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Gernot Rabl

Zug um Zug

Roman

© 2017 Gernot Rabl

Umschlagfoto: Susanne Rabl

Verlag: Morawa Lesezirkel GmbH, Wien

ISBN

978-3-99057-603-8 (Paperback)

978-3-99057-605-2 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Erster Teil: Einatmen

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

VIII.

IX.

X.

XI.

XII.

XIII.

XIV.

Zweiter Teil: Ausatmen

XV.

XVI.

XVII.

XVIII.

XIX.

XX.

XXI.

XXII.

XXIII.

XXIV.

XXV.

XXVI.

XXVII.

Erster Teil: Einatmen

I.

G elangweilt, angewidert und vollkommen desinteressiert sah der Arbeitsvermittler von seinem Bildschirm auf und blickte Tom direkt in die Augen: „Außer ihrer Reifeprüfung haben sie nichts vorzuweisen. Sie haben weder ihr Studium noch ihre Lehre abgeschlossen. Also, wie soll ich ihnen ernsthaft helfen? In einer Welt, in der sie am besten bereits in jungen Jahren sämtliche Ausbildungen und Erfahrungen gemacht haben, sind sie chancenlos. Leute wie sie, sind einfach nicht vermittelbar – niemals.“ „Wie, nicht vermittelbar?“, rief Tom entsetzt aus. „Ich brauche dringend Arbeit, muss doch von irgendetwas leben!“ „Vielleicht beantragen sie gleich eine Mindestsicherung“, antwortete in unverändert gelangweiltem Tonfall der Arbeitsvermittler, „ich kann nichts für sie tun.“ Wie sehr Tom doch diese Art von Menschen hasste; selbstgerecht, von oben herab, sich durch das Elend anderer besser fühlend, erklärten diese einem ständig was man zu tun oder zu lassen hatte, was richtig oder falsch war. Nein, auf das Urteil dieses frustrierten Arbeitsvermittlers gab Tom absolut nichts. Dann würde er es eben ohne Unterstützung versuchen, es aus eigener Kraft schaffen! Bloß, wie und wo er ansetzen sollte, wusste er zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht einmal selbst. Wutentbrannt erhob er sich folglich von seinem Stuhl und drohte mit ausgestrecktem, wild gestikulierendem Zeige- finger: „Idioten wie sie, sollten gar nicht an diesem Schreibtisch sitzen, sondern einmal richtige Arbeit verrichten müssen. Von wem glauben sie wohl, dass sie bezahlt werden? Sie werden noch von mir hören, dass verspreche ich ihnen!“ Danach drehte er sich wirkungsvoll um und verließ grußlos den Raum. Sowie Tom durch die Tür, welche er auf provokante Weise einfach offenstehen gelassen hatte, entschwunden war, richtete der davon gänzlich ungerührt gebliebene Arbeitsvermittler seinen Blick wieder gegen den Bildschirm. Wie sehr er doch diese Arbeit verabscheute, wie sehr ihm Leute wie Tom auf die Nerven gingen. Für ihn war Tom nur einer von vielen, die die Schuld ausschließlich bei anderen, in der Gesellschaft, aber niemals bei sich selbst suchten. Freilich, es war leicht andere für die eigene Misere zu verachten, Eigenverantwortung abzugeben und sich als Opfer einer ungerechten Welt zu fühlen.

Nachdem Tom das Gebäude völlig aufgebracht verlassen hatte und mit kämpferischer Miene ein paar Häuserblocks weit gegangen war, blieb er plötzlich mitten auf dem Gehweg stehen: was sollte nur aus ihm werden? Wohin mit ihm? Um Mindestsicherung, wie ihm dieser schreckliche Arbeitsvermittler geraten hatte, würde er bestimmt nicht ansuchen. Dafür war er viel zu stolz, denn jemand wie er benötigte keinen Beistand, brauchte keine Hilfe. Er war ein Einzelkämpfer und würde schon andere Wege finden um zu Geld zu kommen. Allein Tom war mittlerweile zweiunddreißig Jahre alt, lebte nach wie vor bei seinen Eltern, ohne deren finanzielle Unterstützung er komplett mittellos wäre. Seit neuestem begannen ihm seine Eltern jedoch Vorhaltungen zu machen und seine ständigen Ausreden, trotz größtem Bemühen keine Arbeit zu finden, nicht mehr gelten zu lassen. Zudem missbilligten sie Toms ambitions- und orientierungslose Lebensart, die sie keinesfalls bereit waren länger zu unterstützen. Streit stand daher an der Tagesordnung – Streit ums Geld und Streit wegen der Unfähigkeit sein Leben in den Griff zu bekommen. Im Gegensatz zu seinen Eltern stieß sich Tom allerdings nicht im Geringsten daran, wie er lebte. Sein Dasein, in einem gerade einmal zwölf Quadratmeter großen Zimmer, reichte ihm vollkommen aus. Dort war es warm, gemütlich, barg viele Kindheitserinnerungen und hielt die feindliche Außenwelt mit ihrem Konkurrenzdenken und Leistungsdruck fern. Doch das angedrohte Versiegen der elterlichen Geldquelle sowie Wegfallen jedweder Unterstützung zwangen Tom nun unerfreulicherweise zum Umdenken. Er musste Arbeit finden, Geld verdienen – bloß wie? Er hatte absolut nichts gelernt, nichts – wie dieser Idiot von Arbeitsvermittler ihm unmissverständlich unter die Nase gerieben hatte – vorzuweisen. Seine akademische Karriere war etwa daran gescheitert, dass den Vorlesungen und Seminaren plötzlich lernintensive Prüfungen folgen sollten; eine Lehre wiederum stellte sich, aufgrund minderwertiger Handlangerarbeiten, bereits nach nur wenigen Tagen als völlig unzumutbar heraus. Er war im Recht gewesen, hatte gewiss richtig gehandelt, schließlich war er für etwas Höheres geboren und nicht um seinen Kopf mit unnötigem Wissen zu belasten oder sich seine Hände schmutzig zu machen. Aber wie auch immer, jetzt konnte er unmöglich nach Hause gehen, ohne nicht von irgendeiner baldigen Arbeit zu berichten. Irgendetwas musste er seinen Eltern präsentieren, da die Situation ansonsten wohl endgültig eskalieren würde. Tom musste sie belügen, Märchen erfinden – vielleicht ließe sich ja auf diese Weise noch ein bisschen Zeit zum Nachdenken gewinnen.

„Und“, knurrte Toms Vater, sowie er bei der Tür hereingekommen war, „wie ist es gelaufen? Gibt es Arbeit für dich, wirst du endlich eigenes Geld verdienen, endlich auf eigenen Beinen stehen?“ Tom antwortete jedoch nicht sofort, sondern schälte sich stattdessen betont langsam aus seinem dünnen, viel zu langen Mantel heraus, hängte diesen fein säuberlich an einem Kleiderbügel auf, um sich schließlich vor dem Garderobenspiegel aufzubauen: seinen vermeintlichen Triumph auskostend, richtete er sorgsam den Kragen des Hemdes, legte anschließend seinen Kopf schief und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Ungeduldig und immer wütender werdend, beobachtete sein Vater dieses Schauspiel, doch bevor diesem endgültig der Kragen platzte, drehte sich Tom um und bemerkte ganz nebenbei: „Ja, es wird Arbeit für mich geben, mach dir darüber keine Gedanken – schon nächsten Monat fange ich an.“ Danach ging er, ohne irgendeine weitere Erklärung abzugeben, in die Küche, nahm eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank und verschwand damit in seinem Zimmer. Toms Vater, welcher nach wie vor im Flur stand, konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es seinem Sohn tatsächlich gelungen war Arbeit zu finden. Ungläubig starrte er daher auf die von Tom demonstrativ laut verschlossene Zimmertür. Er wusste sich einfach keinen Rat mehr, denn weder mit Güte, Geduld, Verständnis noch mit Härte, Ultimaten oder Drohungen war es ihm oder seiner Frau gelungen, zu Tom durchzudringen. Es war und blieb ein Rätsel, wie jemand dermaßen ambitionslos in den Tag hineinleben konnte, keinerlei Ziele verfolgte und sich für absolut nichts interessierte. Obwohl sich Toms Vater vor sich selbst schämte, musste er dennoch bekennen, dass er den Anblick seines eigenen Sohnes nicht mehr ertrug, dass ihn dieser nahezu in den Wahnsinn trieb. Die über ein normales Maß hinausreichende Unterstützung musste definitiv ein Ende haben, jetzt, sofort und gleich! Gerade, weil Tom sein Sohn war, konnte es unmöglich so weitergehen.

Tom musste lachen, als er sich mit der Flasche Wein auf dem Bett niederließ. Damit hatte sein Vater wohl nicht gerechnet gehabt. Dessen perplexes Gesicht war die Lüge von vermeintlicher Arbeit zu hundert Prozent wert gewesen. Warum auch ließen ihn seine Eltern nicht in Frieden? Es konnte sie doch unmöglich stören, wenn er sich in seinem Zimmer zurückzog und eben in einem ereignislosen Leben seine Erfüllung fand. Wozu arbeiten gehen, wozu sich ständig beweisen und mit anderen messen müssen? War dies wirklich das einzig gültige Ideal von einem Leben? Tom wollte bloß in Ruhe gelassen werden, genauso, wie er andere in Ruhe ließ. Er hatte nicht darum gebeten auf die Welt zu kommen, seine Eltern hatten dies entschieden, also sollten sie auch die entsprechenden Konsequenzen tragen. Die Realität verdrängend, drehte er sich selbstzufrieden eine mit berauschenden Essenzen angereicherte Zigarette – trotzdem ihm der Konsum derartiger Zigaretten bisweilen ermüdete, ließ sich in Verbindung mit Alkohol ungebrochen eine ganz wunderbare Wirkung erzielen. Tief sog Tom die bewusstseinsverändernden Inhaltsstoffe ein, trank unmittelbar darauf einen kräftigen Schluck Wein, um erst danach den Rauch wieder auszustoßen. Toms Grinsen wurde breiter und breiter, die Ratschläge seiner Eltern sowie irgendwelcher Arbeitsvermittler immer bedeutungsloser. Sollten sie alle glauben, was sie wollten, er würde von seiner Art zu leben mit Sicherheit nicht abrücken.

Tom war grundsätzlich nicht gewillt, das Tempo einer sich immer schneller drehenden Welt mitzugehen. Auf das Arbeitsamt zu gehen und um eine Beschäftigung anzufragen, war im Übrigen ausschließlich die Idee seiner Eltern gewesen. Ihr Druck war irgendwann so groß geworden, dass Tom es vorgezogen hatte, sich deren Willen zu beugen. Auch wenn er gehofft hatte danach wieder in Ruhe gelassen zu werden, waren die mahnenden Worte seiner Eltern doch unmissverständlich gewesen: „Kommst du ohne Aussicht auf Arbeit zurück, musst du umgehend deine Koffer packen und gehen!“ Die Aufregung vor dem Arbeitsvermittler war daher keinesfalls gespielt gewesen, allerdings, wenn er jetzt, mit benebelten Sinnen auf seinem Bett liegend, darüber nachdachte, war er eigentlich ganz froh über den Ausgang dieses Gesprächs. Im Grunde war der Arbeitsvermittler sogar ein Verbündeter, ein Verbündeter auf dem Weg zum absoluten Stillstand. Allein schon die Vorstellung jeden Morgen aufzustehen, einer stumpfsinnigen Arbeit nachzugehen, stets dieselben Gesichter von ihn nicht einmal ansatzweise interessierenden Kollegen zu sehen, machte ihn krank. Nein, nein, für jemanden wie Tom war es bestimmt besser zu Hause zu bleiben, sich dem Siechtum hinzugeben und alles weit von sich zu schieben. Aber noch war die Gefahr nicht gebannt, stand doch sein selbst angekündigter Arbeitsantritt, Anfang nächsten Monats, bedrohlich im Raum.

Am frühen Abend erwachte Tom mit völlig ausgetrocknetem Mund in seinem Bett. Mit bedächtig-langsamen Bewegungen richtete er sich auf, um sodann die Reste der Flasche Wein in einem Zug auszutrinken. Nachdem er sich das Gesicht mit beiden Händen kräftig gerieben hatte, verharrte er kurz, da die Geräusche, welche aus der Küche in sein Zimmer drangen, darauf schließen ließen, dass seine Mutter gerade dabei war Abendessen zuzubereiten. Genauso wenig wie Tom seine Wohnsituation hinterfragte, machte er sich auch darüber Gedanken, woher eigentlich all die warmen Speisen kamen, die Tag für Tag in seinem Magen landeten. Das seine Eltern die entsprechenden Einkäufe nicht nur tätigten, sondern – ohne je einen einzigen Cent von ihm zu verlangen – auch bezahlten, dass der Kühlschrank stets reichlich gefüllt war und seine Mutter häufig noch spätnachts Essen zubereitete, waren für ihn belanglose Selbstverständlichkeiten. Barg aber der Kühlschrank einmal nicht die gewünschten Lebensmittel, konnte es durchaus passieren, dass sogar Tom aus seiner Lethargie erwachte und ungehalten wurde. Hingegen der süßliche Duft, der nun immer stärker werdend in sein Zimmer zog, bedeutete ein Abendessen ganz nach seinem Geschmack: Milchreis mit Unmengen von köstlichem Zimt. Leicht taumelnd erhob er sich folglich, entriegelte die Tür und ging geradewegs in die Küche.

„Hallo Tom“, begrüßte ihn seine müde und leicht angespannt wirkende Mutter, „ich wollte dich soeben rufen.“ Während sie den Tisch deckte und neben drei vollen Tellern je eine Serviette und einen Löffel legte, begann sie den Blick ihres Sohnes zu suchen: „Vater hat mir gesagt, dass du Arbeit gefunden hast. Wo und vor allem was wirstdu arbeiten?“ Da Tom im Verdrängen von Unannehmlichkeiten Weltmeister war, traf ihn diese Frage jetzt vollkommen unvorbereitet. Er hatte bereits vergessen, dass er erst heute Morgen am Arbeitsamt gewesen war und seinem Vater irgendetwas von einer baldigen Beschäftigung vorgelogen hatte. Tom hatte, wie für ihn nicht unüblich, seine Lüge einfach nicht gründlich zu Ende gedacht gehabt, weshalb auf die Schnelle nur eine weitere Lüge helfen konnte. „Ja, richtig“, erklärte er daher eher beiläufig, sich den Milchreis gierig in den Mund schaufelnd, „bloß ich darf darüber noch nicht sprechen. Aber keine Sorge, zur gegebenen Zeit werdet ihr alles erfahren.“ Genau in diesem Augenblick betrat Toms Vater die Küche. Wortlos setzte sich dieser an den Tisch, nickte kurz seiner Frau zu, um sich im Anschluss ebenfalls dem Milchreis zu widmen. „Zur gegebenen Zeit werden wir alles erfahren“, wiederholte Toms Mutter kopfschüttelnd die Worte ihres Sohnes. „Anders gesagt“, sprach sie dabei mehr zu sich selbst, „du hast am Arbeitsamt nichts erreicht, bist nach wie vor arbeitslos.“ „Was heißt arbeitslos“, ließ Toms Vater daraufhin mit entsetztem Gesicht seinen Löffel in den Teller fallen, „du hast mir doch erzählt, dass es nächsten Monat losgeht!“ „Ja, habe ich“, erhob sich nun Tom wutentbrannt, „und jetzt lasst mich endlich in Ruhe! Was ist daran nicht zu verstehen? Nicht heute, nicht morgen, sondern nächsten Monat beginne ich mit einer neuen Arbeit. So lange werdet ihr meinen Anblick wohlnoch ertragen können.“ Sein Appetit auf Milchreis war Tom gründlich vergangen; demonstrativ schob er den Teller von sich und ging wild stampfend in sein Zimmer zurück. „Diesen Idioten, diesen furchtbaren Menschen“, fauchte er mit gepressten Lippen, „werde ich es schon beweisen, dass ich auf ihre Hilfe nicht angewiesen bin!“ Danach schlug er seine Zimmertür derart heftig zu, dass seine Eltern vor Schrecken beinahe von ihren Sitzen gefallen wären. Einmal mehr von Tom unendlich enttäuscht, sahen sich die beiden, wie schon so oft in der Vergangenheit, stumm an, bis schließlich Toms Mutter resignierend bemerkte: „Wir können ihn doch nicht einfach auf die Straße setzen – er ist unser einziges Kind.“ „Nein, können wir nicht“, stimmte Toms Vater zu, „aber es tut unendlich weh, zusehen zu müssen, wie er sein Leben wegwirft. Wenn er schon keine Arbeit annimmt, warum engagiert er sich nicht wenigstens für irgendetwas, malt Bilder, hilft anderen Menschen, bezwingt Berge, bereist fremde Länder oder schreibt meinetwegen Gedichte.“ Danach folgte Stille, eine Stille, in der beide, jeweils tief im Gedanken versunken, lustlos die Reste ihres Milchreises löffelten. Wie gerne hätten sie Toms Lügen geglaubt, aber dieser Auftritt ließ nur einen einzigen Schluss zu: er hatte nichts erreicht, war nach wie vor auf sie angewiesen.

II.

T om stand zweifellos vor einem Problem: seine zurechtgelegte Welt geriet mehr und mehr aus den Fugen, ein Weitermachen wie bisher schien immer unmöglicher zu werden. Er hätte am liebsten laut geschrien, gegen die Wände getreten oder dieses Zimmer, dieses Haus für immer verlassen – nur wohin sollte er gehen, an wen sollte er sich wenden? „Es hilft alles nichts“, kam er folglich resignierend zum Schluss, „ab nächsten Monat muss ich wenigstens tagsüber verschwinden und irgendeinen geregelten Arbeitstag vortäuschen.“ Mit einer Mischung aus Wut, Hass, Selbstmitleid öffnete er das Fenster, drehte sich eine seiner beruhigenden Zigaretten und stieß anschließend den zuvor tief in sich eingesogenen Rauch in einen pechschwarzen, sternenlosen Himmel hinein. „Warum eigentlich nicht“, fühlte Tom bereits nach kurzer Zeit wieder eine gewisse Überlegenheit in sich aufsteigen, „wer soll mich schon kontrollieren? Wenn ich jeden Tag zur selben Uhrzeit außer Haus gehe beziehungsweise zurückkomme, fällt mein Schwindel unmöglich vor Ende des nächsten Monats auf. Und für das Ausbleiben meines Gehaltes mache ich einfach, etwa wegen unvorhersehbaren Problemen am internationalen Wirtschaftsmarkt, die vorübergehende Zahlungsunfähigkeit des Arbeitgebers verantwortlich.“ Von seinem Plan ungemein begeistert, kletterte Tom anschließend ins Bett, zog die Decke weit über seinen Kopf und kicherte sich, immer friedlicher werdend, in einen tiefen, selbstgerechten Schlaf.

Bis zum Monatsende sollte es noch zwei ganze Wochen dauern. In dieser Zeit hielt Tom unbeirrt an seiner Lüge fest, eine Lüge, die seine Eltern – trotz ihrer gegenteiligen Vermutung – nun einfach glauben wollten. Es wäre ja immerhin möglich, dass sie sich irrten und Tom tatsächlich demnächst zu arbeiten begann. Vielleicht war ihr Misstrauen ungerechtfertigt, vielleicht mussten sie ihm jetzt vielmehr Mut zusprechen. Aber andererseits, wie oft hatte sie ihr Sohn in den letzten Jahren schon belogen, Ausreden erfunden und teils haarsträubende Rechtfertigungen abgegeben gehabt – konnten sie ihm also wirklich trauen, seiner Beteuerung bald einer geregelten Arbeit nachzugehen Glauben schenken? Tom vermied es in dieser heiklen Zeit, so gut es eben ging, auf seine Eltern zu stoßen, was somit nichts Anderes bedeutete, als das er sich noch mehr in seinem Zimmer zurückzuziehen begann. Dort konnte er die nahenden Probleme mit hochprozentigem Alkohol sowie präparierten Zigaretten nicht nur wunderbar abschwächen, sondern mitunter sogar ganz vertreiben. Kam es aber trotz aller Vorsichtsmaßnahmen einmal zu einer Begegnung, täuschte Tom stets große Geschäftigkeit vor, die seinen Eltern unmissverständlich verraten sollte, dass jetzt nicht der Zeitpunkt war, um irgendwelche Fragen zu stellen. Außerdem, so Toms Überzeugung, hatte er zu diesem Thema ohnehin bereits genug gesagt. Die Anspannung war daher auf beiden Seiten deutlich spürbar, ein Aufkommen von Toms Lüge aber freilich nur mehr eine Frage der Zeit.

Gerade weil die Situation immer unerträglicher wurde, vergingen die Tage wie im Flug. Aus diesem Grund konnte es Tom auch kaum glauben, als der Kalender doch tatsächlich den ersten Tag des neuen Monats anzeigte. Schweißgebadet rannte er deshalb am Vorabend des ersten „Arbeitstages“ in seinem Zimmer auf und ab, hatte er sich doch bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Gedanken darüber gemacht, wo er eigentlich tagsüber die vielen Stunden verbringen sollte. Sicherlich, die Tage waren wieder wärmer geworden, aber um sich über acht Stunden lang auf der Straße herumzutreiben, war es definitiv noch zu kalt. Toms Lösung für dieses Problem war, keine Lösung zu haben. Stattdessen war er früh zu Bett gegangen, bloß um jede halbe Stunde angsterfüllt auf den Wecker zu starren. Horrorszenarien, von einem Leben in der Gosse beziehungsweise der Unausweichlichkeit irgendwann einmal tatsächlich richtige Arbeit annehmen zu müssen, plagten ihn und brachten ihn um seinen Schlaf. Keine Zigarette, kein Alkohol der Welt konnte es mehr verhindern, dass er, sollte seine Lüge nicht ohnehin schon vorzeitig auffliegen, morgen aufstehen musste. Tom hatte sich selbst in diese Situation hineinmanövriert, eine Situation, die ihm lediglich – wie ihm erst jetzt richtig bewusst wurde – für einen ganz kurzen Moment Luft verschafft hatte. Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, gab es somit absolut nichts, was er dagegen hätte tun können. Nur zu gut wusste Tom, dass seine Eltern bereits am Frühstückstisch saßen und bloß darauf warteten sein Lügenkonstrukt einbrechen zu sehen. Nein, diesmal nicht, nicht heute, denn zum großen Erstaunen seiner Eltern stand er wenig später in der Tür: „Guten Morgen, gibt es für mich einen Schluck Kaffee, bevor ich aufbreche?“ Verblüfft ihren Sohn tatsächlich zu so früher Stunde zu sehen, blickten sich Toms Eltern an – war es wirklich wahr, hatte er die Wahrheit gesagt? Ihre große Verwunderung unterdrückend, schenkte ihm sodann seine Mutter frischen Kaffee ein. In der Folge saßen alle drei wortlos und eine gefühlte Ewigkeit lang um den Tisch herum, bis sich schließlich Tom erheben sollte, um zu seiner angeblichen Arbeit aufzubrechen. „Na, dann mein Sohn“, rief ihm beim Verlassen der Küche sein unverändert erstaunter Vater noch nach, „alles Gute für deinen ersten Arbeitstag.“

Der Morgen war ungemütlich kalt und ausgesprochen düster. „Sieben Uhr dreißig“, sah Tom auf seine Uhr, „wo um Himmels willen soll ich jetzt hingehen?“ Aber für lange Überlegungen blieb ihm keine Zeit, musste er doch fürs Erste einmal rasch aus der unmittelbaren Umgebung seines Zuhauses verschwinden. Wer weiß, vielleicht beobachteten ihn seine Eltern ja gerade heimlich durchs Fenster? Allerdings den Triumph, ihn tatenlos herumstehen zu sehen, wollte er ihnen keinesfalls gönnen. Also stellte Tom seinen Mantelkragen auf und setzte sich, große Entschlossenheit vortäuschend, in Bewegung. Freilich, sowie er aus dem elterlichen Blickfeld entschwunden war, hielt er auch schon wieder inne. Umständlich kramte er in seiner Manteltasche nach Münzen, zählte diese mehrmals durch und machte sich danach in Richtung Bahnhof, wo es ein kleines Kaffeehaus gab, auf. In einem Gewühl von sich täglich wiederholendem Horror drängten sich dort bereits genervte Pendler, aufgeregte Reisende, gelangweilte Schüler, orientierungslose alte Menschen, von ihren Schlafplätzen vertriebene Obdachlose, als auch breitbeinige Sicherheitsbeamte. Normalerweise schlief Tom um diese Uhrzeit friedlich in seinem Bett, weshalb ihm dieses Treiben vollkommen fremd und beinahe schon unheimlich war. Alles wirkte hektisch, laut, aggressiv, stank nach Schweiß, Abfall und Urin. Einer richtigen Arbeit nachgehen zu müssen, konnte wohl kaum unangenehmer sein. Am liebsten wäre Tom in einen Zug gestiegen und weit fortgefahren – fort von diesem entsetzlichen Bahnhof, dieser unerträglichen Geschäftigkeit. Doch stattdessen stolperte er, von den zahlreichen Eindrücken regelrecht erschlagen, in das angepeilte Bahnhofskaffee. Seine Münzen reichten gerade einmal für einen kleinen Kaffee, welchen er schließlich an einem, direkt an einer Glasfront befindlichen Stehtisch zu sich nehmen sollte. Den Rest des Tages musste Tom jetzt ohne einen weiteren Cent in der Tasche bestreiten. Wenig verwunderlich hatte er sich im Vorfeld darüber keine Gedanken gemacht, wo er ohne Geld eine Kleinigkeit essen oder wo er, um sich aufzuwärmen, zumindest vorübergehend einkehren konnte. Alles beiseiteschiebend, richtete er seinen Blick angestrengt nach draußen. Durch die Glasscheiben betrachtet, wirkten die Leute weniger bedrohlich, vielmehr wie in einem Film, der gerade im Fernsehen lief: ein Kommen, ein Gehen, ein Verweilen, ein Warten – alles schien irgendwie bizarr und sinnentleert zu sein. Trotzdem: diese Menschen hatten, im Gegensatz zu Tom, wenigstens irgendein Ziel, irgendein Vorhaben. Beinahe beneidete Tom diese ihm völlig unbekannten Personen, schlug er doch lediglich Zeit tot, während nichts und niemand auf ihn wartete. Quälend langsam verstrich die Zeit und wahrscheinlich würde er noch immer durch diese Glasscheiben starren, hätte ihn nicht eine Kellnerin mit ihrer penetranten, ständigen Fragerei nach einem weiteren Wunsch vertrieben. Nein, er wollte keinen Kaffee mehr, wollte bloß hier an diesem Tisch stehen und in Ruhe gelassen werden. Genervt stellte er daher irgendwann den Kragen seines Mantels wieder auf, um erneut auf die Straße hinauszutreten. Mittlerweile war es zehn Uhr am Vormittag, der Tag hellerleuchtet. Das Bild auf der Straße hatte sich, im Vergleich zu den Morgenstunden, ein wenig gewandelt; die Leute machten keinen gehetzten Eindruck mehr, wirkten insgesamt entspannter und ruhiger. Da die Aufgeregtheit also einer gewissen Gelassenheit gewichen war, fügte sich auch Tom mit seinem bedächtigen Gang ganz wunderbar in diese Art urbanen Treibens ein. Aber davon unabhängig, war er ständig auf der Hut, achtete akribisch darauf, nicht in die Nähe seines Zuhauses zu gelangen, mied alle möglichen Aufenthaltsorte seiner Eltern. Nicht auszudenken, wie sie wohl auf ein Zusammentreffen reagieren würden!

Die Zeit verging nur lähmend langsam, weshalb Tom am liebsten schon gegen Mittag kapituliert hätte. Ihm war furchtbar langweilig und außerdem kostete dieses Gefühl, ein gehetztes Tier auf der Flucht zu sein, immens viel an Kraft. Alles war verdächtig: grimmige Blicke, vermeintlich bekannte Gesichter oder abrupte Bewegungen irgendwelcher Passanten. Wurde er bereits erkannt, sein zielloses Umherschweifen bemerkt? Verfolgten ihn gar von seinen Eltern ausgesandte Spione? Wusste hier auf der Straße jeder über seine Lüge Bescheid? Tom konnte nicht mehr, die Aufregungen wurden ihm zu viel. Aus diesem Grund beschloss er sich in einem Einkaufszentrum zurückzuziehen und hinter Regalen voller Bücher, Filme, Schallplatten und CDs verstecken zu wollen. Das Einkaufszentrum bot in zweierlei Hinsicht Schutz; einerseits arbeiteten seine Eltern um diese Uhrzeit noch, weshalb sie bestimmt in keinem der Geschäfte anzutreffen waren, und andererseits konnte er sich bei eventuell brenzligen Situationen rasch hinter einem der Regale verstecken. Stunde um Stunde verbrachte er folglich mit dem Studium zahlloser Buch- und Filminhalte sowie dem Anhören unbekannter Musikgruppen auf Schallplatte oder CD. Freilich immer mit dem Ergebnis, am Ende nichts davon zu kaufen. Verging dadurch die Zeit auch um keine Sekunde schneller, so hatte Tom wenigstens das Gefühl irgendeiner Beschäftigung nachzugehen und nicht als vollkommen desorientiert aufzufallen. Gegen vier Uhr am Nachmittag gab es allerdings kein Halten mehr – ein gewaltiger Hunger, als auch eine mit Erschöpfung verbundene innere Leere trieben ihn endgültig wieder zurück nach Hause. Keine Minute länger wollte er in diesem Einkaufzentrum verbringen, dort Zeit totschlagen und auf das rettende Ende des Tages warten. Tom musste jetzt dringendst etwas essen und endlich raus aus seinen Straßenschuhen. Genug war genug, der erste volle Arbeitstag Gott sei Dank durchgestanden.

Toms Mutter bereitete gerade in der Küche das Abendessen vor, als sie das Sperren des Schlosses an der Eingangstür vernahm. „Hallo, Tom“, rief sie fragend in den Flur hinaus, „bist du es?“ Tom antwortete jedoch nicht, sondern ging direkt in sein Zimmer. Müde und aufgrund des Hungers schon leicht gereizt, drehte er sich umgehend eine seiner Spezialzigaretten; er brauchte nun unbedingt einen kreativen Input, um die mit Sicherheit später noch kommenden Fragen seiner Eltern entsprechend glaubhaft beantworten zu können. Hastig zog er daher an seiner Zigarette, sog die beruhigenden Substanzen tief in seine Lunge ein und stieß den Rauch danach wieder durch seinen Mund aus. Langsam, ganz langsam kehrte in Toms Körper Ruhe ein, eine Ruhe die ihm jetzt die Kraft gab seiner Mutter gegenüberzutreten. Mit erweiterten Pupillen wankte er sodann in die Küche, ließ sich auf der Sitzbank nieder und erklärte mit leiser, bedachter Stimme: „Ja, ich bin es, ich musste mich noch ein wenig in meinem Zimmer ausruhen. Ich hatte den ganzen Tag über keine einzige freie Minute.“ Kurz sah Toms Mutter vom Kochtopf auf – ihr Sohn wirkte tatsächlich ein wenig gezeichnet. Sein erster Arbeitstag musste anstrengend gewesen sein, zumal er das Arbeiten nach so langer Zeit auch nicht mehr gewohnt war. „Und, wie bist du soweit mit deiner Arbeit zufrieden?“, begann sie darauf, im Stillen bereits eine negative Antwort erwartend, vorsichtig nachzufragen. „Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich natürlich noch nicht sonderlich viel sagen“, fing Tom sogleich selbstbewusst zu phantasieren an, „aber die Leute dort können froh sein, mich im Team zu haben. Anscheinend versteht in dieser Firma niemand etwas über wirtschaftliche Zusammenhänge, selbst grundlegende Kenntnisse fehlen gänzlich.“ Kopfschüttelnd und von seiner eigenen hohen Wirtschaftskompetenz plötzlich ungemein begeistert, fuhr er fort: „Trotzdem bin ich zuversichtlich in den nächsten Wochen entscheidende Schritte setzen zu können und die Firma international neu zu positionieren.“ In Toms Kopf dröhnte es schrecklich dumpf, weshalb er seine unmittelbare Umgebung immer undeutlicher wahrzunehmen begann. Aus diesem Grund fiel ihm auch der ungläubige Blick seiner Mutter gar nicht weiter auf. Sie kommentierte Toms Gerede in keiner Weise, sondern widmete sich stattdessen unverändert der Zubereitung des Abendessens. Nachdem, was sie soeben gehört hatte, konnte sie sich allerdings nicht vorstellen, dass ihr Sohn an diesem Tag auch nur irgendetwas geleistet hatte. Wem glaubte er zu täuschen? War ihm wirklich alles entglitten? Kannte er überhaupt noch den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge? „Übrigens“, durchbrach Tom die schweren Gedanken seiner Mutter, „für morgen müsst ihr mir etwas Geld leihen, da ich mir heute nicht einmal ein Mittagessen leisten konnte.“ „Ja, sicherlich“, antwortete Toms Mutter ganz automatisch, „nimm dir aus meinem Portemonnaie, was immer du benötigst.“ Seit jeher hinterfragten Toms Eltern nicht, wofür er eigentlich all das Geld, welches sie ihm Tag für Tag zusteckten, verwendete. Sie wollten es einfach nicht wissen, sich nicht mit weiteren Lügen noch zusätzlich belasten. Mit dem Bemühen eines festen Tonfalls in der Stimme ergänzte schließlich Tom: „Ich zahle euch, sowie ich meinen ersten Lohn erhalten habe, natürlich alles wieder zurück – das ist doch selbstverständlich und absolute Ehrensache.“ Danach sank er auf der Sitzbank nieder und schlief augenblicklich ein. Sowie Toms Mutter ihren schlafenden Sohn bemerkt hatte, schob sie den Kochtopf von der Platte, schaltete völlig emotionslos den Herd aus und verließ unverrichteter Dinge die Küche. Nach diesem Gespräch war ihr der Appetit gründlich vergangen. Sie liebte ihren Sohn, ertrug dessen Anblick – genauso wie ihr Mann – aber keine Sekunde mehr länger.

Als Tom gegen Mitternacht erwachte, hatte er einen ausgesprochen schalen Geschmack im Mund. Die ganze Küche roch nach halbfertigem, undefinierbarem Essen und sein Rücken schmerzte höllisch. Ungelenk rappelte er sich hoch, streckte mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Arme durch, wankte anschließend zum Kühlschrank, entnahm daraus eine ganze Flasche Mineralwasser und leerte diese in einem Zug. Seinen langsam aufkommenden Hunger stillte er in der Folge mit mehreren belegten Broten, als auch den Resten eines bereits zwei Tage alten Kuchens. Tom hatte keine Ahnung, wie spät es eigentlich war oder wie lange er hier gelegen hatte. Allmählich, vor allem sehr schmerzhaft, sollte aber seine Erinnerung zurückkehren – die Erinnerung an den nächsten Arbeitstag, einem weiteren unseligen Tag auf der Straße. Maßlos über diesen Umstand verärgert, schlurfte er daraufhin in sein Zimmer zurück und legte sich, ohne die Kleidung abzulegen, ins Bett. Den Wecker stellte Tom zuvor noch auf halb sieben in der Früh, obwohl er nicht die geringste Ahnung hatte, wie ein Aufkommen um diese Uhrzeit überhaupt jemals möglich sein sollte.

III.

A m nächsten Morgen riss das Klingeln des Weckers Tom unbarmherzig aus seinen Träumen. War die Nacht tatsächlich schon vorbei? Hatte er wirklich mehrere Stunden in diesem Bett verbracht gehabt? Es war furchtbar, eine Tragödie, aber unabwendbar stand der zweite Arbeitstag an. Mehr schlafend, denn wach, wankte er folglich ins Badezimmer, wusch sich die Spuren der Nacht aus dem Gesicht und ging in die Küche. Wortlos nickte er seinen Eltern, welche gerade dabei waren ihr Frühstück einzunehmen, zu. Keiner der beiden wagte irgendwelche Fragen an Tom zu richten, stattdessen beobachteten sie ihn lediglich still beim Trinken seines Kaffees. Tom war viel zu müde, viel zu erschlagen, als dass ihn die durchdringenden Blicke seiner Eltern nun irgendwie beunruhigt hätten. „Wie gestern besprochen“, wandte er sich bloß gelangweilt an seine Mutter, „nehme ich mir für mein Mittagessen ein wenig Geld aus deinem Portemonnaie – in Ordnung?“ Tom wartete aber die Zustimmung seiner Mutter erst gar nicht ab, sondern bediente sich sogleich selbst auf äußerst großzügige Weise. Einer zweiten Tasse Kaffee folgte noch eine dritte und vierte und schließlich der neuerliche Aufbruch in die Arbeitswelt. Nachdem er gegangen war, griff Toms Mutter vorsichtig nach der Hand ihres Mannes – was auch immer ihr Sohn vorgab zu tun, sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es irgendetwas Gutes zu bedeuten hatte.