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Nr. 40

 

Treibgut der Strudelsee

 

von Horst Hoffmann

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Seit dem Tag der Wintersonnenwende, dem Tag der entscheidenden Schlacht, die auf dem Hochmoor von Dhuannin zwischen den Streitern der Lichtwelt und den Kräften des Dunkels ausgetragen wurde, sind Wochen vergangen. Mit der Unterstützung Drudins, des obersten Dämonenpriesters, der die Kräfte der Finsternis mobilisierte, haben die eroberungssüchtigen Caer über die Kämpfer der Lichtwelt triumphiert und die große Schlacht für sich entschieden.

Damit halten Tod und Verderben ihren Einzug auch in solchen Ländern, die bisher vom Krieg verschont geblieben sind. Massen von Menschen, unter ihnen die demoralisierten Besiegten der Schlacht, streben in heilloser Flucht nach Süden, die Herzen von Trauer und Hass erfüllt.

Auch Mythor zieht südwärts. Dabei stößt der junge Held der Lichtwelt abermals auf Luxon, seinen Gegenspieler, der ihn auch diesmal wieder hintergeht.

Und so kommt es letztlich, dass Mythor und Sadagar auf einer Lichtfähre nach Logghard landen, wohin sie früher oder später ohnehin hätten reisen müssen.

Die Umstände aber, unter denen der Sohn des Kometen jetzt die Fahrt zur ewigen Stadt antritt, sind mehr als entwürdigend – und Mythor gilt nicht mehr als ein Stück TREIBGUT DER STRUDELSEE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Der Sohn des Kometen als Legionär für Logghard.

Sadagar – Mythors Gefährte und indirekter Retter.

Jejed – Kapitän der Gasihara.

Oblak – Ein Mann wird zum Untoten.

Rachamon – Ein Seemagier versagt.

Nilombur – Bewohner des Eilands der Glücklichen.

1.

 

Oblak versuchte noch für ein, zwei Herzschläge, durch wildes Rudern mit den Armen sein Gleichgewicht wiederzufinden, aber die Bohlen der Ruderbänke waren nass, und da war keiner unter den Ruderern, der ihm eine Hand bot. Im Gegenteil: Das letzte, was Oblak von den Männern sah, war der unbarmherzige Ausdruck auf ihren wettergegerbten Gesichtern.

Die Peitsche noch in der Rechten, verlor er endgültig den Halt. Es bedurfte keines Stoßes mehr, um ihn mit einem gellenden, langgezogenen Schrei in die Tiefe stürzen zu lassen. Die Gischt spritzte nach ihm. Die Schaumkronen der aufgewühlten Wasser schienen weiße, perlende Finger auszubilden, um ihn zu greifen und erbarmungslos zu sich herabzuziehen.

Schreiend und wild um sich schlagend, klatschte Oblak in die übermannshohen Wellen, die über ihm zusammenschlugen. Der dicke Pelz seiner Kleidung sog sich voll und wurde zu einem tödlichen Gewicht, das ihn unbarmherzig in die Tiefe zog. Oblak kämpfte um sein Leben. Noch hatte er Kraft in den Armen und Beinen. Noch war Luft in seinen Lungen. Er kam prustend an die Oberfläche. Für Augenblicke war sein Kopf über Wasser. Oblak sah Jejed und ein paar seiner Männer zwischen den Ruderern erscheinen. Seile wurden zu ihm herabgeworfen, doch bevor er eines greifen konnte, rollte eine weitere Welle über ihn hinweg, und viel zu schnell zog die Gasihara an ihm vorbei.

Wieder stieß sein Kopf aus dem Wasser. Oblak kämpfte, doch seine Bewegungen waren zu hastig. Die Angst griff mit eisigen Klauen nach seinem Verstand. Über ihm waren die langen Ruder, doch keines niedrig genug, um danach zu greifen.

Wieder tauchte Jejed auf und brüllte etwas, das vom Toben der Wasser geschluckt wurde. Wieder flogen starke Seile herab und wurden von der Strömung fortgerissen. Oblak schrie, bis er Wasser schluckte. Die Schaumkronen überspülten ihn. Die Stiefel und das Wams zogen an ihm. Er schluckte das Wasser in seinem Mund herunter und hielt die Luft an, bis ihm die Lungen wie Feuer brannten. Oblak spürte, wie seine Kräfte erlahmten. Einmal noch schob sich sein Arm aus den Fluten. Dann riss ihn ein Strudel, der sich urplötzlich um ihn herum bildete, endgültig in die Tiefe.

Oblaks Augen waren weit offen. Glitzernde Blasen perlten an ihm empor, dem Licht der Sonne entgegen, von dem es ihn weiter und weiter fortzog. Immer dunkler wurde es um ihn herum, und er klammerte sich an eine letzte verzweifelte Hoffnung. Wenn er den Kiel der Fähre erreichen konnte ...

Oblak machte einige verzweifelte Schwimmzüge in die Richtung, in der er jetzt den dunklen Schatten des Schiffsrumpfs sah.

Der Strudel ließ ihn nicht los. Oblak verausgabte sich. Der Schmerz in den Lungen wurde unerträglich.

Schwärze breitete sich um ihn herum aus. Seine Lungen mussten platzen! In Panik riss der Seefahrer den Mund weit auf.

Keine Strömung brachte ihn wieder nach oben. Es zog ihn weiter und weiter hinab. Alles Leben war aus Oblaks Körper gewichen, als der Strudel ihn losließ.

Doch seine Augen waren offen, und sie sahen.

Was zunächst nur ein schwaches rotes Glühen gewesen war, wurde heller und zersplitterte in Tausende helle Lichtfunken, die den Leblosen umtanzten und dann in ihn eindrangen.

 

*

 

Vielleicht war es ein Unfall gewesen, wie er auf jedem Meer der Lichtwelt vorkam, wenn ein Seemann, noch dazu vom Wein oder anderen Mitteln berauscht, sich zu nahe an den schäumenden Abgrund unter der Reling wagte. Ein heftiges Schaukeln, ein plötzlicher Wasserschwall reichte aus, um Leichtsinnige über Bord zu spülen. Und auf den Ruderbänken der Lichtfähren gab es keine schützende Begrenzungen, nichts, an dem ein Mann sich hätte festklammern können. Sie waren zu beiden Seiten der mächtigen, bauchigen Schiffe außerhalb des stark nach außen gewölbten Schiffskörpers angebracht. Nur wer nicht bei klarem Verstand war, wagte sich so weit vor, wie Oblak es getan hatte.

Und er war rasend gewesen, wie immer, wenn er zuviel vom Tabak der Mondblume gekaut hatte und die Männer hinter den langen Ruderstangen zu noch größerer Anstrengung antreiben wollte – mit Peitsche und Fäusten. Eine einzige unkontrollierte Bewegung auf den glitschigen Bohlen genügte oft schon, um ein Menschenschicksal zu besiegeln.

Aber auch ein schneller Tritt oder das Vorschnellen einer Faust.

Niemand an Bord der Gasihara sollte je erfahren, was sich wirklich zugetragen hatte. Jene, die es als einzige wissen mussten, pressten die Lippen aufeinander und schwiegen eisern, auch als Jejeds Peitsche auf sie herabzuckte.

»Du, du und du!« Der Kapitän der Lichtfähre schlug unbarmherzig zu, bis den drei Männern hinter der Ruderstange das wenige, was sie am Körper trugen, in Fetzen vom Leib hing. Schwer atmend ließ er die Peitsche sinken und winkte zwei Aufseher heran.

»Bringt sie fort!«, befahl er mit sich überschlagender Stimme. »Ich werde mir überlegen, wie sie für Oblaks Tod büßen sollen!«

Kräftige Hände lösten die ledernen Riemen, mit denen die Ruderer an die Stangen gebunden waren. Hasserfüllte Blicke schlugen dem Kapitän entgegen, und noch einmal zuckte Jejeds Peitsche durch die Luft und riss blutende Striemen ins Fleisch der drei, die von ihrer Holzbank gerissen und auf Deck geführt wurden.

»Und ihr dahinten, rudert weiter! Es gibt nichts zu sehen!«

Die langen Ruder, vierzig auf jeder Seite der Gasihara, tauchten ins Wasser. Zwanzig Dutzend Männer, unter ihnen halbe Kinder und Greise, legten sich in die Riemen und bissen die Zähne zusammen. Jejed sah das Feuer in ihren Augen und spürte den Hass, der aus ihnen sprach. Nichts würden sie lieber sehen, als dass er den gleichen Fehler machte wie der einzige Mann an Bord, der Jejed etwas bedeutet hatte.

Doch der Kapitän stand breitbeinig auf den nassen Bohlen und wartete, bis von der Mannschaft drei neue Männer herbeigebracht und an die Ruderstangen gebunden wurden. Wie versteinert wirkte er, ein dunkelhäutiger, fast blauschwarzer Hüne, gut sechs Fuß groß und bepackt mit zuckenden Muskelpaketen. Der Brustpanzer aus Echsenleder hob und senkte sich unter schweren Atemzügen. Aus dem gleichen, widerstandsfähigen und phantastisch gemusterten Material bestanden der Waffenrock und die Arm- und Beinschienen des Moronen.

Nur kurz blickte Jejed hinüber zum einzigen Deckaufbau, der ihm und Rachamon als Unterkunft diente. Der Seemagier stand mit unbewegter Miene vor dem einzigen Eingang, die Arme vor der Brust verschränkt.

»Wollt ihr wohl rudern!«

Jejed ließ die Peitsche wahllos auf die Rücken der Legionäre niedersausen. Er ging die langen Reihen bis zur Mitte des riesigen Schiffes ab und blieb bei drei Ruderern stehen, deren Körper sich im Takt der Trommeln spannten, langsam nach hinten bogen und wieder nach vorne schoben.

»Du da!« Jejed stieß den Knaben, der in der Mitte zwischen zwei kräftigen Legionären saß, mit dem Stiel der Peitsche an. »Was ist los mit dir?«

Der Kopf des Knaben fuhr herum. Große Augen blickten Jejed angstvoll an.

»Hast du keinen Mund, um zu reden? Was ist? Mir scheint, du lässt die anderen für dich arbeiten!«

»Es ist nichts«, sagte da jener der beiden Kräftigeren, der ganz außen auf der Ruderbank saß, zwei Schritte vom schäumenden Abgrund entfernt. Das Langruder knirschte und ächzte in der Halterung. »Er rudert wie wir. Er hatte sich nur erschrocken, als Oblak ...«

»Habe ich dich gefragt?«, fuhr Jejed den Krieger an. »Willst du mir weismachen, ein einziger von euch Halunken hätte Mitleid mit Oblak gehabt? Ihr ...«

»Hatte er Mitleid mit uns?«

Die Peitsche zuckte in die Höhe. Für einen Augenblick sah es so aus, als wollte der Krieger seine Hände vom Ruderholz losreißen, um nach dem Riemen zu greifen, der auf sein Wams niederfuhr.

»Du wirst aufsässig, eh?«, schrie Jejed. »Du willst mit Zirpe Bekanntschaft machen? Warte, ich ...«

»Gnade, Herr!«, rief der Knabe. Doch bevor Jejed seine Drohung wahrmachen und den Finger unter die rechte Armschiene schieben konnte, hallte die Stimme des Magiers über das Deck.

»Jejed!«

Der Dunkelhäutige fuhr herum. Zorn blitzte in seinen Augen, als er den Ruderern einen letzten Blick zuwarf.

»Ich komme wieder«, knurrte er, bevor er der Aufforderung Rachamons folgte. »Verlasst euch drauf!«

Mit schweren Schritten stieg er aufs Deck und verschwand mit dem Magier im Aufbau. Viele Augen sahen ihnen nach, denn es bedeutete nichts Gutes, wenn der Kapitän und der Seemagier sich zurückzogen, um Dinge zu bereden.

Und als ob Oblaks Tod in den Wirbeln der Strudelsee ein Omen gewesen wäre, schoben sich von Osten her dunkle Wolken über den Himmel und verfinsterten die Sonne. Doch noch machte das Schiff ruhige Fahrt, noch trieb es relativ friedlich in einer der vielen Nebenströmungen der Strudelsee in Richtung Süden.

Dort, irgendwo in der Ferne, lag das Ziel der fünfhundert Legionäre aus allen Teilen der Lichtwelt, die in Sarphand den Wilden Fängern in die Arme gelaufen waren: Logghard, die Ewige Stadt des Lichtes. Dorthin waren sie unterwegs, um jene zu verstärken, die seit nunmehr 249 Sommern einen auf Dauer aussichtslos erscheinenden Kampf gegen die Mächte der Finsternis fochten.

 

*

 

Der Knabe zitterte. Seine Hände hatten nicht mehr die Kraft, die Ruderstange zu umfassen. Scheu blickte er den Mann neben ihm aus seinen großen Augen unter dem bis auf die Brauen reichenden weißen Tuch an. Es war mehrere Male um seinen Kopf geschlungen. Weiß war auch das weite, bis zu den Fußknöcheln reichende Gewand, das in der Körpermitte nur durch einen Strick zusammengehalten wurde. Farin, wie der Halbwüchsige sich nannte, hatte sich standhaft geweigert, es abzulegen, obwohl es für einen, der an die Ruder musste, denkbar unbequem war. Die Mannschaft Jejeds hatte ihm schließlich seinen Willen gelassen und gelacht. Wenn er sich unbedingt zu Tode schwitzen wollte ...

»Sei ruhig«, sagte der dunkelhaarige Krieger, legte sich in die Riemen und biss die Zähne aufeinander. »Er wird es vergessen.«

»Aber du ... Er hätte dich töten können!«

Der Knabe flüsterte es, und doch hatte seine Stimme wieder jenen seltsamen Klang, als schämte er sich seiner Jugend und bemühte sich, wie ein Mann zu sprechen.

»Er braucht uns«, knurrte nun der, der an Farins anderer Seite saß, ein Mann, der seine besten Jahre hinter sich hatte, mit fast weißem Haar und Vollbart. »Ruh dich aus, Junge, und wenn du kannst, dann hilf uns wieder. Solange schaffen wir es auch allein.«

Der Dunkelhaarige schenkte ihm einen dankbaren Blick. Farin aber drehte die Hände so, dass er die blutenden, aufgerissenen Innenflächen sehen konnte, und schüttelte den Kopf. Nur mit Mühe hielt er die Tränen zurück.

»Ich will nicht, dass ihr meine Bürde auf euch nehmt. Es war nur eine kurze Schwäche.«

»Keiner von uns nahm das hier freiwillig auf sich«, sagte der Dunkelhaarige. »Nun leg die Hände auf die Stange und tu so, als ob du rudern würdest, bevor sie dich doch noch fortholen. Bald kommt die Ablösung.«

Der Knabe wollte widersprechen, senkte dann aber den Blick und tat, wie ihm geheißen.

»Du hast mit Absicht den Zorn des Kapitäns auf dich gelenkt«, flüsterte er nach einer Weile zwischen den Ruderschlägen. »Du wolltest mich beschützen. Warum?«

»Weil wir auf der Gasihara nur dann überleben können, wenn einer dem anderen hilft, Farin. Wir sind fünfhundert Mann. Jejed hat zwanzig Kerle, Menschenschinder allesamt.«

»Jetzt einen weniger«, knurrte der Weißhaarige.

»Trotzdem genug, um uns zu knechten, denn ihre Hände sind nicht gefesselt, und sie haben Peitschen.«

»Und einen Magier, vor dem alle zittern«, fügte der andere hinzu.

Farin sah sie abwechselnd an. Dann blieb sein Blick auf dem Dunkelhaarigen haften, auf den hervortretenden Muskeln seiner kräftigen Arme, auf seinen Lippen, die zu einem schmalen Spalt wurden, wenn er sich nach hinten legte und das Ruder zog, auf den Augen, aus denen Stolz und Unbeugsamkeit sprachen.

»Sage mir deinen Namen«, bat der Knabe. Seine Hände lagen auf der Stange und zogen mit daran. Er war nicht bereit, sich zu schonen, und der Zeitpunkt seines Zusammenbruchs zeichnete sich ab.

»Du sollst doch nicht ...!«

»Sage mir, wie man dich nennt«, wiederholte Farin.

»Mythor«, antwortete der Krieger.

»Ein ... seltsamer Name.«

»Achtung!«

Einer von Jejeds Männern war bei ihnen stehengeblieben und ließ die Peitsche knallen.

»Redet nicht! Das könnt ihr tun, wenn wir am Ziel sind!«

Es hörte sich nicht so an, als ob der Seefahrer daran glaubte, dass die fünfhundert Legionäre dieses Ziel jemals erreichen würden.

 

*

 

Findelkind, Gejagter, Krieger, König und nun Legionär – einer von fünfhundert zumeist unfreiwilligen auf der Gasihara. Mythors junges Leben kannte viele Stationen, denen offenbar nur eines gemeinsam war: Jede von ihnen hätte seine letzte sein können.

Wieder einmal hatte Luxon ihm böse mitgespielt. Der ehemalige Meisterdieb war mit allen Waffen des Lichtboten, die Mythor in harten Kämpfen und nach vielen Bewährungsproben für sich erobert hatte, auf und davon. Selbst das Orakel-Leder hatte er an sich genommen, Beweis dafür, dass er weiterhin Jagd auf die Hinterlassenschaften des Lichtboten machen würde.

Mythor sah hinaus aufs relativ ruhige Meer. War Luxon, der Mann mit den tausend Namen und tausend Gesichtern, ebenfalls schon auf dem Weg nach Süden? An Bord einer anderen Galeere? Oder gar hier, als einer der fünfhundert Legionäre?

Der Sohn des Kometen glaubte nicht daran. Einer wie Luxon, dem das Glück sprichwörtlich in den Schoß fiel, würde eine andere, weitaus angenehmere Möglichkeit finden, die Strudelsee zu überwinden oder ganz zu umgehen.

Alles hatte er ihm geraubt, alles außer seinen drei Tieren, die König Lerreigen von Leone mit sich genommen hatte, um sie wieder zum verwunschenen Tal zu bringen, wo sie, dessen war Mythor sicher, auf seine Rückkehr warten würden. Ansonsten besaß Mythor nur noch das, was er am Leibe trug, wozu er auch Fronjas Bildnis zählte, das sich ihm nur noch im Spiegel zeigte. Aber es war da, es verband ihn mit ihr. Niemand konnte ihm dies wieder nehmen.

Glaubte Luxon denn tatsächlich noch immer daran, auserwählt zu sein, nachdem er, Mythor, nun endgültig durch die Großen als Sohn des Kometen anerkannt worden war? Teilte er schon den Wahn des Shallad Hadamur, die Inkarnation des Lichtboten zu sein?

Mythor unterdrückte einen Fluch und biss sich auf die Lippen. Er sollte es aufgeben, nach Luxons Motiven zu forschen. Jedes Mal, wenn er geglaubt hatte, den Glücksritter durchschaut zu haben, erlebte er eine Enttäuschung. Natürlich war Luxon auf Macht aus, aber gab es eine größere weltliche Macht als sie im Amt des Shallads vereinigt war? Luxon dürfte es nicht schwerfallen, genügend Männer zusammenzutreiben, um mit ihnen den Kampf um den Thron aufzunehmen. Was also wollte er noch? Warum gab er sich nicht endlich zufrieden?

Nein!, dachte Mythor. Ein Mann wie Luxon würde nie zufrieden sein, ganz egal, was er erreicht hatte. Es trieb ihn weiter. Und er ging über Leichen. Mythor schauderte, als er daran dachte, dass der Rivale ihn zum zweiten Mal Drudins Todesreitern zugetrieben hatte. Wäre der Stumme Große Vierfaust nicht Zeuge seiner Gefangennahme gewesen, Mythor hätte sich über kurz oder lang in Gianton wiedergefunden. So aber konnte Vierfaust im letzten Moment die echten Fänger auf den Plan rufen und die finsteren Pläne der Dämonischen durchkreuzen. Drudin war Mythor erspart geblieben. Dafür befand er sich jetzt mit fünfhundert Leidensgenossen auf dem Weg nach Süden.

Nur der Gedanke daran, so zur Ewigen Stadt zu gelangen, dem letzten der sieben Fixpunkte des Lichtboten, ließ Mythor immer wieder stillhalten und jede Demütigung über sich ergehen. Wenn der Weg dorthin tatsächlich nur über die Strudelsee führte, war er auf der Gasihara,