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Nr. 43

 

Rauschgifthändler der Galaxis

 

Stoßtruppunternehmen »Landpartie« – nur drei Mann entgehen der Nonus-Pest!

 

von KURT MAHR

 

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Die Geschichte der Dritten Macht in Stichworten:

1971 – Die Rakete STARDUST erreicht den Mond, und Perry Rhodan entdeckt den gestrandeten Forschungskreuzer der Arkoniden (Band 1).

1972 – Aufbau der Dritten Macht gegen den Widerstand der irdischen Großmächte und Abwehr außerirdischer Invasionsversuche (Band 2–9).

1975 – Die Dritte Macht greift erstmals in das galaktische Geschehen ein. Perry Rhodan stößt auf die Topsider und versucht das »galaktische Rätsel« zu lösen (Band 10–18).

1976 – Die STARDUST II entdeckt den Planeten Wanderer, und Perry Rhodan erlangt die relative Unsterblichkeit (Band 19).

1980 – Perry Rhodans verspätete Rückkehr zur Erde und Kampf um die Venus (Band 20–24).

1981 – Der Overhead greift an (Band 25–27).

1982/83 – Die Springer kommen, um die Erde als potentielle Konkurrenz im galaktischen Handel auszuschalten (Band 28–37).

1984 – Perry Rhodans erster Kontakt mit Arkon und Einsatz als Bevollmächtigter des regierenden Positronengehirns im Kugelsternhaufen M 13 (Band 38–42).

Wenn eine Streitmacht von 700 Mann nicht mehr daran denkt, den Befehlen ihres Kommandanten zu gehorchen, gerät selbst eine gigantische Kampfmaschine wie die TITAN in die höchste Bedrängnis.

Doch was noch schlimmer ist: die von der Nonus-Pest befallenen Besatzungsmitglieder sind bereits so gut wie tot, da die menschliche Medizin kein Gegenmittel kennt! Nur eine Hoffnung bleibt: Die RAUSCHGIFTHÄNDLER DER GALAXIS zu stellen und zum Reden zu zwingen!

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Chef der dritten Macht und Kommandant der TITAN.

Julian Tifflor, genannt Tiff – Der junge Leutnant der irdischen Raumflotte macht eine »Landpartie«.

Dr. Hayward – Er entdeckt den Erreger der Nonus-Pest.

Major Chaney – Er hält das Leben für »unbeschreiblich schön«.

O'Keefe und Halligan – Sie können einander nicht ausstehen.

Nathan – Für einen Hono ist er überraschend aktiv.

1.

 

Der junge, ziemlich groß gewachsene Offizier blieb vor Rhodan stehen und grüßte.

»Stehe zu Ihrer Verfügung, Sir«, meldete er knapp.

Rhodan erwiderte den Gruß lässig und nickte.

»Setzen Sie sich, Tiff!«

Tiff – Julian Tifflor, junger Leutnant der irdischen Raumflotte – horchte auf. Wenn Rhodan ihn bei dem abgekürzten Namen nannte, dann war meistens etwas los.

Tiff setzte sich. Um nur überhaupt eine Bewegung zu machen, nachdem er ein paar Minuten gesessen und Rhodan noch kein einziges Wort gesagt hatte, sah er auf den Bildschirmen entlang, die die gesamte Rundung des Kommandostandes umfassten. Geistesabwesend sah er das Gleißen der gewaltigen Sternenmassen des Kugelsternhaufens M 13 und den mattschimmernden Torpedoleib der GANYMED, die in wenigen Kilometern Abstand von der TITAN reglos verharrte.

»Unsere Lage ist miserabel!«, sagte Rhodan plötzlich, und er stieß die Worte mit solcher Heftigkeit hervor, dass Tiff erschrak. »Wir haben achthundert Mann an frischer Besatzung und einen Strukturkompensator zum Einbau übernommen. Mit fünfzehnhundert Mann an Bord wären wir ein kampfstarkes Raumschiff – das stärkste weit und breit. Aber außer den achthundert Mann Neuankömmlingen gibt es nur noch siebenhundert Kranke.

Irgendein Unbekannter sitzt uns im Nacken und möchte uns die Luft abschnüren. Bevor wir nicht wissen, wer er ist und wo wir ihn finden, können wir nichts gegen ihn unternehmen, als seine Robotschiffe abzuschießen, die er gegen uns ausgesandt hat.«

Rhodan hob den Kopf und sah Tiff fest in die Augen: »Tiff, von Mann zu Mann: Was würden Sie an meiner Stelle tun?«

Tiff war so überrascht, dass ihm das Kinn herunterklappte und der Mund offen stehenblieb. Rhodan, der allmächtige Rhodan, fragte seinen jüngsten Leutnant um Rat!

Mit der Geschwindigkeit, mit der er stets zu reagieren pflegte, verstand Tiff, dass jetzt nicht der Augenblick war, in dem er sich für das erwiesene Vertrauen bedanken oder sonst etwas Ehrerbietiges tun musste. Rhodan erwartete eine Antwort von ihm.

»Unser Unglück begann auf Honur«, rekapitulierte Tiff, nachdem er kurze Zeit nachgedacht hatte. »Honur, zweiter Planet der Sonne Thatrel, siebenundvierzig Lichtjahre von Arkon entfernt. Bewohner intelligent, aber primitiv. Völlig apathisch, ursprünglich arkonidische Siedler aus der Frühzeit der Expansion.«

Rhodan hörte aufmerksam zu, als höre er die Geschichte des Planeten Honur zum ersten Mal. Tiff sah ihn auffordernd nicken.

»Honur ist für den Anflug gesperrt«, fuhr Tiff fort. »Die ganze Welt ist eine einzige Raumschifffalle. Dutzende von Wracks aus früheren Zeiten liegen umher.

Warum?

Weil niedliche, bärenähnliche Tierchen, die Nonus, ein Nervengift mit sich herumschleppen, und zwar in solcher Dosis, dass es ihnen bis in die Haarspitzen ihres Pelzes dringt. Die leiseste Berührung einer menschlichen oder menschenähnlichen Hand genügt, um den Berührenden zu infizieren. Das Gift enthemmt ihn, lässt ihn jedes Maß verlieren, macht ihn zum pflichtvergessenen, lachenden Idioten, der keine Nahrung mehr zu sich nimmt und in einer Art Euphorie dahinlebt.

Die TITAN landete auf Honur, weil sie diese Welt als Treffpunkt mit der GANYMED ausgemacht hatte. Von wem stammte der Rat, Honur als Treffpunkt zu wählen? Von Thora, der Arkonidin.

Der Besatzung der TITAN erging es wie den Besatzungen aller anderen Schiffe, die bisher auf Honur gelandet waren. Die Bewohner zeigten sich friedfertig, wie es ihrer Apathie entsprach. Die kleinen Nonus waren so zutraulich, dass jeder sie streicheln und mit ins Schiff nehmen konnte. Die Krankheit verbreitete sich mit Windeseile. Nur fünf Leute blieben verschont: Sie, Sir, der Arkonide Crest, die beiden Mutanten Gucky und Sengu, und ich.

Im kritischsten Augenblick griff ein fremdes Raumschiff die TITAN an. Die Besatzung des fremden Schiffes bestand aus Robotern. Der Angriff konnte abgewehrt werden. Ihnen, Sir, gelang es, trotz des Zustandes, in dem sich die Mannschaft befand, den Kommandostand zu besetzen, die TITAN zu starten und Honur zu verlassen.

Eine Reihe weiterer fremder Fahrzeuge folgte unserem Schiff. Wir fünf Mann, von euphoristischen Meuterern umgeben, konnten uns nicht gegen sie wehren. Wir riefen die GANYMED von der Erde her zu Hilfe. Sie räumte mit dem Spuk auf.

Das ist die Geschichte, nicht wahr, Sir?«

Rhodan nickte nachdenklich und mit einem leisen Lächeln um die Lippen.

»So lob' ich mir den Mann!«, sagte er. »Sich die Tatsachen vor Augen führen und daraus die Schlussfolgerungen ziehen. Das wollten Sie doch ... oder nicht?«

»Gewiss, Sir. Ich weiß nur nicht, ob ...«

»Ach, Unsinn. Reden Sie!«

Tiff hob die Schultern.

»Also: Das ganze Honur-Unternehmen sieht sehr nach einer abgekarteten Sache aus. Niemand weiß, wer Thora den Rat gegeben hat, Honur als Treffpunkt vorzuschlagen. Ich bin sicher, dass sie beeinflusst worden ist – von unserem Gegner oder seinem Agenten.

Planmäßig vergiftete sich die Besatzung der TITAN, und wären nicht fünf Mann gesund geblieben, wäre die TITAN schon dem ersten, einzelnen Robotschiff ein billiges Opfer geworden. So schlug sie aber den Angriff zurück. Der Gegner erkannte, dass sein Plan wenigstens zum Teil misslungen war, und schickte eine stärkere Kampfgruppe. Wir hätten uns ihrer nicht erwehren können; aber glücklicherweise war die GANYMED noch da.«

Er brach ganz unvermittelt ab und sah Rhodan an. Rhodan spürte, dass er nun etwas sagen sollte.

»So meinen Sie also«, brummte er. »Und welchen Rat würden Sie mir geben?«

»Wir kennen den unbekannten Gegner nicht. Bisher haben wir nur seine Roboter gesehen. Aus irgendeinem Grund will er uns vernichten. Wenn wir uns wehren wollen, müssen wir wissen, wo wir ihn treffen können.

Die einzige Stelle, wo wir, wenn auch nicht mit ihm selbst, so doch mit seinem Plan in Berührung gekommen sind, ist Honur.

Ich bin der Ansicht, wir finden die Spur des Gegners entweder auf Honur ... oder nirgendwo!«

Rhodan blieb noch eine Weile stumm sitzen, dann stand er mit einem kräftigen Ruck auf. Tiff erhob sich im selben Augenblick. Rhodan legte ihm schwer die Hand auf die Schulter.

»Wissen Sie, Tiff ... einem Mann, der seine Entschlüsse gewöhnlich alleine fällt, tut es von Zeit zu Zeit gut, sich die Meinung eines anderen anzuhören. Ohne Sie gehört zu haben, wäre ich immer noch im Zweifel, ob wir uns an das mächtige Arkon um Hilfe wenden oder unsere Spur selbst suchen sollen.

Aber Sie haben mir geholfen.«

Tiff machte ein ernstes, aber glückliches Gesicht. Rhodan nahm die Hand von seiner Schulter und drohte ihm lächelnd.

»Aber sagen Sie's niemand weiter! Meine Autorität könnte darunter leiden.«

Tiff stand stramm.

»Selbstverständlich nicht, Sir!«, schnarrte er.

Rhodan wischte mit der Hand durch die Luft.

»Nehmen Sie's nicht so ernst. Sie übernehmen einstweilen die Stelle des zweiten Piloten, bis die achthundert Neuankömmlinge in ihre Aufgaben eingewiesen und ausreichend geschult sind.

Wir bleiben einstweilen an Ort und Stelle. Ich rechne aber damit, dass wir in acht bis zehn Tagen starten können.«

Tiff hatte inzwischen einen Teil seiner Scheu verloren.

»Als zweiter Pilot, Sir«, sagte er lächelnd, »sollte ich wissen, wohin wir starten.«

Rhodan verzog keine Miene.

»Haben Sie's mir nicht selbst geraten? Nach Honur natürlich.«

 

*

 

Die TITAN war ein Riesenschiff.

Fünfzehnhundert Meter maß der kugelförmige Schiffsleib im Durchmesser – eine Welt für sich, mit allen Vorzügen der modernsten arkonidischen Kriegs- und Raumfahrttechnik ausgestattet.

Während Rhodan mit seinem jüngsten Leutnant das Gespräch führte, das Tiff für immer im Gedächtnis bleiben würde, trugen sich ein paar hundert Meter weiter »unten« ganz andere Dinge zu.

In einem der medizinischen Labors waren die Ärzte dabei, dem seltsamen Rätsel, dessen Opfer die ursprünglich siebenhundertköpfige TITAN-Besatzung geworden war, auf die Spur zu kommen.

Chef des Unternehmens war Dr. Eric Manoli, vor einem halben Erdentag erst mit der GANYMED zurückgekehrt, einer von den dreien, die auf einem gebrechlichen, atomgetriebenen Raumschiff als erste Menschen den Mond erreicht hatten.

Manoli hatte eine Menge weiterer Ärzte von der Erde mitgebracht. Er war sicher, dass er den Giftstoff, der die Besatzung des Schiffes in Euphorie versetzte, innerhalb kurzer Zeit finden würde.

An der Rückwand des geräumigen Labors saß auf einem Stuhl ein Mann, dem man Arme, Beine und Oberkörper so zusammengeschnürt und an das Material des Stuhles gebunden hatte, dass er sich nicht rühren konnte.

Er sang fröhlich: »... over the ocean, over the sea, when will Mathilda be waltzing with me ...?«

Dass er zwei Liedertexte durcheinanderbrachte, schien ihm ungeheuren Spaß zu bereiten. Er versuchte, auf dem Stuhl zu schaukeln, und rutschte mitsamt dem Stuhl dadurch ein Stück nach vorne.

»Bleib ruhig, du Narr!«, schrie Manoli ihn an.

Der Mann hörte auf zu singen und sah Manoli mit strahlendem Lächeln an.

»Warum so ernst, Doc?«, fragte er. »Das Leben ist doch so schön. Warum sollten wir es uns unnötig schwermachen?«

Manoli verlor die Beherrschung.

»Du machst es mir schwer, du Narr!«, schrie er den Kranken an. »Kannst du nicht endlich wieder zur Vernunft kommen?«

»Vernunft?«, kicherte der Mann. »Ich bin doch bei Vernunft. Ihr seid die Narren!«

Euphorie nannten die Mediziner den Zustand, in dem sich dieser Mann und die übrigen sechshundertneunundneunzig der ursprünglichen Besatzung befanden. Es war jedoch keine Art von Euphorie, wie man sie auf der Erde jemals beobachtet hatte; sie sprengte jedes Maß.

Manoli und seine Mitarbeiter hatten sie deshalb Hyper-Euphorie genannt.

Sie suchten das Gift. Sie suchten es bei dem Kranken, den sie von den andern isoliert und unter schärfster Bewachung hierhergebracht hatten, und sie suchten es bei einem der wenigen Nonus, die man zu Versuchszwecken hatte überleben lassen.

Das kleine Pelztier saß eingesperrt in seinem stabilen Käfig und starrte die weißbekittelten Menschen zwischen den Stäben hindurch mit großen, traurigen Augen neugierig und zutraulich an.

Jedermann hütete sich, dem Tier näher als bis auf einen Meter zu kommen. Das ganze Wesen war zwar samt der ulkigen Schnauze nur dreißig Zentimeter lang. Aber vielleicht konnte es spucken, und vielleicht enthielt selbst der Speichel den gefährlichen Giftstoff.

Plötzlich sagte im Hintergrund des Raumes eine tiefe, ruhige Stimme: »So, ich glaube, wir haben's!«

Manoli ließ den Behälter, den er gerade in der Hand hatte, fallen und fuhr auf dem Absatz herum. Dr. Hayward, ein Riese an Gestalt, erst vor kurzem in den medizinischen Dienst der Raumflotte getreten, saß mit vergnügtem Grinsen vor seinem Mikroskop.

»Was haben Sie?«, wollte Manoli wissen.

»Das Gift«, antwortete Hayward ruhig mit einer Handbewegung zum Okular.

Mit drei, vier raschen Schritten stand Manoli neben ihm.

»Zeigen Sie!«, keuchte er.

Hayward beugte sich zur Seite. Manoli starrte ins Mikroskop.

»Sehe nichts!«, beschwerte er sich. »Ist das Zeug farblos?«

»Natürlich«, antwortete Hayward.

»Kann man's nicht färben?«

»Hab' ich noch nicht versucht.«

Manoli starrte ihn entgeistert an. »Dann tun Sie's doch! Oder glauben Sie, wir haben alle solche Luchsaugen wie Sie?«

Hayward ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er entnahm den Objektträger der Objektivplatte, ließ einen Tropfen feiner blauer Farbflüssigkeit darauffallen und schob das kleine Plastikplättchen wieder unter das Objektiv.

Manoli atmete auf.

»Na, endlich ...!«

Durch das Mikroskop zeigten sich eine Reihe von Kristallen mit regelmäßig zwölfeckigem Grundriss.

»Haben Sie schon eine Idee, was es ist?«, fragte Manoli, ohne das Auge vom Okular zu nehmen.

»Na klar«, brummte Hayward. »Es ist irgendein Hexylamin ... oder vielleicht nicht?«

Manoli nickte heftig.

»Natürlich. Sie haben völlig recht. Reicht das Zeug für eine exakte Analyse?«

»Denke schon.«

»Dann machen Sie eine, aber schnell!«

 

*

 

Hayward war ein Mann, der gerne ruhig und bedächtig sprach, seine Arbeit aber schneller als die meisten anderen Menschen tat.

Die exakte Analyse eines Hexylamins ist selbst mit arkonidischen Geräten keine leichte Sache; aber Hayward war nach anderthalb Stunden fertig damit.

Dann ging er zu Manoli.

»Na?«, machte Manoli.

»Verstehen Sie etwas von Atomphysik?«, fragte Hayward zurück.

Manoli verzog das Gesicht.

»Hören Sie, Hayward, ich wollte von Ihnen wissen, was Sie ...«

»Ja, ja, weiß schon. Um das zu verstehen, müssen Sie aber etwas von Atomphysik verstehen.«

»Wieso?«

»Kennen Sie Argon?«

»Ein Edelgas, ja.«

»Man kann es zu keiner Verbindung zwingen. Es sei denn, man ionisiert es und veranlasst es, in ionisiertem Zustand zu verbleiben. Das kann dadurch geschehen, dass man es an entsprechend gebaute Moleküle anlagert, so dass das Arkon-Atom durch ein Molekül-Elektron zwar gebunden, aber nicht neutralisiert wird.«

»Aha«, machte Manoli. »Und?«

»Und? Irgend jemand hat es mit dem Giftstoff so gemacht. Es ist ein Argono-Hexylamin, wenn ich den Namen so schnell einmal erfinden darf.«

Manoli zwinkerte.

»Irgend jemand? Wollen Sie damit behaupten ...?«

Hayward nickte behäbig.

»Genau. Ionisiertes Argon gibt es nirgendwo in ausreichenden Mengen in der Natur. Dieses Giftzeug da ist künstlich hergestellt.«

 

*

 

Das Analysenergebnis konnte nicht bezweifelt werden. Jetzt, da die Natur des Giftstoffes bekannt war, bereitete es keine Schwierigkeit, ihn in ausreichenden Mengen von den übrigen Ausscheidungen des Nonus zu isolieren, und neue Untersuchungen durchzuführen. Auch aus der Rückenmarkflüssigkeit der Kranken ließ der Giftstoff sich einfach darstellen.

Haywards Name »Argono-Hexylamin« wurde beibehalten. Abgesehen von dem chemischen bekam der Stoff einen medizinischen Namen: wegen seines aufsehenerregenden Edelgasbestandteils wurde er Argonin genannt.

Vorläufig noch unbekannt war der Mechanismus des Vorganges, der von der Vergiftung zur Hyper-Euphorie führte.

Aber weit überwältigender als die Neugierde, diesen Mechanismus kennenzulernen, war die unanfechtbare Erkenntnis, dass Argonin ein künstlich erzeugtes Produkt war.

Rhodan wurde von dem Untersuchungsergebnis sofort informiert. Er ließ Hayward und Manoli zu sich kommen und sich ausführlich Bericht erstatten. Was er gerne gewusst hätte, erfuhr er jedoch nicht: wie die Nonus dazu kamen, einen künstlichen Giftstoff mit sich herumzuschleppen.

 

*

 

Genau neun Tage, von der Ankunft der GANYMED an gerechnet, vergingen, bis die TITAN nach dem Einbau des Strukturkompensators und der Schulung der achthundert Neuangekommenen startbereit war.

Der Strukturkompensator, ein von der galaktischen Händlerrasse der Springer erbeutetes, auf der Erde eilends nachgebautes Prinzip, erzeugte ein Abschirmfeld, das die Strukturerschütterungen des vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuums, die eine jede Transition des Schiffes verursachte und die unter normalen Umständen über Hunderte von Lichtjahren hinweg zu orten waren, abgefangen und neutralisiert wurden.

Ein mit einem Strukturkompensator ausgerüstetes Schiff war gegen Strukturtastung – also Hyperortung infolge der Erschütterung, die die Transition hervorrief – vollständig gesichert, so lange nicht jemand ein Prinzip entdeckte, das die Wirkung, des Kompensators wieder zunichte machte.

Der Kompensator, den die GANYMED von der Erde gebracht hatte, war ursprünglich für die irdische Schutzflotte unter dem Kommando von Major Deringhouse bestimmt gewesen. Oberst Freyt, der Kommandant der GANYMED, versicherte mehrere Male, dass Deringhouse das Gerät nur ungern herausgegeben habe.