Kanada von innen

Der Westen und
Yukon Territory

Ein Blick auf den Canadian way of life

Joy Fraser

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E-Book

Sieben Verlag 2009

www.sieben-verlag.de

Wie wird man Kanadier?

Yukon. Der Name allein verlockt jährlich Tausende Touristen auf den alten Pfaden des Goldrausches zu wandern, zu campen, Bären beobachten, auf dem Yukon River fahren oder Wintersport zu erleben. Erst einmal den Überschwang der Natur genossen, kommen viele jedes Jahr wieder. Sie werden süchtig nach der Ruhe und der Beschaulichkeit, der überwältigenden Großartigkeit der Natur, dem unendlichen Himmel über einer weiten Landschaft, die man gesehen haben muss, um sie zu begreifen. Sie genießen es, dem lauten und überfüllten Deutschland für eine Weile zu entkommen, um genau das Gegenteil zu erleben: vollkommene Stille und ungeahnte Einsamkeit.

Ich nahm meinen Touristenstatus und wanderte gleich ganz ein, durch Heirat mit einem Kanadier. Die erforderlichen Papiere ängstigten mich, doch ich nahm allen Mut zusammen und brachte alles auf die Reihe, um es nach Kanada mitzunehmen und von dort aus die „Permanent Residence“ zu beantragen. Das Recht permanent residieren zu dürfen. Das klang schon mal angenehm feudal.

Das Beängstigendste an den Papieren waren beinahe unerfüllbare Forderungen, wie die Frage nach meinen Wohnadressen, seit ich achtzehn war. Schon eine ganze Weile her. Wohnte ich nicht auch mal kurz in Hinterbrummbergheim? In welcher Straße noch mal? Man will genau wissen, von wann bis wann, unter Angabe der exakten Daten, beinahe bis hin zum Tapetenmuster. Ich erblasste, doch das interessierte niemanden. Also machte ich mich daran, mein eigenes Leben zu recherchieren. Diverse Einwohnermeldeämter gaben netterweise spontan Auskunft und wünschten mir weiterhin viel Glück.

Ich beschaffte Kopien (übersetzt und manche beglaubigt, Infos gibt es auf der Internetseite der kanadischen Einwanderungsbehörde) von allen wichtigen Beweisen, dass es mich auch tatsächlich gibt, wie oft ich vorher bereits verheiratet war (inklusive Scheidungsurteilen, bitte schön!) und ob ich unter irgendwelchen Gebrechen leide. Es mag menschenverachtend anmuten, aber mit einer unheilbaren oder chronischen Krankheit im Gepäck mag Kanada niemanden aufnehmen.

Oft ist bekannt, dass es schwer ist, in Kanada dauerhaft eingelassen zu werden, doch meist nicht wie schwer. Trotz Ehe mit einem kanadischen Staatsbürger, musste ich durch den gesamten Einwanderungsprozess, inklusive amtsärztlicher Untersuchung und einer Stange Geld als „landing fee“, der Einreisegebühr. Die Kanadier lassen es sich gut bezahlen Leute aufzunehmen, in ihr leeres Land, fordern gute Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch, eine super Ausbildung und Bargeld für mindestens ein Jahr. Sie nehmen niemanden auf, der schon so aussieht, als falle er dem sozialen System nächsten Mittwoch bereits zur Last. Wer nach Kanada will, muss entweder ein „skilled worker“ sein, also ein Facharbeiter, der dem Land von Nutzen sein wird und sich selbst ernähren kann, oder er hat einen Sponsor. Ich hatte einen – meinen Mann. Gnädig übernahm er die Verantwortung für mich, und zwar für die nächsten zehn Jahre. Auch falls wir uns in dieser Zeit scheiden lassen sollten. Was wir natürlich nicht vorhatten. Dennoch konnte ich ihm ein leichtes Unbehagen ansehen, das er tapfer herunterschluckte.

Im Vergleich dazu sehe man sich Deutschland an: Alles, was mein Mann brauchte, um bei uns einzureisen, war ein Visum und Arbeit, oder eine dreijährige Ehe mit einer deutschen Frau in Deutschland. Die Ehejahre sammelte er erst später an. Er startete mit dem Visum und einer Arbeitsstelle, welche ihm eine Aufenthalts- und eine Arbeitsgenehmigung verschaffte, die jährlich erneuert werden musste. Gebühren: Null Euro. Nach drei Jahren Ehe durfte er die „Einbürgerung“ beantragen, ähnlich der kanadischen „permanent residence“, nur ohne medizinische Untersuchung, ohne Einreisegebühr und ohne einen Stapel Anträge mit dem Gewicht von zwei Kilo, die ihn unter anderem nach seiner politischen Gesinnung im Kindergarten befragte.

Nach Deutschland einwandern? Ein Kinderspiel!

Nach Kanada einwandern? Grausig kompliziert und teuer!

Wer ist eigentlich für das hartnäckige Gerücht verantwortlich, Kanada sei ein klassisches Einwanderungsland?

Obwohl mein Mann nun für immer in Deutschland bleiben darf, wollte er uns doch endlich auch einmal sein Heimatland näher bringen. Was ist schon ein kompletter Umzug auf einen anderen Kontinent? Letztendlich nur eine Preisfrage. Geld haben wir seitdem keins mehr gesehen, aber man gönnt sich ja sonst nichts.

Nach einigen gemeinsamen Jahren in Deutschland wollten wir wissen wie es ist, in einem anderen Land neu anzufangen. Mein Mann kam nicht aus dem Yukon Territory, sodass ich zusammen mit meiner Tochter im Teenageralter, mit denselben Voraussetzungen startete wie er. Nun ja, fast. Natürlich kannte er den „Canadian way of life“ und wir nur den deutschen, doch flexibel wie wir sind, stellten wir uns das nicht problematisch vor.

Mit Fastfood langsam durch den Westen

Bevor Whitehorse aber unsere neue Heimat wurde, besuchten wir meine Schwiegereltern in der Provinz Alberta. Wir wollten uns dort umsehen und vielleicht doch nah bei den Eltern wohnen und Arbeit finden. Mein Mann zumindest. Denn ich würde die Arbeitsgenehmigung erst nach Genehmigung der Permanent Residence bekommen.

Gestresst vom besinnlichen Leben in einer deutschen Kleinstadt, konnte mein Mann es kaum erwarten, nach Kanada zurückzukehren. Meine Tochter und ich waren trotz Vorfreude etwas skeptisch, denn wir hatten uns in Deutschland recht wohl gefühlt, und waren weit weniger gestresst gewesen als er. Wenn man in Deutschland aufgewachsen ist, findet man das Kleinstadtleben gemütlich, und wir konnten uns nicht erklären, warum sich unser Kanadier ständig am Rande eines Nervenzusammenbruchs befand.

Nicht, dass es ihm in Deutschland nicht gefallen hätte. Er liebt das billige Bier, den günstigen Wein – Apfelwein im Besonderen. Er liebt es außerdem, mit dem Motorrad auf kurvigen Straßen zu fahren – bei großzügigen Geschwindigkeitsbeschränkungen. Er fühlt sich wohl durch die liebevolle Akzeptanz seiner Person, sobald er verkündet Kanadier zu sein. Ihm gefallen die fortgeschrittene technische Entwicklung, die dreißig Tage Jahresurlaub, die allgemeine Offenheit und großzügigere Moral, das weitgehende Fehlen öffentlicher Zensur und der Mangel an staatlicher Maßregelei, die Abwesenheit von kirchlicher Dominanz und gehobenem Zeige-finger.

Nur die vielen Menschen gehen ihm schrecklich auf die Nerven. Menschen wohin er auch geht und schaut, menschliche Spuren, selbst in den Wäldern. Es gibt keine Wildnis mehr in Deutschland, jedenfalls keine im eigentlichen Sinn. Orte, an denen nie ein Mensch zuvor gewesen ist. Wälder, in denen noch nie ein Waldarbeiter das Unterholz gestapelt hat. Tiere, die sich ungehindert vermehren oder an Krankheiten sterben dürfen. Gebiete völlig bar menschlichen Einflusses. Ich wusste damals noch nicht genau was er damit überhaupt meint und noch weniger, warum es ihm so ungeheuer wichtig war. „Warte nur, bis du es selbst siehst“, pflegte er zu sagen.

Ganz Kanada hat lediglich etwa dreißig Millionen Einwohner, während Deutschland mit dreiundachtzig Millionen aufwartet, auf einer Fläche, die zwei Mal allein in die kanadische Provinz Alberta passt.

Im Yukon selbst könnte man drei große amerikanische Staaten unterbringen, wobei nur dreißigtausend Menschen dort leben, während ich in Deutschland auf einem Pink Floyd Konzert mit siebzigtausend Fans in einem Stadion gesessen hatte. Allein der Gedanke daran ließ meinen Mann in Angstschweiß ausbrechen.

Natürlich gibt es auch eine handvoll Millionenstädte in Kanada, aber von denen hielt mein Mann sich fern. Der Rest des Landes ist – einsam. Leer. In der Hand von Bären, Weißkopfadlern, Raben und Moose (nicht zu verwechseln mit Moosbewachsung im Wald, sondern es handelt sich um eine Elchart).

Für mich waren das vor unserer Abreise alles nur abstrakte Zahlenbeispiele und ich war gespannt, selbst zu erfahren wovon er sprach. Unbewohntes Land, unberührte Natur, das alles konnte ich mir in diesen gewaltigen Ausmaßen höchstens auf dem Mond vorstellen. Dieser Planet, dachte ich immer, ist vollständig besiedelt, von ein paar Wüsten und Eisflächen einmal abgesehen. Ich sollte mich noch sehr wundern.

Zunächst landeten wir in einer der großen Städte, Edmonton, der Hauptstadt der Provinz Alberta, da meine Schwiegereltern zu dieser Zeit in Grande Prairie lebten, das sich etwa drei Autostunden westlich davon befindet. Nach kanadischem Verständnis „gleich um die Ecke“.

In Edmonton zu landen kam überraschend für die Fluggäste, als sie die Ankündigung vom Piloten hörten. Blickte man aus dem Fenster, sah man nämlich seit Stunden nichts als weite quadratische Felder, viele knallig gelb von der Rapsblüte, eine gelegentliche Farm, und ein paar vereinzelte, schnurgerade, autofreie Straßen. Wo war die Zivilisation? Hatte es in den letzten neun Stunden einen Neutronenkrieg gegeben und alles Leben war ausgelöscht? Nein, meinte mein Mann. Das sei eben Kanada.

Gleich würden wir mitten auf einem Feld landen, und noch immer war weit und breit keine Stadt zu sehen.

Nach der Landung begriff ich, dass der Flughafen außerhalb der Stadt liegt, und man noch ein gutes Stück mit dem Auto zurücklegen muss, um dort hinzukommen. Eine Großstadt, die plötzlich aus dem Nichts auftaucht, ohne nennenswerte Vorstadtbebauung, ist in Kanada so normal wie Fleisch grillen bei Minusgraden.

Edmonton verfügt sogar über eine nette Skyline mit Wolkenkratzern. Die Autos krochen gemächlich dahin, als hätte jemand den Zeitlupeknopf gedrückt. Meine kanadische Familie, die uns abholte, beklagte sich über dichten Verkehr. Ich konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Im Vergleich zu Frankfurt am Main konnte von Verkehr keine Rede sein. Niemand raste dicht an uns vorbei, niemand bedrängte von hinten unsere Stoßstange. Es war absolut nichts los.

Meine Schwiegermutter am Steuer schockierte mich einige Male, indem sie bei Rot über die Ampel fuhr. Mein Mann sah mich zusammenzucken und erklärte, das Ampelsystem sei anders als in Deutschland. Das hieß, ich musste erst einmal die für uns geltende Ampel ausfindig machen. Sie befand sich nämlich nicht dort, wo man sie erwartet hätte.

In Kanada stehen die Ampeln nicht vor, sondern hinter der Kreuzung. Aha! Das erklärte manches. Rechts abbiegen bei rot ist immer erlaubt, es sei denn ein Hinweiszeichen verbietet es ausdrücklich. Trifft man an einer Kreuzung ohne Ampel auf andere Fahrzeuge, so gilt keine Rechts-vor-Links-Regelung, sondern Vorfahrt hat der Wagen, der die Kreuzung zuerst erreicht. Im Zweifelsfall entscheidet gegenseitiges Einvernehmen per Blickkontakt.

Vielen Dank für diese Information. Jetzt war ich schon ein gelassenerer Beifahrer. Auch das allgemeine Schneckentempo beruhigte meine Nerven, und mir wurde klar, warum mein Mann in Deutschland oft bis nächsten Donnerstag an einer ampellosen Kreuzung stand, ohne in den fließenden Verkehr einzubiegen, weil dieser ihm zu hurtig vorbeirauschte. Er war die kanadische Version von Geschwindigkeit gewohnt und fühlte sich in Deutschland wie im Zeitraffer.

Für eine Pause boten sich viele Fast-Food-Ketten an. Wir besuchten eine, die für ihre Hamburger bekannt ist. Nein, nicht die mit dem gelben M, sondern „A&W“. Mir wurde ein doppelstöckiger „Teenburger“ mit Pommes und Root Beer kredenzt. Das Fleisch war überraschend zart und lecker und die Portion Pommes allein hätte eine Familie satt gemacht. Das Root Beer ist ein antialkoholisches braunes Getränk und schmeckt wie eine bekannte Rheumasalbe.

Für Nichtrheumatiker könnte man auch den Bazooka-Kaugummi als Beispiel anführen. Was so streng herausschmeckt, ist der entzündungshemmende Wirkstoff Methyl-salicylat, für alle, die das schon immer mal wissen wollten.

Ketchup und andere Soßen, allen voran die tödlich leckere „Honey Mustard“, Senf, Essig für die Pommes (eine typisch britische Art Pommes Frites zu essen), gibt es umsonst und in rauen Mengen. Antialkoholische Getränke kann man manchmal unbegrenzt wieder nachfüllen. Im Gegensatz zu den USA, wo das überall gilt, geben sich die Kanadier in die-ser Hinsicht geiziger. Außer beim Wasser, das aus der Leitung kommt und stark nach Chlor schmeckt.

Geht man in ein richtiges Restaurant, bekommt man nicht nur ein saftiges Steak, sondern auch einen saftigen Preis, und ein kostenloses „refill“ von Getränken bleibt Wunschdenken. Dafür ist der Service perfekt und man wird von besonders nettem Personal gerne mal mit intimen Koseworten angesprochen wie „Dear“, „Darling“, „Sweety“ oder „Luv’“. Das Essen ist überdimensional reichlich. Man stelle sich eine deutsche Vorlegeplatte für einen Sonntagsbraten vor, dann hat man die richtige Größe eines kanadischen vollen Tellers für eine Person vor sich. Was man nicht schafft, wird verpackt und mit nach Hause genommen. Das ist keine Schande, sondern gängige Praxis. Schließlich hat man dafür bezahlt, und diese Portionen finden einfach keinen Platz in einem menschlichen Magen. Weniger zu servieren gilt als „poor“ oder „cheap“, sprich erbärmlich oder geizig. Der Kanadier will für sein Geld ordentlich was sehen.

Bestellt man beispielweise ein Steak mit Spaghetti, dann bekommt man nicht etwa ein kleines Steak und einen kleinen Klecks Nudeln, sondern ein normalgroßes Steak, als hätte man es als Hauptgericht bestellt, eine normalgroße Portion Spaghetti, die obligatorischen Kartoffeln nach Wahl als Pommes, Kartoffelbrei oder gebackene Kartoffel, und Gemüse als Beilage. Das volle Programm – ob man will oder nicht. Das ist eben so. Sich eine solche Riesenportion einfach mit einer anderen Person zu teilen gilt als extrem unhöflich und geradezu asozial, und man würde darauf aufmerksam gemacht werden, dass dies unerwünscht ist. Jeder esse von seinem eigenen Teller und bezahle ihn auch.

Ich versuchte, einzelne Bestandteile abzubestellen, wie zum Beispiel Bratkartoffeln zum Frühstücksei, aber das verwirrte die Kellner nur. Am Ende bekam ich doch die kompletten Portionen geliefert. Aufgeben und alles einpacken lassen ist die bessere Lösung.

Sonderwünsche sind der pure Horror für die meisten Bedienungen. Einmal versuchte ich verzweifelt Kräuterbutter für mein Steak zu bekommen, aber man konnte mit meinem Anliegen nichts anfangen. Nun war ich verwirrt, denn Knoblauch ist ein gängiges Gewürz, Knoblauchbrot gibt es zu fast jeder Pizza, und auch zum Steak. Ich konnte das Rätsel nicht lösen, konnte aber die Knoblauchsoße, die mein Mann zum Fisch gereicht bekam, extra bestellen. Es handelte sich dabei um nichts anderes als geschmolzene Knoblauchbutter mit Kräutern. In erhärtetem, kalten Zustand kennt man sie nicht.

Die Kellner leben vom „Tip“, dem Trinkgeld, das sich zwischen zehn und fünfzehn Prozent bewegen sollte. Das summiert sich, vor allem für Schüler, die bei den Ketten arbeiten und einen niedrigen Mindestlohn bekommen, plus dem Tip. So manches Kind geht auf diese Weise am Abend mit zweihundert Dollar nach Hause. Viele finanzieren sich so ihr Studium. Auf alle Preise, auch im Supermarkt, muss man sieben Prozent Mehrwertsteuer rechnen, die nicht mit ausgepreist ist. Ist man nicht daran gewöhnt, kann das schon mal zu Schwierigkeiten führen, wenn man erst kopfrechnen muss, um festzustellen, ob das mitgeführte Geld auch ausreicht.

Nicht nur beim Essen in Anbetracht von Pommes mit Essig begegnen einem britische Gepflogenheiten. Trotz Unabhängigkeit von den Briten seit dem 1. Juli 1867, verehrt Kanada noch immer das britische Königshaus, und Bilder der Queen hängen in jedem Hotel, Museum und öffentlichen Gebäuden. Selbst als Deutsche freute mich ihr Anblick, ist sie doch ein Stück Europa, in einem Land, in dem ansonsten nicht viel an Europa erinnert. Es gibt keine alten Gebäude oder hübsche Städtchen voller Geschichte, und alles, was älter als fünfzig Jahre ist, gilt als antik und sieht ungepflegt aus. Alte Möbel auf Antikmärkten sind aus den Jahren 1910 bis 1950. Man findet kaum etwas Älteres. Einen Antikhandel mit Kanada aufzumachen wäre sicher ein lohnendes Geschäft, denn die Nachfrage ist riesig.

Edmonton ist sauber, wie fast ganz Kanada, denn „littering“, das heißt etwas auf die Straße werfen, kann bis zu zweitausend Dollar Strafe kosten. Ich persönlich finde, man sollte das auch in Deutschland einführen, anstatt ständig eine Steuer zu erhöhen.

Wie fast alle Städte, die ich in Kanada gesehen habe, muss man über Edmonton sagen, dass es für europäische Augen nicht viel zu bieten hat. Ein paar ältere Sandsteingebäude der Regierung gibt es, ansonsten ist alles neueren Datums und entbehrt daher jeglichen Charme. Auch in den Kleinstädten fiel mir das besonders auf. Man konnte sich nicht auf einen bestimmten Stil einigen. Wie bei uns Norddeutschland von Bayern an der Architektur unterscheidbar ist, so kann man das von Kanada nicht sagen. Es sieht überall gleich aus.

Edmonton hat sein eigenes Wetter, was manchmal dazu führt, dass es mitten im Hochsommer Stürme mit Eis und Schnee gibt, so wie im Juli 2004. Sämtliche Autos blieben stecken. Eisbrocken behinderten den Verkehr und alles war weiß, für ein paar Stunden. Die Stadt stand unter Katastrophenalarm, bis die Sonne sich durchsetzte und den Sommer zurück brachte.

Wenn man Glück hat, kann man sich während eines Sturms in das zweitgrößte Kaufhaus der Welt flüchten. Die „West Edmonton Mall“ beherbergt Hunderte von Läden, eine Achterbahn mit Loopings und andere Rummelplatzat-traktionen. Außerdem Restaurants, nachgeahmte europäische Sträßchen und Cafés, einen großen Wasserbereich, ein Wellenbad, einen Nachbau der „Santa Maria“ von Kolumbus, Mega-Kinopaläste, Buchläden, Frisöre etc. – alles unter einem Dach. Man braucht Tage, um alles zu sehen.

Nach dem Edmonton-Erlebnis ging es weiter in den Süden. Wir fuhren durch Calgary ohne anzuhalten, durchquerten den Banff-Nationalpark, und weiter Richtung Westen nach Merrit in der Provinz British Columbia.