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Über dieses Buch:

Schamlos nehmen, was sie will – das hat sich Ina bisher nie erlaubt. Und eigentlich sucht die junge Frau auch nur nach einer neuen Wohnung. Doch bei der Besichtigung trifft sie auf einen attraktiven Handwerker, dessen muskulöser Körper sie wie magisch anzieht. Hemmungslos gibt sie sich dem Unbekannten hin. Nach dem heißen One-Hour-Stand läuft sie beschämt davon. Trotzdem kann sie von nun an nur noch an die feurigen Küsse dieses Mannes denken. Ihr Verstand sagt: »Es ist besser, ihn zu vergessen.« Ihr brennendes Verlangen aber ist stärker …

Über die Autorin:

Diana Schwartz ist das Pseudonym, unter dem eine bekannte deutsche Autorin ihre sinnlichen Romane veröffentlicht. »Es macht mir großen Spaß, auch diese Seite meiner Kreativität auszuleben – aber da ich mit meiner Familie in einer Kleinstadt lebe, mache ich es vorerst nicht unter meinem richtigen Namen. Eines Tages werde ich das Geheimnis lüften … und freue mich jetzt schon auf die überraschten Blicke einiger Nachbarn.« Bis dahin verwöhnt Diana Schwartz ihre Leser mit ebenso erotischen wie inspirierenden Geschichten.

Bei dotbooks erscheinen ihre Romane »Clubschiff Aphrodite«, »Wild Passion« und »Schwedische Nächte«.

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eBook-Neuausgabe Juli 2017

Copyright © der Originalausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Copyright © der Neuausgabe 2017 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Stefano Cavoretto

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (mh)

ISBN 978-3-96148-084-5

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Diana Schwartz

Verführerischer Fremder

Roman

dotbooks.

Kapitel 1
AUS ANDEREM HOLZ

Ina rückte die Tasche auf ihrer Schulter zurecht und schaute sich auf dem Treppenabsatz um. Sie fühlte sich von dem wuchtigen düsteren Holz an Decke und Geländer des Treppenhauses erdrückt. War sie jetzt im richtigen Stockwerk? Es sah alles gleich aus, die Wände waren mit riesigen Planen abgehängt, und der bröckelige abgeschlagene Putz sammelte sich zentimeterdick auf den mit grauem Vlies abgedeckten Treppenstufen. Der Baulärm aus den unteren Stockwerken, die staubige Luft und der Geruch nach Gips und Farbe machten es auch nicht besser.

Ihre Freundin Katie hatte ihr von diesem Haus erzählt, das vor kurzem in Eigentumswohnungen umgewandelt und verkauft worden war; Fassade und Treppenhaus sowie Wohnungen wurden gerade renoviert, und für eine der beiden Wohnungen im vierten Stock wurde ein neuer Mieter gesucht. Katie hatte es von der Freundin einer Bekannten erfahren, deren Chefin die Wohnung jetzt gehörte. Oder so ähnlich. Ein fantastisch erhaltener Jugendstilbau mitten in Hamburg und angeblich bezahlbar. An so was kam man nur mit Beziehungen heran. Ina grinste vor sich hin, denn was manche bezahlbar nannten, konnte ihr halbes Monatseinkommen bedeuten. Dem Äußeren des Hauses nach zu urteilen, waren die Wohnungen hier nicht gerade klein. Aber gut, mal sehen, was kam, noch eilte es mit der Wohnungssuche zum Glück nicht.

Aufmerksam inspizierte sie zwei hohe braune Türen mit Bleiverglasungen in der oberen Hälfte. Keine Namensschilder, keine Fußmatten, kein Hinweis darauf, dass hier überhaupt jemand wohnte. Falls sie hier richtig war, musste es die linke Tür sein. Das hatte Katie schließlich gesagt: Viertes Obergeschoss, links.

Ganz vorsichtig näherte sich Ina dem Treppengeländer, schaute nach unten und versuchte, die Absätze zu zählen. Ihre Augen folgten den Windungen des hölzernen Handlaufs bis zum Erdgeschoss mit dem Schachbrettmuster aus schwarz-weißen, staubbedeckten Fliesen. Das ging verdammt tief runter. Ina schüttelte den Kopf, aber es half nichts: Ihr wurde schwindelig, je länger sie hinunterstarrte. Entweder musste sie noch mal nach unten und von vorne zählen oder einfach klingeln.

Unschlüssig betrachtete sie die Türen und suchte dabei vergebens in ihren Jackentaschen nach dem Zettel, auf dem sie sich heute Mittag den Namen der Wohnungsbesitzerin notiert hatte, die sie gleich treffen sollte. Schließlich gab sie sich einen Ruck. Was sollte schon passieren, wenn sie im falschen Stockwerk war? Entweder machte niemand auf, oder ihr sagte jemand, dass sie sich in der Wohnung geirrt hatte.

Da sie keine Klingel entdecken konnte, klopfte sie energisch gegen das Holz. Drinnen polterte es, dann näherten sich Schritte. Die Tür wurde aufgerissen, und Ina erblickte statt dem fein gemusterten Holz der Tür ein weißes T-Shirt, das sich an eine Männerbrust schmiegte. Ein dreckiges weißes T-Shirt voller blassblauer Farbflecken und schwarzem Schmier. Und mit einem Riss knapp unter der rechten Brustwarze.

Hastig hob Ina den Kopf.

Der Mann hatte ein wenig verwundert die Augenbrauen gehoben. In seinen schwarzen Haaren und zwischen den Bartstoppeln leuchteten ebenfalls kleine blaue Punkte, und sogar in den dichten Wimpern hatte sich ein Tupfer verfangen. Er spiegelte sich wie ein heller Funke in der dunkelblauen Iris.

Ina riss sich von dem Anblick los. War sie denn jetzt hier richtig? Sie war mit einer Frau verabredet gewesen, aber das allein hieß ja noch nichts. Der Typ konnte ihr Freund sein, oder ihr Cousin vierten Grades. Oder vielleicht war das nur ein Handwerker, der hier renovierte? Dafür wirkte er allerdings ganz schön ungeniert, wie er sich nun auf Kopfhöhe mit dem Unterarm am Türrahmen abstützte, ein wenig nach vorne beugte und sie erwartungsvoll ansah.

Ina lächelte höflich. »Guten Tag, hallo. Also, ich wollte mir die Wohnung ansehen.«

»Ach ja?«

»Eine Freundin hat mir erzählt, dass sie bald zu vermieten wäre?« Ina rückte ihre Tasche zurecht, entschlossen, sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.

Der Mann runzelte verblüfft die Stirn. »Na, das spricht sich ja schnell herum. Wer ist denn Ihre Freundin?«

»Katja Riedel.«

»Kenn ich nicht.«

Ina wischte sich irritiert eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. Was ging den Kerl das alles überhaupt an? Der sollte weiter seine Muffen verklempnern, oder was auch immer er gerade tat, und sie stattdessen einfach durchlassen. Sie hatte nicht ewig Zeit. Irgendwo müsste die Wohnungsbesitzerin doch sein, schließlich waren sie verabredet. Wenn ihr nur der Name einfiele …

»Das kann ja sein«, erklärte sie, tapfer um Geduld bemüht, als der Kerl sich nicht rührte. »Sie hat es selbst um ein paar Ecken erfahren. Ist diese Wohnung denn zu vermieten? Kann ich sie mir ansehen?«

»Sicher.« Er drückte sich vom Türrahmen ab, gab der Tür einen Schubs, damit sie ganz aufschwang, und holte zu einer einladenden Geste aus. Im Vorbeigehen kroch Ina ein würzig-erdiger Geruch in die Nase, der in der Kleidung des Mannes haftete.

Ihre halbhohen Absätze klackerten dumpf über den Fußboden der kleinen quadratischen Eingangshalle. Die Laufwege waren sorgsam mit Pappe abgeklebt worden, doch an den Rändern lugte honiggelbes Parkett hervor. Ob das ein echter alter Holzboden war? Vorsichtig bahnte Ina sich ihren Weg durch Farbeimer, Pinsel, Rollen, einen offenen Werkzeugkoffer sowie Schleif- und Bohrmaschinen, während ihr Gastgeber die Tür schloss und ihr folgte. Offenbar arbeitete er allein in der Wohnung; zumindest hörte sie keinerlei Arbeits- oder sonstige Geräusche aus anderen Zimmern.

»Bis wann wollen Sie denn fertig sein mit der Renovierung?«, fragte sie im Plauderton und blieb am Durchgang in einen weiteren langgestreckten Flur stehen.

»Ich hoffe, dass ich Ende des Monats so weit bin. Wenn mir beruflich nichts dazwischenkommt.«

Der Mann beugte sich über eine Kiste und zog einen feuchten Lappen hervor, mit dem er sich die Hände reinigte. Während Ina über diese Antwort nachdachte, betrachtete sie die hintere Partie des Mannes. Die Jeans spannte sich straff über die Pobacken, und der schmale Streifen Haut, den das T-Shirt freigab, als es ein Stückchen hochrutschte, war glatt und braungebrannt. Ein Handwerker, der Zeit hatte, sich in die Sonne zu legen, und dem beruflich etwas zwischen das Handwerken kommen konnte. Vielleicht war er doch nur ein Bekannter der Besitzerin, der hier aushalf? Oder war sie am Ende doch in der falschen Wohnung gelandet? Aber warum hätte der Mann sie dann hereinlassen sollen?

»Hat Ihnen denn niemand gesagt, dass ich komme?«, fragte sie.

»Nö.« Als der Mann sich aufrichtete und den Lappen mit Schwung wieder in die Kiste warf, deutete sich auf seiner Miene zum ersten Mal so etwas wie ein Lächeln an. »Aber jetzt sind Sie eben da. Kommen Sie!« Er lief in den Durchgang und deutete auf die Wände. »Bitte vorsichtig, hier habe ich heute Morgen erst frisch gestrichen. Die Farbe ist noch feucht.«

Ina gehorchte und hielt die Handtasche eng an den Körper gepresst. Hier an der Decke also fand sich der zarte Pastellton wieder, mit dem Mister Do-it-yourself so großzügig besprenkelt war. Dann blieb sie stehen und schaute genauer hin.

»Das ist ja irre!«, murmelte sie.

Ihr Begleiter drehte sich um, und sein Blick folgte dem ihrigen zur Decke. »Gefällt es Ihnen?«

Ina nickte sprachlos und wurde mit einem breiten Lächeln belohnt. Lange betrachtete sie den Himmel mit den angedeuteten Wolken, der auf die Decke aufgetragen war. Wie auf einem Fresko Michelangelos flossen Weiß und Blau zu einer Einheit zusammen und vermittelten beinahe das Gefühl, im Freien zu stehen. Dazu strahlte der Erschaffer dieses Farbenspiels wie ein Sonnengott persönlich, und um seine Augen bildete sich ein Netz feiner Lachfältchen.

»Es ist wirklich schön! Woher können Sie so was?«, fragte sie ehrfürchtig.

»Ich weiß es nicht. Ich habe ein wenig über die Techniken nachgelesen. Ich kann es einfach.« Er lachte und zuckte mit den Schultern. »Die gesamte Wohnung war düster und dunkel, der Flur mit einer dunkelbraunen Holzdecke abgehängt. Das habe ich erst einmal alles rausgeholt. Ich wollte die Jugendstilelemente wieder hervorzaubern und den alten Charme wieder zum Leben erwecken. Als ich diese Wohnung zum ersten Mal gesehen habe, habe ich sofort das Potenzial erkannt. Man lebt nicht in dieser Wohnung, man lebt mit ihr, und sie …« Er unterbrach sich und grinste. »Tut mir leid, das interessiert Sie alles gar nicht. Hier hinein.« Er deutete auf eine offenstehende Tür, in deren oberer Hälfte eine Glasscheibe fehlte.

Eigentlich hätte Ina ihm gern gesagt, dass sie das sehr wohl interessierte. Aber noch viel lieber hätte sie ihm einfach dabei zugesehen, wie er mit leuchtenden Augen von seiner Arbeit erzählte. Alles Abweisende war mit einem Schlag von ihm abgefallen, als hätte er durch ihre ehrliche Bewunderung seiner Arbeit Vertrauen gefasst. Sein Lachen rührte an einem Gefühl, von dem sie geglaubt hatte, es niemals wieder in ihrem Leben zu spüren. Konnte das sein? Sie spürte ganz deutlich ein Kribbeln im Inneren, zart noch, aber unverkennbar. Dazu gesellte sich plötzlich die Frage, wie sich seine Haut unter dem T-Shirt anfühlen mochte.

Er machte sie ein wenig nervös, warum auch immer. Hoffentlich merkte er nichts davon. Nicht, dass er am Ende dachte, sie wäre an irgendetwas anderem interessiert als an der Wohnung.

»Das soll einmal das Wohnzimmer werden.« Der Mann stand in der Mitte des Raumes und hatte die Arme ausgebreitet, wie um seine Arbeit zu präsentieren. Ina stieg über die herumliegenden Holzbretter und staunte. Der Raum war sicherlich einmal ein Salon gewesen. Zwei breite Flügeltüren gingen auf einen Balkon, unter dem sich tief unten ein Garten mit riesigen alten Kastanien ausbreitete. Schräge Sonnenstrahlen malten durch die schmutzigen Fensterscheiben blasse Muster auf die Pappe auf dem Parkett.

Ina deutete auf die gegenüberliegende Wand. »Und was wird das? Ich hatte nicht erwartet, dass die Wohnung möbliert ist.«

»Na ja, ist sie auch nicht. Aber das Regal hier gehört praktisch zum festen Inventar.« Der Mann lief auf das Ensemble zu, das er gerade ziemlich übertrieben als Regal bezeichnet hatte. Ina sah nur dunkelbraune Holzstreben und Haufen aufeinandergestapelter Bretter, die der Größe nach sortiert lagen, um an die halbfertig aufgestellte Rückwand montiert zu werden.

Vielleicht hatte er recht: Man konnte gar nicht so genau sehen, wo Wand und Möbel ineinander übergingen. Es schien eine alte Bücherwand zu sein, der Raum damit in alten Zeiten kein Empfangszimmer, sondern eine Bibliothek. Vielleicht mit einem großen Flügel in der Mitte. An den Türen wehen tiefrote Vorhänge in einer sanften Brise, während der samtige Geruch von altem Papier die Luft erfüllt …

Ina lächelte, und ihr Blick wanderte von einer fiktiven Vergangenheit zurück zu ihrem Gastgeber, der sie für den Moment vergessen zu haben schien. Er hatte sich hingekniet und eines der dicken Bretter zu sich herangezogen. Mit zusammengekniffenen Augen spähte er an der Kante entlang, während er mit dem Daumen andächtig über das Holz fuhr.

Er hatte schöne Hände, geschmeidige Finger. Sie waren viel zu gepflegt, der Mann konnte unmöglich hauptberuflich Handwerker sein.

Neugierig trat sie näher. Der trockene Holzgeruch kitzelte sie in der Nase. »Was machen Sie da?«

Der Mann balancierte das Brett auf den Händen. Der Anblick löste etwas in Ina aus, ohne dass sie genau benennen konnte, was das war. Es wirkte vertraut, wie er über das Holz streichelte, fast als wäre es ein zerbrechliches Lebewesen. War das jetzt ein Flirtversuch – oder täuschte sie sich?

»Ach, entschuldigen Sie. Ich war gerade damit beschäftigt, dieses Brett anzupassen, als Sie kamen.« Er ließ es sinken und sah Ina nachdenklich an. Dabei umspielte er beiläufig eine runde Vertiefung am Rande des Brettes. Sie fixierte diese gleitende Bewegung seines Fingers in das Loch, während ihr Holzgeruch in die Nase stieg und sich ein wohliges Gefühl in ihrem Inneren ausbreitete, das in einem unverkennbaren leichten Pochen zwischen ihren Beinen mündete.

»Sagen Sie, würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu helfen? Sie müssen nur dieses Brett in der Waagerechten halten, während ich es oben befestige. Es ist auch nicht schwer.«

Das war es also. Er wollte die Gelegenheit nutzen, dass sie ihm zur Hand gehen konnte. Sie hätte am liebsten kurz aufgelacht. Von wegen Flirtversuch. Das war nur ihr eigenes Wunschdenken. Solche Typen hatten doch an jedem Finger eine Frau und hatten es kaum nötig, einer potenziellen Mieterin schöne Augen zu machen.