image
Image

Gewidmet

dem Gedenken an

Joseph Kardinal Cardijn (1882-1967)

dem letzten Propheten des Laienapostolates

und den erfreulich vielen Christen,

die gegen alle Restaurationen und Resignationen dem „Aggiornamento“ des II. Vaticanum die Treue halten.

Josef Hülkenberg

Abschied vom betreuten Denken

Laienapostolat auf Augenhöhe

Image

© 2012 Josef Hülkenberg

Umschlaggestaltung, Illustration: Josef Hülkenberg Titelfoto: Marionettenspiel zur Aktion „online zum Papst“ in Siegburg am 4.9.2011

Verlag: tredition GmbH

978-3-7439-2734-6 (Paperback)

978-3-7439-2736-0 (Hardcover)

978-3-7439-2735-3 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhalt

Laienapostolat - das Geschenk der Jugendarbeit

…als alles Gold der Welt

Geprägte Leben

Wessen Reich komme?

Nehmt die Propheten ernst

Propheten - zu aller Zeit unterwegs

Aufmachen

Eine Lukas-Botschaft

Nikolaus

Unter uns

Gebet eines reichen Menschen

Spiritualität

Frag würdig!

Lebenshilfen

Legt die Steine fort!

Konsequentes Gottvertrauen

Pilgern für Demokratie?

Auf dem Weg der Wallfahrer

Sprechen wir pfingstisch?

Zur Ehre Gottes dem Menschen dienen

Glaubensgemeinschaft

Eine jesuitische Öffnung

Zwischen Machen und Werden

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Ziel verfehlt

Die richtigen Fragen stellen

Ein fester Punkt

Ungeeignet für Demokratie?

Niemand will eine Bohrmaschine?

Verwandtschaft

Im Wandel lebend Wandel gestalten

Der Mensch als Maß?

Auf Augenhöhe

McChurch´s Zukunft heute

Apostel-Tradition?

Unsere Verantwortung in freier Gesellschaft

Laien in der Kirche stärken

Eigenverantwortung

Mutter Kirche?

Gehorsam, nicht untertan

Gegen den Verfall des Sozialen

Im Umfeld einer Sozialenzyklika

Von Liebe in Wahrheit

Erster Brief 09.März 2009

Den Dialog einfordern

Zweiter Brief 16.Juli 2009

Was bewirkt eine Sozialenzyklika?

Zwischen triumphalem und heiligem Geist

Die Kirche gehört Euch nicht!

Kein Glaube an die Kirche

Kathedralmoschee im spanischen Cordoba

Weil – Damit – Obwohl

Auch Priester sind Laien!

Hülkologien

Anhang: Dekret Laienapostolat

Zum Autor

Laienapostolat - das Geschenk der Jugendarbeit

…als alles Gold der Welt

Der Mensch ist schon einen eigenartiges Geschöpf.

Pflanzen in all ihrer Vielfalt zeichnen sich aus, dass sie durch ihr Wurzelsystem in ihrer Existenz gut gesichert sind, ihre Nahrung aufnehmen und so auch noch reichlich Früchte tragen.

Tiere aller Art sind mit je spezifischem Instinktund Verhaltensrepertoire ausgestattet, das ihnen zum Leben und Überleben dient.

Demgegenüber scheint der Mensch ärmlich ausgestattet. Die Füße im Wasser baumeln lassen, sich dabei den Astralkörper von der Sonne bescheinen zu lassen, mag zeitweise vergnüglich sein. Doch zur ausreichenden Ernährung und Gesunderhaltung des Körpers reicht das nicht. Auch die Instinkte sind zu schwach ausgeprägt, dauerhaft in einer Natur zu bestehen, die nur selten einer Postkartenidylle entspricht.

Ob wir die Betrachtung menschlichen Lebens beim archäologisch ältesten Menschenfund oder den Menschheitsmythen verschiedener Kulturen aufnehmen, stets stoßen wir auf das Geschenk der Schöpfung. Die Fähigkeit zur bewussten Reflexion des eigenen Tuns, des zwischenmenschlichen Handelns als auch des gesamten existentiellen Rahmens - dieses Geschenk macht die scheinbaren Schöpfungsmängel gegenüber Pflanzen und Tieren mehr als wett.

Doch ist es auch ein „tückisches" Geschenk. Es gibt uns keinen humanen Lebensraum, sondern „nur" die Fähigkeiten, Lebensraum human zu gestalten. Diese Fähigkeiten müssen immer wieder und von jedem Menschen neu entwickelt und auf die unterschiedlichen technischen oder sozialen Herausforderungen angewandt werden.

Was auch die Menschheit in ihrer Entwicklungsgeschichte schon geschafft und geschaffen hat, diese existentielle Verantwortung für den humanen Lebensraum und dessen Gestaltung durch eigene Kräfte, Fähigkeiten und Fertigkeiten - also durch Arbeit - ist geblieben.

Solcher Pflicht zur Arbeit, zum wirtschaftlichen Umgang mit den eigenen Kräften und den Ressourcen der Natur, können wir uns nicht entziehen, sie ist unser Schöpfungsgeschenk.

Prozesse und Strukturen gemeinschaftlicher Existenzsicherung an den Menschen, deren gemeinwohlorientierten Interessen und ihren jeweils konkreten Bedürfnissen auszurichten, braucht weniger theoretische Ökonomiekonzepte als die Reflexionsund Tatkraft der Milliarden Frauen und Männer. Menschen, die sich ihrer Würde als Menschen und speziell als arbeitende, gestaltende Menschen bewusst sind und in ihrem jeweiligen Lebensraum Verantwortung übernehmen.

Menschen, die eigenwillig und sozial verantwortlich ihr Leben gestalten. Menschen, die den Mut haben, sich sehend, urteilend und handelnd aktiv an der Entwicklung menschenwürdiger Gesellschaften zu beteiligen.

Seit ihrer Gründung 1924 hat die Christliche Arbeiter-Jugend CAJ weltweit junge Arbeiter und Arbeiterinnen ermutigt und begleitet, ihren Wert abseits der kapitalistischen Klassenordnung und Ausbeutungen zu entdecken. Ein Wert, der nach den Worten Joseph Cardijns größer ist als alles Gold und Geld dieser Welt.

Wie so viele Jugendliche habe ich seit meiner Zeit als Mechaniker-Lehrling die persönlichkeitsprägende Kraft dieser internationalen Bewegung erleben und erfahren dürfen. Die CAJ hat unser Denken mit einer prägnanten Frage geprägt: Wie würde Jesus sich in dieser Situation verhalten?

Sich dieser Frage immer wieder zu stellen und sich nicht auf fertige Antworten aus einem Katechismus zu verlassen, führt nach und nach auf den Weg einer Liebe, die die ganze Welt in neues Licht taucht.

Diese CAJ bot und bietet einen Blick auf ein Christentum, welches die immer wieder real existierenden Dummheiten und Fehler „meiner" Kirche in den Schatten stellt. Weil diese Kirche trotz aller Mängel gesellschaftgestaltende Bewegungen wie die CAJ, die KAB oder das Kolpingwerk hervorbrachte, hat sie bei mir dauerhaft „einen Stein im Brett".

Sollte das Nobelpreiskomitee wieder einmal in Verlegenheit um den Friedenspreis geraten und diesen Preis als „Ermutigung zum Engagement" an einen gerade erst gewählten Präsidenten vergeuden, könnte auch ein Blick in die Geschichte und Leistung der CAJ lohnen.

Geprägte Leben

Veteranentreffen der CAJ (Christliche Arbeiter-Jugend) beim Katholikentag in München. Freudige Wiederbegegnung mit nun alten Weggefährten, Erinnerungen an gemeinsame faszinierende Jugendarbeit. Dieser CAJ verdanke ich drei lebensprägende Grunderfahrungen:

Kind Gottes zu sein und damit der alle Menschen weltweit in Geschichte und Gegenwart umfassenden Familie Gottes anzugehören. Einer Familie, die alle kirchlichen und religiösen Organisationsformen und Strukturen übersteigt.

Mitverantwortung in dieser Familie Gottes. Sie wird spirituell erfahren und hat sich im zwischenmenschlichen wie gesellschaftlichen Alltag zu bewähren.

Der lebendige Gott mag in liturgischen Diensten geehrt werden, auch mögen wir Ihm dort danken. Doch erleben und erfahren können wir Ihn vor Allem im vis-a-vis mit konkreten Menschen, die achtsam, heilwirkend in „heiligem" Geist miteinander agieren.

Wessen Reich komme?

Nehmt die Propheten ernst

Die Nimmersatten scheinen gewonnen zu haben, siegestrunken verkündeten sie ihr Credo: „Hast du was, so bist du was!"

Die Habseligen locken habgierige Habenichtse zum ewigen und globalen Wettbewerb: „Geiz ist geil", „Hol Dir die Gans, die goldene Eier legt."

Wissend und kalkulierend, dass dieser Wettkampf stets in ihre Kassen spült.

Sie und nur sie scheinen die Sieger. Sie sind die Hohepriester des Mammons und senden ihre Vasallen als Apostel der Geldreligion in alle Welt. Sie finden ihre Jünger sogar in Religionsgemeinschaften, die nach eigenem Bekenntnis Widersacher des Mammons sind.

Als Berater kirchlicher Strukturreformen stellt McKinsey die Regeln auf für „effiziente Pastoral" und lässt sie in den Gemeinden verkünden als „Zukunft heute". Als Sprachorgan zeitgemäßen Christentums wird eine Wochenschrift nach Merkur benannt, jenem römischen Gott der Händler, Gaukler und Diebe, den die Griechen Hermes nannten.

Die Ämter sind vergeben, die Schlüsselpositionen besetzt, die Reichtümer verteilt! Die Ohnmächtigen haben sich abgefunden, denn sie wurden abgefunden

mit unwirksamer Mitverantwortung

mit Urlaubs-Sonderangeboten

mit Lusterwerb virtueller und realer Art.

Jeder darf die Eintrittskarte in das Reich erkämpfen: „Hol Dir den Jackpot!" – „Wer wird Millionär?"

Nun kann DAS Reich kommen, nach ihren Bedingungen. Es komme die PAX MONETA!

Aber da sind auch die Anderen. Jede Zeit kennt sie, in jeder Zeit hinterließen sie ihre Spuren - die Zeiten überdauernd, dem Zeitlosen folgend, dem der von sich sagt: ICH BIN.

Meist unbekannt und machtlos achten sie ihre innere Stimme, horchend und gehorchend. Sie erspüren, dass der Mensch nicht selbst sein eigener Urgrund ist, sie aber vor dem Urgrund des Lebens allen Menschen gleich sind.

Sie erkennen die alleinige Herrschaft des ICH BIN und sind zu aller Herrschaft der Menschen distanziert. Berechtigter Führung und Leitung gilt ihre Loyalität, Beherrschungsansprüche weisen sie ab.

Kasten, Klassen und Hierarchien sind ihnen bedeutungslos. Beim Haben bleiben sie gelassen, geben und teilen gern. Sie trauen ihren Träumen und folgen dem Ruf, den sie im Inneren spüren.

Sie gehen ihren Weg, notfalls allein, wissend um die andere Geborgenheit.

ER bereichert sie, öffnet ihren Blick, dass sie unter brennenden Büschen den einen erkennen, der nicht verbrennt.

Ihr Dialog mit IHM ist direkt und sprengt die Riten.

Sie erkennen einander, einig im Geist, ökumenisch vom Herzen her. Immer wieder und zu allen Zeiten finden sie zueinander unter SEINER Führung.

Sie sind „Sand im Getriebe" den Getriebenen, Spielverderber, weil sie SEINEN Regeln folgen.

Den Geschlagenen, den Verlierern im Weltspiel sind sie Stütze und Hilfe. Sie sind eigenwillig und unbeherrschbar, denn sie sind SEINE Legion. Zu allen Zeiten in allen Welten und Religionen leben sie SEIN Reich.

Sie zu ermuntern und zu fördern schafft den Wandel, damit SEIN Reich noch eine Chance hat.

Propheten - zu aller Zeit unterwegs

Menschen, die wahrnehmen, was geschieht.

Die ihre Wahr-nehmung nicht mit Wahr-heit verwechseln. Die die Wirkungen des Wahr-genommen prüfen. Die Wirk-sam von Wirk-lich unterscheiden. Die ihre Einsichten vor der Wirk-lichkeit Gottes deuten.

Die daraufhin ein offenes, wahres Wort wagen und Stellung beziehen.

Aufmachen

Mach Dich auf

Sich aufmachen, öffnen, den Auf-Bruch wagen.

Das sicher scheinende System von Regeln, Normen und Korrektheit überwinden.

Sich herausrufen lassen, hinhörend gehorsam sein.

Eine Lukas-Botschaft

Beim weihnachtlichen Familiengottesdienst fragt der Prediger die Kinder, warum wir Weihnachten feiern.

Auch der fünfjährige Lukas meldet sich heftig, seine Wahrheit kundzutun:

„Weil Jesus gekreuzigt wurde!"

Der Priester, nachdem sich die Heiterkeit der Gemeinde legte:

„Dieser Junge hat den Kern getroffen!"

Nikolaus

Νɩκɛ griechische Siegesgöttin,

Ʌαψοσ das Volk (Gottes)

ΝΙΚΟɅΑΨΟΣ (gr.), der Sieg des Volkes

Laien sind sie nicht wegen mangelnden Fachwissens, theologischer Inkompetenz oder fehlender Weihe.

Laien sind sie als „dem Volk angehörend".

Auch Kleriker sind Laien mit Sonderdiensten im Volk und für das Volk.

ΝΙΚΟɅΑΨΟΣ,

nicht Pate eines Laiensieges über die Kleriker

wohl Pate eines bezeugenden Engagements SEINES Volkes für eine menschenwürdige Welt,

vielleicht auch Pate der Neubesinnung über das geschichtlich und kirchenrechtlich belastete Verhältnis von Klerus und Kirchenvolk.

Unter uns

Seit Betlehem ist er unter uns, um Himmel und Hölle in Bewegung zu bringen,

damit

die Schöpfung erhalten bleibt

die Welt gerechter wird

jeder Mensch sein Lebensrecht wahrnehmen kann

die Menschen Gottes gütige Existenz erfahren.

Gebet eines reichen Menschen

An diesem Tag Deiner Menschwerdung, o Herr, danke ich Dir für den Reichtum meines Lebens.

Ja, ich bin wahrhaft reich, darf ich doch teilhaben an der überbordenden Fülle Deiner Schöpfung und Gnade.

Gute Freunde auch in Krisenzeiten, Schutzengel und kompetente Ärzte bei Todesgefahr - in Deiner Hand gelingen Lebenswenden.

Haben andere auch höhere Kontostände, mein Einkommen reicht für ein gutes „täglich Brot", gelegentlich auch eine Reise, ein Geschenk an und ein Fest mit Freunden.

In Deiner Gnade durfte ich lernen, dass Alleinsein nicht nur den Fluch der Einsamkeit umfasst, sondern auch die Gunst des All-Eins-Sein.

Du schenktest mir ein gewaltiges Vermögen - nicht Geld, aber Fertigkeiten und Fähigkeiten, um mit ihnen zu wirken. Hilf mir, in all meinen Fehlern und Schwächen dieses Vermögen zur Freude und Nutzen der Menschen und zum weiteren Reifen dieser Welt einzubringen.

Damit Dein Reich komme - dann reicht´s. Amen

Spiritualität

Spiritualität beweist sich nicht durch die Menge gesprochener Gebetstexte, der Teilnahme an Andachten oder der Beherrschung ritueller Gestik. Spirituell ist der Mensch, der das alltägliche Leben in seiner Fülle, Komplexität, Faszination und Gebrochenheit im Glauben an göttliche Existenz und Wirksamkeit annimmt und reflektiert.

Frag würdig!

Wie oft stellen wir uns eine Frage, um sie selbst umgehend aus eigenen Erfahrungen und Assoziationen zu beantworten.

Stellen wir uns einer Frage, liefern wir uns auf nicht kalkulierbare Zeit der Unsicherheit einer Nicht-Antwort aus.

Eine existenzielle Verunsicherung und Erschütterung wird möglich, können wir die Antwort nicht aus eigener Kraft rational entwickeln.

Ein Wagnis wird es, suchen wir die Lösung im spirituellen Hin-Hören, im göttlichen Ge-Horsam zu entdecken.

Lebenshilfen

Was sind Sakramente anderes als göttliche Geschenke, uns Menschen als Hilfe für ein gelingendes Leben gegeben.

So ist die Entfaltung des Sakramentes auch in die Mitverantwortung der Gemeinde als Gemeinschaft der Gläubigen gelegt.

Taufe, Erstkommunion, Firmung, Eheschließung– Ereignisse, die aus gutem Grund gefeiert werden. Doch als moderne Events haben sich die rituellen Feiern der Sakramente kulturell verselbständigt, der inhaltliche Kern trat in den Hintergrund.

Wir können dazu beitragen, die Sakramente besser zu verstehen, sie bewusster anzunehmen und entsprechend zu feiern.

Legt die Steine fort!

Eine alltägliche Geschichte aus Jederzeit und Überall. Und immer wieder so grundsätzlich, dass die Standardantworten versagen.

Agatha steckt in einem Dilemma, es geht an die Wurzeln ihres Lebens. In jahrzehntelanger Ehe ist die geglaubte Liebe im ehelichen Schweigen zerrieben. Kirchliches Eheversprechen und die Kinder hielten die Familie zusammen. Die Kinder sind nun erwachsen, führen ihr eigenes Leben. Zurück blieb sprachloses Beieinander in routinierten Alltag.

Bis Agatha neue Liebe erkannte, zu einem Mann, den sie bislang nur als Freund angesehen hatte. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn. Irgendwann sprach auch er von seiner Liebe zu ihr. Nun ist das Dilemma perfekt.

„Es darf nicht sein. Wir müssen aufhören, bevor wir etwas beginnen. Ich kann die Familie nicht zerstören.”, bittet sie um Distanz – den Mann, nach dem sie sich sehnt. Ihren Ehemann will sie nicht betrügen. Sie steht zum seinerzeit gegebenen Versprechen. Heimlichkeiten sind ihr zuwider.

Den offenen Bruch scheut sie noch. Nicht allein wegen der unkalkulierbaren Zukunft, sondern auch der vielen Mitmenschen, die in traditionell geglaubter Kirchlichkeit den ersten Stein griffbereit halten.

Konsequentes Gottvertrauen

Beim österlichen Spazieren am fast menschenleeren Strand sinne ich dem nach, der Grund und Anlass ist für dieses Fest. Was fasziniert selbst Kirchenferne und Nicht-Glaubende an diesem Jesus von Nazareth?

Es muss etwas tief Menschliches sein, nicht das hochtheologische Drumherum.

Ein roter Faden im Leben dieses Jesus ist sein radikales (verwurzeltes) Vertrauen in Gott. Einem Gott, dem er mit dem Respekt des liebenden Sohnes begegnet. Sein Umgang mit den Menschen richtet sich ungefiltert aus an dem, was für ihn das Reich Gottes ist. Unverständnis, Widerstand und Gegnerschaft der Zeitgenossen sind ihm kein Grund, den Maßstab Gottes abzulegen.

Diesen Maßstab Gottes verdichtet er im VATER UNSER, welches wie kein zweites Gebet die Erinnerung an ihn wachhält und die Gläubigen in tiefer Ökumene zusammenführen kann.

In dieser Welt zu leben nach den Regeln göttlicher Liebe, bringt jederzeit den Konflikt mit jenen Zeitgenossen hervor, die nach anderen Regeln leben. Wer mit ökonomischer, militärischer oder ritueller Macht Herrschaft über seine Mitmenschen gewinnen und ausüben will, wird Gotteskinder wie den Nazarener ausschalten müssen.

Jesus wusste, dass er auf tödlichem Konfliktkurs war. Doch vertraute er darauf, dass Gott größer ist als der Tod, dass das menschliche Sterben nicht das Ende des Lebens ist. So durchlitt und durchstarb er seine Passion im konsequenten Gottvertrauen. Ein absolut treuer Sohn des väterlich verstandenen Gottes.

Und dieser Gott bestätigt und besiegelt dieses Vertrauen. Er erweckt den Gekreuzigten zu neuem Leben. Das menschliche Sterben ist nicht das Ende des Lebens. Endgültig bezeugt er den Jesus von Nazareth als seinen Sohn - dessen Lebensweise als den Weg des Heils.

Jesus selbst lud dazu ein, seinem Beispiel folgend die einem Jeden eigene Kindschaft Gottes ernst zu nehmen und das eigene Leben am „Willen des Vaters“ auszurichten.

Mit dem VATER UNSER schenkte er uns eine Essenz seines gottvertrauenden Lebens. Je mehr wir Gläubigen Tag für Tag nur etwas von dieser Essenz in den Lebensalltag geben, wird diese Welt humaner.

Ungezählte Menschen wirken so als Sauerteig in der menschlichen Geschichte, die dadurch nicht völlig in die Unmenschlichkeit entgleist. Menschen in allen Zeiten, Kulturen und Religionen, die, vielleicht ohne es selbst zu wissen, den „Willen des Vaters“ tun und zum sozialen Kitt menschlicher Gesellschaft werden.

Mit Anerkennung und Bestätigung ist dabei nicht zu rechnen – jeder nehme sein Kreuz auf sich. Zumeist posthum – in reuiger gesellschaftlicher Besinnung – wird der Wert gottvertrauender Menschen erkannt:

Dietrich Bonhoeffer, Maximilian Kolbe,

Mahatma Ghandi, Marcel Callo,

Dag Hamerskjöld, Teilhard de Chardin,

Johannes Kleinhappl,

Leopold Kohr …

Pilgern für Demokratie?

Aus dem Projekttagebuch zum Demokratiepilgerweg 2009

Diese Frage wurde mir zum ersten Pilgerweg 2007 ständig gestellt.

Mal interessiert, mal aggressiv – schließlich sei die Demokratie keine christliche und erst recht keine kirchliche Veranstaltung.

Pilgern ist keine dem Christentum vorbehaltene Form. In nahezu allen Religionen und Kulturen gibt es Varianten, in denen sich Menschen auf einen „spirituellen Weg” machen.