Jacobi, Robert Amerika der Länge nach

PIPER

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ISBN 978-3-492-97719-7

© Piper Verlag GmbH, München 2008

Covergestaltung: Dorkenwald Grafik-Design, München

Covermotiv: Robert Jacobi

Redaktion: Regina Carstensen

Kartografie: Anneli Nau

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

 

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Du musst in der Gegenwart leben,

dich in jede Welle stürzen,

und deine Ewigkeit in jedem Augenblick finden

Henry David Thoreau

AlaskaFeuerland

Alaska

 

1

Mein Leben aus dem Rucksack

Als ich am Ufer der Beringsee bei zehn Grad Celsius mein Zelt aufbaute, fiel eiskalter Regen. Im dumpfen Licht schienen das Meer und die Wolken am Horizont ineinanderzufließen. Dort hinten lag Sibirien, nur eine Flugstunde entfernt.

Neben mir deckten bärtige Männer seltsame Geräte ab, mit denen sie gerade noch den Sand gewaschen hatten, um Gold herauszufiltern – ganz so, als lebten wir in den Zeiten von Wyatt Earp, der vor hundert Jahren hier in Nome, Alaska, als Goldgräber sein Glück versucht hatte. Im Juli und August ist die Saison seiner Nachfolger, die von den hohen Preisen auf dem Weltmarkt profitieren.

Der Wind peitschte die Gischt über den Strand in mein langsam erstarrendes Gesicht. Kaum hatte ich das Zelt aufgestellt, verzog ich mich in mein neues, kleines Heim aus gelben Planen. Ungefähr ein Drittel des Platzes belegte mein schwarzer Rucksack, daneben rollte ich meine Isomatte und den Allwetterschlafsack, den ich kurz vor dem Abflug in Boston gekauft hatte.

So werde ich also die nächsten Monate zubringen, dachte ich, während ich versuchte, meinen Campingkocher in Gang zu bringen, um Wasser für einen Tee zu erhitzen. Nach einer Weile gelang es mir, unter Zuhilfenahme der Gebrauchsanleitung. Eine heiße Blechtasse in der Hand haltend, sinnierte ich darüber, warum ich mich auf diesen weiten Weg begeben hatte und welche Erlebnisse vor mir liegen würden.

Auf der Küstenstraße lärmte ein Lastwagen vorbei, wohl auf dem Weg zu einer der Goldminen in der Gegend. Mein Außenzelt flatterte so stark im Wind, dass ich fürchtete, es könnte davonfliegen. Sicherheitshalber steckte ich zwei weitere Heringe in den Sand, zog noch einen Pullover an und kroch in meinen Schlafsack, obwohl es erst fünf Uhr nachmittags war. Langsam breitete sich Wärme aus.

 

Einige Monate zuvor hatte ich in einem griechischen Imbiss in Cambridge, einem Vorort von Boston, vor einem Teller Gyros gesessen. Ich unterhielt mich mit Paz, einer Kommilitonin aus Spanien. Wir sprachen über unsere Pläne für den Sommer nach den letzten Seminararbeiten und Klausuren.

»Ich würde gern nach Alaska fliegen, da wollte ich schon als kleiner Junge hin«, sagte ich. »Danach, mal sehen. Vielleicht Freunde in Argentinien besuchen.«

Damals hatte ich schon entschieden, erst im darauf folgenden Jahr wieder zu arbeiten und bis dahin durch die Welt zu reisen, mit den Ersparnissen aus der Zeit vor dem Master-Studium in Internationaler Wirtschaft und Politik in Harvard, die ich als Zeitungsjournalist in Berlin zugebracht hatte.

»Das liegt ziemlich weit auseinander, Alaska und Argentinien«, sagte Paz.

»Stimmt schon«, antwortete ich, »aber ich habe auch ziemlich viel Zeit.«

In diesem Moment kam mir der entscheidende Gedanke: Warum nicht beide Ziele miteinander verbinden? Warum nicht nach Alaska fliegen und die ganze Strecke bis nach Patagonien auf dem Landweg zurücklegen? Das sollte in sechs oder sieben Monaten zu schaffen sein, dachte ich.

Die Pause zwischen zwei Kursen war vorbei, Paz und ich gingen zu unserem backsteinfarbenen Universitätsgebäude zurück. Im Hörsaal schrieb ich mechanisch die makroökonomischen Formeln von der Tafel, ohne dem Professor zuzuhören. Ich ahnte, dass sie die Welt nicht wirklich erklärten, und dachte nur noch an meinen Trip, an dem ich fortan keine Sekunde mehr zweifeln sollte.

»So etwas wollte ich auch immer machen, aber ich habe es nie geschafft«, war einer der vielen, ähnlich lautenden Sätze, die ich in den Wochen meiner Reisevorbereitungen hörte. »Aber allein, ist das nicht zu langweilig?« Ich antwortete ausweichend: »Es gibt sonst niemanden, der so viel Zeit hat.« Und ich berichtete von meinem Plan, auf der Strecke immer wieder Freunde zu treffen, um mich nicht in der Einsamkeit zu verlieren.

In Wirklichkeit war es eine bewusste Entscheidung, mich ohne Begleitung auf den Weg zu machen. Ich wollte mich treiben lassen, ohne dabei Rücksicht auf die Wünsche anderer Menschen nehmen zu müssen. Damals war ich Single, was die Angelegenheit erleichterte.

Aus meinem Rough-Guide-Reiseführer für Alaska suchte ich mir Nome als erstes Ziel aus, einen Ort, der nur hundertfünfzig Kilometer südlich des Polarkreises liegt. »Zu Zeiten des Goldrauschs die lebhafteste Stadt im Norden Alaskas, leben hier heute viertausend Menschen, die Hälfte von ihnen Eskimos, in einer Art subarktischem Wilden Westen«, las ich. »Die Straßen sind staubig, die Restaurants abweisend und die wackligen Häuser sehen aus, als hätten sie so manchen harten Winter erlebt. Im Sommer wird es dort nie ganz dunkel.«

Genau da wollte ich hin.

An einem Dienstag im Juli flog ich von Boston über Chicago nach Seattle. Dort stieg ich in eine Boeing der Alaska Airlines, an deren Heckruder ein Eskimo mit Fellmütze aufgemalt war. Die Maschine sollte mich in den hohen Norden bringen, nach Anchorage.

Es war früher Nachmittag, nur vereinzelt hingen Wolken am kalten, tiefblauen Sommerhimmel. Die Motoren begannen zu lärmen, wir hoben ab, drehten eine Schleife über den Pazifik und gingen auf Kurs in nordwestliche Richtung. »Willkommen auf Ihrem Alaska-Airlines-Flug nach Anchorage. Die Flugzeit beträgt zwei Stunden und vierzig Minuten«, verkündete eine der Flugbegleiterinnen über Lautsprecher. »Bitte lehnen Sie sich zurück, und fühlen Sie sich wohl an Bord.«

Ich schaute hinaus. Weit unten rollten dunkelgrüne Berge zum Meer und zerfielen in kleine Inseln. Von hier oben sahen sie aus wie Steine, die ein Kind in eine riesige Pfütze geworfen hatte. Ich hörte über meinen iPod Klaviermusik von Bach, die meine Gefühlsmischung aus Vorfreude und Ehrfurcht vor meiner schätzungsweise 25 000 Kilometer langen Unternehmung verstärkte. Die Maschine wackelte, und ich schüttete mir heißen Kaffee über die Hose.

Mehr als ein halbes Jahr ohne Büros und Bibliotheken, ohne Telefon und Termine lagen vor mir. So frei würde ich mich lange nicht mehr fühlen, das war klar.

Während ich meinen Gedanken nachhing, veränderte sich die Landschaft unter dem rechten Flügel. Im Pazifik schwammen keine Inseln mehr, sondern weiße Eisblöcke, die sich von den Gletschern gelöst hatten, deren graustichige Zungen wie achtspurige Autobahnen aus dem Küstengebirge hinunterbrachen. Vereinzelt waren Schiffe zu erkennen, scheinbar regungslos. Nur die Wellen, die sie im blaugrünen Wasser hinter sich herzogen, zeigten, dass sie sich vorwärtsbewegten.

Der Flug nach Anchorage war meine vorletzte Etappe an diesem Tag. Noch einmal musste ich dort umsteigen. Jetzt standen überall auf dem Rollfeld die Flugzeuge der Alaska Airlines mit dem Eskimogesicht auf dem Ruder. Ich stellte meine Uhr um vier Stunden zurück. Eigentlich liegt Anchorage sieben Zeitzonen westlich von Boston – um aber Alaska nicht zu weit von der Wirtschaft im übrigen Land abzukoppeln, hat die amerikanische Regierung den zeitlichen Abstand einfach gekürzt. Merkt sowieso keiner: Im Winter ist es meistens dunkel, im Sommer ziemlich lange hell.

Im Flugzeug nach Nome gab es nur zehn Sitzreihen, der Rest des Rumpfs war mit einer Wand abgetrennt, um Raum für Lebensmittel und andere Transportgüter zu schaffen. Ich fühlte mich wie auf einer Expedition. Nach Nome führen keine Straßen. Im Sommer ist der Ort auch mit dem Frachtschiff erreichbar, im Winter wegen des Eises nur mit dem Flugzeug oder für Abenteurer auf Schlittenhunden: Einmal im Jahr zieht sich der Iditarod, das längste Schlittenhunderennen der Welt, von Anchorage circa 1150 Kilometer durch die verschneite Landschaft hierher.

Nach einer Zwischenlandung in Kotzebue flogen wir noch eine halbe Stunde über die sommerliche Tundra, eine braungrüne, hügelige Landschaft, in der kein einziger Baum stand, bevor wir auf der kurzen und schmalen Landebahn von Nome aufsetzten. Der Pilot bremste scharf.

Das Flughafengebäude war eine Holzbaracke, in der es nicht einmal ein Gepäckband gab. Zwei kräftige Männer luden die prall gefüllten Koffer und riesigen, blauen Plastiksäcke von einem kleinen Wagen über eine Rampe in den Warteraum. Ganze Familien schleppten die Säcke davon, in die sie ihre Einkäufe aus Anchorage verpackt hatten: Shopping mit dem Flugzeug, weil es in Nome nicht viel gibt. Als vorletztes Gepäckstück landete mein schwerer Rucksack dumpf auf dem grauen Linoleumboden der Baracke.

»Entschuldigung, aber wie komme ich denn von hier in die Stadt?«, fragte ich einen dicklichen Schalterangestellten der Alaska Airlines, der eine grün-blaue Uniform trug. »Da müssen Sie selbst schauen«, antwortete er brummig.

In Nome gibt es keine Busse und keine Taxis, das hatte ich vorher gelesen, und ich stellte mich darauf ein, meine ersten fünf Kilometer in Alaska zu Fuß gehen zu müssen.

Sicherheitshalber schaute ich mich fröstelnd auf dem Parkplatz um, aber fast jeder Pick-up füllte sich mit Plastiksäcken und mindestens drei Passagieren, die sich neben den Fahrer in die Kabine zwängten. Als der Parkplatz schon fast leer und nur graubraune Pfützen zurückgeblieben waren, entdeckte ich einen bärtigen Mann im braunen Anorak, der alleine zu seinem Chevrolet-Truck ging.

»Könnten Sie mich in die Stadt mitnehmen?«, fragte ich.

»Kein Problem«, antwortete er, und schon hatte er meinen Rucksack auf die Ladefläche geworfen, die dabei ziemlich schepperte.

»Ich bin Hank. Spring auf!«

»Danke, Hank.«

Schlamm spritzte in die Luft, erst drehten die Reifen durch, danach quietschten sie, und schließlich holperten wir auf einem Schotterweg eine kleine Anhöhe hinauf. Dort landeten wir mit einem harten Schlag auf einer Teerstraße, die schnurgerade nach Nome hineinführte.

Inzwischen war es neun Uhr abends und noch taghell. Wir fuhren an flach bewachsenen Hügeln und einer Müllkippe vorbei. Ein wuchtiger, orangefarbener Kieslaster kam uns entgegen und hüllte den Chevrolet in eine Staubwolke.

»Kennen Sie ein billiges, sauberes Hotel?«, fragte ich Hank.

»Nein«, antwortete er. »Hier gibt es nur zwei teure Läden und einen ziemlich fragwürdigen Schuppen, der nur so tut, als sei er eine anständige Unterbringung. Nicht zu empfehlen.«

Ich las ihm zwei Hotelnamen aus meinem Reiseführer vor.

»Gibt es beide nicht mehr. Hartes Geschäft hier oben. Wir finden schon was.«

Ich schaute hinaus. »Warum stehen denn alle Häuser auf Stelzen?«, fragte ich Hank. »Habt ihr hier oft Hochwasser?«

»Nein, das ist wegen des Permafrosts. Im Sommer würden die Fundamente andernfalls in den aufgeweichten Boden sinken. Im Winter, wenn alles einfriert, würden sie wie in einem Schraubstock zerquetscht.«

Hank setzte mich vor dem Nugget Inn an der Front Street ab, einem der beiden teuren Läden. Zumindest die erste Nacht wollte ich noch in einem richtigen Bett verbringen, um meine Sachen zu sortieren und mich auf mein Leben aus dem Rucksack vorzubereiten. Hinter einem engmaschigen Sicherheitsgitter saß ein dunkelhaariger junger Mann mit asiatischen Gesichtszügen an der Rezeption.

»100 Dollar pro Nacht, nur Cash, und zwar vorab«, blaffte er, bevor ich überhaupt ein Wort gesagt hatte. Aus Sorge, sofort der Polizei überstellt zu werden, verhandelte ich nicht. Die Jagdtrophäen an den Wänden schüchterten mich zusätzlich ein. Welches Recht aber hatte ich, mich zu beklagen? Südländische Gastfreundschaft durfte ich hier nicht erwarten.

Ich blaffte zurück, zahlte, erhielt den Zimmerschlüssel und schleifte meinen Rucksack hinauf in den ersten Stock. Immerhin hatte ich aus meinem Fenster einen weiten Blick über die Beringsee. Nach einer kurzen Dusche schlief ich sofort ein.

 

Am nächsten Morgen breitete ich mein ganzes Gepäck auf dem Bett aus. Ich hatte mir fürs Packen nicht genug Zeit genommen und dabei den Anfängerfehler der meisten Rucksackreisenden begangen: Lieber noch ein Shirt mehr, noch ein paar Socken und sicherheitshalber ein zweites Buch für lange, einsame Abende, anstatt das Gewicht so niedrig wie irgend möglich zu halten.

Mein erster Fußweg in Nome führte mich also zum Postamt, wo ich Hosen, Bücher und sogar meine kleine Zweitkamera in ein Paket nach Deutschland steckte.

Erleichtert wanderte ich danach die Front Street entlang. Der Glue Pot, eine hellblau bemalte, aber ziemlich verwitterte Hütte aus Holzbrettern, bot Softeis feil, das hier selbst im Sommer kaum jemanden zu interessieren schien. Vor der Tür lungerten zwei zwölfjährige Jungs mit dunklem Eskimohaar und rauchten Zigaretten.

Nach dem kurzen Imbiss setzte ich meinen Fußweg fort, vorbei an der Nome Evangelical Covenant Church und dem Bible Bookstore, am Chinarestaurant Twin Dragon und an der Anchor Tavern, die mit einer Budweiser-Leuchtreklame in einem kleinen, milchigen Fenster um Gäste warb. Zwei schmutzige, betrunkene Frauen mit Zahnlücken hielten mir krumme, geschnitzte Holzfiguren entgegen: »Please buy this!«, unbedingt sollte ich etwas kaufen. Als ich darauf nicht reagierte, drohten sie mir mit dem Zeigefinger: »No good boy!«

Rostende Maschinen und ausgeschlachtete Autos blockierten die Nebenstraßen. Das House of Bargains, ein Ramschladen, war geschlossen, und auch im rot angemalten City of Nome Police Department mit seiner meterlangen Antenne auf dem Dach schien niemand zu arbeiten. Gegenüber der unscheinbaren City Hall befand sich ein kleines Besucherzentrum in Igluform.

Ich trat ein. Eine ältere Dame begrüßte mich freundlich, nachdem sie ihre an einer Goldschnur hängende Brille abgenommen und mich gründlich gemustert hatte. »Schauen Sie sich einfach um, und stecken Sie bitte alle Prospekte ein, dafür sind sie da«, sagte sie. »Dann erzählen Sie mir, was Sie hier vorhaben! Ich bin übrigens Carrie.« Ihr Blick verriet große Neugier darüber, was den jungen Fremden wohl in diese entlegene Gegend gebracht hat – noch dazu allein. So genau wusste ich das in diesem Moment selbst nicht.

In der Mitte des runden Raumes stand ein schulterhohes, ausgestopftes schwarzes Tier mit geschwungenen Hörnern, das wie eine Kreuzung aus einem Steinbock, einer Milchkuh und einem Langhaardackel aussah. Wuchtig, aber eher kuschelig, nicht bedrohlich. »Das ist ein Moschusochse«, klärte mich Carrie auf. »Davon gibt es viele in der Gegend, die sind nicht gefährlich. Aber Vorsicht, wir haben hier auch viele Bären und Wölfe. Im Winter kommt manchmal sogar ein Eisbär übers Meer. Jetzt ist Sommer, da haben Sie Glück.«

Das erleichterte mich. Auf Selbstverteidigung gegen Eisbären war ich nicht vorbereitet.

Auf einem Ständer lag ein Flyer für Flüge mit Propellermaschinen ins sibirische Providencija, über die Datumsgrenze hinweg. Einer in Fachkreisen anerkannten Theorie zufolge verband während der letzten Eiszeit eine Landbrücke Sibirien mit Alaska. Auf diesem Weg sollen die Vorfahren der heutigen Eskimos und sogar der Indios in Lateinamerika auf den Kontinent gekommen sein. Ganz so kalt wie in der Eiszeit ist es heute nicht mehr – aber kalt genug, dass ein Bewohner aus Nome im Jahr 1994 direkt unter der Erde die vollständig konservierten und tiefgekühlten Überreste eines 20 000 Jahre alten Mammuts fand.

Als ich Carrie erzählte, dass ich mit einem der Mietwagen, die für den Sommer mit Schiffen nach Nome transportiert werden, die Stichstraßen rund um den Ort erkunden wollte, machte sie ein besorgtes Gesicht und reichte mir die Broschüre Wichtige Fakten für Reisen ins Bärenland. »Sie müssen unbedingt jemanden im Ort informieren, wohin Sie fahren und wann Sie wieder zurück sein wollen. Hier sind schon einige verloren gegangen!«, sagte sie.

So langsam gruselte es mich vor Carrie mehr als vor den wilden Tieren der Tundra. Ich steckte das Heft ein, versprach, es gründlich zu lesen, und verabschiedete mich freundlich von ihr, um meinen Rundgang durch Nome fortzusetzen. Draußen auf der Straße wehte ein scharfer Wind. Im Bärenland war es plötzlich spürbar kälter geworden.

Nebenan, in einem kleinen Supermarkt, suchte ich nach Proviant für meine Erkundungstour. Zwei Äpfel kosteten drei Dollar. Coca-Cola und Pepsi gab es nur in Minidosen. Haben die Menschen hier weniger Durst? Fürchten sie um ihre Gesundheit wegen des vielen Zuckers? Nein, die Antwort ist banal: Softdrinks sind ein Luxus, den sich die ärmeren Bewohner andernfalls nicht leisten könnten. Besonders teuer dürfte ein gemütlicher Fernsehabend kommen, denn Kartoffelchips gab es ab fünf Dollar die Tüte.

Ich ging mit etwas Brot und Käse zur Kasse. An einer Plexiglastafel hingen ungedeckte Schecks mit den Namen der Unterzeichner wie an einem Pranger, dazu der Hinweis: »Diese Menschen haben unser Vertrauen missbraucht!« Aus einem ganzen Dorf in der Nähe von Nome würden keine Schecks mehr angenommen, weil die Bank sie nicht eingelöst hatte. Meine Kreditkarte der Bank of America war der jungen Frau an der Kasse willkommen.

Warum leben die Menschen überhaupt in dieser Gegend, wenn alles so beschwerlich ist? Entweder weil sie schon immer da waren – oder weil sie möglichst weit weg von dem Ort sein wollen, wo sie hergekommen sind, aus Beweggründen, die besser im Dunkeln bleiben. Wenn das Gesetz hier oben einen Sünder finden will, dann reicht dafür nicht der übliche lange Arm, es muss schon ein Tentakel sein, so riesig und menschenleer, wie Alaska ist.

Es war früher Nachmittag. Ich holte meinen Rucksack aus dem Hotel und wanderte die Front Street entlang zum Strand, um dort mein Zelt aufzubauen. Zwei Männer auf Four Wheelers, einer Art breitem Motorrad mit vier Reifen, dem typischen Fortbewegungsmittel in Alaska, brausten an mir vorbei. Die Vorteile dieser Fahrzeuge: Anders als Autos springen sie auch bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt an. Zudem brauchen sie weniger Benzin, das trotz der Ölquellen in Alaska teuer ist, und schaffen es mit ihren dicken Reifen auch durch tiefen Morast.

Am nächsten Morgen lernte ich meine Nachbarn kennen: Scott und Buddy, Brüder aus Pennsylvania, die am Strand eine richtige Zeltstadt aufgebaut hatten, mit einer großen amerikanischen Flagge an der Spitze.

»Zurzeit sind wir die Einzigen hier draußen«, berichtete Scott. »Jeder von uns holt am Tag mindestens eine halbe Unze » Ich begann zu rechnen. Eine Unze Gold kostete damals sechshundert Dollar. »Wir sehen davon höchstens ein Drittel, der Rest geht an Zwischenhändler«, erläuterte Scott. Bei einer halben Unze wären das also gerade mal hundert Dollar. »Das ist immer noch mehr, als wir in einer Fabrik in Pittsburgh verdienen würden.«

»Wir leben hier den ganzen Sommer«, berichtete Scott, aus dessen unrasiertem, wettergegerbtem Gesicht gelbliche Zähne hervorschauten. »Schau mal zu«, rief er gegen den Wind und führte mir vor, wie er auf einem mechanisch betriebenen Förderband den Sand siebte, bis nur noch ein kleines Häufchen Goldstaub übrig blieb. Immer wieder strich er sich seine langen, strähnigen Haare aus dem Gesicht.

Buddy, der schweigsamere der beiden, bevorzugte eine andere Suchtechnik: Er hatte sich ein motorgetriebenes Schlauchboot mit einem Gummirüssel gebaut, der wie ein Staubsauger den Sand vom Meeresboden anzog und ebenfalls in ein großes Sieb schleuderte. Am Strand lagen die Wracks einiger vergleichbarer Geräte, deren Besitzer diese mühsame Tätigkeit aufgegeben hatten.

 

An den nächsten beiden Tagen regnete es ununterbrochen. Von Scott und Buddy war nichts zu sehen, sie hatten sich in ihrer Zeltstadt eingegraben. Ich verbrachte die meiste Zeit in meinem warmen Zelt, und langsam begann ich, mich auf meiner Reise heimisch zu fühlen. Die Zeugnisverleihung in Cambridge, zum Abschluss der zwei anstrengenden Jahre meines Master-Studiums, und die vielen lauten, feuchten Abschlussfeiern rückten immer weiter in die Ferne.

Wenn ich Hunger hatte, ging ich die schlammige, aufgeweichte Straße entlang zum Polar Café, einer gemütlichen Stube, um dort Cheeseburger, Chili Burger oder King Size Burger zu essen. Am Fenster sitzend, las ich die Anchorage Daily News. Wäre ich ein Ornithologe, hätte ich vermutlich keinen Bissen herunterbekommen, so viele Riesenvögel flogen draußen vorbei. In der Zeitung war das Foto einer Braunbärenmutter abgebildet, die am Stadtrand von Anchorage verendet war, nachdem sie ein Starkstromkabel durchgebissen hatte.

In Irak waren drei Soldaten der »Alaska National Guard« umgekommen, die erst vor wenigen Wochen aus einem Nachbardorf rekrutiert worden waren. In Israel, stand auf einer Seite ziemlich weit hinten, schrieben Mädchen ihre Namen auf Raketen, bevor sie in den Libanon geschossen wurden. Nachrichten aus einer anderen, unendlich fernen Welt.

Am zweiten Tag im Polar Café, der Regen hatte nicht einen Moment lang aufgehört und Nome schien im Schlamm zu versinken, fing ich ein Gespräch mit der jungen, blonden Bedienung an, die mir immer die Burger und den Ketchup brachte.

»Ziemlich feucht draußen«, sagte ich, und bemühte mich um den ortsüblichen, muffigen Tonfall.

»Ja, schlimm hier bei uns, oder?«, antwortete sie. »Wie heißt du eigentlich? Und warum bist du überhaupt hier? Habe dich schon gestern hier sitzen sehen.«

Amber, neunzehn Jahre alt, wollte nicht glauben, dass ich in meiner freien Zeit nach Nome gekommen war, statt mich irgendwo im Süden an den Strand zu legen.

»Hast du keine Freundin, oder warum bist du allein unterwegs?«

Ich antwortete ausweichend.

Daraufhin erzählte sie mir von ihrem Freund. »Chris ist in der Nationalgarde. Viel mehr kann man hier oben nicht machen, um Geld zu verdienen. Vor drei Wochen musste er weg, in ein Camp in Mississippi, in dem die Soldaten auf ihren Einsatz im Irak vorbereitet werden. Dort soll er Transportfahrzeuge fahren und Häuser ausräumen. Eine ganze Gruppe aus Nome musste weg. Es gab viele Tränen am Flughafen.«

Amber schluchzte, dann wurde sie wütend. »Das ist dumm, sinnlos und nicht unser Krieg. Wir brauchen unsere Jungs hier. Angeblich sollen sie dort unten verhindern, dass die Menschen sich gegenseitig umbringen. Aber das stimmt nicht. Uns braucht da keiner. In Wirklichkeit geht es darum, das Land zu kontrollieren.«

 

Am nächsten Tag hörte es endlich auf zu regnen. Ich hatte im Aurora Inn, dem anderen teuren Hotel in Nome, für einen Tag einen Ford Explorer reserviert, um die Gegend zu erkunden. Seit den Zeiten des Goldrauschs führen drei Sackstraßen hinaus in die Tundra. Zwei von ihnen endeten laut meiner Karte in der Wildnis, die dritte führte nach Teller, einem kleinen Eskimodorf an der Küste. Ich entschied mich für die Kougarok Road, die sich geheimnisvoll ins Landesinnere zu schlängeln schien.

Scott und Buddy versprachen, auf mein Zelt und die anderen Sachen aufzupassen, die inzwischen ziemlich durchnässt waren.

»Kein Gold drin«, scherzte ich. Den Schlafsack und ein paar warme Klamotten nahm ich sicherheitshalber mit.

»Good luck«, rief Scott und winkte mir zum Abschied. Als ich aufbrach, war es schon zwei Uhr nachmittags, aber die Zeit drängte nicht: Ich wollte irgendwo dort draußen die helle Polarnacht erleben.

Einen Kilometer hinter meinem Zeltplatz bog ich nach links von der Küstenstraße auf die Kougarok Road, die zunächst, leicht ansteigend, geradeaus führte. Bald entdeckte ich rechts neben der Straße eine ganze Herde großer, schwarzer Tiere, zu weit weg, um sie genau zu erkennen. Ich hielt an und stieg aus, um mich anzupirschen. Sofort steckte ich fast bis zum Knie im Morast – was wie eine Wiese ausgesehen hatte, war ein Sumpf. Ich trug dummerweise Turnschuhe, nicht Gummistiefel, die in Alaskas Sommer eigentlich zur Grundausstattung gehören sollten. Mit dem Teleobjektiv machte ich dennoch ein paar Fotos und fuhr weiter.

Vereinzelte Häuser tauchten am linken Straßenrand auf; manche schienen bewohnt, andere seit Jahrzehnten verlassen. Nach einer langen Rechtskurve öffnete sich eine Talsenke vor mir, durch die sich ein schmaler Fluss krümmte. Dampfende Schornsteine deuteten auf menschliches Leben hin. Das Licht war stumpf, die Wolkendecke dicht. Rechts neben der Straße sah ich eine blonde Frau in einem gelben Anorak mit drei scheckigen Hunden spielen. Ich hielt an und öffnete das Fenster auf der Beifahrerseite.

»Hi there«, rief die junge Frau und näherte sich. »Was machst du denn hier?«

Ihre Hunde sprangen am Auto hoch, hängten sich ans Fenster und schauten aus großen Augen schnüffelnd zu mir hinauf.

»Nichts besonderes. Ich wollte einfach mal bis zum Ende der Straße fahren.«

»Hört sich gut an. Ziemlich schöne Fahrt. Aber nicht viel los da draußen.«

Ich zeigte ihr die schwarzen Tiere, die ich fotografiert hatte, auf dem Display meiner Digitalkamera. »Das müssen Moschusochsen sein. Ich wusste gar nicht, dass die so nahe an die Stadt kommen. Die müssen ziemlich hungrig sein.«

Moschusochsen, das lernte ich später, haben weder mit Moschus noch mit Ochsen zu tun, sondern stammen von mongolischen Bergziegen ab. Wie die Eskimos sind sie vermutlich aus Asien gekommen. Den hiesigen Verhältnissen haben sie sich angepasst, indem sie sich ein dickes Fell und abschreckende Hörner zulegten.

»Willst du nicht auf einen Tee bleiben, bevor du weiterfährst? Hier kommen ziemlich selten Leute vorbei«, sagte die Frau. Ich nickte, und sie zeigte mir, wie ich auf einem schmalen Schotterweg zu ihrem Haus unten im Tal gelangen würde. Sie selbst lief mit den Hunden den Hang hinab.

Zehn Minuten später stand ich vor ihrem Haus, wo mich Hundegebell aus vielen Kehlen empfing: Angekettet auf kleinen Holzpodesten, standen mindestens zwanzig Schlittenhunde und versuchten, sich gegenseitig zu übertönen. Die einen hatten braunes, die anderen weißes oder gestreiftes Fell. Der Reihe nach rief meine Gastgeberin die Namen der Hunde, und sofort waren sie still.

»Hey, ich bin Kim«, stellte sie sich vor. »Willkommen. Das ist mein Haus. Einfach, aber gemütlich.«

»Wie bist du denn hier gelandet?«

»Ach, das ist schon drei Jahre her. Eigentlich komme ich aus Illinois, aber ich wollte mal raus.«

»Und wovon lebt man hier so?«

»Im Sommer arbeite ich für die Gemeinde und trainiere meine Huskys, im Winter fahre ich Hunderennen. Klar, wir sind ein bisschen verrückt hier oben«, räumte sie ein. »Aber wer einmal hier ist, kommt schwer wieder weg.«

Fließendes Wasser gab es bei Kim nicht, dafür standen hinter dem Haus ein Plumpsklo und ein Generator, den sie jedes Mal anwerfen musste, wenn sie Strom brauchte. »Gehen wir nach oben.«

Wir unterhielten uns lange, bei mehreren Tassen heißem Tee. Mike, einer der jüngsten Schlittenhunde, war krank und durfte bei uns im Wohnzimmer liegen. Kim erzählte mir vom Winter in Alaska, von Wölfen, die Huskys überfallen, von toten Eisbären und von einem kanadischen Konzern, der zwei neue Goldminen mitten in der Wildnis um Nome plant.

»Wir demonstrieren regelmäßig dagegen. Viele Leute hier wollen die Minen haben, weil sie Geld bringen, aber das ist sehr kurzfristig gedacht. Der Staub, der bei den Arbeiten entsteht, legt sich auf die Gräser, auf die Häuser, und belastet Menschen und Tiere«, erklärte sie. »Um das Gold aus dem Stein zu lösen, benutzen sie Zyanid, das in die Flüsse gespült wird und unser Trinkwasser vergiftet. Nicht einmal um die Sicherheit ihrer eigenen Leute kümmern sie sich. Zwei Arbeiter sind neulich gestorben, weil sie in die Grube gefallen sind.«

Meine Fahrt in die Tundra war noch nicht vorbei, ich wollte weiter. Bevor ich mich verabschiedete, verabredeten wir uns für den nächsten Nachmittag: Wir würden uns in der Stadt treffen und anschließend durch die Tundra wandern oder Freunde von Kim besuchen.

»Wo wohnst Du eigentlich?«, fragte Kim.

»Am Strand, bei den Goldgräbern.«

»Dann pack deine Sachen zusammen. Du kannst bei mir übernachten, solange du hier bist.«

Ich stieg in meinen verdreckten Explorer und winkte ihr zum Abschied. Die Hunde bellten. Einsam zog sich die Straße durch die hügelige Landschaft. Bäume gibt es hier deshalb nicht, weil die Wurzeln nicht durch den gefrorenen Boden dringen, nur Flechten und Gräser, die zum Fluss hin dichter wurden. Als ich im Zwielicht über den schmalen Fluss fuhr, den ein Schild als »Salmon Creek« auswies, sah ich zwei Biber am Ufer entlanghuschen. Wenig später hoppelte eine Hasenfamilie verschreckt von der Straße ins Gestrüpp. Ein Polarfuchs im grauweißen Sommerfell versuchte, ein Wettrennen mit mir zu veranstalten. Es schien so, als hätten sich sämtliche Tiergattungen der Arktis verabredet, um den Besucher aus der Fremde mit einem fröhlichen Schauspiel für seinen Reiseaufwand zu entschädigen. Ein Bär war noch nicht dabei. Und wenn schon, dann wäre das auch kein Problem gewesen, ich hatte ja meine Broschüre.

Inzwischen war es wenige Minuten vor Mitternacht. Noch ein paar Kilometer, dann endete die Kougarok Road plötzlich nach einer verrosteten Stahlbrücke im Nirgendwo. Nebelschwaden verdeckten die Sicht. Zwei schwarze Raben saßen direkt vor mir auf dem Geländer, die größten, die ich jemals gesehen hatte. Das alles wirkte so, als stünde ich vor dem Eingang zur Unterwelt. Der Flusslauf war allerdings ausgetrocknet.

Auf meinem Weg war mir kein einziges Auto begegnet. Nur an einem der vielen Flüsse hatte ich zwei Pick-ups gesehen, vermutlich Angler auf der Suche nach frischem Lachs. Jetzt war ich allein, mehrere Fahrtstunden von der nächsten menschlichen Ansiedlung entfernt. Auf der Rückfahrt, es war zwei Uhr morgens, sah ich zum ersten Mal seit drei Tagen blauen Himmel. Kurz nach der Abzweigung zum Salmon Lake parkte ich den Explorer am Rand der Schotterstraße, drehte noch einmal die Heizung hoch, klappte den Fahrersitz nach hinten, wickelte mich in meinen Schlafsack und schlief ein.

Als ich wieder aufwachte, erschrak ich: Rund um das Auto war nichts zu sehen außer einer dichten Nebelsuppe. War ich wirklich in der Unterwelt? Oder schwebte ich in einer Wolke himmelwärts? Nichts davon. Ich stand am Straßenrand, von dichten Schwaden umschlossen. Das Autoradio empfing schwach einen einzigen Sender, der christliche Rockmusik spielte. Aus der Zeitung wusste ich, dass der Gründer der Radiostation, ein Jesuit, wegen jahrelangem Missbrauch eines Mädchens im Gefängnis gesessen hatte.

Nach einer Weile lichtete sich der Nebel etwas. Vorsichtig fuhr ich weiter, indem ich mich an den Spurrillen im Kies orientierte. Ich kam voran, wenn auch langsam. Eine halbe Stunde später erreichte ich das Dexter Roadhouse, eine Kneipe mitten in der Wildnis, angeblich errichtet vom Westernhelden Wyatt Earp persönlich. Im feuchten Nebel baumelten eine weiß und eine rot leuchtende Laterne an dem Bretterverschlag. Zwei schwere Pick-ups parkten vor dem Eingang. Ich wurde neugierig. Menschen hier, um fünf Uhr morgens?

Durch die Holztür betrat ich einen schummrigen Raum, in dem ich so wenig sehen konnte, als befände ich mich immer noch im Nebel. Aus der hintersten Ecke des Raumes drangen Stimmen, dort befand sich der Tresen. Als ich mich näherte, erkannte ich einen stark behaarten und tätowierten Mann hinter der Theke. Im Halbdunkel auf der anderen Seite standen alte Sofas, eine Jukebox und ein Dart-Automat.

»Welcome«, rief der Barmann, »trink was mit uns!«

Ich setzte mich auf einen der freien Hocker, neben einen jungen Mann in schmutzigen Arbeitsklamotten, der seinen Körper nicht mehr aufrecht halten konnte. Auf der anderen Seite saß ein älteres Paar und ein vielleicht fünfzehnjähriges Mädchen, offenbar die Tochter. Die Trinkrunde schien die Nacht durchgemacht zu haben.

»Also, was willst du?«, drängte der Barkeeper. Mein Problem: Ich wollte nicht ungesellig sein, aber ich hatte schließlich schon geschlafen und keine Lust, gleich zum Frühstück einen Scotch oder ein Bier zu trinken.

»Einen Tee.«

»Du bist nicht von hier, oder?«, fragte er grinsend

»Doch, ich lebe unten am Strand, bei den Goldgräbern.«

Sofort drehten sich die anderen Gäste neugierig zu mir um.

»Wie bitte?«, fragte der kleine, dicke Familienvater im Trainingsanzug. Ich hatte mich zwar seit Tagen nicht rasiert und sah zerzaust aus, aber das wollte mir die schwertrunkene Kneipengesellschaft dann doch nicht abnehmen.

»Auf Durchreise«, ergänzte ich.

Bald waren alle so betrunken, dass sie beschlossen, nach Hause zu fahren. Der Barmann schickte uns nach draußen, knipste die Laternen aus und verrammelte die Tür. Der Nebel hatte sich etwas gelichtet, die Luft fühlte sich nass an. Der junge Mann verschwand, und die Tochter setzte sich ans Steuer eines der Pick-ups, um ihre schwankenden Eltern heimzubringen.

Ich fuhr die letzten Kilometer hinab zu meinem Zeltplatz, packte meine Sachen und schlief eine weitere Stunde auf der Rückbank. Um den teuren Mietwagen auszunutzen, wollte ich noch mindestens eine der anderen Stichstraßen erkunden. Kaum hatte ich Nome wieder verlassen, diesmal auf der Teller Road, sprang ein mächtiger, zotteliger Moschusochse über die Straße, nur ein paar Meter vor meiner Kühlerhaube. Ich erschrak, hatte aber das Tier gerade noch rechtzeitig gesehen, um zu bremsen. Auf dem Weg ins Eskimodorf Teller öffnete sich der Himmel wieder, und die Sonne gewann endgültig die Oberhand gegen die feuchten arktischen Sommerwolken. Der Blick wurde endlos. In meinem Bauch trommelte ein Gefühl aus Freiheit und Glück, das mich mangels Alternative zur christlichen Musik im Radio singen ließ, ich schaute hinaus in die hügelige Landschaft und freute mich auf den Besuch bei Kim und ihren Schlittenhunden.

In Teller angekommen, sah ich keinen einzigen Menschen auf der Straße. Der Ort wirkte unheimlich. Ich betrat das Post Office, das einzige Gebäude, in dem Licht und Leben zu erkennen war. Ein staubiger Geruch lag in der Luft. Am Schalter gab eine Kundin gerade mehrere große Kisten ab.

»Ich ziehe weg von hier«, sagte sie erklärend dazu. »Und was machst du hier?«

»Einfach nur durch die Gegend fahren.«

»Ach so. Nicht besonders spannend, oder?«

»Für mich schon.«

Sie war Lehrerin und genauso wie Kim aus dem Mittleren Westen nach Alaska gekommen, um hier mit Schlittenhunden zu leben. Kim, so stellte sich heraus, war eine ihrer besten Freundinnen. Jetzt wollte sie zurück in die Zivilisation.

»Vergnügt euch«, sagte sie, als ich erzählte, dass wir verabredet waren.

Zurück in Nome fuhr ich direkt zum Recreation Center, einer Art öffentlicher Sportanlage mit Fitnessstudio und Sauna. Genauso wie ich an jenem Tag kamen die Menschen vor allem hierher, um sich gründlich zu waschen. Fließendes Wasser, noch dazu warm, gab es nur in den Häusern mitten im Ort, außerhalb nicht. Ich stellte mich mehrere Minuten unter den Wasserstrahl und schrubbte mich kräftig ab – die erste Dusche seit vier Tagen.

Frisch gekämmt und parfümiert stieg ich wieder in meinen Explorer, den ich dringend beim Aurora Inn abgeben musste, um nicht noch einmal die Tagesmiete zu bezahlen. Außerdem wollte mich Kim dort gegen fünf Uhr nachmittags abholen. Nur kurz musste ich vor dem Hotel warten, schon brauste sie heran. Mit meinem Rucksack und den schmutzigen Stiefeln stieg ich in ihren Wagen ein.

Das Gebell der Hunde war wie ein fernes Grollen zu hören, als wir noch mehrere Kurven von Kims Haus entfernt waren.

»Kennst du eigentlich wirklich alle mit Namen?«, fragte ich.

»Was denkst du denn«, reagierte sie ein wenig beleidigt. »Ich wohne mit ihnen zusammen.«

Auch wieder wahr, dachte ich. Heute Nacht auch noch mit mir – eine amerikanische Aussteigerin, ein deutscher Backpacker und siebzehn Schlittenhunde. An der Eingangstür hing ein Zettel in krakeliger Schrift.

»Eine Nachricht von Karlin«, freute sich Kim. »Das ist ein guter Freund, der ein paar Kilometer weiter entfernt wohnt.« Karlin schrieb, dass er vergangene Nacht mit Freunden beim Angeln gewesen sei, und lud uns ein, mit ihm einen frischen Lachs zu grillen.

»Wollen wir gleich hin?«, fragte Kim.

»Klar«, antwortete ich.

Als wir uns Karlins Blockhaus näherten, erklang auch hier ein vielstimmiges Gebell. »Seine Hunde erkennen mein Motorgeräusch«, erklärte Kim. Auf dem Hundeplatz vor dem Haus war noch mehr Getümmel als bei ihr. Die Huskys stürmten so begeistert auf uns zu, dass die Ketten fast zu reißen schienen, mit denen sie an ihre kleinen Holzhütten gebunden waren. Auf der Ladefläche von Karlins blauem Truck stand ein riesengroßer schwarzer Bottich voller glänzender Lachse.

Karlin selbst war nicht zu sehen. Wir gingen ums Haus, und da stand er, fröhlich winkend. »Hey, wie geht’s? Kommt, ihr müsst mir helfen!«

Auf der Wiese hinter seinem Haus hatte er ein Holzgestell mit Schnüren aufgebaut. Einen Lachs nach dem anderen schlitzte er auf, ließ die Eingeweide in eine Tonne fallen, ritzte das Fleisch ein und hängte es zum Trocknen an die Schnüre.

»Das wird Hundefutter, für den Winter«, sagte Karlin »Aber die besten Fische sind für mich selbst.« Karlin schnitt mir ein Stück aus einem älteren Fang heraus. Ich kaute eine Weile daran herum. Es schmeckte, wenig überraschend, nach Lachs, nur eben getrocknet, und war deshalb zäh – als feine Vorspeise ungeeignet.

Nicht nur die Hunde, auch viele Menschen ernähren sich in Alaska im Winter von getrocknetem Lachs. »Früher hatten wir oft wochenlang nichts anderes«, bemerkte Karlin, der, wie er erzählte, in einer der typischen Wohnhöhlen in Barrow, der nördlichsten Stadt des Kontinents, aufgewachsen war.

Als Karlin sich aufrichtete, um uns die Hände zu schütteln, war sein Gesicht auf meiner Augenhöhe – höchst ungewöhnlich für einen Mann aus dieser Gegend. »Meine Mutter kommt aus New York«, antwortete er, als ich ihn auf seine Größe ansprach. »Ich bin nur zur Hälfte Eskimo.«

Wir zerrten den schweren Bottich von der Ladefläche des Pick-ups. Stolz zeigte er mir seinen besten Fang der letzten Nacht, den Königslachs, mindestens einen Meter lang, mit blauem Rücken und rot gesprenkeltem Bauch. Wir wickelten ihn in Papier ein und legten ihn zum Grillen beiseite.

Karlin bat Kim und mich in sein Wohnzimmer, während er noch schnell sein Rudel versorgte. Auf langen Brettern, die als Bücherregal dienten, standen unter anderem eine englische Ausgabe von Das Kapital von Karl Marx, daneben eine politische Geschichte Frankreichs und viele andere politische und historische Werke.

»Man hat hier viel Zeit, um zu lesen«, sagte Karlin lachend, als er zurückkam. »Lasst uns bei Kim kochen, da ist es ordentlicher«, schlug er vor. Wir gingen zurück nach draußen. Der Himmel leuchtete in einem aufgeräumten Blau, das ich so noch nie gesehen hatte. Ein sanfter Abendwind wehte vom Meer in das breite Tal zwischen den baumlosen Hügeln. Die Wolkenstreifen wirkten luftig und leicht, fast durchsichtig, wie weiße Federn, die gen Himmel gestiegen waren.

Während wir in Kims Küche ein paar Kartoffeln schälten, den Fisch salzten und den Ofen heizten, versuchte ich, das Verhältnis zwischen Kim und Karlin zu erkunden. Was für eine Art Freundschaft führen zwei Menschen in einer Gegend, in der fast niemand lebt? Karlin sah Kim mehrfach verträumt an. Sie behandelte ihn sehr freundlich, aber auch sachlich und etwas distanziert.

Wir tranken Dosenbier und freuten uns auf den Lachs, den Karlin gewürzt und in den Ofen geschoben hatte.

Nach dem ersten Bissen war klar: Ich hatte den besten Lachs meines Lebens serviert bekommen. »Der hat keine Hormone oder chemisches Futter gekriegt«, scherzte Kim.

Kurz nachdem wir mit dem Essen fertig waren, verabschiedete sich Karlin ziemlich plötzlich. Kim und ich blieben noch in ihrer kleinen Sofaecke sitzen und unterhielten uns über die Vorzüge der Einsamkeit, die erst unschlagbar groß sind, aber schrittweise verschwinden, je länger sie dauert. Schließlich werden die Vorteile überlagert von verschrobenen Gewohnheiten und eigenartigen Ansichten, die einem die Rückkehr in die Gesellschaft versperren.

»Ein Jahr will ich hier noch bleiben«, sagte Kim. »Dann reicht es.«

Kim zeigte mir meine Pritsche. Im kalten Flur nahm ich sie in den Arm, wir küssten uns, und ich strich mit der Hand durch ihr langes, blondes Haar. Die Hunde bellten, der Wind schlich ums Haus und zwei Kerzenflammen flackerten auf dem Fenstersims. Draußen war es immer noch hell. Kim zog mich in ihr Zimmer, machte den Vorhang zu und wir fielen aufs Bett.

Am nächsten Morgen brachte mich Kim zum Flughafen. Wir verabschiedeten uns schüchtern. Es war die erste einer Reihe ähnlicher Begegnungen auf meiner Reise, geprägt von der Wesensverwandtschaft zweier Menschen, ihrem Bedürfnis nach Nähe und der Leichtigkeit des baldigen Abschieds.

2

The Great Nothingness

Nach Barrow zu kommen war ziemlich schwierig. Die Ansiedlung ist der nördlichste Fleck des amerikanischen Kontinents. Wer auf dem Breitengrad von Barrow einmal rund um die Erde reist, würde nicht einmal die Nordspitze von Norwegen streifen, sondern Europa verpassen und nur in Grönland und Sibirien auf festen Boden stoßen. War Nome mein letzter Zwischenstopp auf dem Weg in den hohen Norden, sollte meine Reise in Barrow erst richtig anfangen: Amerika, der Länge nach, von ganz oben nach ganz unten.

Von Nome aus hatte mich die Boeing der Alaska Airlines zunächst nach Kotzebue zurückgebracht, eine andere Verbindung gab es nicht. Drei Stunden Aufenthalt sollte ich laut Flugplan in der kleinen Stadt haben, die nach dem deutschen Seefahrer Otto von Kotzebue benannt ist. Vor fast zweihundert Jahren war Kotzebue gemeinsam mit dem Naturforscher und Dichter Adelbert von Chamisso hier vorbeigekommen, als er in russischem Auftrag nach einer Passage durch das arktische Eis in nordöstliche Richtung suchte. Gefunden hat er sie nicht.

Heute ist Kotzebue nach Barrow die zweitgrößte Eskimogemeinde der Welt. Die Eskimos hier zählen zu den Inupiat. Ich ging in den Ort hinein, um mir die Zeit zu vertreiben. Links und rechts entlang der Straße standen Lastwagen und Baumaschinen, die offenbar seit vielen Jahren vor sich hinrosteten. An manchen Lastern waren Aufkleber der »Northwest Arctic Native Association« zu erkennen, einer Art staatlich geförderter Beschäftigungsgesellschaft.

Die Häuser sahen hier noch ärmlicher aus als in Nome: eingeschossige, kastenförmige Hütten, hinter denen bunte Hemden und Jeans zum Trocknen hingen. Ein Wirrwarr von Kabeln zog sich durch den Ort. Neben mindestens jedem zweiten Häuschen befand sich ein Schiffscontainer, der als Stauraum diente, weil es wegen des Permafrosts keine Keller gibt.

Auf der Straße sprach mich ein kleiner Mann mit Schnauzbart an, dessen schwarze Augen und dunkle Haut seine Eskimo-Abstammung verrieten. Die dicken, hängenden Backen verliehen ihm einen gemütlichen Gesichtsausdruck. »Hey, wie geht’s? Was machst du denn hier?«

»Bin gerade gelandet. Ich hab ein paar Stunden, bis es weitergeht, und will mir den Ort anschauen.«

Der Mann trug ein ausgewaschenes Jeanshemd, das sich über seinem Bauch spannte, und eine Schirmmütze mit der Aufschrift »Native Alaska«. In der Hand hielt er ein seltsames Gerät aus hellem Holz, das so ähnlich aussah wie ein Geigenbogen, nur kürzer und runder.

»Weißt du, was das ist, Junge?«

»Nein, keine Ahnung. Nie gesehen.«

»Das ist ein Fanggerät, mit dem wir Fische aus Löchern holen, die wir im Winter ins Eis schlagen. Kostet fünf Dollar, ist handgeschnitzt.«

»Danke, aber ich habe eine weite Reise vor mir, und mein Rucksack ist jetzt schon zu schwer.«

»Schade, Junge«, antwortete er. »Ich wünsch dir Glück!«

Zurück am Flughafen, betrat ich den kleinen Aufenthaltsraum, in dem der einzige Abfertigungschalter des gesamten Gebäudes untergebracht war. Eine kleine, rote Propellermaschine des Frontier Flying Service sollte mich entlang der Bering- und der Tschuktschensee in nordöstliche Richtung nach Barrow bringen, mit Zwischenstopps in zwei weiteren Eskimodörfern.

Auf eine Plastiktafel hatte eine der beiden Angestellten die heutigen Flugnummern und geplanten Abflugzeiten geschrieben. Der zweite Flug war meine Verbindung, rechts daneben stand: »Wegen Schneesturm ersatzlos gestrichen.« Was tun? In Kotzebue bleiben? Hier gab es nur zwei teure Hotels, und Campen war wegen der erhöhten Eisbärengefahr verboten.

Ich erkundigte mich bei einer der dunkelhaarigen Frauen nach Alternativen. Es war Donnerstag, der nächste Flug nach Barrow sollte erst am nächsten Dienstag gehen. »Sie bekommen Ihr Geld zurück, wenn Sie möchten«, sagte sie. Der Flug hatte vierhundertfünfzig Dollar gekostet; Reisen im hohen Norden sind teuer. Auf der Tafel standen für den Nachmittag noch zwei weitere Flüge der Alaska Airlines – einer nach Anchorage und einer nach Fairbanks.

Weil das Buchungssystem am Schalter nicht funktionierte, rief ich von einem öffentlichen Telefon bei der kostenfreien Hotline der Fluggesellschaft an. Auf der Maschine nach Fairbanks gab es noch zwei freie Plätze. »Morgen früh könnten sie dann von dort nach Barrow weiterfliegen«, erläuterte mir die Dame im Callcenter. »Das kostet zusammen fünfhundertneunzig Dollar.« Es gab keine andere Möglichkeit, nach Barrow zu gelangen, und so las ich der Frau am Telefon meine Kreditkartennummer vor.

Während des Fluges über die Brooks Range, den nördlichsten Gebirgszug des Kontinents, schaute ich auf dem Display meiner Kamera die Aufnahmen an, die ich in den letzten Tagen gemacht hatte. Mein Sitznachbar schaute neugierig zu. Besonders gefiel ihm der großformatige Moschusochse, den ich auf der Teller Road fotografiert hatte. »Das ist ein ganz schöner Brummer.«

Wir unterhielten uns über die endlose Weite Alaskas, das, was die Menschen hier the great nothingness, »das große Nichts« nennen, und darüber, was ich in diesem Nichts vorhatte. Plötzlich unterbrach mich der Mann und deutete auf das rechte Fenster. »Dort hinten, am Horizont, der Gipfel mit dem vielen Schnee, das ist Denali«, sagte er. »Unser höchster Berg.« Wie der Thron eines Naturgottes schien er über den Wolken zu schweben. Ich musste zu ihm hin, das wusste ich. Aber erst musste ich nach Barrow.

Als ich in Fairbanks aus dem Terminal ins Freie trat, war es auf einmal sommerlich warm. An einem Schalter der Touristeninformation erfuhr ich, dass alle Hotels ausgebucht waren. Ich mietete ein Auto, fuhr aus der Stadt hinaus und schlief in meinem Schlafsack auf einem Parkplatz.

Am nächsten Morgen zuckte ich zusammen: Vor dem Auto stand eine große Elchkuh mit ihrem Kalb, beide machten seltsame Geräusche. Als ich mich bewegte, sprangen sie sofort ins Gebüsch. Ich streckte mich, schaute nach der Sonne, die gegen Mitternacht hinter der Brooks Range verschwunden war, nur um eine Stunde später ein kleines Stück weiter östlich wieder aufzutauchen, und fuhr zum Flughafen.

Diesmal klappte alles. Etwas ruckelnd setzten wir eineinhalb Stunden später und achthundert Kilometer weiter nördlich auf der Landebahn von Barrow auf. Vor dem Flughafen steckte ich sofort bis zum Knöchel im Matsch. Die Straße war nicht geteert. Schnee, Schmutz und Feuchtigkeit hatten sich zu einer klebrigen, schwarzen Masse vermischt. Ich watete durch den Schlamm, bemüht, nicht auszurutschen, hin zu einer kleinen grauen Hütte, vor der ein Schild »Kostenloser Kaffee, für Barrow-Touristen« hing. Leider war sie verrammelt. Schade um den Kaffee, dachte ich.

Schräg gegenüber befand sich das Airport Inn. Eine ältere Dame öffnete mir. »Wir sind ausgebucht«, erklärte sie entschuldigend und bat mich in einen kleinen Raum am Eingang: »Ich werde mal im Ort herumtelefonieren und schauen, ob ich etwas anderes finde.« Das Top-of-the-World-Hotel sei auch schon voll, teilte sie mir kurze Zeit später mit. Ich wurde unruhig. Nichts vorab zu reservieren, das war eigentlich ein Prinzip meiner Reise, aber in derart abgelegenen Gegenden schaffte es Probleme.