büsum!“ Seine ausgestreckte rechte Hand zeigte über die ausgebreitete, millionenfach gerillte Wattoberfläche und einen dahinterliegenden breiten, grün glänzenden Strom hinweg zu einem schmalen Landstreifen in der Ferne. Zaghaft hob der sich vor dem Horizont ab. Nur der niedrige Kirchturm von St. Clemens markierte wie ein Fingerzeig die Lage des Fischerdorfes Norddorp, des Hauptortes der Insel Büsum.

„Ja. Ich sehe. Ich sehe Büsum“, antwortete Swyn nur kurz angebunden. Ihn ermüdete Helmckes Absicht, eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Bei der unangenehmen Witterung empfand er ohnehin jedes Wort als Zumutung. Für ihn war es im Moment wichtiger, darüber nachzudenken, wie er Sigbritt aus seinem Haus entfernen könnte, ohne dass er seiner Frau wehtat.

2

Überrascht hob Heine Swyn den Kopf. Aufmerksam horchte sie nach draußen in die kleine Diele. Langsam kamen Schritte die Stiege herab. So spät am Abend noch? Es konnte nur ihre Freundin sein. Denn oben, direkt unter dem Dach, war ihre Kammer. Dort wohnte sie mit ihrem neunjährigen Sohn Barthold schon seit drei Jahren. Behutsam legte Heine die Häkelarbeit vor sich auf dem Schoß wie nebensächlich beiseite auf die Küchenbank. Erwartungsvoll blickte sie zur Tür. Die öffnete sich zaghaft. Im Rahmen stand Sigbritt. Bedrückt, beinahe verstört. Heine ahnte gleich, dass mit ihrer Freundin etwas nicht stimmte. Sofort rührte sie starkes Mitgefühl.

„Kann ich etwas für dich tun?“

„Ich kann einfach nicht einschlafen“, bat Sigbritt mit flehendem Blick um Verständnis.

Wie immer, wenn Heine ihre Freundin unglücklich wusste, litt sie mit ihr. Sie mochte sie sehr, war jedoch, wenn es darauf ankam, kaum in der Lage, ihr zu helfen. Weil sie sich einfach nicht helfen lassen wollte, machte Heine ihr stets den Vorwurf. Sie bedauerte es jedes Mal zutiefst, dass sie heimlichen Widerstand auf der anderen Seite spürte. Sigbritt gab sich in solchen Momenten, und das hatte sie sehr oft erlebt, eher aufgesetzt als ehrlich selbstbewusst und stolz. Sowohl anderen als auch ihr gegenüber. Obwohl beide sich von klein auf kannten.

„Komm, setz dich zu mir“, bat Heine sanft und legte ihre rechte Hand einladend neben sich auf die Sitzfläche der Bank. Sie musste daran denken, wie viele Jahre die Freundschaft zwischen ihnen schon bestand. Selbst als Sigbritts Eltern nach Marne siedelten, besuchten sie sich gegenseitig. Inzwischen, als erwachsene Frauen, vertrauten sie sich oft einander an. Heine wusste aber, dass Sigbritt ihre tiefsten Empfindungen für sich behielt. Forschte sie dann nach dem Grund, warum ihre Freundin sich manchmal so konsequent von ihr abgrenzte, stand sie vor einem Rätsel. In solchen Momenten glaubte sie, etwas falsch gemacht, für die Freundin nicht genügend Verständnis aufgebracht zu haben. Aber die schwieg, ließ sie mit ihrer Ungewissheit allein. Das machte Heine unsicher. Wie jetzt. Und gleich bekam sie ein schlechtes Gewissen. Dass sie damit ihrem seelischen Gleichgewicht nicht gerade Gutes tat, war ihr bewusst.

Sigbritt unter dem Türrahmen schüttelte kurz und heftig verneinend den Kopf. Wie ein eigensinniges Kind, dachte Heine. Ein Kind, das zwar demonstrativ seinen eigenen Willen zur Schau tragen wollte, jedoch nicht genau wusste, was es wirklich wollte. Heine zog ihre Hand von der Bank langsam zurück auf den Schoß.

Oft genug hatte sie sich geschworen, weniger Herz und dafür mehr Verstand zu gebrauchen, wenn Sigbritt sich vor ihr einmauerte. Doch sie brachte es einfach nicht fertig, vermochte sich nicht gegen ihr Mitleiden zu wehren. Vielleicht spielte ihre gemeinsame Vergangenheit doch eine weit größere Rolle, als sie es wahrhaben wollte, sagte sie sich, als sie Sigbritt so hilflos in der Tür stehen sah. Wie so oft in solchen Augenblicken holte sie die Erinnerung an jenes schicksalhafte Ereignis ein, das sie und Sigbritt so stark miteinander verband: das große Feuer.

Für einen Moment tauchten die Bilder von damals, wie so oft in letzter Zeit, vor ihrem geistigen Auge auf. Es war vor vierzehn Jahren gewesen. Wenige Monate vor ihrer Hochzeit mit Markus. Gerade hatte sie im Kreis ihrer engsten Verwandten ihren achtzehnten Geburtstag in der Diele ihres Elternhauses gefeiert. Auch die gleichaltrige Sigbritt mit ihrer Familie gehörte zur Festrunde. Da rief mit einem Mal jemand panikartig mitten in die fröhliche Stimmung hinein: Feuer! Es brennt! Feuer! Feuer! Funken der offenen Herdstelle waren durch plötzlich einsetzende heftige Zugluft zum Dachboden hochgewirbelt, hatten im Nu das Heulager oben angezündet. Nur wenige Augenblicke – und schon stand alles in hellen Flammen. Es ging so rasend schnell, entsann sich Heine, dass sie bis heute noch nicht genau wusste, was damals wirklich geschah. Nur eines war noch in ihrem Gedächtnis haften geblieben: Es war das Entsetzlichste und Grauenhafteste, was sie je erlebt hatte. Alle stürmten kopflos und schreiend ins Freie, überrannten sich gegenseitig, stießen wild und rücksichtslos um sich. Sie selbst bemühte sich in dem Tumult, kühlen Kopf zu bewahren. Sie hatte plötzlich ihre Mutter, die kaum alleine gehen konnte, vermisst, begann gezielt nach ihr zu suchen. Sie entdeckte sie in einem Nebenraum. Dorthin war sie in ihrer ersten Angst geflüchtet. Starr vor Furcht lehnte sie an einer Wand. Überall im Zimmer züngelten bereits kleine Flammen, an den Schränken, den Stühlen, den Vorhängen, der holzgetäfelten Stubendecke. Heine nahm kaum wahr, dass sich das Feuer rasend schnell ausbreitete. Sie sah nur noch ihre Mutter. Mit einem Mal polterten von oben brennende Bretter und Balken herab, krachten, Funken sprühend, links und rechts neben ihr auf den Fußboden. Einer von ihnen traf ihre Mutter, begrub sie unter sich. Eingeklemmt, stumm und mit geschlossenen Augen lag sie da – wie tot. Geschockt starrte Heine auf den bewegungslosen Körper. Diesen furchtbaren Anblick hatte sie nie vergessen können. Zitternd versuchte sie schließlich, die Ohnmächtige aus ihrer tödlichen Falle zu befreien. Und es gelang ihr sogar, den glühenden Pfahl etwas anzuheben und ihre Mutter darunter hervorzuziehen. Dann aber verlor auch sie das Bewusstsein …

„Deine Neuigkeit vom Nachmittag geht mir einfach nicht aus dem Kopf“, hörte Heine wie aus der Ferne Sigbritt mit leiser Stimme sagen. Nur allmählich löste sie sich aus ihren Erinnerungen. „Glaubst du wirklich“, vernahm sie ihre Freundin, „dass man Wiben umbringen wird?“

„Ganz sicher.“ Heine hatte sich wieder gefangen. Sie hielt nicht viel vom Schönreden: „Sie werden deinen Mann entweder auf Helgoland erschießen, falls er sich wehrt, oder gefesselt nach Heide bringen und dort enthaupten.“

„Oh Gott“, stöhnte Sigbritt leise und schlug die Hände vors Gesicht. Heine gefiel Sigbritts Reaktion nicht. Sie erschien ihr übertrieben. Schließlich hatte sie ihre Freundin schon am Nachmittag über alles informiert, was Markus ihr vor seinem Ritt nach Büsum über Wiben Peter erzählt hatte. Und nun tat sie so, als erfahre sie es zum ersten Mal. Warum nur dieses Schauspiel, dachte Heine ein wenig verärgert. Schließlich war dieser Kerl, der sie und ihren Sohn verlassen hatte, es nicht wert.

Sigbritt begann hinter vorgehaltenen Händen zu schluchzen. Heine versuchte erst gar nicht, sie zu trösten. Das Verhalten ihrer Freundin kam ihr immer überspannter, wenn nicht schon gar peinlich vor. Sie hatte mit einem Mal das Gefühl, Sigbritt heische nur um Aufmerksamkeit für einen seelischen Schmerz, den sie in Wahrheit gar nicht verspürte. Sie erinnerte sich an das verheerende Feuer von damals, als Sigbritt noch eine ganz andere war als die, die sich jetzt so merkwürdig, so gekünstelt, in ihrer gespielten Verzweiflung so abweisend benahm. Wie uneigensinnig und mutig sie doch früher gewesen war. Wie sie ein großes Opfer auf sich nahm und nicht – wie heute – um Mitleid bettelte für etwas, was sie kaum berührte. Heine sah sich wieder in der einstigen Hölle des brennenden Elternhauses, in dem sie ihre schwer verletzte Mutter gefunden und das Bewusstsein verloren hatte. Ihr fiel wieder jener Augenblick ein, als sie vor dem zerstörten Wohn- und Stallgebäude aus der Ohnmacht erwachte und sich ausgestreckt auf dem Rasen wiederfand. Um sich herum fahrig gestikulierende, ratlos dreinblickende und laut schreiende, umherirrende Festgäste. Und dann, als erlebte sie es neu: Mit hastigen Blicken tastete sie angstvoll die nähere Umgebung ab. Plötzlich der heiße, freudige Schreck: Mutter lag direkt neben ihr! Zwar verletzt und geschwächt, doch sie atmete ruhig und öffnete allmählich die Augen. Verblüfft bemerkte die Erwachende nur zwei Armlängen neben sich ihre Tochter, sah sie erstaunt fragend, aber glücklich lächelnd an. Liebevoll streckte sie die Hand nach ihr aus. Selig ergriff Heine sie, drückte sie überschwänglich vor Freude. Es war Sigbritt gewesen, so hatte man ihr danach erzählt, die, ohne lange über eine mögliche Lebensgefahr nachzudenken, hastig zurück in das Flammeninferno gelaufen war. Sie war die Erste gewesen, die Heine und ihre Mutter vermisst hatte. Nacheinander hatte sie dann die Frauen unter dem begeisterten Beifall der Gaffer aus dem glühenden Gebäude herausgeschleift. Nur wenige Augenblicke später stürzten die brennenden Trümmer in sich zusammen. Ihr Elternhaus war nur noch ein rauchender Haufen. Erst Tage später hatte sich Heine bei Sigbritt bedanken können. Die hatte sich bei der Rettung der beiden erheblich verletzt und war gleich mit den Eltern heimgefahren, um ihre Brandwunden schnellstmöglich zu versorgen.

Seitdem glaubte sich Heine tief in Sigbritts Schuld.

„Tut mir leid“, sagte sie ein wenig zu energisch, weil Sigbritt nicht aufhören wollte, vor sich hinzuweinen, „aber du weißt selbst, Wiben hat sein Leben schon lange verwirkt.“

„Wie kannst du nur so grob und gefühllos sprechen“, stampfte Sigbritt vorwurfsvoll mit dem Fuß auf.

„Weil die Wirklichkeit so und nicht anders ist“, wollte Heine hinter das Gespräch endlich einen Schlusspunkt setzen. „Und dennoch“, bemühte sie sich, Sigbritt zu beruhigen, „versucht Markus gerade auf Büsum, die Jagd auf deinen Mann zu verhindern – wenn auch nicht aus Barmherzigkeit. Er tut das sogar, obwohl Wiben viel Unheil angerichtet hat. Du kannst aber nicht erwarten, dass dein Mann ungeschoren davonkommt, selbst dann nicht, wenn Markus Erfolg haben sollte und die hundert Bauern von ihrem Helgolandplan abbringt. Irgendeines Tages wird er ohnehin gefangen und am Galgen enden.“

Heine spürte langsam ihre Geduld auf die Probe gestellt. Sie hatte keine Lust mehr, die nutzlose Diskussion fortzuführen. Dabei fiel ihr ein, dass Sigbritts selbstloser Rettungsversuch einst bei der Brandkatastrophe der eigentliche Grund dafür gewesen war, Sigbritt und ihren Jungen in ihr Haus zu holen. Und zwar gegen den ausdrücklichen Willen ihres Mannes. Sie empfand damals tiefe Dankbarkeit, dass Sigbritt ihr Leben und das ihrer Mutter gerettet hatte. Es war kurz nachdem Wiben Peter Frau und Kind verlassen und Sigbritt niemanden hatte, der sich um sie kümmerte. Den letzten Anstoß aber hatte das Regentenkollegium gegeben. Brutal hatte es den Peter-Hof enteignet und Sigbritt das eigene Zuhause genommen, nachdem sich ihr Mann selbst zum Landesfeind erklärt hatte.

Das Vorgehen der Achtundvierziger hatte Heine damals fürchterlich aufgebracht. Noch heute empfand sie es als unmenschlich und verwerflich. Wie oft hatte sie später noch mit ihrem Mann darüber gestritten. War er doch einer der eifrigsten Befürworter eines strengen Vorgehens nicht nur gegen Leute, die sich den Geboten und Verboten des einstigen Landrechts widersetzten. Die gesamte Familie galt es seiner Meinung nach zu bestrafen. Eine solche Sippenhaft, wie sie der Katholizismus früher in der Dithmarscher Verfassung hatte festschreiben lassen, lehnte Heine jedoch rundweg ab. Selbst jetzt noch, als Protestant, glaubte ihr Mann den damaligen Gesetzen die Treue halten zu müssen. So etwas konnte sie einfach nicht verstehen. Für ihn bedeuteten sie noch immer die einzige wirksame Kraft, die Ordnung im Land dauerhaft aufrechtzuerhalten – genauso wie in den Jahrhunderten zuvor. Doch Heine wusste, dass nach Einführung der Reformation aus dieser Verfassung weite Textteile gestrichen oder strafmildernd geändert worden waren. Allerdings gab es noch viele Familien, die sich von den alten Regeln nur zaudernd trennten. Heine schwor dagegen auf die aufgeklärte Neuzeit, ihr Mann aber auf die unerbittlichen sittlichen und moralischen Werte, wie sie noch in der Bauernrepublik vor Martin Luther gültig gewesen waren.

Durch die hartnäckige Stille im Raum plötzlich aus den Gedanken gerissen, wunderte sich Heine, dass sie Sigbritt beinahe vergessen hatte. Die schien sich inzwischen beruhigt zu haben. Flüchtig nahm Heine erst jetzt wahr, dass ihre Freundin nur ein Nachthemd anhatte. Darunter war sie nackt und barfüßig. Heine bewunderte stets Sigbritts vollendete Schönheit, wenn sie für die Nacht das tagsüber traditionell streng nach hinten gekämmte und geflochtene Haar offen trug und ein durchsichtiges Schlafgewand ihre formvollendete Figur darunter kaum verbarg. Wie jetzt, da sie groß und schlank vor ihr stand. Auffallend ebenmäßig das Gesicht mit den ausdrucksstarken, dunkelbraunen Augen unter den schwarzen Locken, die bis auf die Schultern herunterfielen. Einige Strähnen berührten lose den straff gewölbten Stoff über den festen Brüsten. Insgeheim beneidete sie ihre Freundin um ihr außergewöhnlich gutes Aussehen. Doch sie missgönnte es ihr nicht.

„Aber Wiben war doch ein angesehener, ehrlicher und aufrechter Bauer“, weckte Sigbritt sie aus ihrer stillen Begeisterung für den makellosen Frauenkörper vor ihr. „Er setzte sich doch immer für Freiheit und Gerechtigkeit ein, war ein guter Dithmarscher.“ Sigbritt ereiferte sich, als sie von neuem um Verständnis für ihr Mitgefühl mit jenem Mann warb, der sie und ihren Sohn zwar alleingelassen hatte, aber für sie immerhin noch formell der Ehemann war.

„Das war vor seinem Irrtum, er könne das Recht für sich erzwingen“, antwortete Heine. Sie bevorzugte es, sachlich zu bleiben, wenn andere sich von den eigenen Gefühlen hinreißen ließen. „Er hätte es nicht tun sollen.“

„Was hätte er nicht tun sollen?“, giftete Sigbritt zurück, „seinem Nachbarn nicht das Erbrecht abkaufen?“

„Das meine ich nicht.“

„Was denn? Wiben hat es getan, weil der Mann im Erbstreit mit seinen Brüdern nicht das nötige Geld hatte, einen Gerichtsprozess zu bezahlen. Schließlich wollten die ihm seinen Erbanteil streitig machen. Also hatte er sein Erbrecht an Wiben verkauft, was aber das zuständige Kirchspielsgericht für gesetzwidrig erklärte.“

„Hätte dein Mann das nicht schon vorher wissen müssen?“, entgegnete Heine. „Unser Landrecht regelt doch das Erbrecht klipp und klar.“

„Aber die Regierung hätte Gnade vor Recht ergehen lassen können“, antwortete Sigbritt erbost, „schließlich hatte sich Wiben in allerletzter Verzweiflung an sie gewandt. Doch das mächtige Regentenkollegium wies seinen Hilferuf ab, obwohl er seine großen Verdienste für dieses Land hatte. Vermutlich waren einige der Achtundvierziger von Wibens Prozessgegnern bestochen worden.“

„Deine Verschwörungstheorie ist doch albern“, schüttelte Heine den Kopf. Wie oft schon hatten sie über dieses Thema gesprochen, Tränen vergossen und sich immer wieder heiß auseinandergesetzt, sagte sie sich, des Gesprächs allmählich überdrüssig. Sie war es leid, die alte Geschichte immer von Neuem aufzuwärmen. „Wiben war selbst schuld, dass er sich aus Wut und Trotz zum Landesfeind erklärt hatte und sein angebliches Recht bei einflussreichen Leuten außerhalb des Landes suchte“, fuhr Heine geduldig fort. „Sogar vor dem Reichsgericht in Worms und dem Erzbischof von Bremen, unserem Landesherrn, machte er nicht Halt. Damit hatte er ganz und gar gegen die Verfassung unserer freien Bauernrepublik verstoßen und niemanden mehr auf seiner Seite. Abgesehen davon, dass er dich und seinen Sohn verlassen hatte, nur um starrsinnig sein vermeintliches Recht in der Welt draußen gegen Dithmarschen zu verteidigen.“

„Wiben hatte nun mal einen unbeugsamen Willen, wie nun mal Dithmarscher sind“, hielt Sigbritt in verhaltenem Zorn an ihrem Trotz bockig fest. „Er hat nun mal einen selbstmörderischen Gerechtigkeitssinn. Er war einfach überzeugt, das Gesetz niemals missachtet zu haben. Und damit hatte er auch recht.“

„Nein, er hatte nicht recht. Er fühlte sich im Recht. Das ist etwas anderes.“ Heine bemerkte mit einem Mal so etwas wie Empörung in sich aufsteigen. „War es denn richtig, dass dein Mann mit seinem sogenannten Gerechtigkeitssinn eine Bande von gewissenlosen und brutalen Schurken um sich scharte und entlang der Grenze von Steinburg aus reihenweise Dithmarscher Bauernhöfe überfiel, ausraubte, in Brand setzte und das Vieh mitnahm? Ist es zu verzeihen, dass er unsere Kaufleute auf ihren Landwegen in die Hansestädte abfing, gefangen hielt und die Angehörigen zu Hause erpresste? Ist das sein Verständnis von Gerechtigkeit, Schiffe auf See zu kapern, die Mannschaften zu töten und die Ladungen in sein Schlupfloch auf Helgoland zu bringen, um sie später von dort aus zu verkaufen?“

„Warum bist du so scheußlich zu mir?“ Sigbritt trat erneut wütend mit dem Fuß auf. „Es waren die mächtigen Achtundvierziger, die schuld an dem Ganzen sind. In Wirklichkeit haben sie damals Wiben zur Hölle gewünscht. Und er war nicht der Einzige. Das weißt du genau. Auch andere Bauern mussten um ihr Recht kämpfen. Doch immer vergeblich. Es war, genau wie heute, in jedem einzelnen Fall dasselbe: Gegen die Arroganz der Regenten kommt niemand an.“

Das schon wieder!, schoss es Heine enttäuscht durch den Kopf. Sigbritt wollte also keinen Trost von ihr, sie wollte wieder nur ihre Enttäuschung und Empörung bei ihr abladen.

„Du magst das so sehen, vielleicht sogar manchmal auch ich“, suchte Heine sie zu beschwichtigen, „aber die anderen, auf die es ankommt, sind nicht so überheblich, wie du glaubst.“

„Vor allem dein Mann war es, der nichts von Gerechtigkeit für Wiben wissen wollte!“, zischte Sigbritt sie plötzlich gehässig an.

Heine erschrak. Warum nur schlug Sigbritt wieder diesen Ton an? Was meinte sie mit dein Mann? Warum nannte sie ihn nicht, wie sonst immer, beim Vornamen? Wollte sie mich etwa mitschuldig sprechen? Einen feindlichen Abstand zu mir einnehmen? Arme Sigbritt, das führte doch zu nichts. Oder ahnte sie etwa schon, dass Markus in letzter Zeit immer öfter verlangte, sie möge ihre Freundin aus dem Haus schicken, damit sie sich nach einer anderen Bleibe umsehe?

„Hattest du nicht schon mehrmals gesagt, dass du deinen Mann nicht mehr liebst?“, versuchte Heine ihre Freundin daran zu erinnern, dass ihr heftiges Eintreten für Wiben Peter doch ein wenig unnatürlich war.

„Was hat das mit Markus’ Schuld zu tun? Willst du von ihm ablenken? Was soll diese Frage?“, fauchte Sigbritt. „Ich liebe Wiben schon lange nicht mehr. Das weißt du genau. Aber er ist der Vater meines Sohnes.“

„Das hat er auch gewusst, als er euch beide verließ.“

„Ja, das hat er“, sprudelte es empört aus Sigbritt heraus, „aber es war Markus, der die Meute von Achtundvierzigern auf ihn hetzte. Ihm jeden Anspruch verwehrte, sein Recht zu bekommen.“

„Das ist so nicht richtig.“ Heine blieb immer noch gefasst.

„Doch, das ist so gewesen. Dein Markus ist schuld, dass Wiben jetzt sterben muss! Ich hasse deinen Mann“, schrie Sigbritt mit einem Mal los, „ich hasse ihn.“ Ihre Stimme überschlug sich: „Früher, als Wiben ein geachteter und wohlhabender Großbauer war, wurde ich von allen respektiert und konnte mir fast jeden Luxus erlauben. Auch dein Mann hat sich vor mir verbeugt, wenn wir uns begegneten. Aber seit Wiben geflüchtet ist und ich und mein Kind schuldlos von unserem eigenen Hof gejagt wurden, werde ich von ihm verachtet, von vielen Seiten immer noch beschimpft und beleidigt. Und was das Schlimmste ist: Ich bin von der Gnade deines Mannes abhängig.“ Beim letzten Satz brach sie in Tränen aus.

„Bitte, Sigbritt, sei doch vernünftig“, antwortete Heine sanft.

„Doch ich sage dir“, hörte Sigbritt gar nicht hin und fuhr leidenschaftlich auf, „das wird er mir eines Tages büßen!“ Auf der Stelle machte sie kehrt, stürmte aus dem Raum. Auf der Schwelle drehte sie sich noch einmal um. Ihre Stimme erhob sich schrill: „Damit du es weißt: Ich hasse deinen Mann!“

3

Helmcke merkte, dass Swyn keine Lust mehr hatte, sich weiter mit ihm zu unterhalten. Wo er Recht hat, hat er Recht bei diesem Sauwetter, sagte er sich. Und schwieg. Leicht zog er die Zügel seines Braunen an und lenkte ihn auf der schmalen Deichkrone wieder hinter Swyns Rapphengst.

Von Helmckes Manöver bemerkte Swyn nichts. Ziemlich mürrisch dachte er gerade an diesen Wiben Peter. Ihm allein hatte er es zu verdanken, dass er sich nachher auf Büsum mit den hundert Menschenjägern herumschlagen musste. Außerdem hatte er hier auf dem Weg zur Insel den verdammten Regen auszuhalten. Glücklicherweise hatte der inzwischen aufgehört. Aber der Wind stand ihm noch feucht und kühl ins Gesicht. Schon lange hatte er sich nicht mehr so nach einem trockenen Plätzchen gesehnt wie im Augenblick. Für einen Moment fiel ihm der holzgetäfelte, gemütliche Pesel auf seinem Hof ein. Und er, er saß am behaglich wärmenden Kamin und streckte genüsslich die Beine aus. Doch der nächste Gedanke an diesen Peter, der in seinem Helgolandversteck nichts von seinem baldigen Schicksal ahnte, machte ihm die angenehme Vorstellung gleich wieder zunichte. Es war, als stünde der ehemalige Meldorfer Bauer genau vor ihm: hünenhaft, stämmig, vollbärtig und weißblond. Landesweit bekannt als sturer Dickschädel.

Die Erinnerung an diesen Kerl weckte in Swyn plötzlich den unbändigen Wunsch, sich über ihn auszusprechen. „Auch im Nachhinein bleibe ich dabei“, rief er schräg nach hinten, wo er Helmcke richtig vermutete, „dass es damals richtig war, allen Staatsorganen zu verbieten, diesen Quertreiber ernst zu nehmen und sich weiter mit ihm zu befassen.“

„Da bin ich ganz deiner Meinung“, stimmte Helmcke seinem Schwager zu, „schließlich wusste Peter ganz genau, dass jeder in unserem Land auf der Stelle als verbannt und rechtlos gilt, wenn er glaubt, sich gegen Entscheidungen der eigenen Regierung Hilfe von außen holen zu müssen. Vor allem dann, wenn es, wie in diesem Fall, um Erbstreitigkeiten geht.“ Über die Abwechslung, endlich das Schweigen brechen und mit Swyn reden zu können, war Helmcke richtig froh. Wie schön doch, dass die Sache mit Peter seinem Schwager auf der Seele lag. Das machte ihn richtig gesprächig. Vielleicht aber auch nur deshalb, fiel Helmcke ein, weil vor allem Swyn es war, der damals die Linie vertreten hatte, mit aller Härte gegen den sturen Bauern aus Meldorf vorzugehen. Konsequent hatte er seine Ansicht im Ratskollegium durchgesetzt. Ob ihm das neuerdings Gewissensbisse bereitete? Jetzt, nach so vielen Jahren?

„Erinnerst du dich noch“, fragte Swyn zurück, „wie Peter sich daraufhin selbst öffentlich zum Landesfeind erklärt und kurzerhand das Land und Frau und Kind verlassen hatte?“

Helmcke hielt den richtigen Augenblick für gekommen, einmal seine eigene Meinung zu diesem Punkt loszuwerden. „Vielleicht war es nicht geschickt, danach sein Anwesen und Vermögen zu enteignen. Man hätte doch Rücksicht auf das weitere Schicksal der Familie nehmen sollen.“

„Ja, vielleicht“, entgegnete Swyn, ohne Helmckes Gedanken bewusst aufzunehmen. „Aber es war Peter, der sich ausgegrenzt fühlte, Rache schwor und mit uns Achtundvierzigern blutig abrechnen wollte.“ Deshalb hatte er, Swyn, wie er sich noch erinnerte, auch das Ratskollegium dafür gewonnen, Peter mit allen rechtlich zulässigen Mitteln vor ein ordentliches Gericht zu bringen. Doch jeder Versuch, den Flüchtigen zu stellen und ihn notfalls auch außerhalb Dithmarschens dingfest zu machen, war gescheitert. Immer wieder entwischte Peter seinen Häschern und suchte als Brandstifter, Erpresser und dann als Pirat nur noch eines: Genugtuung. „Und nun führt er mit einer Bande gewissenloser Lumpen einen blutigen Rachefeldzug, sozusagen seinen eigenen Krieg gegen Dithmarschen“, beendete Swyn seine Betrachtung. Er spürte, dass er sich wieder aufzuregen begann. Und das war ihm die Sache nicht wert.

„Manchmal kann ich die Gefühle unserer drei Aufrührer verstehen“, führte Helmcke die Unterhaltung ungestört fort, „dass sie auf eigene Faust von Helgoland aus dem wilden Treiben des Piraten endgültig ein Ende setzen wollen. Denn als Bauern und Großhändler haben sie bereits einige Schiffsladungen an Peter verloren und dadurch ungeheuren Schaden erlitten.“ Der Versuch, seinen Schwager erneut in ein Gespräch zu verwickeln, gelang. Der Gedanke an die drei Genannten brachte Swyns Blut wieder zum Kochen: „Dass sie aber jetzt mit hundert Bauern und Knechten auf fremdem Hoheitsgebiet eigenmächtig und ohne ausdrückliche Erlaubnis der Regierung die edlen Ordnungshüter spielen wollen und dadurch unser Land in Gefahr bringen“, erregte sich Swyn, „das geht nun doch zu weit.“

„Ist es richtig“, fragte Helmcke schnell, um Swyn nicht weiter zu reizen, „dass Peter nach seiner Festnahme auf Helgoland nicht von ordentlichen Geschworenen des Landes, sondern von einem selbsternannten Lynchgericht in Heide abgeurteilt werden soll? Seine Verfolger wollen es aus den eigenen Reihen zusammenstellen, wie ich gehört habe?“

„So jedenfalls würde das weitere Unternehmen ablaufen, wie auch ich erfahren habe“, antwortete Swyn. „Und da eine Hinrichtung in Wirklichkeit schon beschlossene Sache ist, würde Wiben Peter sogar als Leiche auf dem Marktplatz öffentlich enthauptet werden.“

„Ich kann mir denken“, schüttelte Helmcke verständnislos den Kopf, „dass Herzog Adolf seine Eroberungspläne noch nie so greifbar nahe sah.“

„So ist es“, sagte Swyn, „ein Überfall auf Dithmarschen ist wohl keine Vermutung mehr, sondern blanke Tatsache.“ Er malte sich schon aus, wie die Truppen des Herzogs und des Königs von Dänemark die Grenzen der Republik überschreiten, das Land in Schutt und Asche legen und viele Einwohner töten würden. Diese Vorstellung machte ihn beinahe krank. Hatte nicht die Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass es angesichts vieler tausend Kriegstoter in Wirklichkeit niemals Gewinner, sondern immer nur Verlierer gab?

Ihm fiel sein Großvater Peter Swyn ein, der ihm als dem einzigen Enkel diese Weisheit schon sehr früh gesagt hatte. Als zehnjährige Waise hatte er ihn in sein Haus aufgenommen. Markus’ leibliche Eltern waren früh gestorben. Großvater hatte ihm gleich die schwere Arbeit auf dem Bauernhof aufgetragen, aber auch ein hohes Maß an Bildung durch mehrere Privatlehrer und ein Universitätsstudium zukommen lassen. So verdankte er dem Alten sehr viel. Zumal er später nach dessen Tod das riesige Swynsche Anwesen geerbt hatte. Dazu ein erhebliches Vermögen. Und, wie es üblich war, in direkter Familiennachfolge auch den Sitz des Verstorbenen als Regent im Regierungskollegium.

Sein Großvater war vor über zwanzig Jahren im Sog der Reformation in Dithmarschen heimtückisch ermordet worden. Doch viele seiner Geschichten waren ihm, dem Enkel, für immer im Gedächtnis haften geblieben. So auch jene von der grauenhaften Schlacht bei Hemmingstedt, an der Großvater selbst teilgenommen hatte. Jede dieser Schilderungen hatte Swyn damals tief in sich aufgesogen. Und er hatte nicht vergessen können, wie unbarmherzig und barbarisch die Menschen sich gegenseitig umgebracht hatten. Die Dänen und Holsteiner waren schließlich mit blutigen Köpfen aus Dithmarschen geflüchtet. Vor allem aber hatte er behalten, wie sie vorher räuberisch ins Land eingefallen waren und wahllos alte Menschen und Kinder regelrecht abgeschlachtet hatten. Und wie sie Frauen und Mädchen geschändet, anschließend getötet und beim Einmarsch auf ihrem Weg alle Dörfer niedergebrannt hatten. Bis schließlich ihr Heer von den zahlenmäßig weit unterlegenen, aber todesmutigen Dithmarschern fast vollständig aufgerieben worden war. Später war Swyn davon überzeugt, dass es mit den Feinden von damals niemals eine Aussöhnung geben würde. Seit ihrer schmachvollen Niederlage bei Hemmingstedt im Februar 1500 sannen die Dänen und die von ihnen regierten Holsteiner fortwährend auf Rache, bekannten sich sogar dreist in aller Öffentlichkeit dazu. Und Adolf I. war einer der Schlimmsten unter ihnen.

Aber das alles war nichts gegen die akute Gefahr eines neuen Krieges, sagte sich Swyn. Niemals wieder durfte das Land zum Schlachtfeld werden. Der Friede hatte schließlich seit Hemmingstedt schon fast neunundfünfzig Jahre gehalten. Eine sehr lange Zeit. Ihn leichtfertig aufs Spiel zu setzen, wäre die größte Dummheit, die Dithmarschen sich nie verzeihen könnte.

„Ich bin sicher“, gewann Swyn plötzlich seine Sprache wieder und drehte sein Gesicht Helmcke zu, „wenn wir es nicht schaffen, die Leute drüben auf Büsum aufzuhalten, wird es Krieg geben.“

„Siehst du nicht zu schwarz?“, wehrte Helmcke vorsichtig ab. Was sollte er schon dazu sagen? War in der Vergangenheit nicht genug darüber gesprochen, nachgedacht und wieder verworfen worden?

„Schwarzsehen?“ Swyn schüttelte den Kopf: „Bestimmt nicht.“ Mit einem Mal sprudelte aus ihm heraus, was sich schon seit langem an Befürchtungen in ihm aufgestaut hatte. „Unser Land ist für die Dänen wie eh und je eine verlockende Beute. Wir sind Hamburgs und Lübecks Kornkammer, dazu noch Fleischlieferant für fast die gesamte Hanse. Ebenso für die Niederlande. Unser immer größer werdender Reichtum macht unsere Neider noch heißer, als sie es schon immer waren. Sie warten doch nur auf eine günstige Gelegenheit, bei uns einzumarschieren, uns auszurauben oder sogar auszurotten. Denn unser Landesherr, der Erzbischof von Bremen, wohnt weit ab vom Schuss. Er lässt uns zwar von drüben auf der anderen Elbseite großzügig selbständig schalten und walten. Doch er ist keine Hilfe für uns. Der würde sich hüten, für unsere Verteidigung Truppen zu schicken. Das wissen auch die verdammten Holsteiner und Dänen. Glaubst du wirklich, die halten still?“

„Lass sie nur kommen“, erwiderte Helmcke forsch.

Swyn antwortete nicht, sah Helmcke nur schräg nach hinten spöttisch an. Ihm war die Selbstherrlichkeit vieler Dithmarscher Bauern in dieser Sache bekannt. Auch Harke gehörte zu ihnen. „Aber meinst du nicht“, fragte er vorsichtig, „dass sich viele in unserem Land in der trügerischen Welt ewiger Wohlhabenheit und vor allem ewiger Unbesiegbarkeit wähnen?“

„Und warum soll das so sein?“ Helmckes Stimme hörte sich an, als sei er eingeschnappt.

„Weil Dithmarschen schon über dreihundert Jahre politisch unabhängig, demokratisch regiert, militärisch gesichert und obendrein eines der wohlhabendsten Länder im Norden des Kaiserreichs ist. Das macht denkfaul, bequem und untauglich zum Kämpfen.“

„Und du dagegen bist natürlich ein Realist, ein Tatsachenmensch und kein Schwärmer und Schwächling“, höhnte Helmcke. Ihm gefiel der herbe Ton seines Vordermannes nicht.

„Genau so ist es“, sagte Swyn mit fester Stimme. „Gerade deshalb glaube ich, dass unsere Heimat in ständiger Gefahr von außen ist. Gerade deshalb schätze ich die vielen Annehmlichkeiten umso mehr, die mir die persönliche Freiheit bietet. Und genau deshalb muss ich zu jeder Zeit bereit sein, sie zu schützen“, setzte er in strengem Ton nach.

Erwartungsvoll horchte er nach hinten auf eine Antwort. Doch dort blieb es still. Lass ihn nur nachdenken, sagte sich Swyn und wandte sich in Gedanken wieder seiner größten Sorge zu: Herzog Adolfs Hass auf Dithmarschen. Natürlich lauerte er schon lange darauf, das wunderschöne und reiche Land zu unterwerfen, dachte er. Tatsächlich könnte es bald Krieg geben. Wie sollte Adolf auch anders? Wie sollte er sich auch in seiner besessenen Begierde nach Wohlhabenheit, die dieses Land in einzigartiger Weise verkörperte und so anziehend für jeden Eroberer machte, wie sollte er sich auch einer solchen Verlockung entziehen können?

Plötzlich war Swyn mächtig stolz auf sein Land, das er immer „mein Vaterland“ nannte, wenn er Fremden davon erzählte.

Ungeduldig trieb er seinen Schwager an: „Lass uns schneller reiten!“

„Das ist nicht nötig,“ erwiderte Helmcke, „wir haben erst in drei Stunden Ebbe. Das Wasser ist noch nicht flach genug, um die seichte Übergangsstelle zu nutzen. Es fließt zwar im Augenblick nach beiden Seiten ab zurück ins Meer. Doch die Strömung ist viel zu stark. Noch ein wenig Geduld und das Niedrigwasser gibt uns bald die Furt frei. Dann können wir gefahrlos mit unseren Pferden hinüber.“

Swyn war sich bewusst, dass der Warstrom die Insel Büsum beinahe unüberbrückbar vom Festland trennte. Er verlief quer durch das ausgebreitete Wattgebiet, das bei auflaufender Flut tief unter Wasser gesetzt wurde. Er schätzte die Breite des Stroms im Augenblick auf sechshundert Schritte – was ihn aber in Wirklichkeit kaum interessierte. Denn ohnehin würden sie erst bei Reinsbüttel das Festland verlassen und zur Insel hinüberreiten, dachte er.

„Was hast du eigentlich mit Sigbritt vor,“ fragte Helmcke wie aus heiterem Himmel. Swyn zuckte zusammen. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. „Schließlich redet ganz Dithmarschen wieder über diesen Wiben Peter. Und zwangsläufig auch über seine Frau, die er über Nacht verlassen hat“, bohrte Helmcke nach, ohne sich Böses dabei zu denken. Zwar merkte Swyn an der Stimme seines Schwagers, dass er völlig unwissend und unschuldig eine Sache anstieß, die ganz allein ihn etwas anging. Doch für ihn war es bereits das zweite Mal bei diesem Ritt, dass er sich mit dieser Frage beschäftigen musste. Einmal in Gedanken für sich allein und nunmehr offen. Doch er wollte endlich Ruhe davor haben – und entschloss sich zu sprechen: „Ich werfe sie aus dem Haus. Und zwar endgültig.“

Helmcke zuckte zusammen. Das würde er Sigbritt wirklich antun wollen, staunte er. War das der hoch angesehene, gebildete Markus Swyn? War Sigbritt nicht an der ganzen Aufregung um Wiben Peter völlig schuldlos? Unerwartet verspürte er das Verlangen, diese Frau vor seinem Schwager zu beschützen. Schon immer hatte er ihre Schönheit bewundert, wenn er seine Schwester Heine besuchte und an den abendlichen Gesprächen auf dem Swyn-Hof auch Sigbritt teilnahm. Er nahm sich vor, sie sofort nach seiner Rückkehr vor Swyn zu warnen. Gleichzeitig wollte er ihr helfen – in welcher Form auch immer sie es von ihm verlangte.

4

„Kapier das endlich“, fauchte Wiben Peter seinen Bruder Hans an, „nenn mich nicht immer Wiben. Auch für dich gilt, was für die anderen schon selbstverständlich ist: Hier auf Helgoland bin ich Hans Pommerink und nicht Wiben Peter!“